| Titel: | Ueber die Untersuchung der Rauchgase; von Ferd. Fischer. | 
| Autor: | Ferd. Fischer | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 171 | 
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                        Ueber die Untersuchung der Rauchgase; von
                           									Ferd. Fischer.
                        F. Fischer, über Untersuchung der Rauchgase.
                        
                     
                        
                           Die ersten Gasuntersuchungen wurden ausgeführt, um festzustellen,
                              									in wie fern die Luft an verschiedenen Orten zum Athmen mehr oder weniger brauchbar
                              									und für die Erhaltung der Gesundheit zuträglich sei (daher Eudiometrie von εὐδία gute Luft und μέτρον). HalesHales: Vegetable Statisticks. Deutsch: Statik der Gewächse (Halle 1748), S.
                                    										128. machte bereits i. J. 1727 die Beobachtung, dass nitrose Luft
                              									(NO), mit atmosphärischer Luft gemischt, eine Volum Verminderung zeigt. Pristley
                              									Leonhardi: Macquer's chymisches Wörterbuch
                                    											(Leipzig 1789), Bd. 3 S. 88. verfolgte diese Beobachtung und
                              									stellte i. J. 1772 das erste Eudiometer zur Untersuchung der Luft mittels Stickoxyd
                              									her, indem er den Grundsatz aufstellte, die atmosphärische Luft sei um so reiner, je
                              									grösser die Volumverminderung beim Vermischen mit Salpetergas sei. Diese Prüfung der
                              									Luft auf ihren Gehalt an Sauerstoff mittels Stickoxyd fand den allgemeinsten
                              									Beifall. F. Fontana
                              									Fischer: Physikalisches Wörterbuch (Göttingen
                                    											1799), Bd. 2 S. 275. schlug unter Beibehaltung des Verfahrens
                              									acht verschiedene Eudiometer vor; besser waren die Apparate von Landriani
                              									Landriani: Untersuchung der Gesundheit der Luft
                                    											(Basel 1778)., der zuerst die Bezeichnung Eudiometer gebraucht,
                              										Ingenhouss
                              									Philosophical Transactions, 1776 Bd. 66 S.
                                    											257.
                              									Magellan
                              									Beschreibung einiger Eudiometer; übersetzt von
                                    												Wenzel (Dresden 1780), S. 24.,
                              										Achard
                              									Achard: Sammlung physikalischer Abhandlungen
                                    											(Berlin 1784), Bd. 1 S. 317.
                              									Stegmann
                              									Stegmann: Beschreibung eines Luftmessers (Cassel
                                    											1778). u.a. Scheele
                              									Scheele: Luft und Feuer (Leipzig 1782), S.
                                    											269. verwendete zu gleichem Zweck Schwefel und Eisenfeile, Guyton-Morveau Schwefelkalium. Seguin
                              									Gren's Journal der Physik, Bd. 6 S. 148. Scherer; Geschichte der Luftgüteprüfungslehre
                                    											(Wien 1785). nahm zuerst erwärmten Phosphor, Berthollet Phosphor bei gewöhnlicher Temperatur. Volta mischte die Luft mit Wasserstoff und entzündete
                              									das Gemisch durch elektrische Funken; nach den Verbesserungen durch Bunsen ist diese Bestimmungsart des Sauerstoffes die
                              									genaueste der bis jetzt bekannten. Döbereiner
                              									vermittelte die Verbindung dieses Gasgemisches durch Platinschwamm. Brande (1820 3 336) zersetzte, nachdem er die
                              									Kohlensäure durch Kalilauge entfernt hatte, in einem Eudiometerrohre die
                              									Kohlenwasserstoffe des Leuchtgases durch Chlorgas (vgl. auch * 1824 14 195).
                           Die ersten Analysen von Verbrennungsgasen scheint Peclét
                              									Peclét: Traité de la chaleur, Bd. 1 S.
                                    										299., und zwar i. J. 1827, ausgeführt zu haben. Er liess eine mit
                              									Wasser gefüllte Flasche in den Gasen, welche aus dem Schornsteine eines Dampfkessels
