| Titel: | Die quantitative Bestimmung der Stärke im Papiere; von C. Wurster. | 
| Autor: | C. Wurster | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 539 | 
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                        Die quantitative Bestimmung der Stärke im
                           								Papiere; von C.
                              								Wurster.
                        Wurster, über Bestimmung der Stärke im Papiere.
                        
                     
                        
                           Die Stärke bildet bei den gewöhnlich vorkommenden, in der Masse geleimten Papieren
                              									einen nur selten fehlenden, wesentlichen Bestandtheil. Bei Anwendung von braunem
                              									Leim ist der Stärkezusatz unbedingt erforderlich; aber auch bei weiſsem Leim wird
                              									Stärke zugesetzt, hauptsächlich um dem Papier einen bessern Klang zu ertheilen;
                              									ebenso wird den ordinären, mit Füllstoffen beladenen Papieren in der Regel eine
                              									gröſsere Menge Stärke zugefügt, in der Erwartung hierdurch mehr des Füllstoffes im
                              									Papier zurückzubehalten. Die meisten Papiere werden deshalb beim Betupfen mit einer
                              									verdünnten weingeistigen Jodlösung violett bis tief blau gefärbt; die Intensität
                              									dieser Färbung ist oft der einzige Anhaltspunkt, aus dem man einen Rückschluſs auf
                              									die Menge der Stärke zieht.
                           Die quantitative Bestimmung der Stärke ist leicht auszuführen und läſst sich mit der
                              									Bestimmung des Harzes verbinden; da bei der Bereitung des Papieres die Verluste an
                              									Stärke sehr wechselnde sind, so sollte man in rationell arbeitenden Fabriken zum
                              
                              									Berechnen der Herstellungskosten der Papiere nicht versäumen, die im Papier
                              									zurückgebliebene Stärkemenge zu ermitteln.
                           Die Bestimmung kann entweder als Restanalyse ausgeführt werden, indem man das Harz
                              									und die Stärke in Lösung überführt, das zurückbleibende Papier wiegt, oder indem man
                              									die aufgelöste Stärke, durch längeres Kochen mit verdünnten Säuren oder durch
                              									Malzauszug, ganz in Zucker umwandelt und letzteren auf bekannte Weise titrimetrisch
                              									bestimmt.
                           Bei meinen Bestimmungen habe ich die Restanalyse vorgezogen. Ich bestimme zuerst das
                              									Wasser, dann durch Auskochen mit Alkohol, dem einige Tropfen Salzsäure zugesetzt
                              									werden, das Harz, führe nun die Stärke in Lösung über, indem ich das von Harz befreite
                              									Papier mit gleichen Theilen Wasser und Alkohol, dem einige Tropfen Salzsäure
                              									zugesetzt werden, längere Zeit koche, und wiege das zurückbleibende Papier. Durch
                              									die Wirkung der Salzsäure tritt ein gewisser Verlust an mineralischen Bestandtheilen
                              									ein; es muſs deshalb von dem rohen und dem extrahirten Papier eine Aschenbestimmung
                              									ausgeführt und die Differenz, welche nahezu constant ist und etwa 0,8 bis 1,1 Proc.
                              									beträgt, von dem Harze abgezogen werden. Man erhält so leicht für die Praxis
                              									genügende und übereinstimmende Resultate.
                           Die Wasserbestimmung geschieht durch Trocknen im Trockenschranke bei 105 bis 110°.
                              									Das trockne Papier ist äuſserst hygroskopisch und muſs deshalb sehr rasch aus dem
                              									Trockenschrank in das zu diesem Zwecke bequemer etwas weitere Wiegeröhrchen gebracht
                              									werden. Besser übereinstimmende Zahlen werden erhalten, wenn man das Papier direct
                              									im Wiegeröhrchen, das an beiden Enden verschlieſsbar ist, bei 100° trocknet und
                              									trockne Luft hierbei hindurch leitet.
                           Zur Bestimmung des Wassers des Harzes und der Stärke wiegt man einen 4 bis 5cm breiten Streifen der zu untersuchenden Papiere
                              									ab, im Gewichte von 0,5 bis 1g,5, trocknet
                              									denselben und wiegt. Der Streifen wird nun der Breite nach in kleine, 3 bis 4mm breite Falten zusammengelegt und in einem
                              									kleinen Gefäſse mit Alkohol, dem einige Tropfen Salzsäure zugesetzt wurden, einige
                              									Minuten gekocht. Durch das in Lösung gehende Harz wird der Alkohol gelb gefärbt. Die
                              									Harzlösung wird, wenn die Färbung nicht mehr zunimmt, abgegossen, das Papier
                              									sorgfältig mit Alkohol abgespült, oder besser noch 2 bis 3 Mal mit frischem Alkohol
                              									ohne Salzsäure ausgekocht, dann zwischen Filtrirpapier abgepreſst, getrocknet und
                              									gewogen. Der Gewichtsverlust abzüglich der aufgelösten Menge mineralischer
                              									Bestandtheile ergibt die im Papier vorhandene Harzmenge an. Beim Verdünnen der
                              									Harzlösung mit Wasser trübt sich diese stark. Stärke konnte in dem ersten
                              									alkoholischen Extract nie nachgewiesen werden. Zur Controle wurde bei einigen
                              									Bestimmungen das Harz mit Aether extrahirt (vgl. 1877 226
                              									77). Die Resultate waren mit den durch Alkohol erhaltenen durchaus
                              									übereinstimmend.
                           Der harzfreie Papierstreifen ist nun ganz flieſsend ausgewaschen; derselbe wird zur
                              									Entfernung der Stärke wieder gefaltet und so lange in bedecktem Gefäſse mit gleichen
                              									Volumen Alkohol und Wasser, sowie einigen Tropfen Salzsäure gekocht, bis das mit
                              									Wasser gut abgespülte Papier durch Jodlösung nicht mehr gefärbt wird. In den meisten
                              									Fällen wird ein ½ bis 1stündiges Kochen genügen. Der Streifen wird dann
                              									herausgenommen, mit frischem Alkohol und Wasser ohne Säure gut abgespült oder besser
                              									ausgekocht, getrocknet und gewogen. Die Gewichtsdifferenz gibt direct die Stärke
                              									an.
                           Das Verhältniſs von Alkohol zum Wasser beim Auflösen der Stärke muſs immer ein bestimmtes
                              
