| Titel: | L. Vianisi's Gegensprecher; von Dr. A. Tobler, Privatdocent am Polytechnicum in Zürich. | 
| Autor: | A. Tobler | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 549 | 
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                        L. Vianisi's Gegensprecher; von Dr. A. Tobler, Privatdocent am Polytechnicum in
                              										Zürich.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									37.
                        Tobler, über Vianisi's Gegensprecher
                        
                     
                        
                           Zu den neuesten Gegensprecheinrichtungen gehört diejenige, welche der
                              									Telegrapheninspector Luigi Vianisi in Messina 1874 und
                              									1876 im Journal telegraphique veröffentlicht, und
                              									welche sich ähnlich wie das System des Assistent-Elektrikers der Western-Union-Telegraph-Company zu New-York, Gerritt Smith, auf die „Poggendorff'sche Drahtcombination“ gründet. Beide Gegensprecher
                              									stimmen ausser in der Batterieschaltung darin überein, dass die Ausgleichung in dem
                              									die eine Batterie enthaltenden Stromwege erzielt wird, und unterscheiden sich
                              									dadurch von einander, dass Vianisi den die zweite
                              									Batterie enthaltenden Stromweg, Smith dagegen den keine
                              									Batterie enthaltenden Stromweg als Linie wählt beide leiden dagegen an dem durch die
                              									Rechnung nachzuweisenden Uebelstande, dass der in die Linie eintretende Stromtheil
                              									verhältnissmässig schwach ausfällt. (Vgl. *1877 225 52,
                              										226 501. 502.)
                           Vianisi hat nicht weniger als 9 Combinationen seines
                              									Systems entworfen; von diesen ist die in D. p. J. 1877
                              									226 503 erwähnte, mit Nr. 6 bezeichnete seit längerer Zeit in Italien und in der
                              									Schweiz in erprobter Anwendung. Es weicht dieselbe insofern von den übrigen ab, als
                              									jede Station nur einer einzigen Batterie bedarf und die Ausgleichung im Empfänger
                              									der einfach gebenden Station durch Zuhilfenahme eines von der Empfangsstation
                              									kommenden Stromtheiles erzielt wird.Auch der Gegensprecher des Telegraphen-Ingenieurs der Madras-Eisenbahn, Georg Kift Winter (1874 212 127), beruht auf
                                    											diesem Principe. In der Ruhelage sind beide (mit gleichnamigen Polen an die Linie gelegte) Batterien geschlossen; ihre Ströme heben sich aber auf, da sie
                              									gleich stark und entgegengesetzt gerichtet sind. Bei einseitigem Geben findet die
                              									eigene Batterie einen kurzem Schluss durch den eigenen Empfänger; bei dem
                              									Gegensprechen wirkt jede Batterie auf den eigenen Empfänger, während die Linie
                              									stromfrei ist. Bevor wir nun auf die Einrichtung näher eingehen, dürfte es am Platze
                              									sein, die mathematische Grundlage des Ganzen, welche Vianisi seinen Beschreibungen beizufügen unterlassen hat, zu
                              									betrachten.
                           Es seien (Fig. 1 Taf. 37) die
                              									entgegengesetzten Pole zweier Batterien B1 und B2 deren elektromotorische Kräfte = E1 und E2, durch
                              									Drähte verbunden, und man schalte an zwei Punkten a und
                              										b einen beliebigen Empfänger K ein; wenn dann die Stromstärken in den 3 Zweigen mit
                              										J1, J2, J3 und die Widerstände
                              									mit W1W2, W3 bezeichnet werden,
                              									so erhält man nach den Kirchhoff'schen Gesetzen (vgl.
                              									1877 225 53):
                           J_1-J_2-J_3=0 . . . . . . . . . . . . .
                              									(1)
                           E_1=J_1W_1+J_3W_3 . . . . . . . .
                              									(2)
                           E_2=J_2W_2-J_3W_3 . . . . . . . . .
                              									(3)
                           
