| Titel: | Entsilbern und Raffiniren von Werkblei mittels Elektrolyse; von N. S. Keith in New-York. | 
| Autor: | F. B. | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 534 | 
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                        Entsilbern und Raffiniren von Werkblei mittels
                           								Elektrolyse; von N. S. Keith
                           								in New-York.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 44.
                        Keith's Entsilbern und Raffiniren von Werkblei.
                        
                     
                        
                           Die im Folgenden beschriebene, dem obigen Zwecke dienende Anlage (Fig. 10 bis
                              										14 Taf. 44) ist geeignet, in 24 Stunden 10t Blei zu behandeln.
                           Das Blei wird in den Kesseln a (Fig. 11 und
                              										12) eingeschmolzen und am Boden derselben durch einen Ausfluſs, frei von
                              									Schaum und Schmutz, in ein Gefäſs abgezogen, aus welchem es in dünne Platten
                              									gegossen wird; das (in den Figuren nicht angegebene) Gefäſs arbeitet hierbei
                              									mechanisch. Diese Platten b (Fig. 13 und
                              										14) sind rechteckig (122 × 38cm) und
                              										3mm dick und jede wiegt 16k,34. Dickere Platten würden einerseits keine
                              									gröſsere Oberfläche darbieten und nur die Menge des im Proceſse befindlichen
                              									Materials vermehren; andererseits hat sich gezeigt, daſs bei obiger Dicke die
                              									Unreinigkeiten, welche sich an der Oberfläche ansetzen, den Verlauf der Operation
                              									nicht hemmen. Um 10t Blei auf diese Art zu
                              									gieſsen, ist 1 Schmelzer und 1 Gehilfe für 10 Stunden nöthig. Die Platten werden an
                              									Querträger c mittels Klemmen und Schrauben d befestigt und vor dem Einbringen in die Fällgefäſse
                              									auf die Gestelle e gehängt, wie dies bei f (Fig. 11)
                              									gezeigt ist. Ein Arbeiter zieht hier von unten herauf über jede Platte einen Sack
                              									von starkem Musselin.
                           Die Gefäſse 1 bis 48 sind
                              									von Eisenblech oder Holz hergestellt, messen 305 × 153 × 153cm und sind nahezu gefüllt mit der Losung eines
                              									Bleisalzes (von Bleizucker oder Chlorblei); in jedem derselben hängt in gewissen
                              									Abständen eine Reihe dünner Bleche von einem Metall, welches von der Lösung nicht angegriffen wird
                              									(Kupfer, Bronze, Blei u.s.w.), und zwar ebenfalls an Querträgern o (Fig. 13).
                              									Diese Bleche, die Kathoden, sind in directer metallischer Berührung mit einem
                              									Kupferstabe p (Fig. 14),
                              									welcher an der oberen Seite des Gefäſses entlang läuft, aber elektrisch isolirt von
                              									dem Kupferstabe q; der letztere seinerseits ist isolirt
                              									von dem Fällgefäſse. Mit dem fahrbaren Aufzug A werden
                              									die mit dem Sack überzogenen Bleiplatten von dem Gestelle e abgehoben und in die Gefäſse so eingesetzt, daſs sie, die Anoden
                              									bildend, mit den Kathoden wechseln. Die den Anoden zugehörigen Querträger kommen in
                              									directen metallischen Contact mit dem Stabe q, sind
                              									dagegen von dem Stabe p isolirt. Eine Weston'sche dynamo-elektrische Maschine B (vgl. 1877 223 546) 1878
                              										228 513), welche stündlich 32k Blei in jedem Fällkasten niederzuschlagen
                              									vermag, ist vom positiven Pole aus leitend mit den Anoden des ersten Satzes der
                              									Fällgefäſse 1 bis 4 (Fig.
                                 										12) verbunden. An diesen Gefäſsen befinden sich Leiter r (Fig. 13 und
                              										14), welche nach der Schiene q des folgenden
                              									Satzes (5 bis 8)
                              									überleiten. In dieser Weise sind sämmtliche Sätze der Gefäſse mit einander
                              									verbunden, bis der Leiter des letzten Satzes (45 bis
                              										48) mit dem negativen Pol der Maschine B vereinigt ist.
                           Wird dieselbe in Gang gesetzt, so steigt zunächst die Temperatur im ganzen Bogen. Die
                              									Maschine, welche nur geringe Oberfläche zum Ausstrahlen besitzt, wird mit Wasser
                              									gekühlt. Die Temperatur der Leiter, Gefäſse und Lösungen steigt nicht erheblich, da
