| Titel: | Ellipsograph von Prof. V. Thallmayer in Ungarisch-Altenburg. | 
| Autor: | V. Thallmayer | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 337 | 
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                        Ellipsograph von Prof. V. Thallmayer in
                           									Ungarisch-Altenburg.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									21.
                        Thallmayer's Ellipsograph.
                        
                     
                        
                           Einen Ellipsographen, welchem dieselbe Idee zu Grunde liegt wie jenem in D. p. J. * 1877 226 237
                              									beschriebenen, erlaube ich mir nun in einer Form vorzuführen, die seine Verwendung
                              									auch auf dem Zeichenbrete möglich macht. Er besteht aus zwei Führungsschienen F (Fig. 1 und 2 Taf. 21), zwischen
                              									welche ein Gleitstück G eingesetzt ist. Die Bewegung
                              									dieses Gleitstückes wird durch eine Kurbelschiene K,
                              									die in einen Schlitz einspielt, hervorgebracht. In dem Gleitstücke befindet sich ein
                              									verticaler Zapfen, in dessen unteres Ende eine Zirkelschiene Z Angesteckt ist und deren Umdrehung gleichzeitig mit der Bewegung des
                              									Gleitstückes durch die Drehung der Handkurbel H
                              									veranlasst wird.
                           Hierbei wird vom Stifte S der Zirkelschiene eine Ellipse
                              									beschrieben, was weiter unten bewiesen ist.
                           Der Halslagerständer, welcher die Achse des horizontalen Kegelrades R und jenes Ende der wagrechten Welle W aufnimmt, auf das ein mit R gleichgrosses Kegelrad aufgesteckt wird, ist an die Führungsschienen
                              									unbeweglich befestigt. Die Horizontalwelle W ist mit
                              									ihrem andern Ende in den Bügel B gelagert, der
                              									ebenfalls auf den Führungsschienen aufruht. Die Welle W
                              									ist, mit Ausnahme jener Stellen, wo sie in Lagern läuft, von quadratischem
                              									Querschnitte und nimmt das mit einem Muff M versehene
                              									und lose aufgesteckte conische Rad C1 auf; dasselbe setzt das gleichgrosse conische Rad
                              										C2 und den
                              									verticalen Zapfen der Zirkelschiene in Bewegung. Es ist nun leicht einzusehen, dass
                              									mit dem Umdrehen der Handkurbel H die Drehung und die
                              									fortschreitende Bewegung der Zirkelschiene gleichzeitig eintreten müssen. Damit
                              									während des Verschiebens des Muffes M auf der
                              									quadratischen Welle W der richtige Eingriff der Räder
                              										C1 und C2 aufrecht erhalten bleibt, ist das Ende des Muffes
                              									als Scheibe geformt, die in eine am Gleitstücke befindliche Nase N einspielt.
                           Der Nachweis, dass die vom Stifte S beschriebene Curve
                              									eine Ellipse ist, lässt sich leicht führen.
                           Vorerst sei angenommen, dass in der Anfangsstellung (Fig. 3 Taf. 21)
                              									Zirkelschiene und Kurbelschiene in eine Richtung fallen. Während einer vollen
                              									Umdrehung legt der verticale Zapfen der Zirkelschiene, wenn die zur Wirkung kommende
                              									Länge der Kurbelschiene mit r1 bezeichnet wird, die geradlinige Strecke bc=2\,r_1
                              									zurück. Nimmt man nun den Halbirungspunkt O dieser
                              									Strecke als Ursprung eines rechtwinkligen Coordinatensystemes an, dessen
                              									Abscissenachse parallel der Richtung der Führungsschienen liegt, so nähert sich,
                              									nach einer aus der Anfangslage stattgehabten Umdrehung der Kurbelschiene um den
                              									Winkel φ, der verticale Zapfen der Zirkelschiene dem
                              									Ursprünge des Coordinatensystemes auf die Entfernung
                              										dO=r_1\,cos\,\varphi und es ist dann, wie aus Fig. 3 leicht zu
                              									entnehmen, MP=y=r\,sin\,\varphi und
                              										OP=x=(r+r_1)\,cos\,\varphi. Durch Elimination der
                              									trigonometrischen Functionen des Winkels φ ergibt sich
                              									als Resultat die Gleichung einer Ellipse,
                              										\frac{x^2}{(r+r_1)^2}+\frac{y^2}{r^2}=1, deren Halbmesser r und r+r_1 betragen.
                           Sind Kurbelschiene r1 und Zirkelschiene r
                              									in ihrer Anfangslage unter beliebigen Richtungen zu einander gekehrt, wie in Fig. 4 Taf. 21,
                              									so beschreibt der Stift der Zirkelschiene ebenfalls eine Ellipse, was im
                              									Nachfolgenden erwiesen ist. Der Winkel, den die Kurbelschiene r1 mit der Richtung der
                              									Führungsschiene einschliesst, sei α und jener, den die
                              									Richtung der Zirkelschiene mit der der Führungsschiene einschliesst, β. Nehmen wir als Abscissenachse eines schiefwinkligen
                              									Coordinatensystemes die Linie an, in welcher der Verticalzapfen der Zirkelschiene
                              									hin und her geht, und als Ordinatenachse die Linie, welche jene zwei Punkte der
                              									entstehenden Curve verbindet, die von der Abscissenachse senkrecht um die Entfernung
                              										r abstehen. Diese Punkte werden offenbar jene sein,
                              									bei welchen die Zirkelschiene senkrecht auf die Abscissenachse steht. Die
                              									Zirkelschiene übergeht aus ihrer Anfangslage in diese Stellung nach Vollführung
                              									einer Drehung um den Winkel 90-(360-\beta) und es ist dann der
                              									Vertical zapfen der Zirkelschiene um das Stück
                              										dc=r_1\,sin\,(\alpha+\beta)-r_1\,cos\,\alpha=ap vom Punkte
                              										a aus auf der Abscissenachse vorgerückt. Errichtet
                              									man nun im Punkte p eine Senkrechte auf die
                              									Abscissenachse, bis sie die zu letzterer in der Entfernung r parallel gezogene Linie PN im Punkte P schneidet, so ist P
                              									offenbar ein Punkt der Curve, welcher von der Abscissenachse senkrecht um die
                              									Entfernung r absteht. Der zweite analoge Punkt der
                              									Curve findet sich ähnlich wie der erste, wenn man von a
                              									aus die Entfernung r_1\,cos\,\alpha+r_1\,sin\,(\alpha+\beta) bis
                              									zum Punkte q abträgt, dort eine Senkrechte auf die
                              									Abscissenachse errichtet und ihren Durchschnittspunkt Q
                              									mit der zur Abscissenachse parallelen Linie QR
                              									bestimmt.
                           Nehmen wir nun den Halbirungspunkt der Strecke pq als Anfangspunkt des vorhin erwähnten
                              									schiefwinkligen Coordinatensystemes, dessen Coordinatenwinkel mit Δ bezeichnet sein möge, an, so steht nach einer Drehung
                              									um den Winkel φ die Zirkelschiene um den Winkel
                              										360-\beta+\varphi von der Abscissenachse ab; die Strecke, um
                              									welche sich der Vertical zapfen der Zirkelschiene vom Anfangspunkte des
                              									Coordinatensystemes entfernt hat, ist
                              										Og=bf=r_1\,cos\,(\alpha+\varphi)
                              									und M ein Punkt der Curve, dessen Ordinate
                              										MS=y, die Abscisse OS=x. Errichtet man
                              									dann vom Punkte M eine Senkrechte Ml auf die Abscissenachse, so ist
                              										y\,sin\,\Delta=r\,sin\,(\beta-\varphi) und
                              										x=y\,cos\,\Delta+r\,cos\,(\beta-\varphi)-r_1\,cos\,(\alpha+\varphi).
                              									Behufs Elimination der trigonometrischen Functionen des Winkels φ aus diesen Gleichungen hat man aus der ersten
                              										sin\,(\beta-\varphi)=\frac{y\,sin\,\Delta}{r} und daraus:
                           sin\,\varphi=-\frac{y\,cos\,\beta\,sin\,\Delta}{r}+sin\,\beta\sqrt{1-\frac{y^2\,sin^2\Delta}{r^2}}
                              									und
                           
