| Titel: | Ueber die Reconstruction und Anwendung des Oldham-Rades; von A. Jarolimek. | 
| Autor: | A. Jarolimek | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 15 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Ueber die Reconstruction und Anwendung des
                           								Oldham-Rades; von A.
                              								Jarolimek.
                        Mit Abbildungen im Text und auf Tafel 1.
                        Jarolimek's verbessertes Oldham-Rad.
                        
                     
                        
                           Durch eine Abhandlung Prof. Georg Wellner's über
                              										LuftschifffahrtTechnische Blätter, 1876 S. 81.
                              									wurde neuerlich das Oldham'sche Ruderrad der
                              									Vergessenheit entzogen, das schon zur Zeit, als die Dampfschifffahrt noch in ihren
                              									Anfängen war, auftauchte, vor dem Galloway-Morgan'schen
                              									Rade aber nicht Stand halten konnte. Das Oldham-Rad hat die Probe als
                              									Schiffspropeller nicht bestanden, weil die Schaufeln dieses Rades nicht unter dem in
                              									der Praxis sich best bewährenden Winkel ins Wasser eingriffen, und weil die Bewegung
                              									der Schaufeln bei der Oldham'schen Anordnung des Rades
                              									nebst excentrischen Scheiben und Schubstangen auch noch 2 Paar ZahnräderEine Zeichnung des Oldham'schen Rades findet sich in Redtenbacher: Die Bewegungsmechanismen, Taf. 58.
                              									erforderte, die bei Propellern allerdings besser vermieden werden.
                           Nun besteht aber die Haupteigenthümlichkeit des Oldham-Rades darin, daſs es ganz unter Wasser getaucht arbeiten kann, indem bei
                              									diesem Rade alle Schaufeln in gleichem Sinne wirken und in Bezug auf das
                              									widerstehende Mittel sogar in allen Stellungen die gleiche Fortgangsgeschwindigkeit
                              									annehmen. Hieraus erwächst nicht nur zugleich eine Eignung dieses Rades als Motor
                              									für Schiff- und Windmühlen, für welch letzteren Zweck dasselbe schon von Redtenbacher und Reuleaux
                              									empfohlen wurde, sondern das Rad wird – sei es in verticaler oder horizontaler
                              									Anordnung – wenn ganz unter Wasser gehend, auch zum Antrieb von Schiffen geeigneter,
                              									indem von einem fehlerhaften Eingriff des Rades ins Wasser dann nicht mehr die Rede
                              									sein kann und das Rad bei dieser Anordnung überhaupt eine sehr gedrängte, allen
                              									Schiffsformen sich leicht anschmiegende Construction gestattet.
                           Somit läge immerhin die Möglichkeit vor, das seinen ZweckenDas Rad kann, wenn in einem Gehäuse
                                    											eingeschlossen, auch als Pumpe, Ventilator u. dgl. dienen. in der
                              									Theorie so sehr entsprechende und mancherlei ganz besondere Vortheile (wie den der
                              									leichten Umsteuerung bei unverändertem Gang der Maschine) darbietende Oldham-Rad
                              									namentlich auch als Schiffspropeller praktikabel zu machen, wenn es nur gelingen würde, an Stelle der complicirten Oldham'schen
                                 										Construction der Schaufelsteuerung einen einfacheren, wirklich praktischen
                                 										Apparat zu setzen.
                           Ich habe mehrere derlei vereinfachte Steuerungen für die Schaufeln der Oldham-Räder
                              									im Modell ausgeführt und gebe in der Erwartung, daſs die Sache ein allgemeineres Interesse finden dürfte,
                              									an dieser Stelle einstweilen die Beschreibung derjenigen Construction, welche durch
                              									Prof. Gustav Schmidt bei Anlaſs eines VortragesGehalten in der Versammlung des
                                    											naturhistorischen Vereines „Lotos“ in
                                    											Prag, am 25. März 1877. in kleinem Kreise bereits bekannt
                              									geworden ist.
