| Titel: | Einfache Gasbürette zur qualitativen und quantitativen Untersuchung von Gasgemengen; von Dr. H. Bunte. | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 167 | 
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                        Einfache Gasbürette zur qualitativen und
                           								quantitativen Untersuchung von Gasgemengen; von Dr. H. Bunte.
                        Bunte's Gasbürette zur Untersuchung von Gasgemengen.
                        
                     
                        
                           Die unten abgebildete Bürette zur technischen Untersuchung von Gasgemengen schliesst
                              									sich im Wesentlichen an den von Raoult
                              									Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung,
                                    											1876 S. 509. beschriebenen Apparat an; sie unterscheidet sich von
                              									den gebräuchlichen Apparaten von Winkler vorzüglich
                              									dadurch, dass die zur Absorption einzelner Gemengtheile des Gases verwendeten
                              									Reagentien rasch und vollständig ohne Gasverlust sich aus derselben entfernen
                              									lassen, so dass eine fast beliebige Zahl von flüssigen Absorptionsmitteln nach
                              									einander auf eine Gasprobe zur Einwirkung gebracht werden kann. Ferner kann das in
                              									der Bürette eingeschlossene Gas in einfachster Weise vor und nach jeder Absorption
                              									unter gleiche Druckverhältnisse gebracht werden.
                           
