| Titel: | Apparate zum Verzeichnen von Parabeln; von Prof. V. Thallmayer in Ungarisch-Altenburg. | 
| Autor: | V. Thallmayer | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 430 | 
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                        Apparate zum Verzeichnen von Parabeln; von Prof.
                           									V. Thallmayer in
                           									Ungarisch-Altenburg.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									28.
                        Thallmayer's Apparate zum Verzeichnen von Parabeln.
                        
                     
                        
                           Im Anhange an meine Ellipsographen (S. 337 d. Bd.) seien nachstehend einige auf Tafel 28 dargestellte Apparate angeführt, welche zur
                              									Verzeichnung von Parabeln verwendet werden können. Der in Fig. 1 veranschaulichte
                              									Apparat zeichnet Parabeln auf einer in geradlinig schwingender Bewegung befindlichen
                              									Unterlage; der Apparat Fig. 2 hingegen ist zum
                              									Verzeichnen von Parabeln auf in Ruhe befindlichen Unterlagsflächen geeignet.
                           In dem ersten Apparate, dessen Anordnung aus der Abbildung klar genug zu ersehen ist,
                              									sind R und r Scheiben mit
                              									dem Uebersetzungsverhältnisse ½. Demgemäss entfällt auf ein einmaliges Hin- und
                              									Herschwingen oder auf eine volle Schwingung des Zeichenbretes Z nur eine halbe Schwingung des Stiftes S, der unter diesen Umständen, wie sich leicht nachweisen lässt,
                              									eine Parabel beschreibt. Haben die Kurbelschienen K und
                              										K' eine andere Anfangsstellung, als die in Fig. 1
                              									angenommene, d.h. sind sie unter beliebigem Winkel zu einander gekehrt, so
                              									beschreibt der Stift S keine Parabel sondern Curven,
                              									deren Gleichung vom vierten Grade ist.
                           Dass der Stift S unter den oben
                              									erwähnten Verhältnissen eine Parabel beschreibt, lässt sich mit Hilfe der Fig. 3
                              									nachweisen. Bezeichnet nämlich r die zur Wirkung
                              									kommende Länge der Kurbelschiene K und r1 jene der
                              									Kurbelschiene K1, so
                              									ist nach einer Drehung der letzteren um den Winkel φ
                              									aus der Anfangslage der Stift S um das Stück
                              										r\left(1-cos\,\frac\varphi 2\right) nach abwärts gerückt und
                              									gleichzeitig die Zeichenbretfläche um das Stück
                              										ab=r_1(1-cos\,\varphi) in der Richtung des Pfeiles verschoben
                              									worden. Es kommt daher nicht der Punkt a1 unter den Stift zu stehen, sondern ein Punkt,
                              									welcher um die Strecke a_1b_1=ab vor der Linie Sa2 liegt. Nimmt man
                              									nun den Punkt O, der von der Linie Sa2 in der Entfernung 2r1 liegt und über welchem sich der Stift
                              										S befindet, wenn die Kurbelschiene K1 eine halbe Umdrehung
                              									vollführt hat, als Ursprung eines rechtwinkligen Coordinatensystemes an, so ist mit
                              									Berücksichtigung dessen, dass dann der Stift S sich
                              									auch um das Stück Sa_2=r herabbewegt hat, b1b2 die Ordinate y und
                              										Ob2 die Abscisse
                              										x des Punktes b1. Nun ist b_1\,b_2=y=r\,cos\,\frac\varphi
                                 										2 und Ob_2=x=r_1(1+cos\,\varphi) und hieraus ergibt
                              									sich durch Elimination von φ die Gleichung einer
                              									Parabel nämlich: y^2=\frac{r^2}{2\,r_1}x.
