| Titel: | Ueber die „Constanz der Dichte“ bei allmäliger Formänderung fester Körper; von Friedrich Kick. | 
| Autor: | Friedrich Kick [GND] | 
| Fundstelle: | Band 229, Jahrgang 1878, S. 559 | 
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                        Ueber die „Constanz der Dichte“ bei
                           								allmäliger Formänderung fester Körper; von Friedrich Kick.
                        Kick, über die Constanz der Dichte fester Körper.
                        
                     
                        
                           Im April vergangenen Jahres sprach Referent in einem „Studien und Versuche über weiche Körper“ betitelten Vortrage die
                              									Ansicht aus, „daſs die Formänderung weicher Massen durch Druck (nicht Schlag)
                                 										unter constantem Volum vor sich gehe“ – eine Anschauung, welche mehrseitig
                              									schon früher manchen Rechnungen als hinlänglich genaue Annäherung zu Grunde gelegt
                              									wurde und welche auch Tresca bei seinen Versuchen über
                              									das „Flieſsen fester Körper“, namentlich bei Versuchen über das Lochen, wie
                              									Referent dies später erfuhr, ausgesprochen hat. Seines Wissens liegen aber keine
                              									Versuche vor, welche darthun, bis zu welchem Grade diese „Constanz des
                                 										Volums“ zutrifft, und dürfte es einiges Interesse bieten, diesbezügliche im
                              									Herbst 1877 durchgeführte Versuche, die wegen mannigfacher anderer Arbeiten zwar
                              									nicht abgeschlossen werden konnten, welche aber dem praktischen Bedürfnisse zunächst
                              									genügen, mitzutheilen. Nachdem Vorversuche bereits im Winter 1876 bei langsam
                              									deformirtem Blei und Wachs gar keine Dichtenzunahme gezeigt hatten, obwohl die
                              									Deformationen durch Druck zwischen parallelen Platten sehr bedeutende waren, wurden
                              									mit genaueren Mitteln die Versuche im Herbste 1877 wiederholt.
                           Ein Bleicylinder von 100mm,3 Höhe und 70mm,2 Durchmesser, durch Abdrehen aus einem
                              									bedeutend gröſseren, mit aller VorsichtHierher
                                    											ist besonders das Erstarren von unten zu rechnen, dadurch erzielt, daſs die
                                    											Oberfläche durch eine Gasflamme erhitzt ist und zuletzt zum Erstarren
                                    											gelangt. gegossenen Cylinder erzeugt, wies durch Wägung im und
                              									auſser Wasser und nach Umrechnung auf die Dichte des Wassers bei 0° (Dichte 1)
                              									einerseits, mit Berücksichtigung andererseits, daſs der Ausdehnungscoefficient des
                              									Bleies zu 0,0000854 für 1° angenommen werden kann:
                           
                              
                                 
                                 cc
                                 
                              
                                 bei 15° ein Volum von
                                 387,85
                                 
                              
                                 bei 19° ein Volum von
                                 387,97
                                 
                              
                                 bei 19° durch Messung und Rechnung bestimmtes Volum
                                  388,21.
                                 
                              
                           Das Gewicht betrug 44058,7, mithin die Dichte bei 15° 11,358.
                           Welchen bedeutenden Fehler man begehen würde, wollte man die Differenz des Volums des
                              									Wassers bei jener Temperatur, bei welcher die specifische Gewichtsbestimmung
                              									stattfindet, verglichen mit dem Volum bei 0°, nicht berücksichtigen, geht daraus
                              									hervor, daſs wir ohne diese Berücksichtigung bei 19° Wassertemperatur in unserem
                              									Falle das Volum 387,45 erhalten würden.
                           
                           Der Fehler in der Temperaturbestimmung des Wassers um 1° liefert in unserem Falle
                              									schon eine Differenz von 0cc,08 (mit
                              									Zugrundelegung der von Kopp gegebenen Zahlen). Derselbe
                              
