| Titel: | Nos d'Argence's Maschine zum Aufreissen von Mustern auf Geweben (Veloutirmaschine). | 
| Autor: | Kl. | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 253 | 
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                        Nos d'Argence's Maschine zum Aufreiſsen von Mustern auf Geweben
                           								(Veloutirmaschine).
                        Mit Abbildungen auf Tafel 21.
                        Nos d'Argence's Veloutirmaschine.
                        
                     
                        
                           Um auf glatten oder croisirten, rohen, gefärbten oder bedruckten Geweben von Wolle
                              									oder Baumwolle erhabene oder vertiefte Stoffzeichnungen hervorzubringen, hat Nos d'Argence eine Maschine erfunden, welche zur Zeit
                              									von F. Delamare-Deboutteville auf der Pariser
                              									Ausstellung vorgeführt (vgl. S. 13 d. Bd.) und in Fig. 7 bis
                              										9 Taf. 21 näher veranschaulicht ist.
                           Das Aufreiſsen der Fäden des Gewebes geschieht mittels kupferner oder eiserner
                              									Kratzen mit sehr langen, biegsamen, nicht sehr dichten Häkchen, welche auf einer
                              									horizontalen, rasch umlaufenden Walze aufgezogen sind, während das Gewebe unter der
                              									Veloutirwalze sich fortbewegt, so daſs es fortwährend und unter immer gleichem Druck
                              									von den Kratzen angegriffen wird. Es gelingt auf diese Weise, dem ganzen Gewebe ein
                              									sammetartiges Aussehen zu geben. Um diesen Effect nur an einzelnen Stellen des
                              									Gewebes hervorzubringen, hat der Erfinder zwischen der Kratzwalze und dem Gewebe ein
                              									dünnes, kammartig durchbrochenes Metallblech angebracht; die Ausschnitte in
                              									letzterem entsprechen dem aufzureiſsenden Muster, während die Blechfläche den Theil
                              									des Gewebes vor der Einwirkung der Kratzen schützt, welcher seine ursprüngliche
                              									Dichte und sein Ansehen beibehalten soll. Soll das Muster einen fortlaufenden
                              									Längsstrich vorstellen, so ist das Schutzblech unbeweglich und hat die Form eines
                              									Cylindersegmentes (Fig. 7),
                              									innerhalb dessen die Kratzwalze sich dreht. Sollen unterbrochene, in beliebiger
                              									Richtung auf dem Gewebe vertheilte Muster hervorgebracht werden, so erhält das
                              									durchbrochene Schutzblech die Form eines vollständigen Cylinders (Fig. 8). Die
                              									Kratzwalze dreht sich innerhalb dieses Schutzcylinders, letzterer dreht sich
                              									unabhängig und mit geringerer Geschwindigkeit als die Kratzwalze, aber gleich
                              									schnell wie das unter ihm hinlaufende Gewebe.
                           In beiden Fällen wird das Gewebe durch einen Preſsionscylinder gegen die Kratzwalze
                              									angedrückt; der erstere dreht sich in der Richtung und mit der Geschwindigkeit des
                              									Gewebes. Um die aufgerissenen Stellen, insbesondere bei Wollstoffen, gleichzeitig zu
                              									rauhen, ist der Kratzwalze auſser der Drehung um ihre Achse noch eine horizontale
                              									hin- und hergehende Bewegung gegeben. Zur weiteren Verdeutlichung der Maschine dient
                              									die in Fig. 9 gezeichnete Seitenansicht derselben. Hierbei ist der Fall
                              									angenommen, daſs die Kratzwalze von dem sich mitdrehenden Schutzcylinder ganz
                              									umschlossen ist. Das Gewebe geht über Leitwälzchen, zwischen dem Schutzcylinder
                              									bezieh. der Kratzwalze und der Preſsionstrommel durch und rollt sich auf einer von
                              									Zahnrädern und Scheiben getriebenen Walze auf oder wird in bekannter Weise einfach
                              									abgelegt. Die Kratzwalze erhält von der Triebscheibe eine Geschwindigkeit von 300
                              									Umdrehungen in der Minute; ihre Lager befinden sich auf zwei mittels einer Schraube
                              									von unten nach oben beweglichen, horizontalen Seitenbacken, um die Kratzen beliebig
                              									gegen den durchbrochenen Schutzcylinder und das Gewebe andrücken zu können. Auch die
                              									Preſsionstrommel ruht in beweglichen Lagern auf zwei senkrechten Seitenbacken;
                              									letztere stehen auf dem abgerundeten Ende eines Hebels, gehen mit der Bewegung
                              									desselben in einer Gleitschiene beliebig auf und ab und bestimmen so den Druck der
                              									Preſsionstrommel gegen das durchlaufende Gewebe und gegen die Kratzwalze. Der
                              									Schutzcylinder hängt frei im Oberständer zwischen fest gelagerten, sowie zwischen
                              									einer obenauf mittels Hebel beweglichen Leitrolle, um dergestalt beliebig dem Gewebe
                              									genähert oder von demselben entfernt werden zu können. Beide Cylinder, sowohl der
                              									Schutzcylinder als die Preſsionstrommel, erhalten ihre Bewegung vom durchlaufenden
                              									Gewebe. Das Obergestell kann umgeklappt werden, wenn das Muster bezieh. der
                              									Schutzcylinder gewechselt werden soll.
                           Eine solche Maschine bearbeitet minutlich im Mittel 1,5 bis 1m,8 Waare oder 1000 bis 1200m im Tag. Die Instandhaltung derselben verursacht
                              									keine besonderen Kosten, mit Ausnahme der Kratzen, welche freilich sehr oft
                              									geschärft werden müssen und sich ungemein rasch abnutzen. Die selbstverständlich
                              									erforderliche Schutzvorrichtung gegen den entstehenden Staub ist in unseren Figuren
                              									nicht angedeutet; ebenso wenig der einfache Mechanismus zur horizontalen Hin- und
                              									Herschiebung der rotirenden Kratzwalze.
                           
                              
                                 Kl.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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