| Titel: | Dombrowsky's Vereinfachung und Erleichterung der Trittbewegungen am Handwebstuhl. | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 142 | 
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                        Dombrowsky's Vereinfachung und Erleichterung der Trittbewegungen am
                           								Handwebstuhl.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 15.
                        Dombrowsky's Trittbewegung am Handwebstuhl.
                        
                     
                        
                           Bei der Herstellung einfacher gemusterter Gewebe auf dem Handwebstuhle, für welche
                              									die Anwendung der Jacquardmaschine zu complicirt sein würde, bilden die häufig
                              
                              									nothwendigen zahlreichen Tritte eine groſse Erschwerung der Arbeit. Das Niedertreten
                              									der einzelnen Tritte beansprucht eine ungleichmäſsige Kraftanstrengung, die Bewegung
                              									der Füſse zum Wechseln der Tritte erfordert eine groſse Aufmerksamkeit und Einübung,
                              									insbesondere wenn die Tritte nicht in regelmäſsiger Folge gesenkt werden dürfen, so
                              									daſs, um eine Gleichförmigkeit im Treten herbeizuführen, häufig einzelne Tritte
                              									mehrfach angebracht werden müssen. Auſserdem nehmen die Tritte einen ansehnlichen
                              									Raum ein, z.B. 12 Tritte etwa 50cm. Zur Vermeidung
                              									dieser Schwierigkeiten hat man die auf dem Principe der Jacquardmaschine beruhenden
                              									kleinen sogen. Schaft- oder Trittmaschinen construirt, welche jedoch bis heute an
                              									mannigfachen Uebelständen leiden und auch durch ihren Kostenpunkt vielen
                              									unbemittelten Webern die Anwendung verbieten.
                           Der Seidenwirkermeister Dombrowsky in
                              										Bernau hat nun nach einem Berichte von Dr. Max
                                    											Weigert in den Verhandlungen des Vereines zur
                                       												Beförderung des Gewerbefleiſses, 1878 S. 399 eine
                              									Vorrichtung erfunden, welche die vielen Tritte durch einen einzigen Tritt ersetzt
                              									und wegen ihrer Einfachheit und Wohlfeilheit verschiedene Vorzüge vor den Schaft-
                              									und Trittmaschinen bietet. Diese Vorrichtung und ihre Verbindung mit den Theilen des
                              									Webstuhles verdeutlichen Fig. 7 bis
                              										14 Taf. 15. Es zeigt Fig. 13 die
                              									allgemein übliche Gegenmarsch-Vorrichtung in der Vorder-, Fig. 14 in
                              									der Seitenansicht. In beiden Figuren bedeuten A die
                              									Schäfte, B die kurzen, C
                              									die langen Querschemel, D die Tritte: letztere sind
                              									hier dünne Latten, wagerecht unter den Querschemeln, nicht auf dem Fuſsboden, wie
                              									die Tritte des gewöhnlichen Trittstuhles, beweglich angebracht. Sie beanspruchen nur
                              									etwa ein Drittel des Raumes der gewöhnlichen Tritte und werden durch einen
                              									besonderen Tritt E, auf dem der Fuſs des Arbeiters
                              									fortwährend verbleibt, mittels der auf demselben angebrachten Vorrichtung G niedergezogen. Dieser Tritt ist an seinem hinteren
                              									Ende auf dem Fuſsboden in einer Spindel beweglich angebracht und wird vorn durch die
                              									Feder F in der erforderlichen schrägen Richtung
                              									gehalten.
                           Die Vorrichtung G ist im Wesentlichen nach dem Principe
                              									der sogen. Trommel- oder Walzenmaschine construirt; dieselbe veranschaulicht Fig.
                                 										7 in der Vorder-, Fig. 10 in
                              									der Seitenansicht, Fig. 8 im
                              									Querschnitt, Fig. 9, 11 und 12 in ihren
                              									einzelnen Theilen. In dem Gestelle H ist die mit
                              									eisernen Zapfen a versehene hölzerne Trommel oder Walze J leicht drehbar gelagert; an den Zapfen a sind hölzerne Sperrräder K aufgesteckt, in deren Zähnen die in dem Rahmen L angebrachten Sperrklinken b eingreifen. Vor
                              									jeder Latte D, an deren vorderem Ende sich ein Haken
                              										g befindet, steht im Gestelle H vor der Walze J eine
                              									Platine M. Mit ihren unten angebrachten Oesen c ruhen diese Platinen auf einem Drahte; durch die
                              									Feder K werden sie mit ihren der Walze zugewendeten
                              									Biegungen e an diese gedrückt und ihre Haken d stehen dann über den Haken g der Latte D. In dieser Stellung werden beim
                              									Niedertreten des Trittes E die Platinen M die Latten D, damit auch
                              									die mit denselben geschnürten Querschemel senken und dadurch nach Maſsgabe der
                              
