| Titel: | Absperrventile von Fr. Reese und H. Lübbers. | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 510 | 
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                        Absperrventile von Fr. Reese und H. Lübbers.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 42.
                        Reese und Lübbers' Absperrventile.
                        
                     
                        
                           Das vom Wasserwerksdirector Fr. Reese in
                              										Dortmund im Deutschen Reich unter Nr. 1306 vom 2.
                              									November 1877 ab patentirte Niederschraubventil verfolgt den Zweck, eine Reparatur,
                              									bezieh. Auswechslung des Ventilkörpers ohne vorherige Entleerung der Zuleitung zu
                              									ermöglichen und bei geschlossenem Ventil der Flüssigkeit in der Ableitung einen
                              									Ausweg zu verschaffen. (Vgl. Reese's Hahn * S. 95 d.
                              									Bd.)
                           Der ersten Bedingung ist durch Anbringung eines Hilfsventiles h (Fig. 7 Taf.
                              									42) Genüge geleistet; dasselbe sitzt auf einem kurzen, von unten in das Gehäuse
                              									geschraubten Gewindezapfen, welcher durch eine Lederscheibe und Ueberwurfmutter nach
                              									auſsen abgedichtet ist. Durch entsprechende Drehung dieses Gewindezapfens mittels
                              									eines in seine Höhlung gesteckten Vierkantschlüssels kann das Hilfsventil h behufs Abschlusses der Zuleitung gehoben und an den
                              									Sitz gepreſst werden, worauf sich dann das Hauptventil v nach Herausschrauben der zu einem Gewindekolben k erweiterten Ventilspindel s beseitigen
                              									läſst. Bemerkt sei, daſs die Ventilspindel ohne Stopfbüchse durch die obere
                              									Verschluſskappe m des Gehäuses tritt und ein dichter
                              									Abschluſs an dieser Stelle nur dann erfolgt, wenn sich bei ganz geöffnetem Ventil
                              									die ringförmige Stirnfläche des Spindelkolbens k fest
                              									gegen die Lederplatte zwischen dem Gehäuse und der oberen Verschluſskappe m legt. Diese einfache Anordnung läſst freilich keine
                              									Mittelstellung des Ventiles behufs Drosselung der Flüssigkeit zu. Bei ganz
                              									geschlossenem Ventil findet das Wasser der Ableitung durch die das Gewinde des
                              									Spindelkolbens k (Fig. 7 und
                              										8) stellenweise unterbrechenden Nuthen n und
                              									die Bohrung b der Ventilspindel einen Ausweg ins
                              									Freie.
                           Muſs das Ventil so angeordnet werden, daſs es von unten unzugänglich ist, so wird das
                              									Hilfsventil h, so wie es Fig. 9 Taf.
                              									42 zeigt, durch eine Feder belastet, welche bei jedesmaligem Heben des Hauptventiles
                              									den selbstthätigen Schluſs des Hilfsventiles bewirkt. In der gleichen Figur ist auch
                              									noch angedeutet, wie bei unterirdischen Leitungen der Ventilkörper und die obere
                              									Verschluſskappe durch Röhren bis zum Straſsenniveau verlängert werden, wo dann erst
                              									ihre Verbindung erfolgt; auch dient hier der Spindelkolben k lediglich zur Führung, da das Gewinde auf die Spindel selbst
                              									aufgeschnitten ist.
                           Bei dem eben beschriebenen Ventil ist die Zuleitung noch nicht ganz abgesperrt, wenn
                              									die Communication der Entwässerungsöffnung mit der Ableitung beginnt. Diesem
                              									Uebelstand wird durch ein anderes Ventil (D. R. P. Nr. 1300 vom 11. August 1877) von
                              										H. Lübbers in Reichenberg
                              									begegnet. In dem Gehäuse dieses Ventiles (Fig. 10.
                              									Taf 42) ist ein dicht eingepaſster Kolben k
                              									verschiebbar, dessen Stange mit dem Hebel eines Druckständers in Verbindung steht. Die
                              									untere Kolbenseite ist durch eine Manschette noch besonders abgedichtet; vollkommen
                              									dichter Schluſs des Ventiles erfolgt dadurch, daſs der obere Rand des ausgehöhlten
                              									Kolbens gegen die Lederscheibe gedrückt wird, welche gleichzeitig die Liderung
                              									zwischen dem Ventilgehäuse und der Verschluſskappe mit der Stopfbüchse für die
                              									Ventilspindel bildet.
                           Zur Entwässerung der Ableitung nach Schluſs des Ventiles dient nun eine Oeffnung l, welche beim Niederdrücken des Kolbens wieder
                              									abgesperrt wird so zwar, daſs dieselbe bereits gänzlich geschlossen ist, bevor noch
                              									der obere Kolbenrand die Durchgangsöffnung frei macht. Das sich bei raschem
                              									Schlieſsen des Ventiles zwischen den Kolben und das Gehäuse drängende Wasser kann
                              									durch die Oeffnung o des Kolbens nach der Ableitung a und von da nach dem Entwässerungsrohr gelangen. Der
                              									Ventilkolben ist im geschlossenen Zustande vollständig entlastet, das Oeffnen des
                              									Ventiles also auch bei groſsen Dimensionen und unter hohem Druck leicht möglich. Als
                              
                              									Uebelstand möchten wir die theilweise Verengung der Durchgangsöffnung durch die
                              									Kolbenstange (Ventilspindel) bezeichnen.
                           
                              H.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
