| Titel: | Ueber O. Hallauer's Abhandlung, betreffend die Erfahrungen über Woolf'sche und Compound-Maschinen; von Professor Gust. Schmidt. | 
| Autor: | Gust. Schmidt | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 118 | 
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                        Ueber O. Hallauer's Abhandlung, betreffend die Erfahrungen über Woolf'sche und Compound-Maschinen; von Professor Gust. Schmidt.
                        Hallauer und G. Schmidt, ü. Woolf'sche und
                           								Compound-Maschinen.
                        
                     
                        
                           Der bereits durch viele vorangegangene verdienstliche Abhandlungen bekannte Ingenieur
                              										O. Hallauer legt im Bulletin de Mulhouse, 1878 S. 231 bis 314
                              
                              									eine neue wichtigerichtige Folge von Versuchen vor, welche sich auf nachstehende Maschinen
                              									beziehen:
                           
                              A)Woolf'sche Balanciermaschine mit Dampfhemd an
                                 										beiden Cylindern. Aus dem Dampfhemd gelangt der Dampf in den Schieberkasten des
                                 										kleinen Cylinders. Das im Dampfhemd condensirte Wasser wird gesammelt und
                                 										gemessen. Der kleine Cylinder hat D1 = 0m,550
                                 										Durchmesser, S1 =
                                 											1m,415 Hub, der groſse D2 = 1m,200 Durchmesser und S2 = 2m Hub, Volumverhältniſs 6,73.
                              B) Liegende Woolf'sche Maschine
                                 										mit Dampfhemd D1 =
                                 											0m,381, D2 = 0m,8575,
                                 											S1 = S2 = 1m,297, Volumverhältniſs 5,06.
                              C) Verticale Compound-Schiffsmaschine, beide Cylinder mit
                                 
                                 										Dampfhemd auch an Deckel und Boden, mit Zwischenkammer, welche das Dampfhemd des
                                 										kleinen Cylinders umgibt. D1 = 0m,820,
                                 											D2 = 1m,450, S1 = S2 = 0m,900,
                                 										Volumverhältniſs 3,13.
                              
                           Mit diesen Maschinen ist noch in Vergleich gezogen:
                           
                              D) Die bekannte eincylindrige Balanciermaschine von Hirn ohne Dampfhemd mit überhitztem Dampf
                                 										arbeitend, mit 0qm,285 mittlerer Kolbenfläche
                                 										und 1m,704 Hub, zwei Einlaſs- und zwei
                                 										Auslaſsschiebern und in Folge dessen nur 1 Proc. schädlichem Raum.
                              E) Die von Prof. C. Linde in
                                 										München im März 1871 untersuchte liegende Maschine mit 4 Ventilen mit D = 0m,7, S = 1m,5 (vgl. *
                                 										1871 201 481).
                              
                           Die Ergebnisse an diesen 5 Maschinen sind von Hallauer
                              									in der folgenden Tabelle zusammengestellt, welche nachstehende Posten enthält
                           
                              
                                 Post
                                   1
                                 Jahreszahl des Versuches.
                                 
                              
                                 „
                                   2
                                 Tag und Monat (letzterer in lateinischen
                                    											Ziffern).
                                 
                              
                                 „
                                   3
                                 Absolute Spannung des Kesseldampfes (k auf 1qc).
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Post
                                   4
                                 Temperatur bei dieser Spannung.
                                 
                              
                                 „
                                   5
                                 Temperatur des überhitzten Cylinderdampfes.
                                 
                              
                                 „
                                   6
                                 Füllungsgrad (bezogen auf den groſsen Cylinder).
                                 
                              
                                 „
                                   7
                                 Indicirte Pferdestärke (zu 75mk in der Secunde).
                                 
                              
                                 „
                                   8
                                 Gebremste Pferdestärke.
                                 
                              
                                 „
                                   9
                                 Wirkungsgrad als Verhältniſs von Post 8 zu Post
                                    											7.
                                 
                              
                                 „
                                 10
                                 Tourenzahl in der Minute.
                                 
                              
                                 „
                                 11
                                 Mittlere Spannung des in den Condensator
                                    											auspuffendenVorderdampfes (k auf 1qc).
                                 
