| Titel: | Ueber Blair's Eisendarstellung; von J. Ireland. | 
| Autor: | – r. | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 458 | 
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                        Ueber Blair's Eisendarstellung; von J. Ireland.
                        Ireland, über Blair's Eisendarstellung.
                        
                     
                        
                           Die Fabrikation von Eisenschwamm durch Reduction reicher, reiner Eisenerze hat in den
                              									letzten Jahren wesentliche Abänderungen und Verbesserungen erfahren. Wir wollen in
                              									Nachstehendem einen kurzen Rückblick auf den ursprünglichen Proceſs werfen und
                              									hierauf nach Engineering, 1878 Bd. 25 S.
                                 										289 die Methoden behandeln, nach weichen dieser Fabrikationszweig heute
                              									betrieben wird.
                           
                           Der erste von Blair in Thätigkeit
                              									gesetzte Reductionsofen (vgl. *1875 216 304) bestand aus
                              									drei neben einander stehenden verticalen Retorten von je 914mm Durchmesser und 8m,53 Höhe, welche insgesammt von einem Mantel aus feuerfestem Mauerwerk
                              									umgeben waren, dessen Innenwände weit genug von den Retorten abstanden, um einem
                              									zwischen beiden aufsteigenden heiſsen Gasstrome zu gestatten, letztere von auſsen zu
                              									erhitzen. Die Zuführung der aus einem Generator kommenden Gase geschah durch Kanäle,
                              									welche in der unteren Partie des Ziegelmauerwerkes ausgespart waren, und die zu
                              									ihrer Verbrennung nothwendige Luft trat durch besondere Oeffnungen unmittelbar über
                              									den gedachten Kanälen ein. Der ganze Ofen ruhte in einer Höhe von 3m,66 über der Hüttensohle auf eisernen Platten,
                              									welche von Säulen getragen wurden. Jede Retorte hatte in ihrer verticalen
                              									Fortsetzung nach unten einen durch Wasser gekühlten schmiedeisernen Cylinder,
                              									welcher an seinem unteren Ende mit Schieber zum Oeffnen und Schlieſsen versehen war.
                              									Am Kopfende waren in die Retorten guſseiserne Cylinder von je 609mm Durchmesser und 1m,83 Höhe eingehängt, welche also zwischen sich und der Retortenwand einen
                              									ringförmigen Raum von 152mm offen lieſsen.
                           Die zur Reduction bestimmten Erze wurden in mit kohlehaltigen
                              									Materialien abwechselnden Schichten durch die ringförmige Oeffnung aufgegeben;
                              									nachdem die Retorten gefüllt waren, lieſs man die heiſsen Gase zu deren Erhitzung
                              									von auſsen zuströmen. Nachdem die Hitze sich hinreichend gesteigert hatte, trat im
                              									Inneren der Retorte eine Entwicklung von Gasen ein, welche bei ihrer Ankunft an der
                              									unteren Kante der in die Retorte eingesenkten Röhre in letzterer verbrannten und
                              									dadurch die in dem ringförmigen Raum befindlichen Erzmassen auch von innen nach
                              									auſsen erhitzten. Der obere Theil der Retorten konnte demnach als Trocken- und
                              									Vorwärmzone und der untere Theil als Reductionszone betrachtet werden. Beim
                              									Niedergehen der reducirten Erze in die unter den Retorten angebrachten
                              									schmiedeisernen Cylinder wurden dieselben durch das umflieſsende Wasser abgekühlt,
                              									und der entstandene Eisenschwamm konnte nach Oeffnen der Schieber in darunter
                              									stehende Gefäſse entleert werden. Die Zeit, während welcher die Erze der
                              									Reductionshitze ausgesetzt werden muſsten, betrug etwa 30 Stunden, war also so
                              									bedeutend, daſs bei diesem Verfahren nur verhältniſsmäſsig geringe Mengen producirt
                              									werden konnten.
                           Im J. 1876 machte nun Blair die wichtige Entdeckung,
                              									daſs die Reductionszeit der Erze durch Einmischen von Alkalien in das zur Verwendung
                              									kommende Reductionsmaterial um ein bedeutendes abgekürzt werden kann und
                              									beispielsweise bei Zusatz von nur 5 Proc. gelöschten Kalk 6 Stunden nicht
                              									überschreitet. Die Ursache dieser Erscheinung ist zwar bis zur Stunde nicht genügend
                              									aufgeklärt, doch die Thatsache steht fest. Als Blair
                              									seine neue Entdeckung in den von ihm construirten und oben beschriebenen Oefen
                              									verwerthen wollte, stellte sich indeſsen der Miſsstand heraus, daſs die Erhitzung in
                              									dem oberen Retortentheil mit der gröſseren Reductionsfähigkeit nicht mehr Schritt
                              									halten konnte. Blair ging deshalb dazu über, das ganze
                              									Erwärmungsprincip zu ändern, wie dies später beschrieben werden soll.
                           Auf eine weit einfachere Weise gelangte indeſsen der Verfasser dieses (in dem Iron and Steel Institute vorgetragenen) Artikels zu
                              									demselben Resultate. An Stelle des einen in die Retortengicht eingehängten
                              									guſseisernen Rohres wendete er deren mehrere an, füllte die Retorten durch die
                              									Röhren und lieſs die Gase durch die Zwischenräume entweichen. Dies geschah zu dem
                              									Zwecke, um der Wirkung der aufsteigenden Wärme möglichst dünne Erzsäulen
                              									auszusetzen. Der vom Verfasser construirte Ofen war 6m,4 hoch, die
                              
