| Titel: | Ueber Constructionsverhältnisse von Fallblöcken der Dampfhämmer. | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 340 | 
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                        Ueber Constructionsverhältnisse von Fallblöcken
                           								der Dampfhämmer.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									21.
                        Ruchholz, über Fallblöcke der Dampfhämmer.
                        
                     
                        
                           Emil
                                    											Ruchholz veröffentlicht in der Zeitschrift des
                                       												Vereines deutscher Ingenieure, 1877 S. 169 die
                              									Resultate angestellter Vergleiche von Fallblöcken einer grössern Anzahl ausgeführter
                              									Dampfhämmer mit dünner Kolbenstange, wovon wir hier das Wesentlichste mittheilen.
                              									Die Betrachtungen gelten fast ausschliesslich nur für solche Hämmer, welche durch
                              									Schmieden von Stahl stark beansprucht werden, wie dies bei dem Verarbeiten der
                              									Bessemerstahlblöcke der Fall ist.
                           Die Bedingungen, welche ein Hammerbär zu erfüllen hat, sind der Hauptsache nach
                              									folgende: 1) muss derselbe das nöthige Fallgewicht herstellen, 2) das Werkzeug oder
                              									den Kern fassen, 3) das Werkzeug in einer bestimmten Bahn, d.h. lothrecht führen, 4) den
                              									Angriffspunkt der Kraft (die Kolbenstange) fassen.
                           Nimmt man das Gewicht von Hammerkern und Kolbenstange sammt Kolben im Mittel mit ¼
                              									des Fallgewichtes an, und bezeichnet Gk das gesammte Fallgewicht, Pk das Bärgewicht, so
                              									ist P = 0,75 G.
                           Bei der Befestigung des Hammerkernes am Bär sind Einfachheit und leichte Lösbarkeit
                              									Hauptbedingungen. Die Construction mit schwalbenschwanzförmigen Zapfen ist häufiger
                              									in der Praxis zu finden als jene mit rundem Stiel, obwohl letztere die
                              									vortheilhaftere zu sein scheint, da die Bearbeitung des Schwalbenschwanzes nicht so
                              									einfach und leicht, als dies beim Stiel der Fall ist. Der schwalbenschwanzförmige
                              									Zapfen ist wohl weniger dem Brechen ausgesetzt, weil der Bruchquerschnitt grösser
                              									als beim runden Stiel ausfällt. Dagegen werden die Nasen am Bär stark beansprucht
                              									einestheils durch den Keil, anderntheils aber können bedeutende Inanspruchnahmen
                              									stattfinden, wenn die Fläche des Kernes einseitig oder nur in der Mitte aufliegt.
                              										Fig. 7
                              									Taf. 21 zeigt eine Construction, welche dies zu vermeiden sucht. Es sind hier die
                              									Nasen am Stöckel, so dass beim Festkeilen desselben nur dieser stark beansprucht
                              									wird. Fig. 8
                              									bis 10 Taf.
                              									21 zeigen die gewöhnliche Befestigungsart mit einem Keil, während bei Fig. 11 zwei
                              									Keile angewendet sind. Einen dieser Keile gestaltet man gewöhnlich als Beilage mit
                              									Nasen an den Enden, um eine Verschiebung des Kernes nach vor- und rückwärts
                              									aufzuheben. Zweck dieser Anordnung ist, eine seitliche Verschiebung des Stöckels zu
                              									ermöglichen für den Fall, in welchen die Schabotte sich seitlich verschoben hat. Die
                              										Fig. 12
                              									bis 17 Taf.
                              									21 zeigen die Anordnung mit einem Stiel, wobei die Befestigung durch einen Keil
                              									erfolgt. Der Bär wird hier insofern günstiger beansprucht, als man ein Ausreissen
                              									des Keilloches nicht zu fürchten hat; dagegen wird der Kern stark in Anspruch
                              									genommen, namentlich wenn der Keil nicht gleichmässig aufliegt.
