| Titel: | Technologische Mittheilungen über die Weltausstellung in Paris 1878; von Friedrich Kick. | 
| Autor: | Friedrich Kick [GND] | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 201 | 
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                        Technologische Mittheilungen über die
                           								Weltausstellung in Paris 1878; von Friedrich Kick.
                        Mit Abbildungen.
                        (Fortsetzung und Schluſs von S. 114 dieses
                           								Bandes.)
                        Kick, Technologische Mittheilungen über die Weltausstellung in
                           								Paris 1878.
                        
                     
                        
                           Die Maschinengallerie auf der Südwest-Längsseite des Ausstellungsgebäudes, zwischen
                              										Porte de Grenelle und Porte
                                 										Dupleix schlieſst nebst dazu parallelen Annexen die Maschinenausstellungen
                              									der übrigen Staaten ein. Wir gelangen hier, den Rundgang fortgesetzt gedacht, zuerst
                              									zu den Maschinen Englands. Doch sind lange nicht alle Maschinen hier untergebracht,
                              
                              									sondern noch vieles im englischen Maschinen-Annex und im englischen Annexe für die
                              									landwirtschaftlichen Maschinen. Die englische Maschinenausstellung enthält
                              									eigentlich nur Beispiele der groſsen Maschinenproduction dieses Landes, und gilt
                              									dies auch von den meisten anderen Staaten, von manchen in noch weit höherem Maſse.
                              									Ja Italien hat seinen ganz achtbaren Maschinenbau ebenso wenig wie in Wien 1873 zur
                              									Schau gestellt, weil derselbe bisher kaum den eigenen Markt zu versehen vermag.
                           Die Werkzeugmaschinen, mit welchen die vorzüglich
                              									übersichtliche und ausgezeichnet gruppirte englische
                              									Maschinenabtheilung beginnt, erscheinen durch die Benutzung der meistentheils hohlen
                              									Ständer maſsiv und vor Vibrationen geschützt; Form und groſsentheils auch die Wahl
                              									des Anstriches sind sehr gelungen. Der Construction nach dürfte wenig zu bemerken
                              									sein.
                           Gleich zu Anfang an der rechten WandWir denken uns in Fortsetzung des Rundganges
                                    											die Bewegungsrichtung des Besuchers in der Richtung von Porte Grenelle gegen Port Dupleix, also umgekehrt der Richtung, welche in der
                                    											französischen Maschinengallerie genommen wurde. ist eine Eisensäge zur Erzeugung von Querschnitten (Profilen)
                              									aus Façoneisen von Western und Comp. in London
                              									ausgestellt. Die rotirende, ziemlich dicke Kreissäge hat an ihrer Welle ein
                              									Schraubenrad, welches durch eine Schraube an der Antriebswelle gedreht wird. Die
                              									Längsbewegung des Tisches, der das zu schneidende Stück trägt, hat Aehnlichkeit mit
                              									der Supportbewegung an
                              									Egalisirbänken. Dieser Mechanismus ist so construirt, daſs – je nach der Stellung
                              									einer Zahnkupplung – ein langsamer Vorgang, schneller Rückgang oder Stillstand des
                              									Tisches erzielt werden kann.
                           Fig. 1., Bd. 229, S. 202Hervorragend ist die Ausstellung der Holzbearbeitungsmaschinen von Ransome und Comp. in London, welche Firma namentlich
                              									sehr interessante Specialmaschinen für die Faſs- und
                              										Wagenradfabrikation ausgestellt hat. Unter diesen
                              									Maschinen dürfte die interessanteste die Maschine zur seitlichen Bearbeitung der
                              									Faſsdauben und zum Abdrehen der Faſsböden für kleine Fässer aus weichem Holze sein.
                              									Die zweite Aufgabe wird durch eine Drehbank-ähnliche Anordnung, welche constructiv
                              									nicht viel Neues bietet, gelöst; der ersten Aufgabe aber ist in einer Weise
                              									entsprochen, welche neu sein dürfte und in Fig. 1
                              									ihre principielle Darstellung findet. Das Faſs wird aus einer bestimmten Zahl
                              									ursprünglich gleich dicker, geschnittener Bretchen von gleicher Breite und Länge
                              									hergestellt. Um nun den Bretchen die erforderliche richtige Form zu geben, wird
                              									jedes in die Zange z, welche aus den Theilen b und f besteht,
                              									eingespannt, und es erfolgt schon hierdurch die Krümmung (vorübergehend), welche die
                              									Faſsdaube in der Längenrichtung erhalten soll. Die Zange ist so schmal, daſs das
                              									eingeklemmte Bretchen beiderseits vorsteht. Zum Einspannen bedarf es nur der
                              									Bewegung des Hebels h in die punktirte Lage. Indem nun
                              									die ganze Zange um die Zapfen a gedreht werden kann,
                              									läſst sich das Bretchen mit seinen schmalen Seiten derart der Messerscheibe S nähern, daſs die Bearbeitung der Stoſsflächen
                              									erfolgt, welche glatt abgehobelt werden. Die Entfernung der Achse aa vom Bretchen entspricht dem Faſsradius und kann
                              									derselbe durch Versetzung der Drehbolzen in Schlitzen der Arme r geändert werden; ebenso läſst sich, das Futter f auswechseln. Die übrigen Maschinen für
                              									Faſsfabrikation, bekanntlich nach den Plänen des erfindungsreichen J. Richards gebaut, finden sich ausführlich in D. p. J. *1877 223 251
                              									beschrieben und abgebildet.
                           Thomson, Sterne und Comp. in Glasgow haben nebst
                              									anderen Schleifmaschinen eine selbstthätig wirkende Zahnrad-Schleifmaschine sehr netter Construction ausgestellt, auf welcher
                              									die Lücken zweier Zahnräder verschiedener Gröſse gleichzeitig ausgeschliffen werden
                              									können. An einer fix gelagerten horizontalen, rasch
                              									rotirenden Achse steckt an den beiden Enden je eine Schleifscheibe. In der Mittelebene jeder der Scheiben,
                              									natürlich auſserhalb des Körpers der Schleifscheiben, liegt die verticale Achse
                              									jenes Bolzens, auf welchen das zu schneidende Rad gesteckt wird. Es liegt also der
                              									gegossene Zahnkranz horizontal, und indem nun der erwähnte Bolzen in einem vertical
                              									geführten Support gelagert ist, so wird das Rad allmälig gehoben und gesenkt. Beim
                              									Heben findet der Angriff der Schleifscheibe auf die rohe Guſsfläche der Zahnflanken
                              									statt. Die Abwärtsbewegung erfolgt so weit, daſs die Schleifscheibe auf das Rad
                              									nicht mehr einwirken kann, und in dieser Lage dreht sich das Rad um die Theilung
                              									weiter, welche Bewegung durch eine schiefe Ebene und ein Schaltwerk erzielt wird.
                              									Der mit einem Quersupport versehene Hauptsupport gestattet die Bearbeitung von
                              									Rädern von 38 bis zu 609mm Durchmesser, und soll
                              									die stündliche Leistung 4400 Zähne betragen.
                           Fig. 2., Bd. 229, S. 203Bei den Holzbearbeitungsmaschinen sei ferner
                              									nur auf neue, oder doch weniger bekannte Werkzeugformen hingewiesen. In dem Fräskopf
                              										f (Fig. 2) einer
                              									Hakenstiel-Maschine von Ransome und Comp. sind vier
                              									Messer m eingespannt, deren Zuschärfung von αβ bis γ reicht und von
                              									innen gegen auſsen gelegt ist. Natürlich sind diese Fräsen weit billiger als die aus
                              									einem Stücke gearbeiteten, wie sie in der französischen Abtheilung angetroffen
                              									wurden, verlangen aber natürlich präcise Einstellung der Messer. – Das zweite
                              									Werkzeug ist eine für Holz modificirte Art des Werder-Bohrers, welche uns jedoch in so fern fehlerhaft erscheint, als der
                              									Anstellungswinkel viel zu groſs wird. Aus unserer Figur
                                 										3 ist die Form desselben zu entnehmen, wie dieses Werkzeug von Ransome angewendet ist. C.
                                 										Powis hat dieselbe Schneidenform benutzt, aber der Schaft des Werkzeuges
                              									ist nicht schraubenförmig gewunden, sondern mit der Vereinigung zweier Hohleisen
                              									vergleichbar, deren eines die Höhlung, das andere den Rücken nach derselben Seite
                              									kehrt. In Fig. 3 sind ab,
                                 										a'b' die Schneiden.
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 229, S. 203
                              
