| Titel: | Hodgson's Signal- und Weichen-Verriegelung. | 
| Autor: | E–e. | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 43 | 
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                        Hodgson's Signal- und Weichen-Verriegelung.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 3.
                        Hodgson's Signal- und Weichenverriegelung.
                        
                     
                        
                           Auf der Pariser Weltausstellung 1878 befindet sich eine neue Verbindung des
                              									Blocksystems mit dem Verriegelungssystem (interlocking
                                 										system), welche von dem Dirigenten Hodgson von
                              										Saxby und Farmer in Kilburn (London) herrührt. Bei getrennter Durchführung beider Systeme kann
                              									ein Gefahr bringender Widerspruch zwischen den von Station zu Station gegebenen
                              									Blocksignalen und den Stationseinfahrtssignalen vorkommen. Hodgson macht daher die telegraphischen Meldungen von der Stellung der
                              									Weichen und Signale abhängig und umgekehrt. Dabei sendet zunächst der Signalmann in
                              										\frakfamily{A} nach \frakfamily{B} das
                              									Signal: ein Zug will in den Bahnabschnitt
                              										\frakfamily{A}\frakfamily{B} einfahren; darauf stellt
                              										\frakfamily{B} seine Signale und Weichen für den (späteren)
                              									Empfang des Zuges und macht sich dadurch seine elektrischen Apparate frei, mit denen
                              									er das Signal „Linie frei“ nach \frakfamily{A} geben kann.
                              									Durch die Absendung dieses Signales aber verriegelt er seine Signal- und
                              									Weichenhebel in der für den kommenden Zug erforderlichen Lage; durch dieses Signal
                              									gibt er aber zugleich auch dem Signalmanne in \frakfamily{A} die
                              									Möglichkeit, dem Zuge das Abfahrtssignal zu geben. Auf der London, Brighton und
                              									South Coast Eisenbahn ist dieses System bereits eingeführt, und zwar wurde es dort
                              									den bereits vorhandenen Systemen angepaſst.
                           In den zugehörigen Abbildungen Fig. 4 und
                              										5 Taf. 3, welche Engineering, 1878 Bd. 25 S.
                              									403 zuerst veröffentlichte, ist eine Verriegelung von 14 Weichen- und Signalhebeln
                              									mit 4 elektrischen Signalapparaten, 2 für die Hinlinie und 2 für die Herlinie,
                              									dargestellt, wie sie von Saxby und Farmer in Paris
                              									ausgestellt ist. Fig. 4 zeigt
                              									einen Querschnitt durch den Hebelrahmen, mit einem Hebel L in seiner normalen Lage; Fig. 5 gibt
                              									die vordere Ansicht, z. Th. im Schnitt; die 14 Hebel sind hier weggelassen; von den
                              									4 Instrumenten sind zwei in der Auſsenansicht, zwei im Schnitt gezeichnet. Auf dem
                              									Gestell M liegen in passender Höhe für das Auge und für
                              									die Hand des Signalmannes ein Paar Blockapparate A und
                              										B für die eine Richtung und ein Paar C und D für die andere
                              									Richtung; von jedem dieser 4 Apparate geht ein verticaler Stab G nach unten, welcher durch eine kurze, in den
                              									Handgriff E endende Achse e1 bewegt wird; mit der Achse e1 dreht sich die Tafel
                              										e3, worauf die
                              									Worte: „Linie frei“ (LF) und „Linie besetzt“ (LB) aufgeschrieben sind;
                              									diese Tafeln e3 bewegen
                              									sich je nach der Drehung der Handgriffe E hinter
                              									passenden Oeffnungen in der Vorderwand des Signalkästchens und geben so dem
                              									Signalmanne bestimmt an, welches Signal er nach der andern Station entsendet. Am
                              									oberen Theile jedes Signalkästchens befindet sich ein Flügeltelegraph, dessen oberer
                              									Flügel von der Nachbarstation bewegt wird, während der untere auf elektrischem Wege
                              									beim Drehen des Griffes E gestellt wird und so dem
                              									Signalmanne anzeigt, daſs die Wirkung seines elektrischen Apparates mit der
                              									mechanischen des Griffes E und der mit dieser
