| Titel: | Ueber den Zusatz von Phosphor beim Kupferraffiniren. | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 278 | 
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                        Ueber den Zusatz von Phosphor beim
                           								Kupferraffiniren.
                        Lismann, über Zusatz von Phosphor beim
                           								Kupferraffiniren.
                        
                     
                        
                           Die Versuche von Hampe (1876 221 188), durch Zusatz von Phosphor beim Raffiniren des Kupfers die
                              									Reduction des Kupferoydules im Raffinade zu erreichen, veranlassten nach der
                              											Zeitschrift für Berg-, Hütten- und
                                    											Salinenwesen etc., 1877 S. 249
                              									A.
                                    											Lismann in München, welcher bereits vor mehreren Jahren in
                              									Folge eines englischen Patentes (Ductilität des Kupfers durch Zusatz von Phosphor zu
                              									erreichen) derartige Versuche im Garherd gemacht hatte, dem Gegenstande noch einmal
                              									näher zu treten.
                           Lismann's frühere Arbeit hatte darin bestanden, auf die
                              									gare Flüssigkeit 0,2 Proc. Stangenphosphor zu werfen und niederzudrücken; der
                              									grössere Theil desselben verbrannte jedoch umsonst, und ein Erfolg war nicht zu
                              									erkennen. Früher schon hatte Lismann die Wahrnehmung
                              									gemacht und fand es auch diesmal bestätigt, dass der Stangen-Phosphor sich zum Zusetzen entschieden nicht eigne, da eine
                              									moleculare Zertheilung nicht möglich und die Stücke, wenn man dieselben auch in die
                              									flüssige Masse niedertauchen will, alsbald wieder obenauf schwimmen. Er kam daher
                              									auf den Gedanken, amorphen Phosphor anzuwenden. Der
                              									erste Versuch, denselben während des Ausgiessens in die Lehmformen mittels eines
                              									Siebes in entsprechender Menge zuzuschütten, erzeugte eine solch tumultuarische
                              									Bewegung in dem Gusse und einen so unerträglichen Geruch, dass diese Art des
                              									Zusetzens als unpraktisch aufgegeben werden musste. Ein Einsinken des Hartstückes
                              									beim Erkalten, wie solches Hampe angibt, konnte Lismann sowohl bei diesem als bei allen folgenden
                              									Versuchen nicht beobachten. Es mag dies wohl seinen Grund u.a. darin haben, dass
                              									stets für Abkühlung der gegossenen Platten von der Mitte nach Aussen Bedacht
                              									genommen wurde, und zwar durch Bedecken des Tiegels mit einem Eisenbleche, welches
                              									in der Mitte eine mehr
                              									oder minder grosse Oeffnung hat. Ohne diese Decke erscheint das Einsenken
                              									erklärlich.
                           Durch das beim Raffiniren übliche Verfahren, nach dem Ueberpolen reine Kupferabfälle
                              									zuzusetzen, um das Kupferbad in die Gare zurückzuführen, kam Lismann auf den Gedanken, den amorphen Phosphor in kleinen Quantitäten, in
                              									schwaches Kupferblech eingeschlagen, vor dem Zähemachen dem Kupfer zuzusetzen und
                              									einzurühren. Nur auf diese Weise schien es möglich, eine thunlichst gleichmässige
                              									Vertheilung und höchste Ausnutzung des Phosphors zu erreichen. Um nun mit einer
                              									Charge von 5000k Chilikupfer vergleichende
                              									Resultate zu erzielen, wurde der erste Theil der Charge abgegossen und verwalzt. Die
                              									desfallsigen Proben sind in der unten folgenden Zusammenstellung unter Nr. 1 und 4
                              									aufgeführt. Bei dem zweiten Theil wurden in einem Tiegel von 285k Gehalt 200g
                              									amorpher Phosphor während des Ausgiessens gestreut; die betreffende Walzprobe ist
                              									Nr. 2. In den letzten Theil wurde vor dem nochmaligen Zähemachen, wie oben erwähnt,
                              										1k,5 amorpher Phosphor, in 10 Kupferbüchsen
                              									vertheilt, auf die flüssige Masse geworfen, und zwar jede Büchse mit einer Krücke
                              									untergetaucht und umgerührt. Nachdem einige Minuten zähe gepolt war, zeigte die
                              									Probe eine gegen die früheren verschiedene, wesentlich dichtere Structur mit schönem
                              									Glänze. Von dem hieraus hergestellten Kupfer wurde Probe Nr. 3 genommen.
                           Um nun einige Anhaltspunkte für weitere Versuche zu besitzen, wurden im
                              									mechanisch-technischen Laboratorium der kgl. polytechnischen Schule in München mit
                              									den verschiedenen Proben Zerreissungsversuche angestellt und den obigen vier noch
                              									eine weitere Probe Nr. 5 von hochfeinem (Plaqué-) Kupfer beigefügt. Sämmtliche
                              									Stücke waren mit der Säge ausgeschnittene Lamellen, und zwar Nr. 1, 2, 3 und 5 mit
                              									schneidigem Grade, Nr. 4 dagegen mit stark abgerundeten Ecken; letztere wurde
                              									deshalb hergestellt, um Lismann s längst gehegte
                              									Ansicht zu erhärten, dass nämlich beim Kupfer wie beim Stahl bei gleichem
                              									Querschnitt eine Platte mit abgerundeten Kanten eine bedeutend grössere Festigkeit
                              									zeigen müsse, als eine solche mit scharfen Kanten. Wie das Resultat lehrt, hat sich
                              									diese Voraussetzung als durchaus richtig bewährt. Das Ergebniss der Versuche stellte
                              									sich, wie folgt:
                           