                           Die Schaufeln des Oldham-Rades sind bekanntlich wie beim Morgan-Rad um ihre Achsen
                              									drehbar; doch verlangt das Oldham-Rad, daſs sich die Ebenen aller Radschaufeln stets
                              									gegen die Achse derjenigen Schaufel richten, welche sich in der Richtung des
                              									Schiffslaufes, also gerade mit der Schneide vorwärts, bewegt. Bedingung für die
                              									richtige Construction der zugehörigen Schaufelsteuerung ist hier also, daſs sich die
                              									Ebenen aller Schaufeln stets in einem und demselben Punkte des von den
                              									Schaufelachsen beschriebenen Kreises kreuzen, wie in Fig. 1 Taf.
                              									1 schematisch dargestellt, oder aber, daſs die Schaufeln
                                 										halb so schnell umlaufen als das Rad.
                           Daſs beide Bedingungen auf eins und dasselbe hinauslaufen, ist
                              									leicht einzusehen. Denn wenn sich die Schaufel S (Fig.
                                 										2) bei ihrem Umlauf um O stets nach einem
                              									Punkte a des von ihrer Achse o beschriebenen Kreises richtet, so gestaltet sich ihr Drehungswinkel β in Hinsicht dieses Kreises zu einem Peripheriewinkel;
                              									und da ein solcher stets halb so groſs ist als der zugehörige Centriwinkel (α), so folgt daraus ohne weiteres, daſs die Schaufel
                              										S dann um ihre Achse genau halb so schnell rötirt
                              
                              									als das Rad um die seinige.
                           Eine solche Drehung der Schaufeln bei der Bewegung des Rades kann
                              									man sich nun sehr einfach dadurch bewirkt denken, daſs man an die Schaufel, und zwar
                              									in der Richtung der Schaufelebene selbst, eine Stange mn (Fig. 3)
                              									befestigt, die in einem bei α fix angebrachten, jedoch
                              									drehbaren Gleitbacken läuft.
                           Die Wirkungsweise dieser Vorrichtung kann man sich nach einem
                              									Blick auf Fig. 3
                              									leicht vorstellen, wo Oo natürlich einen Radarm
                              									darstellt, der hier, weil vorderhand nur eine Schaufel
                              									in Betracht gezogen wird, einfach für eine Kurbel genommen werden kann. Nun ist es
                              									aber, wenn die Schaufel ihre Tour ganz durchlaufen soll, nöthig, daſs sich die
                              									Führungsstange in gleicher Weise zu beiden Seiten der Schaufel erstreckt, und auch
                              									dann noch gibt es für die Schaufel eine Stellung, wo sie einer sicheren Führung
                              									ermangelt. Dies tritt nämlich dann ein, wenn die Schaufelachse eben den Punkt α (Fig. 4)
                              									passirt; denn in diesem Augenblick hat die Schaufel mitsammt der Stange mn nicht mehr zwei, sondern nur einen Richtpunkt,
                              									nämlich den in ihrer Achse o, und sie kann daher in
                              									jeder beliebigen Richtung um diese ihre nun mit α
                              									zusammenfallende Achse verdreht werden, wodurch die richtige Functionirung des
                              									Apparates natürlich beeinträchtigt wird.
                           Wohl aber erfüllt die eben besprochene Vorrichtung ihren Zweck
                              									ganz, wenn noch ein dritter Richtpunkt hinzugefügt wird dadurch, daſs man die
                              									Schaufel – statt mit einer – mit zwei Stangen versieht, die ein ganzes Kreuz bilden,
                              									und wovon jede in einem anderen Endpunkte des Raddiameters
                                 										ihre Führung bekommt.
                           Diese Anordnung, deren richtiges Spiel darauf beruht, daſs jeder
                              									Peripheriewinkel im Halbkreise ein rechter ist, demnach, wenn der eine Schenkel des
                              									mit seinem Scheitel in der Kreisperipherie sich bewegenden Rechtwinkels stets das
                              									eine Ende a des Kreisdiameters kreuzt, der andere
                              									Schenkel auch das andere Ende b dieses Diameters
                              									kreuzen muſs, ist mit einer kleinen Veränderung, nämlich mit einem geschlitzten
                              									Kreuze, wodurch die Drehung der fixen Führungswarzen a
                              									und b umgangen wird, in Fig. 5 Taf.