                           Die Spinnereimaschinen haben eine würdige Vertretung
                              									durch Platt, Combe, Lawson, Howard und Bullough, Dobson und
                                 										Barlow u.a. gefunden.
                           Mit Platt Brothers and Co. in Oldham beginnt die 2.
                              									Abtheilung der englischen Maschinenausstellung. Derselbe hat sowohl einen Satz von Baumwoll- als
                              
                              									Kammgarn-Spinnmaschinen ausgestellt. Einige Details der Maschinen sind von
                              									besonderem Interesse.
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 229, S. 204
                              
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 229, S. 204
                              
                           An der Doppelkarde für Kammwolle ist
                              									der dreifache Klettenapparat, sowie Garnett's
                              									Oelungsapparat hervorzuheben; letzterer ist bei der ersten Klettenwalze – aus nahe
                              									an einander liegenden Windungen eines Stahlbandes mit sägeartiger Verzahnung Fig. 4 bestehend – in der Weise angebracht, daſs aus
                              									einem Gefäſse G
                              									Fig. 5 das Oel durch das Rohr r in den Trog t so lange flieſst, als durch
                              									das Röhrchen r' Luft nach G treten kann, was natürlich eintritt, sobald die Oberfläche des Oeles
                              
                              									unter die Mündung i sinkt. Hierdurch bleibt der Trog
                              										t stets gleich hoch mit Oel gefüllt. Indem nun eine
                              									Metallwalze in den Trog t eintaucht und bei der Drehung
                              									Oel annimmt, dieses einer Tuchwalze zuführt, welche es an die Klettenwalze
                              									überträgt, so kommt die Wolle, welche von der Klettenwalze ergriffen wird, mit der
                              									fetten Oberfläche derselben in Berührung und wird so gefettet. Gegen den Umfang der
                              									Klettenwalze arbeitet ein rasch rotirender Schläger, welcher die Kletten in einen
                              									Trog wirft, die Wolle aber an der Klettenwalze beläſst, welche sie weiterführt. Die
                              									zweite und dritte Klettenwalze sind mit feinerer Verzahnung versehen, so daſs grobe,
                              									mittlere und feine Kletten ausgeworfen werden.
                           Kämmmaschinen sind zwei Systeme ausgestellt, Little und Eastwood's
                              									Maschine für kurze Kammwolle, welche schon in Wien 1873 zu sehen war (vgl. *1873 209 161. 1875 217 449); ferner
                              									die Circularkarden-Kämmmaschine, welche sehr lange
                              									Wollen (zu Teppichgarnen) kämmt und in ihrer Construction wesentlich von der
                              									erstgenannten Kämmmaschine abweicht. – Der Kammgarn-Selfactor weist in vielen
                              									Theilen wesentliche Verbesserungen in constructiver Beziehung auf.
                           Bei den Baumwoll-Spinnmaschinen dieser Firma dürfte
                              									besonders an den Karden die Anwendung der
                              									Einnehmerwalzen zu erwähnen sein, welche ähnlich den Klettenwalzen (s. o.)
                              									hergestellt sind, deren Zähnchen aber die dreieckige Gestalt wie die gewöhnlichen
                              									Sägezähne, nur spitzer, aufweisen.
                           Sowohl Platt, als Howard und
                                 										Bullough haben Ringbänke für Baumwollgarn ausgestellt; bei beiden aber ist
                              									ein dickes Holzrohr in Anwendung. Von Dobson und Barlow
                              									ist eine Baumwoll-Kämmmaschine, Strecken etc. und ein Selfactor für hohe Nummern zu
                              									erwähnen.
                           Fig. 6., Bd. 229, S. 205Während Lawson und Sohn in Leeds auf der
                              									Wiener Ausstellung einen Satz von Jute-Spinnmaschinen ausgestellt hatten, beschickte
                              									diese Firma die Pariser Ausstellung mit Maschinen für die Bearbeitung von Manillahanf und einer Maschine zur Herstellung von
                              									Seilerlitzen aus diesem oder ähnlichem Material. Das Streckwerk der Anlegemaschine für Manillahanf weist insofern ein neues
                              									Princip auf, als das zweite Walzenpaar durch die in Fig.
                                 										6 gezeichnete Anordnung ersetzt ist. Es ist zu entnehmen, daſs die
                              									rotirende Laterne a mit der die schwarz gezeichneten
                              									Stäbe vereinigenden Gliederkette b derart
                              
                              
                              
