| Titel: | Die Gerbung mit Eisenoxydsalzen als Ersatzmittel für die Lohgerberei. | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 86 | 
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                        Die Gerbung mit Eisenoxydsalzen als Ersatzmittel
                           								für die Lohgerberei.
                        Ueber die Gerbung mit Eisenoxydsalzen.
                        
                     
                        
                           Das seit Juni 1874 in Braunschweig im Gange befindliche Unternehmen, welches eine
                              									neue Methode der Mineralgerbung, insbesondere der Gerbung mit Eisenoxydsalzen (vgl.
                              									1876 220 381) zum Gegenstand hat, liefert gegenwärtig Producte, die eine nicht
                              									unfruchtbare Concurrenz mit dem lohgaren Leder erwarten lassen – wenigstens für
                              									Schuhwaaren, als dem wichtigsten Artikel, mit dem man sich bis dahin allein
                              									beschäftigt hat. Jene Methode ist aus bestimmter Anschauung über Wesen und Zweck der
                              									Gerberei überhaupt hervorgegangen, die vor längerer Zeit
                              									in den Abhandlungen der naturwissenschaftlich-technischen Commission der Akademie der
                              									Wissenschaften in München (Jahrgang 1848 Bd. 2 S. 127) niedergelegt wurden.
                           Nach der überlieferten, auch gegenwärtig noch von Vielen festgehaltenen Ansicht ist
                              									das Leder eine chemische Verbindung der Substanz der Hautfaser mit den zum Garmachen
                              									dienenden Stoffen. Berzelius definirt das Leder mit
                              									vorsichtiger Zurückhaltung nur als eine „Vereinigung“ der beiden
                              									Bestandtheile, die Frage über die Art der Bereinigung offen lassend; ebenso Dumas, der nur von einer „Combination“ im
                              									Allgemeinen spricht, ohne diesen Begriff bestimmter klar zu stellen. Die Annahme
                              									einer der Gerbung zu Grunde liegenden chemischen Verbindung, ursprünglich von der
                              									Fällbarkeit des Leimes durch vegetabilische Gerbstoffe hergenommen, erscheint von
                              									vornherein unwahrscheinlich. Vor allen Dingen ist die Haut nichts weniger als Leim,
                              									sondern nur ein leimgebendes Gebilde. Im Leder ist die histologische Form und
                              									Beschaffenheit des leimgebenden Gebildes unverändert erhalten; es kann aus manchen
                              									Ledern, namentlich aus dem mit Tannin aus Galläpfeln und mit Mineralsalzen gegerbten
                              									Leder, in unveränderter Beschaffenheit und Form wieder hergestellt werden. Die
                              									Werbemittel zur Umwandlung der Haut in Leder (vegetabilische Gerbestoffe, Fett,
                              									Pikrinsäure, Paraffin, Alaun, Mineralsalze) sind in ihrer chemischen Natur so
                              									abweichend als nur immer denkbar. Endlich sind bei der Aufnahme der Gerbemittel
                              									durch die Haut feste Gewichtsverhältnisse, wie sie doch chemischen Verbindungen
                              									wesentlich zukommen, niemals nachweisbar.
                           Zu diesen negativen Gründen brachten die citirten Studien über das Wesen der Gerberei
                              									noch eine Reihe von positiven Nachweisen, wonach die Verbindung der Gerbemittel mit
                              									dem Hautgewebe als eine rein physikalische, in der Hauptsache als eine Aeusserung
                              									der Flächenanziehung, keineswegs der chemischen Affinität, als ein Vorgang
                              									erscheint, der im Princip ganz und gar mit der Färberei, nur mit ganz verschiedenem
                              									Zweck, zusammenfällt. Das ungegerbte feuchte Hautgewebe fällt unaufhaltsam der
                              									Fäulniss anheim und verschwindet zuletzt im Wasser fast ohne Rückstand. Es bildet
                              									nach dem Trocknen eine feste, steife, knitternde, ungefüge, durchscheinende, durch
                              									Mangel an Geschmeidigkeit für alle Anwendungen (etwa das Pergament abgerechnet)
                              									unbrauchbare Masse. Diese Eigenschaft beruht auf der ungewöhnlichen Klebkraft der
                              									feuchten Fasern, wodurch sie während des Trocknens dicht und unlösbar
                              									zusammenhatten. Die Gerbung hat den Zweck, die Faser mit einer Schicht eines Stoffes
                              									zu umkleiden, die das feste Zusammenkleben entweder gänzlich aufhebt, wie bei der
                              									Lohgerberei, oder doch nur auf einen sehr mässigen Grad vermindert, welches nachher
                              									eine Trennung auf mechanischem Wege ohne Schwierigkeit ermöglicht (z.B. Stollen der
                              									weissgaren Leders). Die grosse Zugänglichkeit der Haut für die Fäulniss beruht in erster Linie darauf,
                              									dass die Fasern, im Wasser langsam ihre feste Form aufgebend, sich in eine
                              									schlüpfrige, gallertartige, im Wasser zergehende Masse verwandeln. Durch das
                              									Gerbemittel wird dieser Uebergang unmöglich gemacht und der Fäulniss eine Grenze
                              									gesetzt, indem dieses die Oberfläche mit einer Schicht unlöslichen Materials
                              									überkleidet und die an der Faser haftende gallertartige Substanz mit
                              									niederschlägt.
