| Titel: | Technologische Mittheilungen über die Weltausstellung in Paris 1878; von Friedrich Kick. | 
| Autor: | Friedrich Kick [GND] | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 1 | 
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                        Technologische Mittheilungen über die
                           								Weltausstellung in Paris 1878; von Friedrich Kick.
                        Mit Abbildungen.
                        Kick, technologische Mittheilungen über die Weltausstellung zu
                           								Paris 1878.
                        
                     
                        
                           Rasch folgten in den letzten Jahren die Weltausstellungen, und ich theilte mit vielen
                              									meiner Freunde und Fachgenossen die Ansicht, daſs die Weltausstellung 1878 nicht
                              									sehr viel Neues bringen kann. Zu meiner freudigen Ueberraschung belehrte mich jedoch
                              									schon die zur allgemeinen Orientirung unternommene Wanderung der ersten Tage, daſs
                              									ich mich gewaltig geirrt und daſs die Ausstellung wohl für jedes Fach, namentlich
                              									aber für den Technologen, genug des Neuen darbietet, welches den Besuch zu einem
                              									lohnenden, sehr belehrenden macht.
                           Bevor ich mein technologisches Referat beginne, seien mir einige allgemeine
                              									Bemerkungen gestattet. Es scheint zunächst erforderlich, den von manchen Seiten
                              									erhobenen Vorwurf, daſs diese Weltausstellung zumeist ein Weltmarkt sei, insofern
                              									zurückzuweisen, als damit kein Tadel gemeint sein sollte. Die Pflege der materiellen
                              									Interessen gestattet die Förderung der ideelen, und wenn der Fabrikant und Kaufmann
                              									am Ausstellungsplatze unmittelbaren Vortheil zieht, so ist dies ebenso erfreulich,
                              
                              									als wenn der Künstler zugleich den Mäcen für seine Schöpfungen findet. Alle diese
                              									materiellen Transactionen finden ohne die leiseste Störung der Besucher statt,
                              									welche sich der Besichtigung und dem Studium ungestört hingeben können. Die
                              									Weltausstellungen bringen die Völker einander näher, und wenn auch nur das Reich,
                              									welches in seinen Grenzen die Ausstellung birgt, ein umfassendes Bild seiner
                              									Production zu bieten vermag, so können und sollen die anderen Staaten doch in so
                              									weit theilnehmen, als sie mit ihrer Production am Welthandel Antheil zu nehmen
                              									vermögen; ja sie können, wie es thatsächlich geschieht, auch
                              									Productionseigenthümlichkeiten zur Schau stellen, mehr aus Patriotismus zwar, als
                              									mit Aussicht auf materiellen Erfolg. Die Weltausstellungen lassen auch besser,
                              									concentrirter den Fortschritt erkennen als andere Mittel, und sie haben daher auch
                              									in dieser Richtung ihre volle Berechtigung.
                           
