| Titel: | Neue Roststabform für Stück- und Graupen-Kiesöfen; von Wilhelm Helbig. | 
| Autor: | Wilhelm Helbig | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 68 | 
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                        Neue Roststabform für Stück- und
                           								Graupen-Kiesöfen; von Wilhelm
                              									Helbig.
                        Mit einer Abbildung.
                        Helbig's neue Roststäbe für Kiesöfen.
                        
                     
                        
                           Auf Grund der Thatsache, dass beim Brennen von Schwefelkies in Oefen mit Rost eine um
                              									so bessere Abröstung erzielt wird, je gleichmässiger die Korngrösse der Kiese
                              									ist,  trennt man die zerkleinerten Kiese vor dem Brennen in Stücke, Graupen und
                              									Feinkies und unterscheidet danach Stückkiesöfen,
                                 										Graupenkiesöfen und Feinkiesöfen.
                           Im Folgenden haben wir es nur mit den beiden ersten Arten von Oefen , d. i. den
                              									Stück- und Graupenkiesöfen zu thun. Die Construction beider Arten von Oefen ist im
                              									Grunde dieselbe und unterscheidet sich eigentlich nur dadurch, dass der Rost bei den
                              									Stückkiesöfen weitere, bei den Graupenkiesöfen engere Oeffnungen hat. Die Roststäbe,
                              									die man dabei jetzt fast allgemein anwendet, sind die sogen. drehbaren Roststäbe, deren Querschnittsform in der Rostfläche im
                              									Allgemeinen als quadratisch und rechteckförmig bezeichnet werden kann, mit
                              									centrischer oder excentrischer Drehungsachse. Auf diesen Rosten liegt der Kies in
                              									gleichmässiger Schicht, etwa 40 bis 60cm hoch,
                              									ausgebreitet und bleibt so lange ruhig liegen, bis die Abröstung so weit
                              									vorgeschritten ist, dass eine neue Charge aufgegeben werden muss. Bevor dies
                              									geschieht, wird durch Drehen der Roststäbe so viel ausgebrannter Kies abgelassen,
                              									als der neuen Charge, welche oben aufgeworfen wird, entspricht.
                           Beim Drehen der Roststäbe tritt nun, bedingt durch deren Querschnittform, eine Hebung
                              									der darüber liegenden Kiesschicht, oder ein Aufrütteln des ganzen Ofeninhaltes ein,
                              									infolge dessen unvollständig geröstete, meist kleine Stücke zu früh aus den obern in
                              									tiefere Lagen gerathen oder gar durch den Rost fallen. Hierin liegt der Hauptgrund
                              									ungenügender und schlechter Abröstung. Kommt zwischen zwei solcher Roststäbe ein
                              									grösseres Stück, so treten Klemmungen ein, die nur durch ein gewaltsames Drehen zu
                              									beseitigen sind, wodurch sich aber die bezeichneten Uebelstände noch vermehren, die
                              									Roststäbe sogar mitunter aus ihren Lagern herausfallen.
                           Bei von Staub und Graupen rein gehaltenen Stückkiesen ist die Abröstung auf
                              									derartigen Rosten im Allgemeinen auf einen ziemlichen Grad der Vollkommenheit
                              									gestiegen; doch ist der Erfolg einer guten Abröstung neben gutgeschulten Arbeitern
                              									sehr abhängig von dem Verhalten des Kieses während des Brennens; sie lässt noch sehr
                              									zu wünschen übrig, wenn, wie es zuweilen vorkommt, der Kies die Eigenschaft hat, im
                              									Feuer zu zerspringen.
                           Die Abröstung der Graupen ist, da die Schütthöhe niedriger ist als bei Stückkies,
                              									weit schwieriger, indem es dabei vorkommt, dass beim Drehen der Roststäbe mehr Kies
                              									herausfällt, als beabsichtigt ist, oder durch das gleichzeitige Drehen anderer
                              									Roststäbe, beim Drehen eines einzelnen, Kies an Stellen herausfällt, wo er liegen
                              									bleiben sollte.
                           Man ist daher vielfach bemüht gewesen, Verbesserungen einzuführen, um diese
                              									Unregelmässigkeiten zu beseitigen, doch bis jetzt ohne den gewünschten sichern
                              									Erfolg. So z.B. hat man u.a. sämmtliche Roststäbe eines Ofens derart verbunden, dass
                              									sie sich alle gleichzeitig und gleichartig bewegen müssen, wohl zu dem Zwecke, um zu
                              									verhüten, dass beim Drehen eines Stabes sich andere unnütz mitbewegen. Durch diese
                              									Construction wird aber der Rost sehr complicirt und zur Bearbeitung einzelner
                              									Stellen der Rostfläche ungeeignet. Ein gleichzeitiges Oeffnen und Schliessen eines
                              									so gefesselten Rostes bedingt natürlich auch ein gleichmässiges Abführen von
                              									Kiesabbränden an allen Stellen der Rostfläche. Nun ist aber bekannt, dass die Abröstung an verschiedenen
                              									Stellen im Ofen sehr verschieden ist. Die Abröstung erfolgt in der Mitte des Ofens
                              									langsamer als an den Ofenwänden, weshalb auch beim Chargiren der Oefen an
                              									verschiedenen Theilen desselben verschieden viel abgelassen werden muss.
                           Auch die Construction der Graupenkiesröste, wobei zwei Roste ziemlich dicht über
                              									einander angeordnet sind, beseitigen die mehrerwähnten Uebelstände nicht; dieselben
                              									erfordern viel Aufmerksamkeit and verdoppeln die Arbeit,
                           Es ist mir nun gelungen, zur Beseitigung der den gewöhnlichen Stück- und
                              									Graupenkiesöfen anhaftenden Uebelstände, aber mit Beibehaltung ihrer guten
                              									Eigenschaften, eine Roststabform ausfindig zu machen, die alle die im Vorhergehenden
                              									angeführten Unregelmässigkeiten in vollkommenster Weise behebt. Versuche mit diesen
                              									neuen Rosten scheinen in der That eine ganz vorzügliche Abröstung für Stück- und
                              									Graupenkies herbeizuführen.
                           Die Form dieser Roststäbe ist die eines schraubengangförmig eingedrehten Stabes von
                              									rechteckförmigem oder länglich elliptischem Querschnitt, oder die eines Rundstabes
                              									mit einem fest aufliegenden Schraubengewinde von geeignetem Querschnitt. Diese
                              									Roststäbe werden am einfachsten und billigsten von Gusseisen angefertigt, doch
                              									können dazu auch andere geeignete Metalle verwendet werden. Die Steigung und die
                              									übrigen Dimensionen, sowie der Querschnitt der Schraubengewinde richtet sich nach
                              									der Maximal- und Minimalkorngrösse des Kieses, für welche der Rost verlangt
                              									wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 237, S. 69
                              