                              									verbundenen Tafel e3
                              									zusammenfällt. Aus den Achsen e1 stehen isolirte, metallene Arme e4 vor, welche sich bei
                              									der Drehung der Griffe E auf die Federn e5 auflegen und durch
                              									die Berührung mit ihnen den das Signal hervorbringenden Strom nach der andern
                              									Station entsenden. Die beiden Instrumente B und C haben auſserdem auf der Achse e1 noch eine Platte e2, auf deren oberem
                              									Rande eine Kerbe für die Nase f angebracht ist; diese
                              									Nase ist zwischen e2
                              									und den 2 Elektromagneten F aufgehängt, welche mit den
                              									Instrumenten der nächsten Station verbunden sind. Bei der Drehung des Griffes E legt sich die Nase f in
                              									die Kerbe der Platte e2
                              									ein, sperrt dadurch diese und verhindert zugleich die Drehung des Griffes zum Zweck
                              									des Contactmachens oder der Beseitigung der Verriegelung; wird dagegen von der
                              									nächsten Station ein elektrischer Strom durch die Spule des Elektromagnetes F gesendet, so wird die Nase in die Höhe gehalten,
                              									fällt nicht in die Kerbe ein und stellt somit der vollen Bewegung des Griffes E kein Hinderniſs in den Weg.
                           Jede der Stangen G ist an ihrem unteren Ende mit einer
                              									kurzen Achse H verbunden, welche in passenden, auf dem
                              									Hauptrahmen des Hebelverriegelungsapparates angebrachten Lagern liegen; jede dieser
                              									Achsen greift mit einem an ihr sitzenden Kurbelarme in einen auf den horizontalen,
                              									in der Längsrichtung verschiebbaren Stangen I
                              									angebrachten Sattel; auf den Stangen I aber sind
                              									entsprechende Ansätze oder Riegel K befestigt, welche
                              									in folgender Weise auf die Verriegelung wirken. Wenn nämlich ein Hebel L bewegt werden soll, wird seine Sperrfeder l1 mit der Hand
                              									erfaſst, so daſs der Hebel L dadurch frei gemacht wird,
                              									daſs das Ende der Stange l2 aus der Kerbe des Quadranten l3 ausgehoben wird; indem aber diese Bewegung sich
                              									zugleich dem Bügel l4
                              									mittheilt, wird eine der breiten oder flachen Achsen l5 ein Stück gedreht. Bei der einen Lage
                              									der Stange I nun kann sich diese Achse frei drehen in
                              									die Lage, welche in Fig. 5
                              									punktirt angedeutet ist; wenn sie aber in diese Lage gedreht worden ist, so
                              									verhindert sie eine Bewegung der Stange I in der
                              									Pfeilrichtung und verriegelt somit die Stange G; wenn
                              									andererseits zuvor G bewegt wurde, so hat sich auch die
                              									Stange I in der Richtung des Pfeiles bewegt, so daſs
                              
                              									sie den Ansatz K gerade über die Verbreiterung der
                              									Achse l5 gebracht hat
                              									und nun diese Achse nicht mehr in die punktirte Lage gedreht, folglich auch die
                              									Sperrfederstange l2
                              									nicht mehr aus der Kerbe des Quadranten ausgehoben werden kann, vielmehr der
                              									Haupthebel L fest in seiner Lage erhalten wird.
                           Der Signalmann vermag demnach nicht eher seine Signalinstrumente auf „Linie
                                 										frei“ zu stellen, bis er alle Hebel in die richtige Lage gebracht hat; auch
                              									muſs er den Griff E des Instrumentes B drehen und so der nächsten Station das Signal
                              										„Linie besetzt“ geben, bevor er seinen Signalhebel bewegen kann, um einem
                              									Locomotivführer das Abfahrtssignal zu stellen. Daher kann kein Zug unangemeldet
                              									abgelassen werden, und da der Griff E nicht ohne die
                              									Zustimmung des Signalmannes der vorliegenden Station bewegt werden kann, so kann
                              									auch das Abfahrtssignal am Bahnhofsausgange nicht ohne die Zustimmung des dortigen
                              									Signalmannes bewegt werden.
