| Titel: | De Laguerenne's elektrische Uhr. | 
| Autor: | E–e. | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 155 | 
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                        De Laguerenne's elektrische Uhr.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									13.
                        De Laguerenne's elektrische Uhr.
                        
                     
                        
                           In der Société d'Encouragement (vgl. Bulletin, 1877 Bd. 4 S. 219) haben H. Duméry und Th. du
                                 										Moncel über die elektrische Uhr von De
                                 										Laguerenne in Mont Saint Angel bei Montluçon (Allier) Bericht erstattet.
                              									Duméry hebt zunächst hervor, dass De Laguerenne darauf ausgehe, eine billige, wenn auch
                              									rohere Uhr herzustellen, welche nicht über den Horizont der Landschlosser
                              									hinausgehe. Zur Ausgleichung der plumpen Construction verwendet der Erfinder eine
                              									Auslösung mit langen Hebeln und grossen Winkelbewegungen; anderwärts wären die
                              									dadurch verlorenen Zeiten ebenso viele Fehler, hier helfen sie den beabsichtigten
                              									Zweck erreichen.
                           Der ganze Apparat besteht aus 3 Theilen: irgend einem gewöhnlichen Chronometer, einem
                              									unabhängigen Weiserwerke und einem Schlagwerke. Jeder der 3 Theile hat sein eigenes
                              									Triebwerk und kann, da er durch die Elektricität nur veranlasst wird, den Angaben
                              									des Chronometers entsprechend zu wirken, am günstigsten Platze aufgestellt werden,
                              									bei einer Kirche z.B. kann der Chronometer in der Sacristei, das Schlagwerk auf dem
                              									Thurm neben der Glocke, das Weiserwerk in der Höhe der Orgeln untergebracht werden.
                              									Die treibenden Gewichte des Weiserwerkes und des Schlagwerkes werden nach der Grösse
                              									der Uhr und der Hämmer gewählt. Uebrigens kann auch das Weiserwerk oder das
                              									Schlagwerk wegbleiben.
                           Zur Erzielung eines sichern Ganges ist eine doppelte Auslösung gewählt. Der
                              									Elektricität fällt blos eine Auslösung ohne Widerstand zu, welche einen Fallblock
                              									loslässt, worauf dieser bei seinem Falle auf eine sehr kräftige Auslösung wirkt. Die
                              									treibenden Gewichte werden beständig wieder aufgezogen, und zwar geschieht dies beim
                              									Weiserwerke elektrisch in der Zeit zwischen zwei auf einander folgenden Bewegungen
                              									des Minutenzeigers, der sich nur alle Minuten bewegt.
                           Fig. 7 Taf. 13
                              									zeigt ein Weiserwerk, das durch die Elektricität immer wieder aufgezogen wird,
                              									dessen Gewicht also nahezu immer in derselben Höhe bleibt. Die Schlagwerke sind
                              									ähnlich eingerichtet. Man kann aber beide Werke auch nicht durch Elektricität
                              									aufziehen, sondern in gewöhnlicher Weise, und dann wickelt sich das Seil des
                              									Triebgewichtes auf Walzen, und ist die Grösse der Weiser und Hämmer nur von dem
                              									verwendbaren Triebgewichte abhängig, nicht von der elektrischen Kraft.
                           Weiser- und Schlagwerk stehen unter dem Einfluss einer gewöhnlichen Uhr, welche durch
                              									eine Contactvorrichtung in jeder Secunde einen Strom durch alle
                              									Aufzieh-Elektromagnete sendet und in jeder Minute einen durch alle
                              									Weiserwerk-Elektromagnete; eine ähnliche Contactvorrichtung sendet bei jedem Schlage
                              									der Uhr den Strom durch alle Schlagwerk-Elektromagnete. A1 ist die Hauptwelle aller Werke; auf sie
                              									wirkt unmittelbar und beständig das Triebgewicht am Seile G und dreht sie um, so lange nicht der Aufhalter t sich vor den auf der Welle A1 sitzenden Arm A1t legt. Der
                              									elektrische Strom beseitigt diesen Aufhalter und das auf dem Arme selbst sitzende
                              									Excenter e legt ihn nach einem Umlaufe wieder vor. Eine
                              									Umdrehung der Welle A1
                              									macht den Minutenzeiger
                              									um 1 Minute springen; das Schlagwerk aber gibt bei jedem Umlaufe von A1 einen Schlag und
                              									deshalb müssen ebenso viele auslösende Ströme durch den Elektromagnet V1 gesendet werden,
                              									wieviel Schläge ertönen sollen.