                              									1 skizzirt, und sie bildet die Grundidee, von der ich bei Construction meiner
                              									Schaufelsteuerung der Oldham-Räder ausging. Doch braucht wohl kaum bemerkt zu
                              									werden, daſs auf die
                              									praktische Anwendung des Apparates in der in Fig. 5
                              									dargestellten kolossalen Form niemals gedacht werden konnte und am wenigsten dann,
                              									wenn man gekröpften Wellen oder festen Lagern zu beiden
                              									Seiten des Rades aus dem Wege gehen wollte, die bei dieser Construction, wie aus dem
                              									Schiffsquerschnitt Fig. 6
                              									hervorgeht, ähnlich wie bei den Morgan-Rädern nöthig sind, indem die Führungswarzen
                              										a und b auch nur – wie
                              									das Excenter bei den Morgan-Rädern – an einer auſserhalb des Rades befindlichen
                              									festen Wand oder einem Gehänge W angebracht werden
                              									können.
                           Wie ich sowohl der letzteren Nothwendigkeit, als auch den unmäſsigen Dimensionen der
                              									obigen sonst einfachen Vorrichtung auswich, soll nun kurz gesagt werden. Ich
                              									verzichtete vor Allem darauf, der Schaufel direct die verlangte Bewegung zu geben,
                              									indem ich zwischen Schaufel und Radachse, und zwar sehr nahe der letzteren, eine
                              									Zwischenkurbel vw (Fig. 7)
                              									einschaltete und mir die Aufgabe so stellte, zunächst dieser Kurbel die bedungene
                              									Drehung zu ertheilen und letztere sodann durch eine Kurbelstange wy an die Schaufel xy zu
                              									übertragen.
                           Die Nähe der Achse v an die Radachse O gestattete mir nun, sowohl die Führungswarzen a und b, als auch die
                              									Warze v der Hauptkurbel und auch die Warze w der Zwischenkurbel vw so
                              									groſs auszuführen, daſs selbe sämmtlich die Radachse O
                              									umschlossen, wodurch nicht nur die Kreuzung der bewegten Theile mit dieser Achse
                              									vermieden, sondern auch erzielt wurde, daſs die beiden Kurbeln Ov und vw ganz in Wegfall
                              									kamen, indem dieselben in ihren nun zu Excentern erweiterten Kurbelwarzen v und w ganz aufgingen,
                              									wie dies aus der Fig. 8 Taf.
                              									1 ersichtlich ist.
                           Denkt man sich bei dieser Anordnung noch das Führungskreuz auf dem Excenter w so befestigt, daſs es einerseits die fixe Warze,
                              									bezieh. nun das Excenter a und andererseits das fixe
                              									Excenter b umschlieſst, und fügt man dem ganzen Apparat
                              									schlieſslich den Excenterring z mit den nöthigen, als
                              									Kurbelstangen zur Bewegung der Kurbeln an den Radschaufeln dienenden Armen t bis t3 hinzu, so hat man meine Schaufelsteuerung complet
                              									vor Augen. In Fig. 8 sowie
                              									in dem in Fig. 9
                              									skizzirten Durchschnitt, worin die Theile der Deutlichkeit wegen recht breit
                              									gezeichnet sind, stellen also a und b zwei feste, unbewegliche, die rotirende Achse O umschlieſsende Excenter vor, die dicht hinter
                              									einander liegen, und durch welche das lose Excenter w
                              									mittels der an demselben befestigten und sich unter 90° kreuzenden zwei
                              									Gleitbackenpaare r, r1
                              									und s, s1 die verlangte
                              									Drehung erhält, während sich das in w eingebettete und
                              									an der Welle O befestigte Excenter v mit der letzteren fortbewegt. Durch den Excenterring
                              										z und die Arme t bis
                              										t3 wird die
                              									Bewegung von w dann in genau gleicher Weise wie beim
                              									Oldham-Rad an die Radschaufeln übertragen.