                              
                                 Nr.
                                 Proben
                                 Zugfestigkeitauf 1qc
                                 Verlängerungder Lamelle
                                 
                              
                                 1
                                 Chili
                                   1920k
                                     14,5 Proc.
                                 
                              
                                 2
                                 Auf 285k Kupfer 200g Phosphor
                                    											gestreut
                                 1870
                                     14,5
                                 
                              
                                 3
                                 In etwa 1400k Kupfer 1k,5 Phosphor eingefügt
                                 2180
                                     21,8
                                 
                              
                                 4
                                 Chili mit stark abgerundeten Ecken
                                 2215
                                     44,7
                                 
                              
                                 5
                                 Fein Kupfer
                                 2260
                                     31,5.
                                 
                              
                           Aus dem fast ganz ähnlichen Verhalten von Nr. 1 und 2 lässt sich erkennen, dass das
                              									Aufstreuen des Phosphors während des Ausgiessens nicht gleichmässig wirkt, und dass
                              									Nr. 2 jedenfalls aus einem Theil geschnitten war, wohin der Phosphor nicht gekommen.
                              									Hingegen zeigt das
                              									Verhältniss von Nr. 3 zu 1 den günstigen Erfolg des Versuches und eine Steigerung der Zugfestigkeit in Folge des
                              									Phosphorzusatzes um ⅛. Dieses Resultat, in Verbindung mit dem wesentlichen Moment,
                              									dass sich das Product nicht nur in der Versuchscharge, sondern auch in weiter
                              									erzeugten grösseren Quantitäten gänzlich blasenfrei
                              									zeigt, geben dem angegebenen Verfahren entschieden eine hohe praktische Bedeutung;
                              									auch stimmt der gefundene Werth mit der von Dr. Künzel
                              									in seinem Werke über Phosphorbronze für Phosphorkupfer angegebenen Zahl ziemlich
                              									überein. Dass diese Herstellungsart sich auch zur Herstellung von Phosphorbronze
                              									eignet, haben mehrere gemachte Proben gezeigt.
                           Es lässt sich daher für die Erzeugung von Phosphorbronze dasselbe behaupten, was vom
                              									Zusatz des Phosphorzinns gilt (vgl. 1877 225 514), dass durch Zusatz von Phosphor in der
                              									angegebenen Weise es Jedem ermöglicht ist, sich seine Bronze nach Bedarf selber
                              									herzustellen. Die den verschiedenen Zwecken entsprechende Menge Phosphor wäre noch
                              									festzustellen, und in dieser Beziehung dürfte es wohl im Interesse der deutschen
                              									Eisenbahn Verwaltungen liegen, eingehende und gründliche Versuche über den
                              									Phosphorzusatz sowohl bei Kupfer zu Feuerbüchsen, als auch für Bronze zu
                              									Locomotivzwecken anstellen zu lassen.