| Titel: | Stossmaschine mit Apparat zum Bearbeiten von Stirn- und Kegelrädern. | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 28 | 
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                        Stoſsmaschine mit Apparat zum Bearbeiten von
                           								Stirn- und Kegelrädern.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 4.
                        Stoſsmaschine zum Bearbeiten von Zahnrädern.
                        
                     
                        
                           In der Maschinenfabrik von Franz Haas in Ravensburg
                              									(Württemberg) wird schon seit einigen Jahren eine Stoſsmaschine gebaut, welche mit
                              									einem eigenen patentirten Apparate zum Egalisiren von Stirn- und Kegelrädern
                              									versehen ist. Ehe wir auf die Beschreibung und Handhabung dieses Apparates selbst
                              									übergehen, sei uns gestattet, im voraus zu erwähnen, daſs ein groſser Vortheil
                              									dieser Maschine hauptsächlich auch darin besteht, daſs dieselbe zugleich
                              									Stoſsmaschine ist, und daſs auf derselben jeder Maschinentheil sowohl in verticaler,
                              									als auch schräger Richtung in jedem beliebigen Winkel genau gehobelt werden kann,
                              									während wohl sämmtliche bis jetzt veröffentlichten Zahnhobelmaschinen trotz ihrer
                              									complicirten Construction und ihres in Folge dessen verhältniſsmäſsig hohen Preises
                              									zu keinem andern Zwecke verwendet werden konnten. Die Zeichnung auf Taf. 4 stellt
                              									die Maschine in1/15 n. G. dar, und zwar finden wir in Fig. 3 und
                              										4 die vollständige Maschine mit Apparat zum Egalisiren von Kegelrädern,
                              									während Fig. 5 den
                              									Grundriſs der Maschine und Fig. 6 die
                              									Vorrichtung zum Egalisiren der Stirnräder veranschaulicht. Die Arbeiten an allen
                              									Rädern lassen sich in folgende zusammenfassen: 1) für kleinere Stirnräder, deren
                              									Mittel entweder im Tisch liegt, oder denselben nicht weit überragt, 2) für alle
                              									gröſseren Stirnräder und 3) für Kegelräder.
                           1) Das zu bearbeitende Stirnrad wird so auf den Tisch T
                              									der Maschine befestigt, daſs Punkt A (Fig. 9), aus
                              
                              									welchem die Zahnform als Kreis beschrieben ist, in das Tischmittel fällt und bei
                              									Drehung des Tisches also der senkrecht auf- und abgehende Werkzeugstahl die zu
                              									bearbeitende Zahnflanke bestreicht. Hierbei fällt die Anwendung von Schablonen
                              									weg.
                           2) Das zu bearbeitende Stirnrad wird an der Decke im richtigen Mittel aufgehängt und
                              									auf dem Tisch (an seinem Umfang an Segmentstücken anliegend) so befestigt, daſs es
                              									rasch losgemacht, gedreht und im gleichen Kreisumfang wieder befestigt werden kann.
                              									Nun wird der Patentapparat für Stirnräder (Fig. 6) an
                              									der Maschine angebracht und in denselben die Schablonen S mit der gewünschten Zahnform eingelegt, und zwar für Fig. 11
                              									Schablonen von der Form E und für Fig. 12
                              									solche von der Form F. In den beiden Figuren 11
                              									und 12 bedeutet T den Tisch der Maschine und R das zu bearbeitende Rad.
                           3) Das Egalisiren der Zähne von Kegelrädern beruht auf folgenden Principien: Das
                              									conische Rad wird vor allen Dingen in dem Kreise, dessen Radius R ist und der durch A
                              										(Fig. 9) geht, genau eingetheilt und die Zahnform aller Zähne vorgerissen,
                              									beispielsweise nach der Kreisform mit dem Halbmesser AD. Man denke sich einen
                              									Kegel (Fig. 8), dessen Grundfläche der schon erwähnte Kreis mit dem Radius R (Fig. 9) und
                              									dessen Spitze der Schnittpunkt O der Achsen zweier
                              									Kegelräder ist. Betrachten wir ferner eine Mantellinie dieses Kegels, welche durch
                              									einen der Punkte A geht, als Achse eines zweiten
                              