                              									Schnürung einen Theil der Schäfte nieder-, den andern hochziehen.
                           Bei jeder Trittsenkung darf jedoch nur eine Platine zum
                              									Niederziehen einer der Latten D wirken und alle übrigen
                              									Platinen müssen demnach mit ihren Haken d von den Haken
                              										g abgedrückt werden. Es wird dies dadurch bewirkt,
                              									daſs für die abzudrückenden Platinen dünne Leisten m
                              									auf der Walze J befestigt werden. Bei jeder Wendung der
                              									Walze drücken diese Leisten auf die Biegungen e der
                              									Platinen und bringen sie in die Stellung g1, (Fig. 8)
                              									auſserhalb des Hakens d. Bei dem jedesmaligen
                              									Niedertreten des Trittes E wird die Walze J durch die in die Zähne des Sperrrades K1 eingreifende Klinke
                              										b1 um einen Zahn
                              									gedreht. Die Zahl der Schuſsfäden, welche einen Rapport des Musters bilden, bestimmt
                              									die Zahl der Zähne des Sperrrades und damit den Umfang der Walze. Um diese auch in
                              									entgegengesetzter Richtung von derjenigen, welche beim Weben stattfindet, drehen zu
                              									können, was z.B. beim Vorkommen von Schuſsfehlern nöthig ist, erhält die Walze J an dem äuſseren Ende des rechten Zapfens a auſserhalb des Rahmens L, wie in Fig. 7 und
                              										10 sichtbar, ein zweites Sperrrad K2, dessen Zähne eine denen des inneren Sperrrades
                              										K1 entgegengesetzte
                              									Richtung haben, und in welche die Sperrklinke b2 von unten eingreift. Diese wird durch die Feder
                              										n nach unten gezogen und bleibt dadurch
                              									wirkungslos. Sobald es erforderlich wird, die Walze in entgegengesetzter Richtung zu
                              									drehen, wird die Schnur o angezogen und dann greift die
                              									Klinke b2 in die Zähne
                              									des Rades K2; mit dem
                              									Loslassen der Schnur o hört diese Wirkung auf.
                           Um die Walze J in einer festen Lage zu erhalten, dient
                              									die in Fig. 9 besonders dargestellte Preſsvorrichtung. Der bei s bewegliche Hebel p wird
                              									durch eine Feder r nach unten gezogen und bewirkt auf
                              									der Walze einen Druck, der nur eine Drehung durch das jedesmalige Eingreifen der
                              									Sperrklinke von einem Zahn des Sperrrades zum andern zuläſst.
                           Die in Fig. 11 und 12 in
                              									Vorderansicht und Querschnitt dargestellte Walze ermöglicht bei einem Durchmesser
                              									von 8cm 14 Trittbewegungen.
                           
                           Der ganze Apparat, den sich ein geschickter Weber gröſstentheils selbst herstellen
                              									kann, kostet (mit Ausnahme der zum Webestuhl ohnehin gehörigen Theile) ungefähr 10
                              									M.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