                              									Retorte hatte eine Höhe von 3m,2 und die Zahl der
                              									eingehängten Röhren betrug bei 914mm Retortenweite
                              									4, bei 1m,52 Weite 7 u.s.w. Der Durchmesser der
                              									Röhren war 216mm; letztere wurden durch in den
                              									oberen Retortentheil eingemauerte Bögen getragen, welche die zum Entweichen der Gase
                              									notwendigen Zwischenräume freilieſsen. Zur schnelleren Abkühlung des gebildeten
                              									Eisenschwammes bestand die Fortsetzung der Retorte nach unten ebenfalls aus mehreren
                              
                              									schmiedeisernen, mit Wasser gekühlten Cylindern von geringem Durchmesser. Ein
                              									Reductionsofen dieser Art, von 1m,52
                              									Retortendurchmesser und 12m,19 Höhe producirte
                              									wöchentlich 60 bis 70t und kostete ungefähr
                              										12000m.
                           Der oben angedeutete, von Blair neu construirte Ofen
                              									beruht auf dem System der inneren Erhitzung. Die vertical stehende Retorte ist
                              									eingemauert und mit Blechmantel versehen. Ihre ganze Höhe beträgt 4m,88, ihr Durchmesser im oberen Theil 1m,52, erweitert sich nach unten plötzlich auf 1m,98. Nahe der Retorte steht der Gaserzeuger und
                              									ist mit ersterer durch einen gemauerten Kanal verbunden, welcher in den unteren
                              									erweiterten Theil derselben einmündet. Blair bediente
                              									sich sowohl des Siemens'schen als Ponsard'schen Generators, während der Verfasser einen
                              									eigenen Apparat construirte. Ein aus schmiedeisernen Platten bestehender, vertical
                              									aufgestellter Kessel ist innerlich feuerfest ausgemauert und steht auf einem durch
                              									gemauerte Pfeiler getragenen guſseisernen Boden. Unter dem Plattenbelag und zwischen
                              									den Pfeilern geht ein conischer, aus Schmiedeisen bestehender Behälter, welcher nach
                              									unten durch eine Klappe verschlossen ist und als Aschenfall dient, vertical nieder.
                              									Das Material zur Gaserzeugung ist Koke, und die zur Verbrennung erforderliche Luft
                              									tritt am Boden des Erzeugers ringsum durch schmale, mit Regulirschiebern versehene
                              									Oeffnungen ein. Der Abzug der Gase aus der Retorte geschieht durch ein in deren
                              									Gicht mündendes Blechrohr und aus diesem zunächst durch eine horizontale und dann
                              									eine verticale Rohrleitung zu dem Hauptgaskanal, welcher in den Schornstein mündet.
                              									Die Retortengicht ist durch eine Glocke verschlossen, welche beim Füllen der Retorte
                              									geöffnet und dann wieder geschlossen wird. Um ein Aussaugen der Gase aus der Retorte
                              									und hiermit zugleich eine vermehrte Thätigkeit des Generators zu bewirken, tritt in
                              									die über erstere gelegte horizontale Gasleitung ein Dampfstrom ein. Da es nun aber
                              									leicht vorkommen kann, daſs in Folge der hierdurch erzeugten intensiven Verbrennung
                              									die Temperatur in der Retorte so hoch steigt, daſs der gebildete Eisenschwamm
                              									zusammenschweiſst, so brachte Blair, um dies zu
                              									verhindern, folgende sehr sinnreiche Vorrichtung an. An der Stelle, wo die
