| Titel: | Ueber die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Holzöle aus dem Holztheer; von Dr. Georg Thenius, technischer Chemiker in Wiener-Neustadt. | 
| Autor: | Georg Thenius [GND] | 
| Fundstelle: | Band 227, Jahrgang 1878, S. 579 | 
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                        Ueber die physikalischen und chemischen
                           								Eigenschaften der Holzöle aus dem Holztheer; von Dr. Georg Thenius, technischer Chemiker in
                           									Wiener-Neustadt.
                        Thenius, über Holzole aus dem Holztheer.
                        
                     
                        
                           Die bei der Destillation des Holztheeres aus gusseisernen Blasen erhaltenen Holzöle,
                              									welche anfangs fast wasserhell übergehen, verharzen sich sehr bald durch
                              									Sauerstoffaufnahme an der Luft und erhält man bei nochmaliger Rectification einen
                              									dicken pechähnlichen Satz. Das bei dieser Operation übergehende Holzöl besitzt schon
                              									eine hellere Farbe; die ersteren Destillate haben ein geringeres specifisches
                              									Gewicht; sie sind meist mit Holzgeist gemischt, den man durch wiederholte
                              									Rectification daraus gewinnen kann. Man probirt die einzelnen Rectificate durch
                              									Mischung mit Wasser; sobald sich mehr Oel abscheidet, wird das Rectificat besonders
                              									aufgefangen. Das später übergehende Oel ist von hellgelber Farbe und hält sich an
                              									der Luft nicht, sondern dunkelt nach. Zuletzt geht ein gelbgrünliches Oel von minder
                              									starkem Geruch über. Man erhält von 100 Th, Rohöl: 70 Th. rectificirtes leichtes und
                              									schweres Holzöl, 25 Th. schwarzen Satz und 5 Th. Destillationsverlust.
                           Die erhaltenen rectificirten Holzöle wurden mit 10proc. Aetznatronlauge behandelt und das von der
                              									kreosothaltigen Lauge abgezogene Oel wurde in einer neuen reinen Destillationsblase
                              									rectificirt; es blieb hierbei wieder ein satzartiger, fetter Rückstand, der etwa 40
                              									Proc. beträgt. Das hierbei übergehende Oel ist bereits sehr rein, von weingelber
                              									Farbe und hat keinen so unangenehmen, durchdringenden Geruch wie das Holzöl. Da das
                              									Kreosot den Holzölen sehr hartnäckig anhängt, so ist es nothwendig, dieselben noch
                              									zweimal mit Aetznatronlauge zu behandeln und wiederum zu rectificiren, wobei
                              									ebenfalls satzartige Rückstände in der Destillationsblase zurückbleiben, die jedoch
                              									blos 15 und 20 Proc. betragen. Um die Oele vollständig kreosotfrei zu erhalten,
                              									werden sie mit einer 8proc. Aetzkalilauge behandelt und dann nochmals rectificirt.
                              									Das nun erhaltene leichte Oel ist vollkommen wasserhell, leicht beweglich,
                              									destillirt in einer Glasretorte leicht über und besitzt einen aromatischen,
                              									durchdringenden Geruch. Das Lichtbrechungsvermögen ist sehr gross, und färbt sich
                              									das Oel bei längerem Stehen an der Luft weingelb. Das schwere Oel ist gelblich, sehr
                              									fettig und besitzt einen angenehm gewürzhaften Geruch; auf der Zunge hinterlässt es
                              									einen sehr beissenden, unerträglichen Geschmack. Zuletzt schüttelt man die Oele mit
                              									5 Proc. concentrirter Schwefelsäure, lässt gut absetzen, zieht das Oel von der Säure
                              									ab, wäscht zuerst mit Wasser, dann mit 2 Proc. Aetzkalilauge und rectificirt
                              									nochmals.
                           Es folgen nun zur besseren Erläuterung die specifischen Gewichtsangaben der Oele bei
                              									den Rectificationen und Fractionirungen. Das Richte und schwere rohe Holzöl von
                              									niederösterreichischem Holztheer aus Schwarzföhre zeigt, wenn man es zusammenmischt,
                              									ein specifisches Gewicht von 1,014. Dieses Oel wurde in Mengen von 400k auf eine gusseiserne Blase gegeben und der
                              									Rectification unterworfen; nach je 12k,5 des
                              									übergegangenen Rectificates wurde dasselbe auf das specifische Gewicht geprüft,
                              									wobei gefunden wurde:
                           