                              									Fehler liefert bezüglich der Ausdehnung des Bleies eine Differenz von 0cc,03. Wechselt der Luftdruck zwischen jenem Tage,
                              									wo die Dichtenbestimmung des nicht deformirten Stückes stattfand, und jenem Tage, wo
                              									die Dichte des deformirten Stückes bestimmt wird, um 50mm Quecksilbersäule, so bedingt dies, da man mit Messinggewichten wiegt,
                              									auf unseren Fall bezogen, eine Differenz von 0,01 bis 0cc,02. Genau läſst sich diese Fehlerquelle nur in Rechnung nehmen, wenn
                              									man das Volum der Gewichte gleichfalls bestimmen würde. Addirten sich diese Fehler,
                              									so betrüge der Gesammtfehler, falls die Temperaturbestimmung um ¼° fehlerhaft
                              									gewesen, 0cc,027, eine durchaus bemerkenswerte
                              									Gröſse.
                           Hierzu gesellen sich aber noch wesentliche Fehlerquellen, bedingt durch die
                              									adhärirende Luft, ferner eine geringe, durch Oxydation bedingte Gewichtszunahme und
                              									endlich der Einfluſs der Temperatur auf den Auftrieb der Schale, welche mit in das
                              									Wasser versenkt wird. Hieraus folgt, daſs sehr geringe Volumsänderungen, welche die
                              									Wägung ergibt, auf einer Täuschung beruhen könnten, bedingt durch die Fehlerquellen,
                              									welche den Versuchen anhaften. Schreiten wir nun in der Besprechung der Versuche
                              									weiter.
                           Der Bleicylinder wurde auf Gollner's
                              									Festigkeitsmaschine, welche im deutschen Polytechnicum in Prag aufgestellt ist,
                              									zunächst bis zu einer Höhe von 69mm
                              									zusammengedrückt. Der Auftrieb des Bleies (Gewichtsverlust) im Wasser betrug bei 15°
                              									Wassertemperatur 387g,59; es entspricht dies einem
                              									Volum von 387cc,85; denn wir nehmen diese
                              									Temperatur als die Normaltemperatur an, auf welche wir das Bleivolum beziehen
                              									wollen. Indem 1g Wasser von 15° das Volum 1,000695
                              									besitzt, so entsprechen 387,59 × 1,000695 = 387,848 dem Volum des verdrängten
                              									Wassers., mithin dem Volum des Bleies von 15° Temperatur. Es ist das Volum des (auf
                              										69mm zusammengedrückten) deformirten Bleies =
                              									387,85 gefunden, also genau gleich dem ersten auf 15° rectificirten Volum.
                           Später fand auf derselben Maschine ein weiteres Zusammendrücken bis auf 50mm Höhe statt, also auf die halbe Höhe des
                              									ursprünglichen Stückes. Der Auftrieb betrug 387g,455 bei 18° Wasser- und Bleitemperatur; dies gibt 387,455 × 1,001184 =
                              									387,912 verdrängtes Wasservolum = Bleivolum bei 18°. Reducirt man dieses Bleivolum
                              									auf 15° (unsere Normaltemperatur), so erhält man, da 387,912 × 0,0002562 = 0,098 von
                              									obigem Volum abzuziehen ist, das Volum des (auf 50 Proc. der Höhe
                              									zusammengedrückten) deformirten Bleies = 387,814.
                           Diese Erscheinung der Volumsabnahme liegt jedoch ganz innerhalb der früher
                              									nachgewiesenen möglichen Beobachtungsfehler. Dieselbe, als richtig angenommen,
                              									beträgt nur 0,00001 des ursprünglichen Volums, für die Praxis wahrlich
                              									verschwindend.
                           Ganz anders stellte sich die Volumsveränderung bei Anwendung von Schlägen. Ein
                              									Bleicylinder von 59mm,7 Höhe, 50mm Durchmesser und dem Volum von 117cc,56 wurde durch einen Dampfhammerschlag auf
                              										16mm,7 Höhe und 117cc,33 Volum gebracht. Hier beträgt die
                              									Volumsänderung 0,23 oder nahe 0,002, hat mithin den zwanzigfachen Werth der bei der
                              									früheren ebenfalls bedeutenden Formänderung erreichten Verdichtung.
                           Diese Versuche, wenn sie auch noch erweitert und vervollständigt werden müssen,
                              									gestatten immerhin den Schluſs, daſs man Schläge
                              									anwenden muſs, wenn man Metalle verdichten will, daſs
                              									dies aber durch ruhigen Druck nicht zu erreichen ist oder erst bei ganz riesigen
                              									Pressungen, verbunden mit Vorrichtungen, welche den freien Fluſs verhindern. Wenn
                              									man bei verhältniſsmäſsig geringen Pressungen in der Praxis zuweilen Verdichtungen
                              									nachweisen kann, so rührt dies daher, daſs man in den Metallen vorhandene Hohlräume
                              
                              									durch den Fluſs des Materials ausfüllt. (Im Auszug aus den Technischen
                                       												Blättern, 1878 S. 88.)