| Titel: | Schussspulmaschine von Abegg und Adolff in Stuttgart. | 
| Autor: | E. L. | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 539 | 
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                        Schussspulmaschine von Abegg und Adolff in
                           									Stuttgart.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									31.
                        Abegg und Adolff's Schussspulmaschine.
                        
                     
                        
                           Gewöhnlich spult man Schussgarn auf Holzspulen, die an ihrem Fuss kegelförmig
                              									gestaltet sind, und wickelt Schichten auf, welche parallel zur Kegelfläche liegen
                              									(vgl. Fig. 5
                              									Taf. 34). Die hier zu besprechende Maschine wendet die Reibungsrolle an; dieselbe
                              									ist mit dem Fadenführer verbunden, reibt sich an dem Garn der Spule, sobald sich das
                              									Auflegen einer nächsten Schicht nöthig macht, und rückt alsdann eine Schichtdicke
                              									weiter. Je nach der Lage der Spulenachse hat man Maschinen mit stehenden und mit
                              									liegenden Spindeln. Beide Systeme sind beliebt, ersteres namentlich in England und
                              									Deutschland, letzteres in der Schweiz und in Sachsen.
                           Für liegende Spindeln zeigt Fig. 5 die
                              									Herstellungsweise einer Spulenbewicklung. Die auf eine Spindel gesteckte Holzspule
                              										a wird durch eine Feder an der Spindel so fest
                              									gehalten, dass sie der gleichmassigen Drehung der letzteren folgt. Die Spindel ist
                              									mit ihren beiden Enden von unten in die Lager eines Gestelles b eingelegt und wird durch Federn c darin gehalten. Das Gestell b ist um die Achse d drehbar, lässt sich
                              									leicht nach oben aufschlagen und bewirkt durch seine Schwere, dass die mit der
                              									Spulenspindel verbundene Lederrolle e sich auf die
                              									Antriebscheibe f auflegt und mit nahezu gleicher
                              									Umfangsgeschwindigkeit dreht. Es erhalten somit die Spulen eine dem Garn
                              									entsprechende gleichbleibende Drehung. Parallel zu der Spulenachse bewegt sich die
                              									mit flachen und ziemlich stellen, aber nur wenig tiefen Schraubengängen versehene
                              									Stange g gleichmässig hin und her. Vor der Spule trägt
                              									sie eine kleine Doppelrolle h, in welcher eine Feder
                              										i befestigt ist, die sich mit ihrem rechten Ende in
                              									den Gewindegang einlegt und dadurch die Fadenführerstellung bestimmt. Dreht man h, so läuft t in dem
                              									Schraubengang weiter und stellt h nach rechts zu;
                              									dadurch ist die Stellung des zulaufenden Fadens k
                              									gegeben. Gibt man der Stange g die Hublänge x, d. i. die Kegellänge der Holzspule, und stellt durch
                              									die Schraube l das Gestell b mit der Spule so zu der Reibungsrolle h
                              									ein, dass letztere die Spule berührt, wenn sie vor dem grössten Durchmesser
                              									derselben zu stehen kommt, so wird sich bei einer Rechts- und Linksbewegung der
                              									Stange g der Spulenkegel zwei Mal mit Garn bewickeln
                              									und der Fadenführer vor Beendigung der zweiten Schicht um so viel nach rechts weiter
                              									stellen, als Garnstärke aufgetragen wurde.
                           In Fig. 5 ist
                              									noch die Birne m ersichtlich, die am Gestell n drehbar aufgesteckt ist und durch Rechts- oder
                              									Links-, sowie Hoch- oder Tiefstellung von n so eingestellt werden kann, dass sie die
                              									Spulenbewicklung berührt
                              									und den Spindel an trieb aufhebt, sobald die Füllung vollendet ist.
                           Wendet man stehende Spindeln an, so ist die Einrichtung im Princip wenigstens die
                              									nämliche. Die auf stehenden Spindeln aufgesteckten Spulen erhalten Drehbewegung, die
                              									auf stehenden Schraubengängen sitzenden Fadenführerrollen bewegen sich auf und
                              									nieder. Je nach der Richtung des Schraubenganges kann dabei die Bewicklung von oben
                              									nach unten oder von unten nach oben erfolgen.
                           Es liegt nun auf der Hand, dass solche Holzspulen oder auch ähnlich geformte
                              									Blechspulen mit kegelförmigem Ansatz in der Anschaffung sehr theuer sind, zumal man,
                              									um für das Weben genügenden Spulenvorrath zu besitzen, für jede laufende Schütze 20
                              									bis 30 Stück vorbereitet haben muss; ferner dass solche Spulen des Kegels wegen
                              									nicht viel Garn fassen, gewiss stets weniger, als wenn man den Kegelansatz auch
                              									durch Garn gebildet hätte. Spult man hingegen auf cylindrische Papphülsen, so