                              									sein. Ist der Alkohol zu concentrirt, so bleiben die Umwandlungsproducte der Stärke
                              									nicht in Lösung; wird die Flüssigkeit an Alkohol zu arm, so verliert das Papier
                              									seinen Zusammenhalt und es geht somit der Vortheil, mit dem ganzen Papierstreifen
                              									arbeiten zu können, verloren.
                           Ist die Salzsäure aus dem Papiere nicht ganz entfernt, oder trocknet man bei zu hoher
                              									Temperatur, so wird das Papier stark brüchig. Um hiermit auf die früher (1878 227 181) angegebene Art und Weise die Aschenbestimmung
                              									vorzunehmen, wickelt man die Bruchstücke in einen Streifen Papier von bekanntem
                              									Aschengehalt. Das so extrahirte Papier gibt eine sehr voluminöse, schwer
                              									verbrennliche Kohle, sobald der Durchmesser des Cylinders gröſser als 3 bis 4mm ist. Man kann dann vortheilhaft ebenfalls die
                              									schwarze voluminöse Asche in ein frisches Papier fest mit engen Spiral Windungen
                              									wickeln, worauf die Kohle rasch verbrennt.
                           Handelt es sich nur darum, nachzuweisen, wie viel Faserstoff in dem Papier vorhanden
                              									ist, so wird man einen gewogenen Streifen einfach zuerst mit Alkohol, dann mit
                              									Alkohol und Wasser extrahiren, trocknen und wiegen, sowie die beiden
                              									Aschenbestimmungen ausführen. Der hierbei sich ergebende Rest darf als reiner
                              									Faserstoff angesprochen werden.
                           Ich laſse nunmehr die Analysen einiger von mir untersuchten Papiersorten folgen.
                           
                              
                                 Papier
                                 Wasser
                                 Harz mittelsAlkohol
                                 Harz mittelsAether
                                 Stärke
                                 Asche
                                 Fasern alsRest
                                 Bemerkungen
                                 
                              
                                 Fein Post dünn
                                 Proc.7,2
                                 Proc.2,9
                                 Proc.–
                                 Proc.3,5
                                 Proc.1,8
                                 Proc.84,6
                                 
                                 
                              
                                 Dto. m. Aether extrah.
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                                 Asche bestand aus schwefel-    saurem Baryt, es war
                                    											also    keine Correctur nöthig.    (Vgl. *1878 227 181.)
                                 
                              
                                 Ordin. SchreibpapierLetzteres Papier, obwohl es schon 52,2 Proc. fremde Bestandtheile
                                          													enthält, ist noch stark Holzstoff-haltig, so daſs demnach kaum 25
                                          													Proc. Haderfasern darin enthalten sein
                                          											werden.    mit viel Holzstoff
                                 5,8
                                 3,9
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                                 47,8
                                 Asche bestand aus Thon;    durch Schwefelsäure bei-    nahe
                                    											völlig aufschlieſsbar.
                                 
                              
                                 Dto. m. Aether extrah.
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