| Titel: | Schleifen und Poliren steinerner Säulen auf der Drehbank. | 
| Autor: | J. P. | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 323 | 
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                        Schleifen und Poliren steinerner Säulen auf der
                           								Drehbank.
                        Schleifen und Poliren steinerner Säulen auf der
                           								Drehbank.
                        
                     
                        
                           Mit Rücksicht auf die ausgedehnte Verwendung von polirtem Granit und anderen sehr
                              									harten Steinen für Bauwerke dürfte eine kurze Beschreibung der Methode des
                              									Schleifens und Polirens von Granitsäulen von Interesse sein. Zur Ausführung dieser
                              									Arbeiten dient eine Drehbank von der einfachsten Form. Das Material, welches als
                              									Schleif- und Polirmittel verwendet wird, ist Ufersand und Schmirgel. Die Drehbank
                              									besteht aus einem einfachen Spindelstock und Reitstock, welche auf einem gut
                              									fundirten hölzernen Bett montirt sind. Der Reitstock ist in gewöhnlicher Weise auf
                              									dem Bette in Führungen verschiebbar und an jeder beliebigen Stelle desselben
                              									feststellbar, um die Spitzenentfernung der Säulenlänge anzupassen. Derselbe enthält
                              									in einer wie im Spindelstock gebräuchlich gelagerten und in ihren Lagern frei
                              									drehbaren Spindel einen verstellbaren Körner. Der Spindelstock enthält auſser der
                              									Spindel eine Vorgelegewelle, auf welcher eine einfache Riemenscheibe und ein
                              									Getriebe festgekeilt sind. Das Getriebe greift in ein auf der Spindel aufgekeiltes
                              									Stirnrad und bewirkt dadurch die drehende Bewegung der letzteren. Die verschiedenen
                              									Umdrehungszahlen der Spindel werden dadurch erzielt, daſs auf der Vorgelegewelle
                              									Riemenscheiben von verschiedenem Durchmesser aufgesteckt werden. Die
                              									Umfangsgeschwindigkeit an der Oberfläche des zu schleifenden Steines beim Schleifen
                              
                              									und Poliren beträgt 1,17 bis 1m,22 in der
                              									Secunde.
                           Auf der Spindel des Spindelstockes ist eine Planscheibe als Mitnehmerscheibe
                              									angebracht. Der in dieser Spindel vorhandene Körner ist einfach cylindrisch und ohne
                              									Spitze, wogegen der gleichfalls stumpfe Körner in der Reitstockspindel prismatisch
                              									mit quadratischem Querschnitte hergestellt ist. Der zu schleifende Stein ist durch
                              									Handarbeit so nahe als
                              									möglich cylindrisch hergestellt und an jedem Ende in seiner geometrischen Achse mit
                              									einer würfelförmigen Vertiefung von 75 bis 150mm
                              									im Quadrat und in der Tiefe versehen. In diesen Vertiefungen werden die gleichfalls
                              									würfelförmigen Körnerfutter befestigt, mittels welcher die abzuschleifende Säule in
                              									den Körnern der Drehbank eingespannt wird. Die Körnerfutter sind aus Hartguſs
                              									hergestellt und besitzen etwas kleinere Dimensionen, als sie die im Steine
                              									enthaltenen Vertiefungen aufweisen. Sie sind über eiserne Dorne gegossen, welche
                              									genau die Gröſse und Form der beiden Körner besitzen, also mit cylindrischem Loche
                              									für den einen und mit prismatischem, im Querschnitte quadratischem Loche für den
                              									anderen Körner. Die in die Körnerfutter eingreifenden Theile der Körner sind, wie
                              									die Körnerlöcher selbst, schwach conisch hergestellt, um allseitige solide Anlage zu
                              									sichern. Die Körnerfutter werden in den Vertiefungen der Steinenden mittels einer
                              									Metalllegirung (Babitts Metall) centrisch befestigt. Zu diesem Zwecke wird die
                              									steinerne Säule in einer Lünette mit vier radial verstellbaren Backen nach dem
                              									äuſseren Umfange centrirt, worauf die in die Vertiefungen eingesteckten Körnerfutter
                              									durch je eine Schraube festgestellt werden. Sodann wird aus Lehm ein Einguſs
                              									hergestellt und das geschmolzene Metall in die Zwischenräume zwischen Körnerfutter
                              									und Stein eingegossen. Die Backen der Lünette sind so lang, daſs sie das genaue
                              									Einstellen der Säulenachse in der Richtung der Körnerachse der Drehbank sichern.
                              									Sind die Körnerfutter in dieser Weise in den Säulenenden befestigt, so wird die
                              									Säule auf die Drehbank gebracht und in den Körnern gelagert, worauf das Schleifen
                              									beginnen kann. Als Widerlager der Schleifklötze sind an der Rückseite der Drehbank
                              									eine Reihe von Ständern der Säule entlang angebracht, welche zugleich unter der
                              									Säule einen ebenso langen Behälter zur Aufnahme der Schleifmittel (Ufersand und
                              									Schmirgel) bilden. Die Säule rotirt in einer der bei Drehbänken gewöhnlich
                              									gebräuchlichen entgegengesetzten Richtung, so daſs die oben auf die Säule frei
                              									aufgelegten Schleifklötze sich gegen die durch genannte Ständer gebildete
                              									Anlagfläche stützen und dadurch am Platze gehalten werden. Die untere Seite der
                              									Schleifklötze ist concav und bildet ein Segment von ¼ bis ⅓ des Umfanges der Säule.
                              									Die Schleifklötze sind aus Guſseisen hergestellt, ungefähr 80mm breit und so hoch, daſs jeder derselben 50k für eine Säule von 1m Durchmesser und 25k für eine Säule von
                              										500mm Durchmesser wiegt. Dieselben liegen
                              									dicht an einander der ganzen Säule entlang und wirken blos durch ihr eigenes
                              									Gewicht, so daſs sie den gröſseren oder geringeren Buckeln, welche am Umfange der
                              									von Hand roh vorgearbeiteten Säule noch vorhanden sind, von einander unabhängig frei
                              									folgend sich nach auf und ab bewegen können, was namentlich beim Beginne der Arbeit
                              									erforderlich ist, wo noch alle Spuren der Meiſselhiebe vorhanden sind.
                           
