| Titel: | Ueber magneto-elektrische Rufapparate für das Telephon. | 
| Autor: | E. Z. | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 441 | 
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                        Ueber magneto-elektrische Rufapparate für das
                           								Telephon.
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber magneto-elektrische Rufapparate für das Telephon.
                        
                     
                        
                           Da mittels des Bell'schen Telephons (S. *51 und 311 d.
                              									Bd.) die gesprochenen Worte nur vernehmbar sind, wenn sich das Telephon in der
                              									unmittelbaren Nähe des Ohres befindet, so ist überall da, wo nicht ununterbrochen
                              									telephonirt wird und doch der Beamte das Telephon nicht beständig am Ohre haben
                              									soll, die Hinzufügung eines Rufapparates erforderlich, welcher einen Schall von
                              									genügender Stärke erzeugt und dadurch den Beamten aus einiger Ferne zum Hören an das
                              									Telephon herbeizurufen vermag. Aus diesem sehr nahe liegenden Bedürfnisse sind eine
                              									Anzahl von Vorschlägen zur Ergänzung und Weiterentwicklung des Telephons nach dieser
                              									Richtung entsprungen.
                           Zunächst bietet sich hierzu die Beigabe einer
                              									elektro-magnetischen Klingel mit Selbstunterbrechung oder Selbstausschluss, und eine
                              									solche wurde denn auch bei den Einschaltungen der „Fernsprechämter“ in Linien
                              									der deutschen TelegraphenverwaltungVgl. S. 10 und 11 der Anleitung zur Einrichtung der
                                       												mit Fernsprechern auszurüstenden Betriebsstellen, welche Nr. 69 des
                                    												Amtsblattes der Deutschen Reichsrost- und
                                       												Telegraphenverwaltung für 1877 beigefügt ist. gewählt.
                              									Hierbei ist man aber, abgesehen von den Kosten für Anschaffung und Unterhaltung der
                              									galvanischen Batterien und den Unbequemlichkeiten in der Beaufsichtigung derselben
                              									genöthigt, entweder eine besondere Leitung für die Klingel herzustellen, oder einen
                              									Umschalter anzuwenden, mittels dessen man nach Bedarf das Telephon oder die Klingel in die Leitung
                              									einschalten kann; ersteres erhöht die Anlagekosten und letzteres kann bei
                              									unzweckmässiger Einrichtung und unaufmerksamer Handhabung des Umschalters leicht zu
                              									Betriebsstörungen führen. Klingel und Telephon in dieselbe Leitung bleibend hinter
                              									einander zu schalten, erfordert bei der Anlage und Batterieeinschaltung
                              									Aufmerksamkeit, damit nicht etwa der Batteriestrom in einer solchen Richtung durch
                              									die Telephone geschickt wird, dass er die permanenten Magnete derselben schwächt;
                              									auch darf der Batteriestrom nicht so stark sein, dass er bei empfindlichen
                              									Telephonen ein Klebenbleiben der Eisenblechplatte am Elektromagnete veranlasse Am
                              									zweckmässigsten dürfte deshalb bei Anwendung einer solchen Klingel die Benutzung
                              									eines Kurbelumschalters sein, welcher nur in der einen
                              									oder der andern von zwei bestimmten Stellungen stehen bleibt und dabei in der einen
                              									für das Telephon, in der andern für die Klingel nebst Taster bezieh. Batterie einen
                              									kurzen Schluss herstellt.
                           Die Anwendung eines kleinen, mit der
                                 										Hand zu drehenden Magnetinductors und eines auf gleich gerichtete oder
                              									besser auf Wechsel-Ströme ansprechenden WeckersAuch die Telephone Company in Boston stellt als
                                    											Rufapparat einen kleinen, mit der Hand zu drehenden Inductor auf, dessen
                                    											zwei Inductionsspulen über den beiden Polen eines Hufeisenmagnetes in einer
                                    											zu dessen Schenkeln parallelen Ebene umlaufen. Die Inductionsströme werden
                                    											durch die Spulen zweier Stabelektromagnete geführt und werfen den zwischen
                                    											ihnen liegenden. Kloppel tragenden, magnetischen Anker hin und her, wobei
                                    											der Kloppel wechselnd an zwei Glocken schlägt. würde zwar durch
                              									den Wegfall der Batterie einen Vortheil bieten, in der Einschaltung und Bedienung
                              									aber sich nicht als wesentlich einfacher herausstellen. Zweckmässiger sind
                              									Magnetinductoren, deren Einrichtung sich enger der Einrichtung und Wirkungsweise des
                              									Telephons anschliesst und einige solche sollen nachstehend eingehender besprochen
                              									werden.
                           Die Rufglocke von W. E. Fein
                              									(Telegraphenbauanstalt von C. und E. Fein) in
                              									Stuttgart. Grössere, von W. E. Fein construirte
                              									Telephone vermochten nicht, die Rufvorrichtungen entbehrlich zu machen; seine
                              									kleinen Doppelapparate übertreffen die einfachen bei weitem an Tonstärke, und es
                              									sind in ihnen die Töne auch vernehmbar, wenn man das Telephon nicht dicht ans Ohr
                              									hält. Stimmgabeln konnten nur dann zum Tönen gebracht werden, wenn die eine Zinke
                              									derselben an Stelle der Eisenplatte dicht vor den Elektromagnet des Telephons
                              									gebracht wurde. Brauchbarer erwies sich eine stählerne Glockenschale G (Textfigur 1 und 2) von der Form, wie sie gewöhnlich für elektrische
                              									Läutewerke verwendet wird; dieselbe wurde so zwischen die mit Drahtspulen M1 und M2 versehenen Pole
                              									eines permanenten Hufeisenmagnetes NBS gebracht, dass
                              									sie dessen Anker bildet, ohne ihn jedoch zu berühren. Durch die Schwingungen der
                              									angeschlagenen Glocke entstehen in den Drahtspulen Inductionsströme, welche die Eisenplatte eines damit
                              									verbundenen Telephons in gleiche Schwingungen Ersetzen, dieselbe aber so stark tönen
                              									lassen, dass das so gegebene Signal selbst in einem Nebenzimmer noch vernehmbar ist,
                              									besonders wenn der Ton durch mehrere rasch hinter einander gegebene Glockenschläge
                              									verstärkt wird.
                           