                              
                              									zusammenarbeitet, daſs der Hanf in Schlangenwindungen zwischen diesen Stäben sich
                              									findet und hierdurch in der vollkommensten Weise festgehalten wird, bezieh. genau
                              									die Bewegung von a und b
                              									mitmachen muſs. Zwischen der gezeichneten Streckvorrichtung und den Einzugwalzen
                              									befindet sich ein System von Hechelstäben, welches sich von der gewöhnlichen
                              									Construction durch weitere Theilung, gröſsere Dicke der Nadeln und gröſsere
                              									Dimensionen auszeichnet. – Die Maschine zum Spinnen von Schnüren (Seilerlitzen)
                              									unterscheidet sich von den früher besprochenen französischen Maschinen wesentlich
                              									dadurch, daſs bei dieser Maschine das zu verarbeitende Band auch verstreckt wird.
                              										Lawson hält dies für nothwendig und die Trennung
                              									des Verzuges von der Drehung und Aufwicklung auf die Spule nicht für
                              									zweckentsprechend. Durch Vereinigung dieser Operationen wird jedoch der Mechanismus
                              									wesentlich verwickelter.
                           Fig. 7., Bd. 229, S. 205In der englischen Maschinengallerie 1. Abtheilung findet sich (an der
                              									rechten Wand) von A. F. Craig und Comp. in Paisley
                              									(Schottland) eine doppelte Schermaschine, bei welcher
                              									der eine Schercylinder aus schraubenförmigen Messern m
                              									Fig. 7 gebildet ist, welche auf einer Seite einen
                              									einfachen Hieb besitzen, durch welchen die schneidende Kante ab die Beschaffenheit einer feinen Säge annimmt. Die Figur deutet ein
                              									Bruchstück eines solchen Messers an. Das hiermit zusammen arbeitende gerade Messer
                              									dürfte auch Zähnchen besitzen und hierdurch das Fassen der Härchen erleichtert
                              									sein.
                           Auſserdem seien erwähnt die Werg-Spinnmaschinen von Fairbairn, Kennedy und Naylor in Leeds, unter welchen
                              									besonders Interesse die Werg-Kämmmaschine verdient, deren Product vorzüglich ist;
                              									ferner der Damast-Kraftstuhl von H. Livesey in Blackburn, welcher 175 Schuſs in der
                              									Minute macht.
                           
                              
                              Fig. 8., Bd. 229, S. 206
                              
                           
                              
                              Fig. 9., Bd. 229, S. 206
                              
                           
                              
                              Fig. 10., Bd. 229, S. 206
                              
                           An der linken Wand befindet sich in der englischen Abtheilung das
                              									schöne Modell eines Krahnes mit mechanischer Füllung und
                                 										Entleerung des zangenartig wirkenden Fördertroges von Gebrüder Priestman in Hüll und London. Dieser Krahn
                              									eignet sich in ausgezeichneter Weise zum Entleeren von Schiffen, deren Ladung in
                              									Getreide, Sand u. dgl. besteht. Dem gewöhnlichen Mechanismus eines Drehkrahnes ist
                              									eine Vorrichtung beigegeben, durch welche die aus zwei mittels Gelenken verbundenen
                              									Theilen f bestehende Förderschale geöffnet und
                              									geschlossen werden kann. Ist die Förderschale oder der Fördertrog auf das Getreide
                              									niedergelassen (Fig. 8) und befinden sich die
                              									Schalenhälften in der gezeichneten Lage, so wird durch Anziehen an der Kette k1, welche auf t1 (Fig. 9) aufgewickelt ist, die Welle w gedreht, indem sich die Kette abwickelt; hierdurch
                              									werden die beiden Ketten c1, c2, welche
                              									von ihren Trommeln in entgegengesetzter Richtung ausgehen, aufgewickelt und ziehen
                              
                              									hierdurch die Stange s nieder, welche, indem sie mit
                              									den Armen a verbunden ist, bei ihrem Niedergange das
                              									Schlieſsen der Förderschale bewirkt (Fig. 10). Ist
                              									die Förderschale geschlossen, so werden beide Ketten k1, k2 gleichzeitig und gleichviel angezogen und so die
                              									Schale gehoben. Hierauf wird der Krahn gedreht, bis die Förderschale über jenes
                              									höhere Behältniſs (Wagen o. dgl.) gebracht ist, in welches die Entleerung
                              									stattfinden soll, und diese dann dadurch erzielt, daſs nur die Kette k2 angezogen wird. In
                              
                              										Fig. 9 sind die Schalen f und Arme a weggelassen.
                           In der 3. Abtheilung der englischen Maschinenausstellung befinden sich Maschinen für
                              									Typographie (Walter-Presse etc.), Wollwasch- und Trockenmaschinen,
                              									Schuhmacher-Maschinen, eine Couvertmaschine u.a.; ferner in der Nebengallerie eine
                              									Appreturmaschine (Baumwollzeugstampfe) von M. Mather und
                                 										Platt, Schraubenschneidmaschinen u.a.m.
                           Die Couvertmaschine von Ch.
                                 										Goodall und Comp. in London dürfte die vollkommenste Maschine dieser Art
                              									sein. Einem in vier Absätzen rotirenden Tische werden durch einen mit Saugwind
                              									arbeitenden Zuführer die vorgeschnittenen Papierblätter übergeben, und es findet
                              									vollkommen selbstthätig das Gummiren und Zusammenlegen statt.
                           Nahe bei dieser Maschine (aber an der rechten Wand) stehen zwei, leider nicht
                              									arbeitende, Maschinchen zum Anstreichen der
                                 										Jalousiebretchen von F. W. Reynolds und Comp.
                              									in London, welche aus einem Einziehwalzenpaare und einem System von Bürsten
                              									bestehen. Beim Durchgange wird dem Bretchen die Farbe gegeben. Es sollen in der
                              									Stunde 2000m gestrichen werden können.
                           Im englischen Maschinen-Annexe befinden sich die Maschinen für die landwirtschaftlichen Gewerbe, als Müllerei, Brauerei,
                              									Zuckerfabrikation u. dgl.
                           Die Vereinigten Staaten Nordamerikas
                              									sind mit der Construction von Specialmaschinen für kleine Verbrauchsartikel seit
                              									längerer Zeit vorangegangen und der alte Ruf, diesbezüglich Ausgezeichnetes zu
                              									leisten, bewährt sich auch diesmal. So treffen wir im Mittelgange der
                              									Maschinengallerie rechts Curtis' automatische
                                 										Schraubenschneidmaschine für Verbindungsschrauben (Aussteller: Devens). In die Maschine läuft der gerade gerichtete
                              									Stahl- oder Eisendraht ein, und es erfolgt zuerst das Abdrehen des Bolzens, auf
                              									welchen das Gewinde geschnitten werden soll. Ist dies geschehen, so findet das
                              									Schneiden des Gewindes mittels Backen statt, welche nur so lange thätig sind, als
                              									dies die Gewindelänge erheischt. Unmittelbar hierauf findet das Abstechen statt. Die
                              									Schraube ist nun noch in der Kluppe gehalten und diese bewegt sich mit der Schraube zu einer Fräse, welche den Kopf
                              									rundet, und hierauf zu einer zweiten Fräse, welche den Schlitz einschneidet. Eine
                              									weitere horizontale Verschiebung bringt die Kluppe zu dem „Schraubenzieher“,
                              									welcher die Schraube aus der Kluppe nimmt, die nun wieder auf ihren ersten Platz,
                              									zum Schneiden der nächsten Schraube, zurückkehrt. Von dem Schraubenzieher übernimmt
                              									eine kleine Zange die Schraube, und diese wird nun mit ihrem Kopfe einer letzten
                              									Fräse dargeboten, welche den vom Einschneiden des Schlitzes herrührenden Grath
                              									abnimmt. Ist der Draht zu Ende, so stellt sich die Maschine selbstthätig ab. Sie
                              									läſst sich für verschiedene Schraubengröſsen einstellen und arbeitet sehr rasch und
                              									exact.
                           Unmittelbar daneben steht die gleichfalls sehr sinnreiche Maschine für kleine Korkzieher aus Draht von Clough und Williamson in Newark, N.-J. Diese Korkzieher sind aus
                              									einem Stück Draht hergestellt und bestimmt, im Stöpsel zu bleiben, und zeigt Fig. 11 die Form derselben. Die Maschine biegt aus dem
                              									eingelegten, einseitig zugespitzten Drahte den Ring a,
                              									wickelt dann einerseits die Spirale b, während das
                              									zweite Drahtende in die Schraubenform c gebracht wird.
                              									Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, daſs vor der Zange einerseits eine mit vertieftem
                              									Schraubengang befindliche Spindel und über diese ein rotirendes Futter (Kopf) sich
                              									findet. Eine Leiste am rotirenden Kopfe faſst das eine Drahtende und wickelt es zur
                              									Spirale b; ein zweiter Theil ergreift das zugespitzte
                              									Ende und wickelt dasselbe in den vertieften Schraubengang. Ist dies geschehen, so
                              									beginnt die umgekehrte Drehung (und Verschiebung) der Spindel, wodurch sich dieselbe
                              									gleichsam aus den Schraubenwindungen des Korkziehers herausschraubt, welcher nun
                              									frei wird.
                           