                              									Kegels, dessen Grundfläche der Kreis mit dem Radius AD
                              									ist, so sehen wir, daſs die Fläche mnop der Zahnflanke
                              									ein Stück von dem Mantel des letzteren Kegels ist. Befestigen wir nun das zu
                              									bearbeitende Rad so über dem Tisch der Maschine, daſs die Kegelachse AO (Fig. 8)
                              									senkrecht durch das Mittel O des Tisches geht, und
                              									stellen wir ferner die Stöſselbahn E (Fig. 4) so,
                              									daſs sie mit der Senkrechten einen Winkel bildet gleich demjenigen, den die
                              									Mantellinien mit der Achse AO bilden, so wird das
                              									Werkzeug im auf- und abgehenden Stöſsel mathematisch genau arbeiten, wenn sich der
                              									Tisch T der Maschine mittels des Schaltwerkes um seine
                              									Achse dreht. Diese Stellung des Rades über der Maschine, sowie den angegebenen
                              									Schräggang des Stöſsels erreicht man theils mittels des auf dem Tisch T der Maschine befestigten Apparates, theils mittels
                              									des an der Maschine angebrachten Kranzes F (Fig.
                                 										4).
                           Die Vorbereitungsarbeiten bei Anwendung des Haas'schen Patentapparates sind nun folgende: Das
                              									Zeichnungsbureau gibt die Skizzen Fig. 9 und
                              										10, in welchen r den Halbmesser der
                              									Kreisform, AOB = α den
                              									Tischwinkel und DOA = β
                              									den Stöſselwinkel, in Graden ausgedrückt, bedeuten. Nachdem nun das Rad genau
                              									eingetheilt, sowie die Zahnform angerissen wurde, ist es noch erwünscht, jedoch
                              									nicht absolut nöthig, zur Controlirung des Stöſselwinkels die Zahnflanke mnop für einen Zahn vorzureiſsen.
                           Sodann wird 1) der Apparat P auf den
                              									Tisch T (Fig. 3)
                              									gestellt, 2) mit Anwendung einer Wasserwage der Apparat in den bestimmten
                              									Tischwinkel α eingestellt, 3) das zu bearbeitende
                              									Kegelrad W auf den Apparat P gespannt, und zwar in der Weise, wie es in der Fig. 3
                              									deutlich ersichtlich ist; 4) bei senkrecht stehender Stöſselbahn eine Nadel
                              									(Mittelsucher) in den Werkzeughalter H (Fig. 3)
                              									eingespannt und das Tischmittel genau nach der Stellung der Nadel fixirt; 5) der
                              									Apparat P mit dem darauf ruhenden Rad W in einem der Punkte A
                              									genau nach der Spitze des Mittelsuchers eingestellt und sodann auf dem Tisch T befestigt; endlich 6) die Stöſselbahn mit Anwendung
                              									der Wasserwage in die bestimmte Schräge eingestellt, so daſs das Werkzeug, nachdem
                              									noch entsprechend mit dem Tisch T verfahren wurde, beim
                              									Auf- und Abgehen der Zahnflanke unter dem in Fig. 10
                              									gemessenen Winkel DAO = β
                              									bestreicht.
                           Sind diese Vorbereitungen getroffen, so kann nach richtiger Höhe-
                              									und Hubstellung das Egalisiren beginnen.
                           Der Apparat P selbst hat demnach lediglich den Zweck,
                              									das Rad in der geometrisch richtigen, oben schon besprochenen Stellung unter das
                              									bearbeitende Werkzeug zu bringen, wobei mittels eines gewöhnlichen Schaltwerkes die
                              									drehende Bewegung des runden Stoſsmaschinentisches benutzt wird.
                           Der Apparat besteht aus dem Guſsständer a (Fig.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 										3 und 4), dessen
                              									Grundplatte mittels Bolzen auf den Tisch der Maschine festgeschraubt wird; ferner
                              									aus dem Guſskörper b (Fig. 3, 4
                              									und 7), welcher mit einer halbrunden Flansche an den Ständer a anliegt, um den Zapfen k
                              									mittels der Schnecke f gedreht und in jeder Stellung mittels zweier
                              									Nuthenbolzen z fixirt werden kann. In Fig. 4 ist 6
                              									so um seinen Zapfen k gedreht, daſs die Achse OB (Fig. 3)
                              									horizontal liegt. (Das Schneckenrad c ist in Fig.
                                 										4 der Deutlichkeit halber weggeschnitten.) Die hohle Achse des
                              									Schneckenrades (zugleich Tisches) c dringt durch den
                              									cylindrischen Theil von b und greift in die Schnecke
                              										g ein. Der Dorn d
                              									dient dazu, das zu bearbeitende Rad auf den Tisch c zu
                              									befestigen, und wird je nach der Bohrung des Rades gewechselt; er geht durch die
                              									hohle Achse von c und wird unten mittels einer Mutter
                              									festgehalten.
                           Der Tisch c und mit ihm natürlich das darauf ruhende, zu
                              									bearbeitende Rad W wird in die erforderliche Neigung
                              									eingestellt mittels der Kurbelachse e und der Schnecke
                              										f (Fig. 3 und
                              										7). Die jeweilige Vorrückung des Rades W um
                              									eine Theilung wird bewerkstelligt durch die mit Tourenmarkirung versehene Kurbel i und die an dem Arm l
                              									befestigten Satzräder (Fig. 4),
                              									sowie durch die in das Schneckenrad c eingreifende
                              									Schnecke g (Fig. 3 und
                              										7).
                           Die Kegelräder-Hobelmaschine arbeitet mit mathematischer Genauigkeit, und die darauf
                              									egalisirten Getriebe greifen nahezu geräuschlos in einander. Da der Schnitt des
                              									Werkzeuges zudem ein äuſserst sauberer ist, so daſs die gehobelten Zähne in den
                              									meisten Fällen so glatt wie polirt erscheinen, so kommt natürlich alles weitere
                              									Nacharbeiten von Hand gänzlich in Wegfall. Dieser saubere Schnitt des Werkzeuges
                              									wird hauptsächlich durch einen von dem Erfinder oberhalb der Maschine angebrachten
                              									Vacuumapparat L, dessen Kolbenstange mit dem Stöſsel
                              										D der Maschine verbunden ist, erreicht. Der unten
                              									offene Cylinder ist oben mit einem sich nach auſsen öffnenden Luftventil v versehen. Beim Heruntergange des Kolbens, bezieh. des
                              									Stöſsels, also in dem Augenblicke, wo das Werkzeug schneidet, wird durch die im
                              									Cylinder L erzeugte Luftleere jedes Zittern des
                              									Stöſsels vollständig vermieden.
                           Die beschriebene Maschine eignet sich sowohl zum Egalisiren der kleinsten, wie der
                              									gröſsten Räder gleich gut und arbeitet stets rasch und mit der gröſsten Genauigkeit.
                              									Auſserdem ist sie als Stoſsmaschine, wie schon anfangs erwähnt, deshalb praktisch
                              									construirt, weil die Stöſselbahn verstellbar ist, also unter jedem bestimmten Winkel
                              									gehobelt werden kann. (Nach dem Practischen
                                       												Maschinenconstructeur, 1877 S. 441.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
