| Titel: | Ueber die Abnutzung der Dampfkessel; von Ferd. Fischer. | 
| Autor: | Ferd. Fischer | 
| Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 38 | 
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                        Ueber die Abnutzung der Dampfkessel; von Ferd. Fischer.
                        F. Fischer, über die Abnutzung der Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Im Magdeburger Dampfkesselrevisionsverein waren nach Weinlig (1877 223 429) von 4125 Kesseln 126 reparaturbedürftig in Folge
                              									von Kesselsteinbildungen, 72 Kessel waren bedenklich verrostet und angefressen, 20
                              									durch schlechtes Speisewasser verdorben. Im Hannoverschen Verein (1877 225 609)
                              									zeigten sich bei 277 inneren Untersuchungen 53 Kessel innen oder auſsen verrostet
                              									und 11 hatten in Folge von Kesselsteinanhäufungen Beulen in der Feuerplatte
                              									bekommen. Nach IsambertBericht der Gesellschaft zur Ueberwachung von
                                       												Dampfkesseln in Mannheim, 1877. Als Mahnung zur Vorsicht beim
                                    											Reinigen der Dampfkessel möge hier aus demselben Bericht die Mittheilung
                                    											eines Unglücksfalles beim Reinigen eines groſsen Lancashire-Kessels Platz
                                    											finden: In dem durch die beiden Feuerrohre gebildeten unteren Räume
                                    											desselben befanden sich vier mit Abklopfen des Kesselsteines beschäftigte
                                    											Fabrikarbeiter. Ein nebenan befindlicher, etwas groſserer Dampfkessel stand
                                    											unter Dampfdruck und sollte ebenfalls zur Reinigung vorbereitet werden. Die
                                    											Schlammablaſsrohre beider Kessel waren durch guſseiserne Hähne absperrbar.
                                    											Beide Rohrleitungen vereinigten sich in einer Entfernung von wenigen Meter
                                    											von den Kesseln zu einer einzigen, und zwar unter spitzem Winkel. Der Halm
                                    											des Kessels, in welchem sich die vier Arbeiter befanden, war seit der
                                    											Leerung unvorsichtiger Weise in offener Stellung gelassen worden. Als nun
                                    											der den Nachbarkessel bedienende Heizer den Schlammablaſshahn öffnete,
                                    											strömte durch Rückstau in der Rohrleitung plötzlich eine so groſse Menge
                                    
                                    
                                    
                                    											kochend heiſses Wasser in den leeren Kessel hinüber, daſs das Unglück schon
                                    											geschehen war, bevor es gelang, den Hahn des in der Leerung begriffenen
                                    											Kessels zu schlieſsen. Es war den vier Unglücklichen bei dem geringen
                                    