                           Der in Fig. 2
                              									abgebrochen gezeichnete Apparat, welcher, wie schon bemerkt, auf in Ruhe
                              									befindlicher Unterlagsfläche Parabeln verzeichnet, besteht der Hauptsache nach aus
                              									einem viereckigen Rahmen, dessen Seitentheile R
                              									gleichzeitig Führungsschienen für die Lineale L und L1
                                 									 bilden, von denen sich L über L1 befindet. Beide
                              									Lineale werden durch Kurbelschienen in schwingende Bewegung versetzt, und zwar
                              									entfällt auf eine vollständige Schwingung des Lineales L nur eine halbe Schwingung des Lineales L1, was durch die Zahnradübersetzung z1 : z = 1 : 2 erreicht wird. Der Stift eines an der
                              									Kreuzungsstelle der zwei Ausschnitte a und a1 eingesetzten
                              									Gleitstückes G wird dann bei eintretender Bewegung in
                              									einer Parabel geführt, was nach Obigem besonders zu beweisen nicht nöthig ist.
                           Ist bei beiden besprochenen Apparaten die Uebersetzung von Kurbelschiene auf
                              									Kurbelschiene gleich 1, so beschreiben die Stifte Ellipsen. Apparat Fig. 2 ist demnach, wenn
                              									man ein Zahnräderpaar mit dem Uebersetzungsverhältnisse 1 zum Auswechseln hat, auch zur Verzeichnung von Ellipsen auf dem Zeichenbrete
                              									zu gebrauchen; denn es lässt sich hierfür leicht die Anordnung treffen, dass die
                              									zwei Kurbelschienen sich nicht im Wege stehen. Zieht man die Kurbelschienen aus den
                              									Zapfen der Räder heraus, so kann der Apparat auch zum Ziehen
                                 										von parallelen und senkrechten Linien verwendet werden.
                           Wenn in Fig. 1
                              									die Warze der Kurbelschiene bei ihrer Drehung statt eines Kreises mm eine Ellipse nn, wie in
                              										Fig. 7,
                              									beschreibt, so verzeichnet der Stift S auf dem nunmehr
                              									durch elliptische Bewegung der Kurbelwarze zur Schwingung veranlassten Zeichenbrete
                              									ebenfalls eine Parabel, was sich leicht nachweisen lässt. Die Kurbelwarze könnte
                              									entsprechend der bei dem Ellipsographen (S. 337 d. Bd.) getroffenen Anordnung leicht
                              									in einer Ellipse geführt werden.
                           Lässt man unter dem Apparate Fig. 2 die
                              									Unterlagsfläche, während das Gleitstück G in einer
                              									Parabel sich bewegt, unter einem beliebigen Winkel A
                              									zur Richtung des Lineales L1 entweder eine volle oder eine halbe Schwingung vollführen (durch eine in
                              									einen Schlitz der Unterlagsfläche einspielende Kurbelschiene), so verzeichnet der
                              									Stift des Gleitstückes G auf ihr ebenfalls
                              									Parabeln.
                           In Fig. 5 ist mit Δ der Winkel, unter welchem
                              									die Schwingung vor sich geht und mit I die Parabel
                              									bezeichnet, die der Stift bei in Ruhe befindlicher Unterlagsfläche auf ihr
                              									beschreiben würde. Bei den in Fig. 5 angenommenen
                              									Kurbelschienenlängen würde der Stift bei einer vollen Schwingung der Unterlagsfläche
                              									die Parabel II und bei einer halben die Parabel III verzeichnen.
                           Ist R die Länge der in das Lineal L1 eingreifenden, r die Lange der in das Lineal L eingreifenden Kurbelschiene und g die Länge
                              									jener Kurbelschiene, welche die unter dem Winkel Δ vor
                              									sich gehende schwingende Bewegung der Unterlagsfläche veranlasst, so findet man als
                              									Gleichung der Parabel II, bezogen auf ein
                              									schiefwinkliges Coordinatensystem mit dem Ursprung in
                              										n_1,\;y^2=\frac{R^2}{2\sqrt{\varrho^2+r^2+2\,r\varrho\,cos\,\Delta}}\,x,
                              									wobei n_1\,m=2\sqrt{\varrho^2+r^2+r\varrho\,cos\,\Delta} die
                              									Abscissenachse ist, die von der Richtung des Lineales L1 um den Winkel ψ absteht, dessen Tangente sich durch die Formel
                              										tg\,\psi=\frac{\varrho\,sin\,\Delta}{r+\varrho\,cos\,\Delta}
                              									ergibt. Die Ordinatenachse pq ist parallel zum Lineale
                              										L.