                              cos\,\varphi=\frac{y\,sin\,\beta\,sin\,\Delta}{r}+cos\,\beta\sqrt{1-\frac{y^2\,sin^2\Delta}{r^2}}.
                              
                           Löst man in der zweiten Gleichung
                              										cos\,(\alpha+\varphi) in seine zwei Glieder auf und setzt
                              									darin die eben gefundenen Werthe von sin φ und cos φ, sowie jenen von
                              										cos\,(\beta-\varphi) ein, so erhält man die Gleichung x=y\,cos\,\Delta-\frac{r_1\,y\,sin\,(\alpha+\beta)\,sin\,\Delta}{r}+\sqrt{1-\frac{y^2\,sin^2\Delta}{r^2}}\,[r+r_1\,cos\,(\alpha+\beta)]x=y\,cos\,\Delta-\frac{r_1\,y\,sin\,(\alpha+\beta)\,sin\,\Delta}{r}+\sqrt{1-\frac{y^2\,sin^2\Delta}{r^2}}\,[r+r_1\,cos\,(\alpha-\beta)]. Nun ist sin\,\Delta=\frac{Pp}{OP},\
                                 										cos\,\Delta=\frac{Op}{OP} und da
                              										bc=op=r_1\,sin\,(\alpha+\beta) ist, auch:
                           sin\,\Delta=\frac{r}{\sqrt{r^2+{r_1}^2\,sin^2(\alpha+\beta)}} und
                              										cos\,\Delta=\frac{r_1\,sin\,(\alpha+\beta)}{\sqrt{r^2+{r_1}^2\,sin^2(\alpha+\beta)}}.
                           Diese Werthe in obige Gleichung eingeführt, geben ihr nach
                              									einfacher Reduction die Form: \frac{x^2}{[r+r_1\,cos\,(\alpha+\beta)]^2}+\frac{y^2}{r^2+{r_1}^2\,sin^2\,(\alpha+\beta)}=1,\frac{x^2}{[r+r_1\,cos\,(\alpha-\beta)]^2}+\frac{y^2}{r^2+{r_1}^2\,sin^2\,(\alpha+\beta)}=1, die Gleichung einer Ellipse, bezogen auf die conjugirten Halbmesser r+r_1\,cos\,(\alpha+\beta)r+r_1\,cos\,(\alpha-\beta) und \sqrt{r^2+{r_1}^2\,sin^2\,(\alpha+\beta)}.
                           Schliesslich noch die Bemerkung, dass der Stift S auch
                              									dann noch Ellipsen beschreibt, wenn die als ruhend angenommene Unterlagsfläche durch
                              									die Kreis- oder Ellipsendrehung einer Kurbelwarze in geradlinig schwingende Bewegung
                              									versetzt würde.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
