| Titel: | Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris 1878. | 
| Autor: | J. Pechan | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 489 | 
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                        Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris
                           								1878.
                        Mit Abbildungen.
                        (Fortsetzung von S. 413 dieses
                           								Bandes.)
                        Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris 1878.
                        
                     
                        
                           (Schluſs der Einleitung von S. 406.) Die französische
                              									Maschinenhalle im östlichsten Flügel des Hauptgebäudes bildet in ihrer
                              									systematischen Gliederung und consequenten Anordnung einen angenehmen Contrast zu
                              									der Maschinenhalle der anderen Länder; hier ist auch, durch zwei die Transmission
                              									tragende Säulenreihen, ein Mittelgang geschaffen, welcher das Ausgestellte in
                              									kleinere Gruppen zerlegt und so die Besichtigung bequemer und ordnungsmäſsiger
                              									vorzunehmen gestattet.
                           Die ersten drei Blocks, welche uns hier, von Süden aus beginnend,
                              									entgegentreten, umfassen Typographie, sowie Textilindustrie und sind schon von Prof.
                              										Kick früher gründlich behandelt worden.
                           Die horizontale Antriebsmaschine des ersten Blocks ist von der Compagnie de Fives-Lille, welche überhaupt glänzend in
                              									der Ausstellung vertreten ist. Sie hat Farcot-Schleppschieber auf dem als
                              									Langschieber angeordneten Grundschieber und trägt auſserdem an beiden Enden des
                              									Cylinders kleine Anlaſsschieber, welche von einem gemeinsamen Hebel aus bewegt
                              									werden können. Da die Farcot-Steuerung nur Füllungen bis zu etwa 30 Proc. gibt, so
                              									ist eine derartige Anordnung zur Erleichterung des Anlassens besonders wichtig, da
                              									bei schwer beladener Maschine der Kolben erst mit beiläufig halbem Hub anzugehen
                              									beginnt. (Vgl. eine demselben Zwecke dienende Anordnung * 1876 220 390.)
                           Der zweite Block (Textilmaschinen) hat zwei Antriebe, rechts eine
                              									Woolf'sche Balanciermaschine mit Correy-Steuerung von Powell in Rouen (*1876 221 495), links eine
                              									sehr schöne Woolf'sche Horizontalmaschine von J.
                                 										Hermann-Lachapelle. in Paris. Bei dieser liegen groſser und kleiner
                              
                              									Cylinder dicht neben einander und greifen mit ihren Kolbenstangen beiderseits- am
                              									Kreuzkopfe an, welcher in einer runden, vom gemeinsamen Deckel beider Cylinder
                              									ausgehenden Führung läuft und sammt Führungsschuhen und Zapfen aus einem Stück Stahlguſs besteht. Die Kolbenstangen des
                              									groſsen und des kleinen Cylinders gehen nach hinten durch und treiben
                              									beziehungsweise die Luftpumpe und die Speisepumpe. Die Steuerung des kleinen
                              									Cylinders ist vom Regulator abhängig, welcher eine der Schieberstange parallel
                              									laufende, fest gelagerte Stange umdreht und auf Farcot'sche Schleppschieber wirken
                              									dürfte.
                           Der Antrieb des dritten Block (Textilindustrie) findet rechts
                              									durch eine horizontale Compound-Maschine von Weyher und
                                 										Richemond in Pantin statt, welche auf plumpem Gestelle über einem
                              									Locomotivkessel gelagert ist und seitlich von demselben die Luftpumpe aufgestellt
                              
                              									hat. Die Steuerung ist eine modificirte Farcot'sche für alle Füllungsgrade. Links
                              									geschieht der Antrieb durch eine seltsame Horizontalmaschine der Société anonyme des usines de la Marquise zu St.
                              
                              									Maurice-Lille; sie ist nach „System Fourlinnie“
                              									gebaut, trägt ihren Cylinder auf einem hohen Gestelle, in welchem der Kreuzkopf
                              									mittels Lenkern geführt wird, und verändert die Expansion durch einen von der
                              									façonnirten Regulatorhülse bewegten Rückenschieber. Bemerkenswerth ist noch, daſs
                              									bei jedem Hubende die Cylinder-Ausblashähne selbstthätig geöffnet werden, was insofern gerechtfertigt
                              									erscheint, als die Steuerung über, dem Cylinder liegt und die Maschine mit
                              									Condensation arbeitet.
                           Wir gelangen jetzt zum vierten Block, welcher die Maschinen zum
                              									Bergwerks- und Hüttenbetrieb enthält und vor allem durch zwei mächtige
                              									Fördermaschinen imponirt, die eine von der Compagnie de
                                 										Fives-Lille, die andere von der Société anonyme
                                 										d'Anzin (A. de Quillacq), welche in Wien die
                              									schöne Fördermaschine mit Guinotte's Steuerung ausgestellt hatte (*1874 212 261). Beide Maschinen, welche leider nicht in Betrieb
                              									gesetzt werden können, wetteifern in eleganten Formen und vortrefflicher Ausführung-
                              									beide haben Ventilsteuerung, aber während die Maschine von Fives-Lille nach älterem
                              									Systeme mit rotirenden Wülsten expandirt und reversirt, hat die Maschine von Anzin
                              									eine vom Regulator abhängige Auslösesteuerung. Die Société
                                 										d'Anzin hat auch eine nette Grubenlocomotive, mit comprimirter Luft nach
                              									System L. Mékarski, ausgestellt. Weiters sind in dieser
                              									Abtheilung, ausgestellt von Lippmann und Comp.,
                              									kolossale Freifallbohrer zum Schachtabteufen zu sehen, Gesteinsbohrmaschinen,
                              									Luftcompressoren, Briquettepressen und verschiedene Aufzüge. Eine kleine
                              									Grubenlocomotive der Société anonyme de Passy, zum
                              									Arbeiten mit comprimirter Luft bestimmt, führt die Cornpressionsluftpumpe zum
                              									Nachfüllen mit sich, welche einfach durch Auflegen eines Riemens in Gang gesetzt
                              									wird.
                           Die Antriebsmaschinen dieser Abtheilung sind rechts eine
                              									Horizontalmaschine mit Sulzer's Ventilsteuerung von der Société anonyme d'Anzin, links, eine Horizontalmaschine mit Condensation
                              									und Farcot-Steuerung von Bréval in Paris.
                           Nach diesen vier Blocks wird die Maschinenhalle von einem
                              									Hauptgang durchkreuzt, welcher, südlich am Centralgebäude der Stadt Paris
                              									vorübergehend, die ganze Ausstellung durchzieht und mit einem zweiten nördlich der
                              										„Stadt Paris“ laufenden Quergange das ganze Marsfeld in einen südlichen,
                              									mittleren und nördlichen Tract trennt. Bei der gänzlich mangelnden Bezeichnung
                              									einzelner Abtheilungen, weder durch Nummern und Buchstaben, noch durch Namen, ist es
                              									gut, wenigstens an dieser Eintheilung einigen Anhalt zu finden.
                           Der mittlere Theil der französischen Maschinenhalle enthält nun
                              									wieder drei Blocks, welche sämmtlich der Mechanik im Allgemeinen und
                              									Werkzeugsmaschinen speciell gewidmet sind. Letztere sind schon in dem Berichte Prof.
                              										Kick's (S. 107 d. Bd.) allgemein erledigt worden
                              									und sollen hier nur noch einige besonders bemerkenswerthe Objecte hervorgehoben
                              									werden.
                           Im ersten Block des Mitteltractes sind interessante Gasmaschinen
                              									ausgestellt, darunter Otto und Langen's verticale Gasmaschine (*1877 223 557),
                              
                              										Otto's neuer Motor (*1878 228 201), beide von der Compagnie parisienne de
                                 										chauffage et d'éclairage par le gaz; ferner von P.
                                 										Hugon ein horizontaler Gasmotor und von Mignon und
                                 										Rouart in Paris Bisschop's Gasmotor, der wie
                              									die alte Otto-Langen'sche Maschine vertical angeordnet ist, aber den Kraftkolben
                              									durch Kreuzkopf und Schubstange direct mit der Schwungradwelle verbunden hat. Diesen
                              									Motor sieht man, neben dem Otto'schen, vielfach zum Betriebe kleiner Industrien in
                              
                              									der Ausstellung in Thätigkeit. Im selben Block sind noch verschiedene
                              									Centrifugalpumpen, Ventilatoren und Doppel Ventilatoren in Thätigkeit, eine
                              									Kaltluftmaschine von Giffard und Berger in Paris
                              									u.a.m., und werden angetrieben rechts und links von je einer horizontalen
                              									Corliſsmaschine mit Flachfeder-Steuerung (*1874 214 272,
                              									vgl. auch 1876 222 100), erstere von Leconteux und Garnier in Paris, die andere von Le Gavrian und Sohn in Lille. Von Dampfmaschinen sind
                              									ferner hier im Betrieb: eine kleine rotirende Dampfmaschine nach Martin's Patent, welche bis 3000 Touren macht und von
                              										Fau in Bordeaux zum directen Antrieb verschiedener
                              									Holzbearbeitungsmaschinen verwendet ist; eine West'sche
                              									Sechscylinder-Maschine (*1875 217 441, vgl. auch 218 458) von Le Blanc in
                              									Paris, eine einfache Verticalmaschine mit Säulenständer und hoch gelagerter
                              									Schwungradwelle zum directen Antrieb der Transmission von Aubert in Paris, eine oscillirende Dampfmaschine von Molard (vgl. *1877 224 26)
                              									und eine schöne Horizontalmaschine von A. Damey in Dole
                              									mit automatisch regulirbarer Doppelschiebersteuerung durch Fink'sche Coulisse und
                              									Regulator-Schaltwerk. Dabei geht von demselben Hebel, welcher den Gleitklotz der
                              									Coulisse bethätigt, eine kleine Zugstange zu einer Drosselklappe, so daſs man mittels einer
                              									Stellschraube auch die Drosselklappe zur Wirkung bringen kann. Dies geschieht, um
                              									bei ganz niedrigen Füllungsgraden, speciell beim Leerlauf, wie hier in der
                              									Ausstellung, die Regulirung genügend empfindlich zu machen, und dürfte sich bei
                              									manchen Maschinen sehr empfehlen.
                           Endlich sind noch im ersten Block ausgestellt einige Turbinen, ein
                              									Elektromotor von Cance in Paris, ein Pumpwerk mit
                              									gemeinsamem, möglichst schlechtem Antrieb der drei unter 120° aufgestellten
                              									Pumpencylinder von dem Kurbelzapfen einer verticalen gekröpften Turbinenwelle,
                              									einige schöne Festigkeitsmaschinen und hydraulische Pressen und endlich verschiedene
                              									Collectionen von Armaturen für Dampfkessel und Dampfmaschinen. Unter diesen heben
                              									wir hervor die bekannte Firma F. E. Bourdon in Paris,
                              