                              
                                 1.
                                 Destillat
                                 von
                                 hellgelber
                                 Farbe.
                                 Specifisches
                                 Gewicht
                                 von
                                 0,897
                                 
                                 
                              
                                 2.3.4.5.6.
                                 „„„„„
                                 „„„„„
                                 gelber„„„„
                                 „„„„„
                                 „„„„„
                                 „„„„„
                                 „„„„„
                                 0,9150,9530,9660,9790,993
                                 Je 12k,5
                                 
                              
                                 7.8.9.
                                 „„„
                                 „„„
                                 gelbgrünlicher Farbe„„
                                 „„„
                                 „„„
                                 „„„
                                 0,9930,9960,999
                                 Je 25k
                                 
                              
                                 10.11.12.
                                 „„„
                                 „„„
                                 „„„
                                 „„„
                                 „„„
                                 „„„
                                 „„„
                                 1,0001,0141,025
                                 Je 50k
                                 
                              
                           Es bleibt bei dieser Rectification ein satz- oder pechartiger Rückwand, etwa 100k, in der gusseisernen Destillationsblase, welcher
                              									grösstentheils aus Brandharzen besteht, die noch näher untersucht werden Müssen. Die
                              									in der Destillation 1 bis 3 noch enthaltene Holzessigsäure wurde durch
                              									Neutralisation mit kohlensaurem Kali in verdünnter Lösung entfernt, wobei die sich
                              									abscheidende Flüssigkeit röthlich und das oben aufschwimmende Oel gelbbraun färbt. Hierauf
                              									wurden die Destillate 1 bis 12 mit 15 Proc. Aetznatronlauge behandelt und das
                              									abgeschiedene Oel rectificirt, die einzelnen Rectificate in Mengen von je 15k abgezogen und auf das specifische Gewicht
                              									geprüft, wobei sich folgendes Resultat ergab:
                           
                              
                                 1.
                                 Rectificat,
                                 wasserhell.
                                 Specifisches
                                 Gewicht
                                 von
                                 0,853
                                 
                              
                                 2.
                                 „
                                 gelblich.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,915
                                 
                              
                                 3.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,950
                                 
                              
                                 4.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,966
                                 
                              
                                 5.
                                 „
                                 grüngelb.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,988
                                 
                              
                                 6.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1,014
                                 
                              
                                 7.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1,020
                                 
                              
                                 8.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1,025.
                                 
                              
                           Hierbei verbleibt ein satz- und pechartiger Rückstand von 40 Proc. Die Rectificate 1
                              									bis 4 wurden hierauf nochmals mit 15 Proc. Aetznatronlauge zur Entfernung des
                              									Kreosotes behandelt und dann mit 2 Proc. concentrirter Schwefelsäure geschüttelt,
                              									absetzen lassen, gewaschen und mit 2 Proc. Aetznatronlauge vollständig entsäuert.
                              									Bei der hierauf folgenden Rectification in Glasretorten im Sandbade und sehr guter
                              									Kühlung zeigten sich nachstehende specifische Gewichte:
                           
                              
                                 1.
                                 Rectificat,
                                 wasserhell.
                                 0,820
                                 
                              
                                 2.
                                 „
                                 „
                                 0,828
                                 
                              
                                 3.
                                 „
                                 „
                                 0,833
                                 
                              
                                 4.
                                 „
                                 gelblich
                                 0,838
                                 
                              
                                 5.
                                 „
                                 „
                                 0,843.
                                 
                              
                           Obige 5 Rectificate wurden mit 8 Proc. Aetzkalilauge zur vollständigen Abscheidung
                              									des Kreosotes behandelt, dann nochmals mit 5 Proc. concentrirter Schwefelsäure
                              									geschüttelt, mit Wasser gewaschen und mit 2 Proc. Aetzlauge entsäuert; hierauf
                              									rectificirt und noch 5 Rectificationen unterworfen, um constante Siedepunkte zu
                              									erhalten. Nach der fünften Rectification zeigten sich folgende Siedepunkte und
                              									specifische Gewichte:
                           
                              
                                 1.
                                 Rectificat,
                                 wasserhell.
                                 zwischen
                                 47
                                 bis
                                 520
                                 übergehend.
                                 Spec.
                                 Gew.
                                 0,660
                                 
                              
                                 2.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 52
                                 „
                                 57
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,700
                                 
                              
                                 3.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 57
                                 „
                                 60
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,750
                                 
                              
                                 4.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 60
                                 „
                                 70
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,800
                                 
                              
                                 5.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 70
                                 „
                                 80
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,850.
                                 