                           Die Absicht, welche den Referenten bei diesen Mittheilungen leitet und die ihn
                              									veranlaſst, selbe möglichst rasch der Redaction zur Verfügung zu stellen, ist eine
                              									doppelte. Es soll das Wesentlichste auf dem ganzen Gebiete der mechanischen
                              									Technologie, das dem Referenten als neu erscheint, d.h. welches er sich nicht
                              									erinnert, aus früheren Ausstellungen oder aus technischen Zeitschriften bereits zu
                              									kennen, im Principe besprochen werden; ferner soll dies
                              									so geschehen, daſs der Besucher der Ausstellung hierin zugleich einen Führer besitzt, welchem er nur zu folgen braucht, um
                              									die betreffenden Objecte selbst leicht aufzufinden. Die zweite Absicht läſst nur die
                              									Behandlung nach Reichen zu, weil eine systematische Darstellung weder in so kurzer
                              									Zeit möglich wäre, noch dem Besucher das Auffinden der Objecte so leicht machen
                              									würde.
                           Abgesehen von den später zu behandelnden Annexen nimmt das Ausstellungsgebäude den
                              									Raum eines kolossalen Rechteckes von etwa 700m
                              									Länge und 300m Breite ein, in welchem an den
                              									beiden Längsseiten die Maschinen aufgestellt sind. Die eine Längsseite „Galerie des Machines“ von der Porte Tourville bis gegen die Porte de la Seine, ist ausschlieſslich den französischen Fabrikaten
                              									gewidmet, für welche übrigens parallel mit dieser Gallerie, aber auſserhalb des
                              									eigentlichen Ausstellungsgebäudes, Annexe von fast gleicher Länge sich hinziehen.
                              									Die Maschinen aller anderen Staaten sind an der gegenüber liegenden Rechtecksseite
                              									und hierzu parallelen Annexen (zwischen Porte Dupleix
                              									und Porte de Grenelle aufgestellt.
                           Betreten wir die ersterwähnte Gallerie, so gelangen wir an der
                              									den Eckpavillon einnehmenden groſsartigen Ausstellung von Kupfer- und Messingwaaren
                              									(Röhren u.a.) von Laveissier und Sohn vorüber in die
                              									Maschinengallerie, deren erster Theil den typographischen
                                 										Maschinen und Nebenerfordernissen gewidmet ist.
                           Als der Construction nach neu treten uns hier zwei Systeme von Buntdruck-Schnellpressen für je 6 Farben entgegen. Die
                              									erste dieser Maschinen, von Vauthier (Paris, boulevard
                              									de Strasbourg 53), arbeitet mit sechs horizontal neben einander liegenden
                              									Typencylindern, deren natürlich jeder sein eigenes Farbzeug hat. Jeder Typencylinder
                              									arbeitet mit einem Druckcylinder zusammen, und ist die Führung des Papieres so
                              									eingerichtet, daſs dasselbe sowohl in Bogen, als in Rollenform der Maschine
                              									zugeführt werden kann. Ein auſserordentlich hoher Grad des Passens der Farben ist
                              									wohl nicht zu erzielen, aber für den häufig namentlich in Paris vorkommenden
                              									ordinären Buntdruck eignet sich die Maschine, welche eine hohe Leistungsfähigkeit
                              									besitzt (angeblich 10000 Drucke in der Stunde), vorzüglich.
                           Die 6farbige Buntdruck-Schnellpresse von D. Hutinet (Paris, rue Greneta 43) gehört in die Gruppe der Tiegelschnellpressen, und man könnte sie Revolverpresse nennen; denn die sehr kleinen ebenen
                              									Formen (Satz) sind derart mit einer horizontalen Welle verbunden, daſs sie in sechs
                              									Perioden eine Tour um die Wellenachse ausführen. Auf derselben Welle befinden sich
                              									auch die 6 Farbzeuge, und zwar besitzt jedes derselben den bei den Tiegelpressen
                              									üblichen Verreibungsteller; diese Farbzeuge machen die ruckweise Drehbewegung mit.
                              									Bei jeder Sechsteldrehung gelangt eine mit Farbe versehene Form über den Tiegel, und
                              									bei dessen Aufgang erfolgt der Druck. Der Tiegel senkt sich hierauf, gestattet die
                              									nächste Sechsteldrehung, es gelangt die mit einer andern Farbe bekleidete nächste
                              									Form zum Druck u.s.f., bis die 6 Farben ausgedruckt sind. Nun schiebt ein
                              									Zuführungsapparat die unterste Karte eines Stoſses dem Tiegel zu und hierdurch das
                              									bedruckte Blatt ab. (Leistung nach Beobachtung 100 Drucke sechsfarbig stündlich,
                              									nach Angabe bis 250 möglich.) Diese Maschine eignet sich gleichfalls für ordinären
                              									und für mittleren Buntdruck in der Gröſse von Octavblättern, und zwar bei der
                              									ausgestellten Zuführung für Cartons.
                           Daſs die Schnellpressen der diesbezüglich bekannten groſsen Firmen hier gleichfalls
                              									zahlreich vertreten sind, bedarf wohl keiner Erwähnung.
                           Numerirapparate und Maschinen sind gleichfalls mehrfach
                              									ausgestellt und zeichnen sich für den Handgebrauch die Apparatchen von Aug. Trouillet (Paris, boulevard Sébastopol 112) und
                              									besonders die Numerirmaschinen von L. Bodel und Comp.
                              									(Paris, rue St. Maur 140) aus, welche das Numeriren mit Hochdruck mit und ohne
                              									Farbe, sowie Farbgebung auf der Höhe und in der Tiefe
                              									der eingedruckten Ziffern (also auf beiden Papierseiten) gestatten. Auch ist eine
                              									Drückervorrichtung vorhanden, welche das Verstellen jeder Ziffernscheibe für sich
                              									ermöglicht, was besonders bei Cheks erwünschlich sein
                              									soll. (Diese Objecte stehen im Anfange dieser Abtheilung an der rechten Wand.)
                           Für den Fachmann bieten noch einiges Interesse die kleinen autographischen Pressen von Briet, die Setzmaschine von Journaux,
                              									vorzügliche Galvanos und der galvanoplastische Apparat
                              									von A. Stöſser (Paris, St. Germain 110), die Zeichnung
                              									eines Gasofens für Letterngieſsmaschinen von Renault und Robcis und von Anderen (linke Wand).
                           Die zweite Gruppe umfaſst Maschinen der Textilindustrie.
                           Als bemerkenswerthestes Object erscheint die von Vimont in Calvados ausgestellte
                              									Streichgarn-Spinnmaschine und das Versuchsmodell einer Baumwoll-Spinnmaschine für
                              										weiche Garne, beide auf dem Principe der Continue
                              									(Ringbank) beruhend. Vimont hat auch bei seiner
                              
                              									neuesten Streichgarn-Spinnmaschine ein Röhrchen vor die
                              									Abziehwalze gelegt, die Einziehwalzen aber ersetzt durch eine kleine Nadelwalze.
                              									Doch liegt das Wesen der neuen Anordnung einerseits in einer solchen Construction
                              									des Röhrchens und Anordnung desselben, daſs hierdurch ein möglichst gleichförmiger
                              									Verzug bedingt ist, andererseits in einer solchen Construction der am Ringe
                              
                              									herumlaufenden Fadenführung aus Draht, daſs hierdurch die Anwendung von
                              									Papierröhrchen ermöglicht ist, die früher angewendeten ziemlich dicken Holzrohre
                              									daher entfallen können. Im Interesse des Ausstellers, welcher im Begriffe ist, ein
                              
                              									deutsches Patent zu erwerben, muſs die Veröffentlichung der Einzelheiten verschoben
                              									werden.
                           Die Vimont'sche Feinspinnmaschine für schwachgedrehtes
                                 										Baumwollgarn wird unserer Ansicht nach in ihrer weiteren Vervollkommnung in
                              									nicht ferner Zeit den Selfactor verdrängen. Gegenwärtig hat Vimont eigentlich nur eine wenige Spindeln enthaltende Probeconstruction
                              									ausgestellt. Die wesentlichsten Theile sind das gewöhnliche, bei
                              									Baumwoll-Spinnmaschinen vorkommende Streckwerk, welches wie die Spindeln constante
                              									Bewegung erhält, und die Ringbank, welche für jede Tour sich langsam aufwärts und
                              									rasch abwärts bewegt und hierbei einen Kötzer bildet von ganz ähnlicher
                              									Beschaffenheit, wie solche an den Selfactors erhalten werden. Die Häkchen und deren
                              									Drahtverbindung sind jener der vorerwähnten Maschine gleich. Natürlich bleibt bei
                              									Bildung des Ansatzes die Ringbank mit ihren Hüben fast im selben Niveau, während
                              									später ein rascheres Steigen des Hubniveau eintritt. Auf den Spindeln sitzt das
                              									Papierröhrchen, wie beim Selfactor, und die überaus leichte Beweglichkeit des
                              