                           Die beigegebene Skizze zeigt die näheren Details einer solchen Roststabconstruction
                              									mit rechteckigem Schraubengang. Derselbe hat am Anfang und Ende den Ansatz r und r1 welcher dazu dient, den Stab vor dem Herausfallen
                              									aus seinem Lager zu schützen. c ist der hintere
                              									Lagerzapfen des Roststabes, der in demjenigen Tragbalken aufgelagert ist, welcher in
                              									der Mitte des Ofens liegt. Der vordere Lagerzapfen f
                              									mit quadratischer Verlängerung dient zur Aufnahme eines Schlüssels, mit dem der
                              									Roststab gedreht wird.
                           Aus der Zeichnung sind die verschiedenen Lagen der Roststäbe zu einander ersichtlich,
                              									und veranschaulicht dieselbe gleichzeitig den Vorgang beim Drehen. Stehen die
                              									Roststäbe zu einander wie 1 zu 2, so bieten sie die kleinsten, stehen sie zu
                              									einander wie 2 zu 3, die grössten Oeffnungen dar. In beiden Fällen ist die freie
                              									Rostfugenfläche gleich gross – eine Eigenthümlichkeit meines Rostes, welche den
                              									bisher gebräuchlichen fehlt.
                           Die Vortheile der von mir construirten Roststäbe sind gegen die bisher gebräuchlichen
                              									drehbaren folgende:
                           1) Die Roststäbe drehen sich in Folge ihres kreisförmigen Querschnittes leichter und
                              									sind leichter zu bedienen als die bisher bekannten.
                           2) Beim Drehen der Roststäbe findet, ein Aufrütteln und Heben der Kiesschicht nicht
                              									statt, in Folge dessen kein vorzeitiges Herausfallen oder Voreilen unvollständig
                              									gerösteten Kieses.
                           3) Nebenliegende Roststäbe kommen beim Drehen eines Stabes nie mit in Bewegung, daher
                              									das Entleeren von Kies an Stellen, wo es nicht stattfinden soll, auch nicht
                              									eintritt.
                           4) Kommen grössere Stücke auf den Rost und tritt dadurch eine Klemmung ein, so wird
                              									durch Anwendung von mehr Gewalt das Stück zerkleinert, ohne irgend welche Nachtheile
                              									herbeizuführen oder befürchten zu müssen, dass der Roststab herausfällt.
                           5) Der Kies röstet sich gleichmässiger und besser ab, weil keine Unregelmässigkeiten
                              									im Niedergange der ganzen Ofenladung eintreten.
                           6) Durch die eigenthümliche Auflagerung der Kopfenden der Roststäbe ist der Zutritt
                              									von Luft seitlich der Roste ausgeschlossen; sämmtliche Luft muss unter dem Roste
                              									einströmen.
                           7) Der Kies fällt nur so lange durch den Rost, als gedreht wird. Ohne Drehung fällt
                              									kein Kies heraus.
                           8) Der nachtheilige Einfluss des Zerspringens des Kieses im Ofen ist durch meine
                              									Construction aufgehoben.
                           9) Die Roststäbe können zu einander stehen wie sie wollen, so ist doch stets die
                              									freie Rostfugenfläche gleich gross – ein Umstand, welcher für die Gleichmässigkeit
                              									der Abröstung von grosser Wichtigkeit ist.