                              									welche auch einen netten tragbaren Ventilator ausgestellt hat, Lethuilier und Pinel's magnetische Wasserstandzeiger
                              									(vgl. *1874 214 97) und Chaudré's metallische Schwimmer (*1878 229
                              									132).
                           Der zweite Block enthält die Ausstellungen der beiden groſsen
                              									Maschinenfirmen Cail und Comp. in Paris und Farcot und Söhne in St. Ouen. Von Cail ist auch die Antriebsmaschine der rechten Seite
                              									des zweiten Block geliefert, eine Horizontalmaschine mit Bahnsteuerung und vom
                              									Regulator verstellter Auslösevorrichtung. Dieselbe Firma, welche auch in einer
                              									anderen Abtheilung verschiedene Maschinen für Zuckerfabrikation ausgestellt hat,
                              									zeigt hier noch eine Halblocomobile mit Röhrenkessel und Condensation, sowie ferner
                              									die Vorwärmpumpe des italienischen Ingenieurs Chiarzari. Die groſsartige Ausstellung von Farcot
                                 										und Söhne enthält zunächst die zweite Antriebsmaschine dieses Block, eine
                              									Horizontalmaschine mit Farcot-Steuerung, welche mittels unterirdischer
                              									Kegelrädertransmission und Riemenübersetzung den linken Transmissionsstrang
                              									antreibt; ferner eine Halblocomobile mit Farcot-Steuerung, groſse Dampfkessel mit
                              									Innenfeuerung und herausnehmbaren Siederohren, einen Ueberhänghammer von etwa
                              										1000k mit complicirter Hahnsteuerung u.a.m.;
                              									endlich die gröſste Dampfmaschine der Ausstellung, zweicylindrig von 700e, mit in den Deckel gelagerten Schieberhähnen und
                              									modificirter Corliſs-Steuerung für alle Expansionsgrade, Diese Maschine ist,
                              									natürlich leerlaufend, im Betrieb.
                           Auſserdem sind noch folgende Dampfmaschinen im Gange: von Windsor und Sohn in Rouen eine Woolf'sche
                              									Balanciermaschine, deren Vertheilungsschieber von einer fixen Daumenwelle gesteuert
                              									wird, der Expansionsschieber automatisch variabel vom façonnirten Regulatormuff; von
                              									der Compagnie des fonderies et Jorges de l'Horme eine
                              									rotirende Wasserhaltungsmaschine mit Ventilsteuerung (die zu den Pumpensitzen
                              									führenden Schubstangen greifen an einer Vorgelegewelle an); von Crespin und Marteau in Paris eine Horizontalmaschine
                              									mit Ventil-Auslösesteuerung.
                           Von den (wenigstens bis Anfang Juli) kalt stehenden Maschinen ist
                              									besonders bemerkenswerth durch ihre originelle Steuerung die horizontale
                              									Compound-Maschine der Société de construction des
                                 										Batignolles (E. Gouin) in Paris. Hier scheint
                              									nämlich der kleine Cylinder von einer normalen Stephenson'schen Coulisse gesteuert
                              									zu sein, welche mittels Regulatorschaltwerk verstellt wird; bei näherer Untersuchung
                              									bemerkt man aber, daſs die Coulisse vollständig gerade ist und, obwohl die
                              									Schieberschubstange ziemlich kurz ist, so zeigen doch die ausgestellten Diagramme
                              									eine ganz gleichmäſsige und gute Dampfvertheilung für Füllungen von 15 bis 50 Proc.
                              									Da die Coulisse in der Mitte aufgehängt ist und der dieser Fabrik eigenthümliche
                              									Coulissenstein dieselbe auſsen umfaſst, so ist nur die obere Hälfte der Coulisse
                              									verwendbar. Reversirung wäre auch bei dem hier stattfindenden directen Antrieb des
                              									Schiebers für den groſsen Cylinder von einem Excenter der Schwungradwelle überhaupt
                              									nicht möglich. Dieselbe Firma hat im französischen Annex eine Eilzugsmaschine für
                              									die französische Westbahn ausgestellt, welche dieselbe hübsche Construction der
                              									Coulisse hat, aber mit Allan-Steuerung arbeitet. Endlich ist noch von ihr im
                              									Trocadero-Annex der französischen Eisenbahnen ein Schmalspur-Sechskuppler
                              									ausgestellt, welcher als die best construirte unter dieser Gattung von Locomotiven
                              									anerkannt wird; hier greift die Coulisse die doppelt geführte Schieberstange
                              									unmittelbar hinter deren Stopfbüchse an und ist gleichfalls ganz gerade; sie wird
                              									wie eine gewöhnliche Stephenson'sche Coulisse mittels eines am oberen Ende
                              									angreifenden Hängeeisens gehoben und gesenkt. Die langen Excenterstangen lassen hier
                              
                              									diese für kleine Locomotiven besonders wichtige und empfehlenswerthe Anordnung um so
                              
                              									zulässiger erscheinen.
                           Auſser der Compound-Maschine von Batignolles sind unter den im zweiten Block des Mitteltractes stehenden
                              									Maschinen noch zwei Maschinen von Gebrüder Buffand in
                              									Lyon zu bemerken – die eine mit Farcot-Steuerung, die andere mit Meyer-Steuerung,
                              									durch directe Verdrehung der Schieberstange vom Regulator stellbar; ferner eine
                              									horizontale Zweicylindermaschine mit Corliſs-Flachfeder-Steuerung von Corbran und Le Marchand aus Ronen, eine Maschine mit
                              									Farcot-Steuerung von Calla in Paris, zwei
                              									eigenthümliche „Box-Maschinen“ von L. Vallet in
                              									St. Dié („système compound à un seul cylindre“)
                              									und von der Compagnie de Fives-Lille
                              									(Compound-Maschine, System Demenge). Bemerkenswerth ist
                              									auch eine verticale Compound-Pumpenmaschine von Durenne
                              									in Paris, mit zwei horizontalen Pump- und zwei verticalen Dampfcylindern auf einem
                              									Hammergestell, in welchem die zweimal gekröpfte Welle liegt und an jedem Zapfen von
                              									je einer verticalen und einer horizontalen Schubstange angegriffen wird.
                           Endlich sind in diesem Block noch verschiedene Aufzüge (darunter
                              										Megy *1876 222 532) und
                              									Werkzeugsmaschinen ausgestellt, unter welch letzteren wir besonders die
                              									Schmirgelsteine und -Maschinen von P. Henry und die
                              									bereits von Kick beschriebenen praktischen
                              									Schweifsmaschinen von Dard (S. *108 d. Bd.)
                              									erwähnen.
                           Der dritte und letzte Block des mittleren Tractes der
                              									Maschinenhalle enthält hauptsächlich Werkzeugsmaschinen, darunter besonders
                              									zahlreich Fräsmaschinen, Maschinen zum Mutternschmieden und Kalt- und Warmpressen.
                              									Bemerkenswerth ist eine Planschmirgelmaschine von Poulot in Paris, bei welcher die Schmirgelscheibe mit ihrer flachen Seite
                              									arbeitet und direct durch Klauen auf einer Planscheibe befestigt ist, daſs sie
                              									möglichst vollständig abgenutzt werden kann. Am hervorragendsten in dieser Gruppe
                              									ist die groſse Ausstellung des Pariser Werkzeugsfabrikanten Bouhey und in dieser selbst wieder eine kolossale Locomotivräder-Drehbank.
                              									Zum Antrieb dieses Block dient rechts eine horizontale Woolf'sche Maschine mit
                              									Auslöse-Expansionsschieber, der sich quer gegen die Richtung des
                              									Vertheilungsschiebers bewegt, links eine Woolf'sche Balanciermaschine gleichfalls
                              									mit auslösbarem Expansionsschieber, beide Maschinen von Gebrüder Boudier in Rouen.
                           Wir durchschreiten die zweite Quergallerie, welche nördlich vom
                              									Ausstellungsgebäude der „Stadt Paris“ läuft und zum Hauptthor der
                              									Ausstellung, der Porte Rapp, führt, und gelangen in den
                              									dritten, nördlichen Tract der französischen Maschinenhalle.
                           Hier sind im ersten Block noch Werkzeugsmaschinen zur Metall- und
                              									Holzbearbeitung ausgestellt, welche sich bis in den zweiten Block erstrecken, der
                              									mit verschiedenen Präcisionswerkzeugen und Maschinen für Galanterie- und Kurzwaaren
                              									u.s.w. schlieſst. Der dritte Block enthält Maschinen zur Erzeugung von
                              									Nahrungsmitteln und anderen Artikeln häuslichen Consums, der vierte Block endlich
                              									Maschinen für Bekleidungsgegenstände., also speciell für Leder- und
                              									Schuhzeug-Fabrikation, Zuschneid-, Bügel-, Plissirmaschinen u.s.f. und endlich die
                              									ganze Legion von Nähmaschinen für Wäsche, Kleider, Hüte, Stiefel, Handschuhe,
                              									Riemenzeug u. dgl.
                           Es mögen im ersten Block nur die herrlichen Werkzeugsmaschinen der
                              									in Paris als erste anerkannten Fabrik von Varall, Elwell und
                                 										Middleton in Paris erwähnt werden, darunter eine kolossale Hobelmaschine
                              									mit vier Supports und eine mächtige Horizontal-Bohrmaschine; von Pihet in Paris eine schöne Stoſsmaschine mit variabler
                              									Stoſsrichtung zum Conischstoſsen und eine zweite Stoſsmaschine mit auf und nieder zu
                              