                              
                              Fig. 1, Bd. 237, S. 443
                              
                           
                              
                              Fig. 2, Bd. 237, S. 443
                              
                           Der halbkreisförmige Stahlmagnet NBS ist auf der metallenen Grundplatte P so
                              									befestigt, dass die auf derselben platte aufgeschraubte Glocke G sich in seiner Mitte befindet. Auf die beiden
                              									Magnetpole N und S sind
                              									radial gegen die Glocke gestellte, bis an diese reichende, sie aber nicht berührende
                              									Verlängerungen aus weichem Eisen aufgeschraubt, über welche die Drahtspulen Mi
                                 									 und M2 gesteckt
                              									sind; je ein Ende dieser Spulen ist mit deren Eisenkern veröden, so dass der Magnet
                              									die leitende Verbindung zwischen beiden Pulen herstellt. Die beiden andern Enden der
                              									Spulen sind durch die Drähte d1 und d2 mit den Klemmschrauben K1 und K2 verbunden, mittels deren der Rufer in den
                              									Stromkreis eingeschaltet wird. Beim Niederdrücken des Knopfes T, den die Feder f
                              									beständig nach oben zu rücken sucht, wird durch auf der Rückseite des Apparates
                              									liegende Hebel die Feder F gespannt, welche dann den
                              									auf dem Stiele q sitzenden Goppel k kräftig gegen die Glocke G schlägt, diese in stromgebende Schwingungen versetzt und so das auf der
                              									andern Station befindliche Telephon zum Tönen bringt. In Textfigur 2 ist die Thür
                              										DD des Kästchens, worin das Ganze untergebracht
                              									ist, als geöffnet dargestellt.
                           Die Rufglocke von A. Weinhold,Auch Weinhold hat anstatt der Glocken erst
                                    											Stimmgabeln versucht, diese aber wegen der weniger bequemen Handhabung
                                    											aufgegeben. Sollen die Glocken zugleich als Empfangsapparate dienen, so
                                    											müssen sie genau gleichgestimmt sein. Als Schallerreger benutzt
                              										Prof.
                              									Weinhold in Chemnitz eine Stahlglocke G (Fig. 3 und 4 in ¼ n. Gr.) von 13 bis 14cm Durchmesser, welche auf etwa 420 Schwingungen
                              									abgestimmt ist; dieser Durchmesser und diese Stimmung erscheinen insofern als nicht
                              									ganz unwesentlich, als man sich von den angegebenen Zahlen nicht weit entfernen
                              									darf, ohne die Wirkung zu beeinträchtigen.
                           
