| Titel: | Ueber die Bereitung von Copalfirniss, die Zusammensetzung des Copales und seine Veränderung beim Schmelzen; von Prof. Dr. H. Schwarz in Graz. | 
| Autor: | H. Schwarz | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 375 | 
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                        Ueber die Bereitung von Copalfirniss, die
                           								Zusammensetzung des Copales und seine Veränderung beim Schmelzen; von Prof. Dr.
                           									H. Schwarz in
                           									Graz.
                        H. Schwarz, über Copalfirniss.
                        
                     
                        
                           Zur Herstellung der haltbarsten Lackfirniss-Ueberzüge, wie sie z.B. beim Lackiren von
                              									Equipagen angewendet werden, erscheint der fette Copalfirniss unentbehrlich und
                              									unübertroffen. Höchstens bei dunkeln Farben kann man ihn durch fetten Bernsteinlack
                              									ersetzen, welcher zwar ebenfalls sehr haltbar ist, der indessen selbst aus dem
                              									hellsten Bernstein und bei der sorgfältigsten Darstellung nur in so dunkler Färbung
                              									erhalten wird, dass er für andere als braune und schwarze Farben unbrauchbar
                              									ist.
                           Mit dem Namen Copal werden Harze von sehr verschiedenem Ursprung bezeichnet. Von
                              									diesen sind die weichen Sorten, der westindische oder Kugel-Copal, Kauri-Copal,
                              									Manila-Copal, zu harten fetten Lacken nicht zu gebrauchen. Sie sind zwar unter Zugabe von
                              									etwas Kampfer in starkem Alkohol, Terpentinöl und Aether löslich; diese Lösungen
                              									geben aber lange nicht so harte und dauerhafte Ueberzüge, als es z.B. für
                              									Kutschenlack gefordert wird. Dieser kann bisher nur aus dem besten ostafrikanischen
                              									harten Copal von Zanzibar, aus dem westafrikanischen Angola- und Benguela-Copal,
                              									endlich dem ostindischen Copal durch vorsichtiges Schmelzen, Auflösen in
                              									Leinölfirniss und Zusatz von Terpentinöl erhalten werden. Der geschmolzene Copal
                              									verleiht dem elastischen Firniss die nöthige Härte, das Terpentinöl erleichtert das
                              									Aufstreichen und Erhärten. Ist der Copal einmal geschmolzen, so kann man ihn
                              									übrigens auch in anderen flüchtigen Lösungsmitteln, z.B. Aether, Chloroform, Benzol
                              									und Schwefelkohlenstoff, lösen, welche ihn indessen meist in Form eines mehr oder
                              									weniger spröden Ueberzuges hinterlassen.
                           Ich wurde von einem hiesigen Industriellen, Hrn. H.
                                 										Alker, welcher sich für seine bei Equipagen ausgeführten Lackirarbeiten
                              									selbst den Lack herstellen wollte, zuerst über die Darstellung eines hellen
                              									Oelfirnisses, dann über das Schmelzen des Copals zu Rathe gezogen.
                           Nachdem die erstere Aufgabe durch Anwendung von borsaurem Mangan und Mennige, welche
                              									nach dem Abreiben mit Leinöl dem massig erhitzten Leinöl zugesetzt wurden, zur
                              									Genüge gelöst war, traten neue unvorhergesehene Schwierigkeiten beim Schmelzen des
                              									Copals ein. Alker verwendet ausschliesslich den besten
                              									hellsten Zanzibar-Copal. Das zum Schmelzen dienende Gefäss ist aus starkem
                              									Kupferblech gefertigt und durchweg hart gelöthet. Es zeigt die Gestalt einer weiten
                              									Wasche mit ebenem Boden. Der Hals lässt sich durch einen genau hinein passenden
                              									Deckel mit Handgriff ziemlich dicht abschliessen. Um etwa übersteigenden
                              									geschmolzenen Copal zurückzuhalten, seine Entflammung zu hindern und das Gefäss
                              									oberhalb des Feuers zu halten, läuft um den Bauch der Flasche ein Blechring, dessen
                              									äusserer Rand etwas aufgebogen ist. Zwei Handgriffe erlauben, das Gefäss leicht vom
                              									Ofen zu heben; noch besser ist es, eine Hülse anzunieten, in welcher ein hölzerner