                              									stellendem Werkzeugkopf, um in verschiedenen Höhen stoſsen zu können; endlich von
                              										Hurtu und Hantin eine kleine (unter Glasglocke
                              									stehende) Spiralbohrer-Fräsbank für Uhrmacherwerkzeuge u.a. Dieses Maschinchen
                              									arbeitet nämlich mit zwei genau über einander stehenden Fräsen, von denen die eine oben, die andere
                              									unten die zweite Nuth des Bohrers schneidet, und welche dem entsprechend ihre Achsen
                              									unter rechten Winkeln gegen einander geneigt haben. Es wird hierdurch das einseitige
                              									Verdrücken des Arbeitsstückes hintangehalten, was für die hier vorkommenden
                              									minimalen Dimensionen unumgänglich nothwendig ist, gewiſs aber auch bei manchen
                              									groſsen Maschinen vortheilhaft wäre.
                           Die weiteren Maschinen des nördlichen Tractes der französischen
                              									Maschinenhalle sind schon, so weit sie ein allgemeineres Interesse haben, in den
                              									erwähnten Mittheilungen von Kick erledigt und sollen
                              									hier nur noch die Antriebsmaschinen der verschiedenen Gruppen angeführt werden. Den
                              									ersten Block treiben rechts und links Maschinen von E.
                                 										Boyer in Lille: eine Woolf'sche Balanciermaschine mit auslösbaren
                              									Expansionsschiebern ähnlich wie bei Correy (s. oben)
                              									und eine Horizontalmaschine mit Bajonnetständer, Langschieber und Farcot-Steuerung.
                              									Beide Maschinen gehören in ihrer Ausführung und die Horizontalmaschine speciell
                              									ihrer trefflichen Construction halber zu den sehenswerthesten der Ausstellung.
                           Im zweiten Block dient rechts eine horizontale
                              									Condensationsmaschine (System Demenge) von Orly und Granddemange in Paris zum Antrieb, mit einer
                              									Zweischieber-Steuerung, deren Grundschieber von einem Excenter, der eigenthümliche
                              									Expansionsschieberhahn aber von dem façonnirten Regulatormuff angetrieben wird;
                              									links eine äuſserst interessante Maschine von Duvergier
                              									in Lyon mit Doppelschieber-Steuerung.
                           Im dritten Block geschieht der Antrieb rechts durch eine ziemlich
                              									unförmliche horizontale Compound-Maschine von Claparède
                              									in St. Denis. Die Steuerung geschieht hier durch kleine Doppelsitzventile, welche
                              									vorn und hinten an die Cylinderdeckel aufgeflickt erscheinen und von quer über die
                              									Cylinderenden gelagerten Daumenwellen angetrieben werden; zur Expansionsregulirung
                              									im kleinen Cylinder werden die Wellen vom Regulator verschoben.
                           Den vierten Block treibt nur eine
                              									Dampfmaschine, von Lecointe und Villette in St.
                              									Quentin. Dieselbe hat horizontale Zwillingscylinder und die Luftpumpen an den
                              									verlängerten Kolbenstangen; die hübsch construirte Steuerung erfolgt durch Ventile
                              									mit Auslösemechanismus vom Regulator stellbar.
                           Westlich von der französischen Maschinenhalle enthält das
                              
                              									Hauptgebäude in seinem nördlichen Theile noch zahlreiche schöne Ausstellungen
                              									französischer Eisen- und Guſswerke; darunter vielfach gelungene Stahlgüsse, welche
                              									in Frankreich neuerdings sehr in Mode gekommen sind und speciell im Locomotivbau
                              									vielfach angewendet werden. Oestlich von der Maschinenhalle begrenzt noch eine
                              									schmälere Halle diesen Flügel des Ausstellungsgebäudes, enthält jedoch nichts
                              									speciell technisches.
                           Dagegen bieten die beiden östlichen Annexe Frankreichs noch eine
                              									reiche Sammlung Maschinen aller Art. Zwischen denselben und dem Hauptgebäude erheben
                              									sich die fünf französischen Kesselhäuser.
                           Das erste derselben (wie stets von Süden beginnend), von der Compagnie de Fives-Lille, fällt vor allem auf durch
                              									seinen gewaltigen Kamin, der sich auf maſsigem guſseisernen Sockel in cylindrischem
                              									Schaft aus Eisenblechtrommeln erhebt and mit geschmackvoll ausladendem Gesims,
                              									gleichfalls aus Blech, abschlieſst; es enthält zwei riesige Locomotiv-Röhrenkessel,
                              									deren Gase aus der Rauchkammer nach abwärts zum Kamin geleitet werden.
                           Im zweiten Kesselhaus von der Société
                                 										centrale de Pantin (Weyher und Richemond) sind
                              									drei Paar über einander liegende Kessel, von denen die unteren, in herauszunehmender
                              									Box, die Feuerung enthalten.
                           Das dritte Kesselhaus enthält Belleville'sche Dampferzeuger neuester Construction für 300e.
                           Im vierten Kesselhaus sind zwei einfache Bouilleur-Kessel mit
                              									seitlichen Vorwärmern, von echt französischem Type zu sehen; sie sind von P. Villette in Lille.
                           Das letzte Kesselhaus überdacht in geschmackvoller
                              									Eisenconstruction drei mächtige Lancashire-Kessel mit Vorwärmern von Chevalier Grenier und Droux im Lyon.
                           Der erste französische Annex, südlich der Porte Rapp, enthält in seinem südlichen Theil eine groſse Papiermaschine,
                              									Druckerei-, Färberei- und Appreturmaschinen und noch einiges andere, das augenscheinlich nur aus
                              									Platzmangel hierher gekommen ist. Der Antrieb der einfachen hier durchlaufenden
                              									Transmission erfolgt von einer vortrefflich arbeitenden verticalen Halblocomobile
                              									von Rikkers in St. Denis mit directem Antrieb der
                              									Kurbel von einer Coulissenschleife an zwei seitlichen Kolbenstangen und mit äuſserst
                              									empfindlicher Rider-Steuerung. Weiters dient hier zum Antrieb eine Locomobile mit
                              									Farcot-Steuerung.
                           Die zweite Abtheilung dieses Annexes bildet die ausgedehnte, aber
                              									dennoch ziemlich unvollständige Ausstellung französischer Eisenbahnen. Besonders die
                              									Wagen sind mangelhaft vertreten, wenn verglichen mit den schönen Ausstellungen
                              									österreichischer und deutscher Bahnen in Wien 1873; aber auch Locomotiven lassen
                              									manchen Type vermissen; so sehen wir zwar 6 gewaltige Eilzugslocomotiven mit Rädern
                              									von 2m oder mehr und meistens je einem vorderen
                              									und einem hinteren Laufräderpaar, aber keine einzige normale Personenzugsmaschine,
                              									und auch die Eilzugsmaschinen lassen erkennen, daſs noch viele ihrer Details nicht
                              									endgiltig festgestellt sind. Durch besonders gute Arbeit ragt hier nur die Société des chemins de fer Paris Lyon Méditerrannée
                              									hervor, sowohl in Locomotiven als einigen ausgestellten Werkzeugsmaschinen. Die
                              									französische Nordbahn hat eine Eilzugslocomotive, ausgeführt von Köchlin in Mülhausen (Elsaſs), ausgestellt, bei welcher
                              									in Folge der Nichtbetheiligung Deutschlands jedes Zeichen der fremden Provenienz
                              									entfernt werden muſste.
                           Von der Société anonyme des atéliers de
                                 										construction de Passy ist eine Locomotive nach System Mallet ausgestellt, rechts mit groſsem, links mit
                              									kleinem Cylinder, von denen jeder seine gesonderte Steuerung hat; die Maschine
                              									erhält normal frischen Dampf nur im kleinen Cylinder, und expandirt im groſsen
                              									Cylinder nach dem Compoundsystem, da die Kurbeln normal unter rechtem Winkel
                              									geblieben sind; zum Anfahren und für schwere Steigungen ist in die Rohrverbindungen
                              									ein Volldruckschieber eingeschaltet, der beiden Cylindern directen Dampf zu geben
                              									ermöglicht (vgl. 1876 222 187) 394).
                           Der dritte Tract des südlichen französischen Annexes enthält
                              									hauptsächlich Dampfkessel und Halblocomobilen; letztere sind von zahlreichen Firmen,
                              									darunter auch von der bekannten Fabrik J.
                                 										Hermann-Lachapelle, ausgestellt, zeigen jedoch keine besonderen Neuerungen;
                              									bemerkenswerth im Allgemeinen ist die zahlreiche Anwendung von
                              									Farcot-Steuerungen.
                           Von Dampfkesseln ist verhältniſsmäſsig wenig ausgestellt und
                              									meistens normales. Bemerkenswerth sind die schönen Blechschweiſs- und Börtelarbeiten
                              									von Gebrüder Imbert in St. Chaumond (Loire), darunter
                              									verschiedene geschweiſste Feuerbüchsen recht complicirter Form für die in Frankreich
                              									beliebten Locomobilkessel, deren Stehkessel von einem verticalen Cylinder gebildet
                              									wird, in welchen der Feuerkasten rund hineinragt und nur an der Stelle der Rohre
                              									abgeflacht wird.
                           Meunier und Comp. in Fives-Lille zeigen „générateurs à vapeur semitubulaires“ mit zwei
                              									Bouilleurs über dem Rost, darüber liegendem Hauptkessel mit Retoursiederohren. Die
                              									vordere Rohrwand, welche beim Oeffnen der hier befindlichen Ausputzthüren dem Zuge
                              									ausgesetzt wird, ist durch eine in ca. 50mm
                              									Distanz vorgeschraubte Platte geschützt; dieselbe ist natürlich nach dem lichten
                              									Durchmesser der Siederohre ausgebohrt, um den Heizgasen Durchgang zu gestatten.
                           Noch ist von A. Girard in Paris ein
                              									Röhrenkessel mit cylindrischer Box in der Längsachse zu erwähnen, in welchem die
                              									Rohre nicht direct in die Rohrwände eingezogen werden, sondern nach Constant (*1875 215 488) in
                              									diese ein conischer Ring, in welchem das Rohr etwa 2mm rundum Spiel hat und schlieſslich durch Einpressen von Asbest
                              									abgedichtet wird. Zum Herausnehmen der Rohre wird mit einem eigenen Kronbohrer der
                              									Asbestring herausgebohrt.
                           Die beiden nördlichen Tracte dieses Annexes enthalten Modelle und
                              									Zeichnungen von Gruben- und Förderanlagen und endlich eine schöne Collection
                              									elektrischer und telegraphischer Apparate in allen möglichen Anwendungen.
                           