                              									entwichen, auslaufen, absorbirte die Kohlensäure dieser Gase mit Kali, den
                              									Sauerstoff durch Phosphor und fand so, dass bei gewöhnlichen Feuerungen nur die
                              									Hälfte der zugeführten Luft zur Verbrennung dient. Die ersten wissenschaftlich
                              									durchgeführten und damit auch die ersten zuverlässigen Analysen von
                              									Verbrennungsgasen liegen jedoch von R. Bunsen (1839 71
                              									321) vor, während die Analysen von Ebelmen (1842 85 35)
                              									1843 88 281. 1851 119 350) nur wenig Anspruch auf Genauigkeit machen können. Daran
                              									schliessen sich die Versuche von Combes (1847), C. de Marsilly
                              									Bulletin de la Société industrielle d'Amiens,
                                    											1862 S. 57., Cailletet
                              									Bulletin de la Société chimique, 1866 Bd. 6 S.
                                    											104., Scheurer-Kestner (*1870 196
                              									31) u.a.; aber erst in den letzten Jahren hat sich die Erkenntniss allgemeiner Bahn
                              									gebrochen, dass die Untersuchung der Rauchgase auch für die Technik von hohem Werthe
                              									ist. Es möge daher gestattet sein, hier zunächst die wichtigsten Apparate zur
                              									Anstellung derartiger Versuche kurz zu besprechen.
                           Bei der vollständigen Verbrennung geben unsere gewöhnlichen Brennstoffe bekanntlich
                              									nur Kohlensäure und Wasser; ist dieselbe aber unvollkommen, so treten auch
                              									Kohlenoxyd, Kohlenwasserstoffe und selbst Wasserstoff auf. Dem entsprechend handelt
                              									es sich bei der Untersuchung der Verbrennungsgase um die Bestimmung der Kohlensäure
                              									(als Anhydrid CO2 gerechnet), des überschüssigen
                              									Sauerstoffes und des Kohlenoxydes, dann der Kohlenwasserstoffe und des
                              									Wasserstoffes, während Wasser und Russ nur selten bestimmt werden.
                           In Bezug auf das Sammeln der zu untersuchenden Verbrennungsgase
                              									ist zu erwähnen, dass Ebelmen (1842 85 35) dieselben
                              									mittels eines Gasometers, welches Quecksilber oder auch wohl Wasser mit einer
                              									aufschwimmenden Oelschicht enthielt, ansaugte, nachdem dieselben ein Rohr mit
                              									Bimssteinstückchen und Schwefelsäure zur Bestimmung des Wassergehaltes durchstrichen
                              									hatten. Scheurer-Kestner (*1870 196 28) zog das Gas in
                              									ähnlicher Weise durch ein Platinrohr mit einem Schlitz durch Ausfliessenlassen von
                              									Quecksilber, später nach dem Vorschlage von Saint
                                 										Claire-Deville
                              									Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse,
                                    											1868. Civilingenieur, 1869 *S. 158.
                              									mittels einer eigenthümlichen Wasserluftpumpe langsam hindurch, um so eine
                              									Durchschnittsprobe der Gase, welche innerhalb mehrerer Stunden entweichen, zu
                              									bekommen. Da Wasser für die Gase ein sehr verschiedenes Lösungsvermögen besitzt, so
                              									kann das Ansaugen hiermit nur ungenaue Resultate geben.
                           Weinhold (1876 219 411) zeigt, dass selbst ein solches
                              									Schlitzrohr nicht die Gewissheit einer vollständigen Durchschnittsprobe gibt. Er
                              									saugt die Gase mittels eines Messingrohres in eine Flasche von 8 bis 10l Inhalt durch Ausfliessenlassen von Wasser
                              									langsam an, welches, wie bei Ebelmen, mit einer
                              									Oelschicht bedeckt ist, und untersucht die so erhaltene Durchschnittsprobe. Scheurer-Kestner untersuchte 14 in der angegebenen
                              									Weise gesammelte Durchschnittsproben der Verbrennungsgase einer Dampfkesselfeuerung;
                              									in folgender Tabelle sind die erhaltenen
                           