                                    											Abstand der Feuerrohre ein Entfliehen aus der heiſsen Fluth in den oberen
                                    											Kesselraum nicht möglich; ebenso wenig gelang ihnen ein Entrinnen durch das
                                    											Mannloch in der vorderen Stirnwand des Kessels, weil gerade in der Nähe des
                                    											Mannloches der kochende Sprudel von unten in den Kessel eindrang; und so
                                    											starben alle 4 Leute den gräſslichen Tod des Verbrühtwerdens und des
                                    											Erstickens. ergaben die Revisionen im Mannheimer Verein, daſs ein
                              									Kessel in Folge von Kesselsteinbildungen verbrannt war, in 6 Fällen waren die
                              									Nietköpfe im Innern der Kessel zerfressen, 6 Vorwärmer waren im Innern, namentlich an
                              									der Einmündung des Speiserohres zerfressen, 11 zeigten pockenartige Narben
                              									(vermuthlich in Folge von fetthaltigem Speisewasser), 10 andere Vorwärmer und 4
                              									Hauptkessel waren ebenfalls im Innern stellenweise zerfressen, 7 Vorwärmer muſsten
                              									ausgewechselt werden, weil sie auſsen stark von Rost angegriffen waren, wohl in
                              									Folge von Wassercondensation aus den Verbrennungsgasen. Der Bericht des
                              									Dampfkesselrevisionsvereines M. Gladbach für d. J. 1878 zählt 11 Kessel mit
                              									allgemeiner, starker und 9 Kessel mit theilweiser Corrosion der Bleche, 3 Kessel mit
                              									Corrosion in der Höhe der normalen Wasserlinie auf. Bei einem Kessel war das Blech
                              									unter den Kesselstützen, bei einem unter der Mauerzunge verrostet. Nach dem
                              									Geschäftsbericht des Bayerischen Dampfkesselrevisionsvereines für 1877 erwiesen sich
                              									bei 611 inneren Revisionen 49 Kessel auſsen verrostet, darunter 11 gefährlich, und
                              									105 Kessel innerlich angegriffen, darunter 13 so stark, daſs eine sofortige
                              									Reparatur erforderlich wurde. – In England explodirten in den J. 1866 bis 1874 in
                              									Folge von innerer Rostbildung 110, durch äuſsere Verrostung 42 und in Folge von
                              									Kesselsteinbildung 15 Dampfkessel; in derselben Zeit explodirten 7 Marinekessel
                              									ebenfalls in Folge von Rostbildung (vgl. 1875 216 536. 1876 220 378). In Preuſsen
                              									explodirten von 1868 bis 1876 6 Dampfkessel in Folge von Kesselsteinbildungen und 28
                              									Kessel durch Abnutzung; meist waren die Bleche durchgerostet oder durch saures
                              									Wasser angegriffen (vgl. 1874 214 172. 1876 220 561. 1878 229 191).In Frankreich explodirten nach den Annales des
                                       												mines, 1878 Bd. 13 S. 313 i. J. 1876 31 Dampfkessel wobei 27
                                    											Personen getödtet und 49 verwundet wurden. Als Explosionsursache werden
                                    											angegeben:Constructionsfehler8KesselAbnutzung, innere und äuſsere Corrosion.7„Mangelhafte Wartung (Wassermangel)13„Unbekannte Ursachen3„ Abgesehen von den durch Verwendung schlechter Bleche oder durch
                              									schlechte Arbeit oder aber durch Wassermangel veranlaſsten Schäden, werden die
                              									Dampfkessel daher fast nur durch innere und äuſsere Rostbildung oder durch
                              									Kesselstein zerstört – Grund genug, diesen Erscheinungen die gröſste Aufmerksamkeit
                              									zuzuwenden.
                           Betrachten wir zunächst die Zerstörung der Kesselbleche von
                              									auſsen. Die Verbrennungsgase, welche den Kessel umspülen, bestehen bekanntlich aus
                              									Stickstoff, Sauerstoff, Wasserdampf und Kohlensäure; bei schlecht geleiteter
                              									Verbrennung enthalten sie auch wohl Kohlenoxyd und geringe Mengen von
                              									Kohlenwasserstoffen und bei der Verwendung von Steinkohlen und Anthracit stets
                              									beträchtliche Mengen von schwefliger Saure (vgl. 1876 221 468. 1878 228 432). Von
                              									diesen Bestandtheilen erscheint auf den ersten Blick namentlich die schweflige Säure
                              									bedenklich zu sein und machte auch schon Paget (*1866
                              									179 96) auf die zerstörende Wirkung derselben aufmerksam. Kraft theilt in dem Rechenschaftsberichte der Wiener
                              									Dampfkesselgesellschaft für 1874 mit, daſs er an den Auſsenflächen der Unterkessel
                              									einer Dampfkesselanlage um die Kreisnäthe der eingeschobenen Ringe stellenweise
                              									ziemlich tief ausgefressene Furchen fand, welche vorn oberhalb des Rostes gar nicht,
                              									in der Mitte der Länge schwach, gegen rückwärts der Unterkessel jedoch zahlreich von
                              									gröſserer Ausdehnung und Tiefe vorkamen. Diese Furchen waren theilweise noch bedeckt
                              									mit einer gelblichen porösen Masse aus Schwefelverbindungen des Eisens. Weitere
                              									Nachforschungen ergaben, daſs die auf einem Treppenroste verbrannte, stark
                              									schwefelhaltige Staubkohle unvorsichtiger Weise (vgl. 1873 210 234) so stark genäſst
                              									wurde, daſs sie einen förmlichen Brei bildete. Das hier verdampfte Wasser
                              									condensirte sich theilweise an den genannten kälteren Theilen des Kessels und
                              									vermittelte so die Lösung des Eisens durch die schweflige Säure (vgl. 1875 218 257).
                              									Die gleiche Beobachtung haben DouvilléAnnales des Mines, 1876 S. 455. Bulletin du Musée de l'industrie de Belgique,
                                    											1876 Bd. 70 S. 200. Engineer, 1877 Bd. 44 S.
                                    											367. Scientifique American Supplement, 1877 S.
                                    											1647. Annales des Mines, 1877 Bd. 11 S.
                                    											366. u.a.Revue industrielle, 1878 S. 116. Moniteur industrielle belge, 1877 S. 409.
                                    											446. gemacht. Auch Vincotte hat, wie
                              										GyſslingGeschäftsbericht des Bayerischen
                                       												Dampfkesselrevisionsvereines, 1877 S. 33. berichtet,
                              									derartige Zerstörungen beobachtet. An einem Siederohrkessel, bei dem die Flamme
                              									zuerst den Oberkessel bestreicht und dann über den Unterkessel zurückgeht, fand er
                              									eine grauschwarze (I), darunter eine weiſse, dünne Schicht (II) von folgender
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Oberkessel
                                 Unterkessel
                                 