                              									Drahtes (Oese, Fliege, Läufer, traveller) verlangt
                              									keine groſse Fadenspannung, gestattet daher wie beim Selfactor, schwach gedrehte
                              									Garne herzustellen.
                           Auf dem Principe des Zusammenwirkens von Spindel und Spule beruht
                              									die für die Seilerei dienliche Spinnmaschine von F. Maigron (Paris, rue du
                              									Chemin-Vert 79). Das kardirte Hanfband tritt aus einer vorgesetzten Kanne von unten
                              									in die hohle Spindel S (Fig.
                                 										1) und, indem es den Weg 1 bis 5 zurücklegt, gelangt es zur Spule, welche durch den
                              									Zug des dicken Fadens (Seillitze) mitgenommen wird. Die Spindel S erhält ihre Drehung von dem Rade r aus. Mit der Spindel fest sind die beiden Scheiben
                              										f1, f2, welche durch zwei
                              
                              									Verbindungsstangen n und die links- und rechtsgängige
                              									Bewegungsschraube m mit einander verbunden sind und den
                              									Flügel ersetzen. Die Spindel ist unten in dem Lager l1, oben durch die punktirt gezeichnete
                              									Stange i gehalten. Die Spule ist mit der von oben durch
                              										l2 eingeführten
                              									Stange i fest verbunden und, indem sie sich dreht,
                              									dreht sie i mit, und da diese Stange in die
                              									Bremsscheibe b endet, so wird auch diese gezwungen, die
                              									Rotation mitzumachen. Man kann nun eine Feder, welche den Bremsbacken c an b preſst, nach Bedarf
                              									zur Wirkung bringen, somit den Widerstand der Spule gegen das Mitdrehen so sehr
                              									erhöhen, als es der wünschenswerthe Grad der Preſsion verlangt. Die regelmäſsige
                              									Bewicklung der Spule erfolgt durch die Bewegung der Mutter o längs der
                              									Schraube m. Um die Schraube zu bethätigen, ist
                              									centrisch zu i an l2 ein Rohr p
                              									angebracht, welches auſsen mit Schraubengewinden versehen ist. Auf der Scheibe f2 befinden sich die
                              									Lager der Welle q, welche ein Schraubenrad und das
                              									Kegelrad t trägt. Bei jeder Tour wird das Schraubenrad
                              									(in der Figur hinter p liegend) um einen Zahn gedreht
                              									und hierdurch bei entsprechend gewählten Verhältnissen die Bewegung durch t, u auf m übertragen.
                              									Noch wäre zu bemerken, daſs Maigron es für nöthig fand,
                              									mit b und i die
                              									Bronzescheibe d und mit S
                              									die Scheibe e zu verbinden und diese Scheiben auf
                              									kleinen Stahlkugeln laufen zu lassen, welche sich in concentrischen Rinnen von d1 bezieh. e1 bewegen. Der Zweck
                              									der Trichter und der Rollen r1, r2 ist
                              									wohl aus der Figur ersichtlich. Die Maschine arbeitet sehr rasch, soll nach Angabe
                              										100k Garn in der Stunde liefern und ist mit 4
                              									Spindeln doppelseitig ausgeführt. – Lieſse sich auch diese Leistung constructiv
                              									einfacher erreichen, so muſs die Maigron'sche
                              									Construction doch als zweckentsprechend bezeichnet werden.
                           Fig. 1., Bd. 229, S. 5Da die Flachsvorbereitungsmaschinen im Annexe stehen, so kommen wir hierauf
                              									später zu sprechen; die sehr reichhaltige Exposition von Kämmmaschinen u. dgl.
                              									erfordert ein längeres Studium und sei deren Besprechung gleichfalls
                              									aufgeschoben.
                           Von den Baumwoll-Spinnereimaschinen verdient die in dieser Abtheilung stehende Karde Plantrou's Erwähnung, welche von der
                              									gebräuchlichen Construction völlig abweicht, indem die groſse Trommel durch drei
                              									Nadelcylinder und zwei kleine Kardencylinder ersetzt ist, durch deren
                              									Zusammenarbeiten eine erhöhte Production erzielt werden soll. Die nähere Einrichtung
                              									der Plantrou'schen Karte ist in D. p. J. * 1876 220 140 mitgetheilt; es genüge daher hier, auf dieselbe
                              									hinzuweisen.
                           Als sehr nachahmungswerthe Neuerung mag erwähnt sein, daſs einige
                              									hervorragende Werke über Textilindustrie, so die bekannten Schriften von Alcan, ferner Jules Persoz:
                                 										Essai sur le conditionnement, le tirage et le décreusage de la soie (Paris
                              									1878) und L. Bertin: Les tissus in der
                              									Maschinengallerie (linke Wand) ihre Ausstellung fanden; behandeln sie ja doch
                              									groſsentheils verwandte Maschinen. Das fortgesetzt lieferungsweise erscheinende Werk
                              										L. Bertin's ist ein Bericht über die Moden in
                              									Beinkleider- und Paletots-Stoffen mit Stoffproben, Bindungszeichnungen und der vollständigen
                              									Anweisung für das Schweifen und die Stuhlvorrichtung. Es erscheint deutsch,
                              									französisch und englisch in Elbeuf (rue du Neubourg 48) in vorzüglicher Ausstattung
                              									zu dem allerdings sehr hohen Preise von 300 Franken halbjährig.
                           Unter den ausgestellten Jacquardstühlen erregt der Stuhl von P.