                           Aus diesen Gleichungen ergeben sich folgende
                              									Werthe:
                           J_3=J_1-J_2=\frac{E_1W_2-E_2W_1}{W_1W_2+W_2W_3+W_1W_3} . . . . .
                              									. . . . (4)
                           J_1=\frac{E_1-J_3W_3}{W_1}=\frac{E_1(W_2+W_3)+E_2W_3}{W_1W_2+W_2W_3+W_1W_3}=\frac{E_2+J_3(W_2+W_3)}{W_2}
                              									. . . . . . . . . (5)
                           J_2=\frac{E_2-J_3W_3}{W_2}=\frac{E_2(W_1+W_3)+E_1W_3}{W_1W_2+W_2W_3+W_1W_3}=\frac{E_1-J_3(W_1+W_3)}{W_1}
                              									. . . . . . . . . (6)
                           Offenbar ist J_3=0, wenn
                              										E_1W_2-E_2W_1=0 . . . . . . . . (7)
                           Diese Gleichungen kommen, wie wir später sehen werden, bei der
                              									einseitigen Correspondenz zur Anwendung.
                           Der eigenthümlich construirte Taster, welchen Vianisi
                              									benutzt, muss beim Niederdrücken zwei verschiedene Stromwege abbrechen und zwei neue
                              									herstellen; doch darf bei diesem Wechsel die Leitung nicht unterbrochen werden. Das
                              									erste Modell dieses Apparates hat Vianisi im Journal télégraphique, 1874 Bd. 2 S. 502 beschrieben;
                              									seitdem brachte er einige Abänderungen an. Fig. 2 und 3 Taf. 37 stellen den
                              									Taster dar, wie er in der Telegraphenwerkstätte von Hasler
                                 										und Escher in Bern in vorzüglicher Ausführung hergestellt und auf der
                              									Telegraphenstation Zürich verwendet wird.
                           Dem gewöhnlichen Tasterhebel a sind zwei Hilfshebel b, b' beigegeben; dieselben sind, durch (in den Figuren
                              									senkrecht schraffirte) Ebonitplatten gegen den Tasterkörper isolirt, um die Achsen
                              										e und e' leicht
                              									drehbar. Im Ruhezustande werden die Hilfshebel durch die hufeisenförmig gestaltete,
                              									mittels Schraube i beliebig zu spannende Feder kk1 auf die unter ihnen
                              									liegenden, gleichfalls gegen den Tasterkörper isolirten Contactstücke c und c' gepresst. Die
                              									Arme k, k1, der Feder
                              									stehen nicht in metallischer Berührung mit den Hilfshebeln, sie drücken vielmehr
                              									gegen die in letztere eingelegte Ebonitstücke l, l1. Auf der Grundplatte des Apparates sind nun
                              									unterhalb der Hilfshebel die Metallplatten n und n' festgeschraubt; dieselben tragen verstellbare
                              									Contactstifte d und d'.
                              									Drückt man nun den Tasterhebel nieder, so legen sich die Hilfshebel b und b' mit ihren
                              									seitlichen Vorsprüngen auf die Stifte d, d' und werden
                              									bei fortgesetztem Druck auf den Tasterknopf schliesslich von den Contactstücken c und c' abgehoben. Lässt
                              									man den Taster wieder in die Höhe gehen, so treten b
                              									und b' zuerst wieder mit c
                              									und c' in Berührung, dann erst verlassen b und b' die Stifte d und d'.
                           Die Verbindung der Klemmen 1 bis 4 mit den Hilfshebeln und Contactstücken erhellt aus
                              									dem Schema Fig.
                                 										4 Taf. 37. In der Ruhelage stehen die Klemmen 1 und 2 durch b und c, die Klemmen 3 und
                              									4 durch b' und c' in
                              									metallischer Verbindung. Ist der Hebel niedergedrückt, so kann ein bei 1
                              									eintretender Strom über b, d, c' nach 5, und ein bei 2
                              									eintretender Strom über c, d', b1
                                 									 nach 4 gelangen. Während der Tasterbewegung tritt keine Unterbrechung ein, da
                              									die Verbindungen b d und b'
                                 										d' hergestellt sind, bevor die Berührungen zwischen b c und b' c' beseitigt werden; freilich muss
                              									man den vorübergehenden kurzen Schluss der Batterie mit in den Kauf nehmen.
                           Die Regulirung des Apparates wird ein für allemal vorgenommen; sie erstreckt sich auf
                              									die genau gleiche Stellung der Contactstifte d und d'. Beim Gebrauch des Tasters muss man sich hüten, die
                              									dünnen Spiraldrähte p und q (Fig.
                                 										2), welche die Verbindung der Hilfshebel und Contactstücke mit den Klemmen
                              									bewirken, zu verletzen. Es ist diese Verbindung die schwächste Seite der ganzen