                           Der Strom lässt V1
                              									seinen Anker a1
                              									anziehen, der Haken am obern Ende des Ankerhebels lässt den Stift mo des Fallblockes pom
                              									frei, und der Block p fällt bei E auf den Hebel Et, welcher den Aufhalter t trägt; dieser um O
                              									drehbare Hebel wird in seiner horizontalen Lage erhalten durch einen Stift c, welcher sich in eine Kerbe in dem Winkelhebel sP (Fig. 8) einlegt. Beim
                              									Fallen von p aber wird c
                              									frei gemacht, da ein Stift t1 am Arme op des Fallblockes den Arm s nach links schiebt. Der nicht mehr unterstützte Hebel
                              										Et senkt sich durch den von p empfangenen Schlag, und t wird dem Arme A1t aus dem Wege gerückt. Dann macht die Welle A1 mit dem Arme A1
                              									t, getrieben durch das Gewicht am Seile G, einen Umlauf; das Excenter e hebt mittels der an op anfassenden
                              									Zugstange eb den Block p
                              									wieder in seine ursprüngliche Lage, in welcher er durch den Haken am Ankerhebel
                              									mittels des Stiftes om erhalten wird. Bei seinem Heben
                              									nimmt der Fallblock durch die Zugstange bb1 zugleich den Hebel EtO mit und bringt ihn in die horizontale Lage zurück, in welcher er durch
                              									den Arm s, worauf das Gegenwicht P wirkt, erhalten wird, so dass nun der Aufhalter t sich sperrend vor den Arm A1
                              									t legt. Ein schwacher Strom reicht hin, um alle diese
                              									Bewegungen hervorzurufen, weil der Fallblock op in
                              									nahezu verticaler Stellung sich befindet und deshalb seine Auslösung sehr leicht
                              									erfolgt. Sein Fall auf E aber reicht stets völlig aus,
                              									um den Aufhalter t zu beseitigen, auf welchen das
                              									Triebgewicht mittels A1
                              									t einen kräftigen Druck ausübt.
                           Die einen Umlauf machende Welle A1 trägt ein Getriebe R1 mit 12 Zähnen; dieses greift in das
                              									120er Rad R2, das auf
                              									dessen Achse A2
                              									sitzende Getriebe R3
                              									von 15 Zähnen aber in das Rad R5 von 90 Zähnen; das letztere macht also bei jedem
                              									Umlaufe von A11/60 Umdrehung und deshalb springt der auf
                              									seine Achse A3
                              									aufgesteckte Zeiger x stets um 1 Minute. Das noch auf
                              										A3 sitzende 20er
                              									Getriebe R5 treibt das
                              									60zähnige Rad R6, auf
                              									dessen Achse A4
                              									wiederum ein Getriebe R7 (20 Zähne) sitzt und das 80er Rad R8 treibt; R8 aber ist auf eine über A3 geschobene Hülse aufgesteckt und trägt
                              									den kleinen, die Stunden angebenden Zeiger y. Die
                              									Getriebe R5 und R7 sind auf ihren
                              									Achsen nur durch Schrauben befestigt, welche gelüftet werden, wenn man die Zeiger
                              										x und y stellen
                              									will.
                           Das Triebgewicht hängt am Seile G, wickelt sich um eine
                              									die Welle A1 umgebende
                              									Trommel und wirkt auf A1 mittels eines Sperrrades, in welches sich ein am Getriebe R1 sitzender Sperrkegel
                              									einlegt. Um dieses sich bei jeder Umdrehung von A1 ein Stück senkende Gewicht wieder zu heben, wird
                              									der Strom alle Secunden durch den Aufzieh-Elektromagnet V geschickt; dieser zieht seinen Anker a an,
                              										hebt dadurch den
                              									andern Arm QU des Winkelhebels aQU und schiebt mittels des an diesem Arme sitzenden Sperrkegels ein
                              									zweites, auf die Trommel aufgestecktes Sperrrad r um 1
                              									Zahn rückwärts; ein ganz hinter dem ersten Sperrkegel U
                              									liegender und in der Figur deshalb nicht sichtbarer Hilfssperrkegel hält den
                              									zurückgestossenen Zahn fest; 56 Stösse drehen die Trommel einmal um und bringen
                              									somit das Gewicht in seine Anfangslage zurück.