                           Wir überschreiten den Haupteingang, die Porte Rapp, und kommen zum zweiten, nördlichen Annex Frankreichs. Die
                              									ersten Blocks enthalten ein wahres Chaos von Gasapparaten, chemischen Apparaten,
                              									Waschmaschinen, Chocolademaschinen, Feldbacköfen, Refrigeratoren und Eismaschinen,
                              									Mühlen (merkwürdigerweise nur ein einziger Walzenstuhl), Trieurs und Sortirmaschinen
                              									und allerlei Apparate zur Zucker- und Confiturenfabrikation, alles dies unter dem
                              									Namen „Apparate und Verfahrungsarten der Chemie, Pharmacie und Gerberei, der
                                 										Landwirthschaft und der Nahrungsmittelfabrikation“ zusammengefaſst. Als
                              									Antrieb dienen hier zwei Locomobilen gewöhnlicher Construction. Aufgefallen ist uns
                              									eine mächtige Plandrehbank für Mühlsteine, welche von C.
                                 										Roger und Comp. in La Ferté sous Jouarre ausgestellt ist und im
                              									Werkzeugsupport einen rotirenden Fräskopf mit eingesetzten Diamanten trägt (vgl.
                              									*1877 226 576. 1878 227
                              									532).
                           Der dritte Block, welcher den ganzen nördlichen Theil dieses
                              									Annexes ausfüllt, enthält ausschlieſslich Locomobilen und landwirtschaftliche
                              									Maschinen, bei welchen sich selbstverständlich manche hübsche Detailconstruction,
                              									aber nichts wesentlich Neues findet. Als typisch erscheint der schon vorhin erwähnte
                              									Locomobilkessel mit vertical cylindrischem Kasten; auffallend ist auch das häufige
                              									Vorkommen von kleinen Locomobilen auf nur zwei Rädern. Eine derartige zweirädrige
                              									Locomobile von der Compagnie de Fives-Lille trägt eine
                              									Compound-Maschine, System Demenge, eine andere in sehr
                              									netter Anordnung einen regulären Belleville-Kessel.
                           Zum Antrieb einiger landwirtschaftlichen Maschinen und der hier
                              									auch noch untergebrachten Sägen von F. Arbey in Paris
                              									dient eine hübsche Locomobile mit Farcot-Steuerung von Crespin und Marteau in Paris; dieselbe macht ihre 80 bis 100 Touren ganz
                              									anstandslos und widerlegt so das gangbare Vorurtheil, daſs Farcot-Steuerungen nur
                              									bei geringer Tourenzahl verwendbar seien.
                           Auf dem Marsfelde bleiben hiernach nur noch einige Pavillons zu
                              									besichtigen. Vor allem der Glanzpunkt der Ausstellung, der Pavillon von Schneider und Comp. zu Creuzot, ferner der Pavillon der
                              										Compagnie des fonderies et forges de Terre-Noire,
                              									welcher auſser einer imposanten Zusammenstellung von Walzproducten und Eisenguſs
                              									speciell noch sehr schöne Muster von Stahl-Façonguſs enthält. Aehnliches ist auch in
                              									dem Pavillon der Compagnie de St. Chaumond (Director
                              										Montgolfier) zu sehen, hier auſserdem einige
                              									interessante Panzerplatten, welche durch Zusammenschweiſsen und Walzen mehrerer
                              									schwächerer Stahlplatten gebildet sind.
                           Wir verlassen das Marsfeld und sehen, zur Jena-Brücke gehend,
                              									längs der Seine links die commercielle Ausstellung der französischen Seehäfen,
                              									rechts den Marine-Annex und hinter demselben den Annex für Pumpen. Beide waren
                              									Anfang Juli noch nicht eröffnet und enthielten, soweit sich aus dem hier
                              									herrschenden Chaos schlieſsen lieſs, noch wenig bemerkenswerthes.
                           Jenseits der Jena-Brücke, auf dem Trocadero, zeigt sich rechts der
                              									Annex für die Ingenieurwissenschaften, welcher auch erst Ende Juni eröffnet wurde;
                              									links sind noch drei kleinere Hallen dem Eisenbahnwesen gewidmet und enthalten das
                              									interessanteste dieser Branche in der Ausstellung.
                           Der erste Pavillon enthält speciell Straſsen-Locomotiven und
                              									Wagen, u.a. von Tilkin Mention aus Lüttich und von der
                              										Compagnie de Fives-Lille je eine kleine
                              									Locomotivmaschine mit zwei gekuppelten Achsen, von Cail
                              									eine „feuerlose“ Locomotive, System Lamm-Francq
                              									(1877 226 428), von L.
                                 										Mékarski einen automobilen Wagen und eine Locomotive für Straſsenbahnen,
                              									beide mit comprimirter Luft arbeitend.
                           Der zweite Pavillon enthält verschiedenes Eisenbahnmaterial,
                              									darunter herrliche schmiedeiserne Räder, deren interessante Fabrikation Specialität
                              									von Lucien Arbel in Rive de Gier ist.
                           Im dritten Pavillon endlich ist die „transportable Eisenbahn
                                 										für landwirtschaftliche Zwecke“ von Decauville
                              									(1878 227 310) in Gleisen, Wechseln, Drehscheiben,
                              									Waggons und Locomotiven ausgestellt, und wird so ein anschauliches Bild dieser
                              									bedeutungsvollen Neuerung gegeben. Hier sehen wir auſserdem zwei Dampfwagen von A. Bollée in Mans (1876 219
                              									275), die aber mehr dem ersten als dem achten Decennium dieses Jahrhunderts
                              									anzugehören scheinen.
                              									Schlieſslich sind noch verschiedene interessante Schmalspur-Locomotiven
                              
                              									ausgestellt., darunter auch die schon oben erwähnte der Société des Batignolles.
                           Hiermit schlieſst unser Rundgang durch die maschinen-technischen Abtheilungen der
                              									Ausstellung; es ist überflüssig zu sagen, daſs begreiflicherweise vieles Wichtige
                              									und Bedeutungsvolle übersehen wurde; aber auch darauf möge hingewiesen werden, daſs
                              									selbst Anfang Juli noch manches erst in der Aufstellung begriffen, anderes noch gar
                              									nicht an Ort und Stelle war. Auch so möge diese Uebersicht wenigstens den Nutzen
                              									haben, dem Besucher die ersten Orientirungsgänge in der Ausstellung zu ersparen oder
                              									zu erleichtern, und denen, welche nicht die Ausstellung besuchen, ein gewisses Bild
                              									über den allgemeinen Eindruck der siebenten Weltausstellung zu verschaffen.
                           Specielle Charakterisirungen einzelner Maschinengattungen, Vergleichung der Praxis
                              									verschiedener Länder und Schlüsse über die voraussichtliche Entwicklung der hier
                              									auftretenden neuen Gedanken können rationeller Weise erst im Verlaufe der einzelnen
                              									Notizen vorgeführt werden. Auch läſst sich bei der mehr oder weniger unvollständigen
                              									Ausstellung der fremden Länder, welche doch meistens nur Auſsergewöhnliches zur
                              									Ausstellung senden wollen, nur bei der französischen Ausstellung ein Urtheil über
                              
                              									die normale Praxis im Maschinenbau bilden. Da fällt
                              									zunächst in die Augen der wahrhaft nationale Charakter
                              									der französischen Industrie, welche sich wie vor dem Import fremder Fabrikate durch
                              									Schutzzölle so vor der Nachahmung fremder Gedanken durch das allüberall hoch
                              									entwickelte Selbstbewuſstsein schützt. Der sonst allgemein präponderante Einfluſs
                              									Englands ist hier nirgends sichtbar, und hierin dürfte vielleicht die hauptsächliche
                              									Ursache zu finden sein, daſs uns deutschen Ingenieuren, denen immer mehr oder
                              									weniger englischer Maschinenbau als Ideal vorschwebt, so vieles an französischen
                              									Maschinen durchaus nicht gefallen will.
                           Bedenkt man aber, daſs trotzdem diese Maschinen gut, dauerhaft und billig arbeiten,
                              									daſs dabei der Maschinenfabrikant und das ganze Land reich und reicher wird, daſs
                              									Frankreich allein in der ganzen Welt die Krisis der letzten Jahre fast unbemerkt
                              									vorüberziehen sah, so muſs man anerkennen, daſs diese nationale Abschlieſsung in
                              									materieller Hinsicht gewiſs ihr Gutes hat.
                           Dieser Schutz des Eigenen gegen Fremdes macht sich nicht allein im groſsen Ganzen,
                              									sondern fast bei jedem Einzelnen geltend; daher gehen die gediegenen
                              									Normalconstructionen ab, welche englische Maschinen so imposant machen, und manches
                              									absonderliche Gebilde, bisweilen an Amerika erinnernd, wird gezeichnet und
                              									ausgeführt. Während aber in Amerika bei derartigen Fällen gewöhnlich nur die Praxis
                              									ihr Wort spricht und das Studium, die Theorie, ignorirt wird, findet bei Frankreichs
                              									hochgebildetem Ingenieurstande vielleicht etwas Gegentheiliges statt; in anderen
                              									Ländern geht leider der Praxis die Erfindungsgabe, dem Wissen der Muth ab.
                           Darum muſs die deutsche Industrie so oft den Vorwurf der Nachahmung hinnehmen, obwohl
                              									sie Wissen und Können zu einer nationalen Industrie reichlich besitzt. Möge endlich
                              									die Zeit kommen, wo wir es verstehen, den reichen Bildungsstoff, der im Volke
                              									angesammelt ist, auch thatkräftig wirksam zu machen, und wir werden ebenso sehr uns
                              									selbst, als dem gemeinsamen Interesse aller Culturvölker genutzt haben!
                           Müller-Melchiors.
                           