                           Textabbildung Bd. 237, S. 168Die Gasbürette A besteht aus einem getheilten,
                              									oben und unten durch Hähne a und b geschlossenen Glasrohr mit einem Trichteraufsatz t. Der Raum zwischen den beiden Hähnen a und b fasst etwas mehr
                              									als 110cc und ist in Cubikcentimeter und
                              									Bruchtheile derselben getheilt. Der Theilstrich 100 befindet sich an der Stelle, wo
                              									das enge Rohr unter dem Hahn a sich erweitert; einige
                              									Centimeter über dem Hahn b ist der Nullpunkt der
                              									Theilung. Der Trichter t trägt eine Marke m und fasst bis dorthin etwa 25cc. Der untere Hahn 6 ist ein einfach durchbohrter
                              									Verschlusshahn; die Construction des Hahnes a ist der
                              									bei dem Winkler'schen Apparat zur Anwendung kommenden gleich; er besitzt ausser der
                              									Querbohrung noch eine zweite von der Seite herein durch die Achse auslaufende
                              									Bohrung, durch welche das Innere der Bürette oder der Trichter abwechselnd mit der
                              									Atmosphäre oder einem über die Spitze des Hahnes a
                              									geschobenen Kautschukschlauch in Verbindung gesetzt werden kann. Da die Bürette
                              									vorzüglich für die Untersuchung von Verbrennungsgasen oder Generatorgasen bestimmt
                              									ist, bei welchen der nicht absorbirbare Gasrückstand mindestens 60 Proc. ausmacht,
                              									so ist der untere Theil derselben, an welchem die Ablesungen erfolgen, verengt, um
                              									die Theilstriche weiter aus einander zu rücken. Die Bürette wird durch eine an einem
                              									eisernen Stativ befestigte, federnde Klammer in verticaler Stellung gehalten.
                           Um Gas in die Bürette zu füllen, schiebt man einen Kautschukschlauch, der mit der
                              									Gasleitung verbunden ist, über die Spitze des Hahnes a
                              									und setzt das Innere des Messrohres durch Drehung dieses Hahnes mit der achsialen
                              									Bohrung desselben in Verbindung. Man saugt sodann bei geöffnetem Hahn b so lange Gas durch die Bürette, bis die vorher
                              									eingeschlossene Luft durch das zu untersuchende Gas verdrängt ist und schliesst die
                              									Hähne a und b. Die Spitze
                              									des Hahnes a wird durch ein Stückchen Kautschukschlauch
                              									mit Glasstopfen oder Quetschhahn geschlossen und der Trichter bis zur Marke m mit Wasser gefüllt.
                           Um das unter beliebigem Druck eingeschlossene Gasvolum auf 100cc und unter bekannten Druck zu bringen, drückt
                              									man mittels eines Trichters T und ein daran
                              									schliessendes enges Kautschukrohr in der gezeichnten Anordnung Wasser von unten in
                              									die Bürette bis zum Nullpunkt, indem man selbstverständlich Sorge trägt, dass das
                              									Kautschukrohr vor der Verbindung mit der Bürette sich vollständig mit Wasser füllt
                              									Setzt man nun, nachdem b geschlossen, durch eine
                              									Drehung des Hahnes a das Innere der Bürette mit dem mit
                              									Wasser gefüllten Trichter in Verbindung, so entweicht ein Theil des Gases in Blasen, bis der eingeschlossene
                              									Rest unter dem Druck der Atmosphäre und einer Wassersäule von einigen Centimeter
                              									steht. Das im Trichteraufsatz t befindliche Wasser wird
                              									capillar in dem Verbindungsrohr und der Hahnbohrung festgehalten und bleibt über dem
                              									in der Bürette eingeschlossenen Gas stehen, ohne dass Wasser eindringen oder mehr
                              									Gas entweichen kann. In derselben Weise kann bei jedem beliebigen Stand der
                              									Flüssigkeit im Messgefäss das eingeschlossene Gas unter gleiche Druckverhältnisse
                              									(Atmosphärendruck, vermehrt um die Wassersäule von einigen Centimeter) gebracht
                              									werden. Bei der üblichen Angabe der Versuchsresultate in Procenten des Gesammtvolums
                              									ist eine Correction für den Druck, der vor jeder Ablesung gleich gemacht wird, nicht
                              									nöthig.
                           Zur Ausführung einer absorptiometrischen Analyse muss zunächst Platz für das
                              									Absorptionsmittel in der Bürette geschafft werden. Man saugt zu diesem Zweck mittels
                              									der Flasche F, deren längeres Rohr durch den
                              									Kautschukschlauch r mit der untern Spitze der Bürette
                              									verbunden wird, während man den am kürzern gebogenen Rohr befindlichen Schlauch s in den Mund nimmt, das Wasser bis auf einen geringen
                              									Rest aus der Bürette, schliesst den Hahn b und nimmt
                              									die Flasche F ab. Das Absorptionsmittel wird in eine
                              									Porzellanschale p gegossen und die untere Spitze der
                              									Bürette unter den Flüssigkeitsspiegel getaucht; öffnet man nun den Hahn b, so wird das flüssige Absorptionsmittel eingesaugt.
                              									Die untere Spitze der Bürette ist so eng, dass dieselbe bis an die äusserste Grenze
                              									stets mit Flüssigkeit capillar gefüllt bleibt; es gelangt demnach mit dem
                              									Absorptionsmittel bei der beschriebenen Manipulation keine Spur Luft in die
                              									Bürette.
                           Nachdem der Hahn b wieder geschlossen ist, wird zur
                              									Beschleunigung der Absorption die Bürette horizontal gelegt, oder besser
                              									geschüttelt. Man fasst zu diesem Zweck die Bürette am Trichteraufsatz, dessen
                              									Oeffnung man mit dem Ballen der Hand verschliesst, und bewegt die Bürette nach ihrer
                              									Längsrichtung heftig hin und her; jede Erwärmung durch Berührung des Messrohres mit
                              									der Hand wird dadurch vermieden.
                           Um einer vollständigen Absorption des Gemengtheiles durch das angewendete Reagens
                              									sicher zu sein, lässt man nach dem Umschütteln in oben beschriebener Weise abermals
                              									Absorptionsflüssigkeit eintreten und wiederholt diese Manipulation, bis der Stand
                              									der Flüssigkeit im Messrohr constant bleibt. Vor der Ablesung setzt man durch Drehen
                              									des Hahnes a das Messrohr mit dem Wasser im Trichter t
                              									in Verbindung; es fliesst Wasser ein, bis sich der frühere Druck wieder hergestellt
                              									hat; nöthigenfalls wird der Trichter bis zur Marke m
                              									mit Wasser aufgefüllt. Die Ablesung ergibt direct den Procentgehalt des untersuchten
                              									Gases an dem absorbirten Bestandtheil.
                           Bei einer Rauchgasanalyse ist das zuerst angewendete
                              									Reagens Kali- oder Natronlauge; die Volumverminderung ergibt den Gehalt des Gases
                              										an Kohlensäure. Soll
                              									der Sauerstoff bestimmt werden, so saugt man in der früher beschriebenen Weise einen
                              									Theil der Kalilauge ab und lässt eine concentrirte wässerige Lösung von
                              									Pyrogallussäure eintreten. An der Färbung des gebildeten pyrogallussauren Kalis wird
                              									die Gegenwart des Sauerstoffes sogleich erkannt; man schüttelt die Bürette einige
                              									Zeit, bis beim Oeffnen der unter die Absorptionsflüssigkeit getauchten Spitze nichts
                              									mehr aufgesaugt wird, und lässt schliesslich aus dem Trichter t so lange Wasser in das Innere der Bürette treten, bis
                              									der frühere Druck wieder hergestellt ist. Für die Bestimmung des Kohlenoxydes müssen
                              									die bisher angewendeten Absorptionsmittel: Kalilauge und Pyrogallussäure vollkommen
                              									entfernt werden. Die Leichtigkeit, mit welcher diese Aufgabe erfüllt werden kann,
                              									macht die vorgeschlagene Gasbürette besonders handlich. Man saugt zu diesem Zweck
                              									das pyrogallussäure Kali mittels der Flasche F bis auf
                              									wenige Tropfen ab; öffnet man alsdann den Hahn a, so
                              									tritt ein kräftiger Wasserstrahl aus dem gefüllten Trichter in das Messrohr und
                              									spült die Wände desselben vollständig ab; man schliesst a und saugt das Waschwasser in gleicher Weise ab. Wiederholt man diese
                              									Manipulation wenige Male, so ist das Absorptionsmittel vollständig entfernt, und man
                              									kann durch die untere Spitze der Bürette ein anderes Absorptionsmittel in das
                              									Messrohr eintreten lassen.
                           In dem bezeichneten Falle einer Rauchgasanalyse lässt man eine salzsaure oder
                              									ammoniakalische Kupferchlorürlösung in die Bürette aufsteigen und verfährt wie
                              									früher. Da diese concentrirten Lösungen leicht Salzsäure oder Ammoniak an den
                              									Gasrückstand abgeben und dadurch kleine Fehler hervorbringen, so kann man vor der
                              									Ablesung das angewendete Reagens in beschriebener Weise durch Wasser verdrängen.
                           Die Analyse eines complicirten Gasgemenges, z.B. die Bestimmung einiger Bestandtheile
                              									des Leuchtgases nach Berthelot, welche die allmälige
                              									Einwirkung mehrerer Reagentien: Schwefelsäure, Brom, Salpetersäure etc. nöthig
                              									macht, lässt sich leicht mit Hilfe der Bürette mit einigen unwesentlichen
                              									Abänderungen in der Behandlung ausführen.J. Greiner in München fertigt die Bürette in
                                    											Gehäuse mit Zubehör zu 20 M. Auf Wunsch kann ein passendes Stativ mit
                                    											Quetschklammer dazu gegeben werden. (Nach einem vom Verfasser
                              									gef. eingesendeten Separatabdruck aus dem Journal für
                                       												Gasbeleuchtung und Wasserversorgung, 1877 S.
                                 									447.)