                              
                                 „
                                 12
                                 Verhältniſs der Arbeit des auspuffenden Dampfes vor dem
                                    											Kolbenzur Arbeit des wirksamen Hinterdampfes. (Hallauer sagt: „Travail
                                       												négatif du vide rapporté au travail
                                          												absolu“, indem er unter absoluterArbeit die von dem auf
                                    											die Hinterfläche des Kolbens wirkendenDampf abgegebene Arbeit versteht,
                                    											von welcher die Vorderdampfarbeitdes in den Condensator auszupuffenden
                                    											Dampfes abgezogenwerden muſs, um die indicirte Arbeit zu
                                    											erhalten.)
                                 
                              
                                 „
                                 13
                                 Gesammtwärmemenge des bei jedem Kolbenhub in den
                                    											Cylindertretenden Dampfes in Calorien.
                                 
                              
                                 „
                                 14
                                 Gewicht der entsprechenden Menge verbrauchten
                                    											gesättigten Dampfes.
                                 
                              
                                 „
                                 15
                                 Stündlicher Dampfverbrauch für die absolute
                                    											Pferdestärke (welchegeleistet würde, wenn vor dem Kolben sich ein
                                    											absolutes Vacuumbefinden würde.
                                 
                              
                                 „
                                 16
                                 Stündlicher Dampfverbrauch für die indicirte
                                    											Pferdestärke.
                                 
                              
                                 „
                                 17
                                 Stündlicher Dampf verbrauch für die effective
                                    											Pferdestärke.
                                 
                              
                                 „
                                 18
                                 Menge des niedergeschlagenen Wassers bei Beginn der
                                    											Expansion inProcent des Admissionsdampfes.
                                 
                              
                                 „
                                 19
                                 Menge des niedergeschlagenen Wassers am Ende der
                                    											Expansion inProcent.
                                 
                              
                                 „
                                 20
                                 Abnahme U1 – U2 der in dem Dampf enthaltenen Wärmenge
                                    											währendder Expansion in Colorien.
                                 
                              
                                 „
                                 21
                                 Verhältniſs der Auspuffwärme zur Gesammtwärme. (Vgl.
                                    											Referatüber Hallauer: Moteurs à vapeur, in
                                    												D. p. J. 1878 227 321.)
                                 
                              
                           
                              
                                 PostNr.
                                 Versuche mit der Maschine
                                 
                              
                                 A
                                 A
                                 B
                                 C
                                 D
                                 D
                                 D
                                 E
                                 
                              
                                 1
                                 1877
                                 1877
                                 1876
                                 1873
                                 1875
                                 1875
                                 1875
                                 1871
                                 
                              
                                 2
                                 21.22.VI
                                 4.5.VII
                                 22.XI
                                 6.XII
                                 26.VIII
                                 7.IX
                                 8.IX
                                 22.III
                                 
                              
                                 3
                                 5,167
                                 5,167
                                 4,960
                                 4,650
                                 4,994
                                 4,968
                                 4,971
                                 6,220
                                 
                              
                                 4
                                 152,22
                                 152,22
                                 150,69
                                 148,29
                                 151
                                 150,77
                                 150,77
                                 160,63
                                 
                              
                                 5
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 215
                                 195
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 6
                                 1/7 gedro.
                                 1/7
                                  ⅙
                                  ⅕
                                 0,2139
                                 0,1628
                                 0,1628
                                 0,1
                                 
                              
                                 7
                                 267,85
                                 347,16
                                 130,00
                                 689,65
                                 135,77
                                 113,08
                                 107,81
                                 200,00
                                 
                              
                                 8
                                 226
                                 303,16
                                 112,08
                                 –
                                 124
                                 102
                                 97
                                 180
                                 
                              
                                 9
                                 84,38
                                 87,33
                                 86,22
                                 –
                                 91,33
                                 90,20
                                 89,97
                                 90
                                 
                              
                                 10
                                 25,2
                                 25,25
                                 39,37
                                 75
                                 29,97
                                 29,98
                                 30,41
                                 39,35
                                 
                              
                                 11
                                 0,275
                                 0,290
                                 0,251
                                 0,216
                                 0,191
                                 0,186
                                 0,211
                                 0,339
                                 
                              
                                 12
                                 20,52
                                 17,43
                                 20,06
                                 13,38
                                 8,37
                                 9,70
                                 11,48
                                 14,47
                                 