                           Die Führung des Bars zwischen den Ständern bildet einen der wesentlichsten Punkte der
                              									ganzen Hammerconstruction. Vor allen Dingen ist hier erforderlich, dass der
                              									Hammerbär ein genügendes Stück in den Führungen bleibt, wenn er seine tiefste
                              									Stellung einnimmt. Bei seitlichem Aufschlagen (Fig. 7) entsteht ein
                              									Moment, welches den Hammerbär um a zu drehen sucht;
                              									dieses Bestreben wird durch den Widerstand bei e
                              									aufgehoben. Letzterer aber wird um so kleiner, je grösser die Entfernung  ac ist. Es werden daher die Führungen um so weniger
                              									leiden, je länger der Bär ist.
                           Die Mehrzahl der in den Vergleich gezogenen Beispiele lässt den Hammerbär in der
                              									tiefsten Stellung so weit aus den Führungen treten, dass die Unterkante derselben
                              									die Länge von Bär und Stöckel nahezu halbirt. Skizzen von grossen englischen Hämmern
                              									zeigen die Unterkante der Führungen noch tiefer gelegt. Als bewährtes Verhältniss
                              										kann man wohl
                              									setzen, dass die Führungsunterkante die Länge von Bär und Stöckel halbiren soll.
                           Als mittlere Verhältnisse ergeben sich für die Dimensionen des Bärs:
                              										L\ddot{a}nge\ L:Breite\ B:Dicke\ D=9:4:3, womit sich für
                              										P=0,75\,G, wenn L, B und D in Millimeter ausgedrückt sind, ergibt:
                              										L=90\sqrt[3]G, B=40\sqrt[3]G,
                              										D=30\sqrt[3]G, welche Verhältnisse für Hämmer über 5t gut passen, für kleinere Hämmer aber einer
                              									Berichtigung bedürfen, wenn nicht schon Höhlungen und sonstige constructive Formen
                              									ein leichteres Gewicht ergeben. Dieselben stimmen mit Fig. 15 und 16 ziemlich
                              									überein, und haben sich Hämmer nach dieser Construction bei bedeutender
                              									Inanspruchnahme gut bewährt. In Fig. 8, 9, 12 und 13 sind diese
                              									Verhältnisse punktirt angedeutet. Bei dem Hammerbär Fig. 12 und 13 hatte das
                              									Hammergerüst bedeutend zu leiden; bei jenem Fig. 8 und 9 überschreiten die
                              									Längendimensionen und suchen die Führung noch dadurch zu verlängern, dass die
                              									Stopfbüchse zwischen zwei den Bär verlängernde Lappen tritt. Schöner und
                              									constructiver ist derselbe Zweck in Fig. 12 bis 17 erreicht,
                              									indem hier für die Stopfbüchse eine cylindrische Aussparung angebracht ist.
                           Die Führungen an den Ständern findet man meist unnützer Weise nach oben zu lang. Für
                              									diese genügt als Länge vollständig der grösste Hub. Es tritt dann der Bär nach unten
                              									⅖ aus den Führungen und bleibt in der höchsten Stellung noch mit ⅖ zwischen
                              									denselben, wenn die Höhe des Hammerkernes mit ⅕ der ganzen Bärlänge angenommen
                              									wird.
                           Es erübrigt noch die Befestigung der Kolbenstange am Bär. Beim Niedergang des Hammers
                              									entsteht hier ein Stoss zwischen Kolbenstange und Bär, bei welchem die lebendige
                              									Kraft der Stange sammt Kolben vernichtet wird. Dieser Stoss wirkt auf Zerstörung der
                              									untern Fläche der Kolbenstange und der zugehörigen Fläche des Bars. Um die
                              									Zerstörung dieser Flächen möglichst lange zu verhüten, wird man daher gezwungen
                              									sein, den Stoss hier elastisch zu machen, oder die Rächen derart zu vergrössern,
                              									dass eine statthafte Abnutzung eintritt. Um diese Verbindung elastisch zu machen,
                              									ist viel versucht worden, doch alles ohne Erfolg.
