| Titel: | Köbrich's Hohl-Freifallinstrument für Bohren mit Wasserspülung im festen Gestein. | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 457 | 
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                        Köbrich's Hohl-Freifallinstrument für Bohren mit Wasserspülung im festen
                           								Gestein.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									30.
                        Köbrich's Hohlfreifallinstrument.
                        
                     
                        
                           Auf dem Gebiete der Erdbohrtechnik sind innerhalb der letzten 10 Jahre ganz
                              									bedeutende Anstrengungen gemacht und grosse Kosten zugewendet worden, um diesen
                              									Zweig der Bergbaukunde zu vervollkommnen. Neben der mit einer Reihe neuer
                              									Freifallinstrumente nach Kind'schem und Fabian'schem Vorbilde (vgl. *1874 212 285. 391. 213 383) ausgerüsteten altern
                              									Gestängebohrmethode concurrirten das amerikanische Seilbohrverfahren, die
                              									Diamantbohrmethode (vgl. 1876 219
                              									173, *1875 217 93) und das Bohrverfahren mit Wasserspülung (vgl. Noth *1875 216 122).
                           Ist man nun heute auch noch nicht so weit gekommen, um ein für alle denkbaren Verhältnisse gleich brauchbares, rasch
                              									vorschreitendes und billiges Bohrverfahren unbedingt
                              									bezeichnen zu können, so lässt es sich doch mit grosser Wahrscheinlichkeit, gestützt
                              									auf eine reichliche Anzahl thatsächlich vorliegender Leistungen, behaupten, dass
                              									unter den oben aufgeführten Bohrmethoden das Wasserspül-Bohrverfahren in Verbindung
                              									mit dem Hohlfreifallinstrument sich durch Leistungsfähigkeit, Billigkeit und grösste
                              									Anwendbarkeit für die verschiedenartigsten Gebirgsverhältnisse vorzüglich
                              									hervorgethan hat. Dieses Bohrverfahren war ursprünglich nur für die weichen
                              									Schichten des Diluviums und der Tertiärgebilde verwendbar und ist erst durch die
                              									Einführung des Hohlfreifallinstrumentes auch für festes Gestein brauchbar geworden.
                              									Es sind mit dem Instrumente, welches bei mehreren Bohrungen in der Nähe von
                              									Schönebeck dauernd im Gebrauche steht, in festen Gebirgsschichten Leistungen von 3
                              									bis 8m täglich erzielt worden. Auf dasselbe wurde
                              									dem Erfinder, Bohrinspector Köbrich in
                              										Schönebeck, das deutsche Patent Nr. 620 vom 7. September
                              									1877 verliehen.
                           Das in Fig. 1
                              									bis 3 Taf. 30
                              									dargestellte Instrument besteht aus dem äusseren Verschlussrohr a, in welches innen oben und unten ein seiner
                              									Wandstärke entsprechendes Gewinde eingeschnitten ist. Am untern Ende ist in dieses
                              									Verschlussrohr die sogen. Manschettenbüchse d, am obern Ende das sogen. Halsstück
                              										e eingeschraubt; an letzteres schliesst sich ein
                              									gewöhnliches Hohlgestänge f an, welches, wie jedes
                              									andere Bohrgestänge, die Verbindung zwischen Freifallapparat und den
                              									Bohrvorrichtungen über Tage herstellt. In dem Verschlussrohre a liegen die Freifalleinrichtungen eingeschlossen;
                              									letztere bestehen aus einem der Länge nach in zwei Hälften getheilten Rohre, den
                              									sogen. Schalen g, g' die je einen Schlitz (nach Art der
                              									Schlitze des Fabian'schen Freifallinstrumentes)
                              									besitzen und in welchen das hohle Abfallstück h mit dem Fangkeil i (wie
                              									beim Fabian'schen Instrumente) auf und nieder beweglich
                              									ist und ebenso gefasst und abgeworfen werden kann. Dieses Abfallstück bedarf mit
                              									Rücksicht auf eine regelmässige Wirkung einer bedeutenden Beweglichkeit. Es muss
                              									erfahrungsgemäss in seiner ganzen Führung sowohl unten bei d als auch innerhalb der Schalen g förmlich
                              									schlottern, weil im anderen Falle die Abfallvorrichtung nicht gehörig wirken würde.
                              									Gleichwohl muss aber dieses Abfallstück auch bei d
                              									einen wasserdichten Abschluss haben, weil andernfalls kein Tropfen des oben bei k eintretenden Spülwassers im Instrument herabgehen,
                              									sondern schon bei l austreten und seinen Weg ausserhalb
                              									im Bohrloch wieder hinauf nehmen würde. Dieser wasserdichte und dabei doch eine
                              									angemessene Beweglichkeit des Abfallstückes h gestattende Abschluss wird
                              									durch GummistulpenEs sind Abdichtung des Abfallstückes h zwei
                                    											Gummistulpen nothwendig, weil der auf dem oberen Stülp lastende innere Druck
                                    											durch den Gegendruck des ausserhalb des Instrumentes aufsteigenden Wassers
                                    											aufgehoben und ein einzelner Stülp daher unwirksam sein würde. Der obere
                                    											Stülp sichert also gegen den inneren, der untere Stülp gegen den äusseren
                                    											Wasserdruck.m gebildet, welche in
                              									zwei eingedrehten Nuthen der Büchse d eingelegt sind.
                              									Das Wasser wird dadurch gezwungen, durch das hohle Abfallstück h hindurch in die bei o angeschraubte hohle
                              									Belastungsstange p (Fig. 3) und von da durch
                              									den gewöhnlichen Hohlmeissel q unmittelbar bis auf das
                              									Bohrort zu treten und dasselbe stets rein zu erhalten. Bei dem Aufsteigen des
                              									Spülwassers ausserhalb des Hohlbohrers werden die losgebohrten Gesteinsstücke mit
                              									emporgerissen.
                           Bei den Bohrversuchen in Schönebeck ist das Instrument in vier verschiedenen Grossen
                              									im Gebrauch. Der Durchmesser des Verschlussrohres a
                              									beträgt bei dem grössten Instrument 98, bei dem kleinsten nur 55mm. Es wird mit dem Instrument jetzt fast immer in
                              									der Weise gearbeitet, dass der Wasserstrom ausserhalb des Instrumentes abwärts und
                              									in demselben aufwärts tritt. Man erhält dadurch reinere grössere Gebirgsproben und
                              									ist sogar im Stande, Bohrkerne bei weniger als 70mm Lochdurchmesser zu erbohren und direct durch den Wasserstrom
                              									herauswerfen zu lassen.Vertrieb und Ausführung des Instrumentes sind vom Patentinhaber an die
                                    											Maschinenfabrik F. Siegel zu Schönebeck a. d.
                                    											Elbe übertragen worden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