                           
                              
                                 Versuchsnummer
                                 Ueberschüssige Luft
                                 Zusammensetzung der Gase
                                 Unver-branntentwichen
                                 Auf 1qm Rostfläche stünd-lich verbrannte Kohle
                                 Höchste Temperatur
                                    											derAustrittgase
                                 Auf einmal
                                    											aufgegebeneKohlenmenge
                                 Pausen zwischen demAufgeben
                                 Dauer der Gasentnahme
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 Kohlensäure
                                 Sauerstoff
                                 BrennbareGase
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 Kohlenstoff
                                 Wasserstoff
                                 Kohlenstoff
                                 Wasserstoff
                                 
                              
                                 
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 k
                                 Grad
                                 k
                                 Min.
                                 Min.
                                 
                              
                                 12
                                   6,66
                                 80,38
                                 14,87
                                   1,41
                                 0,84
                                 1,15
                                 1,35
                                 18,8
                                   9,5
                                 40
                                 119
                                   7
                                   5
                                 –
                                 
                              
                                 11
                                 10,47
                                 80,60
                                   4,16
                                   2,18
                                 0,97
                                 0,98
                                 1,11
                                 18,6
                                   7,4
                                 47
                                 128
                                 14
                                   8
                                 –
                                 
                              
                                   9
                                 13,32
                                 80,66
                                 14,63
                                   2,80
                                 0,86
                                 0,49
                                 0,56
                                 11,9
                                   4,2
                                 47
                                 126
                                   7
                                   4
                                 3
                                 
                              
                                 13
                                 17,61
                                 81,52
                                 13,34
                                   3,77
                                 –
                                 0,46
                                 0,91
                                   6,8
                                   7,8
                                 40
                                 135
                                   7
                                   5
                                 –
                                 
                              
                                 14
                                 20,94
                                 80,23
                                 13,43
                                   4,42
                                 0,42
                                 0,32
                                 1,41
                                   6,3
                                   9,6
                                 40
                                 –
                                 14
                                 10
                                 –
                                 
                              
                                   6
                                 25,09
                                 79,92
                                 13,46
                                   5,27
                                 –
                                 0,52
                                 1,08
                                   7,6
                                 21,7
                                 –
                                 –
                                   –
                                   –
                                 8
                                 
                              
                                   8
                                 26,18
                                 80,34
                                 12,89
                                   5,53
                                 –
                                 0,28
                                 0,96
                                   4,6
                                 22,3
                                 23
                                   93
                                   7
                                   8
                                 3
                                 
                              
                                   4
                                 26,32
                                 78,75
                                 13,80
                                   5,53
                                 –
                                 0,86
                                 1,06
                                 12,4
                                 20,7
                                 –
                                 –
                                   –
                                   –
                                 1
                                 
                              
                                 10
                                 42,84
                                 79,76
                                 10,87
                                   8,99
                                 –
                                 0,19
                                 0,19
                                   3,1
                                   6,3
                                    92,5
                                 156
                                   7
                                   2
                                 3
                                 
                              
                                   5
                                 51,42
                                 79,88
                                   8,62
                                 10,83
                                 –
                                 0,14
                                 0,53
                                   3,2
                                 17,7
                                 45
                                 –
                                   –
                                   –
                                 8
                                 
                              
                                   7
                                 53,78
                                 79,86
                                   8,23
                                 11,35
                                 –
                                 0,04
                                 0,52
                                   0,9
                                 18,1
                                    16,6
                                   94
                                   6
                                 10
                                 3
                                 
