| Titel: | Ueber einige Anwendungen des Glycerins; von Ed. Donath. | 
| Autor: | Ed. Donath | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 542 | 
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                        Ueber einige Anwendungen des Glycerins; von
                           									Ed. Donath.
                        Donath, über einige Anwendungen des Glycerins.
                        
                     
                        
                           Die Eigenschaft des Glycerins, gewisse Metalloxyde und Hydroxyde zu lösen, die
                              									Fällung anderer durch fixe Alkalien zu verhindern, ist seit länger genügend bekannt;
                              									in letzterer Zeit hat Puls im Journal für praktische Chemie, 1877 S. 84 einige Metallglyceride, auf
                              									deren Bildung wahrscheinlich diese Erscheinungen beruhen, näher untersucht und
                              									beschrieben. Gelegentlich der Versuche, irgend eine zur quantitativen Bestimmung des
                              									Glycerins verwendbare Reaction ausfindig zu machen, habe ich das Verhalten einer
                              									Mischung von Glycerin und Aetznatronlösung (spec. Gew. = 1,2) zu gleichen Volumen
                              									gegen eine Reihe von Metallhydroxyden geprüft und dabei gefunden, daſs sich ersteres
                              									zu manchen analytischen Zwecken benutzen läſst.
                           Die Glycerinnatronlösung zeigt die Eigenschaft, vorzugsweise die höheren
                              									Oxydationsstufen gewisser Metalle zu lösen. Die Fällung des Manganoxyduls durch fixe
                              									Akalien wird z.B. durch Glycerin nicht verhindert; läſst man aber den Niederschlag
                              									nur einige Zeit an der Luft stehen, wobei bekanntlich rasch eine Oxydation erfolgt,
                              									so erhält man eine tief kirschrothe Lösung, ebenso auch, wenn man den aus
                              									Manganlösungen durch Erwärmen mit unterchlorigsaurem Natron entstehenden
                              									Niederschlag mit Glycerinnatron zusammenbringt. Die Fällung von Nickel- und
                              									Kobaltoxydul durch Kali wird durch Glycerin ebenfalls nicht verhindert; beim
                              									letzteren, das sich ebenfalls an der Luft oxydirt, erhält man aber dann., wenn auch
                              									langsamer, eine grüne, Kobalt enthaltende Lösung. Mischungen von Glycerin mit
                              									Aetznatron oder Ammoniak besitzen deutlich reducirende Eigenschaften. Das durch
                              									Erhitzen von Nickellösungen mit unterchlorigsaurem Natron erhaltene schwarze
                              									Nickelhydroxyd wird durch Glycerinnatron schon in der Kälte sofort zu apfelgrünem
                              									Hydroxydul reducirt, das ebenso erzeugte Kobaltoxyd aber viel schwieriger und
                              									rascher erst beim Erwärmen. Wendet man statt Glycerinnatronlösung eine Mischung von
                              									Glycerin und Ammoniak, der man etwas Salmiaklösung zusetzt, an, so löst sich
                              									zugleich das Nickelhydroxydul sofort zur blauen Flüssigkeit auf, während von Kobalt
                              									erst nach längerer Zeit kaum geringe Mengen in Lösung gehen. Dieses Verhalten läſst
                              									sich recht gut zur qualitativen Nachweisung selbst geringerer Nickelmengen neben
                              									gröſseren Kobaltmengen benutzen. Man führt beide in Lösung befindlichen Metalle
                              									durch Kochen mit unterchlorigsaurem Natron oder noch besser mit Natronlauge und Brom
                              									in Oxyde über, wäscht den schwarzen körnigen Niederschlag gut aus, schüttelt ihn in
                              									der Kälte einige Male mit obiger Mischung von Glycerin, Ammoniak und Salmiaklösung
                              									und filtrirt sofort ab. Das Filtrat gibt dann bei Gegenwart von Nickel mit
                              									Schwefelammonium entweder. einen deutlichen schwarzen Niederschlag oder mindestens eine starke
                              									Braunfärbung und kann ersterer auf bekannte Weise weiter geprüft werden.