                                 										Delporte in Roubaix (Construction von F.
                                 										Broux) besonderes Interesse, indem jeder Heber aus 4 Schnüren besteht,
                              									welche je zu einer Platine von vier oben am Stuhle angebrachten Jacquardmaschinen
                              									gleicher Platinenzahl gehen. Am Stuhle befinden sich der obigen Zahl der
                              									Jacquardmaschinen entsprechend auch vier Tritte, und kann man nach Erfordeniſs des
                              									Musters sowohl jede der vier Jacquardmechanismen einzeln, als je zwei gleichzeitig
                              									bethätigen. Natürlich wird in letzterem Falle die Anfertigung der Karten
                              									schwieriger; ebenso erfordert das Weben mehr Aufmerksamkeit. Der Gewinn besteht
                              									jedoch in einer bedeutenden Ersparniſs an Karten.
                           Die Anwendung endlosen Papieres statt der Karten datirt zwar in
                              									den Anfang der Sechziger Jahre zurück (das erste französische Patent wurde sogar
                              									schon im J. 1819 erhoben); doch verdienen die hierzu verwendeten Jacquardmaschinen
                              									nach Jul. Verdol in Paris (boulevard Méuilmontant 120),
                              									welche in mehreren Exemplaren auf der Ausstellung vertreten sind, der Erwähnung. Der
                              									Jacquardmechanismus ist ganz in Metall construirt, um in verhältniſsmäſsig kleinem
                              									Raume einer gröſseren Platinenzahl Raum zu bieten. Statt der Kartenkette läuft ein
                              									endloses, mit entsprechenden Löchern, wie es das Muster erfordert, versehenes
                              									präparirtes Papier über eine mit Löchern versehene horizontale Bronzeplatte. Diese
                              									Bronzeplatte gestattet einem System von feinen verticalen Messingnadeln den
                              									Eintritt, wenn die Löcher der Platte nicht durch das Papier gedeckt sind. Natürlich
                              									correspondirt daher die Theilung der Löcher in der Bronzeplatte mit der Theilung der
                              									Lochungen des Papieres ganz ebenso, wie diese Beziehung zwischen der Theilung
                              									(Abstand) der Löcher am gewöhnlichen Cylinder und an den Karten stattfindet. Die
                              									erwähnten verticalen Messingnadeln sind sehr leicht beweglich, und ihr Zweck ist
                              									nur, die horizontal liegenden Nadeln (budoir), welche
                              									auf die Platinen einwirken, an ihrem Ende gehoben zu halten, wenn bei dem Spiele der
                              									Maschine die betreffenden Messingnadeln auf das Papier aufstoſsen. Statt des
                              									gewöhnlichen Cylinders ist ein oscillirender Rost vorhanden, dessen Roststäbe beim
                              									Spiel der Maschinen gegen die horizontalen Nadeln stoſsen und durch diese die
                              									Platinen zurückdrücken. Jene Nadeln jedoch, deren Enden durch die Messingnadeln
                              									gehoben sind, treten beim Anschlagen des Rostes durch die Rostspalten und deren
                              									Platinen werden nicht zurückgedrückt. – Der Mechanismus dieser Jacquardmaschine ist
                              									allerdings viel complicirter und theurer als jener der gewöhnlich gebrauchten; aber
                              									für Gewebe von sehr umfangreichen, complicirten Mustern stellen sich die Kosten des gelochten
                              									Papieres billiger wie jene der Karten, angeblich im Verhältniſs von 80 zu 100.
                           Hier wäre auch der Stuhl mit Contremarsch und eigentümlicher Trittmaschine von Aug.
                                 										Gadel in Bohain zu erwähnen. An dem ausgestellten kleinen Stuhl (linke
                              									Wand) ist auf der einen Seite die mit dem Stuhle vereinigte Trittmaschine vorhanden,
                              									auf der zweiten Seite eine noch einfachere Trittmaschine desselben Grundprincipes
                              									ausgestellt. Die Karten sind in bekannter Weise durch mit Stiften armirte Leisten
                              									ersetzt. Eigenthümlich jedoch erscheint uns bei der ersterwähnten Trittmaschine jene
                              									Anordnung, welche durch das blose Ziehen an einer Schnur gestattet, abwechselnd eine
                              									der zwei an der Maschine angebrachten Leistenketten zur
                              									Wirkung zu bringen. Hierdurch ist es möglich gemacht, zwei Muster in Querstreifen
                              									von beliebiger Breite abwechseln zu lassen und dies mit
                              									weniger Zeitaufwand bezieh. bei geringster Leistenzahl.
                           Fig. 2., Bd. 229, S. 7Sehr in die Augen fallend (gleich beim Beginne der Abtheilung für
                              
                              									Textilindustrie) sind vier kleine prächtige Maschinchen von Ludw. Razes (Nachfolger) in Paris
                              									aufgestellt, welche Schnüre zu Uhrkettchen liefern. Die
                              									Arbeit ist eigentlich ein Häckeln (Tambouriren), durch welches sehr schöne
                              
                              
                              									Rundschnüre aus schwarzer Seide erhalten werden. Die Bildung des Gestrickes erfolgt
                              									dadurch, daſs über die drei Zinken (Haken), welche am Ende einer horizontalen, in
                              									drei Absätzen rotirenden hohlen Welle sich befinden, der Fadenführer den Faden
                              									herumschlingt, daſs ferner eine Hakennadel die zuletzt aufgelegte Schlinge faſst und
                              									durch die Schlinge vom vorhergegangenen Spiele hindurchzieht, und daſs endlich eine
                              