                           Ebenso findet sich als Gleichung der Parabel III, bezogen auf ein schiefwinkliges Coordinatensystem
                              									mit n2 als Ursprung,
                              										y^2=\frac{\varrho^2+R^2+2\,R\varrho\,sin\,\Delta}{2\,r}\,x.
                              									Hierbei liegt die Abscissenachse m2n2 parallel zur Richtung des Lineales L1 und um das Stück ρ sin Δ senkrecht von der Linie mn entfernt. Die Ordinatenachse schliesst mit der Richtung des Lineales
                              										L den Winkel ω, für
                              									welchen
                              										tg\,\omega=\frac{\varrho\,cos\,\Delta}{R+\varrho\,sin\,\Delta}.
                           Fig. 6
                              									entspricht der Annahme, dass die Schwingung der Unterlagsfläche des Apparates Fig. 2 parallel
                              									zu dem Lineale L1 vor
                              									sich geht. Hierbei bewegt sich das Gleitstück G in der
                              									voll ausgezogenen Parabel und der darin befindliche Stift beschreibt auf der in
                              									Bewegung befindlichen Unterlagsfläche die punktirt gezeichnete Parabel. Würde die
                              									Unterlagsfläche des Apparates Fig. 2 durch die
                              									elliptische Bewegung einer Kurbelwarze in Schwingung versetzt werden, so würden
                              									analog dem Falle in Fig. 5 vom Stifte des Gleitstückes auf ihr ebenfalls Parabeln verzeichnet
                              									werden.
                           Wollte man ähnlich wie bei dem älteren Ellipsographen (*1877 226 237) auf einer in schwingende Bewegung versetzten Unterlagsfläche von
                              									einer einen Kreis beschreibenden Zirkelschiene Parabeln verzeichnen lassen, so
                              									könnte man von der in Fig. 4 dargestellten
                              									Anordnung Gebrauch machen; hier ist F die Gleitfläche,
                              									welche durch eine in einen Schlitz einspielende Kurbelschiene in Bewegung gesetzt
                              									wird. Doch bleibt die zur Wirkung kommende Länge der Kurbelschiene nicht wie beim
                              									Ellipsographen constant, sondern sie verändert sich während der Umdrehung. Das eine
                              									Ende der Kurbelschiene K ist nämlich mit einem auf ihre Längsrichtung
                              									senkrechten Führungsschlitze versehen, in welcher eine zweite durch das Zahnrad z1 in Bewegung gesetzte
                              									Kurbelschiene K1
                              									einspielt; sie ist in dem verticalen Zapfen z2 dieses Rades Angesetzt, welches sich an einem
                              									feststehenden und mit ihm gleich grossen Rade z
                              									abwälzen kann. Wird nun mit dem Griffe A der Zapfen B in der Nabe des feststehenden Rades z zur Umdrehung gebracht, so kommt, weil das untere
                              									Ende des Zapfens B die Kurbelschiene K mit einem Führungsstücke D aufnimmt, letztere in
                              									Umdrehung und gleichzeitig, weil sich das Rad z1 am feststehenden Rade z abwälzt, auch die Kurbelschiene K1 zur Wirkung, wobei sich die Kurbelschiene K in ihrem Führungsstücke D verschieben muss. Der Arm E, der die Hülse
                              									des Zapfens z und die Scheibe S trägt, ist mit dem Zapfen B fest verbunden.
                              									Die Scheibe S dient zur Uebertragung der Bewegung auf
                              									die Zirkelschiene und zwar in dem Uebersetzungsverhältnisse = 1.