                           So wenig wie bei der Färberei und den Erscheinungen der Flächenanziehung überhaupt,
                              									so wenig sind chemische Erscheinungen bei der Gerbung ausgeschlossen. Die
                              									Flächenanziehung ist im Gegentheil eine Kraft, die oft genug chemische Affinitäten
                              									überwindet; so wird unter dem Einfluss der Hautfasern bekanntlich der Alaun
                              									geradeauf gespalten, das Thonerdesalz wird von der Faser aufgenommen, das
                              									Alkalisulfat bleibt in Lösung.
                           Wenn die Gerbung das Wunder vollbringt, aus zwei im höchsten Grade veränderlichen
                              									Stoffen, wie beispielsweise thierisches Gewebe und Tannin, ein ungemein Fäulniss
                              									beständiges Ding, wie das Leder, zu erzeugen, so beruht dies einfach darin, dass
                              									mittels der Flächenanziehung die beiden auf einander reagirenden Stoffe einander
                              									unlöslich und für Fäulniss und Verwesung unzugänglich machen.
                           Nach obiger Anschauung über den Vorgang beim Gerben gehört zu einem Gerbemittel
                              									weniger chemische als physikalische Qualität; chemisch wird nur vorausgesetzt, dass
                              									es die Substanz der Haut nicht angreift und keine für die Qualität derselben na
                              									entheilige Reaction besitzt. Die physikalischen Voraussetzungen dagegen sind: Das
                              									Gerbemittel soll reichlich löslich sein, aber einmal gelöst vom Wasser leicht
                              									abgegeben, nicht zu stark zurückgehalten werden; es soll möglichst geneigt sein, der
                              									Flächenanziehung der Hautfaser zu folgen; es soll den Gesetzen der Diffusion
                              									möglichst entsprechen, d.h. eine vom Wasser möglichst differente Lösung bilden; es
                              									soll endlich colloidal oder doch amorph, niemals krystallinisch sein in dem
                              									Zustande, in welchem es von der Haut gebunden wird. Es gibt nun eine grosse Anzahl
                              									von Körpern, welche die Fähigkeit besitzen, sich auf dem Wege der Flächenanziehung
                              									mit der Hautfaser zu verbinden und dieser eine Gare zu ertheilen (u.a. auch die
                              									meisten Farbstoffe, die sich in eine mit der Haut verträgliche Lösung bringen
                              									lassen); aber nur eine verhältnissmässig beschränkte Auswahl liefert eine brauchbare
                              									Gare, d.h. ein Leder, dessen Eigenschaften sich so entwickeln lassen, wie es die
                              									praktische Anwendung voraussetzt; auch von diesen Körpern sind wiederum eine Anzahl
                              									aus ökonomischen Gründen ausgeschlossen.