                              
                           Die grüngelben Rectificate Nr. 5 bis 8 auf gleiche Weise behandelt ergaben folgende
                              									Siedepunkte:
                           
                              
                                 1.
                                 Rectificat,
                                 wasserhell,
                                 zwischen
                                 80
                                 bis
                                   90°
                                 übergehend.
                                 Spec.
                                 Gew.
                                 0,902
                                 
                              
                                 2.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 90
                                 „
                                 100
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,935
                                 
                              
                                 3.
                                 „
                                 gelblich,
                                 „
                                 100
                                 „
                                 120
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,950
                                 
                              
                                 4.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 120
                                 „
                                 140
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,965
                                 
                              
                                 5.
                                 „
                                 „
                                 „
                                 140
                                 „
                                 150
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,975
                                 
                              
                                 6.
                                 „
                                 grünlich,
                                 „
                                 160
                                 „
                                 185
                                 „
                                 „
                                 „
                                 0,985.
                                 
                              
                           Destillat I, zwischen 47 bis 52° übergehend und von 0,660 sp. G., ist wasserhell,
                              									besitzt ein sehr starkes Lichtbrechungsvermögen und destillirt sehr leicht in
                              									grossen Blasen über. Der Geruch ist aromatisch, ätherisch und erinnert an
                              									Chloroform. Eingeathmet wirkt dasselbe betäubend, ein beklemmendes Gefühl auf der
                              									Brust hervorrufend. Die Flüchtigkeit ist ausserordentlich; es verdunstet, in eine
                              									Schale gegossen, sehr schnell, ähnlich dem Aether, und gleicht in vielen
                              									Eigenschaften dem Aetherol; nur ist das specifische Gewicht verschieden. Einige
                              									Tropfen, auf Papier gegossen, verdunsten ohne Fettfleck zu hinterlassen. Eine kleine
                              									Menge, in eine Schale gegossen und entzündet, brennt mit blauweisserblauweiser Flamme ohne Zurücklassung einer öligen Flüssigkeit. Der Geschmack ist
                              									beissend auf der Zunge und hält ziemlich lange an, ohne dabei bitter zu sein.
                           Einige Tropfen, mit Wasser geschüttelt, trüben dasselbe und es löst sich etwas darin
                              									auf. In verdünntem und starkem Weingeist ist dieses Destillat I vollständig löslich.
                              									Aether, Terpentinöl, Benzol und alle ätherischen Oele lösen dasselbe und mischen
                              									sich in jedem Verhältnisse damit. Paraffin wird in der Kälte nicht, wohl aber in der
                              									Wärme gelöst und scheidet sich bei längerem Stehen in krystallinischen Blättchen
                              									aus. Naphtalin verhält sich ähnlich, nur dass sich die Krystalle in Körner absetzen.
                              									Colophonium löst sich beim Erwärmen leicht auf, während sich Mastix erst bei dem
                              									Siedepunkte des Wassers löst. Copal quillt stark unter theilweiser Lösung auf;
                              									ähnlich verhält sich der Asphalt. Schwefel löst sich beim Erwärmen im Wasserbade mit
                              									dunkelgrüner Farbe und scheidet sich beim Erkalten krystallinisch aus. Phosphor löst
                              									sich in der Kälte nicht, beim Erwärmen etwas, was sich krystallinisch wieder
                              									ausscheidet. Steinöl und Kreosot mischen sich in jedem Verhältnisse. Kalte
                              									concentrirte Schwefelsäure wird unter Erwärmung röthlich braun gefärbt, ähnlich wie
                              									bei Terpentinöl, und löst in Ueberschuss zugesetzt das Destillat I auf. Reine kalte
                              									Salpetersäure ist anfangs ohne Einwirkung; später färbt sich das Destillat I gelb
                              									und findet beim Erwärmen eine Zersetzung unter Ausstossung von braunen Dämpfen
                              									statt. Es bildet sich eine Nitroverbindung, die in Wasser untersinkt. Reine kalte
                              									Chlorwasserstoffsäure färbt gelb. Phosphorsäure bringt weder im kalten, noch im
                              									heissen Zustande eine Veränderung hervor, ähnlich verhält sich die Essigsäure.
                              									Schwefelwasserstoff und Schwefelammonium bringen keine Veränderung hervor.
                              									Kaustisches Ammoniak, Aetznatronlauge und Aetzkalilauge bewirken zur eine kleine
                              									Trübung. Chlorcalcium, einige Tage damit digerirt, bleibt unverändert. Aetzkali in
                              									fester Form, längere Zeit damit digerirt, scheidet braune Flocken gb. Aetzkalk in
                              									der Kälte und beim Sieden bewirkt keine Veränderung. Mennige, längere Zeit damit
                              									erhitzt, wirkt nicht darauf ein. Salpetersaure Silberlösung gibt beim Kochen einen
                              									schönen Silberspiegel. Chlorgas wird von dem Destillat I unter Erwärmung und
                              									Ausstossen von weissen Nebeln, Bildung eines neuen öligen Körpers von sehr starkem
                              									gewürzhaftem Geruch aufgenommen. Der neue Körper ist leichter als Wasser. Ein
                              									Tropfen, mit Wasser gemischt, trübt sich milchig. Der Destillation unterworfen, geht
                              									dieser neue Körper wasserhell über und hat einen sehr starken Geruch.
                           