                              									Stiel befestigt ist, mittels dessen das Gefäss gehandhabt werden kann. Die Flasche
                              									hat unten 24 bis 27cm Weite, eine Totalhöhe von
                              										48cm, bis zum Anfange des Halses etwa 27cm, bis zum Tragend Auffangringe etwa 18cm; die Weite des Halses ist 11cm.
                           Es werden jedesmal 1k,5 Copal eingebracht und das
                              									Gefäss alsdann mit eingesetztem Deckel auf einen Ofen aufgesetzt, der in sehr
                              									primitiver Art im Freien aus Ziegeln und Erde aufgebaut ist. Die Heizung erfolgt mit
                              									Holzkohle, die Verbrennungsgase werden durch ein schwach ansteigendes Blechrohr
                              									abgeleitet, dessen freies Ende auf zwei gekreuzten Pfählen ruht. Die Holzkohlen
                              									müssen zuerst in guten Brand gebracht werden, ehe man das Gefäss aufsetzt, damit das
                              									Schmelzen sogleich beginnt. Dies findet unter ziemlich starkem Schäumen statt. Wenn man den
                              									Deckel lüftet, entwickelt sich ein starker weisser Dampf. Man rührt dann einige Mal
                              									mit einem spatelförmigen Holzstabe, später mit einem ähnlichen Eisenspatel um. Der
                              									Ansatz, den man beim Herausziehen bemerkt, ist anfangs sehr schaumig; später
                              									erscheint das anhaftende Harz klar und bräunlich gefärbt und bricht nach dem
                              									Erkalten beim Abschaben mit einem Messer leicht ab. Nach etwa 15 bis 20 Minuten
                              									Schmelzdauer und 3 bis 4maligem Umrühren ist die Masse blank geschmolzen und fast
                              									blasenfrei. Man hebt nun das Gefäss aus dem Ofen und lässt es etwas abkühlen. Es ist
                              									gewöhnlich ein zweiter Ofen mit halberloschener Kohle zur Hand, um das Gefäss zu
                              									übertragen, wenn die Hitze im ersten Ofen zu stark wäre. Schon vorher hat man die
                              									nöthige Menge blanken hellen Leinölfirinisses, etwa 3k,5 auf 1k,5 Copal, in mehreren
                              									Blechmassen abgewogen, der nun im massigen Strahle, ohne abzusetzen und unter
                              									beständigem Umrühren, in das Gefäss mit dem geschmolzenen Copal eingegossen wird.
                              									Eine hierbei eintretende Klumpenbildung würde auf eine unvollkommene Schmelzung oder
                              									eine zu plötzliche Abkühlung deuten. Die Wiederauflösung der Klumpen durch
                              									erneuertes Erhitzen ist nur schwer und unter starker Bräunung zu erzielen.
                              									Schliesslich werden noch 1k,75 bestes
                              									französisches Terpentinöl, ebenfalls unter Umrühren, zugefügt, und der fertige
                              									Copallack wird endlich durch ein Messingdrahtsieb und Trichter in Blechstandflaschen
                              									abgefüllt, wozu man gern die bekannten viereckigen Petroleumkannen verwendet.
                           Falls die Operation gelungen ist, muss ein auf ein Fensterglas gebrachter Tropfen
                              									vollkommen blank und fast farblos erscheinen und auch der ausfliessende
                              									Firnissstrahl bei durchfallendem Sonnenlichte vollkommen ungetrübt sich darstellen.
                              									Der Verlust beim Schmelzen ist unbedeutend und dürfte 120 bis 160g kaum überschreiten.
                           Eigenthümliche Schwierigkeiten erwachsen durch das Material des Schmelzgefässes.
                              									Früher wendete man emaillirte Töpfe von Gusseisen an. Diese sprangen leicht und
                              									übertrugen die Hitze nur schlecht; auch löste sich das schützende Email leicht ab;
                              									endlich waren sie nur schlecht durch Deckel zu schliessen und dem Ueberkochen leicht
                              									unterworfen. Unter diesen Umständen konnte man nur wenig Copal auf einmal
                              									verarbeiten; derselbe bräunte sich stark und erlitt starken Verlust.
                           Das Kupfergefäss erleichtert durch seine gute Wärmeleitungsfähigkeit das Schmelzen
                              									sehr; es verdampft wenig Oel daraus, der Verlust ist gering, die Arbeit geht rasch