                              
                                 13
                                 505,43
                                 645,52
                                 163,51
                                 433,01
                                 181,56
                                 151,15
                                 170,00
                                 240,41
                                 
                              
                                 14
                                 0,7741
                                 0,987
                                 0,2506
                                 0,6644
                                 0,2782
                                 0,2316
                                 0,2605
                                 0,3669
                                 
                              
                                 15
                                 6,9452
                                 7,1121
                                 7,2903
                                 7,5098
                                 6,7519
                                 6,6523
                                 7,891
                                 7,4082
                                 
                              
                                 16
                                 8,7390
                                 8,6140
                                 9,1201
                                 8,6706
                                 7,3691
                                 7,3679
                                 8,915
                                 8,6625
                                 
                              
                                 17
                                 10,357
                                 9,864
                                 10,563
                                 –
                                 8,068
                                 8,168
                                 9,826
                                 9,625
                                 
                              
                                 18
                                 14,21
                                 16,17
                                 11,20
                                 7,46
                                 0,83
                                 24,64
                                 36,0
                                 33,96
                                 
                              
                                 19
                                 5,39
                                 6,60
                                 5,34
                                 13,74
                                 17,15
                                 21,38
                                 35,19
                                 25,0
                                 
                              
                                 20
                                 –16,58
                                 –17,40
                                 –3,63
                                 +40,32
                                 +26,05
                                 +1,66
                                 +5,12
                                 –12,43
                                 
                              
                                 21
                                 1,32
                                 3,38
                                 1,19
                                 5,74
                                 9,7
                                 12,43
                                 21,76
                                 11,87
                                 
                              
                           
                           Hallauer vergleicht nun zunächst den stündlichen
                              									Dampfverbrauch für die absolute Pferdestärke bei der
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 k
                                 
                              
                                 Maschine
                                 D
                                 mit
                                 überhitztem Dampf
                                 
                                 
                                 =
                                 6,652
                                 
                              
                                 „
                                 A
                                 „
                                 gesättigtem Dampf
                                 und
                                 Dampfhemd
                                 =
                                 7,112
                                 
                              
                                 „
                                 D
                                 „
                                        „             „
                                 ohne
                                 „
                                 =
                                  7,891,
                                 
                              
                           in welchen 3 Fällen die Füllung ziemlich gleich ist (1/7), und bemerkt,
                              									daſs das Woolf'sche System dem eincylindrigen mit
                              									gesättigtem Dampf nur um 10 Proc. überlegen ist, welche 10proc. Ersparung auch bei
                              									der Hirn'schen eincylindrigen Maschine durch das
                              									Dampfhemd zu erreichen gewesen wäre. Der Verbrauch für die indicirte Pferdestärke
                              									ist jedoch beziehungsweise 7,368, 8,614, 8k,915,
                              									und es beträgt hierbei nach Post 12 die negative Arbeit des Vorderdampfes bezieh.
                              									9,70, 17,43, 11,48 Proc. der absoluten oder Hinterdampf-Arbeit. Hallauer erlaubt sich hieraus zu folgern, daſs die Hirn'sche Maschine durch Hinzufügung eines Dampfmantels
                              									der Woolf'schen um 7 Proc. überlegen sein würde,
                              											„wegen des schlechteren Vacuums“ in der
                              										Woolf'schen Maschine. Dies ist jedoch eine nicht
                              									correcte Ausdrucksweise; denn die mittlere Vorderdampfspannung betrug bei der Woolf'schen Maschine (nach S. 253 des Bulletin) 0,214 bis 0k,340 und bei der Hirn'schen Maschine ohne
                              									Ueberhitzung nach der früheren Abhandlung Hallauer's
                              										0k,213 auf 1qc, und es ist auch kein Grund zu ersehen, warum die Woolf'sche Maschine ein schlechteres Vacuum geben
                              									sollte als die eincylindrige, wenn in beiden Fällen die Einspritzwassermenge etwa
                              									33mal so groſs ist wie die Speisewasser menge. Hallauer
                              									wollte daher nicht das Vacuum selbst, sondern das in Post 12 angeführte Verhältniſs
                              									bei der Woolf'schen Maschine principiell als schlechter
                              