                              									Anordnung.
                           In den Stromschematen Fig. 5 bis 7 Taf. 37 nun ist der
                              									Taster nur durch die vier jeweilen zu zweien verbundenen Klemmen angedeutet; die
                              									Rheostaten Rh (nach dem Princip von Eisenlohr's Widerstandssäule construirt) gestatten
                              									Einschaltung von 1 bis 4000 81 E. Die Empfänger R sind
                              									Morse-Farbschreiber mit verstellbarem Elektromagnet und doppelten Abreissfedern
                              									(vgl. Zeitschrift des deutsch-österreichischen
                                 										Te!egraphenvereines, 1865 Bd. 12 S. 22), wie sie schon seit längeren Jahren
                              									auf den schweizerischen Linien in Gebrauch sind. Die Batterie besteht aus
                              									vereinfachten Meidinger-Elementen.
                           1) Beide Taster sind in der Ruhelage (Fig. 5). Auf jeder Station
                              									sind 1 und 2, 3 und 4 verbunden; beide Batterien B
                              									liegen mit Kupfer an Linie, mit Zink durch Rheostat und Morse an Erde. Da die beiden
                              									entgegengesetzt gerichteten Ströme gleich stark sind, so ist die (vollständg isolirt
                              									gedachte) Linie gänzlich stromfrei.
                           2) Taster in Station II gedrückt, in Station 1 in Ruhe
                              										(Fig. 6).
                              									In II sind die Punkte 1 und 3, 2 und 4 verbunden, in
                              										I wie vorhin I mit 2,
                              									3 mit 4. Der positive Strom der Batterie B1 geht durch die Linie L nach II, fliesst in zwei Zweigen durch den
                              									dortigen Empfänge R2
                              									und den Rheostat Rh2
                              									kehrt durch die Erde nach II zurück und gelangt durch
                              									die parallelen Zweige Rh1 und R2 zum
                              									Zinkpol. la dem Empfänger der gebenden Station II wirkt
                              									zugleich die Batterie B2, deren positiver Strom durch Rh2 von unten in den Morse R2 tritt; es kann daher eine Ausgleichung
                              									der beiden entgegengesetzt gerichteten Ströme in R2 eintreten. Bei näherer Betrachtung erweist sich
                              									das Schema Fig.
                                 										6 als identisch mit Fig. 1: W1 wird durch den
                              									Gesammtwiderstand der Linie L, der Batterie B1, der Zweige R1 und Rh1 und der Erde, W2 durch B2 und den Rheostat Rh2
                                 									 dargestellt; ferner entspricht W3 dem Widerstand des Schreibapparates R2 der gebenden
                              									Station. Könnte man nun W1 = W2 machen
                              										(E1 wird von
                              									vornherein gleich E2
                              									angenommen), so bliebe nach Gleichung 7 der Empfänger R2
                                 									 gänzlich stromlos. Dies ist nun, wie wir später sehen werden, nicht immer der
                              									Fall; es wird vielmehr der Morse der einfach gebenden Station von einem schwachen
                              									Strome durchflössen, welch letzterer indessen nicht im Stande ist, die Anziehung des
                              									Ankers zu bewirken.
                           3) Beide Tas'er sind gedrückt (Fig. 7). Es sind auf
                              									beiden Stationen die
                              									Punkte 1 und 3, 2 und 4 verbunden. Der positive Strom
                              									geht daher sowohl in I, als in II durch den Rheostat und durch den Empfänger zum Zinkpol. Beide Batterien
                              									haben jetzt Zink an Linie, weshalb letztere stromlos ist.
                           Wir wollen nun die eben beschriebenen Vorgänge an einem speciellen
                              									Beispiel erläutern und zugleich untersuchen, ob die Anziehung der Anker der
                              									Schreibapparate in den Fällen 2 und 3 verschieden stark ist.
                           Der Widerstand der Linie werde = 1200 S. E., derjenige des Morse =
                              									400 S. E. angenommen und in jedem Rheostat seien 1600 S. E. (= Linie + Empfänger)
                              									eingeschaltet. (Widerstand der Erde = 0). Auf jeder Station befinden sich 18
                              									Meidinger-Elemente (elektromotorische Kraft eines Elementes = 1, Widerstand = 6 S.
                              									E.), deren gesammte elektromotorische Kraft = 18 und deren Gesammtwiderstand = 108
                              									S. E.
                           Im Falle 2 haben wir nun nach den Gleichungen 4 bis 6:
                           