                              
                              Fig. 11., Bd. 229, S. 208
                              
                           An Blechbearbeitungsmaschinen finden sich von Bliſs und Williams in Brooklyn zwei Pressen und
                              									Durchschnitte schräger Anordnung und einige kleinere Maschinchen. Die Pressen sind
                              									vorzüglicher Construction und wirken durch zwei nach einander zur Wirkung kommende
                              									Stempel u.a. auch so, daſs sie aus einem Blechstreifen die façonnirte Form, z.B.
                              									Büchsendeckel, ausdrücken und hierauf die Scheibe ausschneiden, oder wahrscheinlich
                              									auch umgekehrt je nach Erforderniſs. Die Maschinen sah Referent nicht in
                              									Thätigkeit.
                           J. A. Fay und Comp. hat mehrere
                              									Holzbearbeitungsmaschinen guter Construction ausgestellt. – In dieser Abtheilung
                              									stehen auch mehrere Tiegelschnellpressen, sämmtlich ohne Verreibungsteller,
                              									u.a.m.
                           Fig. 12., Bd. 229, S. 208Neben der Maschinengallerie befindet sich in der amerikanischen Abtheilung
                              									eine Suite von Hartguſs-Walzen und -Rädern von A. Whitney und Sohn in Philadelphia. Die Hartguſswalzen
                              									sind von einer Extactheit des Schliffes, wie dieselbe (nach Mittheilungen von
                              									befreundeter Seite) wohl am Continente nur das bekannte Werk in Königsbrunn in
                              									Württemberg ebenso vorzüglich liefern dürfte. Weit weniger ausgezeichnet sind die
                              									Hartguſsräder, deren Spurkränze Unreinigkeiten aufweisen, welche manche dieser
                              									Räder, nach dem Maſsstabe, welchen man in Oesterreich z.B. an solche Fabrikate legt,
                              									als Ausschuſs erscheinen läſst. Wie Brüche darthun, ist die harte Schichte von
                              									richtiger Dicke. Wenn von amerikanischer Seite die auſserordentliche Dauer (20 Jahre
                              									und darüber) nachgerühmt wird, so ist zu bemerken, daſs die zur Ausstellung
                              									gebrachten alten Räder eine Abnutzung zeigen, welche nach unsern continentalen Begriffen geradezu
                              									unzulässig genannt werden muſs. Vorstehende Skizzen Fig.
                                 										12 zeigen zwei Profile, welche das Gesagte versinnlichen und darthun, daſs
                              									man in Amerika noch mit Rädern fährt, welche bei uns längst ausgeschieden
                              									würden.
                           Diesbezüglich ist es von hohem Interesse die von Ganz und
                                 										Comp. in Budapest (ungarische Abtheilung, Maschinengallerie rechte Wand)
                              									ausgestellten Hartguſsräder zu vergleichen, welche nach 20jährigem Gebrauche bei
                              										549108km und 254150km durchlaufenem Weg einen ungleich reineren
                              									Spurkranz zeigen von weit geringerer Abnutzung. Obige amerikanische Räder haben
                              									245000 englische Meilen (etwa 350000km)
                              									durchlaufen.
                           Der Hartguſs gewinnt im Maschinenbau immer mehr
                                 										Bedeutung; abgesehen von der Verwendung desselben zu Mahlwalzen, hat Platt auch
                              									bereits die unteren Streckcylinder einiger seiner
                              									Spinnmaschinen aus Hartguſs hergestellt.
                           In dem amerikanischen Annexe befindet sich (in der linken Ecke)
                              									eine Formmaschine von Aikin und Drummond in Louisville, welche
                              									nicht nur, wie die bisherigen, das Formen blos erleichtert, sondern thatsächlich mit
                              									geringer Beihilfe formt. Der Formsand ist in einen Trichter eingefüllt, in dessen
                              									unterem Theile sich ein Schieber (verschiebbarer Kasten) befindet, von gleicher
                              									Grundfläche mit dem Formkasten, aber von etwas gröſserer Höhe. Dieser Kasten füllt
                              									sich mit Sand und, indem er vorgezogen wird, schlieſst sich durch eine nachfolgende
                              									Deckplatte zuerst der Sandeinlauf; bei weiterem Vorschub bleibt der Boden des
                              									Kastens zurück, und zwar gerade von jener Stellung an, bei welcher der verschiebbare
                              									Kasten bereits über den Formkasten gelangt ist. Hierdurch gelangt durch das einfache
                              									Vorziehen der Sand in den Formkasten und zwar in ausreichender Menge, weil hiernach
                              									entsprechend die Gröſse des verschiebbaren Kastens gewählt ist. Durch das
                              									Zurückziehen desselben, allenfalls noch durch eine kleine Nachhilfe von Hand,
                              