                              									und das Nachdunkeln durch Anbrennen ist wenig zu fürchten; dagegen beobachtet man
                              									oft eine eigenthümliche röthliche Trübung des geschmolzenen Copales, welche sich
                              									auch auf den fertigen Firniss überträgt. Als ich solchen Copal in Chloroform löste
                              									und die Trübung abfiltrirte, gelang es mir leicht, Kupfer darin nachzuweisen. Beim
                              									Schmelzen beobachtet man eine am Halse und am Deckel stattfindende Bildung von
                              									Oelstreifen, die stark grün gefärbt sind. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Copal
                              									möglicherweise durch Abwischen mit Oel bei der Reinigung fettes Oel enthält. Es
                              									deutet darauf auch der deutlich erkennbare Acroleïngeruch, den das bei längerem
                              									Schmelzen sich bildende flüchtige Oel besitzt. Ich habe dieses destillirt mit Wasser
                              									behandelt und gefunden, dass die wässerige Lösung eine neutrale ammoniakalische
                              									Silberlösung leicht reducirt, wie es auch das Acroleïn thut. Die Fettsäuren lösen,
                              									wie dies die Erfahrung in den Stearinfabriken lehrt, das Kupfer bei Luftzutritt
                              									unter grüner Färbung sehr leicht auf, und es kann daher nicht Wunder nehmen, wenn
                              									dies auch bei diesen Copalschmelzen eintritt. Fliesst nun diese Kupferoxyd
                              									Verbindung in das schmelzende Harz zurück, so kann die Reduction nicht ausbleiben.
                              									Das Aussehen des Harzes kommt der bei übersättigtem Kupferrubin auftretenden
                              									lebrigen Färbung nahe, und man könnte wohl mit Recht von einem Harzaventurin reden,
                              									da sich in der That im Sonnenlichte ähnliche metallische Reflexe zeigen.
                           Es ist eine alte Vorschrift der Praxis, die Gefässe nach dem Schmelzen und der
                              									Lackbereitung sofort gründlich zu reinigen. Es würde sich dies nicht allein durch
                              									die Schwärzung, welche anhaftender Leinölfirniss beim Schmelzen erfährt, sondern
                              									auch durch die Gefahr stärkerer Kupfer aufnähme rechtfertigen. Gegen diese Färbung
                              									kann man sich durch Verzinnen des Kupfers nicht schützen, da der Zinnüberzug bei der
                              									hohen Schmelztemperatur abläuft. Violette gibt in
                              									seiner Abhandlung (1863 167 371) die Vorschrift, die
                              									Schmelzgefässe immer zu versilbern, ohne indessen den Grund hiervon anzugeben.
                           Ich machte den Versuch, ein schon gebrauchtes, aber gut gereinigtes Schmelzgefäss
                              									nach dem Abbeizen mit Säuren mit einem Gemische von Silbernitrat, Cyankalium und
                              									Schlemmkreide mittels Anreiben zu versilbern; es ergab sich in der That, dass der
                              									darin geschmolzene Copal die Kupfertrübung nur in sehr geringem Grade zeigte. Mit
                              									Silber plattirtes Kupfer wäre jedenfalls noch besser; vielleicht Hesse sich auch
                              									galvanisch vernickeltes Kupfer oder endlich verzinktes Eisenblech anwenden.Alker hat sich in neuester Zeit solcher Gefässe
                                    											aus verzinktem Eisenblech mit bestem Erfolge bedient. Im weiteren
                              									Verfolg dieser Beobachtungen wurde ich zu einigen Studien im Laboratorium geführt,
                              									die zu zahlreichen Elementaranalysen Veranlassung gaben. Der Copal verbrennt dabei
                              									ziemlich schwierig. Ich fand es am besten, eine lange Schicht gekörntes Kupferoxyd
                              									anzuwenden; doch habe ich auch geschmolzenes chromsaures Blei benutzt. Natürlich
                              									wurde die Verbrennung stets durch Ueberleiten von Sauerstoff und Luft beendet. Da
                              									diese Copalharze ziemlich elektrisch sind, war das Mischen mit Kupferoxyd u.s.w.
                              									nicht ohne Gefahr der Verstaubung möglich, und es wurde daher meistens im Schiffchen
                              									abgewogen. Asche blieb beim Verbrennen nicht oder nur in Spuren zurück.
                           