                              
                              Fig. 3–4, Bd. 237, S. 444
                              
                           Die Stahlglocke ist, mit der Mündung nach unten gekehrt, auf
                              									einem metallenen Ständer A ähnlich wie eine gewöhnliche
                              									Tischglocke befestigt; ein seitlich angebrachtes, um v
                              									drehbares hölzernes Hämmerchen k wird, wenn man es mit
                              									der Hand niederdrückt und dann loslässt, durch eine dabei gespannte Feder F kräftig gegen die Glocke G geschlagen und versetzt diese in lebhafte Schwingungen. Innerhalb der
                              									Glocke liegt ein etwas gebogener, kräftiger Magnet M
                              									mit eisernen Polschuhen, welche sehr nahe an zwei diametral gegenüber stehenden
                              									Punkte der Glocke heranragen. Die Pole des Magnetes sind mit Inductionsspulen S1 und S2 versehen, welche
                              									unter sich und mit zwei zum Ansetzen der Leitungsdrähte L1 und L2
                              									dienenden Klemmschrauben K1 und K2
                              										(Fig. 5) leitend verbunden sind. Die mit dem
                              									Rufer zu benutzenden Telephone sind mit einem aus Blech hergestellten, auf die
                              									Mündung H aufgesetzten, kegelförmigen Resonator Z (Fig. 6 in ⅙ n. Gr.)
                              									versehen, dessen Stimmung bis auf mindestens einen halben Ton mit dem der Rufglocken
                              									übereinstimmen muss. Sollen zwei zu verbindende Stationen sich gegenseitig anrufen
                              									können, so erhält jede einen Rufer und ein Telephon.
                           
                              
                              Fig. 5, Bd. 237, S. 444
                              
                           
                              