                              
                              									zweite Hakennadel die frühere Schlinge abwirft. Fig.
                                 										2 zeigt (in etwa 5facher Gröſse) in a eine
                              									der drei Zinken der horizontalen Welle, in b die
                              									Hakennadel, welche die Schlinge des vorletzten Ganges zuerst hebt und hierauf über
                              									die Spitze von a abwirft, endlich in c jene Hakennadel, welche das Durchziehen der Schlinge
                              									des letzten Ganges bewirkt, während d den Fadenführer
                              									darstellt. Wir haben also vier zusammenwirkende Werkzeuge: die Zinke a, die beiden Hakennadeln b,
                                 										c und den Fadenführer d. Der scheinbar sehr
                              									verwickelte Apparat löst sich in vier Theilmechanismen auf, welche kurz besprochen
                              									werden sollen.
                           Die Zinkenwelle dreht sich ruckweise um 120°, und wird diese
                              									Bewegung durch Sternräder erzielt. Bei jeder Dritteldrehung hat eine der Zinken a die höchste Lage erreicht, und während der kurzen
                              									Zeit ihres Stillstandes erfolgt das Spiel der übrigen Theile.
                           Die Hakennadel b bewegt sich zuerst
                              									nach abwärts, bis der Haken in die Zinkenfurche kommt, dann nach links, faſst die
                              									Schlinge, hierauf erfolgt die Hebung, endlich die weitere Bewegung nach links, Sinken
                              									und Abwerfen der Schlinge, hierauf der Rückgang. Diese etwas complicirte Bewegung
                              									ist in ähnlicher Weise gelöst, wie jene des Transporteur bei den
                              									Greifer-Nähmaschinen, nämlich durch zwei sogen. Excenter.
                           Die Hakennadel c bewegt sich zunächst
                              									vorwärts und gleichzeitig abwärts, faſst die Schlinge 2, geht hierauf zurück, dann
                              									hoch mit kurzem Vorgang. Diese Bewegung ist durch zwei weitere Excenter ähnlich wie
                              									vorher erzielt.
                           Der Fadenführer d ist am Ende eines
                              									oscillirenden, durch eine kleine Kurbel angetriebenen Hebels angebracht, und da der
                              
                              									Drehpunkt eine geringe Verschiebung gestattet, so beschreibt d eine geschlossene Curve um die Zinke a und
                              									schlingt hierbei den Faden um.
                           Diese Maschinchen sind exact gebaut, arbeiten mit der
                              									Geschwindigkeit einer Nähmaschine und kosten 580 Fr.
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 229, S. 8
                              
                           Ein Webstuhl für Säcke ohne Naht
                              									mit einer Vereinfachung bezieh. Verbesserung der Bodenbildung ist von J. B. Beau (Paris, rue St. Maur 96) ausgestellt. Die
                              									Säcke liegen am Webstuhl wie gewöhnlich in der Längenrichtung, und deutet Fig. 3 einen Längsschnitt durch das Gewebe an. Beide
                              									Gewebe a und b sind
                              									beiderseits durch den Uebertritt des Schuſses in der bekannten Art verbunden. Hat
                              									nun der Schlauch die doppelte Sacklänge erreicht, so wird (durch Treten anderer
                              									Tritte) innerhalb eines kurzen Stückes die Lage umgekehrt, d.h. diejenige Kette,
                              									welche früher das Gewebe a oben bildete, liefert jetzt
                              									ein unten liegendes kurzes Stück Gewebe a' und jener
                              									Kettentheil, welcher früher das unten liegende Gewebe b
                              									erzeugte, gibt nun ein oben liegendes Gewebe b'.
                              									Hierauf werden wieder die Tritte getreten, welche a
                              									oben und b unten bilden. Will man nun die Säcke einzeln
                              									herstellen, so schneidet man in der Mitte zwischen den Kreuzungsstellen bei 1 und 2 sowohl die doppelt
                              									langen Säcke, als die kurzen Zwischenstücke a'b' quer
                              									durch und kehrt den Sack um. Hierbei hat man nur noch
                              									die Schnittkanten an der Sacköffnung zu säumen.
                           Eine Webevorrichtung für Schuhe
                              									(Hausschuhe) von Peter Delpeuch (Paris, rue Planchat 3)
                              									reiht sich hier naturgemäſs an, indem das Gewebe wenigstens für den Vorderfuſs einen
                              									verjüngten Schlauch bildet. Die Anwendungsfähigkeit dieser Vorrichtung ist wohl eine
                              									beschränkte, indem mit derselben das Gewebe nur aus schmalen Bändchen (Bördeln)
                              									gebildet werden kann und dies ziemlich viel und geübte Handarbeit erfordert; aber
                              									diese einfache Maschine weist bei dem Bilden des Schuhobertheiles eine neue
                              									Anordnung auf, die Leinwandbindung hervorzubringen, welche besonders erwähnt zu
                              									werden verdient. Denkt man sich einerseits über ein System von neben einander
                              									liegenden Haken h, wie Fig.
                                 										4
                              									einen solchen darstellt, andererseits über die Zinken
                              										z eines Kammes die Bändchen, welche hier die Kette
                              									bilden, geschlungen und hierauf das Bändchen b
                              									eingeschossen, so ist ein Schuſs der Leinwandbindung
                              									erhalten. Werden hierauf sämmtliche Haken h um 180°
                              									gedreht, so kommen alle durch o bezeichneten
                              									Bändertheile hinab, die mit u bezeichneten hinauf, und
                              									schieſst man nun wieder ein, so erhält man die zweite Schuſslage der
                              									Leinwandbindung. Die Schuhe, welche diese Maschine (Preis 120 Fr.) liefert, könnten
                              
                              									zwar so, wie sie von der Maschine kommen, getragen werden; man zieht es jedoch vor,
                              									dieselben durch eine Ledersohle und Einfassung dauerhafter zu machen.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 229, S. 9
                              