                           Die hauptsächlichsten charakteristischen Eigenschaften des Destillates I, nämlich das
                              									grosse Lichtbrechungsvermögen, veranlassen den Verfasser den Namen Iridol dafür vorzuschlagen; obwohl manche Eigenschaften
                              									namentlich der Siedepunkt und das specifische Gewicht mit dem von Reichenbach aufgefundenen Eupion übereinkommen, so sind
                              									doch die chemischen Reactionen derart, dass man vermuthen muss, einen neuen Körper
                              									vor sich zu haben. Bevor die elementare Zusammensetzung und die Chlor- und
                              									Nitroverbindungen nicht genau studirt sind, kann man kein positives Urtheil fällen.
                              									Die Chlor- und Nitroverbindungen dürften namentlich für die technische Chemie von
                              									grosser Wichtigkeit sein und letztere ein sehr gutes Parfüm abgeben. Noch ist zu
                              									bemerken, dass das Reichenbach'sche Kapnamor jedenfalls
                              									nur ein Zersetzungsproduct des Iridöls (Eupions) ist.
                           Das zwischen 52 bis 57° übergehende Destillat II von 0,700 sp. G. ist ebenfalls
                              									wasserheil, besitzt jedoch nicht das Lichtbrechungsvermögen wie das vorige und
                              									destillirt langsam in kleinen Blasen in einer Glasretorte über. Es riecht nicht
                              									aromatisch, sondern hat eher den Geruch wie feines rectificirtes Terpentinöl. Die
                              									Verdunstung ist keine so schnelle wie beim Iridol; es hinterlässt auf Papier
                              									ebenfalls keinen Fettfleck, sondern verdunstet gänzlich. Angezündet brennt es mit
                              									blauer, etwas russender Flamme. Der Geschmack ist stärker und beissender als beim
                              									Iridol. Es ist in Wasser unlöslich, im verdünnten und starken Weingeist aber
                              									löslich. Aether, Terpentinöl, Benzol, Steinöl und Kreosot mischen sich damit in
                              									jedem Verhältnisse. In der Wärme lösen sich Colophonium, Paraffin, Wachs und
                              									Naphtalin. Asphalt und Copal lösen sich schwer, selbst in der Wärme unvollkommen.
                              									Schwefel und Phosphor lösen sich schwerer. Kalte concentrirte Schwefelsäure im
                              									Ueberschuss angewendet, löst das Destillat II zu einer klaren röthlichen Flüssigkeit
                              									auf. Salpetersäure bildet eine Nitroverbindung, die schwerer als Wasser ist.
                              									Chlorgas wird viel aufgenommen; es bildet sich eine neue gelbe Verbindung, die
                              									rectificirt Wasser abscheidet und wasserhell übergeht und ganz wie Citronenöl
                              									riecht. Der Verfasser schlägt deshalb vor, diesen Kohlenwasserstoff Citriol zu benennen. Die elementare Analyse des
                              									Citrioles und der Chlor- und Nitroverbindung wird hinreichende Aufschlüsse darüber
                              									geben.
                           Das bei 57 bis 60° übergehende wasserhelle Destillat 111 von 0,750 sp. G. besitzt gar
                              									kein Lichtbrechungsvermögen, destillirt langsam über und zeichnet sich durch sehr
                              									wenig Geruch aus. Die Flüchtigkeit ist noch geringer als beim Citriol; es
                              									hinterlässt ebenfalls keinen Fettfleck auf Papier, sondern verdunstet vollständig.
                              									Angezündet brennt dasselbe mit leuchtender, zuletzt etwas russender Flamme. Der
                              									Geschmack ist mild und aromatisch. Es ist unlöslich in Wasser, löslich nur in
                              									starkem Weingeist, Aether, Benzol, Terpentinöl, Steinöl und Petroleum, womit es sich
                              									in jedem Verhältnisse mischt. Colophonium, Paraffin, Wachs und Naphtalin sind nur in der Wärme
                              									löslich. Asphalt und Copal unlöslich. Schwefel und Phosphor schwer löslich. Kalte
                              									concentrirte Schwefelsäure, in Ueberschuss angewendet, löst das Destillat III zu
                              									einer klaren röthlichen Flüssigkeit auf. Salpetersäure bildet bei längerer
