| Titel: | Zur Kenntniss des Purpurins; von E. Schunck und H. Römer. | 
| Autor: | Kl. | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 302 | 
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                        Zur Kenntniss des Purpurins; von E. Schunck und H. Römer.
                        Schunck und Römer, zur Kenntniss des Purpurins.
                        
                     
                        
                           Da die Eigenschaften des Purpurins theils ungenau, theils nicht in dem Grade
                              									ausführlich angegeben sind, wie es wohl bei einem Körper wünschenswerth ist, der
                              									schon jetzt so viele Isomere aufzuweisen hat, so haben Schunck und Römer dieselben an einem
                              									alizarinfreien Product von Neuem festgestellt. Das reine Purpurin löst sich nach
                              									ihren Untersuchungen in Alkohol mit gelber, nicht, wie Strecker und Wolff angegeben haben, mit
                              									rother Farbe auf. Es krystallisirt aus wasserhaltigem Alkohol in langen glänzenden
                              									Nadeln, welche 1 Mol. Wasser enthalten und deren Farbe von orangeroth bis orangegelb
                              									schwankt. Aus starkem Alkohol krvstallisiren kleinere, tiefroth gefärbte Nadeln,
                              									welche wasserfrei sind. Die wasserhaltigen Krystalle werden bei 100° tiefroth und
                              									wasserfrei. – Der Schmelzpunkt des Purpurins liegt bei 253°, die Sublimation beginnt
                              									bei 150°, nicht bei 250°, wie Schützenberger angibt.
                              									Das Sublimat besteht aus federartigen und nadelförmigen Kiystallen. – In kochendem
                              									Wasser löst sich das Purpurin mit tiefgelber, ins Rothe spielender Farbe; beim
                              									Erkalten scheiden sich aus der wässerigen Lösung orangefarbene Nadeln aus; die
                              									Lösung zeigt keine Absorptionsbänder (vgl. 1877 224 462).
                              									Es löst sich ferner in kochendem Eisessig, sodann in siedendem Benzol mit dunkelgelber, in
                              									Schwefelkohlenstoff mit gelber Farbe, beim Erkalten in Nadeln krystallisirend,
                              									schliesslich in Aether mit tiefgelber Farbe auf, und zwar in letzterem Fall mit
                              									Fluorescenzerscheinungen. Die angeführten Lösungen zeigen sämmtlich zwei
                              									Absorptionsbänder, von welchen das eine mit der F-Linie
                              									zusammenfällt, während das andere dicht an der Linie E,
                              									nach dem rothen Theil des Spectrums hin, liegt. – Die rosenroth gefärbte Lösung in
                              									concentrirter Schwefelsäure zeigt 3 Absorptionsbänder, eines im Gelb, die beiden
                              									andern übereinstimmend mit denen der ätherischen Lösung. – Die hochrothe, an den
                              									Rändern purpurfarbige Lösung des Purpurins in Ammoniak, Kalilauge, Natronlauge oder
                              									Natroncarbonat zeigt zwei Bänder im Grün. – Beinahe unlöslich ist das Purpurin in
                              									alkoholischer Natronlauge, ganz unlöslich in kochendem Baryt- und Kalkwasser, damit
                              									einen purpurrothen Lack gebend. Mit kochendem Alaunwasser liefert es die bekannte
                              									gelbrothe, stark fluorescirende Lösung, welche dieselben Bänder zeigt wie eine
                              									alkoholische Lösung. Beim Erkalten dieser Lösung scheidet sich ein Niederschlag aus,
                              									der zum Theil aus freiem Purpurin besteht, zum Theil aus einer
                              									Purpurin-Thonerdeverbindung. Versetzt man eine Lösung von Purpurin in Soda mit
                              									Alaun, jedoch so, dass die Flüssigkeit noch alkalisch reagirt, so entsteht der in
                              									Wasser und Soda ganz unlösliche, rosenrothe Lack des Purpurins. Ueberschüssiger
                              									Alaun löst ihn beim Kochen auf.
                           Wird alizarinfreies Purpurin für einige Stunden einer Temperatur von 300° ausgesetzt,
                              									so bildet sich neben unverändertem Purpurin und einigen nicht näher untersuchten
                              									Nebenproducten Chinizarin, das leicht in schönen, hochrothen Krystallen erhalten
                              									werden kann, welche den Schmelzpunkt 193 bis 194° besitzen. Bei längerem Erhitzen
                              									zersetzt sich alles Purpurin unter starker Verkohlung, und der Rückstand gibt mit
                              									Kalilauge eine violette Lösung. Um das Chinizarin im ersten Fall von dem
                              									unangegriffenen Purpurin und den Nebenproducten zu trennen, wird zunächst einige
                              									Male mit verdünnter Sodalösung ausgekocht; diese nimmt den grössten Theil des
                              									unveränderten Purpurins, sowie der Nebenproducte auf. Dann wird mit verdünnter
                              									Kalilauge behandelt und in die erhaltene Lösung Kohlensäure eingeleitet. Hierbei
                              									fällt hauptsächlich das Chinizarin aus und Purpurin bleibt in Lösung. Der
                              									Niederschlag ward durch Salzsäure zersetzt, gewaschen, wieder in Alkali gelöst, von
                              									Neuem Kohlensäure eingeleitet und dieses Verfahren so oft wiederholt, bis kein
                              									Purpurin mehr im Filtrat nachzuweisen ist. Der letzte Niederschlag besteht aus fast
                              									reinem Chinizarin, dem nur geringe Quantitäten eines in Alkohol unlöslichen Körpers
                              									beigemengt sind. – Die Eigenschaften des Chinizarins stehen in mancher Hinsicht
                              									denen des Purpurins sehr nahe. Seine Lösung in Alaun ist etwas rother als die des
                              									letzteren; doch gibt sie dieselben Absorptionsbänder. Die ätherische Lösung zeigt
                              									eine stärkere Fluorescenz, jedoch dieselbe Farbe und dasselbe Spectrum. Die alkoholische Lösung des
                              									Chinizarins wird durch alkoholisches Bleiacetat nicht gefällt, sondern gibt damit
                              									eine rothgefärbte Lösung, während Purpurin unter gleichen Verhältnissen einen
                              									rothvioletten Niederschlag liefert, der nur in grossem Ueberschuss des
                              									Fällungsmittels löslich ist. – Die alkalische Lösung des Chinizarins wird durch den
                              									Sauerstoff der Luft nicht zerstört, wie die des Purpurins (vgl. 1877 224 463); sie verhält sich in dieser Hinsicht genau wie
                              									eine alkalische Alizarinlösung. (Im Auszug aus den Berichten der
                                       												deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 550.)
                           
                              
                                 Kl.