                           Das verschiedene Verhalten der Glycerinätznatronlösung gegen Kupfer- und gegen
                              									Cadmiumhydroxyd läſst sich, indem ersteres leicht gelöst wird, letzteres aber nicht,
                              									sehr gut sowohl zur Erkennung derselben beim systematischen Gang der qualitativen
                              									Analyse, als auch zur genauen quantitativen Trennung benutzen. Zum ersteren Zwecke
                              									löst man die entsprechenden Schwefelmetalle in etwas verdünnter, erwärmter
                              									Salpetersäure und versetzt mit überschüssigem Glycerinnatron. Bei bioser Anwesenheit
                              									von Kupfer entsteht eine vollständige tiefblaue Lösung, bei Gegenwart von Cadmium
                              									aber zugleich ungelöstes Cadmiumhydroxyd, das abfiltrirt, gut ausgewaschen und nach
                              									der Lösung in Salzsäure mit Schwefelwasserstoff sicher erkannt wird. Zur
                              									quantitativen Bestimmung beider Metalle versetzt man ihre Lösung, gleichgiltig ob
                              									sie als Nitrate, Sulfate oder Chloride vorhanden sind, mit überschüssiger
                              									Glycerinätznatronlösung in der Platin- oder Porzellanschale, erwärmt durch etwa 20
                              									Minuten im Wasserbade, filtrirt das ausgeschiedene Cadmiumhydroxyd ab, wäscht es
                              									zuerst mit heiſsem, Glycerinnatron haltigem und zuletzt mit reinem Wasser aus,
                              									trocknet und glüht mit den wegen der Flüchtigkeit des etwa reducirten Cadmiums
                              									nöthigen Vorsichtsmaſsregeln und wiegt das Cadmiumoxyd. Im Filtrat, zu welchem man
                              									die Waschwässer nicht hinzuzufügen braucht, kann man entweder in der Hitze durch
                              									Trauben- oder Invertzucker das Kupfer als Oxydul ausfällen, letzteres glühen und als
                              									Kupferoxyd wiegen, oder aber das Filtrat mit Salmiaklösung versetzen und direct auf
                              									bekannte Weise mit einer auf Kupfer gestellten Cyankaliumlösung titriren. Die
                              									Resultate sind in beiden Fällen ganz befriedigend. Das Cadmiumoxyd enthält blos
                              									mitunter Spuren von Kupferoxyd.
                           Als Belege mögen folgende Ergebnisse zweier Versuche dienen.
                           Die Flüssigkeit enthielt 0g,1250
                              									CdO und 0g,1662 CuO; gefunden wurden 0g,1270 CdO und 0g,1627 CuO als Oxydul gefällt und als Kupferoxyd gewogen.
                           Die Lösung enthielt 0g,5660 CdO
                              									und 0g,2491 CuO; gefunden wurden 0g,5637 CdO und 0g,2453 CuO durch Titrirung mit Cyankalium.
                           Die Fällung der Thonerde und des Chromoxydes durch Ammoniak wird durch Glycerin in
                              									keiner Weise beeinträchtigt, wie dies durch Weinsäure geschieht; da die
                              									Lösungsfähigkeit des Glycerinnatrons gegenüber gewissen Metallhydroxyden eine
                              									gröſsere ist, als die der Weinsäure bei Gegenwart freier Alkalien, und andererseits
                              									dadurch nicht eine Menge krystallisirbarer Salze in die Flüssigkeit gelangen, so
                              									läſst sich ersteres in mehreren Fällen mit Vortheil statt der Weinsäure verwenden,
                              									wie z.B. bei der Trennung von Thonerde, ChromoxydAus einer Glycerin-alkalischen Lösung von
                                    											Chromhydroxyd fällt letzteres beim Kochen nicht heraus. und
                              									Eisenoxyd, indem man letzteres mit Schwefelnatrium aus der glycerin-alkalischen Lösung
                              									abscheidet, und im Filtrate die beiden ersteren durch Kochen mit Salmiak und
                              									Ammoniumcarbonat direct fällt. Die Schnelligkeit der Ausführung gewisser Operationen
                              									wird durch die äuſserst geringe Viscosität der glycerinigen Flüssigkeiten durchaus
                              									nicht beeinträchtigt.