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 I
                                 II
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Eisenoxydoxydul
                                 71
                                 89
                                 37
                                 81
                                 
                              
                                 Eisenoxyd und Thonerde
                                 18
                                 0
                                 3
                                 3
                                 
                              
                                 Freie Schwefelsäure
                                 0
                                 2
                                 3
                                 2
                                 
                              
                                 Schwefelsaurer Kalk
                                 0
                                 5
                                 6
                                 0
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Ammoniak
                                 0
                                 0
                                 2
                                 3
                                 
                              
                                 Organische Stoffe
                                 5
                                 3
                                 22
                                 0
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 1
                                 1
                                 3
                                 0
                                 
                              
                                 Wasser
                                 5
                                 0
                                 24
                                 11
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100.
                                 
                              
                           Der Kessel zeigte einige Undichten, wodurch mit Rost und
                              									Kalksalzen ' aus dem Kesselwasser ausgefüllte Furchen entstanden waren. Vier Proben
                              									dieser Bildungen zeigten folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Oberkessel
                                 
                                 Unterkessel
                                 
                                 
                              
                                 
                                 I
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Eisenoxyd
                                   6
                                 65
                                   0
                                   4
                                 
                              
                                 Schwefelsaurer Kalk
                                 28
                                   4
                                   8
                                 13
                                 
                              
                                 Eisenoxyd und Thonerde
                                 65
                                 24
                                 23
                                 77
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                   1
                                   2
                                   2
                                   3
                                 
                              
                                 Kohlensaurer Kalk
                                   0
                                   0
                                 67
                                   0
                                 
                              
                                 Organische Stoffe
                                   0
                                   5
                                   0
                                   3
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 100
                                 100
                                 100.
                                 
                              
                           Wie bereits (1878 229 131) erwähnt, habe ich voriges Jahr ebenfalls derartige
                              									Kostbildungen aus dem Flammrohr eines Dampfkessels untersucht, der mit stark
                              									schwefelhaltigen Kohlen geheizt wird. Die festeren Krusten der grauen Masse
                              									bestanden aus:
                           
                              
                                 Eisenoxyd
                                 42,44
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 35,91
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 Spuren
                                 
                              
                                 Unlöslich in HCl
                                   3,89
                                 
                              
                                 Organische Substanz und Wasser
                                 17,76
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00,
                                 
                              
                           und die zerfallenen, sauer reagirenden Theile aus:
                           
                              
                                 Löslich in Wasser
                                 80,28,
                                 darin
                                 EisenoxydSchwefelsaure
                                 26,4652,64
                                 