                              									vertheilt sich der Sand im Formkasten. Den Boden desselben bilden die einzuformenden
                              									Modellhälften und eine Platte, deren Ausschnitte den Modelltheilen ganz genau
                              									angepaſst sind. Auf den Formkasten wird eine Deckplatte
                              									gedrückt; sie ist von einem drehbaren Arme getragen und durch eine Schraube
                              									niederzudrücken, so daſs sie sich oben fest auf den Formkasten aufsetzen läſst.Sie hat zwei Löcher von etwa 6cm Durchmesser, durch welche der
                                    											überflüssige Sand sich ausdrückt. Ist dies geschehen, so wird
                              									durch Drehung eines Handrades an einer Welle mit Excentern die Bodenplatte des
                              									Formkastens sammt den Modellhälften gehoben und hierdurch die Form hergestellt;
                              									durch Weiterdrehen am Handrade folgt nun zuerst das
                              									Sinken der unter der Platte vereinigten Modellhälften um ein Geringes, wobei die Bodenplatte dem Sande
                              									als Stütze dient, und hierauf auch der Niedergang dieser Platte. Der Formkasten wird
                              									frei, zur Seite geschoben und durch einen neuen ersetzt. Nach Angabe des Erfinders
                              									ist ein Arbeiter im Stande (wenn ihm der Sand zugebracht wird), 100 Kästen in der
                              									Stunde einzuformen. Daſs die ganze Anordnung sich nur für Massenproduction eignet,
                              									ist natürlich.
                           Auch die neben dieser Maschine aufgestellten Ziegelpressen weisen interessante Constructionen auf.
                           
                              
                              Fig. 13., Bd. 229, S. 210
                              
                           Aus der schwedischen Abtheilung sei
                              									nur Wilh. Gibson und Comp. in Gothenburg erwähnt,
                              									welcher eine originelle Schleif- und Hobelmaschine zur Nacharbeitung von bereits
                              									zusammengefügten Thürflügeln u. dgl. ausgestellt hat. Der zu bearbeitende Gegenstand
                              									wird horizontal auf einem Tische befestigt und der durch die beistehende Skizze Fig. 13 versinnlichte Träger der Schleifscheibe SMit Sand
                                    											bekleidete Kautschukplatte, auf einer Eisenscheibe aufgezogen.
                              									(oder des Messerkopfes) so über das Arbeitsstück hinbewegt, daſs das Abschleifen des
                              									Rahmens und der Füllungen des Thürflügels erfolgt. Die Einrichtung war unseres
                              									Wissens ähnlich bei einer Sandpapier-Schleifmaschine in Philadelphia 1876 zu sehen.
                              									Der Rahmen A hat seine Drehachse in 1 und 2, der Rahmen B in 3 und 4. Auf diesen Achsen sitzen die mit einander
                              									verbundenen Riemenscheiben a, b und c, d lose. Der Antrieb erfolgt auf a, von b auf c und d auf e. Die Verticalbewegung welche der Schleifscheibe
                              									gegeben werden muſs, kann entweder dadurch erzielt werden, daſs man die Achse 12 in einem Schlitten lagert, oder man gibt diese
                              									Bewegung der Welle w, wobei nur die Riemenscheibe e an ihrem Platze zu halten und die Welle in bekannter
                              									Weise einzurichten ist. Bei der ausgestellten Maschine sind dem Rahmenwerk solche
                              									Dimensionen gegeben, daſs die Schleifscheibe alle Theile des festliegenden
                              									Thürflügels an der Oberseite bestreichen kann.
                           Aus Norwegen sind in der Maschinenhalle mit der Maschine
                              									hergestellte Hufeisen von Oluf
                                 										Orisum in Christiania ausgestellt; doch fehlt leider die Maschine, welche
                              									dieses wichtige Fabrikat liefert.
                           Von der Maschinenausstellung Italiens zu sprechen, kann
                              									hier um so mehr unterlassen werden, weil das sehr vereinzelnt Interessante nicht in
                              									unser Gebiet schlägt. Der Mangel eines Mittelganges, eine Folge ungeschickter
                              									Aufstellung, zieht sich leider auch durch die Maschinenexposition Oesterreich-Ungarns, welche eben dadurch nicht übersichtlich gruppirt
                              									erscheint. Hier verdienen vor allem die Müllereimaschinen hervorgehoben zu werden. Ganz
                                 										und Comp. sowie Wörner in Pest, Hörde sowie Pini in Wien,
                              										Nemelka in Simmering bei Wien u.a. haben
                              									Walzenstuhlungen, Griesputzmaschinen u. dgl. ausgestellt, welche in Construction und
                              									Ausführung beachtenswerth sind.
                           Ganz hat ein neues Princip der Lagerentlastung
                              									angewendet, welches darauf beruht, daſs ein Stahlring um die oberste und unterste
                              									der drei im Stuhle gelagerten Walzen gelegt ist, welcher in geeigneter Weise seine
                              									Spannung erhält. Hierdurch wird der gröſste Theil des Reibungsdruckes unschädlich
                              									gemacht. Diese Stühle erfordern eine eingehendere Behandlung.
                           Hörde hat nebst Escher-Wyſs'schen Walzenstühlen eine Centrifugal-Sichtemaschine, Patent Martin, eine Griesputzmaschine seiner Construction und
                              									eine automatische Getreide-Wägemaschine, Patent A.
                                 										Kaiser (D. R. P. Nr. 1284 vom 29. November 1877), ausgestellt.
                           Alle von österreichisch-ungarischen Constructeuren ausgestellten Walzenstuhlungen
                              									weisen Hartguſswalzen auf, meist glatt, theil weise auch geriffelt. So ist von Ganz und Comp. ein kleiner Walzenstuhl exponirt, zum
                              									raschen Vermählen ganz geeignet, dessen Walzen je 900 Riffel aufweisen. Wenn der
                              									Besucher die glatten Walzen glänzend geschliffen findet, so hat dies einerseits
                              									seinen Grund darin, daſs viele Müller dies als Bedingung „neuer“
                              									Hartguſswalzen verlangen: andererseits könnte es lediglich auch als Verschönerung
                              									des Ausstellungsobjectes angesehen werden. Was das Walzenmaterial betrifft, so sei
                              									noch bemerkt, daſs französische, schweizerische und englische Walzenstuhlungen
                              									sowohl Porzellan, als Hartguſs aufweisen, ja daſs bei französischen Stuhlungen auch
                              									Granit angewendet ist.
                           Als eine originelle Construction sei die Weizenschneidmaschine von L. Bollmann in Wien
                              									erwähnt, bei welcher gelochte Eisenscheiben zwischen conischen Wänden rotiren. Indem
                              									der Weizen zwischen die Wände und in die Löcher der Scheiben fällt, findet beim
                              									Durchgang der Scheibe durch den Spalt ein Brechen des Weizens statt. Die Arbeit ist
                              									aber nicht gleichmäſsig, da auch ganze Körner durchgehen.
                           Sowie in der österreichischen Maschinenausstellung die Müllerei
                              									ziemlich gut vertreten ist, weil gerade hierin Oesterreich-Ungarn die erste Stelle
                              									einnimmt, so ist auch die Biererzeugung und Zuckerfabrikation, welche namentlich in Böhmen in
                              									höchster Blüthe steht, wenigstens je durch eine horvorragende Maschinenfabrik
                              									vertreten. Die diesbezüglichen Objecte fallen auſser unser Referat und seien daher
                              									nur zwei Details constructiver Natur, welche auch anderweitig Verwendung finden
                              									können, hervorgehoben.
                           Bei der rotirenden Diffusionsbatterie der Prager Maschinenbau-Actiengesellschaft ist eine neue Dichtung von Director Dautzenberg angewendet, welche eine etwa 1m weite Oeffnung, auf die ein Deckel geklappt und durch Klinken befestigt wird, abzudichten
                              									gestattet, wenn in dem Gefäſse Ueberdruck herrscht oder nicht. In den Rand des
                              									Gefäſses ist nahe der Oeffnung eine Nuth ausgearbeitet und in dieselbe ein Kautschukschlauch eingelegt, welcher über die Nuth
                              									hervorragt. Ist nun der Deckel aufgelegt und eingeklinkt, so läſst man Dampf in den
                              									Kautschukschlauch eintreten, welcher sich nun völlig dicht an die Deckel- und
                              									Gefäſsflächen anlegt; es bleibt die Dichtung auch dann erhalten, wenn später derselbe Dampfdruck im Innern des Gefäſses gegeben
                              									wird.
                           Bei den von Noback und Fritze in
                              									Prag ausgestellten Brauereiapparaten befindet sich eine Centrifugalpumpe mit Frictionsvorgelege, dessen Construction folgende ist.
                              									Von der Transmission gelangt die rotirende Bewegung auf eine kleine Riemenscheibe
                              									der Vorgelegwelle, auf welcher auch eine eiserne Frictionsscheibe bedeutend
                              									gröſseren Durchmessers aufgekeilt ist. Von dieser Frictionsscheibe wird die Bewegung
                              									bei eingerücktem Vorgelege auf eine aus gepreſster Pappe bestehende Scheibe kleinen
                              									Durchmessers an der Welle der Centrifugalpumpe übertragen und hierdurch eine
                              									Uebersetzung ins Schnelle erzielt, welche ruhigeren Gang aufweist als der frühere
                              