                           Es wurde ein sehr schöner Rohcopal, der fast farblos und glashell durchsichtig war,
                              									nachdem er längere Zeit über Schwefelsäure getrocknet, zuerst analysirt. Es ergab C
                              									= 78,72, H = 10,24, O = 11,09 Proc. Die Analyse stimmt mit einigen früher
                              									angegebenen ziemlich überein.
                           Unverdorben hat bekanntlich im afrikanischen Copal nicht
                              									weniger als 5 Harze, Alpha- bis Epsilon-Harz nachweisen wollen; doch scheint mir,
                              									dass er unmöglich durch die allmälig angewendeten Lösungsmittel, kalten Alkohol von
                              									67 Proc., kalten absoluten Alkohol, kochenden Alkohol von 77 Proc., mit Kali,
                              									endlich heissen Weingeist von 25 Proc., genau definirte Substanzen isoliren
                              									konnte.
                           Ich habe mich auf eine einfachere Trennung beschränkt. Wenn man gepulverten harten
                              									Copal mit energisch wirkenden Lösungsmitteln, wie Aether, Chloroform, Benzol oder
                              									Schwefelkohlenstoff, behandelt, so quillt er sehr bedeutend auf. Man erhält eine
                              									gallertartige Masse und darüber eine klare Lösung. Ich liess wasserfreien Aether,
                              									der frisch über Chlorcalcium destillirt war, mit fein gepulvertem Copal in
                              									Berührung, goss die klare Lösung ab und wiederholte diese Behandlung, bis der Aether
                              									beim Abdestilliren nur noch einen unbedeutenden Rückstand hinterliess. Der
                              									gallertartige ungelöste Rückstand muss lange getrocknet werden, um den aufgesaugten
                              									Aether ganz zu entfernen. Er trocknet dabei hornartig ein und wird schwach gelblich,
                              									zeigt sich aber endlich gewichtsbeständig und von constanter Zusammensetzung. Ich
                              									nenne ihn Schwellcopal, weil er in allen Lösungsmitteln
                              									nur aufquillt nicht aber sich löst. Carbolsäure gibt damit eine fast durchsichtige
                              									Gallertmasse, weil die Lichtbrechung beider Substanzen nahezu gleich ist.
                           Der vorliegende Copal enthielt etwa 66 Proc. dieser Substanz. Sie ist es, die es
                              									unmöglich macht, den Copal direct zu Lacken zu verwenden. Der Schwellcopal ist mit
                              									dem Stärkemehl in seinen physikalischen Beziehungen in Parallele zu stellen. Wie die
                              									Stärke durch höhere Temperatur in das leicht lösliche Gummi, so gebt dieser
                              									Schwellcopal durch das Schmelzen in den in Aether u.s.w. sehr leicht löslichen
                              									Pyroschwellcopal (s.u.) über. Auch das hornartige Eintrocknen hat er mit der
                              									aufgequellten Stärke gemein. Die Elementaranalyse der bei 170° getrockneten Substanz
                              									ergab:
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 II.
                                 Im Mittel
                                 