                              
                                 Unlöslich in Wasser
                                 12,11
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Glühverlust
                                 7,61
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Andererseits habe ich mehrfach Gelegenheit gehabt, Dampfkessel zu sehen, die mit
                              									Anthracit geheizt wurden, der verhältniſsmäſsig trockne Verbrennungsgase liefert.
                              									Trotz der 3 bis 4 Proc. Schwefel in der Kohle zeigten die Kessel keinerlei
                              									Zerstörung- überall aber, wo die geringste Undichtigkeit Feuchtigkeit austreten
                              									lieſs, waren die Bleche sehr stark angegriffen.
                           Demnach werden die trocknen Kesselbleche von der schwefligen Säure der
                              									Verbrennungsgase wohl kaum nennenswerth angegriffen, dagegen in sehr gefährlicher
                              									Weise zerstört, sobald Feuchtigkeit hinzutritt, sei es, daſs der Kessel undicht ist,
                              									sei es, daſs das Mauerwerk feucht ist, oder aber, daſs sich an den kälteren Theilen
                              									des Kessels aus den stark Wasserdampf enthaltenden Verbrennungsgasen Feuchtigkeit
                              									niederschlägt – eine Erscheinung, die sich namentlich an den Nietfugen der mit
                              									kaltem Wasser gespeisten Gegenstromkessel oder den Vorwärmern zeigt.Vgl. H. v. Reiche: Dampfkessel, 2. Auflage * S.
                                    											147. Die feuchte schweflige Säure verbindet sich dann mit dem
                              									Sauerstoff der überschüssig zugeführten atmosphärischen Luft, namentlich in
                              									Gegenwart von Eisenoxyd, zu Schwefelsäure, welche das Eisen in bekannter Weise
                              									löst.
                           Feuchtigkeit und Kohlensäure begünstigen aber auch die Verbindung des Eisens mit
                              									Sauerstoff ungemein (vgl. 1876 219 526), die Kesselbleche können daher, wenn auch
                              									weniger rasch, von schwefelfreien Verbrennungsgasen zerstört werden, sobald sie auf
                              									die eine oder andere Weise längere Zeit naſs bleiben. Der Hannoversche
                              									Dampfkesselrevisionsverein hat z.B. auf der Gewerbeausstellung ein Stück Kesselblech
                              									ausgestellt, welches in Folge einer Undichtigkeit von drei schmalen Dampfstrahlen
                              									getroffen wurde, die drei tiefe, 15cm lange
                              
                              									Furchen eingegraben haben, von denen die mittlere das 1cm dicke Blech durchschnitten hat.Die entsprechenden Erscheinungen zeigen sich auch bei Wasserleitungsröhren,
                                    											wenn die Verbindungsstellen undicht werden. Vgl. Scientific American Supplement, *1878 S. 1999. Die
                              									Dampfkessel sollen daher jedenfalls von auſsen trocken
                              									gehalten werden.
                           
                           Mannigfaltiger sind die Ursachen der Zerstörung der Kesselbleche
                              									auf der inneren Seite, wie sie theilweise schon von Paget (*1866 179 89) beschrieben wurden. Nach
                              										H. v. ReicheH. r. Reiche: Dampfkessel, 2. Auflage *S.
                                    											154. werden alle Flammrohrkessel, deren Heizgase zuerst durch die
                              									Flammrohre, dann in zwei getrennten Kanälen an den Seiten des Kessels wieder nach
                              									vorn und schlieſslich in einem dritten Kanal unter dem Kessel zurückgeführt werden,
                              									dadurch zerstört, daſs etwa in der Mitte (also auf den verticalen Wandungen)
                              									unterhalb der Wasserlinie die Bleche zahllose Grübchen bekommen, die, falls an
                              									dieser Stelle eine horizontal laufende Nietnath vorhanden ist, unmittelbar hinter
                              									der Ueberblattung sich zu einer fortlaufenden Furche vereinigen. Da, wo verticale
                              									Nietnäthe die Zone der Grübchen schneiden, befinden sich ebenfalls zu beiden Seiten
                              									der Ueberblattung hinlaufende Furchen. Diese in hohem Grade gefährlichen
                              									Anfressungen entstehen nach v. Reiche durch das
                              									fortwährende Hin- und Herbiegen der Bleche; die eigentliche Ursache dieser Auflösung
                              									des Eisens läſst er unerörtert. W. GyſslingGeschäftsbericht des bayerischen
                                       												Dampfkesselrevisionsvereines, *1877 S. 27. beobachtete
                              									derartige Zerstörungen der Bleche in der Wasserlinie, so weit sie auſsen von den
                              									Heizgasen bestrichen wird. Er glaubt, daſs bei Anwendung eines nach E. de Haën gereinigten Speisewassers sich auf dem
                              									Wasserspiegel schaumige, ätzende Bestandtheile abscheiden, welche das Eisen bei
                              									entsprechend hoher Temperatur angreifen; woraus diese ätzenden Stoffe bestehen, ist
                              									leider nicht angegeben. BredoGeschäftsbericht der Dampfkesselgesellschaft M.
                                       												Gladbach, 1878 S. 32. hat diese Zerstörung der Bleche in
                              									der Nähe des Wasserspiegels oft bei Kesseln beobachtet, deren Wasser nicht nach de Haën gereinigt wurde; er vermuthet daher ein
                              									einfache Oxydation.
                           In den letzten Jahren hatte ich mehrfach Gelegenheit, ähnliche Rostbildungen zu
                              