                              									directe Antrieb. Das Erwähnenswerthe dieser Construction ist aber die
                              									auſserordentlich leichte und bequeme Ein- und Ausrückung des Vorgeleges, welche
                              									durch blose Drehung eines Handgriffes um 180° erfolgt. Die Achse dieses Griffes
                              									liegt nämlich unter dem Lager nächst der groſsen Frictionsscheibe der Vorgelegwelle
                              									und besitzt einen Ansatz, welcher bei der Drehung das Lager und die Welle um etwa
                              										5mm hebt, wodurch die Frictionsscheiben auſser
                              									Berührung kommen. Zum Zwecke besseren Andruckes bei eingerücktem Vorgelege ist das
                              									erwähnte Lager durch ein Kautschukband niedergezogen.
                           In der Nähe der vorerwähnten Objecte befindet sich die Schleifmaschine und die Knäuelmaschine von
                              										Ludw. Bollmann.
                           In der gegen auſsen liegenden Gallerie befinden sich die schon früher erwähnten Federmotoren von Schreiber,
                                 										Salomon und Comp. (*1878 228 9) und die Zinkenschneidmaschine von Georg
                                 										Roy in Wien (Margarethenstraſse 61), welche letztere zwar auf dem
                              									Grundprincipe der seit 1867 bekannten Davenport und Armstrong'schen Maschine (vgl. *1868 187 181. 261) beruht, jedoch einige wesentliche
                              									praktische Verbesserungen aufweist.
                           Erwähnung verdient noch die sehr gut construirte Zuckerpfeifchen-Maschine von Wojtechovsky in Prag, die Keilnuthen-Fräsmaschine von Joh. Müller in
                              									Wien und die Rauhmaschine von Fürth (vgl. * 1876 219 121).
                           Nächst der Maschinengallerie findet sich in der ungarischen
                              									Abtheilung auch die Ausstellung der Oesterreichischen
                                 										Staatseisenhahn-Gesellschaft, deren zahlreiche und sehr mannigfache
                              									Industrialwerke durch Pläne, graphische Darstellungen der Productionsmengen,
                              									theilweise auch der Productionsmethode und der Rohmateriale wie der Producte
                              									dargestellt sind. Diese Exposition gehört zu den beachtenswertesten der ganzen Ausstellung.
                              									Die Ausstellungen anderer österreichischen Eisenbahngesellschaften, welche
                              									namentlich für den Ingenieur viel Interessantes bieten, befinden sich im
                              									österreichischen Maschinen-Annexe.
                           Die Schweiz und im Anschlusse
                              									hieran Belgien weisen wieder eine gelungene Gruppirung
                              									der ausgestellten Maschinen auf, sowie auch die Ausstellungsobjecte selbst weit
                              									vollkommener den hohen Stand der Maschinenindustrie dieser Länder darthun, als dies
                              									z.B. von Oesterreich gesagt werden kann, wo die groſse Entfernung der Aufstellung
                              									groſser Gegenstände Eintrag that. Daſs der Referent die Ausstellung Ruſslands, trotz der schönen Ausstellung der Moskauer
                              									technischen Schule, unbesprochen läſst, hat seinen Grund darin, daſs er
                              									technologisch Neues hierin nicht auffand.
                           Die Schweiz hat an Müllereimaschinen in den Expositionen Millot's, Wegmann's, Daverio's u.a. einiges Neue und Vorzügliche aufzuweisen. So hat, um nur
                              									das Wichtigste hervorzuheben, Millot in Zürich eine
                              									Maschine ausgestellt, welche den Knoblauch vom Weizen
                                 										scheidet. Diese Aufgabe ist in folgender Weise gelöst. Der mit Knoblauch
                              									(den schleimigen Zwiebelknospen des Allium) vermengte Weizen passirt ein Walzwerk,
                              									welches aus zwei eisernen Druckwalzen und einer gröſseren, mit Kautschuk überzogenen
                              									Walze besteht, gegen deren Umfang die beiden erstgenannten Walzen wirken. Der
                              									widerstandsfähige Weizen drückt sich, ohne verletzt zu werden, in den Kautschuk ein,
                              
                              									während der Knoblauch plattgedrückt wird. Beide gelangen nun auf eine schiefe Ebene,
                              									über welche sie abgleiten, am Ende derselben beim Niederfallen von einem Windstrome
                              									getroffen werden, der die plattgedrückten Knoblauchkörner zur Seite treibt und so
                              									vollständig scheidet. Tägliche Leistung 500k. –
                              									Interessant ist ferner der Aspirator und die Griesputzmaschine desselben Ausstellers, welche beide
                              									eine gesonderte Besprechung ebenso verdienen, wie die Walzenstühle von Ganz und Comp. in Budapest.
                           