                              W_1=1200+108+\frac{400 \times
                                 										1600}{400+1600}=1628,\;W_2=1600+108=1708,\;W_3=400,
                              
                           
                              J_3=\frac{18 \times 1708-18 \times 1628}{1628 \times 1708+1708 \times
                                 										400+1628 \times 400}=0,00035.
                              
                           
                              J_1=\frac{18+0,00035\,(1708+400)}{1708}=0,0109.
                              
                           
                              J_2=\frac{18-0,00035\,(1628+400)}{1628}=0,0106.
                              
                           Da der Rheostat Rh1 dem Schreibapparate parallel geschaltet ist, so
                              									gehen nur ⅘ des Stromes J1 durch den Empfänger und ⅕ durch den Rheostat (da das Verhältniss der
                              									Widerstände beider paralleler Zweige wie 1 : 4): wir erhalten daher
                              										4/5\;J_1=4/5 \times 0,0109=0,0087.
                           Setzen wir nun nach dem Vorgange von Weidenbach
                              									L. Weidenbach: Compendium der elektrischen
                                       												Telegraphie. 418 S. in gr. 8. Mit 169 Holzschnitten und 47 Tafeln.
                                    											Preis 15 M. (Wiesbaden 1877. M. Bischkopff.)
                                    											Vgl. Vorwort und S. 448. das magnetische
                                 										Moment des Schreibapparat-Elektromagnetes gleich dem Product aus
                              									Stromintensität und Quadratwurzel aus dem Elektromagnet-Widerstand, so folgt
                              										M_1=4/5\,J_1\sqrt{W_3}=0,0087 \times 20=0,1740.
                           Der Empfänger R2 der gebenden Station erhält offenbar ein Moment
                              										M_2=J_3\sqrt{W_3}=0,00035 \times 20=0,00700; es ist dasselbe
                              									aber viel zu klein, um eine Anziehung des Ankers zu bewirken.
                           Im Falle 3 ergibt sich auf jeder Station als Stromstärke und
                              									magnetisches Moment: J=\frac{18}{1600+400+108}=0,0085, und
                              										M_3=J\sqrt{W_3}=0,0085 \times 20=0,1700.
                           Der Unterschied der magnetischen Momente in den Fällen 2 und 3 hat
                              									den sehr günstigen Werth D = 0,004; es werden daher die
                              									Schreibapparate beim Einfachgeben, sowie bei der Doppelcorrespondenz gleich gut
                              									arbeiten.
                           In Vianisi's erster Anordnung (Journal telegraphique, 1876 Bd. 3 S. 234) waren im Ruhezustande die Punkte
                              									3 und 4 des Tasters isolirt; beim Einfachgeben ging
                              									daher der Strom J, in I
                                 										unverzweigt durch R1; es konnte folglich W1 = W2 und Strom und magnetisches Moment in R2 = 0 gemacht
                              									werden.
                           Führt man die Rechnung mit den oben angegebenen Zahlenwerthen aus,
                              									so ergibt sich im Falle 2 das Moment des Empfängers R2 mit M1 = 0,2100. Im Falle 3 haben wir natürlich wie oben
                              										M1 = 0,1700, also
                              										D1= 0,04, d. i. wesentlich grösser als im vorigen
                              									Beispiel. Nicht allzu empfindliche Empfänger werden indessen auch unter diesen Umständen noch sicher
                              									arbeiten, wie dies die Versuche Vianisis auf den Linien
                              										Messina-Catania und Messina-Palermo dargethan haben.
                           Man könnte übrigens in dem angeführten Zahlenbeispiel den
                              									Unterschied der Momente in den Fällen 2 und 3 noch etwas verringern, freilich auf
