| Titel: | Neue Capillar-Elektrometer. | 
| Autor: | E–e. | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 247 | 
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                        Neue Capillar-Elektrometer.Die hier beschriebenen Apparate befanden sich auf der Ausstellung
                                 										wissenschaftlicher Apparate im South Kensington
                                       												Museum zu London 1876.
                           							
                        Neue Capillar-Elektrometer.
                        
                     
                        
                           1) Lippmann's Elektrometer besteht aus einer etwa 1m langen und 7mm
                              									dicken Glasröhre, die an ihrem untern Ende in eine feine (nur wenige Tausendstel
                              									Millimeter im Durchmesser haltende) capillare Spitze ausgezogen ist. Die Spitze
                              									taucht in verdünnte Schwefelsäure (1 Th. Säure auf 6 Th. Wasser), welche sich über
                              									einer Schicht Quecksilber in einem cylindrischen, unter der Glasröhre befestigten
                              									Glase befindet. In der Röhre steht das Quecksilber so hoch (etwa 750mm), dass der Verticaldruck es zwar in die
                              									Capillarröhre treibt, nicht aber aus dieser ausfliessen lässt. Das Capillarröhrchen
                              									ist gebogen und presst gegen die verticale Wand des Glases; sie steht im Brennpunkte
                              									eines horizontalen Mikroskopes mit etwa 250maliger linearer Vergrösserung. Das
                              									Mikroskop ist auf einem dreifüssigen Träger befindlich und ruht auf 3 Stellschrauben
                              									mit abgerundeten Spitzen und zwar – nach William
                                 										Thomson's Vorschrift – die eine Schraube in einem conischen Loche, die
                              									zweite in einer längern V-förmigen Furche, die dritte auf einer Ebene, so dass seine
                              									Lage genau bestimmt ist und keine Neigung zu Erzitterungen vorhanden ist. Das Ocular
                              									ist mit einem Mikrometer versehen, mittels dessen die Lage des Meniscus in der
                              									Capillarröhre äusserst genau bestimmt werden kann. Das Quecksilber in der vertikalen
                              									Röhre und in dem Glase steht mit den beiden Klemmschrauben des Instrumentes in
                              									Verbindung. Von dem obern Ende der Glasröhre führt ein biegsames Rohr nach einem
                              									kleinen Luftbehälter, welcher durch einen Hebel oder ein Handrad zusammengedrückt
                              									werden kann; der so erzeugte Druck auf der Oberfläche des Quecksilbers, welches
                              									durch ihn aus der Capillarspitze herausgetrieben werden kann, wird an einem
                              									Heberbarometer gemessen. Wird der negative Pol einer Batterie an die obere, der
                              									positive an die untere Klemmschraube geführt, so zieht sich das Quecksilber in der
                              									Capillarspitze zurück, und die Grösse seiner Bewegung hängt von der Grösse des
                              									Quecksilberdruckes an dieser Stelle und der elektromotorischen Kraft der Batterie
                              									ab.
                           2) Prof. Marey's Elektrometer, welches von Dr. Burdon-Sanderson bei seinen Untersuchungen über die
                              									elektrischen Störungen, die musculare und gewisse sensitive Bewegungen in Pflanzen
                              									und Thieren begleiten, benutzt wurde, ist eine Abänderung des Lippmann'schen. Es besteht aus einer horizontalen
                              									Glasröhre mit Capillarspitze (von etwa 0mm,01
                              									Durchmesser), welche in verdünnte Schwefelsäure in einer weitern Röhre taucht; das
                              									vordere Ende dieser weitern Röhre enthält Quecksilber, das durch einen
                              									Baumwollpfropfen am Ausfliessen gehindert ist; in dieses Ende ist ein nach der einen
                              									Klemme führender Platindraht eingeschmolzen. Auch in der erstern Röhre befindet sich
                              									Quecksilber, das durch eine geränderte Schraube, die mittels eines Stempels auf
                              									einen Kautschuksack wirkt, einem gewissen Drucke ausgesetzt werden kann; dieses
                              									Quecksilber steht mit der zweiten Klemmschraube in Verbindung. Beide Röhren liegen
                              									fest auf einem Rahmen, welcher in einer Schwalbenschwanzführung mittels einer auf
                              									die eine Rahmenseite wirkenden Mikrometerschraube in horizontaler Richtung
                              									verschoben werden kann, während auf die andere Seite des Rahmens eine Feder wirkt.
                              									Das ganze Instrument misst 200mm und 32mm und befindet sich auf dem Fussbrete eines
                              									Mikroskopes mit Mikrometer am Ocular. Beim Arbeiten mit dem Elektrometer werden die
                              									beiden Klemmschrauben mit einander verbunden, der Druck auf das Quecksilber erst so
                              									weit vergrössert, dass dieses aus der Capillaröffnung ausfliesst, und darauf
                              									vermindert, wodurch der Meniscus in eine Lage zurückgeht, auf welche nun der
                              									Nullpunkt des Mikrometers eingestellt wird. Beim Lösen der Verbindung der Klemmen
                              									und deren Verbindung mit einer Elektricitätsquelle ändert der Meniscus seine Lage;
                              									er entfernt sich von der Spitze oder nähert sich derselben, je nachdem er mit einem
                              									Körper von negativem oder positivem Potential verbunden wird. Man kann wie bei Lippmann's Elektrometer die Spannungsdifferenz nach der
                              									Druckdifferenz schätzen, welche die Quecksilberfläche wieder auf den Nullpunkt
                              									bringt. Doch findet es Dr. Burdon-Sanderson bequemer,
                              									die Oberflächenspannungsdifferenz nach dem Fortrücken des Meniscus zu bestimmen, das
                              									mittels des Mikrometers bis auf 0mm,01 genau
                              									gemessen werden kann.
                           3) Prof. Dewar's Elektrometer besteht aus zwei
                              									cylindrischen Glasgefässen mit Quecksilber, worauf verdünnte Schwefelsäure schwimmt.
                              									Beide Gefässe sind durch eine horizontale Glasröhre verbunden, welche an beiden
                              									Enden rechtwinklig umgebogen ist, so dass sie in die Gefässe taucht; sie ist mit
                              									Quecksilber gefüllt. Hat das Quecksilber in den beiden Gefässen dasselbe elektrische
                              									Potential, so bleibt ein als Zeiger dienender Schwefelsäuretropfen im horizontalen
                              									Theile der Röhre in der Mitte; sonst bildet sich eine Oberflächenspannungsdifferenz
                              									zwischen den beiden entgegengesetzten Enden des Tropfens und treibt diesen in der
                              									Röhre nach dem Gefässe mit dem niedrigem Potential hin, und seine Fortbewegung wird
                              									an einer Scale hinter der Röhre abgelesen. Noch bequemer liess Dewar später die horizontale Röhre gleich in die
                              									cylindrischen Gefässe an der Seite derselben eintreten, etwas unterhalb der
                              									Quecksilberoberfläche.
                           Mit diesem von Tisley und Spiller in London gebauten
                              									Elektrometer gelang es Prof. Dewar eine
                              									elektromotorische Kraft von 0,0001 eines Daniell'schen Elementes zu messen. (Nach
                              										Engineering, 1877 Bd. 23 S. 453.)
                           
                              
                                 E–e.