                              									Einwirkung eine Nitro Verbindung, die schwerer als Wasser ist. Chlorgas wird in
                              									grösserer Menge aufgenommen und bildet eine neue ölige Verbindung, die bei
                              									nochmaliger Rectification einen starken Geruch nach Himbeeren hat, weshalb ich dafür
                              									den Namen Rubidol vorschlage.
                           Das bei 60 bis 70° übergehende Destillat IV von 0,800 sp. G. ist wasserhell, ohne
                              									Lichtbrechungsvermögen, besitzt wenig Geruch, der auf der Handfläche gerieben, dem
                              									von Leder ähnlich ist, weshalb Verfasser dafür den Namen Coridol vorschlägt. Der Geschmack ist eigenthümlich gewürzhaft und
                              									ziemlich lange auf der Zunge anhaltend, ähnelt dem Corianderöl. Die Flüchtigkeit ist
                              									nicht gross; auf Papier gegossen, verdunstet es langsam, aber ohne einen Fettfleck
                              									zu hinterlassen. In eine Schale gegossen und angezündet, brennt es mit stark
                              									leuchtender, zuletzt russender Flamme. In Wasser ist es absolut unlöslich, löslich
                              									aber und mischbar in allen Verhältnissen mit absolutem Alkohol, Aether, Benzol,
                              									Terpentinöl und Steinöl. In verdünntem Weingeist unlöslich. Colophonium, Wachs,
                              									Paraffin und Naphtalin werden in der Wärme gelöst. Schwefel und Phosphor sind schwer
                              									löslich. Kalte concentrirte Schwefelsäure löst das Coridol mit rother Farbe auf.
                              									Salpetersäure bildet eine Nitroverbindung. Chlorgas wird in grosser Menge
                              									aufgenommen und bildet einen öligen Körper, welcher beim. Stehen Krystalle absetzt.
                              									Die flüssige rectificirte Verbindung besitzt einen starken Geruch nach
                              									Corianderöl.
                           Das bei 70 bis 80° übergehende Destillat V von 0,850 sp. G. ist wasserhell, ohne
                              									Lichtbrechungsvermögen, besitzt sehr wenig Geruch und erinnert dasselbe etwas an
                              									Benzol, mit welchem auch das specifische Gewicht stimmt* nur ist der Siedepunkt
                              									verschieden. Der Verfasser schlägt dafür den Namen Benzidol vor. Der Geschmack ist Wissend auf der Zunge, ohne gewürzhaft zu
                              									sein, und hält nicht lange an. Es ist fast ebenso flüchtig wie das Coridol und
                              									hinterlässt keinen Fettfleck auf Papier. Fette Stoffe löst es mit Leichtigkeit auf,
                              									weshalb man dasselbe wie Benzol anwenden kann. In Wasser ist es völlig unlöslich,
                              									ebenso in verdünntem Weingeist. Mischbar ist es in jedem Verhältniss mit absolutem
                              									Alkohol, Aether, Benzol und Terpentinöl. Harze, Wachs, Paraffin u.s.w. werden in der
                              									Wärme davon gelöst. Rauchende Salpetersäure bildet eine Nitroverbindung, die einen
                              									süsslichen zimmetartigen Geruch besitzt und schwerer als Wasser ist. Chlorgas wird
                              									in grosser Menge aufgenommen und bildet einen neuen ölartigen Körper, der beim
                              									Stehen Krystalle absetzt. Beim Erhitzen zersetzt sich diese Verbindung und geht bei der
                              									Destillation neben Wasser ein ölartiger Körper von stark zimmetartigem Geruch
                              									über.
                           Diese fünf Destillate zusammengestellt scheinen eine Reihe von Kohlenwasserstoffen zu
                              									bilden, deren Zusammensetzung durch die Elementaranalyse erst festgestellt werden
                              									muss, sowie durch das nähere Studium der Nitro- und Chlorverbindungen. Bei der
                              									Untersuchung der höher siedenden Kohlenwasserstoffe zeigt sich als Endglied das
                              									Benzidol, an welches sich das Benzol anschliesst, wenigstens stimmen Siedepunkt und
                              									specifisches Gewicht so ziemlich.
                           Zur besseren Veranschauung folgt hier eine Zusammenstellung:
                           