                              
                                 C
                                 80,17
                                 79,72
                                 79,95
                                 
                              
                                 H
                                 10,98
                                 10,75
                                 10,87
                                 
                              
                                 O
                                 8,85
                                 9,53
                                 9,18
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           Der von diesem Rückstande abgegossene Aether hinterlässt beim
                              									Abdestilliren im Wasserbade ein hellgelbes, durchsichtiges Harz, das sehr lange
                              									weich bleibt, selbst wenn man es bei 100° trocknet. Es scheint ein flüssiges Oel
                              									beigemengt zu sein, das bei etwa 130° weggeht und ein sprödes, etwas bräunlich
                              									gefärbtes Harz hinterlässt. Leitet man über das in einem Platinschiffchen enthaltene
                              									Product reine trockene Luft, erhitzt auf 130° und lässt die Luft dann über glühendes
                              									Kupferoxyd streichen, so kann man durch einen gewogenen Chlorcalcium- und
                              									Kaliapparat die Bildung von Wasser und Kohlensäure aus dem weggehenden
                              									Kohlenwasserstoffe nachweisen. Dasselbe geschieht bei Anwendung einer sog.
                              									Trockenente, die im Chlormagnesium-Bade erhitzt wurde. Es ist also in dem harten und
                              									spröden Copal noch etwas unoxydirtes ätherisches Oel enthalten, das sich in dem
                              									Aetherauszuge concentrirt. Die Substanz bei 130° getrocknet, ergab C = 78,25, H =
                              									10,30, O = 11,70 Proc. Sie ist in Aether, Chloroform, Benzol u.s.w. leicht, in
                              									Alkohol dagegen nur schwer löslich. Ich bezeichne die Substanz collectiv als Lösecopal.
                           Das Schmelzen des Copales im Laboratorium wurde im Vacuum, im Wässerstoffstrome,
                              									unter Druck im zugeschmolzenen Glasrohre, im Luftbade, endlich im Bleibade versucht,
                              									ohne indessen dabei besondere Vortheile zu erzielen. Sehr bequem geht es dagegen,
                              									wenn man die Störte, mit Copal etwa zu ⅓ gefüllt, im Schwefeldampf erhitzt. Zur
                              									Aufnahme des Schwefels dient ein emaillirtes Gusseisengeschirr, auf welches der
                              									Bauch der Retorte grade passt. Das Schmelzen wird unter zeitweiligem Umschwenken so
                              									lange fortgesetzt, bis nur noch einzelne ungeschmolzene, aufgequellte Theilchen an
                              									der Wand sich zeigen. Obwohl ein starkes Schäumen stattfindet, ist die Menge des
                              									entwickelten Gases unbedeutend. Das Gas ergab bei der Analyse im Orsat'schen Apparate:
                           
                              
                                 CO2
                                 27,26 Vol.-Proc. =
                                 35,60
                                 Gew.-Proc.
                                 
                              
                                 CO
                                 38,79
                                 32,20
                                 
                                 
                              
                                 H und CH4
                                 33,92
                                 32,20
                                 
                                 
                              
                           Der Gasrückstand brennt nach Absorption von CO2 und
                              									CO mit sehr schwach leuchtender Flamme.
                           Der Gewichtsverlust bis zum blanken Schmelzen betrug nur 6,6 Proc., in einem andern
                              									Falle, wo ich das Schmelzen bis zum Ueberdestilliren von Oel fortgesetzt hatte, 12,6
                              									Proc. Als ich nach Violette's Angabe 25 Proc. des
                              									Harzgewichtes verflüchtigte, blieb das Harz dunkel und klebrig zurück, was durchaus
                              									nicht zur Lösung nöthig ist. Man kann im Grossen bei vorsichtigem Schmelzen
                              									jedenfalls mit 8 bis 10 Proc. Gewichtsverlust auskommen, was bei dem hohen Preise
                              									des Copals sehr wesentlich ist.
                           Der geschmolzene Copal löst sich auf das leichteste in Chloroform auf; schon in der
                              									Kälte ist die Lösung so dünnflüssig, dass ich sie leicht filtriren und durch
                              									Knochenkohle entfärben konnte. Natürlich lösen i. auch Aether, Benzol,
                              									Schwefelkohlenstoff und Carbolsäure, ebenso Leinölfirniss und Terpentinöl beim
                              									Erwärmen. Die Analyse des vorsichtig geschmolzenen Productes ergab C = 83,63, H =
                              									10,36, O = 6,01 Proc. Bei stärkerem zerstörendem Schmelzen erhielt ich C = 84,85, H
                              									= 10,84, O = 5,31 Proc.
                           