                           Eingehende Studien über das Wesen der Gerberei haben nun erkennen lassen, dass
                              									gewisse Eisenpräparate, nämlich Eisen oxydsalze, durch ihre chemischen,
                              									physikalischen und ökonomischen Eigenschaften nicht minder für Gerbereizwecke
                              									geeignet sind als die gebräuchlichen Gerbestoffe. Diese Wahrnehmung steht anscheinend im
                              									Widerspruch mit den bis dahin gemachten praktischen Erfahrungen. Das Gerben mit
                              									Eisenoxydsalzen ist nämlich seit den ersten Decennien dieses Jahrhunderts mehrfach
                              									versucht worden, aber immer mit schlechtem oder zweifelhaftem Erfolg. Der ungemein
                              									raschen Wirkung beim Garmachen, einem befriedigenden Schnitt und reichlichen
                              									Gewichte des Productes stand eine das Auge wenig befriedigende Farbe und eine fast
                              									unbezwingliche Neigung zu Härte und Brüchigkeit (namentlich Narbenbruch) gegenüber,
                              									die man nur durch einen neuen Fehler, nämlich durch übermässiges Schmieren mit Fett
                              									bei Kalb- und Fahlleder auszugleichen strebte. Versuche, wie die in Rede stehenden
                              									von Hand zu Mund, mit dem ersten besten Eisensalze ohne Rücksicht auf dessen
                              									chemische und physikalische Beschaffenheit und ohne gehörige Wahrnehmung der
                              									Eigenart des eisengaren Leders angestellt, d.h. nach der Schablone der Lohgerberei
                              									ohne Rücksicht auf die eingreifende Verschiedenheit des Verhaltens der
                              									beiderseitigen Producte durchgeführt, waren wenig zur endgiltigen Entscheidung über
                              									den Werth des eisengaren Leders geeignet.
                           Die Unternehmung in Braunschweig beruht im Gegentheil auf der Wahrnehmung, dass alle
                              									oder die meisten Eisenoxydsalze von der Hautfaser aufgenommen werden und gerbende
                              									Eigenschaften besitzen, aber mit sehr ungleichem Erfolg in Bezug auf den Werth des
                              									Productes; sie beruht ferner auf der Wahrnehmung, dass der physikalische Zustand des
                              									Eisenpräparates mindestens ebenso entscheidend, oder noch massgebender ist, als die
                              									chemische Constitution. In diesem Sinne war die Beobachtung gemacht worden, von der
                              									die genannte Unternehmung ihren Ausgang nahm, die Beobachtung nämlich, dass ein
                              									basisch schwefelsaures Eisenoxyd von einer angemessenen Darstellung in
                              									ausgezeichnetem Grade den Anforderungen an ein brauchbares Gerbemittel
                              									entspreche.
                           Das Präparat ist, so wie es zu Gerbezwecken dargestelltNach der Patentbeschreibung setzt man zur Darstellung dieses Eisensalzes zu
                                    											einer kochenden Lösung von Eisenvitriol so viel Salpetersäure, als zur
                                    											vollständigen Oxydation des Salzes erforderlich ist. Ist die Gasentwicklung
                                    											vorüber, so fügt man umgekehrt zu der das Eisen nun als Oxyd enthaltenden
                                    											Lösung wieder Eisenvitriol, bis das abermals auftretende Aufbrausen
                                    											aufgehört hat. Die Lösung hat nun eine gelbrothe Farbe und eine mehr oder
                                    											weniger syrupartige Beschaffenheit. Sie hinterlässt, langsam verdunstet, das
                                    											trockene Eisenoxydsalz als einen klaren, durchsichtigen, tief rothgelben,
                                    											ins Orange spielenden Firniss. In diesem Zustand besitzt das basisch
                                    											schwefelsaure Eisenoxydsalz wesentlich verschiedene Eigenschaften gegen das
                                    											nach dem Recept chemischer Lehrbücher dargestellte oder im Handel
                                    											vorkommende Präparat. Das letztere gibt keine syrupartige Lösung, ist von
                                    											gelblichbrauner Farbe und zersetzt sich in concentrirter wässeriger Lösung
                                    											beim Kochen, wahrend das nach oben beschriebener Methode dargestellte
                                    											Präparat sich selbst als Lösung von 30 bis 40° B. unzersetzt kochen lässt.
                                    											Ausserdem wird das Knapp'sche Salz von der
                                    											thierischen Haut bedeutend reichlicher aufgenommen. wird, amorph,
                              									fast in allen Verhältnissen im Wasser löslich, wird von dem Lösungsmittel ungemein leicht
                              									abgegeben, ist als Lösung haltbar und beständig, verhält sich chemisch indifferent
                              									zur Hautfaser, besitzt eine ausgesprochene physikalische Verwandtschaft zu
                              									derselben, bildet eine vom Wasser stark differente, der Diffussion sehr günstige
                              									Lösung und wird in Folge dieser verschiedenen Seiten seines Verhaltens leicht, d.h.
                              									ungemein rasch und reichlich von der Hautfaser aufgenommen. Dazu kommt höchst
                              									einfache und billige Herstellung, geringer Preis und Unerschöpflichkeit des
                              									Rohstoffes, der auch bei der ausgedehntesten Anwendung zum Gerben schwerlich eine
                              									nennenswerthe Preissteigerung erfahren dürfte.