                              
                              									bezeichnen, und dies ist eine neue Behauptung, die wohl überlegt zu werden verdient.
                              									Schon in einer früheren Abhandlung (Note sur les variations
                                 										du vide, Mülhausen 1875) verglich Hallauer
                              									eine Woolf'sche Maschine mit einer Corliſs-Maschine mit Dampfhemd in dieser Richtung und
                              									fand bei
                           
                              
                                 
                                 Normalem Gang:
                                 
                                 
                                    Woolf
                                    
                                 
                                    Corliſs
                                    
                                 
                              
                                 a)
                                 Absolute Arbeit für den Kolbenhub
                                 mk
                                 28000,3
                                 6566,4
                                 
                              
                                 b)
                                 Vorderdampfarbeit „  „         „
                                 mk
                                   4201,6
                                   469,8
                                 
                              
                                 c)
                                 Indicirte Arbeit       „  „         „
                                 mk
                                 23798,7
                                 6096,6
                                 
                              
                                 d)
                                 Indicirte Pferdestärke bei ⅙ Füllung
                                 e
                                      227,43
                                     149,02
                                 
                              
                                 e)
                                 Verhältniſs von b zu a
                                 Proc.
                                        15,00
                                        7,15
                                 
                              
                                 f)
                                 Vorderdampfspannung
                                 k auf 1qc
                                         0,210
                                       0,217.
                                 
                              
                           Er sagt an jenem Orte in Bezug auf die hier mit e bezeichneten
                              									Posten: „Diese Vermehrung der Vorderdampfarbeit (travail
                                    											négatif) von 7,15 auf 15 Proc. bei derselben Luftleere ist einzig und
                                 										allein durch die Dimensionen des Cylinders verursacht (für die Corliſs-Maschine D =
                                 										0,510, S = 1,060, für den groſsen Cylinder der Woolf'schen Maschine D = 1,100, S = 2,100). Es ist
                                 										dies ein den Woolf'schen Maschinen anhaftender
                                 
                                 										Nachtheil (cause d'infériorité), dem abzuhelfen
                                 										unmöglich ist.“ Trotzdem benöthigte die Woolf'sche Maschine nur 8k,95, die Corliſs-Maschine aber 9k,13 Dampf für die Stunde und indicirte Pferdestärke, weil der
                              									Admissionsdampf bei jener nicht in Contact mit den durch das Auspuffen in den
                              									Condensator abgekühlten Cylinderwandungen kommt.
                           Referent zieht jedoch aus allen dem nur den Schluſs, daſs er sich im Recht befindet,
                              									wenn er schon seit einem Decennium mündlich und schriftlich gegen das übermäſsige
                              									Volumverhältniſs der Woolf'schen Maschine eifert, und
                              									zwar in dem Sinne, daſs man fast allgemein den groſsen Cylinder zu groſs, also die
                              									Maschine zu theuer macht, ohne dadurch irgend etwas zu gewinnen. Die übermäſsige
                              									Expansion ist in allen Fällen ökonomisch unvortheilhaft, wenn die Anlagskosten
                              									berücksichtigt werden. Ich kann also nicht zugeben, daſs die übermäſsigen
                              									Dimensionen des groſsen Cylinders ein nicht zu behebender Nachtheil seien; man gebe ihm einfach geringeren Durchmesser. So findet
                              									man häufig Corliſs-Woolf-Maschinen mit
                              
