| Titel: | Ueber Ly-chô, ein neues Verdickungsmittel; von G. Vaucher. | 
| Autor: | Kl. | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 290 | 
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                        Ueber Ly-chô, ein neues Verdickungsmittel; von
                           									G. Vaucher.
                        Vaucher, über Tissot's Ly-chô.
                        
                     
                        
                           Alfred Tissot in Asnières hat neuerdings einen
                              									Kunstgummi in den Handel gebracht, über dessen Eigenschaften G. Vaucher im Bulletin de Mulhouse, 1877 S.
                                 										592 berichtet. Dieselben nähern sich am meisten denen des Traganths. Das
                              									unter dem Namen „Ly-chô“ in die Druckfabriken eingeführte Product stellt ein
                              									weiſses, schwach gelb nüancirtes, äuſserlich dem Dextrin ähnliches, dabei auffallend
                              									nach Thee riechendes Pulver vor. Wird dasselbe in kaltem Wasser ungefähr 24 Stunden
                              									lang eingeweicht, so liefert es eine dicke, fast farblose, neutral reagirende, wenig
                              
                              									zusammenhängende Verdickung, welche sich mit Wasser leicht verdünnen läſst. Mit
                              									seinem 8fachen Gewicht Salpetersäure von 1,36 sp. G. behandelt, liefert der
                              									Ly-chô-Gummi Schleimsäure und Oxalsäure; mit Salzsäure von 1,01 sp. G. Glucose; beim
                              									Erwärmen auf 110° verliert er 20 Proc. Wasser. Stark erhitzt und geglüht,
                              									hinterläſst er 14 Proc. Asche; wird das Erhitzen nur bis zur Verkohlung der Substanz
                              									fortgesetzt, so lassen sich im wässerigen Auszug des Rückstandes Natron und
                              									Schwefelsäure und Spuren von Chlor nachweisen.
                           Die wässerige Ly-chô-Lösung wird von Eisenoxydsalzen, von basisch salpetersaurem und
                              									essigsaurem Blei, von salpetersaurem Quecksilber und von Alkohol gefällt. Mit
                              									Jodtinctur zusammengebracht, färbt sich das Ly-chô-Pulver röthlich, wie Malz.
                           Was die Ausgiebigkeit des neuen Verdickungsmittels betrifft, so entspricht dieselbe
                              									der des Gummitraganths, während es um 33 Proc. billiger zu stehen kommt als
                              									letzterer, abgesehen davon, daſs das Auflösen des Traganths noch Heizmaterial
                              									beansprucht, welches beim Ly-chô-Gummi entfällt. Da nun die Klarheit der Farben
                              									durch das farblose Product nicht beeinträchtigt wird, so dürfte sich das neue
                              									Verdickungsmittel insbesondere für dunkle Töne der Anilinfarben gut eignen, mit
                              									Ausnahme des Anilinviolettes, mit welchem es sich nicht verträgt. Ganz befriedigende
                              									Resultate erhält man auch, wenn Eisen- und Thonerdemordant für Schwarz, Roth und
                              									Violett mit Ly-chô verdickt werden; die erzielten Nuancen nach dem Ausfärben, fallen
                              									ebenso satt und rein aus, wie wenn mit Traganth verdickt worden wäre. Vaucher hat die Ly-chô-Verdickung auch für Dampfblau,
                              									Dampfgrün und Havraneck-Grün geprüft und gefunden, daſs sie in diesen Farben ebenso
                              									wohl den Senegal und Traganth-Gummi, als die Weizen stärke ersetzen kann; besonders
                              									vortheilhaft erweist sie sich für die entsprechenden dunklen Dampffarben, weil man
                              									mit dem trockenen Pulver direct verdicken kann. Während ein Dampfblau, welches aus
                              									gelbem und rothem Blutlaugensalz, aus sogen, blausaurem Zinn, Weinsäure und Salmiak
                              									zusammengesetzt ist, 360g Senegalgummi auf 1l Farbe erfordert, genügen für dieselbe Menge
                              									Druckfarbe 52g Ly-chô. Ebenso läſst sich der neue
                              									Gummi mit Vortheil für Solidblau verwenden, wo er sich namentlich in sofern bewährt,
                              									als er sich mit anderen Verdickungsmitteln gut vermischen läſst. Aus dem ganzen
                              									Verhalten des Tissot'schen Productes glaubt Vaucher demselben eine Zukunft in den Druckereien
                              									versprechen zu dürfen.
                           
                              
                                 Kl.