                              									Kosten der Intensität J1; wenn man auf jeder Station zwischen Punkt 1 des Tasters und Linie L einen künstlichen
                                 										Widerstand von 40 S. E. einschaltet, so wird im Fall 2:
                              										J_3=0, J_1=J_2=0,0105,
                              										M_1=4/5\,J_1\sqrt{W_3}=0,1680 im Fall 3 wie oben
                              										M_3=0,1700, daher D=0,0020.
                           Es mag noch erwähnt werden, dass in der Praxis zwischen Morse und
                              									Erde ein Galvanoskop eingeschaltet wird; der Widerstand desselben (bei uns nur
                              									ungefähr 2,5 S. E.) ist dann zu W1 zu addiren.
                           Der Empfänger zeigt übrigens eine ziemliche Unempfindlichkeit, selbst wenn der ihn
                              									durchfliessende Stromtheil bedeutender wird; um diese Verhältnisse näher zu prüfen,
                              									setzte ich einen Stromkreis zusammen, in welchem W1 und W2 durch Widerstände von 500 S. E. gebildet waren;
                              									als Empfänger wirkte 1) ein Hipp'sches Säulenrelais, 2)
                              									ein polarisirtes Relais von Siemens und Halske, 3) ein
                              										Hughes-Apparat. Im ersten Falle musste W1 auf 320 S. E.
                              									herabgebracht werden, bis ein Ansprechen erfolgte; im zweiten genügte eine
                              									Veränderung von 140 S. E., im dritten endlich von blos 40 S. E. Freilich waren die
                              									Federn des Hughes-Elektromagnetes so gespannt und die
                              									Armatur so regulirt, dass der Anker eben noch an den Polschuhen, hängen blieb. –
                              									Aehnliche Resultate ergaben auch die Versuche von Zetzsche.
                           Die eben beschriebene Gegensprechmethode lässt sich auch auf den Hughes-Apparat anwenden. Vianisi schlägt zu diesem Zweck seinen eigentlich für die Uebertragung
                              									bestimmten Répétiteur automatique vor ein Relais,
                              									dessen Ankerhebel wie der oben besprochene Taster gleichzeitig zwei Stromwege
                              									abbricht und zwei neue herstellt (vgl. Journal
                                 										télégraphique, 1876 Bd. 3 S. 254). Es ist derselbe in diesem Fall in den
                              									(Local-) Stromkreis des gebenden Hughes einzuschalten. Ich glaube jedoch, dass es
                              									dieses Hilfsapparates gar nicht bedarf; die an dem neuen Hughes-Telegraphen
                              									angebrachte mechanische Einrückung der Druckachse gibt ein Mittel an die Hand, die
                              										Vianisi'sche Gegensprechmethode dem Hughes direct
                              									anzupassen. Man hat zu diesem Zweck am Contacthebel des gebenden Hughes ein
                              									Hilfshebelsystem wie Fig. 2 und 3 anzubringen;
                              									selbstverständlich müssen die beweglichen Theile b, b'
                              									entsprechend leichter gearbeitet sein. Das Schema der Einschaltung unterscheidet
                              									sich dann gar nicht von dem in Fig. 4 bis 6; unter R hat man sich die Rollen des empfangenden, unter 1 bis
                              									4 die Contactvorrichtung am gebenden Hughes zu denken.
                           In dem schon oben citirten, trefflichen Werke von Weidenbach findet sich (S. 471) ein Zahlenbeispiel zur
                              									Hughes-Gegencorrespondenz nach der von Grimmert und Canter verbesserten Brückenmethode; wir wollen nun
                              									behufs genauer Vergleichung dieselben Zahlen für unser Beispiel wählen.
                           