                           Eine der einfachsten Befestigungen gibt die nach unten schwach verjüngte, durch einen
                              									durchgehenden Keil mit dem Bär verbundene Kolbenstange. Hier wird bei jedem Schlage
                              									die Kolbenstange bei dem Querschnitte durch das Keilloch gestaucht, bis der Bruch
                              									eintritt. Eine Verstärkung der ganzen Stange, um diesen Querschnitt gross genug zu
                              									erhalten, ist zwecklos, weil mit der Verstärkung auch das zerstörende Moment grösser
                              									wird. Entschieden fehlerhaft ist es, die Stange hier abzusetzen; richtiger ist es,
                              									sie unten zu verstärken, so lass durch das Keilloch keine Schwächung eintritt. Doch
                              									wird man bei Hämmern mit
                              									Oberdampf auch hiermit noch schlecht auskommen, besonders wenn der Bär eine
                              									durchgehende Oeffnung für die Bohrstange hat, wie bei den mit runden Stielen
                              									eingesetzten Kernen Fig. 12 und 15. In anderer Weise ist
                              									die Aufgabe in Fig.
                                 										8 gelöst; hier ist die Kolbenstange in rationeller Weise unten verstärkt
                              									und durch zwei Streifkeile gehalten. Man hat hierbei nur darauf zu sehen, dass die
                              									Belastung der Keile 10k auf 1qmm nicht übersteigt. In Fig. 12 und 15 ist die
                              									Stange unten gleichfalls verstäkt, aber am untern Ende kugelförmig abgedreht. Mit
                              									dieser Kugelfläche stützt sich die Stange auf ein Stahlstück, oberhalb der
                              									Verstärkung liegt sie passend an zwei durch einen Ring zusammen gehaltene Backen.
                              										Fig. 18
                              									Taf. 21 zeigt die Ausführung dieser Verbindung für den in Fig. 15 gezeichneten
                              									Fallblock in 1/20
                              									u. G. Trotz der vielen Theile, welche diese Anordnung bedingt, hat dieselbe doch
                              									eine grosse Haltbarkeit gezeigt und ist ganz besonders günstig für die
                              									Inanspruchnahme der Kolbenstange, indem sich unten die Kugel der Stangenrichtung
                              									gemäss verdreht, wenn sich die Kolbenstange oben biegt.
                           Kolbenstangenbrüche sind häufig, wenn der Bär kurz, also schlecht geführt, und wenn
                              									die Stange fest eingekeilt ist. Bezüglich der Beanspruchung der Kolbenstange ergibt
                              									sich angenähert, wenn G' das Kolbenstangengewicht sammt
                              									dem des Kolbens, V die Geschwindigkeit von G' beim Aufschlagen, s die
                              									Zusammendrückung der Kolbenstange, P' den grössten
                              									stattfindenden Druck zwischen Stange und Unterlage bezeichnen und absolut feste
                              									Unterstützung vorausgesetzt wird, da P' von O bis P wächst:
                           
                              1/2\,P's=1/2\,MV^2,\;M=\frac{G'}{g},\;\frac{V^2}{2}=gh,\;1/2\,P's=G'h.
                              
                           Ist E der Elasticitätsmodul der
                              									Stange, l deren Länge, f
                              									deren Querschnitt, so ist
                           s:l=\frac{P'}{f}:E oder s=\frac{P'l}{fE},
                              									daher
                           1/2\,P'^2\,\frac{l}{fE}=G'h oder
                              										P'=\sqrt{\frac{2\,G'hfE}{l}}.
                           Für die Stange Fig. 18 ist
                              										h=1700, wozu die Wirkung des Oberdampfes noch mit 1m kommt, f=10387^qmm,
                              										G'=350^k, E=20000,
                              										l=2700. Es wird P=381500^k und ergibt sich
                              									ein Flächendruck von 9k auf 1qmm, welche Beanspruchung ziemlich der
                              									Wirklichkeit entsprechen dürfte. Durch das Antreiben der Keile werden nämlich schon
                              									ziemlich bedeutende Spannungen hervorgerufen, daher die Nachgiebigkeit der Schabotte
                              									wohl ausser Betracht bleiben kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
