| Titel: | Brisanzmesser für Zwecke der civilen Sprengtechnik. | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 530 | 
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                        Brisanzmesser für Zwecke der civilen
                           								Sprengtechnik.
                        Mit einer Abbildung auf Tafel 44.
                        Kostersitz und Heſs' Brisanzmesser.
                        
                     
                        
                           Der Nutzeffect eines Sprengpräparates hängt neben den speciellen Eigenschaften
                              									desselben auch im hohen Grade von den Verhältnissen ab, unter welchen das Präparat
                              									verwendet wird. Handelt es sich nun darum, Güte und Preiswürdigkeit eines
                              									Sprengmittels rasch zu beurtheilen, so empfehlen J. M.
                                 										Kostersitz und F. Heſs in den Mittheilungen eins dem Laboratorium des technischen und
                                 										administrativen Militärcomité die in Fig. 9 Taf.
                              									44 abgebildete Vorrichtung.
                           In der Mitte eines gezogenen schmiedeisernen Gasleitungsrohres von 33mm innerer Weite und einer Länge von 500mm wird die 17g
                              									wiegende Ladung a des zu prüfenden Sprengmittels in
                              									einem cylindrischen Weiſsblechbüchschen von 31mm
                              									äuſserem Durchmesser mit im Inneren verschiebbarem Deckel untergebracht. An den
                              									Boden des Büchschens stöſst ein kreisrundes Plättchen b
                              									von Bessemerstahl, 3mm,3 dick und von 31mm Durchmesser, an dieses aber ein Cylinder c aus gezogenem Blei von dem gleichen Durchmesser und
                              										20mm Höhe. Die freie Stirnfläche berührt das
                              									eine Ende des beiderseits stumpf conisch zulaufenden, in seiner Längenmitte
                              									cylindrischen Domes d aus gehärtetem Stahl, an dessen
                              									anderem Ende die eine Stirnfläche eines zweiten dem Cylinder c ganz gleichen Bleicylinders c' dicht
                              									anliegt. Um alle Theile gegen einander gut zu centriren, werden sie, der Cylinder
                              										c' zu unterst, in einer cylindrischen Papierhülse
                              									von 31mm,5 innerem und etwa 32mm äuſserem Durchmesser über einander gesetzt, und
                              									das Ganze dann in das Innere des Gasrohres eingeführt.
                           Es ist selbstverständlich, daſs die Probepatrone mit einer verläſslichen Sprengkapsel
                              									und einer aus dem Gasrohre vorragenden Sicherheitsschnur s versehen werden, und daſs diese Zündvorrichtung jedesmal mit der Patrone
                              									sorgfältig verbunden wird. Die noch leeren Theile f des
                              									Gasrohres werden mit Sand dicht verdämmt, die Verdammung beiderseits durch
                              									Lehmpfröpfe g abgeschlossen und, nachdem das Gasrohr in
                              									verticaler Richtung etwa bis zur Hälfte in den Erdboden gesteckt worden, die
                              									Explosion eingeleitet.
                           An der Stelle, wo die Patrone gesessen, ist das Rohr jedesmal zerrissen und mehr oder
                              									minder kelchartig gespalten, so daſs die Bleicylinder, der Stahldorn und das
                              									Stahlplättchen ohne Mühe und ohne sie weiter zu beschädigen, aus der Innenhöhlung
                              									genommen werden können. Die Cylinder c und c' zeigen von den Kegelenden des Domes herrührende,
                              									regelmäſsige conische Vertiefungen, aus deren Gröſse bei vergleichenden Versuchen
                              									zunächst eine Vorstellung von der Arbeitsleistung des Sprengmittels im geschlossenen
                              									Räume erhalten werden kann. Ist ferner der relativ gröſste Theil der Deformation an
                              									dem der Ladung näheren Bleicylinder erfolgt, so äuſsert das Sprengmittel im
                              									Bohrloche eine vorwiegend brisante, im anderen Falle aber eine mehr schiebende
                              									Wirkung.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