                           Erst um das J. 1860 fing die Untersuchung über Mineral- und Eisengerbung an, sich aus
                              									dem Kreise wissenschaftlicher Studien auf die Werkstätte des praktischen Gerbens
                              									auszudehnen. Der Vorstand der Eichthal'schen
                              									Lederfabrik zu Giesing bei München, L. Kester und
                              									dessen Söhne, boten die Hand zu Versuchen in grösserem Massstabe unter ihrer
                              									erfahrenen Leitung. Durch die Ungunst des Zufalls mussten die Versuche sehr bald,
                              									und noch ehe ein bleibendes Ergebniss gewonnen sein konnte, wegen Uebersiedelung
                              									eines der Betheiligten nach einem entfernten Ort abgebrochen werden. Nach einer
                              									abermaligen längeren Pause, nämlich im Sommer 1874, unterzog sich die Firma E. Gottfriedsen und Comp. in Braunschweig der Aufgabe,
                              									die gemachten Beobachtungen praktisch auszubeuten, nachdem sie die Ueberzeugung
                              									geschöpft, dass aus den im Laboratorium gewonnenen Principien sich wohl ein
                              									zuverlässiges Verfahren zum Betriebe im Grossen entwickeln lassen dürfte. Es lag
                              									dabei auf der Hand, dass der Erfolg von zwei wesentlichen Umständen in der Art des
                              									Vorgehens abhängen dürfte, nämlich: Mitwirkung des erfahrenen praktischen Gerbers;
                              									ferner methodisches Vorgehen Schritt für Schritt. Hr. Albert
                                 										Heyer, Besitzer der ersten Lohgerberei in Braunschweig, stellte sein
                              									Urtheil und seine Erfahrung in Bezug auf die Qualität des Productes zur Verfügung.
                              									Man musste auf erhebliche Opfer an Geld nicht blos, sondern auch an Zeit und Arbeit
                              									gefasst sein. Nach angestrengter Thätigkeit von 3 Jahren sind die eigentlichen
                              									Versuchsarbeiten nunmehr zum Abschluss gebracht, d.h. die für die praktische
                              									Durchführung massgebenden Grundsätze, Regeln und Griffe festgestellt; das Verfahren
                              									ist für einen laufenden fabrikmässigen Betrieb reif. Man hielt für angemessen, um
                              									die Kräfte nicht zu sehr zu zersplittern, vorerst nur die zur Fussbekleidung
                              									dienenden Ledergattungen (Sohl-, Fahl- und Kalbleder) ins Auge zu fassen, als den
                              									wichtigsten und keineswegs leichtesten Theil des Unternehmens.
                           Das erste, um was es sich handeln musste, war die Herstellung des Gerbsalzes bezieh.
                              									der Gerbflüssigkeit. Dabei kamen mehrere Gesichtspunkte in Betracht: zunächst
                              									Feststellung des rein chemischen Verfahrens, der Bedingungen, unter denen die
                              									chemische und physikalische Constitution des Präparates mit Sicherheit erhalten werde;
                              									dann Fragen der Billigkeit, in Bezug auf Rohstoff, Agenden und sonstige Hilfsmittel;
                              									endlich Construction des Apparates und dessen billigste Form zur Arbeit im grossen
                              									Massstab. Das aus den Versuchen im Grossen hervorgegangene Verfahren, wie es nun
                              									feststeht, liefert ein basisches, schwefelsaures Eisenoxydsalz, gegen die Hautfaser
                              									chemisch indifferent, physikalisch ungemein wirksam, die stärkste Wildhaut in 3mal
                              									24 Stunden vollkommen gar machend. Das gerbende Salz selbst ist amorph, in jedem
                              									Verhältniss im Wasser löslich, wird von dem Wasser leicht und reichlich abgegeben.