                           Eine Egrenirmaschine sehr netter
                              									Construction und sehr guter Wirkung ist von Chaufourier
                              									(Paris, rue de Varennes 9) ausgestellt, welcher auch 1867 in Paris und 1872 in
                              									London (vgl. * 1872 205 394) vertreten war. Am Ende der
                              									schiefen Ebene des Zuführtrichters bewegt sich ein oscillirender Doppelkamm, d.h.
                              									eine Eisenplatte in Form eines Cylindersegmentes, welche einen breiten Schlitz hat,
                              									dessen oberer und unterer Rand aus ziemlich breiten Zähnen gebildet erscheint. Hart
                              									an diese oscillirende Kammplatte schlieſst sich ein Paar kleiner Stahlwalzen, etwa
                              									17 bis 20mm im Durchmesser, mit seichten,
                              									schraubenähnlichen Furchen zum Zwecke besseren Fassens der Baumwolle versehen. Diese
                              									kleinen Walzen führen die Baumwolle einem gröſseren Walzenpaare zu. Indem nun die
                              									kleinen Walzen die Wolle fassen und einziehen, der Kamm aber rasch auf und nieder
                              									schwingt, so schlägt derselbe die Wollkerne aus, was mit einer solchen Schonung der
                              									Wolle geschieht, daſs an den Kernen fast gar keine Fäserchen hängen bleiben. Als
                              									Leistung der kleinen Maschinen von etwa 30cm
                              
                              
                              									Walzenbreite wird 150k für den Tag angegeben.
                           Fig. 5., Bd. 229, S. 9Bei der Doppelkarde von Mercier in Louviers ist ein noch nicht allgemein
                              									bekannter Mechanismus für die Hackerbewegung zu erwähnen, welcher durch beistehende
                              									Skizze Fig. 5 versinnlicht wird. Das Eigentümliche
                              									liegt aber zumeist nur darin, daſs die Theile e, s und
                              										o, deren Function aus der Skizze ersichtlich ist,
                              										in einem Oelbehälter sich bewegen, welcher so
                              									vorzüglich abgeschlossen ist, daſs eine Verunreinigung der übrigen Kardentheile und daher des Vlieſses
                              									nicht eintritt, während doch diese rasch bewegten Theile durch die reichliche
                              									Schmierung vor der Abnutzung bewahrt sind. Man kann daher durch Aufgieſsen von Oel
                              									die bewegten Theile sehr reichlich schmieren, ohne daſs ein Umherspritzen des Oeles
                              									eintreten könnte.
                           Maschinen für Kammgarnspinnerei sind von Pierrard-Parpaite und Sohn in Reims, von Meunier resp. A. Grün in
                              									Lure und von Mercier in Louviers ausgestellt. Die
                              									beiden erstgenannten Firmen haben das Heilmann'sche
                              									System beibehalten und verbessert; die Parpaite'sche
                              									Maschine geht sehr exact, die anderen Maschinen sind zur Zeit (Mitte Juni) noch
                              									nicht in Arbeit gesetzt. Zu erwähnen wäre hier etwa noch, daſs Pierrard-Parpaite den Wagen des Selfactor ganz in Eisen
                              									construirt hat (wie dies ja auch von Rieter auf der
                              									Wiener Weltausstellung 1873 bei einem Baumwollselfactor zum Theil wenigstens
                              									ausgeführt war), wodurch die durch das Schwinden und Werfen der
                              									Holzconstructionstheile bedingte Formveränderung in eine unschädliche Dilatation
                              									umgewandelt wird.
                           Die Baumwoll-Kämmmaschine von Jos. Imbs in Paris (vgl. * 1875 217 449)
                              									erscheint dem Referenten in ihrer Construction neu und
                              									ihre Function ist vorzüglich. Die arbeitenden Theile sind:
                           1) Eine Zuführungszange, über die ganze Breite der Maschine, etwa lm, reichend. Dieselbe macht im horizontalen Sinne
                              									eine hin- und hergehende Bewegung, wobei sie durch rechtzeitiges Oeffnen und
                              									Schlieſsen eine Partie des zugeführten Vlieſses faſst und dessen vorstehende Enden
                              									dem vertical auf- und absteigenden Kamme nähert.
                           2) Der aus drei kurzen Nadelreihen bestehende Kamm. Derselbe tritt von unten in die
                              									aus der ersten Zange vorstehenden Fasern und bleibt in dieser Lage so lange ruhig
                              									stehen, bis die zweite Zange den Faserbüschel erfaſst und durchgezogen hat. Hierauf
                              									senkt sich der Kamin ziemlich weit hinab, um auf diesem Wege durch Bürstenwalzen vom
                              									Kämmling (den kurzen Fasern) befreit zu werden.
                           3) Die zweite Zange, welche, wie bereits angedeutet, die Faserenden faſst und so
                              									einen Faserbüschel von der Breite der Maschine aus dem Kamme zieht, macht ebenfalls
                              									im horizontalen Sinne eine hin- und hergehende Bewegung und öffnet und schlieſst
                              									sich rechtzeitig. Hat dieselbe den Faserbüschel ausgezogen, so nähert sich diese
                              									Zange einer rotirenden Welle, welche auf etwa1/7 des Umfanges mit Borsten (einem Bürstenstabe)
                              									armirt ist.
                           4) Diese Bürstenwelle streift mit dem mit Borsten versehenen Theile langsam an der
                              									geöffneten Zange vorbei und nimmt die Fasern auf die Bürste auf. Bei der weiteren
                              									Drehung übergibt die Bürste die auf ihr liegenden Fasern an eine Kratzwalze.
                           5) Die Kratzwelle, welche sich langsam dreht und von welcher ein Kamm ein dickes Vlieſs
                              									abkämmt, dem man noch sehr deutlich seine Entstehung aus in Querstreifen erhaltenen
                              									Faserbüscheln ansieht.
                           6) Dieses Vlieſs gelangt aber zu einem Streckwerk, welches die Ungleichförmigkeiten
                              									beseitigt und ein sehr schönes Band liefert.
                           Die Leistung wird zu 35k im Tag angegeben.
                           Fig. 6., Bd. 229, S. 11Die Flachshechel- und Anlegemaschine von Masurel jun. hat die Aufgabe, den bereits ziemlich rein
                              									gehechelten Flachs auszuhecheln und auf der (einen Theil der Maschine bildenden)
                              									Anlegemaschine in ein möglichst gleichförmiges Band zu verwandeln. Zu diesem Zwecke
                              									wirkt ein Zangenapparat (Fig. 6), welcher aus zwei
                              									endlosen Gliederketten besteht, in der Weise, daſs bei a die abgewogenen, bereits gehechelten Flachsbüschel in der Mitte erfaſst
                              									und bei b ausgelassen werden. Zwischen den beiden
                              
