| Titel: | Ueber das sogen. Kaiseröl; von Dr. Max Buchner. | 
| Autor: | Max Buchner | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 381 | 
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                        Ueber das sogen. Kaiseröl; von Dr. Max Buchner.
                        Buchner, über das sogen. Kaiseröl.
                        
                     
                        
                           Seit Herbst 1877 befindet sich im österreichischen Handel sogen. r,
                              									„Kaiseröl, nicht explodirendes wasserhelles Petroleum“, dessen Vorzüge darin
                              									bestehen sollen, dass sich dasselbe erst zwischen 56 bis 62° entzündet, während das
                              									gewöhnliche Petroleum schon bei 20 bis 29° feuergefährlich und entzündlich sei;
                              									ausserdem ist höhere Leuchtkraft, nämlich 8,25 Kerzen gegen 6,2 Kerzen und
                              									geringerer Consum, nämlich 33g,5 gegen 40g des Petroleums hervorgehoben, woraus
                              									hinsichtlich der Leuchtkraft des Kaiseröles um 25 Proc. und der Consumersparniss von
                              									16¼ Proc. ein Vortheil von 41¼ Proc. herausgerechnet wird, wodurch der etwas höhere
                              									Preis gegenüber gewöhnlichem Petroleum nicht nur ausgeglichen, sondern auch noch
                              									eine Ersparniss erzielt werden soll. Dieser Ankündigung entsprechend vermuthete ich,
                              									dass das im deutschen Handel vorkommende Möhringsöl (vgl. 1877 224 408) auch seinen
                              									Weg nach Oesterreich genommen habe; ich unternahm daher eine Prüfung des Kaiseröles
                              									auf die oben angegebenen Eigenschaften, worüber ich folgendes berichte.
                           Das Oel war wenig gefärbt, bläulich opalisirend, von nicht starkem Petroleumgeruche.
                              									Die Dichte betrug 0,7924 bei 16,8°, wodurch es sich schon auffallend vom Möhringsöle
                              									(sp. G. = 0,846) unterscheidet; gewöhnliches Petroleum zeigt eine Dichte von 0,7958.
                              									Es wurde nun –Entflammbarkeit nach der Methode von K. v.
                                 										Weise geprüft, wobei sich ergab, dass die Entflammbarkeit oder der
                              									Dampfpunkt bei 51°, die Entzündung des Kaiseröles selbst bei 62° eintrat, während
                              									bei gewöhnliche Petroleum der Dampfpunkt bei 26°, die Entzündung bei 32° liegt; es
                              									war also hinsichtlich der Entflammbarkeit und Entzündbarkeit des Kaiseröles gegen
                              									Petroleum ein wesentlicher Unterschied zu erkennen. Um genaueren Aufschluss über die
                              									Natur des Kaiseröles zu gewinnen, wurde die Destillation mit 100g durchgeführt; es gingen über zwischen 90 und
                              									150° 1 Proc., zwischen 150 und 170° 2, von 170 bis 200° 45, von 200 bis 220° 10, von 220 bis 240° 9,
                              									von 240 bis 270° 12 und von 270 bis 300° 12 Proc. Ich destillirte nun auch
                              									gewöhnliches Petroleum, welches früher zum Vergleiche gedient hatte, und erhielt
                              									folgende Zusammenstellung:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Petroleum
                                 Kaiseröl
                                 
                                 Möhringsöl(nach Heumann)
                                 
                              
                                 90
                                 bis
                                  150°
                                 10
                                 Proc.
                                 1
                                 Proc.
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 150
                                 „
                                 170
                                 19
                                 
                                 2
                                 
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 170
                                 „
                                 200
                                 15
                                 
                                 45
                                 
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 200
                                 „
                                 240
                                 15
                                 
                                 19
                                 
                                 
                                 –
                                 
                              
                                 240
                                 „
                                 300
                                 30
                                 
                                 24
                                 
                                 263 bis 300°
                                 26 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 –––––––––
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 Bis
                                  300°
                                 89
                                 Proc.
                                 91
                                 Proc.
                                 
                                 26 Proc.
                                 
                              
                           Der Rückstand erstarrte in beiden Fällen bei 6° krystallinisch.
                           Die Lichtintensität des Kaiseröles wurde mittels eines Bunsen'schen Photometers (von Desaga in
                              									Heidelberg bezogen) bestimmt, und zwar in einer kleinern und grössern Lampe von 13
                              									und 23mm Dochtbreite, verglichen mit der
                              									Lichtintensität einer Stearinkerze und gewöhnlichem Petroleum:
                           
                              
                                 
                                 StündlicherVerbrau
                                 Licht-intensität
                                 StündlicheKosten
                                 Kosten aufStearinkerzenbezogen bei
                                    											glei-cher Intensität
                                 
                              
                                 Stearinkerze
                                   8,5
                                 1
                                 1 kr. o. W.
                                 1
                                 
                              
                                 Kaiseröl kleine Lampe
                                 19,0
                                   4,7
                                 0,76
                                   0,17
                                 
                              
                                       „       grosse     „
                                 33,3
                                 11,0
                                 1,33
                                 1,2
                                 
                              
                                 Petroleum kleine   „
                                 19,0
                                   4,4
                                 0,52
                                   0,11
                                 
                              
                                       „        grosse     „
                                 31,0
                                   9,5
                                 0,85
                                    0,89.
                                 
                              
                           Die Kosten für eine Stearinkerze berechnen sich zwar nicht genau auf 1 kr.; es fehlt
                              									jedoch ein so geringer Antheil, dass die Annahme von 1 kr. praktisch gerechtfertigt
                              									erscheint, 1l gewöhnliches Petroleum kostet zur
                              									Zeit 22 kr., das Kaiseröl 32 kr. Es ergibt sich daher aus diesen Versuchen, dass das
                              									Kaiseröl hinsichtlich der schwierigeren Entflammbarkeit, also geringeren
                              									Gefährlichkeit, unbestreitbare Vorzüge besitzt; der stündliche Verbrauch des Oeles
                              									ist gleich oder etwas grösser, die Lichtintensität um etwa 6 bis 15 Proc. grösser
                              									als bei gewöhnlichem Petroleum. Da das Kaiseröl aber um 45 Proc. theurer ist als
                              									Petroleum, so ist die Beleuchtung mit Kaiseröl entschieden kostspieliger.