| Titel: | Ueber die Gewinnung von Ammoniak. | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 273 | 
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                        Ueber die Gewinnung von Ammoniak.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 23.
                        Ueber die Gewinnung von Ammoniak.
                        
                     
                        
                           Die bisher zur Destillation der ammoniakalischen Wasser der Gasfabriken angewendeten
                              									Apparate bestanden entweder aus einem Kessel, in welchem die Ammoniakwässer, sei es
                              									ohne, sei es mit Zusatz von Kalk destillirt wurden, oder es wurden deren zwei
                              									angewendet, von welchen der eine als Vorwärmer, der andere als Destillirkessel
                              									diente. War kein Kalk zugesetzt, so wurde nur das an flüchtige Säure gebundene
                              									Ammoniak gewonnen; im anderen Falle gab der in den Apparat eingeführte Kalk Anlaſs
                              									zu schnellem Verbrennen der Kessel, welchem Uebelstande auch durch eine in dem
                              									Apparate angebrachte Rührvorrichtung nur mangelhaft abgeholfen wurde. Diese
                              									Uebelstande werden vermieden durch eine Anordnung von H.
                                    										Grüneberg in Kalk bei Deutz (D. R. P. Nr.
                              									351 vom 13. Juli 1877), welche ohne mechanischen Rührapparat die Anwendung von Kalk,
                              									also die Gewinnung des sämmtlichen, auch des an Chlor und Schwefelsäure gebundenen
                              									Ammoniaks gestattet, ohne daſs eine Zerstörung des Apparates zu befürchten ist. Fig.
                                 										11 bis 13 Taf. 23
                              									zeigen den Grüneberg'schen Apparat (ohne Gebäude) in
                              									verschiedenen Ansichten. Das frische Ammoniakwasser gelangt aus dem Vorrathsbehälter
                              
                              										D in den 7 bis 8m
                              									langen Kessel A, wird hier vorgewärmt, kommt nach den
                              									mit directer Feuerung versehenen Kessel B, dann nach
                              									dem nicht von den Feuergasen berührten Kessel C, wird
                              									hier zur Zerlegung der nichtflüchtigen Ammoniakverbindungen mit Kalk behandelt, um
                              									nach der Erschöpfung abgelassen zu werden.
                           
                           Bei regelmäſsigem Betriebe wird der Kessel B geheizt,
                              									die denselben verlassenden Verbrennungsgase umziehen den Kessel A und bringen dessen Inhalt zur Kochhitze. Die im
                              									Kessel B entwickelten Dämpfe treten durch das
                              									rechenförmig endende Rohr a in den Kessel C und treiben hier das mittels Kalkmilch, welche durch
                              									einen aufgesetzten Trichter eingeführt wurde, freigemachte Ammoniak aus; letzteres
                              									entweicht mit den Wasserdämpfen durch das Rohr b in den
                              									Vorwärmer A, entbindet hier die flüchtigen
                              									Ammoniakverbindungen und wird mit diesen durch das Rohr d in bedeckte Bleikästen H geführt, die mit
                              									50proc. Schwefelsäure gefüllt sind. Die hier entwickelten Gase, namentlich
                              									Schwefelwasserstoff und Kohlensäure, werden durch den Kanal O in die Feuerung des Kessels B geführt und
                              									so unschädlich gemacht.
                           Ist die Säure im Sättigungskasten neutralisirt, so läſst man die erhaltene Lauge
                              
                              									erkalten und schöpft das auskrystallisirte Salz auf die Abtropfvorrichtungen,
                              									während die Mutterlauge wieder mit einer entsprechenden Menge Schwefelsäure versetzt
                              									und mit Ammoniakdämpfen behandelt wird, so daſs eine besondere Verdampfung nicht
                              									nothwendig ist.
                           Soll Salmiak dargestellt werden, so ersetzt man die Bleikästen durch mit Salzsäure
                              									gefüllte Steinkästen; hierbei ist allerdings ein Abdampfen von Lauge nicht zu
                              									vermeiden.
                           Der Apparat ist bereits in den Ammoniakfabriken in Cöln, Hamburg, Stettin und Leipzig
                              									eingeführt. Es hat sich bestätigt, daſs seine Bedienung leicht ist, die
                              									erforderlichen Reparaturen gering sind, die Ausnutzung der Gaswässer aber
                              									vollständig gelingt.
                           J.
                                    											Swindells (Englisches Patent vom 21. Juni 1876) will
                              									Ammoniak dadurch synthetisch darstellen, daſs er ein Gemenge von atmosphärischer
                              									Luft und Wasserdampf über erhitzte Kohle leitet. Die hierbei gebildete Kohlensäure
                              									wird durch Kalilauge zurückgehalten, der entstandene Wasserstoff mit dem Stickstoff
                              									soll sich dann in Kammern, die mit erhitzten Thonstücken gefüllt sind, zu Ammoniak
                              									vereinigen (vgl. 1877 223 549).
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