                              Fig. 6, Bd. 237, S. 444
                              
                           Rufer und Telephon werden ohne weiteres hinter einander in
                              									dieselbe Leitung eingeschaltet; als Rückleitung benutzt man natürlich bei irgend
                              									nennenswerther Entfernung die Erde; zur Ableitung nach der Erde dient am besten die
                              									Verbindung mit einer Wasser- oder Gasleitung oder einem guten Blitzableiter. Versetzt man eine Glocke
                              										G durch Anschlagen des Hammers in Schwingungen, so
                              									inducirt diese in den Spulen S1, S2 viel kräftigere Ströme, als die gewöhnlichen
                              									Telephonströme sind; der durch diese Ströme an der andern Station im Telephon
                              									erzeugte Ton wird durch den Resonator derart verstärkt, dass er an allen Punkten
                              									eines grossen Zimmers sehr deutlich gehört wird, selbst dann, wenn keine völlige
                              									Ruhe herrscht, z.B. wenn hehrere Personen mit einander sprechen. Zweckmässig werden
                              									die meiden Klemmschrauben K1 und K2 des
                              									Rufapparates durch einen kleinen federnden Taster h
                              									verbunden, welcher für gewöhnlich an dem Stifte c liegt
                              									und dadurch einen kurzen Schluss herstellt, so dass beim Telephoniren die Ströme
                              									nicht durch die Inductionsspulen S1 und S2 des Rufers zu gehen brauchen; will man den Rufer
                              									benutzen, so beseitigt man den kurzen Schluss durch Niederdrücken des Tasters h auf den im Holzblocke Q
                              									steckenden Stift u. Die mit Resonator versehenen Telephone dienen zugleich zum
                              									Sprechen und Hören wie die gewöhnlichen und sind zum Sprechen diesen entschieden
                              									vorzuziehen. Die Empfindlichkeit der Telephone wird erheblich vergrössert, wenn man
                              									auf den recht dicken Magnet einen ziemlich langen Polschuh von weichem Eisen
                              									aufsetzt, in welchem die Intensität des Magnetismus sich leichter ändert als im
                              									Stahle, wenn man die Zahl der Windungen auf der Spule recht gross macht (etwa 3000),
                              									und wenn man endlich das Eisenblech in der Mitte durch Aufsetzen einer Runden
                              									Scheibe ganz beträchtlich verdickt, also die inducirende Eisenmasse vermehrt, ohne
                              									dadurch die Beweglichkeit des Bleches merklich zu vermindern, und wenn man endlich
                              									durch eine Justirschraube eine recht genaue Stellung des Magnetes ermöglicht Diese
                              									Telephone geben bei leidlich guter Isolation der Leitung und massigem Widerstände
                              									(1000 bis 2000 Siemens-Einheiten) noch eine ganz gute Vernehmbarkeit wenn man so
                              									leise spricht, als es möglich ist, ohne gerade zu Stern, wenn man also eben nur noch
                              									einen merklichen Kehlton herbringt; bei etwas lautem Sprechen ist das Gesprochene
                              									noch in 0m,2 Entfernung vom Telephon zu verstehen und auf mehrere Schritte Entfernung zu hören. Noch bei Einschaltung von 12000 Einheiten
                              									Widerstand braucht man nicht merklich lauter als bei der gewöhnlichen Unterhaltung
                              									zu sprechen, um gut verstanden zu werden.
                           Solche Rufer und Telephone liefert die mechanische Werkstätte von G. Lorenz in Chemnitz für 20, bezieh. 11,5 M., das Paar
                              									Rufer und Telephone also für 63 M. – Die von einer solchen Glocke in einer
                              									oberirdischen, an ihren beiden Enden mit der Erde verbundenen Telegraphenlinie von
                              									Dresden über Chemnitz nach Leipzig (167km)
                              									Begebenen Töne wurden in Leipzig mittels eines gewöhnlichen Telephons deutlich
                              									vernommen.
                           Die Rufglocke von Siemens und Halske
                              									in Berlin kehrt ihre Mündung nach oben und wird mit einem metallenen Handhämmerchen
                              									angeschlagen; ein kurzer, von einer Drahtspule umgebener Stahlmagnet liegt
                              									ausserhalb der Glocke, so dass seine Achse in die Verlängerung eines Durchmessers
                              									fällt. Die erregten Ströme versetzen eine gleichgestimmte Glocke in hörbare
                              									Schwingungen.
                           Der Stimmgabel-Rufer von Prof. Aug.
                                 										Töpler in Dresden bringt durch Magnetinductionsströme einen in grösserer
                              									Entfernung wie die Glocke noch gut hörbaren Ton hervor. Die beiden genau gleich
                              									gestimmten Stimmgabeln können einfach mit dem einen Schenkel vor ein gewöhnliches
                              									Telephon gestellt werden, dessen Eisenplatte entfernt ist; wird dann die eine
                              									Stimmgabel mit einem Violinbogen angestrichen, so tönt die andere auf einen
                              									Resonanzkasten gestellte Gabel mit. Vortheilhafter wird ein mit der Spule
                              									umwickelter kurzer Stabmagnet zwischen die beiden Schenkel der Stimmgabel gelegt,
                              									damit beide Pole auf die Gabel wirken können. Prof. Töpler hat auch magnetisirte Stimmgabeln versucht und dabei in der Spule
                              									einen festliegenden Kern angebracht; endlich hat er, anstatt einen festliegenden
                              									Kern zu verwenden, an den Schenkeln der Stimmgabel weiche Armaturen befestigt,
                              									welche frei in der Spule schwingen. Gegen Ende December 1877 hat Töpler eine einfache Vorrichtung ausführen lassen,
                              									mittels derer die Gabel durch blosen Druck auf einen Hebel derart angeschlagen wird,
                              									dass sie mindestens eben so stark tönt wie beim Anstreichen.
                           W. D. Röntgen steckt über den freien
                              									Pol eines gewöhnlichen Telephons ebenfalls eine Spule und stellt dem aus der Spule
                              									ein wenig vorragenden Kerne den einen Schenkel einer Stimmgabel nahe gegenüber,
                              									welche mit dem Telephon auf einem gemeinschaftlichen eisernen Träger aufgeschraubt
                              									und durch denselben zugleich auf einem Resonanzkästchen befestigt ist. Die beiden
                              									Stationen sind ganz gleich ausgerüstet und in jeder sind die beiden Inductionsspulen
                              									auf den beiden Polen des Magnetes einfach hinter einander geschaltet. Sind beide
                              									Stimmgabeln gleich gestimmt und wird die eine mit einem Geigenbogen angestrichen, so
                              									tönt die andere so laut mit, dass es in einem grossen Zimmer überall zu hören
                              									ist.
                           
                              
                                 E. Z.