| Titel: | P. K Dederick's „Perpetual“-Heupresse. | 
| Autor: | V. Thallmayer | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 236 | 
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                        P. K Dederick's „Perpetual“-Heupresse.
                        Mit Abbildungen im Text und auf Tafel 18.
                        Thallmayer, über Dederick's Heupresse.
                        
                     
                        
                           Zu den der Landwirthschaft nahe stehenden Maschinen, welche auf dem europäischen
                              									Continente vor der Weltausstellung zu Philadelphia 1876 weniger bekannt waren,
                              									gehören u.a. auch die Heupressen von P. K. Dederick in
                              										Albany (N.-Y.) und unter diesen ist namentlich die sogen.
                              										„Perpetual“-Presse diejenige, welcher vermöge ihrer Einfachheit und ihres
                              									– wie der Namen besagen soll – ununterbrochenen Arbeitsganges von Seite der
                              									Interessenten nicht geringe Aufmerksamkeit zu Theil wurde.
                           Auf Taf. 18 stellt Fig. 1 den
                              									Längendurchschnitt einer auf Locomobilbetrieb und auf Rädern fahrbaren
                              									Perpetual-Presse vor. Die Presse besteht aus einem verticalen Füllschachte F zum Einführen des Heues, einem aus starken Hölzern
                              									zusammengefügten Preſskasten K von 0m,43 × 0,m56
                              									lichter Oeffnung, dem hölzernen Preſskolben P, einer
                              									Fall Vorrichtung G zum Einpferchen des Heues in den
                              									unteren Theil des Füllschachtes und einer weiter unten näher beschriebenen
                              
                              									Vorrichtung, welche beim Leergange das Preſskolbens das bis dahin schon gepreſste Heu festhält.
                              									Mit Ausnahme des den Druck auf den Preſskolben mittels einer kräftigen hölzernen
                              									Pleuelstange S übertragenden eisernen Räderwerkes,
                              									welches durch die von der Locomobile angetriebene Riemenscheibe T in Bewegung gesetzt wird, ist zur Herstellung dieser
                              									Presse vorwiegend Holz verwendet.
                           Der Vorgang des Pressens ist folgender: Das Heu (Stroh oder sonstiges lose Material)
                              									wird von einem Arbeiter in den Füllschacht F mit einer
                              									Gabel eingeführt. Beiläufig in dem Zeitpunkte, wo der Kolben an dem vom Preſskasten
                              									entfernt liegenden Hubende sich befindet, senkt sich die Fallvorrichtung G herab, um mit dem Fallbrete B das Heu in den unteren Theil des Füllschachtes einzupferchen und zwar in
                              									einer Weise, wie dies in Fig. 3
                              									veranschaulicht ist. Die Vorrichtung G wird durch die
                              									Pleuelstange S abgesetzt zum Fallen gebracht derart,
                              									daſs das Ende der Kolbenstange S bei Ankunft des
                              									Kolbens an seinem Hubende eine Stange V und mit ihr die
                              									hintere Hälfte des um a drehbaren Hebels H (vgl. Holzschnitt Fig.
                                 										2) emporschnellt, wobei das am oberen Ende dieses Hebels um den Zapfen z drehbar eingesetzte Fallbret B in den Füllschacht eindringt. Sowie sich nun der Preſskolben neuerdings
                              									zum Preſsen anschickt, muſs das Fallbret aus dem Füllschachte wieder emporgeschnellt
                              									werden, was in folgender Weise geschieht.
                           Der Preſskolben P ist nämlich durch zwei an seinen
                              									Seitenflächen angebrachte Balken b mit einem
                              									rechteckigen, horizontal liegenden, rahmenförmigen Schlitten c so verbunden, daſs er die Bewegung des Kolbens mitzumachen gezwungen
                              									ist. Der die zwei Seitentheile c des Schlittens
                              									verbindende Querbalken d stöſst nun im Augenblick, wo
                              									der Kolben zum Pressen sich anschickt, an die Kante ef
                              									des Bretes G an, hebt dabei den Hebel H in die Höhe, damit er durch ein aus guſseisernen
                              									Scheiben bestehendes Gewicht L, welches dem hinteren
                              									Ende des Hebels Ueberwucht ertheilt, gänzlich in die Höhe schnelle. Mit den zwei in
                              									Führungen gleitenden Seitentheilen c des
                              									Schlittenrahmens ist eine aus Bretern zusammengefügte Stufe ghi in Verbindung, welche sich zwischen den zwei Seitenwänden des
                              									Füllschachtes F ähnlich wie eine Schublade in einem
                              									Kasten bewegt. Durch ihre Bewegung wird während des Pressens des Kolbens die
                              									Einlegöffnung des Füllschachtes erweitert, hingegen bei dem Leergange des letzteren
                              									das Heu zusammengeschoben, um von dem niedersinkenden Fallbrete besser gefaſst
                              