                              
                           Resultate zusammengestellt, nur die drei ersten,
                              									unvollständigen Analysen sind fortgelassen. Die verbrannte Steinkohle von Ronchamp
                              									hatte folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 70,0
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 4,0
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 4,0
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 1,0
                                 
                              
                                 Asche
                                 21,0
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 
                              
                           Diese Angaben zeigen hinlänglich, dass derartige Durchschnittsanalysen kein richtiges
                              									Bild der Verbrennungsvorgänge geben können, dass sie daher von nur geringem Werthe
                              									sind.
                           SchinzSchinz: Heizung und Ventilation in
                                       												Fabrikgebäuden (Stuttgart 1861) * S. 64. zog die Gase
                              									aus dem Rauchcanal durch Ausfliessenlassen von Quecksilber und liess dieselben
                              									direct in das Eudiometerrohr aufsteigen. Die Vorrichtung ist schwerfällig; noch
                              									weniger empfehlenswerth ist aber das Verfahren von Marsilly, die Gase in ausgepumpte Kupfercylinder aufzufangen.
                           Bei meinen Versuchen über die Zusammensetzung der Rauchgase aus Ultramarinöfen (1876
                              									221 468) Soda-Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                                    											1876 S. 1558. und PotascheöfenBerichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
                                    											1877 S. 1510., Ziegelöfen, Cupolöfen, Dampfkesselfeuerungen und
                              									Hohöfen bin ich immer recht gut mit dem bekannten Gummiaspirator ausgekommen,
                              									welcher dem sogen. Orsat'schen Apparate beigegeben ist. Die angesaugten Gase werden entweder direct
                              									in den Untersuchungsapparat eingeführt, oder bei genauen Bestimmungen nach Bunsen in Glasröhren eingeschmolzen. Die Einzelheiten
                              									dieses Verfahrens bei den verschiedenen Ofenanlagen werden später besprochen werden.
                              									–
                           Zur Bestimmung des Russes saugt Scheurer-Kestner (1870 196 34) nach dem Vorschlage von
                              										Minary die Rauchgase durch ein mit einer 20cm langen Asbestschicht versehenes
                              									Verbrennungsrohr an, trocknet, verbrennt den abgesetzten Russ im Sauerstoffstrom und
                              									berechnet die Menge desselben aus der gebildeten Kohlensäure. Er führte in dieser
                              									Weise folgende zwei Versuche aus: Bei lebhaftem Feuer wurden während einer Stunde
                              										86l Gase, welche 8,5 Proc. Kohlensäure und
                              									53,4 Proc. überschüssige Luft enthielten, angesaugt und beim Verbrennen des Russes
                              									im Sauerstoffstrome 70mg CO2 erhalten. Die 15200l Gas, welche nach obiger Analyse für 1k
                              									Steinkohle verwendet wurden, enthielten somit 3g,61 Kohlenstoff; der Verlust an Russ betrug somit 0,48 Proc. des in der Kohle
                              									enthaltenen Kohlenstoffes. Bei gedämpftem Feuer und sehr schwachem Zuge enthielten
                              									die Verbrennungsgase 14,8 Proc. Kohlensäure und 6,7 Proc. überschüssige Luft, sowie
                              									in 57l 55mg
                              									Kohlenstoff, entsprechend 1,27 Proc. Verlust.
                           StöckmannStöckmann: Die Gase des Hohofens (Ruhrort 1876),
                                    											* S. 31. bestimmt in entsprechender Weise den Flugstaub der
                              									Hohofengase.
                           Der Wassergehalt der
                              									Verbrennungsgase ist oft (Ziegel-, Potasche-, Hohofen) so gross, dass sich ein Theil
                              									desselben schon in dem Ansaugrohr verdichtet, so dass eine genaue Bestimmung hier
                              									kaum ausführbar. Die Brennstoffe enthalten meist so viel Wasser, dass die Bestimmung
                              									des in den Gasen enthaltenen weniger Werth hat. Ist sie aber erforderlich, so werden
                              									40 bis 50l des Gases durch ein Chlorcalciumrohr
                              									angesaugt, aus dessen Gewichtszunahme die Menge des Wasserdampfes in bekannter Weise
                              									berechnet wird.
                           Die übrigen Bestandtheile der Rauchgase werden gewichtsanalytisch oder volumetrisch
                              									bestimmt.
                           EbelmenEbelmen: Chimie, céramique, geologie,
                                       												metallurgie, 1861 Bd. 2 S. 585. saugt 2l der betreffenden Gase mittels eines Aspirators
                              									durch einen Liebig'schen Kaliapparat zur Bestimmung der Kohlensäure, leitet das Gas
                              									dann durch ein mit metallischem Kupfer und Kupferoxyd gefülltes glühendes Rohr und
                              									lässt es schliesslich durch ein Chlorcalciumrohr und einen Kaliapparat streichen.
                              									Den Sauerstoff berechnet er aus der Gewichtszunahme des Rohres, die brennbaren Gase
                              									aus der durch das Kupferoxyd gebildeten Kohlensäure und dem Wasser, und zwar den
                              									Kohlenstoff derselben als Kohlenoxyd, den Wasserstoff als freien Wasserstoff (vgl. 1842 85 35). Er findet so vielmehr Sauerstoff
                              									und brennbare Gase, als überhaupt vorhanden sein können; dies zeigen auch folgende von Debette in gleicher Weise ausgeführte Analysen der
                              									Rauchgase eines Steinkohlenfeuers:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 7,73
                                 8,61 
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 0,01
                                 0,47 
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 14,27
                                 13,80 
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 1,63
                                 1,14 
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 76,36
                                 75,98.
                                 