                           Da aber die Aufziehbewegung dem Niedergange des Gewichtes und dem Umlaufe der Welle
                              										A1 entgegengesetzt
                              									ist, müssen der Sperrkegel U und sein Hilfssperrkegel
                              									während der letztern Bewegung ausgehoben werden. Dazu zieht der Ansatz On des Hebels EtO, wenn
                              										p niederfällt und dieser Hebel sich senkt, mittels
                              									der Zugstange nH die beiden Enden H der Sperrkegel nach links und hebt sie dadurch aus.
                              									Der Ansatz On wirkt auf die Sperrkegel mittels eines in
                              									die ovalen Löcher H hineinragenden Stiftes; diese
                              									Löcher sind oval, damit die anderen Bewegungen der Sperrkegel nicht gehindert
                              									werden. Bei jenem Zurückziehen der Sperrkegel werden ihre langen Arme UI aus einem Einschnitte I
                              									in einer Scheibe gehoben, welche von einem 12zähnigen Getriebe R abhängig ist, und sie können nicht wieder einfallen,
                              									bis R einen Umlauf vollendet hat; derselbe wird aber in
                              									der nämlichen Zeit gemacht, in welcher das Getriebe R1 und der Arm A1t ihren
                              									Umlauf vollenden; somit bleiben während dieser Zeit die Sperrkegel ausgehoben, und
                              									das Triebgewicht kann niedergehen.
                           Du Moncel berichtet, dass bei der 1874 der Société d'Encouragement vorgelegten Uhr, auf welche
                              									sich Duméry's Bericht bezieht, als Elektricitätsquelle
                              									eine Batterie benutzt wurde, deren Kraft sich nach der Grösse der Uhr zu richten
                              									hatte. Da ferner der Aufhaltarm bei jeder Stromschliessung (alle Minuten) eine ganze
                              									Umdrehung machen musste, so ist die Einlösung mittels zweier geschlitzten Zugstangen
                              									etwas verwickelt ausgefallen. Die neuerdings (1876) vorgelegte Uhr hat De Laguerenne unter Festhaltung des ursprünglichen
                              									Principes wesentlich vereinfacht; auch ist es ihm geglückt, die Batterie durch eine
                              									magneto-elektrische Maschine zu ersetzen, welche durch den Regulator selbst in
                              									Thätigkeit gebracht wird, wenn eine Stromsendung nöthig ist. Dazu benutzt De Laguerenne ein Zwischentriebwerk, mit hinreichend
                              									schwerem treibendem Gewicht und lässt dasselbe in ähnlicher Weise wie an der altern
                              									Uhr auslösen. Die Auslösung erfolgt alle Minuten, und dann lässt das Triebwerk die
                              									magneto-elektrische Maschine eine Bewegung machen, welche zur Erzeugung des das
                              									elektro-chronometrische Zählwerk auslösenden Stromes hinreicht. Da ferner das
                              									Schlagwerk des Regulators seinerseits aller ganzen und halben Stunden, und zwar ein
                              									wenig nach der Bewegung des Minutenzeigers, auf die Auslösung des
                              									Zwischentriebwerkes wirken kann, so kann dieselbe elektro-magnetische Maschine auch
                              									die Ströme für die Schlagwerke liefern.
                           
                           Hierzu sind zwei Fallblöcke vorhanden, welche auf den Auslöshehel des Zwischenwerkes
                              									fallen; der eine wird ausgelöst durch ein auf die Achse des Minutenzeigers des
                              									Regulators aufgestecktes Sperrrad mit 60 Zähnen, der andere durch ein einfaches, auf
                              									der Achse des Helmes des Schlagwerkes sitzendes Sperrrad, dessen Zähne als Excenter
                              									wirken. Letzterer lässt sich auch entbehren, da das Schlagwerk an sich Kraft genug
                              									zu liefern vermag. Da hierbei für die Schlagwerke und die Weiserwerke verschiedene
                              									Fallblöcke vorhanden sind, so kann man den Inductionsstrom leicht bald in den
                              									Schlagwerken, bald in den Weiserwerken wirken lassen und braucht dazu nur an den
                              									Fallblöcken entsprechend lange, im Augenblicke ihres Falles auf einen Commutator
                              									wirkende Stäbchen anzubringen.
                           Die anfangs erwähnte Vereinfachung der Auslösung der Weiserwerke liess sich nur durch
                              									genauer gearbeitete Räder erreichen, im Widerspruch zu De
                                 										Laguerenne's ursprünglichen Absichten. Da jedoch im Weiserwerke 2 Räder und
                              									in der Auslösung eine Zugstange wegfallen, so entspricht die Anordnung noch immer
                              									jener Absicht.
                           
                              
                                 E–e.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
