| Titel: | A. v. Löhr's selbstaufziehende Taschenuhr. | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 434 | 
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                        A. v. Löhr's selbstaufziehende Taschenuhr.
                        Mit einer Abbildung auf Taf. 38.
                        v. Löhr's selbstaufziehende Taschenuhr.
                        
                     
                        
                           Das Aufziehen der Taschenuhren erfolgt jetzt zumeist mit Schlüssel oder auch mit dem
                              										„Remontoir“ genannten Mechanismus. Statt des letzteren Apparates, welcher
                              									26 Bestandtheile enthält, erscheinen in dem von August
                                 										Ritter von Löhr in Wien i. J. 1875 erfundenenEs ist bekannt, daſs schon im vorigen
                                    											Jahrhundert selbstaufziehende Uhren (die sogen. „Schlögeluhren“)
                                    											existirten; Napleon I. trug eine derartige, von
                                    												Bréquét verfertigte Uhr, mit
                                    											Platina-Gewicht. Die Construction verhält sich aber zur „Perpetuale“
                                    											wie etwa ein Nürnberger Ei zur heutigen Taschenuhr; sie bedingte einen sehr
                                    											schweren „Schlögel“, damit entsprechende bauchige Wärmflaschenform
                                    											der Uhr, unverhältniſsmäſsiges Gewicht, eine sehr heikle Schutzvorrichtung
                                    											gegen das Ueberaufziehen, die häufig Störungen machte. Diese Umstände
                                    											machten das alte System nahezu unbrauchbar. neuen,
                              										„Perpetuale“ genannten, selbstthätigen Aufziehmechanismus, der das
                              									Aufziehen ganz vermeidlich macht, blos 12 Theile angewendet. Die Construction des
                              									Uhrwerkes selbst bleibt von dieser Neuerung ganz unberührt, kann also Cylinder,
                              									Anker u. dgl. sein; demselben wird nur der in der Skizze Fig. 9 Taf.
                              									38 nach der Wochenschrift des österreichischen Ingenieur-
                                 										und Architectenvereines, 1878 S. 99 dargestellte Apparat hinzugefügt.
                              									Letzterer arbeitet in der Art der bekannten Odometer; nur wird das Schaltwerk nicht
                              									zum Registriren der Schwingungen des Gewichtes, bezieh. der erfolgten Schritte
                              									benutzt, sondern dazu, um mittels entsprechender Uebersetzung den Federstift A der Uhr umzudrehen und so die Feder aufzuwinden. Die
                              									Schwingungen des Gewichtes G entstehen durch die
                              									unvermeidlichen Stöſse, welche die Taschenuhr beim Gebrauche durch den Körper des
                              									Trägers empfängt, also beim Gehen, Reiten, Fahren u. dgl.
                           Die Constructionsverhältnisse sind so gewählt, daſs den factischen Verhältnissen
                              									möglichst Rechnung getragen ist, d.h. daſs die tägliche Bewegung des
                              									Durchschnittsmenschen zu Grunde gelegt ist. Diese ist mit 6840 Stöſsen, entsprechend
                              									einer starken Stunde Bewegung, für 24 Stunden angenommen. Die seit Ende vorigen
                              									Jahres durchgeführten Beobachtungen und Versuche haben diese Annahme als für selbst
                              									nur mittelmäſsig rührige Menschen als giltig gezeigt.
                           Ein wesentlicher Punkt der Construction ist noch die Wahl von sehr dünnen Federchen
                              										a und b für die
                              									Sperrklauen, deren Dimensionirung noch vollständig der Beanspruchung genügt,
                              									während, andererseits deren Ausweichen durch Biegung bei stärkerem Widerstände (als
                              									bei vollständig aufgewundener Feder u. dgl.) gewiſs erfolgt.
                           Das Zeigerstellen erfolgt ganz einfach durch Drehen des gerippten Scheibchens B mittels der eingelegten Fingerspitze. Wird die Uhr
                              										nicht getragen, so
                              									kann sie wie gewöhnlich mittels Schlüssel aufgezogen werden.
                           Die beschriebene „Vorrichtung zum selbstthätigen Aufziehen solcher Uhrwerke,
                                 										welche Erschütterungen ausgesetzt sind“, ist u.a. im Deutschen Reich unter
                              									Nr. 1903 vom 10. Januar 1878 ab patentirt.
                           
                        
                     
                  
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