| Titel: | H. Giffard's Darstellung von Wasserstoff. | 
| Autor: | F. B. | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 366 | 
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                        H. Giffard's Darstellung von Wasserstoff.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									25.
                        Giffard's Darstellung von Wasserstoff.
                        
                     
                        
                           Der Erfinder der Dampfstrahlpumpe, H. Giffard, hat (nach
                              									der Revue industrielle, 1877 S.
                                 										373) nach einander zwei Apparate zur Darstellung von Wasserstoff
                              									angewendet, von denen der eine auf nassem, der andere auf trockenem Wege
                              									arbeitet.
                           1) Die Darstellung von Wasserstoff auf trockenem Wege
                              									beruht auf zwei bekannten Reactionen, nämlich a) auf der Reduction des natürlichen
                              									Eisenoxydes (Eisenglanz) durch Kohlenoxyd und b) auf der Zersetzung von Wasserdampf
                              									durch metallisches Eisen.
                           Der cylindrische Ofen C (Fig. 6 Taf. 25) ist mit
                              									Kokes, der Ofen M mit Graupen von Eisenglanz gefüllt.
                              									Die durch die Oeffnungen A bezieh. K eingefüllten Massen lassen durch Bildung von
                              									Böschungen in den Oefen die Räume a, b und a', b' frei. Der Ofen M
                              									hat unten Arbeitsthüren P, P'. Nach Anzündung der Kokes
                              									in C im unteren Theile bläst durch T, T' eine Maschine Luft ein, das gebildete Kohlenoxyd
                              									entweicht aus a, a durch den mit Chamottebrocken
                              									angefüllten Reinigungscylinder R, um durch das Rohr D in den Ofen M zu treten.
                              									Hier reducirt es den Eisenglanz zu Eisen; die gebildete Kohlensäure wird aus a' a' durch F nach einem
                              									Kamin geleitet. Besondere Aufwendung von Wärme ist hierbei nicht nöthig, da das
                              									Kohlenoxyd noch warm genug ist. Man hat sogar bemerkt, dass während des
                              									Reductionsprocesses die Temperatur sich erhebt.
                           Nach beendeter Reduction lässt man durch die Masse Dampf blasen, wobei man die
                              									Ventile s und s'
                              									schliesst; Dampf tritt bei E zu, der Wasserstoff durch
                              										H aus. Hierauf folgt Kühlen des Gases und Trocknen mittels
                              									Aetzkalk. Man kann alsdann den Process wieder von vorn beginnen.
                           Es wird auch vorgeschlagen, an Stelle von Eisenglanz mit granulirtem Eisen zu
                              									beginnen und dasselbe zuvor mit Wasserdampf in Eisenoxyd zu verwandeln.
                           Versuche im Grossen haben befriedigende Resultate ergeben und werden die Kosten für
                              										1cbm Wasserstoffgas zu etwa 4 Pf. berechnet,
                              									d. h. 40 bis 45 Pf. für 1k.
                           2) Die Darstellung des Wasserstoffes auf nassem Wege
                              									beruht auf Zersetzung des Wassers durch Schwefelsäure und Eisen, aber unter
                              									Rücksichtnahme auf möglichst gleichmässige Gasentwicklung. In den Zersetzer A (Fig. 1 bis 3 Taf. 25) wird der
                              									Eisensatz von B aus eingestürzt. Er fällt in einen
                              									Cylinder C, der mit Wasserverschluss versehen ist.
                              									Letzterer wird im Augenblicke des Einstürzens durch ein Seil gehoben, das über die
                              									Rolle D (Fig. 2) geht. Das Gefäss
                              										A, welches innen mit Bleiblech ausgeschlagen ist,
                              									hat einen Siebboden, unter welchem aus E die verdünnte
                              									Schwefelsäure herzutritt; G ist das Abgangsrohr für den
                              									Wasserstoff. Die Eisenvitriollauge flieset durch ein U-Rohr H ab und geht durch die Rinne L nach dem
                              									Troge M. Die Entwicklung an Gas ist in dieser Weise so
                              									stark und gleichmassig, dass man dabei 30 Mal mehr Gas erhält als auf die
                              									gewöhnliche Art.
                           Um regelmässige Arbeit des Apparates zu erzielen, sind noch folgende Einrichtungen
                              									getroffen. Die Schwefelsäure wird aus dem Behälter O
                              									mittels der Pumpe P nach dem Gefäss Q geschafft, wo ein Schwimmer den Stand anzeigt. Von
                              									hier gelangt die Säure in das Gefäss b durch einen
                              									vergoldeten Schwimmkugelhahn. Aus der Wasserleitung gelangt ebenso Wasser nach b'. Aus Fig. 4 Taf. 25 ersieht
                              									man, wie der Schwimmer für den Wasserzufluss auch auf den Säureschwimmer einwirken
                              									kann. Die Säure geht nach c, das Wasser nach c', aus denen Abfluss bei constantem Niveau
                              									stattfindet, worauf die Mischung von Säure und Wasser in E vor sich geht und weiter unten der Eintritt der Mischung in den Erzeuger
                              										A statt hat. Die Manometer m und m' zeigen den Druck in A und in E an. Das Gas
                              									geht sus G in den Wascher R, in welchem es aus einem mit Löchern versehenen Rohre einem
                              									niederfallenden Regen begegnet. Der Abfluss ist bei p.
                              									Ferner ist S ein Trockenapparat mit falschem Boden, mit
                              									Kalk gefüllt, n ein Manometer, endlich T ein mit kaltem Wasser arbeitender Kühler (warum kühlt
                              									man nicht vor dem Trocknen? Mit der Kühlung wäre
                              									zugleich eine Trocknung verbunden. D. Ref.) und V eine
                              									Messglocke von Glas (vgl. auch Fig. 5 Taf. 25). In
                              									derselben ist ein stehendes Kupferrohr, mit einem engen Spalt versehen, angebracht,
                              									in welchem sich eine hohle Glocke S leicht auf und ab
                              									bewegen kann. Diese Glocke wird durch den Gasdruck mehr oder weniger gehoben; ausserdem ist in der
                              									Glocke V ein Haarhygrometer h und ein Thermometer t'. An einem
                              									aufgehängten Blatte blauen Lackmuspapieres kann man erkennen, ob alle mitgerissene
                              									Säure entfernt ist. Das Gas geht durch den Hahn r zur
                              									Sammlung oder Verwendung; r' ist ein Probirhahn.
                           Das Gas enthält Spuren von Kohlen-, Schwefel-, Phosphor- und Arsen-Wasserstoff.
                           Nach Abzug für Erlös der Nebenproducte berechnet sich 1cbm Gas zu 24 Pf., d. i. zum Preise des Leuchtgases in Paris.
                           Der Apparat arbeitet bereits in Paris und beabsichtigt Giffard, mittels desselben 20000cbm Gas
                              									zu erzeugen, welche zur Füllung des Ballons nöthig sind, der bei der diesjährigen
                              									Pariser Ausstellung steigen soll (vgl. 1876 220 280).
                           
                              
                                 F. B.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