                           Uebrigens läſst sich meine Vorrichtung noch vereinfachen dadurch, daſs man die
                              									Kreuzführung r, r1, und
                              										s, s1 wirklich als
                              									solche, also nicht aus zwei gesonderten und hinter einander angebrachten
                              									Schienenpaaren, sondern
                              									aus in einer Ebene liegenden Theilen herstellt, was nur dann möglich wird, wenn die
                              									beiden Excenter a und b
                              									auch nur ein Stück, und zwar von der in Fig. 10
                              									skizzirten Form bilden. In diesem Falle stützt sich das Excenter w mit seinem Führungskreuz nicht gleichzeitig auf beide
                              									Fixscheiben a und b,
                              									sondern abwechselnd einmal auf die eine und dann auf die andere, indem es in der
                              									Stellung Fig. 10 von
                              									der einen auf die andere übergeht. Auch die letztere Form des Steuerungsapparates
                              									ist endlich der Vervollkommnung und Vereinfachung fähig. Darf man aber aus dem
                              									Vorstehenden den Schluſs ziehen, daſs die Ausführung einer wirklich praktischen
                              									Construction des Oldham-Rades nicht wohl aus dem Bereiche des Calculs gewiesen
                              									werden kann, so gewinnt damit dieses merkwürdige Rad so sehr an Bedeutung, daſs ich
                              									es nicht unterlassen will, hier noch mit einigen besonderen Bemerkungen die
                              									Aufmerksamkeit darauf zu lenken.
                           Oldham hat, wie es scheintIn Tredgolt: Steam
                                       												Engine, 1838, Appendix S. 153 ist das Oldham-Rad gewissermaſsen als
                                    											aus dem Buchanan'schen Rade hervorgegangen
                                    											geschildert; eine Beschreibung des letzteren findet sich auch in M. Rühlmann: Allgemeine Maschinenlehre
                                    
                                    											(Braunschweig 1872), Bd. 4 S. 98., auf die Anwendung seines Rades
                              										unter Wasser nicht gedacht. Mir ist auch sonst über
                              									Versuche mit einer solchen Anordnung des Rades nichts bekannt geworden; es müſste
                              									denn sein, daſs Fowler's RadVgl. Uhland's
                                       												praktischer Maschinen-Constructeur, 1877 S. 426. mit dem
                              										Oldham's identisch ist. daſs jedoch das Oldham-Rad
                              									gerade bei seiner Anwendung unter Wasser ganz besondere Vortheile bietet, möge hier
                              									etwas näher ausgeführt und vor allem der Beweis dafür beigebracht werden, daſs die
                              									Fortgangsgeschwindigkeit der Schaufeln wirklich bei allen Stellungen die gleiche und merkwürdigerweise auch genau so groſs ist, wie die
                                 										Umdrehungsgeschwindigkeit des Rades selbst.
                           Fig. 11., Bd. 229, S. 18Ist nämlich in beistehender Fig. 11
                              									op ein Wegelement der Achse der nach a hingerichteten Schaufel RS, mit welch letzterer also die nächste Stellung derselben (R1
                              									S1) parallel genommen
                              									werden kann, so ist aob als Winkel im Halbkreise und
                              									wegen R1
                              									S1
                              									|| RS auch < pmb =
                              									90°.
                           Ebenso ist schon der Lage des Punktes a zufolge die Strom- oder Fahrrichtung ond ⊥
                              										ab. Bezeichnet man also < abo mit a, so ist wegen
                              										on ⊥ ab und pn ⊥ ob auch < mno = a, und weil
                              									in dem gleichschenkligen Dreieck cob auch < cob = a, so ist wegen po ⊥ oc und pn ⊥ ob schlieſslich auch
                              									< mpo = a. Die beiden Dreiecke omp und omn haben somit
                              									nebst den rechten Winkeln omp und omn noch die < opm
                              									und onm gleich und die Seite om gemeinschaftlich, daher muſs auch on = op sein; d.h. die
                                 										Ausweichgeschwindigkeit der Schaufel in der Richtung des Stromes ist überall
                                 										genau gleich der Umdrehungsgeschwindigkeit des Rades, die letztere auf die
                              									durch die Schaufelachsen gehende Peripherie bezogen.