                              
                           Keller (1855 135 393) und Scheurer-Kestner (*1870 196
                              									30) verfahren ebenso; letzterer vermeidet aber den erwähnten Fehler durch directe
                              									eudiometr'sche Bestimmung des Sauerstoffes mittels Stickoxyd oder pyrogallussauren
                              									Kaliums, gibt jedoch selbst zu, dass der Wasserstoff auf diese Weise etwas zu hoch
                              									gefunden werde, da das Chlorcalciumrohr einige Male auch bei gleicher Behandlung von
                              									atmosphärischer Luft eine Gewichtszunahme zeigte. Uebrigens gibt auch die
                              									Sauerstoffbestimmung mit Stickoxyd unzuverlässige Resultate, da je nach den
                              									Mengenverhältnissen der Mischung N2O3 oder NO2, selbst
                              										HNO3 gebildet wird.
                           FreseniusZeitschrift für analytische Chemie, 1864 * S.
                                    											343. leitet die Gase aus Generatoren, Hohöfen u. dgl. zunächst
                              									durch ein Chlorcalcium- und ein Natronkalkrohr zur Bestimmung der Feuchtigkeit und
                              									der Kohlensäure, dann durch glühendes Kupferoxyd und berechnet aus der gebildeten
                              									Kohlensäure und dem Wasser den Gehalt der brennbaren Gase an Kohlenstoff und
                              									Wasserstoff. Sauerstoff wird nicht bestimmt; Fresenius
                              									meint aber, dass dies durch Wiegen des Verbrennungsrohres geschehen könne.
                           StöckmannZeitschrift für analytische Chemie, 1875 S. 47.
                                    												Stöckmann: Die Gase des Hohofens, *S.
                                    											3. verfährt ebenso; er berechnet den Kohlenstoff und Wasserstoff
                              									der brennbaren Gase auf Kohlenoxyd, Grubengas und Wasserstoff. Er findet auf diese
                              									Weise übrigens einen auffallend hohen Gehalt an Wasserstoff; die Gase eines
                              									Kokeshohofen hatten z.B. folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 12,35 
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 24,46 
                                 