                              									Punkten, welche eine Entfernung von etwa 2m haben,
                              									findet das Hecheln und zwar anfänglich nur an den Spitzen und allmälig weiter bis zu
                              									der Zange statt. Die endlosen Hecheltücher sind zur Richtung ab schief gestellt, wodurch das allmälige tiefere Eingreifen erzielt wird.
                              									Die Lage der wirksamen Hechelstäbe ist nahezu horizontal, und ist das erste
                              									Hecheltuch einfach, das zweite und dritte beiderseits doppelt, d.h. es sind je zwei
                              									Hecheltücher (an 2. und 3. Stelle sowohl rechts als links von ab) angebracht und greifen die Nadeln des einen von
                              									unten, die des andern von oben in die Enden der Flachsbüschel ein. Die beiderseits
                              									so nachgehechelten Flachsbüschel verlassen bei b die
                              									Zangen und werden durch einen sehr sinnreich construirten Abstreifapparat ihrer
                              									ganzen Länge nach abwechselnd auf eines der beiden Einziehbänder der Anlegemaschine
                              									geschoben, in welcher sie in bekannter Weise bearbeitet werden.
                           Schnurmaschine oder Maschine zur Erzeugung des Spagats
                              										(cableuse) von P.
                                 										Motiron in Lille. (Construction von S. Walker und
                                 										Comp.) Die umstehende Skizze Fig. 7 zeigt
                              									uns bei l die mit der Spindel S verbundene Laterne, in welcher drei Spulenrahmen r gelagert sind (in unserer Figur ist nur einer gezeichnet). Von jeder der
                              									drei Spulen s geht ein Faden (Litze) aus und vereinigen
                              									sich diese drei Litzen oben zur Schnur. Durch Drehung des Spulenrahmens r dreht sich die Litze, die Drehung der Laterne l dreht die Schnur, beide Drehungen sind
                              									entgegengesetzt, wie gewöhnlich. Neu hinzugegeben aber ist ein Mechanismus, welcher
                              									bewirkt, daſs die von jeder Spule s kommende Litze über
                              									einen Cylinder d läuft, dessen Construction
                              									Aehnlichkeit mit den Fadenspannern an Nähmaschinen besitzt und dessen Zweck darin
                              									besteht, auf eine bestimmte Tourenzahl der Spindel S
                              									eine genau bestimmte und
                              									zwar gleiche Länge jeder Litze kommen zu lassen. Zu diesem Zwecke erhält der
                              									Lieferungscylinder d eine genau bestimmte Tourenzahl,
                              									zieht also von der Spule eine ganz bestimmte Litzenlänge ab, gleichviel ob die Spule
                              									einen geringeren oder einen gröſseren Durchmesser besitzt. Wir haben also bei dieser
                              									Schnurmaschine drei Bewegungen: 1) Die vom obersten, an der verticalen Hauptwelle
                              										w sitzenden Rade a1 auf a2, l und S; 2) die von b1 auf b2, b
                              									3 und b4 übertragene Rotation, welche, wie aus der Figur
                              									ersichtlich ist, die Rahmen r im entgegengesetzten
                              									Sinne von jenem antreibt, in welchem sich die Laterne l
                              									bewegt; 3) die Drehung der Lieferungscylinder d, welche
                              									von c1 auf c2, c3, c4 und durch das
                              									Röhrchen n auf das Kegelrad c5 und endlich c6 an der Achse von d übertragen wird. Diese ganze Construction gestattet
                              									die genaueste Herstellung der Schnüre, welche man sich nur wünschen kann. Durch
                              									Veränderung des Umsetzungsverhältnisses c3, c4 läſst sich der Grad der Drehung ändern; doch
                              									scheint es, daſs der Constructeur die Verhältniſse im Ganzen so gewählt hat, daſs
                              									stark gedrehte Schnüre erhalten werden. Die ausgestellte Maschine erzeugt zwei
                              									Schnüre gleichzeitig: doch lieſsen sich ohne Schwierigkeit auch mehrere Spindeln
                              									anbringen.
                           