                              									gebraucht man nur für jede Schütze eine gerade, röhrenförmige Holzspule oder, wenn
                              									die Schützenspindel stark genug und richtig geformt ist, auch gar keine.
                           Bei Spulmaschinen mit stehenden Spindeln bewickelt man Papierhülsen oder auch
                              									Blechspulen ohne Kegelansatz einfach dadurch, dass man die Spulenachsen nicht
                              									parallel, sondern im Winkel zu den Fadenführerstangen stellt. Dreht sich die Spule
                              									(von oben gesehen) nach rechts und ist das Gewinde der Fadenführerspindel
                              									rechtsgängig, so dass durch die Spulenfüllung ein Steigen der Rolle eintritt, so
                              									müssen die Spindeln oben weiter von einander stehen wie unten. Ist hingegen die
                              									Spulendrehung dieselbe, das Gewinde aber linksgängig, oder ist die Drehung der Spule
                              									entgegengesetzt zu der vorigen, das Gewinde aber rechtsgängig, so dass bei
                              									fortgesetzter Spulenfüllung die Reibungsrolle sich nach unten hin bewegt, so müssen
                              									die Spulen und die Fadenführerspindel gegenseitig so eingestellt werden, dass sie
                              									nach unten divergiren, also aus einander gehen. Es reibt sich zu Anfang der Spulung
                              									die Rolle am Garne zeitiger und setzt letzteres den Fadenführer früher fort als
                              									späterhin, so dass bei Beginn ein Doppelkegel aus Garn hergestellt wird. Eigentlich
                              									hört hier die Zunahme der Spulenstärke nie auf; es hat dies aber für feinere Garne,
                              									für welche dieses System zumeist in Anwendung ist, nicht viel zu sagen.
                           Begnügt man sich mit einem unregulären Anfang der Spule, was für stärkere Garne ganz
                              									gut brauchbar ist, so spult man ohne jede Kegelbildung so lange auf die Hülse, bis
                              									die Fadenführerrolle durch das aufgespulte Garn berührt und fortgetrieben wird.
                              									Ebenso kann man auf die Spulenspindel einen Kegel aufstecken, welcher die
                              									Reibungsrolle bei beginnender Spulung fortsetzt, und niedergehende Reibungsrollen
                              									anwenden; durch eine besondere Bewegung muss dieser Kegel bei jedem Fadenführerspiel
                              									etwas gesenkt werden. Aehnliches liesse sich mit steigender Reibungsrolle construiren; nur müssten
                              									dabei die Kegel eigens seitlich der Spulen aufgestellt werden und eine Drehung nebst
                              									Hochbewegung erhalten. Bei den Copwindern, also den Spulmaschinen, mit denen man die
                              									blanke Spindel bewickelt, findet zum Theil diese Einrichtung Gebrauch.
                           Abegg und Adolff haben die
                              									Reibungsrollen-Spulmaschine mit liegenden Spindeln für das Bewickeln gerader Röhren
                              									umgearbeitet und zwar, wie aus Fig. 6 Taf. 34 ersichtlich
                              									ist, in sehr einfacher und zweckentsprechender Weise. Alles in der Maschine bleibt;
                              									nur die Form der geriffelten oder sonstwie an der Oberfläche rauh gemachten
                              									Fadenführerrolle h1 ist
                              									abgeändert, welche jetzt einen abgestutzten Kegel bildet und den Kegelansatz der
                              									Spule ersetzt. Bleiben die Bewegungen dieselben, ist die Breite der Rolle gleich dem
                              									Fadenführerhub x und sind Conicität und Durchmesser die
                              									in Fig. 6
                              									angegebenen, so wird auf der Spule zuerst ein Doppelkegel aus Garn gebildet, welcher
                              									links stärkeren und rechts denselben Anlauf hat, als die Holzspule zeigt, und werden
                              									weiterhin die Lagen der Kegelschichten parallel zu einander, wie es bei der
                              									Bewicklung der Holzspulen mit kegelförmigem Fuss der Fall war.
                           Der grosse Durchmesser der Rolle h1 berührt das Garn nach Bewicklung der zweiten
                              									cylindrischen Schicht kurz vor dem Ende des Fadenführerlaufes von rechts nach links;
                              									bei den nächsten Schichten legen sich der grösste und die benachbarten Durchmesser
                              									der Rolle rechts am Garn an, es wird somit letztere nach rechts hin gedreht u.s.f.,
                              									bis zuletzt, nachdem links und rechts eine Garnkegelfläche gebildet wurde, die Rolle
                              									an der rechten Kegelfläche mit ihrer vollen Länge das Garn berührt und jetzt
                              									Weiterbewicklung paralleler Schichten bedingt.
                           Diese Vorrichtung wird sich für die feineren Schussgarne, namentlich für die feineren
                              									Kammgarne, sehr brauchbar erweisen.
                           
                              
                                 E. L.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