                              									Präcisionssteuerung, welche nur 0,3 Füllung im Corliſs-Cylinder, somit bei dem
                              									Volumverhältniſs = 3 die Maximalfüllung 0,1, bezogen auf den groſsen Cylinder,
                              									zulassen. Hier reducire man die groſse Kolbenfläche im Verhältniſs 3 : 2,5 und gebe
                              									dem Corliſs-Cylinder schleichende Absperrung durch gebremste Fallgewichte, um bis
                              									0,5 Maximalfüllung im kleinen Cylinder, somit ⅕ Maximalfüllung, bezogen auf den
                              									groſsen, zu kommen, und man wird eine billigere Maschine erhalten, in welcher beide
                              									Cylinder nahe gleiche Arbeit liefern, während früher die Arbeit im groſsen Cylinder
                              									viel kleiner als jene im kleinen Cylinder war. Bei derselben Füllung, etwa 0,25 im
                              									kleinen Cylinder, wird diese kleinere Maschine in Folge Verminderung des
                              									Spannungsverlustes beim Uebertritt und Verminderung der Vorderdampfarbeit (travail du vide) im groſsen Cylinder eine gröſsere
                              									indicirte Arbeit liefern, also ökonomischer arbeiten als die andere theurere
                              									Maschine, und es wird bei noch weiter verminderter Betriebskraft nicht der Fall
                              									eintreten, daſs der groſse Kolben gegen Ende seines Laufes vom Schwungrad gezogen
                              									werden muſs.
                           Bei der im vorliegenden Falle besprochenen Woolf'schen
                              									Maschine mit dem Volumverhältniſs 6,73 ist jedoch der groſse Cylinder nicht
                              									wesentlich zu groſs, weil die auf demselben bezogene Füllung doch1/7 beträgt;
                              									jedoch ist der kleine Cylinder hier zu klein, weil selbst bei 0,9 Füllung in
                              									demselben die Arbeit des kleinen Cylinders noch unter jener des groſsen bleibt. Hier
                              									hätte der Hoch druck cylinder gröſser sein sollen, um schon bei halber Füllung die
                              									gleiche Arbeit zu geben wie der Niederdruckcylinder. Die stärkere Expansion im
                              									kleinen Cylinder hätte dann einen weniger groſsen Spannungsverlust beim Uebertritt
                              									in den groſsen Cylinder zur Folge, und die absolute Arbeit würde sich günstiger
                              									stellen. Jedenfalls erachte ich das Volumverhältniſs von 6,73 als ökonomisch
                              									nachtheilig, welcher Fehler jedoch nicht dem Princip der Woolf'schen Maschine anhaftet.
                           
                           Weiters macht Hallauer folgende bemerkenswerthe
                              									Vergleiche in Bezug auf Drosselung und Tourenzahl:
                           
                              
                                 Maschine
                                 IndicirtePferdestärke
                                 Touren-zahl
                                 Dampfverbrauch
                                 
                              
                                 Post 15
                                 Post 16
                                 
                              
                                 A
                                 185,75
                                    25,4
                                 7,3841
                                 9,7299
                                 
                              
                                 A
                                 267,85
                                    25,2
                                 6,9452
                                 8,7390
                                 
                              
                                 A
                                 347,16
                                      25,25
                                 7,1121
                                 8,6140
                                 
                              
                                 B
                                 130,00
                                      39,37
                                 7,2903
                                 9,1201
                                 
                              
                                 C
                                 689,65
                                 75
                                 7,5098
                                  8,6706.
                                 
                              
                           Die Maschine C läuft mit 3facher Tourenzahl wie A, die
                              									Kolbengeschwindigkeit beträgt bei C 2m,25, bei A
                              									nur 1m,68; dennoch ist der Dampfverbrauch für die
                              									absolute Pferdestärke (Post 15) nahe derselbe, ja bei der schnell gehenden Maschine
                              									sogar noch etwas gröſser als bei der langsam gehenden, in Widerspruch mit der
                              									herrschenden Ansicht. Desgleichen ergibt sich, daſs bei der Maschine A durch
                              									Drosselung des Dampfes die Stärke von 347 auf 185 herabgedrückt werden kann, ohne
                              									daſs der Verbrauch für die absolute Pferdestärke sich charakteristisch ändern würde.
                              									Nur kommt die Arbeit des wirkenden Hinterdampfes gegen jene des auspuffenden
                              									Vorderdampfes in ein desto ungünstigeres Verhältniſs, je stärker gedrosselt ist,
                              									daher Post 16 bei starker Drosselung gröſser ist.
                           Auf dieser Grundlage skizzirt Hallauer nun das Programm
                              									einer möglichst einfachen Dampfmaschine von gröſser Dauerhaftigkeit und geringem
                              									Dampfverbrauch. Die erste Bedingung ist ein verticaler Cylinder mit Dampfmantel,
                              									welcher direct vom Kessel gespeist wird. Die beiden Einlaſsschieber können durch
                              									Daumen oder Excenter bethätigt werden, die Regulirung der Füllung auf ¼, ⅙, ⅛
                              									erfolgt durch den Maschinenwärter, die kleinen Differenzen der Betriebskraft
                              									regulirt der Centrifugalregulator, auf eine Drosselklappe wirkend. Die
                              									Auslaſsschieber werden durch ein Excenter mit starkem Voreilen bethätigt, damit die
                              									Entleerung des Cylinders rasch erfolgt und damit durch frühzeitigen Abschluſs des
                              									Auspuffdampfes eine genügend starke Compression erzielt wird, um den Einfluſs des
                              									schädlichen Raumes auf den Dampfverbrauch thunlichst zu verkleinern. Auch müssen die
                              									Dampfwege für den Auspuff sehr reichlich bemessen sein. Alle diese Organe müssen
                              									einfach und solid construirt werden. Die neuen complicirten und heiklen
                              									Dispositionen zur Erreichung der selbstthätig variablen Expansion sind verwerflich
                              										(Bulletin, S. 312). Natürlich arbeitet die Maschine
                              									mit Condensation und verwendet Dampf von 4 bis 6at. Sie erhält horizontalen Balancier mit Watt'schem Parallelogramm und verticale Kurbelstange und macht 25 bis 30
                              									Touren in der Minute. Schiffsmaschinen ohne Balancier mit rückkehrender Kurbelstange
                              									machen 75 bis 100 Touren.
                           Bei der stationären Balanciermaschine wird der stündliche Dampfverbrauch bezieh. für
                              