                           Streng genommen bleibt dieses interessante Resultat allerdings nur
                              									bei Betrachtung des Mittelelementes der Schaufeln intact. Die an den mehr aus- oder
                              									eingreifenden Enden gelegenen Theile der Schaufeln bedingen eine etwas abweichende
                              									Ausweich- oder Fortgangsgeschwindigkeit- doch ist diese Abweichung, wie man sich
                              									leicht überzeugen kann, besonders bei im Verhältniſse zum Raddurchmesser nicht zu
                              									breiten Schaufeln nur unbedeutend und für die Praxis von keinem weiteren
                              										Belang.Der Normaldruck auf die Schaufeln nimmt bei der Bewegung an der Stromseite,
                                    											je mehr die Schaufeln ihre Breitfläche gegen das Wasser kehren, zu und auf
                                    
                                    											der anderen Seite wieder ab. Im Allgemeinen ist derselbe, dabei dem Rade die
                                    											Umdrehungsgeschwindigkeit überall mit der Ausweichgeschwindigkeit
                                    											gleichfällt, durch die Formel N = k (c – v)² sin²αFγ
                                    											auszudrücken, wobei k eine Constante, (c – v) die
                                    											Differenz zwischen der Strom- und Radgeschwindigkeit und α den Neigerungswinkel der Flügel gegen die
                                    											Stromrichtung darstellt.Auf ein Wind- oder Wasserrad bezogen, resultirt demnach, da sich hier für den
                                    											Antrieb auf der Peripherie stets die Relation P =
                                       												N sin α ergibt, für die mechanische
                                    											Leistung des Rades ein Ausdruck von der Form L = Pv
                                       												= k (c – v)² sin³ α v Fγ, oder, da sich die Flügel regelmäſsig
                                    											nach allen Winkeln zwischen 0 und 90° stellen, L = k1 (c – v)² v Fγ; und da der Werth von (c – v)² v für v = ⅓ c ein Maximum wird, so ist die vortheilhafteste
                                    											Umdrehungsgeschwindigkeit für dieses Rad, wenn es als Wind- oder Wasserrad
                                    											in Anwendung kommt, nur das Drittel der Geschwindigkeit des Wassers oder
                                    											Windes.
                           Da also die Schaufeln des Oldham-Rades im Allgemeinen so wie die Flügel der Schraube
                              									bei jeder Stellung in richtiger Weise auf das Wasser einwirken, so ergibt sich
                              									daraus von selbst, daſs dem Oldham-Rade genau so wie der Schraube eigentlich schon
                              									von Haus aus der Platz unter Wasser gebührt. Diese
                              									Anwendungsart gestattet, das Rad sowohl mit verticaler, als mit horizontaler Achse
                              									anzuordnen, und in beiden Fällen werden die hohen Radkasten überflüssig, wie aus den
                              									Skizzen Fig. 12 und
                              										13 Taf. 1 ersichtlich ist. Fig. 12
                              									zeigt den Propeller mit verticaler Achse angeordnet bei
                              									directem Antrieb durch zwei getrennt wirkende liegende Maschinen und Fig. 13 das
                              									mit horizontaler Welle angeordnete Rad in Verbindung
                              									mit einer sogen. Hammermaschine, wie solche zum Antrieb der Schiffsschrauben üblich
                              									sind. Aus beiden Skizzen ist genügend zu ersehen, daſs sich das Rad bei Schiffen im
                              									Allgemeinen gut anbringen läſst. Da es nur etwa ⅓ so groſs ist als die gewöhnlichen
                              									Ruderräder, so muſs es in der Regel auch etwa 3 mal so viel Touren machen als die
                              									letzteren. Den gewöhnlichen Ruderrädern gegenüber bieten nun aber namentlich die
                              									geringen Dimensionen des unter Wasser gehenden Oldham-Rades einen sehr wesentlichen
                              									Vortheil dar, und es hat das letztere selbst im Vergleich zur Schraube manche
                              									Vorzüge, so die Anwendbarkeit für tiefes und seichtes Wasser, indem das Rad bei
                              									verticaler Achse sehr seichtgehend construirt werden kann, die ebene Gestalt der
                              									Flügel u.a.m.