                           Wird die filtrirte Chloroformlösung in viel absoluten Alkohol gegossen, so scheidet
                              									sich eine hellgelbliche, anfangs klebrige Masse aus, die aber bei weiterem
                              									Durchkneten mit Alkohol bald spröde, endlich feinpulverig wird und in Alkohol
                              									absolut unlöslich ist. Ich nenne dieselbe Pyroschwellcopal. Die Elementaranalyse ergab für die bei 100° getrocknete
                              									Substanz:
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 II.
                                 Im Mittel
                                 
                              
                                 C
                                 83,01
                                 82,43
                                 82,72
                                 
                              
                                 H
                                 10,52
                                 10,69
                                 10,61
                                 
                              
                                 O
                                 6,47
                                 6,88
                                 6,67
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           Die Substanz ist in Aether, Benzol, Schwefelkohlenstoff u.s.w. löslich. Der in
                              									Alkohol lösliche Antheil endlich bleibt nach dem Abdestilliren als ein hartes,
                              									dunkelbräunliches Harz zurück, das ziemlich spröde ist. Die Elementaranalyse
                              									ergab:
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 II.
                                 Im Mittel
                                 
                              
                                 C
                                 80,04
                                 80,99
                                 81,02
                                 
                              
                                 H
                                 10,50
                                 10,25
                                 10,37
                                 
                              
                                 O
                                 8,46
                                 8,76
                                 8,61
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00.
                                 
                              
                           Ich bin weit entfernt, diese unkrystallisirbaren Substanzen als durch die Analyse
                              									allein vollkommen definirte Körper bezeichnen und aus der Analyse einen Rückschluss
                              									auf den Vorgang der Umwandlung machen zu wollen. Es ist indessen immerhin
                              									interessant, Vergleiche der gegenüber stehenden Substanzen in rohem und
                              									geschmolzenem Copal anzustellen und die Formeln nach der Analyse zu entwickeln.
                           
                              
                                 Rohcopal
                                 Pyrocopal
                                 
                              
                                 gefunden
                                 
                                 berechnet
                                 gefunden
                                 
                                 berechnet
                                 
                              
                                 C = 78,72H = 10,24O = 11,04
                                 für
                                 C19 = 78,62H30 = 10,34O2  = 11,04
                                 C = 83,63H = 10,36O = 6,01
                                 für
                                 C19 = 83,82H28 = 10,29O    =   5,89
                                 
                              
                                 Schwellcopal
                                 Pyroschwellcopal
                                 
                              
                                 gefunden
                                 
                                 berechnet
                                 gefunden
                                 
                                 berechnet
                                 
                              
                                 C = 79,95H = 10,87O = 9,18
                                 für
                                 C48 = 80,44H76 = 10,75O4 = 8,81
                                 C = 83,01H = 10,52O = 6,47
                                 für
                                 C48 = 83,23H74 = 10,69O3 = 6,08
                                 
                              
                                 Losecopal
                                 Pyrolösecopal
                                 
                              
                                 gefunden
                                 
                                 berechnet
                                 gefunden
                                 
                                 berechnet
                                 
                              
                                 C = 78,00H = 10,30O = 11,70
                                 für
                                 C36 = 78,26H56 = 10,14O4 = 11,60
                                 C = 81,02H = 10,37  O = 8,61
                                 für
                                 C36 = 80,89H54 = 10,01 O3 = 9,10
                                 
                              
                           Durch das Schmelzen tritt in allen Fällen eine Vermehrung des Kohlenstoffes, eine
                              									Verminderung des Sauerstoffes bei nahezu gleichbleibendem Wasserstoff ein. Aus den
                              									Formeln ersieht man aber, dass diese Aenderung der Zusammensetzung auf die
                              									Abspaltung von H2O zurückzuführenzuzückzuführen  ist. Dies tritt auch in der That beim Schmelzen auf. Ein Theil davon wird
                              									aber bei der hohen Temperatur zur Bildung von CO2, CO und H
                              									verwendet, daneben geht die Verdunstung des flüchtigen Oeles und bei höherer
                              									Temperatur die Bildung von Brandölen bei tiefer greifender Zersetzung. Wird Copal
                              									vorsichtig destillirt, so hinterbleibt nur wenig kohliger Rückstand. Dies kann man
                              									am besten beim Verbrennen im Schiffchen beobachten. Leider konnten bisher keine
                              									Verbindungen oder Zersetzungsproducte erhalten werden, welche sich als gut
                              									definirbare chemische Individuen charakterisiren. Immerhin scheint mir der Vorgang
                              									richtiger erklärt, als es bisher der Fall gewesen.