                           Während die Säule sich dreht, gibt der die Maschine bedienende Arbeiter Sand und
                              									Wasser auf, bis alle Erhabenheiten und Vertiefungen an der Säule der Oberfläche
                              									ausgeglichen sind. Hierauf wird Schmirgel angewendet, wobei gleichzeitig das Gewicht
                              									der Schleifklötze durch Zuleggewichte auf das Doppelte gesteigert wird. Hierbei muſs
                              									der Schmirgel in der ganzen erforderlichen Menge auf einmal aufgegeben und während
                              									dieser Schleifdauer kein neuer Schmirgel zugefügt werden. Der Schmirgel wird nämlich
                              									beim fortdauernden Schleifen selbst fort und fort feiner in Korn, die erzielte
                              									glatte Oberfläche würde demnach durch frischen Schmirgel unnöthig zerkratzt werden.
                              									Das Erforderniſs an Schmirgel beträgt ungefähr 2k,75 für 1qm der abzuschleifenden
                              									Oberfläche, so z.B. für eine Säule von 3m Länge
                              									und 3m Umfang 9 × 2,75 = 24k,75. Diese Menge wird genau abgewogen in eine
                              									Bütte gebracht und mit einem Löffel den Schleifklötzen nach und nach gleichmäſsig
                              									zugeführt. Die in den Trog fallenden Schmirgelkörnchen werden mit dem Löffel wieder
                              									aufgesammelt und neuerdings unter die Schleifklötze gebracht, welche Manipulation,
                              									aus dem schon angeführten Grunde ohne ferneres Hinzuthun neuen Schmirgels, bis zur
                              									Fertigstellung der Säule ununterbrochen fortgesetzt wird. Um ferner unregelmäſsiges
                              									Schleifen möglichst zu verhindern, werden die Schleifklötze Aron Zeit zu Zeit der Säule entlang verschoben, wie
                              									dies auch beim Abschmirgeln eiserner Wellen mittels der gewöhnlichen Schleif- oder
                              									Schmirgelkluppe gebräuchlich ist. Um endlich eine glänzende Oberfläche herzustellen,
                              									wird Zinnasche und Wasser benutzt wie bei der gewöhnlichen Handschleiferei auf
                              									Marmor und anderen Steinen, wobei die Schleifklötze an der unteren Fläche mit einem
                              									Filzüberzug versehen werden.
                           Ist die Säule fertig geschliffen und polirt, so wird sie wieder von der Drehbank
                              									abgehoben. Die Körnerfutter werden aus derselben entfernt, um bei einer folgenden
                              									Säule neuerdings in Verwendung zu kommen. Zum Herausbringen der Körnerfutter ist im
                              									Centrum eines jeden derselben eine durchgehende, mit Gewinde versehene Bohrung
                              									vorhanden, in welche eine Druckschraube eingeschraubt werden kann. Diese stemmt sich
                              									an die Steinfläche im Grunde der Vertiefung, in welcher das Körnerfutter sitzt und
                              									drückt so das letztere aus dem Babitts-Metall heraus, wonach dieses selbst entfernt
                              									werden kann, um später gleichfalls wieder zur Verwendung zu kommen.
                           Das Schleifen erfordert im Ganzen einen ziemlich bedeutenden Zeitaufwand, welcher um
                              									so gröſser wird, je härter der Stein ist und übrigens mit dem Umfange der Säule in
                              									geradem Verhältniſse steht, weil die Umfangsgeschwindigkeit ziemlich unverändert
                              									bleiben kann. Beispielsweise erforderte das Schleifen einer Säule von 355mm Durchmesser und 3m,3 Länge nach unserer Quelle (Polytechnic
                                 										Review, 1878 Bd. 5 S. 67) 45 bis 50 Stunden, wobei das Material der Säule
                              									(Granit von Westerly, R. I.) sehr gleichförmig und auſserordentlich widerstandsfähig
                              										war. Dieser Granit
                              									leistete gegen das Zerdrücken einen Widerstand von 13k,4 auf 1qmm, während der berühmte
                              									Quincy-Granit schon bei 9k,1 zerdrückt wird und
                              									Plymouth-, Concord-, Jonesboro- und Fox Island-Granit bis zur Bruchgrenze
                              									durchschnittlich nur 4,2 bis 5k,6 Druck
                              									aushalten.
                           
                              
                                 J. P.