                           In einzelnen Fällen werden Verriegelungen von abweichender Form erforderlich, wie bei
                              										K in Fig. 5, in
                              									welchem Falle der Riegel K' auf der Stange I drehbar befestigt ist; die Folge davon ist, daſs,
                              									wenn die darunter liegende Achse l5 zuerst in die punktirte Lage gebracht wird, die Stange I dann nicht mehr bewegt und demnach auch „Linie
                                 										frei“ nicht signalisirt werden kann, daſs dagegen, wenn zuerst die Stange
                              										I verschoben und dann die Achse l5 empor gedreht wird,
                              									die Stange in ihre normale Lage zurückgeführt werden kann, indem der Riegel K' über die Achse emporgeht und dann hinter ihr
                              									niederfällt, so daſs die Stange I nicht wieder bewegt
                              									werden kann, bis die Achse in ihre horizontale Lage zurückgebracht worden ist. Auf
                              									diese Weise zwingt man dazu, daſs das Abfahrtssignal auf „Gefahr“ gestellt
                              									werden muſs, bevor der rückwärts gelegenen Station wieder „Linie frei“
                              									gegeben werden kann.
                           Die Vorgänge spielen sich nun in folgender Weise ab: Wird auf einer gewöhnlichen
                              									elektrischen Klingel angezeigt, daſs ein Zug sich zu nähern verlangt, so muſs der
                              									Signalmann erst alle seine Hebel, wenn noch nöthig, in die richtige Lage bringen und
                              									dann erst kann er der rückwärts liegenden Station das Signal „Linie frei“
                              									geben. Dies thut er durch Drehung des Griffes E des
                              									Instrumentes A; durch diese Drehung verriegelt er seine
                              									Hebel (mittels der zu A gehörigen Stange I). Dann empfängt er das Signal „der Zug kommt“
                              									mittels des kleinen Signalflügels im oberen Theile des Instrumentes A; nun hat er die Pflicht, den Signalmann der nächsten
                              									vorwärts liegenden Station mittels der Klingel das Kommen des Zuges anzukündigen,
                              									und erhält als Antwort, wenn Alles in Ordnung ist, das Signal „Linie frei“
                              									durch die Senkung des kleinen Signalflügels an dem Instrumente B; jetzt wäre der Griff E
                              									an dem Instrumente B zu drehen und dadurch erst der
                              									Abfahrtssignalhebel frei zu machen, damit der Signalflügel als Abfahrtssignal für
                              									den Zug niedergelassen werden kann.
                           Die Verriegelung ist auch so eingerichtet, daſs der Griff E des Instrumentes A in seine normale Lage
                              										„Linie besetzt“ zurückversetzt werden muſs, bevor der Griff des
                              									ankündigenden Instrumentes B gedreht werden kann;
                              									folglich muſs „Linie besetzt“ nach rückwärts gegeben werden, bevor dem Zuge
                              									das Abfahrtssignal nach der nächsten Station gestellt werden kann; und bevor nicht
                              									das Ausfahrtssignal in die Stellung „Gefahr“ zurückgebracht ist, kann mittels
                              									des Griffes im Instrumente A nicht nach rückwärts
                              										„Linie frei“ gegeben werden; dies nöthigt also zu der Stellung des
                              									Ausfahrtssignales auf „Gefahr“ hinter jedem Zuge.
                           Die Bedienung der Instrumente C und D für die entgegengesetzte Fahrtrichtung ist ganz die
                              									nämliche.
                           Die Einrichtungen auf der London, Brigthon und South Coast Eisenbahn unterscheiden
                              									sich von den eben beschriebenen einigermaſsen, weil auf dieser Bahn Tyer's eindrähtiges Blocksystem in Gebrauch ist und die
                              									Instrumente desselben beibehalten wurden.
                           
                              
                                 E–e.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