                           Die Räder eignen sich ferner besser als jeder andere Propeller zur Anbringung unter dem Boden
                              									flacher Rundschiffe, in welchem Falle sie zur Reducirung des Formwiderstandes dieser
                              									Schiffe dadurch beitragen daſs sie das Wasser unterhalb des Schiffes von der
                              									Vorderseite desselben ansaugen und nach der Rückseite drücken, zu welchem Zwecke
                              									sich die Combination eines oder mehrerer Paare solcher
                              									Räder besonders empfiehlt.Ueber diesen
                                    											Gegenstand, der mit den Bemühungen Griffith's
                                    											u.a. zur Herabminderung der Schiffswiderstände zusammenhängt, behalte ich
                                    											mir genauere Mittheilungen noch vor. Endlich ist hauptsächlich zu
                              									bemerken, daſs das Oldham-Rad ein Mittel darbietet, um die
                                 
                                 										Fahrrichtung des Schiffes ohne Eingriff in den Gang der Maschine zu verändern
                                 										oder umzukehren. Denn da die Schaufeln durch Vermittlung von
                              									Maschinentheilen gewendet werden, die sich an einem festgestellten Mittelstück (bei der Oldham'schen Construction an einem fixen Rade, bei meiner beschriebenen an
                              									einem Doppelexcenter) abwälzen, so genügt es, dieses Mittelstück um einen gewissen
                              									Winkel zu verstellen, um sämmtlichen Schaufeln eine veränderte, beziehentlich
                              									diejenige Stellung zugeben, bei der sich die Wirkung des – unverändert angetriebenen
                              									– Rades umkehrt.
                           Um dies an einem einfachen Beispiele klar zu machen, nehmen wir
                              									an, die Drehung der Schaufeln werde in einfachster Weise durch eine Schnur bewirkt,
                              									die um an den Schaufelachsen angebrachte Scheiben s
                              										(Fig. 14 bis 16)
                              									und eine fixe Scheibe z an der Radachse (von halber Gröſse) geschlungen ist. Dreht sich das Rad von
                              									links nach rechts, so wird es bei der Stellung der Schaufeln Fig. 14 ein Schiff offenbar (in der Ebene dieses
                              									Papieres gedacht) von links nach rechts treiben. Gibt man jedoch der sonst
                              									feststehenden Scheibe z eine Drehung von links nach
                              									rechts um 90°, so verstellen sich die Schaufeln, da die Schnurscheiben daran doppelt
                              									so groſs sind als die Scheibe z, sofort sämmtlich um
                              									45°, und aus der neuen, in Fig. 15 gezeichneten
                              									Stellung derselben resultirt dann ein Druck auf das Schiff nicht mehr von links nach
                              									rechts, sondern wie der Pfeil anzeigt – in der Papierebene – von oben nach unten.
                              									Wird nun die Scheibe z nochmals um 90°, im Ganzen also
                              									um 180° verstellt, so nehmen die Schaufeln die in Fig.
                                 										16 dargestellte Stellung ein, bei welcher das Schiff gegenüber der
                              									Stellung Fig. 14 genau in der entgegengesetzten
                              									Richtung angetrieben wird, obgleich die Laufrichtung des Rades in allen Fällen
                              									dieselbe, nämlich von links nach rechts, geblieben ist.
                           Um die Verstellung der Scheibe z
                              									innerhalb des Schiffsraumes zu vollbringen, kann man dieselbe entweder auf einen
                              									längeren Hals aufsetzen und diesen mit der durch ihn hindurchgehenden Radwelle durch
                              									die Schiffswand fuhren, oder man bringt an der Scheibe z ein Zahnrad an und läſst in dieses einen Trieb greifen, dessen Achse
                              									dann an einer besonderen Stelle durch die Schiffswand hindurchgeht.
                           
                              
                              Fig. 14–16., Bd. 229, S. 20
                              
                           
                           Dieser das Oldham-Rad auszeichnende Vorzug einer selbstständigen Radsteuerung könnte
                              									unter Umständen, namentlich bei gewissen Kriegsfahrzeugen, eine besondere Wichtigkeit erlangen.
                           Was die Anwendung des Oldham-Rades als Schiff- und
                                 										Windmühlen-Rad betrifft, so läſst natürlich auch diese eine horizontale
                              									sowie verticale Anordnung des Rades zu. Die Schiffmühlenräder tauchen dann wie die Schiffsräder an der Seite oder auch
                              									am Boden des Schiffes ganz unter Wasser, wobei das Gesammtprofil des Rades bei
                              									gleichem Effect nicht viel gröſser genommen zu werden braucht, als eine einzige
                              									Schaufel des alten Schiffmühlenrades. Solche Wasserräder für strömendes Wasser
                              									lieſsen sich – besonders mit verticaler Achse – auch ohne Schiff, nur mit Schwimmer
                              									und Anker montirt, oder zum Aufsetzen auf einen Pfahl gerichtet, sehr praktikabel,
                              									billig und so herstellen, daſs leicht zwei oder mehrere solche Motoren nach Bedarf
                              									an einander gekuppelt werden könnten. Bei Windmühlen
                              									kommt aber die bemerkte Regulirbarkeit der Schaufelstellung dem Oldham-Rade ganz
                              									besonders zu statten, indem beim Wechsel der Windrichtung stets nur das Mittelstück
                              
                              									(Rad oder Excenter) entsprechend zu verstellen ist.