                        
                           Maschine und Steuerung der Schweizerischen Locomotiv- und
                                 										Maschinenfabrik zu Winterthur. (Tafel
                                 										39.)
                           In der vortrefflichen Ausstellung der Schweizerischen Maschinenfabriken nimmt die
                              									oben genannte Firma, deren Werkstätten unter der Leitung des bekannten Ingenieurs
                              										Ch. Brown stehen, einen hervorragenden Rang ein.
                              									Die Fabrik hat auſser einer Schmalspur- und einer Straſsenbahn-Locomotive,
                              									entsprechend dem zweiten Theil ihres Titels, auch eine Dampfmaschine ausgestellt und
                              									darin gewissermaſsen die Vorzüge der Locomotivmaschine auf die Stabilmaschine
                              									übertragen. Leichtigkeit, Kühnheit der Construction, elegante Formen und prachtvolle
                              									Ausführung aller Details, ohne Entfaltung unnützen Prunkes, zeichnen diese Maschine
                              									schon beim ersten Anblick vor vielen anderen aus, und der wunderbar ruhige Gang, in
                              									dem sich ihre 120 Touren in der Minute abspielen, kann das günstige Urtheil nur noch
                              									befestigen. Sie ist entsprechend der ausgesprochenen Tendenz unsers Decenniums eine
                              									Ventilmaschine, unterscheidet sich aber gleich der Collmann'schen Maschine (*1877 225 316) von den
                              									anderen Ventilmaschinen der Ausstellung dadurch, daſs kein Auslösemechanismus
                              									vorhanden ist und somit auf den plötzlichen Schluſs der Einströmung verzichtet wird.
                              									Das Ventil steht vom Momente der Eröffnung bis wieder zum Abschluſs stets unter dem
                              									Einflusse festgegliederter Steuerungsorgane und kann daher eine viel höhere
                              									Tourenzahl mitmachen, als wenn es, zum Beginn der Expansion ausgelöst, unter dem
                              									Stoſse von Federn oder Gewichten auf seinen Sitz geschleudert würde. Daſs hierbei
                              									der Abschluſs verlangsamt und dadurch die Vollkommenheit der inneren Steuerung
                              									beeinträchtigt wird, ist offenbar; andererseits werden Ventile und Sitze mehr
                              									geschont, die äuſseren Mechanismen einfacher und dauerhafter und die mindere
                              									Vollkommenheit des Abschlusses durch die Vortheile hoher Tourenzahl theilweise
                              									wieder hereingebracht (vgl. 1877 225 317). In der
                              									Wesenheit ihres Effectes stimmt die Brown'sche Steuerung mit einer gewöhnlichen, und
                              									zwar der Gooch'schen Coulissensteuerung, beiläufig überein; sie ist daher in
                              									gleicher Anordnung auf einfache Muschelschieber anwendbar und in dieser Form an der
                              									Straſsenbahn- und der Schmalspur-Locomotive der Austellung angebracht; wir beginnen unsere Beschreibung
                              									mit letzterer.
                           Hier liegt, wie aus Fig. 1 Taf.
                              									39 ersichtlich, der Cylinder hoch oberhalb der zwei gekuppelten Achsen und treibt
                              									dieselben mittels einer Blindwelle an, auf welcher beiderseits Balanciers angebracht
                              									sind – eine Anordnung, welche behufs bequemer Disposition im Allgemeinen
                              									empfehlenswerth ist und hier auch mit Rücksicht auf die Steuerung vorgezogen werden
                              									muſste. Die Treibstange, welche vom Balancier zum Hinterrade führt, hat im zweiten
                              									Drittel ihrer Länge einen Bolzen angebracht, welcher somit die bekannte, einer
                              									Ellipse sehr ähnliche Curve beschreibt.Die
                                    											Verwendung dieser Bewegung in einer Dampfmaschinensteuerung ist unseres
                                    											Wissens zuerst von Deprez (*1876 219 9) 221 97) gemacht
                                    											worden. Hier ist nun die verticale Stange angelenkt, welche die
                              									Excenterstange einer gewöhnlichen Steuerung vertritt; das obere Ende derselben
                              									greift an einem Lenker an, der einerseits von einem um festen Drehpunkt schwingenden
                              									Hebel geführt wird, andererseits in einer drehbaren Hülse gleitet und derart einen
                              									angenäherten Ellipsenlenker bildet. In Folge dessen wird das obere Ende der
                              
                              									Excenterstange in einer Graden, senkrecht zur Verbindungslinie beider
                              									Lenkerdrehpunkte, geführt, und jeder Zwischenpunkt der Excenterstange beschreibt
                              									eine eigentümliche birnförmige Curve, die sich in der Nähe des geradegeführten
                              									Punktes wieder einigermaſsen einer Ellipse nähert. Hier wird nun die
                              									Schieberbewegung abgeleitet und der unterhalb des Cylinders liegende, mit Trick'schem Kanale versehene und entlastete Schieber in
                              									der aus Fig. 1
                              									ersichtlichen Weise bewegt. Wird das Verbindungsglied der beiden Lenkerdrehpunkte
                              									verstellt, was wie bei einer Coulissensteuerung mittels des Reversirhebels
                              									geschieht, so neigt sich auch die Geradführungslinie und mit ihr die Curve des
                              									Schieberführungspunktes parallel zum Reversirhebel. Die Füllung wird vergröſsert, je
                              									stärker die Neigung wird; die Maschine fährt vorwärts, wenn die Reversirstange in
                              									der Richtung des Pfeiles verdreht wird, rückwärts bei der entgegengesetzten
                              									Verstellung.
                           In ähnlicher Weise ist die Steuerung bei der Straſsenbahn-Locomotive angeordnet; auch
                              									hier wird die Bewegung des Kolbens mittels Balancier auf die Räder übertragen; sie
                              									wiegt 7t,5 im Dienst und ist die Modification
                              									einer gewöhnlichen Locomotivmaschine mit dem hauptsächlichen Unterschiede, daſs die
                              									Feuerbüchse den Rundkessel bedeutend überragt und einen groſsen Wasserbehälter
                              									bildet, damit sich der Führer längere Zeit hindurch weder um die Speisung, noch um
                              									das Feuer zu kümmern hat.
                           Die Stabilmaschine ist in Fig. 2 und
                              										3 im Längsschnitt und Grundriſs, in Fig. 4 im
                              									vergröſserten Längsschnitt durch den Cylinder und in Fig. 5 und
                              										6 im halben Querschnitt durch den Cylinder, bezieh. Vorderansicht,
                              									gezeichnet. Der mit Dampf geheizte Cylinder ist in ähnlicher Weise wie bei der
                              									Sulzer-Steuerung mit den Eintrittventilen oben, den Austrittventiten unten
                              									construirt, letztere in der aus Fig. 2
                              									ersichtlichen Weise bewegt. Die Eintrittventile und die zu ihrer Bewegung dienenden
                              									kleinen Winkelhebel sind aus Fig. 4
                              									genauer zu ersehen. Es sind Doppelsitzventile, welche von den Kämmen der
                              									Ventilspindel erfaſst werden und sich daher frei drehen können; sie werden von dem
                              									nach aufwärts verlängerten Ventilsitze central geführt und finden in dem beim
                              									Niedergange hier eingeschlossenen Dampf zur Vermittlung sanfteren Aufsitzens ein
                              									Dampfkissen. In den verticalen Armen der Winkelhebel ist die Schieberstange geführt
                              									und kommt mit ihren plattenförmigen Anschlägen abwechselnd mit dem hinteren oder
                              									vorderen Winkelhebel in Berührung; in ihrer Verlängerung zur Excenterstange ist sie
                              									aus einem Gasrohre gebildet. Der Steuermechanismus entspricht vollständig dem früher
                              									beschriebenen und ist geschmackvoll am Regulator angeordnet.
                           Hier ist der oben besprochene Ellipsenlenker angebracht und trägt an dem
                              									Verbindungsglied der Drehpunkte einen Bügel, welcher den Regulatorständer umfaſst
                              									und in der aus Fig. 6
                              
                              
                              
                              
                              									ersichtlichen Weise die Lagerung der Geradführung vermittelt. Am unteren Ende
                              									empfängt die Excenterstange ihre Bewegung von der Treibstange – hier nicht direct,
                              									sondern zur Verminderung des Hubes durch Vermittlung eines Zwischengliedes. Die
                              									Verdrehung der Geradführung findet selbstverständlich vom Regulator statt; zu dem
                              									Zwecke wird der Regulatormuff von einem Bügel umfaſst, der in seiner Verlängerung
                              									nach rechts an einer festen Zugstange aufgehängt ist (vgl. Fig. 2),
                              									während links eine Zugstange zum Oelkatarakt führt und in der Mitte an das
                              									Verbindungsglied der Geradführung angelenkt ist.
                           Von den übrigen Details der Maschine ist speciell die eigenthümliche Anordnung des
                              									Bettes bemerkenswerth. Dasselbe schlieſst sich hinten an den central gestützten
                              									Dampfcylinder an, zieht sich als geschlossener Cylinder, die Kreuzkopfführung
                              									bildend, nach vorn und geht endlich in zwei Arme aus, welche die Schwungradlager
                              									tragen und unterhalb derselben in Tragfüſse ausgehen. Die Lager sind vertical
                              									getheilt, die verzahnten Deckel oben mit zwei Schrauben befestigt und zum
                              									Nachstellen der Lagerschalen oben und vorn Stellschrauben angebracht; unterhalb des
                              									Lagers wird der hier runde Tragfuſs von einem Band umgeben, welches als Tropfschale
                              									dient. Zwischen den beiden Lagern und knapp an denselben anliegend befinden sich
                              									zwei guſseiserne Kurbelscheiben, verbunden durch den starken Kurbelzapfen, der von
                              									der Treibstange, mit gleichfalls vertical getheiltem Kopf, ergriffen wird. In der
                              									vorderen Kurbelscheibe ist nur ein kurzes Stück Welle eingepreſst, um zur Lagerung
                              
                              									zu dienen; über das hintere Lager geht die Welle hinaus, trägt hier das
                              									Riemenschwungrad und findet noch ein drittes Lager auf getrenntem Ständer.
                           