                              
                              Fig. 14., Bd. 229, S. 213
                              
                           
                              
                              Fig. 15., Bd. 229, S. 213
                              
                           Die Porzellanwalzenstühle von Fr. Wegmann in Zürich, dem verdienstvollen Verbreiter
                              									der Walzenmüllerei, müssen hier, auch ihre Erwähnung finden. Was zunächst die Walzen
                              									betrifft, so zeigen Fig. 14 und 15 die Befestigung des hohlen Porzellankörpers auf den
                              									Achsen. s, s sind die Endscheiben, welche durch die
                              									drei Schraubenbolzen b an den Walzenbund angepreſst
                              									werden. Die Lager der beweglichen, stellbaren Walze sind gegen unten verlängert und
                              									in Fig. 14. Fig. 15.
                              										einen Bolzen
                              									eingehängt, um welchen sie sich bewegen können. Oberhalb dieses Drehpunktes findet
                              									der Angriff für jene Theile statt, welche mit der Druckfeder verbunden sind und
                              									diese Walze je nach Spannung der langen Blattfeder mehr oder weniger gegen die
                              									zweite Walze drücken. Dieser Andruck sollte das leichte Ausweichen der
                              									Preſsionswalze bedingen. Es findet nun ein solches Ausweichen allerdings statt, wenn
                              									man z.B. Drahtstifte, Nägel o. dgl. zwischen die Walzen gelangen läſst, natürlich
                              									aber erst dann, wenn diese Gegenstände einen kräftigen Gegendruck ausüben.
                              									Zwischengebrachte kleine Steinchen von der Gröſse des aufzulösenden Grieses vermögen
                              									dies nicht; sie werden vielmehr zersplittert, aber ohne die Walzen zu beschädigen.
                              
                              									Der Schieber für die Mahlgutzuführung wird durch Bewegung eines Hebels bequem
                              									eingestellt. – Nicht uninteressant ist es, daſs Wegmann
                              									bei einem gleichfalls zur Ausstellung gebrachten Kleieausmahlstuhl eine geriffelte Porzellanwalze gegen einen geriffelten
                              									Porzellansattel wirken läſst, hier also jene Construction angenommen, bezieh. in
                              									Porzellan übersetzt hat, welche in anderem Material längst bei den St. Gallener
                              									Walzenstühlen (vgl. *1874 211 100) und einem Schrotstuhl
                              									von Escher-Wyſs (seit ein paar Jahren) in Anwendung
                              									gebracht ist.
                           Um nicht nochmal auf Walzenstuhlungen zurückkommen zu müssen,
                              									sei bemerkt, daſs im französichen Maschinen-Annexe ein Walzenstuhl von Beier ausgestellt ist, bei welchem einer der Walzen
                              									nebst der rotirenden Bewegung auch eine Längsbewegung dadurch ertheilt wird, daſs
                              									mit der Achse ein schräg gestellter Ring verbunden ist, welcher in der
                              									entsprechenden Spalte eines festen Stückes rotirt.
                           Fig. 16., Bd. 229, S. 214In der schweizerischen Abtheilung befinden sich ferner die hervorragenden
                              									Ausstellungsobjecte von Kaspar Honegger in Rüti.
                              									Besondere Hervorhebung verdient dessen Seiden-Spülmaschine, welche den Faden während des Aufspulens genau
                              									dieselbe Drehungszahl gibt, aber in entgegengesetzter Richtung, welche er durch das
                              									Abziehen von der Schleifspule beim Weben sonst annehmen würde, so daſs er völlig
                              									ungedreht in das Gewebe gelangt.Im J, 1873
                                    											hatte Honegger einen Apparat für gleichen
                                    											Zweck, aber von anderer Einrichtung in Wien ausgestellt. (Vgl. J. Zeman: Webereimaschinen, 87. Heft des
                                    											offiziellen österreichischen Ausstellungsberichtes, S. 8.)
                              									Fig. 16 deutet das Princip einigermaſsen an. Auf dem
                              									feststehenden Stifte s wird das Holzröhrchen für die
                              									Schleifspule gesteckt. Der Stift s ist umgeben von r, dem rotirenden Rohre, in welches das mit conischer
                              									Metallfütterung versehene Rohr r' gesteckt ist, das
                              									sich an der allmälig wachsenden Spule nach aufwärts hebt, aber die Drehungen von r mitmacht. Durch eine verticale Spalte in r,
                                 										r' tritt der Faden zur Spule und erhält daher je eine Drehung für jede
                              									Umdrehung des Rohres, und zwar in entgegengesetzter Richtung als beim Abziehen von
                              									der Spule. Ist die Spule gefüllt, so hat r' gegen r eine gewisse Höhe erreicht, worauf die Abstellung
                              									selbstthätig stattfindet.
                           Eine zweite ganz neue Idee ist bei Honegger's Kraftstuhl für schwere
                                 										Seidenstoffe (Gros) eingeführt. Um nämlich die unvermeidlichen kleinen
                              									Schwankungen in der Spannung des Schuſsfadens zu beseitigen, welche durch das Werfen
                              									der Schütze entstehen, ist bei diesem Kraftstuhl ein Mechanismus angebracht, welcher
                              									aus zwei Schienen besteht, die von beiden Seiten in das offene Fach eintreten und an
                              									welchen das Schiffchen eine genau bestimmte gleitende Bewegung von einer Seite zur
                              									andern ausführt; hierbei streift das Schiffchen die Kette nicht, es ist also auch
                              									diese Ursache zu Fadenbrüchen behoben. – Dieselbe Firma hat auch noch Kraftstühle
                              									für Baumwollstoffe u.a. ausgestellt.
                           Fig. 17., Bd. 229, S. 215Belgien. Im Mittelgange links fällt dem
                              									Besucher eine Gruppe von Maschinen ins Auge, welche aus Draht cylindrische, oder
                              
                              									auch kegelförmige Schraubenfedern (gewöhnlich
                              									Spiralfedern genannt) herstellen; diese Maschinen, P.
                                 										Cucherat's Patent, gehören der Société générale
                                 										industrielle J. Montagne et Cie. in Mons. Das Princip der Herstellung
                              
                              									dieser Federn ist uns neu und folgendes. Der Draht tritt durch eine aus 5 Rollen
                              									bestehende, gewöhnliche „Drahtdressur“ zu einem Scheibenpaar a, b (Fig. 17), von dem
                              									die untere eine Nuth besitzt, in welche sich der Draht einlegt, während die obere
                              									Scheibe einen schmalen, mit Hieb (feilenartig) versehenen Rand hat, welcher den
                              									Draht derart klemmt, daſs derselbe genau der Umfangsgeschwindigkeit der Scheiben
                              									entsprechend eingezogen wird. Der Draht tritt dann unter der Leitrolle r zur Scheibe b' und
                              									hinter die Leitspalte des Bleches c und vermöge der
                              									Rotation nach vorwärts. Es ist nun leicht einzusehen, daſs von der Höhenstellung der
                              									Rolle r der Grad der Krümmung, also der Durchmesser der
                              									Feder abhängt, sowie von der Schieſstellung von b' und
                              										c der Abstand der Windungen oder die Steigung der
                              									Schraubenfeder bedingt ist. Fertigt man cylindrische Schraubenfedern an, so bleibt
                              										r fix; stellt man kegelförmige Federn her, so wird
                              
                              									die Stellung der Rolle durch den Mechanismus selbstthätig geändert. Im letzteren
                              									Falle ist mit den beschriebenen Theilen eine Schere in der Weise vereinigt, daſs
                              									nach Windung der doppelt kegelförmigen Feder dieselbe abgeschnitten wird. Die
                              									Leistungsfähigkeit ist enorm.
                           