                           Ich habe indeſsen schon vor Jahresfrist ein gröſseres Windradmodell mit verticaler
                              									Achse (bei veränderter, sehr einfacher Construction) ausgeführt, das durch mehrere
                              									Monate hindurch an einem Dachfirst vor dem Winde lief, und wobei sich die Schaufeln
                              									durch die Einwirkung des Windes selbst stets
                                 										automatisch der jeweiligen Windrichtung entsprechend verstellten, was durch
                              									die Einwirkung einer kräftigen, weil aus zwei unter 90° gestellten Flügeln
                              									gebildeten Windfahne auf das führende Mittelstück (hier eine einfache Herzscheibe)
                              									bestens erzielt wurde.
                           Die Vortheile der Oldham-Räder bei Benutzung von Wind oder offenem Wasser liegen
                              									demnach offen genug da, um sich darüber nicht weiter verbreiten zu müssen.
                           Auch zum Antrieb von Luftfahrzeugen, wenn solche eine
                              									Zukunft hätten, würde sich das Oldham-Rad selbstverständlich, ja in ganz besonderer
                              									Weise eignen, indem es sich – zwar nicht durch Verdrehung der Radflügel nach der
                              									Schraubenlinie, wie es Wellner vorschlägt – wohl aber
                              									durch eine sehr einfach ausführbare Schaufelsteuerung mit Leichtigkeit derart
                              									regieren läſst, daſs es entweder auf das Schweben, oder auf den Fortgang des
                              									Schiffes, oder nach jeder beliebigen Zwischenrichtung hinarbeitet.
                           Einer besonderen Beleuchtung jedoch bedarf die Einrichtung der Oldham-Räder als Ventilatoren. Ich stelle für diese zwei Typen auf:
                              									solche mit äuſserer und innerer Wand, und solche nur mit äuſserer Wand. Die erstere
                              									Einrichtung ist in Fig. 17
                              									Taf. 1 dargestellt. ABCD stellt das Gehäuse dar, in
                              									dessen parallele Wände EF zwei drehbare Scheiben S eingelassen sind, durch welche die Schaufelachsen
                              									hindurchgehen; letztere werden hier also auſserhalb des Gehäuses in irgend einer Art
                              									in die dem Princip des Oldham-Rades entsprechende rückgängige Drehung versetzt, wenn
                              									die Hauptwelle des Rades in Bewegung kommt. Die Breite der Schaufeln ist so gewählt,
                              									daſs die Schaufelenden im Punkte a gerade noch an
                              									einander vorbeigehen können. Auf der Welle W sitzt nun
                              									lose eine excentrische unbewegliche Scheibe K, deren
                              									Breite natürlich der Gehäuseweite entspricht, und deren Peripherie genau nach der
                              									Linie geformt ist, welche die nach innen gekehrten Schaufelenden beschreiben.
                           Das äuſsere Gehäuse beläſst in seinem oberen Theile den Schaufeln etwas freien Raum,
                              									ist daselbst jedoch mit einem um die Achse o drehbaren
                              									Thürchen mn versehen, das (sei es durch den Druck des
                              									Windes, das Gewicht des Thürchens selbst oder eine Feder) mit dem Theile n stets an die eben vorübergehende Schaufel schlieſst
                              									und in der Oeffnung des Gehäuses möglichst dicht geht. Der untere Theil des Gehäuses
                              									ist aber – jedoch nur in der Strecke bc – nach jener
                              									Curve geformt, welche die äuſseren Enden der Schaufeln beschreiben und läuft von da
                              									in die Ein- und Ausströmungsöffnungen BD und AC aus.