                           Hinter dem Dampfcylinder stehen die zwei einfach wirkenden Luftpumpen, welche von der
                              									nach rückwärts verlängerten Kolbenstange durch einen Winkelhebel angetrieben werden
                              									(vgl. Fig. 2). Das die Luftpumpe umgebende Gehäuse, welches gleichzeitig den
                              									Condensator und den Ausguſsbehälter bildet, enthält die Lager des Winkelhebels und
                              									trägt mittels einer Säule das hintere Ende der kleinen Kreuzkopfführung, deren
                              									vorderes Ende am Cylinderdeckel befestigt ist. Diese ganze Anordnung, welche auch
                              									bei den Sulzer'schen Ausstellungsmaschinen wiederkehrt,
                              									macht einen vortrefflichen Eindruck. Das vom Cylinder zum Condensator führende
                              									Ausströmrohr ist in Fig. 1 und
                              										3 ersichtlich. Hinter demselben mündet das Dampfrohr in den
                              									Cylindermantel ein und gelangt von hier aus durch das zwischen den Einströmventilen
                              									befindliche Absperrventil zum Cylinder. Auch dieses ist ein Doppelsitzventil, dessen
                              									lange Spindel einen den Steuerventilträgern nachgebildeten Ständer passirt und
                              									endlich mit einer Kappe verbunden ist, welche dem Ständer mit steilem flachgängigem
                              									Gewinde aufgeschraubt wird (vgl. Fig. 4). An
                              									der Kappe ist ein Hebel befestigt, mit welchem das Ventil geöffnet und geschlossen
                              									wird. Die Ventilspindel hat zur Dichtung Ringnuthen eingedreht, erhält aber
                              									auſserdem oben eine Stopfbüchsenpackung.
                           Zum Schlusse möge noch in wenig Worten die Theorie der Steuerung berührt werden,
                              									soweit sie sich überhaupt annäherungsweise geben läſst, und endlich die ältere Brown'sche Ventilsteuerung besprochen werden.
                           Es bezeichne in Fig. 7,
                              									welche die Locomotivsteuerung der Fig. 1,
                              									allerdings in verzerrten Verhältnissen, repräsentirt: r
                              									den Kurbelradius, v das Verhältniſs der ganzen
                              									Treibstangenlänge zu dem zwischen Kreuzkopfbolzen und Excenterstange
                              									eingeschlossenen Stücke und ebenso z das Verhältniſs
                              									der ganzen Excenterstangenlänge zu dem zwischen Geradführung und Schieberstange
                              									eingeschlossenen Stücke, so besteht bei dem Verdrehungswinkel ω der Kurbel und α der
                              									Geradführung finden Schieberweg ξ die Gleichung:
                           
                              (\xi-u)=\frac{1}{z}\,(r\,cos\,\omega-u).
                              
                           Der Werth u ergibt sich, indem
                              									man die Neigung der Excenterstange ebenso wie die der Treibstange vernachlässigt,
                              									bezieh. den Cosinus ihres Neigungswinkels gleich eins setzt, aus der Gleichung:
                           u=\frac{r}{v}\,sin\,\omega\,tg\,\alpha und
                              									daraus
                           
                              \xi=\frac{r}{v}\,tg\,\alpha\,\left(1-\frac{1}{z}\right)\,sin\,\omega+\frac{r}{z}\,cos\,\omega.
                              
                           Hieraus läſst sich ohne weiteres das Zeuner'sche
                              									Schieberdiagramm bilden, indem
                              										\frac{1}{2}\,\frac{r}{v}\,tg\,\alpha\,\left(1-\frac{1}{z}\right)
                              									die Ordinaten und \frac{1}{2}\,\frac{r}{z} die Abscissender Centralcurve
                              									darstellen. Man ersieht auch daraus, daſs die Abscisse für alle Neigungswinkel der
                              									Coulisse constant bleibt und wir somit genau das Diagramm einer Gooch'schen
                              									Steuerung erhalten. Dem entsprechend sind auch die Eigenschaften dieser Steuerung zu
                              									beurtheilen; es lassen sich mit derselben, bei Anwendung einer Schiebersteuerung,
                              									ebenso wenig Füllungen unter 30 Proc. erreichen, ohne eine auſserordentlich groſse
                              									Compression zu veranlassen. Bei der Ventilsteuerung dagegen, wo nur der Einlaſs
                              									durch diesen Mechanismus besorgt wird, lassen sich auch die Diagrammkreise, welche
                              									sonst für den Rückwärtsgang gelten, zum Vorwärtsgang benutzen und demgemäſs beliebig
                              									kleine Füllungen erzielen. Allerdings fällt hierbei die Ventilerhebung sehr klein
                              									aus, wie dieselbe auch thatsächlich beim Leerlauf der Ausstellungsmaschine kaum mehr
                              									als 1 bis 2mm betrug.
                           Interessant ist, daſs die Hackworth'sche Steuerung,
                              									deren Theorie wir in D. p. J. * 1876 219 4 aufstellten, genau dieselben Resultate ergibt, wie
                              									denn überhaupt zwischen beiden Steuerungen eine gewisse Verwandtschaft existirt; bei
                              									der Anwendung auf Locomotiven haben beide den Nachtheil, daſs durch die Wirkung des
                              
                              									Federspieles bedeutende Ungenauigkeiten entstehen.
                           Derselbe Mechanismus ist übrigens schon bei der älteren Brown'schen Steuerung angewendet, wie sie in Fig. 8
                              									angedeutet ist. Hier dient derselbe jedoch nur zur Bewegung des Hilfsventiles,
                              									welches auf dem Hauptventil aufsitzt und bei seiner Verdrehung das Anheben des
                              									letzteren bewirkt. Dies geschieht dadurch, daſs das Hauptventil nach oben zu einem
                              									Kolben erweitert ist, dessen Inneres durch eine Zahl enger Bohrungen mit dem
                              									Dampfraum communicirt. Dadurch findet im Ruhezustande auf beiden Seiten des Ventiles
                              									gleicher Druck statt; wie aber der Drehschieber die kleinen zum Cylinder führenden
                              									Bohrungen, welche er bis jetzt verdeckt hatte, öffnet, strömt der oberhalb des
                              									Kolbens befindliche Dampf in den Cylinder, wo grade Ausströmung stattfindet, und der
                              									frische Dampf kann durch die Kolbenbohrungen nicht rasch genug nachdringen; es
                              									bildet sich ein Ueberdruck, das Ventil hebt sich, schlägt wider den Deckel an und
                              									verschlieſst so die Oeffnungen. In Folge dessen bleibt es so lange gehoben, bis der
                              									Drehschieber absperrt, worauf der oberhalb durchsickernde Dampf wieder Spannung
                              									gewinnt und endlich den Niedergang des Ventiles bewirkt. Die Steuerung beruht auf
                              									gleichem Principien wie die Mehrzahl der bei direct wirkenden Pumpen angewendeten
                              									Steuerungen und theilt wohl auch deren Fehler mit dem Verlust des Steuerdampfes und
                              									nicht absoluter Verläſslichkeit; aber auch sie legt Zeugniſs ab von dem vielseitigen
                              									Erfindergenie ihres Schöpfers Ch. Brown.
                           Müller-Melchiors.
                           