                              
                                 Kohlenwasserstoff (CH4)
                                 0,37 
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 4,97 
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 57,85 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           H. WurtzJournal of the Franklin Institute, 1875 * Bd. 69
                                    											S. 218. lässt bei der Untersuchung von Leuchtgas dasselbe
                              									zunächst zur Bestimmung des Ammoniaks durch ein U-Rohr mit KHSO4 gehen, dann durch ein Chlorcalciumrohr, um Wasser;
                              									durch ein Rohr mit krystallisirtem Kupfervitriol, um Schwefelwasserstoff; durch ein
                              									solches mit Natronkalk, um Kohlensäure und schliesslich durch eine ammoniakalische
                              									Lösung von Pyrogallussäure, um den Sauerstoff zu lösen. Die Röhren werden vor und
                              									nach dem Durchleiten von etwa 200l Leuchtgas
                              									gewogen.
                           
                           Da bei diesen Gewichtsanalysen immer grössere Mengen der zu untersuchenden Gase
                              									erforderlich sind, sollen nicht die unvermeidlichen Versuchsfehler das Resultat
                              									völlig unsicher machen, da ferner der Sauerstoff nicht genau bestimmbar ist, die
                              									Kohlenwasserstoffe nicht unterschieden werden, so ist dieses Verfahren nicht
                              									empfehlenswerth.
                           Zur massanalytischen Bestimmung einzelner Gase sind Baretten
                              									angegeben von Dietrich und Rumpf
                              									Zeitschrift für analytische Chemie, 1864 * S.
                                    											162. 1865 S. 141. 1867 * S. 398., W. J.
                                 										Russel und Cooke
                              									Zeitschrift für analytische Chemie, 1868 * S.
                                    											86. 459.; für Saturationsgase von Wackenroder (*1873 208 295), Stammer (*1871
                              									202 368), Kroupa (*1875 218 446) und O. Kohlrausch (*1875 218 449), die jedoch für
                              									Rauchgasuntersuchungen nicht wohl verwendbar sind. Besser ist die von Weinhold (*1873 219209 413) zur Untersuchung der Verbrennungsgase benutzte Gasbürette von Cl. Winkler.
                           Die von Bunte (S. 168) verbesserte Raoult'sche Bürette zeichnet sich durch Billigkeit aus
                              									und ist, wie auch die Winkler'sche Bürette für manche Zwecke sehr brauchbar, für
                              									Rauchgasuntersuchungen sind sie jedoch nicht so handlich wie der sogen. Orsat'sche
                              									Apparat und nicht so genau wie das Verfahren von Bunsen.
                           R. BunsenR. Bunsen: Gasometrische Methoden (Braunschweig
                                    											1857), * S. 46 bis 120; 2. Auflage 1877 * S. 48 bis 148. sammelt
                              									das Gas über Quecksilber, absorbirt die Kohlensäure mit einer Kalikugel, bestimmt
                              									den Sauerstoff durch Explosion mit Wasserstoff oder durch eine mit pyrogallussaurem
                              									Kali getränkte Papierkugel, Kohlenoxyd durch eine mit Kupferchlorür getränkte
                              									Kokeskugel und E'ayl durch Absorption mittels einer Kokeskugel, die mit rauchender
                              									Schwefelsäure getränkt ist. Wasserstoff und Grubengas werden mit Sauerstoff
                              									explodirt. Diese Methode halte ich ganz besonders empfehlenswerth, werde daher
                              									später ausführlich darauf zurückkommen. Das gleiche Verfahren verwendet Marsilly (1862 165 266).
                           SchinzSchinz; Heizung und Ventilation in
                                       												Fabrikgebäuden, * S. 65. verfährt  ebenso, absorbirt
                              									aber den Sauerstoff mittels einer Phosphorkugel; Wasserstoff und Methylwasserstoff
                              									werden nicht bestimmt.
                           Pyrogallussäure wurde schon i. J. 1820 von Chevreul
                              									benutzt; allgemeiner kam sie aber erst dann in Gebrauch, seitdem sie J. Liebig (1851 119 198) zur Bestimmung des
                              									Sauerstoffes verwendete. Nach den Versuchen von Boussingault, Calvert und Gloëz
                              									Comptes rendus, 1864 Bd. 57 S. 870. Zeitschrift für analytische Chemie, 1864 S.
                                    											348. entwickelt sich bei der Absorption von Sauerstoff durch
                              									pyrogallussaures Kali stets CO und zwar um so mehr, je stärker die entsprechende
                              									Lösung und je mehr Sauerstoff vorhanden ist. Bei Untersuchung von atmosphärischer
                              									Luft findet man daher hiermit stets zu wenig Sauerstoff, so dass man sich auf Fehler
                              									von 0,1 bis 0,4 Proc. gefasst machen muss. Bei Untersuchung von Verbrennungsgasen
                              									wird dieser Fehler entsprechend geringer.
                           