                              									werden zu können. Bei der Vorwärtsbewegung des Kolbens wird das Heu gegen den
                              									Querbalken M und gegen sechs Klauen k (Fig. 1)
                              									gedrückt, welche zu je dreien in den beiden Seitenwänden des Preſskastens sich
                              									befinden. Der Querbalken M sowohl, als auch die Klauen
                              										k sind dem Einpressen des Heues in den Preſskasten
                              										K nicht hinderlich, indem ersterer der
                              									Höhenrichtung nach (Fig. 4),
                              									letztere seitwärts nachgeben können. Diese Klauen, von denen eine in Fig. 11 in
                              
                              									gröſserem Maſsstabe abgebildet ist, sitzen um einen verticalen Zapfen m drehbar in den Ausschnitten rechteckiger guſseiserner
                              									Platten, welche an die Seitenwände des Preſskastens angeschraubt sind; ferner fallen
                              									diese Klauen in die Richtung der Längsschlitze o,
                              									welche zwischen den die Seitenwände des Preſskastens bildenden Bohlen vorhanden
                              									sind.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 229, S. 238
                              
                           Beim Leergange des Kolbens nach vollführtem Pressen müssen
                              									jedoch die Klauen k wieder ihre ursprüngliche Lage
                              									annehmen, um zu verhindern, daſs mit dem Aufhören des Druckes das Heu sich nicht
                              									wieder ausdehne, was vermöge der ihm innewohnenden Elasticität sonst der Fall wäre. In diese
                              									Stellung werden die Klauen durch einen U-förmigen Riegel n gebracht, der, in den Holztheilen der Seitenwand geführt (Fig.
                                 										11), an seinen beiden Enden Knöpfe p trägt;
                              									auf diese Knöpfe treffen am Ende des Hubes des Kolbens eiserne Bolzen q, die sich am hinteren Ende des Preſskolbens befinden,
                              									und drücken durch den Riegel n die Klauen in die
                              									gewünschte Lage zurück. Die Bolzen q (Fig. 13)
                              									bilden eine Schraubenspindel, deren Mutter in eine rechteckige Platte ausläuft,
                              									welche an die Seitenfläche des Kolbens angeschraubt ist. Am vorderen Ende des
                              									Preſskolbens sind, damit dem Spiele der Klauen k kein
                              									Hinderniſs im Wege stehe, an den Seiten desselben entsprechenden Ortes Vertiefungen
                              										r ausgestemmt. Beim Leergange des Kolbens fällt
                              									dann auch der Querbalken M herab, um das Heu auch oben
                              									zurückzuhalten. Der obere Theil des Preſskolbens ist, wie aus Fig. 1 zu
                              									ersehen, durch einige Nuthen federnd gemacht, damit das Anstoſsen an den schräg
                              									abgeschnittenen Querbalken M in sachter Weise
                              									stattfinde.
                           Das Abtheilen in Ballen von der Form Fig. 12 des
                              									in den Kasten K eingepreſsten Heues geschieht durch
                              									Abtheilungsbreter A (Fig. 10),
                              									welche in den Füllschacht F eingeführt werden. Es kann,
                              									je nachdem diese Breter früher oder später eingelegt werden, das Heu in kürzere oder
                              									längere Ballen getheilt werden; doch ist deren gewöhnliche Länge 1m. Die Abtheilungsbreter erleichtern vermöge ihrer
                              									Einrichtung gleichzeitig auch das Einstecken des Bindedrahtes an den Enden der
                              									Ballen. An den Bretern A sind nämlich, correspondirend
                              									mit den Längsschlitzen o in den Seitenwänden des
                              									Preſskastens, schwalbenschwanzförmige Nuthen vorhanden, durch welche der Draht
                              									leichter hindurchgesteckt werden kann, als dies dann möglich wäre, wenn er die
                              									Heumasse zu durchdringen hätte. Der Bindedraht hat an einem Ende eine Schlinge; sein
                              									gerades Ende wird von der einen Seite des Kastens am Hinterende des Ballens
                              									durchgesteckt, dann von der anderen Seite des Kastens am Vorderende des Ballens
                              									wieder zurückgesteckt, um mit der Schlinge fest zusammengedreht zu werden (Fig.
                                 										7). Die einzelnen Gelege, durch deren Aneinanderreihung die Ballen
                              									gebildet werden, haben die in Fig. 8