                              									die absolute, indicirte und effective Pferdestärke 7,1, 7,85 und 9k betragen. Die Arbeit des Vorderdampfes (travail du vide) wird höchstens 10 Proc. der absoluten
                              									Arbeit betragen, und die Reibungen werden 13 Proc. der indicirten Arbeit
                              									absorbiren.
                           Eine Woolf'sche Balanciermaschine hätte denselben
                              									stündlichen Dampfverbrauch von 7k,1 für die
                              									absolute Pferdestärke und würde gleichwertig sein, wenn ihr groſser Cylinder mit
                              									zwei Auslaſsschiebern von derartigen Dimensionen versehen wäre, daſs die Arbeit des
                              									Vorderdampfes nur 8 bis 9, statt 17 bis 20 Proc. betrüge; aber dies würde die
                              									ohnehin schon weniger einfache Cylinderconstruction noch mehr compliciren.
                           Würden wir endlich die eincylindrige Maschine mit 4 Schiebern mit überhitztem Dampf
                              									von 210 bis 220° bedienen, so würden noch 10 bis 11 Proc. Dampf erspart, und es
                              									würde dieselbe nicht mehr als 8k Dampf für die
                              									effective Pferdekraft und Stunde benöthigen.
                           Horizontale Maschinen nutzen sich viel schneller ab als Balanciermaschinen und
                              									benöthigen dann einen gröſseren Dampfverbrauch.
                           In der sehr anerkennenden Einbegleitung der Hallauer'schen Abhandlung bemerkt Theod.
                                 										Schlumberger (Bulletin, S. 314) sehr richtig,
                              									daſs die Schluſsfolgerungen Hallauer' s doch zu sehr
                              									übereilt und zu sehr verallgemeint sind; man müſste diese Folgerungen durch eine
                              									gröſsere Zahl von Einzelfällen und insbesondere durch Experimente in weiter
                              									ausgedehnten Grenzen bestätigen. Wird, fragt Schlumberger, der von Hallauer beschriebene
                              									Dampfmaschinentypus am Ende mehrerer Dienstjahre noch immer mit den günstigen
                              									ökonomischen Resultaten arbeiten wie die Woolf'schen
                              									Balanciermaschinen, welche in unserer Gegend so zahlreich vertreten sind? Diese
                              									Frage zu lösen, muſs der Zeit und ferneren Versuchen unter den verschiedensten
                              									Verhältnissen überlassen werden.
                           Schlieſslich berichtigt Hallauer, daſs nicht Völckers 1863, sondern G. A.
                                 										Hirn 1855 die Entdeckung des Einflusses der Cylinderwandungen auf den im
                              									Cylinder befindlichen Dampf machte und denselben in einer am 25. April 1855 der Société industrielle de Mulhouse vorgelegten Abhandlung
                              									besprach, in welcher er sagt: „Der Dampf besitzt nicht jenes Volum, welches sein
                                 										Gewicht und seine Pressung erfordern würde, weil er theilweise zu Wasser
                                 										condensirt wird, und der die Wände erwärmende Dampfmantel vermindert diese
                                 										theilweise Condensation.“
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)