                              									Was die zur Herstellung erforderliche Zeit anbelangt, so ist diese kaum in Anschlag
                              									zu bringen und eigentlich nur von der Ausdehnung des Apparates abhängig; das zu den
                              									Versuchen erforderliche Quantum von einigen Centnern war jederzeit in 1½ Stunden zum
                              									Gebrauch fertig. Was den Aufwand an Arbeit betrifft, so ist 1 Mann hinreichend zur
                              									Beaufsichtigung des Apparates und Ganges der Operation; wie viel derselbe in 1
                              									Arbeitstag wird liefern können, lässt sich zur Zeit nicht sagen, weil der Umfang der
                              									Versuchsgerberei eine nur sehr unvollkommene Ausnutzung des Arbeiters gestattet. Was
                              									endlich die Kosten an Material anlangen, so hat man sich vorläufig begnügt, die
                              									Rohstoffe von den Droguisten zu deren Preisen bei Abnahme in einzelnen Centnern zu
                              									beziehen; danach berechnet sich der Materialwert (also mit Ausschluss der Kosten für
                              									Feuerung, Arbeit und sonstigen Spesen) für 1k
                              									trockenes Gerbsalz zu 30 Pf. Das Gerbsalz wird seinem ganzen Bestände nach von der
                              									Hautfaser aufgenommen, wie durch chemische Analyse festgestellt ist; 100k Gerbsalz sind also 100k Gerbmaterial. Nimmt man to Eichenlohe 15 Proc.
                              									vegetabilischen Gerbstoff an und setzt den Preis mittlerer Qualität zu 6 M., der
                              									Spiegelborke zu 8,33 M., so stellt sich 1k
                              									vegetabilischer Gerbstoff der Lohe zu 80 Pf., also 2½ bis 3¾mal theurer im
                              									Materialwerth. Dabei sind die Preise der Lohe im Steigen, während die des Gerbsalzes
                              									bei Benutzung der billigsten und unmittelbarsten Bezugsquellen für den Rohstoff noch
                              									wesentlich herabgehen, aber sicherlich nie steigen werden, denn Eisensalze sind
                              									immer leicht und in unerschöpflicher Menge zu beschaffen. Die billigen Lohpreise in
                              									Amerika fussen lediglich, namentlich in Bezug auf Hemlock-Fichtenlohe, auf
                              									Raubwirthschaft, und haben keinen Bestand auf Dauer.In der nachfolgenden Berechnung für deutsche Gerbung ist nach der Deutschen Industriezeitung, 1877 S. 444
                                    											angenommen, dass 100k
                                    											Buenos-Ayres-Salzhaut an fertigem Leder 70k ergeben. Der Verbrauch an Lohe ist sehr niedrig berechnet mit
                                    												3k,50 Lohe auf 1k Rohgewicht Salzhaut oder, bei obiger
                                    											Annahme von 70 Proc. Gewichtsrendement, mit 5k Lohe für die Herstellung von 1k Leder. Das Eisensalz ist berechnet unter der oben erwähnten
                                    											Voraussetzung dass im fertigen, durchaus trockenen Leder 45 Proc.
                                    											wasserfreier Gerbstoff enthalten sind, also auf 70k Leder 45 Proc. oder 31k,5 Eisensalz. Wo diese Voraussetzung
                                    											nicht zutrifft, also die Quantität des verbrauchtenGerbstoffes grosser
                                    											oder geringer ist, da wird natürlich auch das Gewichtsrendement ein anderes
                                    											sein.In DeutschlandLohgerbung.Eisengerbung.M.M.100k Buenos
                                          													-Ayres-Salzhaut zu 1,50 M. für 1k150,00150,00350k Lohe zu 16 M.
                                          													für 100k56,00–Gewichtsrendement 70k, hiervon 45 Proc. =     31k,5 Gerbstoff zu 67,36 Pf.–21,21Arbeitslöhne12,0012,00––––––––––––––––––––––––––218,00183,21Jährliche 5 proc. Zinsen auf obige Auslagen10,90–          „                     „              
                                          													„            für 0,1 Jahr–0,92Zinsen des Anlagekapitals, Amortisation,
                                          													Repara-    turen und Geschäftsspesen 8 Proc. pro Jahr17,44–Zinsen des Anlagekapitals, Amortisation,
                                          													Repara-    turen und Geschäftsspesen jährlich 8 Proc.
                                          													für    0,1 Jahr–1,46––––––––––––––––––––––––––246,34185,59Unterschied zu Gunsten der
                                          													Eisengerbung= 24,66 Proc.
                           
                           Die Zeit zum Garmachen der schwersten Wildhaut mit Eisenoxydlösung ist mit 1 Woche
                              									überreichlich angeschlagen; zum Garmachen mit Eichenlohe bedarf man nach
                              									amerikanischer Art mit Extracten 8 Monate, nach deutscher Art durch Versetzen 18
                              									Monate, also 32 bis 72 mal soviel Zeit. Für schwere Häute genügen 3 mal 24 Stunden,
                              									für Felle 2mal 24 Stunden im Durchschnitt.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)