                           E. LudwigWiener Anzeiger, 1871 S. 220. Chemisches Centralblatt, 1871 S. 788. 1872 S.
                                    											763. führt zur Bestimmung des Kohlenoxydes in das Eudiometerrohr
                              									eine mit Chromsäure getränkte Gypskugel ein und entfernt nach 12 Stunden die
                              									gebildete Kohlensäure mittels einer Kalikugel.
                           Williamson und Russel
                              									Journal of the Chemical Society, Bd, 17 S. 238.
                                    											2. Serie Bd. 6 S. 128. führen aus, dass der Einfluss der
                              									Temperatur und Druck Schwankungen durch entsprechendes Heben und Senken der
                              									Eudiometerröhre in der Quecksilberwanne sich ausgleichen lasse. Um nun die
                              									Correctionen zu umgehen, setzen sie neben das Eudiometerrohr eine andere Röhre von
                              									gleichem Durchmesser und von etwa 15cm Länge in
                              									die Quecksilberwanne, welche an dem offenen Ende mit einer ebenso langen, engeren
                              									Röhre verbunden ist und Luft enthält, deren Volum bei Normaldruck und
                              									Normaltemperatur durch einen Strich an der engeren Röhre angegeben ist, so dass
                              									dieses Normalvolum bei jedem Druck und bei jeder Temperatur durch Heben und Senken
                              									hergestellt werden kann. Russel
                              									Zeitschrift für analytische Chemie, 1868 S.
                                    											455. hat dieses Verfahren noch etwas mehr ausgebildet. Zur
                              									Absorption verwendet er lediglich Lösungen von Kali und Pyrogallussäure, die er mit
                              									Hilfe einer kleinen Glasspritze einführt. Er entfernt dieselben wieder mittels eines
                              									Bäuschchens Baumwolle, die er mit Wasser durchgeknetet hat, um alle Luft daraus zu
                              									entfernen. Oelbildendes Gas absorbirt er ebenfalls durch eine mit rauchender
                              									Schwefelsäure befeuchtete Kokeskugel.
                           W. GibbsAmerican Journal of Science and Arts, 1870 Bd.
                                    											49 S. 1. Zeitschrift für analytische Chemie,
                                    											1870 S. 473. verwendet in ähnlicher Weise eine besondere,
                              									kalibrirte Vergleichsröhre mit feuchter Luft, deren Volum V0 bei 0° und 760mm
                              									genau bestimmt ist. Das Eudiometer, welches das zu messende Gas ebenfalls im
                              									feuchten Zustande enthält und dicht neben der Vergleichungsröhre in der
                              									Quecksilberwanne steht, wird so eingestellt, dass die Quecksilbersäulen in beiden
                              									Röhren genau die gleiche Höhe haben. Ist alsdann v0 das in der Vergleichsröhre enthaltene, v das Gasvolum des Eudiometers, so findet man das
                              									letztere auf 0° und 760mm reducirt durch die
                              									Proportion V : V0 = v : v0.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)