                           Ein Blick auf diese Anordnung (Fig. 17)
                              									zeigt, daſs, wenn die Welle W mit den Scheiben S und den in bekannter Art geführten Flügeln G von links nach rechts in Bewegung kommt, die Luft bei
                              										BD angesaugt und nach AC gedrückt werden muſs. Da hier die Schaufeln überall schlieſsen, so kann
                              									man mit dieser Vorrichtung eine ziemliche Windpressung erzielen; und wären eben die
                              									Schwierigkeiten der Dichtung nicht vorhanden, so gäbe dieser Apparat ebenso wohl
                              									wirksame Pumpen, als auch sehr einfache Expansions-Dampfmaschinen und vorzügliche
                              									Luftcompressoren, für welch letztere Zwecke das Rad mit einer gröſseren Anzahl
                              									Schaufeln zu versehen und das Gehäuse – wie in Fig. 18
                              									gezeigt – in der ganzen Strecke von c bis d entsprechend schlieſsen zu lassen ist, wodurch
                              									einerseits bei Verwendung des Rades als Dampfmaschine der bei A eintretende Dampf allmälig expandiren könnte, indem
                              									der Raum zwischen je zwei Schaufeln von c gegen d hin stetig wächst, und andererseits bei Verwendung
                              									des Apparates als Luftcompressor die Luft umgekehrt beim Vorrücken von d gegen c nach und nach
                              									verdichtet und dann im comprimirten Zustand in das Abzugrohr A gepreſst würde, wodurch alle Ventile und Steuervorrichtungen ganz in
                              									Wegfall kämen.
                           Vielleicht könnte dieser Apparat auch ohne sehr genaue Dichtung der eine ganze Reihe von Kammern bildenden Schaufeln
                              									entsprechend functioniren. Immerhin möchte es sich empfehlen, die Trommel K nicht, wie beim vorbeschriebenen Ventilator
                              									vorausgesetzt wurde, lose auf die Welle W zu hängen,
                              									wenn auch diese Trommel dadurch, daſs sie von verschiedener Fleischstärke ausgeführt wird,
                              									ausbalancirt werden kann und zudem durch die Schaufeln selbst stets in ihrer Lage
                              									gehalten wird. Sicherer gestaltet sich die Construction in dieser Hinsicht dann,
                              									wenn man die Schaufelachsen nur auf einer Seite des Gehäuses durch die Wand, bezieh.
                              									durch die Scheibe S treten läſst, auf der anderen Seite
                              									aber die Scheibe S wegläſst und dafür mit dieser Wand
                              									eben die Trommel K fest verbindet.
                           Bei Benutzung meines Rades als Ventilator erscheint übrigens die Absperrung des
                              									inneren Gehäuseraumes nicht durchaus nothwendig, und führe ich hier demnach noch
                              									eine zweite sehr einfache Construction von Ventilatoren nach demselben Princip an,
                              									bei der die Trommel K ganz hinweggelassen ist; dieselbe
                              									besteht ganz einfach in der Benutzung des Oldham-Rades, wie es ist, mit bloser
                              									Hinzufügung des Gehäuses ABCD und der beiden Scheiben
                              										S (Fig. 19
                              									Taf. 1). Da bei diesem Rade nämlich alle Schaufeln den Wind in verlangter Richtung
                              									treiben, so ist die Absperrung des inneren Raumes, namentlich wo es sich um
                              									Fortführung groſser Mengen Wind von geringer Pressung handelt, gar nicht nothwendig.
                              									Werden bei der letzten Disposition also an die Schaufelachsen auſserhalb des
                              									Gehäuses allenfalls – wie in der Zeichnung angedeutet – kleine Kettenräder befestigt
                              									und diese unter einander sowie mit dem – halb so groſsen – fixen Rade z in bekannter Weise in Verbindung gebracht, so
                              									resultirt ein Ventilator von sehr einfacher Form und sicherlich groſser
                              										Wirksamkeit.Einen sehr ähnlichen
                                    											Ventilator habe ich schon 1867 in der Zeitschrift
                                       												des österreichischen Ingenieur- und Architectenvereines, 1867 S.
                                    											185 (vgl. auch Jul. R. v. Hauer: Die
                                       												Ventilationsmaschinen der Bergwerke, Leipzig 1870, S. 31)
                                    											angegeben, von welchem ausgehend ich in der That auch zur Construction des
                                    											mir damals noch unbekannt gewesenen Oldham'schen Rades gelangte.
                           Hainburg a. d. Donau, im Mai 1878.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