                              
                              Fig. 7., Bd. 229, S. 12
                              
                           Seillitzen-Spinnmaschine. Auch Heraud hat eine Spinnmaschine für die Litzen der Schnüre ausgestellt, im
                              									Wesentlichen von bekannter Einrichtung. Das Hanfband tritt bei a (Fig. 8) in die
                              									Spindel s, welche durch Frictionsscheiben den Antrieb
                              									empfängt. Der Faden erhält zwischen a und c die Drehung, wird um den Cylinder c herumgeschlungen und gelangt über Führungsröllchen am
                              									Flügel zur Spule S. Die Räder r1 fest an s,
                                 										r2 und r3, fest am Transportstifte, also sich
                              									gemeinschaftlich drehend, und r4 fest an jenem Rohre, auf welchem das Kegelrad k1 sitzt, haben die
                              									Aufgabe, den Cylinder c langsam zu drehen, also die
                              									Zuführung genau zu fixiren. Von der Schraube b wird
                              									durch einen in der Figur weggelassenen Apparat der Schlitten d langsam hin und her bewegt, welcher bei e
                              									mit der Spule auf Drehung verbunden diese mitnimmt und so ein regelmäſsiges
                              
                              									Aufwinden bewirkt. Zum Zwecke der Ertheilung der erforderlichen Preſsion wirkt auf
                              									die Spule eine Bremsfeder, welche nach Bedarf angezogen werden kann.
                           Fig. 8., Bd. 229, S. 13Zu den interessantesten Appreturmaschinen der Ausstellung gehört die Veloutirmaschine von Franz
                                 
                                 										Delamare-Deboutteville in Rouen. (Construction von Nos d'Argence und Chendelier.) Diese Maschine
                              									rauht Baumwoll- und Schafwollstoffe in Längs streifen, und sind namentlich gedruckte Baumwollstoffe (Englisch-Leder) bei der
                              									Maschine ausgestellt, welche die Arbeit als eine solche darthun, welche schönen
                              									Effect erzielt. Die Waare s (Fig. 9) läuft vom Zeugbaum über eine Führungswalze und hierauf über eine
                              									Kratzwalze, welche zumeist die Aufgabe hat, den Stoff auszuspannen, denselben jedoch
                              									auch an der unteren Seite etwas rauht, und gelangt hierauf zwischen die eigentliche
                              									Veloutirwalze a und die mit Tuch überzogene Walze b. Zwischen diese beiden Walzen reichen die dünneren,
                              									federnden Stahllamellen des Kammes k und decken so jene
                              									Streifen des in der Richtung des Pfeiles sich bewegenden Stoffes s zu, welche nicht gerauht werden sollen. Der
                              									Kratzbeleg der Walze a ist aus feinen, etwa 13mm langen Messinghäkchen gebildet. Indem trocken
                              									gerauht wird, entsteht natürlich Staub aus den ausgezogenen Fäserchen, und um
                              									denselben vom Arbeitslocale abzuführen, ist der skizzirte Apparat oben von einem
                              									Holzmantel umgeben, welcher mit einem Saugventilator in Verbindung steht.Nähere Beschreibung und Zeichnung dieser
                                    											Maschine folgt in einem der nächsten Hefte.Die Red.
                           
                              
                              Fig. 9., Bd. 229, S. 13
                              
                           Die Walkmaschine (Cylinderwalke)
                              									von H. Desplas in Elbeuf zeichnet sich durch mehrere
                              									Constructionseigenthümlichkeiten aus. Am auffälligsten ist die Anwendung von Hartgummi (hornisirtem
                              									Kautschuk) als Ueberzug über die Cylinder und die sonstigen wirksamen Theile der
                              									Walke. Hierdurch soll nicht nur diesen Theilen eine sehr lange Dauer, sondern auch
                              									eine stets gleichbleibende, von Rauhigkeiten und Sprüngen freie Oberfläche gesichert
                              									sein. Eine andere Eigenthümlichkeit besteht in der Preſsion des oberen Walkcylinders
                              									gegen den unteren durch Federn oder Gewicht;
                              									diesbezüglich ist die Aus- und Einschaltung der einen oder anderen Preſsion
                              									constructiv sehr einfach durchgeführt. Um im Bedarfsfalle das Tuch nur in der
                              									Richtung der Breite einzuwalken, kann der Druck des Hemmungsbackens aufgehoben
                              									werden, so daſs in der Richtung des Durchganges kein Hinderniſs zu überwinden ist;
                              									ja dadurch, daſs das Tuch beim Einlaufe in diesem Falle durch die besondere Führung
                              									eine schwache Spannung erhält, wird das Einwalken in der Längenrichtung noch mehr
                              									gehindert.
                           Unmittelbar neben dieser Maschine steht eine Stampfwalke, mit sehr complicirter Führung der Stampfklötze, von A. Dusseaux in Louviers. Dieselbe ist namentlich für
                              									solche Schafwollwaaren bestimmt, welche auf Cylinderwalken nicht bearbeitet werden
                              									können, wie z.B. Hüte, Kappen etc., und für solche Stoffe, bei welchen die Haare
                              									thunlichst abstehen sollen, oder die überhaupt einer sanfteren Walke bedürfen.
                           Kleine, hübsch gebaute Hammerwalken, sowie Cylinderwalken sind ferner von J. Leclère und Damuceaux in Sedan ausgestellt:, bei letzteren sind
                              									Glascylinder bei der Tucheinführung angewendet.
                           Nahe der Maschinengallerie (im zweiten Längsgang) befindet sich
                              									die groſsartige Ausstellung der Kammgarngewebe und Veloure von Sedan (Ardennes), und
                              									haben mehrere Aussteller Decken, Mantelstoffe u. dgl.
                              									ausgestellt, bei welchen der Velour aus Federn besteht,
                              									die eingesponnen und durch Rauhen an die Oberfläche gebracht sind.Vgl. G. Bardin's
                                    											deutsches Reichspatent Nr. 551 vom 9. September 1877. Theils
                              									werden hierzu ausgezupfte Flaumfedern, theils aber auch die durch Maschinen von den
                              									Federspulen abgetrennten und (wahrscheinlich durch Kratzen) getheilten Fahnen der
                              									Federn verwendet. Hervorragend sind diesbezüglich die Ausstellungen von Bourguignon und E.
                                 										Grosieux in Sedan.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)