| Titel: | Aleurometer oder Kleberprüfer. | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 191 | 
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                        Aleurometer oder Kleberprüfer.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									13.
                        Kleberprüfer.
                        
                     
                        
                           Unter diesem Namen wird ein kleines Instrument bekannt gemacht, welches zur Prüfung
                              									des Mehles, insofern die Qualität und Elasticität des Klebers dabei in Betracht
                              									kommt, dienen soll. Es ist eine bekannte Thatsache, dass gewisse Mehlsorten weit
                              									reicher an Kleber sind als andere, dass jedoch mit der Menge an Kleber nicht die Güte
                              									des Mehles zuzunehmen braucht, wenn es sich um die Bereitung von Brod handelt. So
                              									ist zum Beispiel der in der Maccaronifabrikation verwendete Weizen ohne Frage reich
                              									an Kleber, aber das im Handel speciell für diesen Zweck gesuchte Gut enthält einen
                              									Kleber, welcher vielmehr durch seine Geschmeidigkeit als seine Elasticität
                              									ausgezeichnet ist, und es muss dahin gestellt bleiben, ob eine künstliche Mischung
                              									dieser Weizenart mit andern Sorten ein Mehl erster Qualität zu erzeugen vermag.
                           Die gewöhnlichen Methoden zur Qualitätsbestimmung des Klebers sind wenig massgebend.
                              									Der rohe und bequeme Weg, das Mehlmuster anzufeuchten und mit den Fingern
                              									durchzukneten, sowie andere den Käufern geläufige Methoden sind, wenn auch von
                              									unzweifelhaftem Werth, nicht zugleich zuverlässig. Mit dem Aleurometer soll nun die
                              									Elasticität des Klebers gemessen werden.
                           Der in Fig. 14
                              									Taf. 13 veranschaulichte Apparat besteht aus einem Messingcylinder D von etwa 25mm
                              									Durchmesser und 120mm Länge. Das untere Ende
                              									desselben ist mit einem beweglichen Deckel B
                              									verschlossen; auf dem oberen befindet sich eine verstellbare Kappe A. Durch diese letztere läuft ein in Grad getheilter
                              									Riegel C, an dessen unterem Ende ein genau in den
                              									Cylinder passender Kolben befestigt ist. Die ganze Länge des Cylinders denke man
                              									sich in 50 Grade getheilt. Der Riegel enthält 25 solcher Grade und ist mit den
                              									Zahlen 25 bis 50 bezeichnet; der Kolben selbst kann daher nur bis zur Mitte des
                              									Messingcylinders hinuntergehen.
                           Die einfache Anordnung gibt dem Aleurometer eine handliche Beschaffenheit, und ist er
                              									dadurch auch für Bäcker zum Gebrauch im Backofen geeignet. Um jedoch den
                              									Anforderungen der Kaufleute und Grosshändler gerecht zu werden, hat das Instrument
                              									noch einige Zusätze erhalten, und zwar einen kleinen Ofen E und ein Oelbad von Kupfer (Fig. 15 Taf. 13). Das
                              									Oelbad ist mit einem Deckel versehen, in welchen eine Röhre D gelöthet ist, die beinahe bis auf den Boden des Oelbades reicht. Von dem
                              									zu prüfenden Mehl werden 30g mit 15g Wasser zu einem dicken Brei angerührt,
                              									durchgeknetet und die Stärke mittels Wasser weggewaschen und der dadurch erhaltene
                              									Rohkleber dann gut abgepresst. Derselbe soll dann nur 0,66 (?) Wasser enthalten. Es
                              									werden hierauf etwa 7g dieses Rohklebers abgewogen
                              									und mit ein wenig Stärke oder Hefe zu einer Rolle verarbeitet. Die Innenseite des
                              									Probecylinders wird eingefettet, die Kleberrolle hineingesteckt und der Cylinder
                              									verschlossen. Das so vorbereitete Aleurometer wird nun in die leere Messingröhre D, in welcher sich ein Thermometer befindet, gesteckt
                              									und auf 150° erhitzt. Nachdem man diese Temperatur 10 Minuten unterhalten, löscht
                              									man die Lampe aus und überlässt den Apparat weitere 10 Minuten sich selbst. Während
                              									dieser Zeit dehnt sich
                              									der Kleber unter dem Einfluss des in Dampf verwandelten Wassers aus und treibt den
                              									Kolben in die Höhe. Die Scale auf dem Riegel C gibt den
                              									Grad der Elasticität des Klebers an. Hierauf entfernt man die Kleberrolle, und
                              									sollte durch die Ausdehnung der Kolben nicht aufwärts getrieben worden sein, so
                              									betrachtet man das Mehl als zu schwach und zum Brodbacken ungeeignet. Der Kleber des
                              									besten Mehles hat nie mehr als 50 Proc. angegeben. Gutes Mehl liefert einen Kleber,
                              									welcher seine ursprüngliche Masse um das 4 bis 5 fache vermehrt; schlechtes Mehl
                              									aber gibt einen Kleber, der nicht aufquillt, sondern zäh und fast flüssig wird,
                              									welcher an den Seiten des Cylinders anklebt und wohl auch zuweilen einen
                              									unangenehmen Geruch von sich gibt, während gutes Mehl mehr an den Geruch nach
                              									heissem Brod erinnert.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