                              									horizontale Gasleitung in die verticale übergeht, tritt durch eine Brause ein
                              									Wasserstrahl ein, welcher die Wasserdämpfe condensirt. Am unteren Theil der
                              									verticalen Leitung, welche nach dem Schornstein zu durch einen Schieber nach Belieben
                              									abgesperrt werden kann, befindet sich eine in den Gaserzeuger mündende und ebenfalls
                              									durch eine Schiebervorrichtung regulirbare Abzweigung, welche es gestattet, einen
                              									beliebigen Theil der abgekühlten nassen Gase in den Generator zu entlassen. Durch
                              									eine bestimmte Stellung der beiderseitigen Schieber wird es nun möglich gemacht, die
                              									Temperatur der in dem Generator erzeugten Gase auf diejenige Höhe zu bringen, welche
                              									einem rationellen Betrieb der Retorte entspricht.
                           Der beschriebene Reductionsofen liefert wöchentlich 200t Eisenschwamm und kostet ungefähr 14000 M. Bei der geschilderten Art der
                              									Gaszuführung ist es namentlich dann, wenn der producirte Eisenschwamm zur
                              									Stahlfabrikation dienen soll, erforderlich, daſs das Brennmaterial möglichst rein
                              									sei und keinenfalls mehr als 0,75 Proc. Schwefel enthalte. In quantitativer
                              									Beziehung ist das zuletzt beschriebene Verfahren jedenfalls das beste.
                           Die Herstellungskosten des Eisenschwammes sind natürlich je nach dem Ort, wo der
                              									Proceſs vorgenommen wird, verschieden. Durchschnittlich läſst sich jedoch annehmen,
                              									daſs, wenn die Anlage in den zuletzt aufgeführten Dimensionen errichtet werden kann,
                              									die Tonne, ausgenommen Erz, nicht über 22 M. kosten wird, welcher Satz sich mit der
                              									Anzahl der Oefen selbstredend vermindert. Bei reichen und reinen Erzen läſst sich
                              									der gebildete Schwamm direct zu Stahlwerkzeugen verarbeiten, welche den besten
                              									schwedischen Fabrikaten nicht nachstehen. Wenn die Erze weniger reich sind, so ist
                              									das geeignetste Verfahren zur Weiterbehandlung des Eisenschwammes dessen
                              									Umschmelzung in einem Cupolofen und hierauf folgende Ueberführung zu Stahl durch den
                              										Siemens-Martin-Proceſs. Das Roheisen, welches man
                              									hierbei erhält, hat ungefähr 1,5 Proc. Kohlenstoff und 0,19 bis 0,25 Proc. Silicium.
                              									Durch diese Reinheit wird sowohl bei der Weiterbehandlung im Puddelofen, als im
                              									offenen Herd der Betrieb wesentlich gefördert. Das so erzeugte geschmolzene Metall
                              									kann nicht viel theurer zu stehen kommen als Roheisen, und die Anlagekosten von 2
                              									Reductionsofen, von angedeuteter Gröſse, nebst 2 Cupolofen, Gebläse, Maschine und
                              									Kessel, Aufzug und Erzquetsche werden für eine wöchentliche Production von 100t etwa
                              									50000 M. betragen.
                           Vieles ist in dieser kurzen Auseinandersetzung vom Verfasser unberücksichtigt
                              									geblieben. Die angeregte Frage ist indeſsen jedenfalls einer weiteren
                              									Berücksichtigung seitens der Eisen- und Stahlfabrikanten würdig.
                           
                              – r.