                              
                                 1)
                                 Iridol
                                 bei
                                 470,
                                 specifisches
                                 Gewicht
                                 0,660
                                 
                              
                                 2)
                                 Citriol
                                 „
                                   52
                                 „
                                 „
                                 0,700
                                 
                              
                                 3)
                                 Rubidol
                                 „
                                   57
                                 „
                                 „
                                 0,750
                                 
                              
                                 4)
                                 Coridol
                                 „
                                   60
                                 „
                                 „
                                 0,800
                                 
                              
                                 5)
                                 Benzidol
                                 „
                                   70
                                 „
                                 „
                                 0,850.
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Chemische Zusammensetzung
                                 
                              
                                 Benzol
                                 bei
                                     80°,
                                 specifisches
                                 Gewicht
                                 0,850
                                 
                                    C
                                    12
                                    H
                                    6
                                    
                                 oder
                                 C6 H6
                                 
                              
                                 Tolnol
                                 „
                                 109
                                 „
                                 „
                                 0,870
                                 
                                    C
                                    14
                                    H
                                    8
                                    
                                 „
                                 C7 H8
                                 
                              
                                 Xylol
                                 „
                                 130
                                 „
                                 „
                                 0,875
                                 
                                    C
                                    16
                                    H
                                    10
                                    
                                 „
                                 C8 H10
                                 
                              
                                 Cumol
                                 „
                                 151
                                 „
                                 „
                                 0,887
                                 
                                    C
                                    18
                                    H
                                    12
                                    
                                 „
                                 C9 H12
                                 
                              
                                 Cymol
                                 „
                                 175
                                 „
                                 „
                                 0,850
                                 
                                    C
                                    20
                                    H
                                    14
                                    
                                 „
                                 C10H14.
                                 
                              
                           Verfasser bemerkt noch, dass er nicht behaupten will, mit vollständig reinen Körpern
                              									sich beschäftigt zu haben, was bei bloser Fractionirung nicht möglich ist; es müssen
                              									noch besondere Versuche gemacht werden, um aus den Verbindungen ganz reine Stoffe
                              									abzuscheiden. Nach meinen Versuchen lassen sich aus den Nitroverbindungen Basen
                              									herstellen durch Reduction mit Eisenfeile und Essigsäure, welche dem Anilin ähnlich
                              									sind und auch Farbstoffe geben. Das Benzidol würde das anfangende Glied der
                              									Anilinreihe sein und die Base hätte folgende Zusammensetzung: Von Benzidol C10H5
                              									N (dieselbe ist bis jetzt nicht aufgefunden worden),
                              									dann folgt von Benzol Anilin C12
                              									H7
                              									N, Toluidin C14
                              									H9
                              									N, Xylidin G16
                              									H11
                              									N, Cumidin C18
                              									H13
                              									N und Cymidin C20
                              									H15
                              									N. Dass man bisher diese Kohlenwasserstoffe noch nicht
                              									aufgefunden hat, liegt einestheils in der sehr grossen Flüchtigkeit derselben,
                              									anderntheils, dass man sehr grosse Mengen Holztheer zur Verarbeitung bringen muss,
                              									um dieselben überhaupt gewinnen zu können, da dieselben in kleineren Mengen verloren
                              									gehen; diese Operationen können nicht in Laboratorien, sondern nur in grösseren
                              									Fabriken ausgeführt werden, wie der Verfasser eben Gelegenheit gehabt hat.