                           In der belgischen Abtheilung finden sich ferner, abgesehen von
                              									der groſsartigen Ausstellung Cockerill's, Cöl. Martin's
                              									u.a. eine interessante Collection von Werkzeugmaschinen von A. Fetu und Deliége in Lüttich, aus welcher besonders eine Hobelmaschine zur Bearbeitung von Kegelrädern
                              									hervorzuheben ist. Es werden zwei Messer, welche hinter einander die beiden
                              									Zahnflanken einer Lücke bearbeiten, gegen die Kegelspitze des Rades bewegt und
                              									erhalten die beiden Prismen, welche den Trägern der Messer zur Führung dienen, ihre
                              									Stellung durch Vermittlung einer Lehre, die für alle Räder gleicher Zähnezahl dieselbe bleibt, indem diesbezüglich nur eine
                              									Veränderung der Stellung des zu schneidenden Rades und der Anfangsstellung der
                              									Messer entsprechend der Radgröſse erforderlich ist. Die Maschine arbeitet, wenn
                              									richtig eingestellt, selbstthätig, aber die Einstellung setzt einen sehr
                              									verständigen Arbeiter voraus.
                           Fig. 18., Bd. 229, S. 216Bei einer von Jul. Deneffe und Comp. in
                              									Lüttich ausgestellten Hobelmaschine ist ein Messerhalter angebracht, welcher für manche Fälle sehr
                              									vortheilhaft gebraucht werden kann. Das Messer m (Fig. 18) ist in einem mittels Kurbel k und Schnecke s drehbaren
                              									Cylinder c befestigt, so daſs dem Messer ein
                              									verschiedener Neigungswinkel zur Seite gegeben werden kann. Durch eine Klemmschraube
                              									findet dann die Feststellung statt.
                           In den beiden groſsen französischen Maschinen-Annexen befinden sich noch so zahlreiche und
                              									bemerkenswerthe Maschinen, daſs deren ausführliche Besprechung allein zu einem,
                              									ausgedehnten Berichte würde. Die Zeit gestattet uns nur, folgende Andeutungen des
                              									Inhaltes zu geben.
                           Der erste Annex, welchen wir von der Porte
                                 										Tourville aus betreten, enthält Maschinen für graphische Künste und
                              									Textilindustrie, ferner Maschinen für Ziegelfabrikation und verwandte Producte. Als
                              									groſsentheils neu sind die Maschinen für die Seidenfärberei von César Corron in
                              									Saint-Etienne und Gebrüder Buffaud in Lyon
                              									hervorzuheben. Erwähnenswerth sind ferner die Maschinen für Tapetenfabrikation von Tulpin, Obermeyer und
                              										Leheu, die Appreturmaschinen von Hertzog bezieh. Pasquieur.
                           In demselben Annexe befindet sich die hochinteressante Ausstellung
                              									von Bruchstücken explodirter oder doch schadhaft gewordener Dampfkessel von der Association des propriétaires d'appareils à vapeur. Den
                              									abgesonderten letzten Abschnitt dieses Annexes bilden Apparate der Telegraphie.
                           Der zweite französische Maschinen-Annex zwischen Porte Rapp bis gegen Porte de
                                 										la Seine enthält Maschinen zum Pressen des
                                 										Glases, zur Porzellanfabrikation, darunter die
                              									sehr interessanten Maschinen für das selbstthätige Abdrehen von Porzellantellern und
                              									-Schüsseln von P. Faure (vgl. *1876 222 310), ferner Müllereimaschinen, Cigarettenmaschinen und endlich landwirtschaftliche Maschinen und Geräthe.
                           Unter diesen befindet sich eine Leiter zum Verladen der
                                 										Fässer auf Wagen, welche das Zurückrollen der Fässer und hierdurch bedingte
                              									Unglücksfälle verhindert. Zwischen die beiden Leiterbäume l (Fig. 19) sind die Hebel k gelagert, welche in der gewöhnlichen Stellung mit
                              									ihren Kopfenden oben hervorragen. Das hinaufrollende Faſs drückt nun jenen Keil, welcher unter dem
                              									Fasse sich befindet, nieder und dieser hebt mit seinem Schwanzende den nächst
                              									unteren Keil auf; falls er nicht schon durch das Uebergewicht seines Schwanzes in
                              									der gehobenen, durch die Schiene n begrenzten Lage sich
                              									finden sollte. Mit Ausnahme der Drehbolzen und der Schienen n sind alle Theile höchst einfach aus Holz hergestellt.
                           
                              
                              Fig. 19., Bd. 229, S. 217
                              
                           Auſser den Maschinen-Annexen hat der
                              									Landwirth die groſsartige, längs der Seine sich hinziehende landwirthschaftliche Ausstellung, welche auch diesbezügliche Maschinen und
                              									Apparate enthält, zu durchwandern. Für Heizung und Beleuchtung dient ein eigener groſser Annex; ebenso
                              
                              									haben die groſsen Eisenwerke Frankreichs besondere Bauten, unter welchen der
                              									Pavillon von Schneider in Creusot unübertroffen dasteht
                              									und geradezu den Glanzpunkt der Ausstellung bildet. In keinem technologischen Zweige
                              
                              									fand Referent eine Leistung, welche dieser Exposition auch nur annähernd an
                              									Bedeutung gleichkäme. Man durchschreitet diese Räume mit Bewunderung, und wenn hier
                              									diese wenigen Worte über Schneidens Ausstellung den Schluſs unseres Berichtes bilden, so möge der
                              									geehrte Leser dies damit entschuldigen, daſs es für den Einzelnen, selbst wenn er
                              									durch Freunde und Fachgenossen manch freundlichen Wink erhält, zur Unmöglichkeit
                              									wird, Alles zu sehen, Alles richtig zu fassen und darüber so rasch zu berichten, als
                              									es erwünschlich wäre.
                           Paris, 10. Juli 1878.