| Titel: | Ueber Zinkstaub; von F. A. Thum. | 
| Autor: | F. A. Thum | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 57 | 
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                        Ueber Zinkstaub; von F. A. Thum.
                        Thum, über Zinkstaub.
                        
                     
                        
                           Unter Bezugnahme auf die S. 267 Bd. 228 erschienenen Arbeit von Lencauchez sei es mir gestattet, hier anzuführen, daſs
                              										1l Zinkstaub im losen (nicht gepreſsten)
                              									Zustande, so wie er an den Destilliröfen gesammelt wird, je nach dem Grade seiner
                              									Reinheit, bezieh. vorgeschrittenen Oxydation, 2,5 bis 3k wiegt. Das specifische Gewicht, in Petroleum bestimmt, schwankt zwischen
                              									6 und 7 und kommt somit dem des gegossenen Barrenzinkes ziemlich gleich oder
                              									nahe.
                           Wenn also Lencauchez Zinkstaub für ein leichtes Pulver
                              									erklärt, dessen specifisches Gewicht kaum das des Wassers erreiche, so beruht dies
                              									vermuthlich auf einem Versuchsfehler, oder es handelt sich bei ihm um eine Substanz,
                              									die mit dem Zinkstaube der Destilliröfen wenig oder nichts gemein hat.
                           Ob man es durch Vervollkommnung des jetzigen Condensationsapparates je dahin bringen
                              									wird, die Zinkstaubbildung bei der Darstellung des Metalles ganz zu vermeiden, will
                              									ich nicht behaupten; jedenfalls aber beruht dieselbe nicht ausschlieſslich auf einer
                              									Oxydation der Metalldämpfe durch Kohlensäure. Bekanntlich läſst sich am
                              									Zinkdestilliröfen ein fast beliebig groſser Theil der Metallproduction durch
                              									Ueberhitzen der Retorten und Vorlagen in Staubform erhalten, d. h, je höher die
                              
                              									Temperatur und je geringer die Abkühlungsflächen der Vorlagen sind im Vergleiche zur
                              									Geschwindigkeit der zuströmenden Metalldämpfe, um so mehr Staub sammelt sich in den
                              									eisernen Vorsetztüten oder „Alonges“, auch wenn
                              									diese luftdicht sind und auf die Vorlagen luftdicht lutirt werden. Die rasche
                              									Abkühlung in den eisernen Blechgefäſsen verhindert die Verdichtung der Dämpfe zu
                              									flüssigem Metalle. Der sich absetzende Zinkstaub umkleidet die inneren Flächen
                              									dieser Gefäſse, bildet eine nach und nach sich verdickende lockere, die Abkühlung
                              									erschwerende Hülle, innerhalb welcher bei fortgesetztem starkem Gasstrome
                              									schlieſslich die Temperatur den Schmelzpunkt des Metalles erreichen und alsdann auch
                              									hier flüssiges Zink condensirt werden kann. Man findet aus diesem Uebergangsstadium
                              									nicht selten Büschel dünner glänzender Metalllamellen lose im Staube eingebettet,
                              									von derselben Facettenform, wie sie der Bruch des Handelszinkes aufweist.
                           Die Geschwindigkeit des Gasstromes ist natürlich bei der Condensation von
                              									Wichtigkeit, und es kann sehr wohl auch in einer mit Wasser gekühlten Röhre flüssiges
                              									metallisches Zink entstehen, wenn hoch erhitzte Metall dämpfe unter Pressung
                              									hindurch getrieben werden, wie sich ja auch Wasser bildet, wenn man gespannten
                              									Wasserdampf durch Röhren leitet, die selbst tief unter dem Gefrierpunkt abgekühlt
                              									sind. –
                           Methoden, Zinkerze im Groſsen nur auf Zinkstaub als Zwischenproduct zugute zu machen,
                              									halte ich für unausführbar, weil dabei der Metallverlust jedenfalls viel zu
                              									bedeutend ausfallen würde; der feine Staub geht durch alle Fugen und Risse hindurch,
                              									versetzt enge Leitungsröhren sehr rasch und wird in weiten, nicht luftdicht
                              									abschlieſsbaren Leitungen rasch oxydirt.
                           Was die Spannkraft der Zinkdämpfe anlangt, von der Lencauchez sagt, daſs sie selbst bei den höchsten Temperaturen den
                              									Atmosphärendruck nur wenig übertreffe, so läſst sich nach dem jetzigen Stande der
                              									Wissenschaft wohl nicht daran zweifeln, daſs von einer gewissen Temperaturgrenze ab
                              									aufwärts das Mariotte'sche Gesetz wie bei anderen Gasen
                              									oder Dämpfen auch hier zur Geltung kommt. Bei der jetzigen Gewinnungsweise des
                              									Zinkes handelt es sich jedoch um ein Gemisch von etwa 86 Vol.-Th. Kohlenoxyd und 14
                              									Vol.-Th. Metalldampf, welches offenbar nur durch Temperaturerhöhung bis auf einen
                              									dem Atmosphärendrucke gegenüber bleibenden Rest aus den Destillirgefäſsen
                              									ausgetrieben werden kann. Uebrigens läſst sich bekanntlich Zink auch ohne
                              									Vorhandensein von Kohlenoxyd oder anderer indifferenter Gase sehr wohl destilliren
                              									und zwar bei niedrigerer Temperatur, als diejenige ist, welche die Reductionsarbeit
                              									erfordert.
                           Milton bei Carlisle (England), Anfang Juni 1878.