                        
                           
                           Massey's Dampfhammer und Schmiedemaschine. (Fig.
                                 										1 und 2 Taf.
                              									40.)
                           Von Dampfhämmern ist noch bemerkenswerth die Ausstellung von B. und S. Massey in Openshaw bei Manchester, von welcher Firma nebst zwei
                              									im kleinen Maſsstabe ausgeführten gangbaren Modellen 5 Hämmer ausgestellt sind,
                              									welche der Reihe nach 25, 75, 175, 250, 2500k
                              									Gewicht des Hammerbärs aufweisen. Die beiden ersten und der vierte haben
                              									Selbststeuerung und Handsteuerung vereinigt, der dritte hat blos Selbststeuerung und
                              									ist ein sogen. Schnellhammer, der fünfte hat blos Handsteuerung und
                              									Selbstumsteuerung beim höchsten Hube des Hammerbärs als Sicherheitsvorkehrung.
                           Die Selbststeuerung ist zur Veränderung der Hubhöhe eingerichtet und weist zwei
                              									interessante Anordnungen auf. Die eine ist schon seit der Wiener Weltausstellung
                              
                              									1873 bekannt und in D. p. J. *1874 212 286 beschrieben; die Hubänderung geschieht mittels
                              									Stellhebel und Sperrquadrant. Das andere beim zweiten Hammer angewendete neue Detail
                              									bewirkt direct die Verstellung des Schiebers, bezieh. des Bolzens a' (Fig. 1 Taf.
                              									40) durch die in denselben eingehängte Schubstange s,
                              									die mit der Rolle r auf der gekrümmten Bahn des Keiles
                              										k gleitet. Die Achse b' ist hier im Ständer gelagert und der eine Arm des Winkelhebels bb' wird wie früher durch eine Feder c an der Rolle a anliegend
                              									erhalten. Wird der Keil k mittels des Handrades h durch die Schraube t
                              									nach einwärts geschoben, so wird a' gehoben, im
                              									entgegengesetzten Falle gesenkt und dadurch die Hubveränderung bewirkt. Die Stange
                              										s erhält die oscillirende Bewegung vom gebogenen
                              									Arme b des Winkelhebels, der an seinem Ende ein Auge
                              									besitzt, in welches die Verlängerung von s achsial
                              									verschiebbar eingreift. Die oscillirende Bewegung von s
                              									um die Achse a' aber bewirkt die Bewegung des
                              									Kolbenschiebers während jedes Hubes, somit die Dampfvertheilung. Der Schnellhammer
                              									macht bei vollem Dampfdrucke 400 bis 500 Schläge in der Minute.
                           Bezüglich der Ausführung mag noch bemerkt werden, daſs die vier
                              									kleineren Hämmer durchwegs Schmiedeisen als Material für den Fallbär aufweisen, um
                              									Sicherheit gegen durch Stöſse leicht eintretende Brüche zu gewähren. Der Fallbär des
                              									groſsen Hammers dagegen ist, wie sonst üblich, aus Guſseisen hergestellt. Kolben und
                              									Kolbenstange sind aus Schmiedeisen in einem Stücke geschmiedet. Die kleinen Hämmer
                              									arbeiten durchwegs mit Oberdampf, der groſse kann sowohl mit, als auch ohne
                              									Oberdampf benutzt werden. In letzterem Falle wird durch eine Stellschraube der
                              									Ausschlag des Hand-Steuerhebels derart beschränkt, daſs die Dampfeinströmung über
                              									den Kolben nicht erfolgen kann.
                           Von derselben Firma ist noch eine Schmiedemaschine für Bolzen etc. und eine Kreissäge
                              									zum Schneiden glühenden Eisens ausgestellt. Bei der Schmiedemaschine, welche in Fig.
                                 										2 Taf. 40 dargestellt, kann das Untergesenke während des Ganges der
                              									Maschine der Höhe nach verstellt werden, und zwar wird dies von Massey durch Verschiebung der keilförmigen Unterlagen
                              									bewirkt. Die Maschine besitzt vier Stempel von je 89mm Durchmesser, welche wie bei der bekannten Whitworth'schen Schmiedemaschine durch Excenter niedergedrückt und durch
                              									Spiralfedern gehoben werden. Die Untergesenke ruhen, wie erwähnt, auf in Schlitzen
                              									geführten und durch Schrauben niedergehaltenen keilförmigen Stücken, welche mittels
                              									Schraubenspindeln und an deren beiden Enden angebrachte Handräder von beiden Seiten
                              									der Maschine aus verstellt werden können. Beide Seiten der Maschine sind
                              
                              									Arbeitsseiten, und können daher stets zwei, auch vier Arbeiter die Maschine
                              									benutzen. Zur Auflage der Arbeitsstücke sind verstellbare Stützenwinkel auf die
                              									Tischplatte aufgeschraubt. Die Excenterwelle ist aus Stahl gefertigt, die Lager für
                              									dieselbe sind mit Weiſsmetall ausgegossen. Die Antriebsriemenscheiben haben 355mm Durchmesser und 95mm Breite. Die Tourenzahl derselben beträgt 750 in der Minute, das
                              									Gesammtgewicht der Maschine 3200k; zum Betriebe
                              									derselben ist 1e erforderlich.
                           
                        
                           Tweddell's hydraulische Schere für Eisenbahnschienen.
                              										(Fig. 3 Taf. 40.)Auf Tafel 40 ist zu lesen „Tweddell“ statt „Twedell.“
                           Eines der interessantesten Stücke der englischen Ausstellung ist die hydraulische
                              									Schere von Tweddell, welche in Fig. 3 Taf.
                              									40 dargestellt und von der Hydraulic Engineering
                                 										Company in Chester ausgestellt ist; die zugehörige direct wirkende
                              									Dampfpumpe, nach Taylor's System wurde bereits in D. p. J. * S. 122 d. Bd. ausführlich beschrieben. Die
                              									Verbindung zwischen der Schere und der Preſspumpe ist durch ein Preſsrohr mit
                              									entsprechenden Krümmungen hergestellt. Die Schere, welche den Preſskolben von 300mm Durchmesser enthält, wiegt 4t und kann frei auf das Fundament gestellt werden,
                              									ohne irgend eine weitere Befestigung zu erfordern. Die Preſspumpe besitzt einen
                              									Dampfkolben von groſsem Durchmesser, welcher mit einem Pumpenkolben von kleinem
                              									Durchmesser direct durch dieselbe Kolbenstange verbunden ist. Das Wasser wird durch
                              									das Preſsrohr mit Ausschluſs irgend welcher Ventile in den Preſscylinder der Schere
                              									geleitet und kehrt wieder in den Pumpencylinder zurück, wenn der Druck auf den
                              									Dampfkolben aufhört. Ein einziger Hub des Pumpenkolbens genügt für einen vollen Hub
                              									des Preſskolbens. Die Preſspumpe, welche ebenfalls keiner weitern Befestigung auf
                              									dem Fundamente bedarf, wiegt 5t Mit Inbegriff blos
                              									noch eines kleinen transportablen Dampfkessels wird hier die Arbeit ausgeführt,
                              									welche sonst eine Maschine von mindestens 18t
                              									Gewicht, eine bedeutende Fundirung, eine Transmission und eine Antriebsdampfmaschine
                              									sammt Kessel dazu beanspruchen würde. Diese hydraulische Schere kann übrigens auch
                              									als Lochmaschine verwendet werden.
                           Die Ingangsetzung der Preſspumpe erfolgt durch einen vom Maschinenwärter zu
                              									stellenden Hebel. Der Abschluſs der Dampfeinströmung erfolgt selbstthätig, so daſs
                              									der Dampf noch expandiren kann, und zwar durch eine in entsprechender Höhe vorhandene
                              									Oeffnung, deren drei seitlich angebracht und durch Hähne verschlieſsbar sind, wie
                              									aus Fig. 3 deutlich ersichtlich ist. Hat der Kolben diese Oeffnung
                              									überschritten, so tritt der Dampf aus und schlieſst den Eintrittkanal durch
                              									Vermittlung eines Kolbenventiles. Ist die Arbeit vollendet, so bewirkt die
                              									Hebelbewegung den Austritt des Dampfes auf der anderen Seite dieses Kolbenventiles
                              									und öffnet dann neuerdings das Dampfeinströmungsrohr. Der Dampfverbrauch ist dabei
                              									nach Maſsgabe der erforderlichen Leistung regulirt. In dem Falle, als der
                              									Maschinenwärter vergessen würde, den einen der drei seitlichen Ausströmhähne
                              									vollständig zu öffnen, bevor er den Einströmhahn öffnet, würde ein breiter Kanal,
                              									welcher an der oberen Stelle des Dampfcylinders angebracht ist, den Dampf in der
                              									höchsten Stellung des Kolbens über den Kolben treten lassen und diesen ins
                              									Gleichgewicht stellen. Die Zurückbewegung des Preſskolbens mit dem Schermesser
                              									erfolgt durch Gegengewichte, welche an Ketten gehängt sind; letztere sind durch
                              									Rollen aus der verticalen in die horizontale Richtung abgelenkt. Zur Geradführung
                              									des Schermessers ist der Preſskolben unten mit einem Fuſse versehen, welcher auf
                              									einer gehobelten Paſsleiste des Bettes gleitet. Die äuſserst sinnreiche Einrichtung
                              									der ganzen Maschine und ihre Einfachheit sichern mit geringen Kosten einen
                              									regelmäſsigen Betrieb dieses mächtigen Werkzeuges.
                           Von der Hydraulic Engineering Company in Chester sind
                              									noch eine Reihe hydraulischer Maschinen ausgestellt, wovon die wichtigsten im
                              									Folgenden kurz besprochen werden sollen.
                           
                        
                           Tweddell's hydraulische Lochmaschine und Schere. (Fig.
                                 										4 Taf. 40.)
                           Diese in Fig. 4 Taf.
                              									40 dargestellte Maschine besitzt drei hydraulische Preſskolben von gleichem
                              									Durchmesser (300mm) wie die vorbeschriebene Schere
                              									für Eisenbahnschienen; der erste Kolben trägt eine gerade Schere, der mittlere eine
                              
                              									Winkelschere, der letzte den Lochstempel. Diese 3 Kolben sind jedoch im Querschnitte
                              									nicht kreisrund, sondern zur Verhinderung der Verdrehung des Schermessers mit einer
                              									angehobelten Fläche versehen, welche sich gegen einen in die Stopfbüchse eingelegten
                              									Keil anlegt. Diese Maschine hat wie die vorgenannte zunächst den Hauptvortheil, daſs
                              									keinerlei Räderwerk, keine Welle und kein Riemen zum Betriebe erforderlich sind;
                              									daſs ferner keine Brüche durch momentane Umsetzung der lebendigen Kraft von
                              									Schwungmassen eintreten können, wie groſs auch die zwischen die Schermesser
                              									eingebrachten Eisenquerschnitte sein mögen. Es kann eben der Druck auf das
                              									Schermesser nur ein ganz bestimmtes Maximum erreichen, das durch die vorhandene
                              									Wasserpressung begrenzt ist, und für welches die Dimensionen der Maschine berechnet
                              									sind.
                           Die drei hier vereinigten Werkzeuge sind ganz unabhängig von einander und können auch
                              									getrennt in irgend welcher passend erscheinenden Weise gegen einander aufgestellt
                              									werden. Dadurch ist der bedeutende Vortheil gesichert, daſs, falls ja jemals ein
                              									unvorhergesehener Bruch eines Theiles einen Stillstand herbeiführt, nicht sofort die
                              