                           Nach einer Drehung der Kurbelschiene K um den Winkel φ wird auch die Kurbelschiene
                              										K1 vermöge der
                              									Gleichheit der Zahnräder z und z1 um den Winkel φ verdreht und demnach, wenn ihre zur Wirkung kommende Lange r ist, um die Strecke r sin
                                 										φ nach einwärts gezogen, so dass das Stück
                              										aO=R-r\,sin\,\varphi, somit
                              										ab=(R-r\,sin\,\varphi)\,sin\,\varphi ist, wobei die Länge der
                              									Kurbelschiene K gleich R
                              									angenommen wurde. Mit der Drehung der Kurbelschiene K
                              									dreht sich gleichzeitig auch die Zirkelschiene von einer mit der Kurbelschiene K gleichen Lange R um den
                              									Winkel φ und es käme der Stift, welcher sich an ihrem
                              									Ende befindet, bei in Ruhe befindlicher Unterlagsfläche auf dem Punkt a zu stehen. Da aber die Unterlagsfläche während der
                              									Drehung um den Winkel φ um das Stück
                              										ab=(R-r\,sin\,\varphi)\,sin\,\varphi nach rückwärts
                              									verschoben wurde, so wird der Stift auf einen Punkt b1 treffen, der um die Strecke a1b1 = vor dem Punkte a1 liegt. Nimmt man den
                              									Punkt O1, der vom
                              									Mittel-Punkte O1 der
                              									Zirkelschiene um das Stück O_1\,O_2=r entfernt liegt, als
                              									Ursprung eines rechtwinkligen Coordinatensystemes an, so ist
                              										b_2\,O_1=y die Ordinate und O_2\,b_3=x die
                              									Abcisse des Punktes b1
                              									der vom Stifte beschriebenen Curve. Nun ist
                              										b_1b_2=b_3O_1=R\,sin\,\varphi-(R-r\,sin\,\varphi)\,sin\,\varphi=r\,sin^2\varphi
                              									und O_2b_3=O_1O_2-O_1b_3=x=r\,cos^2\varphi;
                              										O_1b_2=y=R\,cos\varphi. Durch Elimination von φ erhält man die Gleichung einer Parabel, nämlich
                              										y^2=\frac{R^2}{r}\,x.
                           Dieser Apparat beschreibt nur dann Parabeln, wenn Zirkelschiene und Kurbelschiene auf
                              									dieselbe Länge eingestellt sind; andernfalls bezeichnet er Curven, deren Gleichung
                              									vom vierten Grade ist. Ebenso ist leicht einzusehen, dass dieser Apparat nur zum
                              									Verzeichnen von sehr flachen Parabelbögen geeignet wäre. Brächte man an der
                              									Kurbelschiene K, wenn sie auf die vorbeschriebene Art
                              									in Bewegung versetzt wird, einen Stift an und liesse denselben auf fester
                              									Unterlagsfläche Curven beschreiben, so würden letzteren die Polargleichung
                              										\varrho=(R\pm r\,sin\,\varphi) zukommen, weshalb sie auch zur
                              									Darstellung der Schieberbewegung geeignet sein würden.
                           Schliesslich sei noch erwähnt, dass zum Verzeichnen von Ellipsen auch der in Fig. 8
                              									angegebene Apparat verwendet werden könnte, welcher eine Umkehrung der früher (1877
                              										226 237) gegebenen Ellipsographen-Anordnung
                              									darstellt. Wird nämlich wie in Fig. 8 die Unterlagsfläche
                              										F durch zwei Kurbeln K
                              									von gleicher Länge in einem Kreise geschwungen (die Kurbelwarzen spielen jedoch hierbei nicht
                              									in einem Schlitze, sondern sind in die Unterlagsfläche F eingesetzt) und der an einem Querlineale QQ
                              									befindliche Stift S durch eine an die
                              									Verbindungsschiene der beiden obern Kurbeln K1 aufgesetzte Warze w
                              									in geradlinige Schwingung versetzt, so beschreibt der Stift S auf der Unterlagsfläche Ellipsen. Mit LL
                              									ist eine der Schienen bezeichnet, an welchen das mit einem Schlitze versehene
                              									Querlineal QQ geführt wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