                              									die Ausstrahlung energischer ist. Auch werden die Theile des Bogens magnetisch und
                              									die Anoden nehmen nach und nach ebenso an Gewicht ab, wie die Kathoden daran
                              									zunehmen, an denen sich Blei in krystallinischer Gestalt anhäuft. Die nahezu
                              									aufgelösten Anoden werden durch neue ersetzt und die übrig bleibenden Stücke, 0,5
                              									bis 1k,5 schwer, wieder zum Schmelzen und Gieſsen
                              									zurückgegeben. Der Bleiniederschlag ist von geringer Cohäsion und sammelt sich bis
                              									zur Ausräumung des Fällkastens in dem Raum y (Fig.
                                 										13 und 14) an. Da
                              									die Fällgefäſse nach und nach besetzt werden, so geht
                              									das Reinigen schrittweise durch die Reihe derselben vorwärts, von Tag zu Tag 4
                              									Kästen betreffend. Hierzu sind 2 Mann nöthig, welche mit dem Aufzug A zunächst die Kathoden ausheben und in das
                              									vorhergehende Gefäſs einsetzen, das zuletzt gereinigt wurde und zu deren Aufnahme
                              									vorgerichtet ist. Gleichzeitig wird aus dem Gefäſse die Lauge abgelassen, welche in
                              									den Rinnen x (Fig. 10 bis
                              										12) nach der Cysterne w gelangt, Die Anoden
                              									(Säcke und Querträger) werden sodann ausgehoben und an das Ende des Systems geführt;
                              									das Blei wird in Gefäſse von bestimmter Form geschaufelt und in diesen nach der
                              									hydraulischen Presse v (Fig. 12)
                              									mit dem Aufzug A geschafft. Aus w wird nunmehr die Lauge in das ausgeräumte Gefäſs zurückgepumpt, in
                              									welche hierauf die Kathoden des folgenden zu räumenden Gefäſses eingehängt werden,
                              									während frische Anoden, entsprechend vorbereitet, vom Gestelle e herbeizuholen sind.
                           Die mit dem Bleiniederschlage gefüllten Mulden befreit man unter der Presse von der
                              									anhängenden Lösung; die hierbei entstehenden Kuchen, Barren oder sonstwie geformten
                              									Körper von reinem Blei sind hinreichend fest und vertragen Transport. Die von den
                              									Anodenresten abgenommenen Säcke werden umgewendet und in Wasser gespült, um den
                              									feinen zurückgebliebenen Rückstand zu entfernen, worauf sie wiederholt zum Einsacken
                              									neuer Anoden Verwendung finden. Die Anodenreste sind, bevor sie zum Einschmelzen
                              									zurückgehen, in Wasser abzubürsten. Nach dem Absitzen der Waschwässer wird das klare
                              									Wasser abgezogen und dient zum Ersatz des aus den Fällkästen verdunsteten Wassers,
                              									so daſs kein Rückstand an Lösung übrig bleibt. Der Absatz kommt auf die Filter g bis l (Fig. 12)
                              									zum Entwässern und Trocknen. Er enthält alle Verunreinigungen und Nebenbestandtheile
                              									des Werkbleies – als Antimon, Arsen, Silber, Gold, Kupfer, Eisen – und ist entweder
                              									bei Luftzutritt in der Rothglut zu behandeln, um auſser Silber und Gold alle übrigen
                              									Metalle zu oxydiren und dann mit Soda und Borax zu schmelzen, oder unter Zusatz von
                              									Salpeter und Borax sogleich einzuschmelzen. Aus der Schlacke läſst sich Antimon
                              									vielleicht noch mit Vortheil abscheiden.
                           Der am Schmelzkessel a fallende Bleischaum wird zu
                              									Platten geformt und so ebenfalls eingesackt, aber, da er mehr Unreinigkeiten als das
                              									übrige Blei enthält, in einem besonderen Fällkasten behandelt.
                           Der gesammte Proceſs erfordert somit folgende Arbeiten: 1) Schmelzen und Gieſsen. 2)
                              									Einsacken. 3) Vorrichtung der Gefäſse und Entfernung der Producte. 4) Pressen des
                              									Bleies. 5) Reinigung der Säcke. 6) Schmelzen der rückständigen Edelmetalle. – Die
                              									gesammte Arbeit geschieht am Tage. Nachts ist nur ein Maschinist nöthig, wenn man
                              									Dampfmaschine und Dampfkessel zum Betriebe hat, oder ein Wächter, wenn mit
                              									Wasserkraft gearbeitet wird. Die Auslagen auf 10t
                              									Blei in 24 Stunden stellen sich, wie folgt:
                           
