| Titel: | Ueber die Reduction des Indigos unter Mitwirkung von Glycerin; von Prud'homme. | 
| Autor: | Kl. | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 546 | 
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                        Ueber die Reduction des Indigos unter Mitwirkung
                           								von Glycerin; von Prud'homme.
                        Prud'homme, über Reduction des Indigos mittels
                           								Glycerin.
                        
                     
                        
                           Wird fein gemahlener Indigo in Wasser zertheilt, kohlensaures Alkali und teigförmiges
                              									Zinnoxydul zugefügt und das Ganze zum Kochen erhitzt, so ist die Reduction des
                              									Indigos immer nur eine unvollständige. Ersetzt man hierbei das Wasser durch
                              									Glycerin, so geht die Reduction schon in der Kälte vor sich, die Flüssigkeit färbt
                              									sich mehr und mehr grünlich, und bei 110 bis 120° erhält man eine rein gelbe Lösung
                              									von vollkommen reducirtem Indigo.
                           Prud'homme ist auf diese interessante Eigenschaft des
                              									Glycerins durch Jeanmaire's Vorschlag, die Baumwolle
                              									vor dem Aufdrucken des Solidblaues mit Glycerin zu präpariren (vgl. 1875 215 81), geführt worden und berichtet über dieselbe im
                              										Bulletin de Mulhouse, 1877 S. 585. Nach seinen
                              									weiteren Ausführungen ist die Beihilfe des Zinnoxydulniederschlages nicht absolut
                              									nothwendig; vielmehr ist das Glycerin für sich allein bei Gegenwart von Aetznatron
                              									im Stande, den Indigo zu desoxydiren. Werden 2g
                              									Indigo mit 125cc reinem, starkem Glycerin von
                              									1,2390 sp. G. und mit 16cc,0 Natronlauge von
                              									1,3298 sp. G. ½ Stunde verkocht, so ist die Reduction des Indigos an der grünlichen
                              									Färbung der Flüssigkeit und an dem gleichzeitig auftretenden charakteristischen
                              									Geruch derselben deutlich zu erkennen. Die Erklärung für diesen chemischen Vorgang
                              									findet sich in der von Dumas und Stas schon vor längerer Zeit (Annales de Chimie et de Physique, Bd. 53 S. 148) veröffentlichten
                              									Mittheilung, daſs Glycerin durch kaustisches Natron unter Freiwerden von Wasserstoff
                              									in essigsaures und ameisensaures Natron übergeführt wird nach der Gleichung: C3H8O3 + 2NaHO = C2H3O2Na + CHO2Na + H4. Wird das
                              									Kochen der Flüssigkeit länger fortgesetzt, oder die Temperatur der Flüssigkeit wesentlich erhöht, so
                              									wird der Indigo nicht blos reducirt, sondern sogar theilweise zerstört; wenigstens
                              									scheint das damit verbundene Entstehen einer gummiartigen, grünlichen Masse darauf
                              									hinzudeuten.
                           Prud'homme hat dieses Verhalten des Glycerins gegenüber
                              									dem Indigo praktisch zu verwerthen versucht, in der Hoffnung, eine verbesserte
                              									Vorschrift für Zürcher's Dampfindigoblau damit
                              									erreichen zu können. Letzterem ist es wirklich gelungen, in einer aus Indigo,
                              									Zinnoxydulhydrat und doppelt oder einfach kohlensaurem Alkali zusammengesetzten
                              									Druckfarbe den Indigo auf der Baumwolle im Dampfkasten zu reduciren und zu
                              									befestigen. Allein es glückten nur die Versuche im Kleinen, wo mit einem groſsen
                              									Ueberschuſs von feuchtem Dampf im Verhältniſs zu der in dem Dampfkasten befindlichen
                              									bedruckten Waare gearbeitet werden konnte.
                           Die neue Vorschrift für das Dampfindigoblau ist nun folgendermaſsen angegeben. In
                              										0l,5 weiſsem Glycerin werden 250g Senegalgummi und 300g krystallisirte Soda aufgelöst und der kalten Lösung 45g gemahlener Indigo und 150g teigförmiges Zinnoxydul zugefügt. Doch hat sich
                              									gezeigt, daſs auch mit dieser Vorschrift nur Dämpfversuche im Kleinen gelingen,
                              									sowie daſs auch bei den gut durchgeführten kleinen Versuchen auf der Baumwolle nur
                              									ein mattes, graues Blau befestigt wird. Ebenso wenig lieferte die Behandlung des Zürcher'schen Dampfblaues in einem kochenden
                              									Glycerinbad ein besseres Resultat; der Indigo wird zwar vollkommen reducirt, aber
                              									nicht gleichzeitig in dem Maſse gelöst, daſs eine so genügende Menge des reducirten
                              									Indigos in die Baumwollfasern eindringen kann, welche nothig ist, um nach der
                              									Oxydation an der Luft den Eindruck einer satten blauen Farbe hervorzubringen.
                           Die reducirende Wirkung des Glycerins bleibt nichts desto weniger interessant genug.
                              									Seine Anwesenheit beschleunigt ebenso die bekannte Reduction des Indigos mittels
                              									Zinkstaub oder mittels Glucose, und schlieſslich hat Prud'homme gefunden, daſs auch Alizarin, Nitroalizarin und Rufigallussäure
                              									beim Erwärmen mit Glycerin, Zinnoxydul und kohlensaurem Alkali reducirt werden,
                              									indem alle drei Farbstoffe hierbei eine schmutzig gelbe Flüssigkeit liefern, welche
                              									von den ursprünglichen Substanzen wesentlich verschiedene Producte gelöst
                              									enthält.
                           
                              
                                 Kl.