                              									ersichtliche Form, welche die Manipulation beim Verfüttern erleichtert.
                           Fig.
                                 										9 gibt den Querdurchschnitt des Preſskastens. Die Verbindung der Hölzer am
                              									hinteren Ende des Preſskastens ist eine solche, daſs durch das Anziehen der starken
                              									Schraubenbolzen v die Austrittsöffnung desselben enger
                              									zusammengezogen, oder weiter gemacht werden und auf diese Weise der Grad der
                              									Zusammendrückung des Heues etwas regulirt werden kann. Mit y (Fig. 9) sind
                              									Bohlen bezeichnet, welche im Vereine mit eisernen Bändern die Kastenwände
                              									versteifen.
                           Bei den bereits oben angeführten Dimensionen der Ballen von 1m × 0m,43 × 0m,56 können in einen Eisenbahnwagen 120 Ballen
                              									eingelagert werden,
                              									durch welche bei einem Ballengewichte von 85 bis 90k die gewöhnliche Tragfähigkeit der Frachtwagen (10000k) nur um ein geringes überschritten wird.
                           In Fig.
                                 										5 ist die Anordnung der hinteren zwei Zahnräder, welche mittels eines
                              									Bolzens C (Fig. 1) die
                              									Pleuelstange aufnehmen, in Fig. 6 jene
                              									der Antriebswelle W mit der Riemenscheibe T und dem Schwungrade D
                              									dargestellt; letzteres ist auf die Welle W nicht
                              									festgekeilt, sondern zwischen zwei Scheiben eingesetzt, von denen die eine auf die
                              									Welle W gekeilt ist, während die andere an erstere
                              									mittels dreier Schrauben angepreſst wird. Diese Anordnung hat den Zweck, für den
                              									Fall, als der Preſskolben plötzlich auf einen unerwarteten Widerstand stoſsen
                              									sollte, das Schwungrad frei auf der Welle drehen zu lassen, um Brüche an den
                              									Zahnrädern zu vermeiden. Der Kolben macht unter gewöhnlichen Verhältnissen 10 bis 12
                              									Hübe in der Minute bei 300 bis 350 minutlichen Touren des Schwungrades; hierbei
                              									können im Durchschnitte während 10 Arbeitsstunden an 10000k Heu gepreſst werden. Die Bedienung der Presse
                              									erfordert vier Arbeiter, einen zum Hinreichen des Heues zur Presse, einen zum
                              									Einlegen desselben und zwei zum Binden und Abwiegen der Ballen.
                           Das Recht zur Herstellung der Perpetual-Heupressen haben sich für das Gebiet von
                              									Oesterreich-Ungarn Clayton und Shuttleworth in Wien
                              									erworben und ist der Preis der vorbeschriebenen Presse loco Wien 1100 fl. ö. W. Der
                              									Bindedraht kostet für 1000 Stück zu 3m Länge 40
                              									fl. Clayton und Shuttleworth versehen diese Pressen
                              									behufs Festsetzung ihrer Fahrräder während der Arbeit mit den in Fig. 14 und
                              										15 abgebildeten Keilblöcken, die mittels eines Hebels, dessen
                              									gabelförmiges Ende in Fig. 16
                              									dargestellt ist, fest an den Radkranz angedrückt werden können. Um nämlich die
                              									Keilblöcke W und W' fest
                              									an das Rad R zu pressen, werden die Zapfen z' (Fig. 16) in
                              									entsprechende Löcher der Verbindungsschiene X (Fig.
                                 										14 und 15)
                              									eingesetzt, die Zapfen z hingegen in einer passenden
                              									Kerbe der schiefen eisernen Stege m aufruhen lassen und
                              									der Hebel in die horizontale Lage niedergedrückt.
                           Schlieſslich führe ich noch an, daſs ich in der Gegend des Neusiedler Sees, wo Heu in
                              									bedeutender Menge hervorgebracht und zumeist nach Wien verfrachtet wird, vielfach
                              									Gelegenheit hatte, mich von der ganz zufriedenstellenden Wirksamkeit dieser Pressen
                              									zu überzeugen.Vgl. auch Dederick's deutsches Patent Nr. 2171 vom 4.
                                    											August 1877: Presse für Heu, Stroh oder Baumwolle mit Göpelbetrieb, wobei
                                    											ein verdichteter Ballen den nachgiebigen Widerstand für jede neue Pressung
                                    											bildet.
                           Ungarisch-Altenburg, Anfang Juli 1878.
                           V.
                                 										Thallmayer.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