                              
                                 Arbeit: 2 Maschinisten (1 Schmelzer und 1 Helfer), 1
                                    											Einsacker,    2 Mann zum Ausräumen der Gefäſse, 2 Mann zum
                                    											Auswaschen,    1 Mann an der Presse, 1 Probirer (Schmelzer und
                                    											Raffinirer),    1 Gehilfe, zusammen 10 Mann, im Durchschnitt zu
                                    											4M.
                                 80,00
                                 M.
                                 
                              
                                 Aufsicht
                                 28,00
                                 
                                 
                              
                                 Brennmaterial für Dampferzeugung und Schmelzen
                                 20,00
                                 
                                 
                              
                                 Zuschläge, Tiegel u. dgl.
                                 20,00
                                 
                                 
                              
                                 Säcke, Oel u. dgl.
                                 12,00
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 10t zu 16 M. für 1t
                                 160,00
                                 M.
                                 
                              
                           Die Vortheile bei Anwendung des elektrischen Stromes sind: Vermeidung aller
                              									Bleiverluste durch Verdampfung, Oxydation u.s.w.; Vermeidung aller Rückstände von
                              									Silber und Gold in dem verkäuflichen Blei; Gewinnung des Antimons, welches jedoch
                              									bei anderen Proceſsen
                              									ebenfalls nicht verloren zu geben werden braucht (d. Ref.); Einfachheit der Arbeit,
                              									vollkommene Controle über die Qualität der Producte und Wohlfeilheit.
                           Die in je 4 Gefäſsen aufgelöste und wieder abgesetzte Menge Blei ist 32k in 24 Stunden; für die ganze Anlage von 48
                              									Gefäſsen hat man somit 9145k bei einem
                              									Kraftaufwande von 12e. Man kann mit weniger Kraft
                              									dieselbe Menge Blei erzielen, jedoch ist dann eine gröſsere Anzahl von Gefäſsen,
                              									eine gröſsere Fläche Grund und Boden und ein gröſserer Posten von im Betriebe
                              									befindlichem Werkblei nöthig. Es gibt demnach einen Punkt, wo der ersparte
                              									Kraftaufwand ausgeglichen wird durch die Mehrkosten der Anlage und die Zunahme des
                              									in Behandlung befindlichen Materials. (Nach dem Engineering
                                 										and Mining Journal, 1878 Bd. 26 S. 26.)
                           Wir verweisen Diejenigen, welche sich für frühere Versuche
                              									interessiren, Elektricität zum Ausbringen von Metallen zu benutzen, auf das Werk von
                              										Becquerel: Traité d'electricité et de magnétisme
                              									(Paris 1855. 3 Bände), wo sich im zweiten Bande auch ein ausführliches Kapitel über
                              									die elektrochemische Zugutemachung der Silber-, Blei- und Kupfererze befindet (vgl.
                              									1854 133 213) 1869 192
                              									471).
                           
                              
                                 F.
                                    											B.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