                           Widerstand der Linie 80 Rh, eines Hughes 20 Rh., eines Elementes
                              									0,12 Rh. (Sämmtliche Widerstände sind in Rheostateinheiten zu 50 S. E. ausgedrückt.)
                              									Die zum Betriebe eines Hughes erforderliche Stromstärke ist = 0,73; Weidenbach erwähnt ferner (S. 478), dass unter
                              									denselben Verhältnissen zum Einfachsprechen 80 bis 96 Elemente erforderlich seien.
                              									Nehmen wir nun versuchsweise 100 Elemente an, so ergibt sich die Rechnung, wie
                              									folgt. Im Falle 2 wird:
                           
                              J_3=\frac{100\times 112-100\times 108,6}{112\times 108,6+112\times
                                 										20+108,6\times 20}=0,0205
                              
                           
                              J_1=\frac{100+0,0205\,(112+20)}{112}=0,917
                              
                           J_2=\frac{100-0,205\,(108,6+20)}{108,6}=0,8965.
                           Da nun das Verhältniss der Widerstände der parallelen Zweige R und Rh in I wie 1 : 5,
                              									so fliessen ⅚ des Stromes J1 durch den empfangenden Hughes; es ist aber ⅚ × 0,917 = 0,764. Im
                              									Augenblick nun, wo der Anker des empfangenden Hughes gegen den Einrückhebel
                              									schlagend den Elektromagnet ausschaltet, ändern sich die Verhältnisse, es wird:
                           
                              J_3=\frac{100\times 112-100\times 92}{112\times 92+112\times 20+92\times
                                 										20}=0,139
                              
                           
                              J_1=\frac{100+0,139\,(112+20)}{112}=1,056
                              
                           
                              J_2=\frac{100-0,139\,(92+20)}{92}=0,917
                              
                           Der Strom J3, welcher durch den gebenden Hughes fliesst, verstärkt offenbar den
                              									Magnetismus der Kerne, denn seine Richtung ist derjenigen des Telegraphirstromes
                              									entgegengesetzt; eine Störung kann also nicht entstehen. Wenn nun aber Station I
                              									ebenfalls sendet, so wird die Richtung des Stromes in R2 plötzlich umgekehrt. Es blieb zu
                              									untersuchen, ob der Elektromagnet nicht eine gewisse Trägheit diesem Wechsel
                              									gegenüber zeigen würde. Um dies zu erforschen, setzte ich einen Stromkreis nach Fig. 1
                              									zusammen, verminderte W1 allmälig und unterbrach plötzlich die Verbindung zwischen W1 und Bl, worauf dann die
                              									Säule B2 auf R wirkte. Das Resultat war ein günstiges; bei
                              									sorgfältiger Regulirung des Hughes-Elektromagnetes erfolgte die Einrückung der
                              									Druckachse sofort.
                           Im Falle 3 wirkt auf jeden Hughes eine Intensität:
                           
                              J=\frac{100}{100+20+12}=0,757
                              
                           und die Differenz der Intensitäten 0,764 und 0,757 in
                              									den Fällen 2 und 3 beträgt D = 0,007.
                           In dem erwähnten Beispiele von Weidenbach waren 333 Elemente zur Erzielung einer Intensität 0,730 nöthig.
                              									Es darf freilich nicht ausser Acht gelassen werden, dass die Brückenmethode sich auf
                              									Hughes-Apparate älterer und neuerer Construction anwenden lässt und keine
                              									Hinzufügung neuer Constructionstheile erfordet.
                           Rücksichtlich der von Vianisi angegebenen
                              									Uebertragungsmethode, sowie der von ihm angewendeten Mittel zur Unschädlichmachung
                              									der bei längeren Linien auftretenden Ladungsströme muss auf das Journal télégraphique, 1876 Bd. 3 S. 252 verwiesen
                              									werden, da eine eingehende Besprechung dieser Anordnungen hier zu weit führen
                              									würde.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