                              									ganze Maschine auſser Verwendung kommen muſs, sondern die nicht gebrochenen beiden
                              									anderen Werkzeuge ungehindert in Betrieb bleiben können. Die Lochmaschine hat noch
                              									einen ganz besonderen Vorzug gegenüber der durch Riemen betriebenen, welcher darin
                              									besteht, daſs der Lochstempel niemals unzeitig niedergeht, sondern nur dann, wenn
                              									der Maschinenwärter mittels des Handhebels das Einlaſsventil für das Druckwasser
                              									öffnet. Durch Anschrauben von Gesenken oder Stanzen kann diese Maschine auch als
                              									Schmiedepresse oder als Druckwerk zum Prägen verwendet werden. Die Schermesser
                              									können auch beliebig schief gegen die Ständerachse an den Kolben angeschraubt
                              									werden, um das Abschneiden langer Stücke Flacheisen u. dgl. zu gestatten.
                           Am Steuerhebel ist eine abwärts hängende Stange mit verstellbaren Anschlägen
                              									angebracht, wie in Fig. 4 links
                              									und in der Mitte ersichtlich, welche in einem kleinen, am Preſskolben befestigten
                              									Lager geführt ist und zur Hubbegrenzung dient. Durch die Verstellung dieser
                              									Anschläge kann die Hubhöhe stets mit Leichtigkeit der, Blechdicke angepaſst werden,
                              									so daſs jeder unnütze Wasserverlust vermieden ist.
                           Diese Maschine ist gleichfalls so schwer, daſs sie keine weitere Befestigung auf dem
                              									Fundamente erfordert. Das Druckwasser wird einem Accumulator entnommen, welcher auf
                              										100at Wasserpressung berechnet ist. Die
                              									ausgestellte Maschine locht 25mm Durchmesser in
                              									Blech von 19mm Dicke 600mm vom Rande und schert 19mm dicke Bleche auf dieselbe Entfernung vom Rande;
                              									die Winkelschere endlich schneidet Winkeleisen von 100mm Schenkellänge und 12mm Dicke.
                           
                        
                           Tweddell's hydraulische Nietmaschinen. (Fig. 5 bis
                              										10 Taf. 40.)
                           Von diesen Maschinen bekannten Principes (vgl. *1877 224
                              									33) sind mehrere ausgestellt, welche sich durch die Detailconstruction der Ständer,
                              									bezieh. der Träger der Nietstempel und Preſscylinder unterscheiden. Danach theilen
                              									sich die ausgestellten Maschinen in eine fixe, auf festem Fundamente stehende, mit
                              									fest verbundenen Ständerarmen und horizontaler Achse der Nietstempel, eine
                              									halbtragbare, bei welcher die bekannte transportable Nietmaschine in einem
                              									festgestellten Ständer durch einen Fuſstritt vertical verstellbar ist, um die Nieten
                              									einbringen zu können, bei welcher die Achse der Nietstempel vertical steht, und
                              									endlich mehrere tragbare Nietmaschinen, welche an Krahnen hängen. Die Rohrleitung
                              									führt von der Krahnsäule zur Krahnkatze mit Gelenkstücken (vgl. * S. 418 d. Bd.),
                              									von der Katze zum Aufhängestücke der Maschine in einer langgezogenen Spirale und endlich von hier zum
                              									Preſscylinder in einem trompetenförmig gebogenen oder spiralförmig gerollten Rohre,
                              									wie aus den Fig. 5 bis
                              										9 Taf. 40 ersichtlich ist, welche die vier Typen der ausgestellten
                              									tragbaren Nietmaschinen zeigen.
                           Die Nietmaschinen sind sämmtlich auf der Ausstellung im Gange. Da es jedoch nicht
                              									gestattet ist, in den Räumen der Ausstellung ein Schmiedefeuer zum Hitzen eiserner
                              									Nieten aufzustellen, so werden mittels derselben Nieten von Blei in entsprechend
                              									vorgebohrte Nietlöcher eingezogen. Die Arbeit geht auſserordentlich rasch von
                              									statten und das Ergebniſs ist ein sehr befriedigendes. Durchschnitte von in Eisen
                              									ausgeführten Nietungen, welche in mehreren Exemplaren ausgestellt sind, zeigen
                              									durchwegs guten Anschluſs der Nieten an das Blech, selbst bei ganz unmäſsig gegen
                              									einander verschobenen Nietlöchern.
                           Das erforderliche Druckwasser liefert auch hier ein Accumulator und zwar derselbe,
                              									welcher das Druckwasser für die vorbeschriebene Lochmaschine und Schere liefert.
                              									Eine mit 3 Pumpenkolben versehene, durch Riemen angetriebene Pumpe sorgt dafür, daſs
                              									der Accumulator stets mit dem hinreichenden Wasserquantum versehen ist. Fig.
                                 										10 Taf. 40 gibt ein Bild des Accumulators und der damit in Verbindung
                              									stehenden Pumpe; derselbe ist ein sogen. Differential-Accumulator und besteht aus
                              									einem Cylinder, welcher über die fesstehende verticale Kolbenstange geschoben und
                              									mittels Stopfbüchsen an beiden Enden gegen die Kolbenstange abgedichtet ist. Die
                              									untere Hälfte der Kolbenstange hat einen gröſseren Durchmesser als die obere, und
                              									die Differenz beider Querschnitte gibt die Druckfläche. Wird die Pumpe in Bewegung
                              									gesetzt, so steigt der Cylinder rasch aufwärts. Ist dieser hinreichend hoch gehoben,
                              									so wird der Antriebriemen selbstthätig auf die Losscheibe geschoben und dadurch die
                              									Pumpe abgestellt. Wird dem Accumulator Wasser entnommen, so sinkt der Cylinder und
                              									bringt dabei zugleich die Pumpe wieder in Thätigkeit. Bei der ausgestellten Pumpe
                              									wird der Riemen nur von Hand von der Festscheibe auf die Losscheibe gerückt, die
                              									selbstthätige Abstellung ist hier nicht vorhanden. Durch auſsen um den Cylinder
                              									gelegte zweitheilige Ringgewichte kann der Wasserdruck im Accumulator nach Belieben
                              									regulirt werden. Die Differenz der beiden Querschnitte der Kolbenstangen, also die
                              									Druckfläche, ist im Verhältniſse zu der durch eine Nietmaschine zum Einziehen einer
                              									Niete verbrauchten Wassermenge gering und erfolgt daher beim Oeffnen des Ventiles
                              									der Nietmaschine das Niedergehen des Accumulatorcylinders ziemlich rasch. In Folge
                              									der dadurch erlangten Beschleunigung wird am Ende der Bewegung des Nietstempels ein
                              									kleiner Stoſs auf die fertig eingezogene Niete ausgeübt, was für die Nietung als
                              									vortheilhaft erachtet wurde.
                           Bezüglich der Ausführung ist noch zu bemerken, daſs bei der fixen Nietmaschine,
                              									welche hauptsächlich zum Nieten von Locomotivkesseln bestimmt ist, der Gegenständer
                              									aus Schmiedeisen hergestellt ist. Die freie Höhe im Einschnitte vom Boden bis zu den
                              									Nietstempeln (Ausladung) beträgt bei dieser Maschine 1800mm. Diese Maschine ist stark igenug, um Nieten von
                              									25 bis 30mm Durchmesser einzuziehen. Bei der in
                              										Fig. 7 und 8
                              									dargestellten tragbaren Nietmaschine sind die beiden mit einander fest verschraubten
                              									Arme, welche Nietstempel und Preſscylinder tragen, ebenfalls aus Schmiedeisen
                              									hergestellt, und zwar im Querschnitte hohl durch Schweiſsung bei a bis d (Fig. 8).
                              									Diese Maschine ist hauptsächlich zum Nieten von Trägern bestimmt. Mit derselben
                              									können Nieten von 19 bis 22mm Durchmesser
                              									eingezogen werden und zwar in zwei Stellungen, bei horizontaler und bei verticaler
                              									Lage der Achse der Nietstempel (Fig. 7 und
                              										9). In der verticalen Lage verharrt die Maschine durch das Eigengewicht,
                              									in der horizontalen ist sie durch einen federnden Anschlag gehalten, wie aus Fig.
                                 										7 deutlich ersichtlich ist. Die Maschine nach Fig. 5 kann
                              									durch Schneckengetriebe im Räume beliebig eingestellt, daher in allen Lagen der
                              									Nietnath angewendet werden. Die in Fig. 6
                              									dargestellte Maschine ist nur für horizontale Lage der Achse der Nietstempel
                              									eingerichtet und soll hauptsächlich zum Nieten der Feuerthüröffnung bei
                              									Locomotivkesseln dienen und hat deshalb nur geringe Ausladung. Der Preſscylinder ist
                              									bei dieser Maschine in einem Ringe solid gelagert und durch eingeschnittene
                              									Schneckenzähne und im Ringe gelagerte Schnecke im Kreise drehbar.
                           
                        
                           Tweddell's hydraulische Träger-Richtmaschine. (Fig.
                                 										11 Taf. 40.)
                           Die von der obengenannten Firma ausgestellte hydraulische Trägerrichtmaschine hat
                              									einen horizontalen Preſskolben von 130mm
                              									Durchmesser. Die Träger werden auf zwei beiderseits am Ständer angebrachte vertical
                              									verstellbare Rollen aufgelegt. Am Preſskolben und an den beiden Gegenlagern sind im
                              									Gelenk eingehängte Druckstücke befestigt. Die Construction derselben ist im Uebrigen
                              									aus Fig. 11 deutlich ersichtlich.
                           J.
                                 										Pechan.
                           
                        
                     
                  
               