                              									untersuchen, die aus Eisenoxyd oder theilweise aus Eisenoxydoxydul bestanden. In
                              									einem Kessel mit Unterfeuerung, der mit vorgewärmtem Brunnenwasser gespeist wurde,
                              									hatte sich eine reine, weiſse, 8 bis 10mm dicke
                              									Kesselsteinschicht abgesetzt, die über der Feuerplatte noch 4 bis 5cm hoch mit zusammengekitteten Kesselsteinstücken
                              									bedeckt war. Die Krusten hatten eine Härte von 3 bis 3,5 und 2,72 sp. G.; sie
                              									bestanden aus:
                           
                              
                                 Kalk
                                 39,91 
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 1,04 
                                 
                              
                                 Schwefelsäure (SO3)
                                 55,49 
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 Spur 
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 Spur 
                                 
                              
                                 Unlöslich
                                 0,82 
                                 
                              
                                 Wasser (über 130°)
                                 2,38 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,64,
                                 
                              
                           also fast nur aus schwefelsaurem Calcium. Unter dieser
                              									Kesselsteinbildung fand
                              									sieb eine schwarze, 1 bis 3mm starke Rostschicht
                              									von folgender Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Eisenoxyd
                                 66,94 
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 26,33 
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Calcium
                                 1,02 
                                 
                              
                                 Wasser, Verlust
                                 5,71 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00;
                                 
                              
                           sie bestand demnach fast nur aus Eisenoxydoxydul (Fe3O4). In einem
                              									anderen Dampfkessel, dessen Speisewasser viel Chloride, Nitrate und Sulfate
                              									enthielt, fand sieh unter der auch bei Anwendung von Zinkeinlagen gebildeten
                              									Kesselsteinschicht, namentlich auf dem Flammrohre, wie bereits (1876 222 173)
                              									erwähnt, eine dünne Rostschicht, bestehend aus:
                           
                              
                                 Eisenoxyd
                                 68,21 
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 23,79 
                                 
                              
                                 Unlöslich
                                 4,21 
                                 
                              
                                 Wasser, Verlust
                                 3,79 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Besonders charakteristisch sind diese Rostbildungen in den Kesseln mit sogen.
                              									Gegenströmung, wo das nicht vorgewärmte Speisewasser in den kältesten Theil des
                              									Kessels eingeführt wird, der sich dann regelmäſsig angegriffen zeigt. So berichtet
                              										O. GreinerZeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
                                    											1871 S. 296., daſs an 4 Kesseln, die mit Spreewasser gespeist
                              									wurden, die Untersieder nach halbjährigem Betriebe hunderte von Buckeln in Erbsen-
                              									bis Bohnengröſse bekommen hatten, nach deren Entfernung sich Vertiefungen im Bleche
                              									zeigten, ausgefüllt mit einer dunkelbraunen Masse, welche wie die Buckel selbst aus
                              									Eisenoxyd und Oxydul bestand. Einlagen von Zink erwiesen sieh wirkungslos. Aehnliche
                              									Zerfressungen zeigen auch andere Vorwärmer.Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
                                    											1871 S. 519, 522 und 732. Wochenschrift des
                                       												österreichischen Ingenieur- und Architectenvereines, 1877 S.
                                    											253.
                           In den Pockennarben-artigen Vertiefungen der mit Condensationswasser gespeisten
                              									Schiffskessel will man kleine Kupfertheilchen gefunden haben, die mit dem Eisen
                              									elektrische Ströme erzeugen und so das Eisen in Oxyd überführen sollen (vgl. 1864
                              										172 110. 173 340). MillnEngineering, 1875 Bd. 20 S. 426.
                              									macht mit Recht darauf aufmerksam, daſs diese Anfressungen nicht nur auf dem Boden,
                              									sondern auch über dem Wasserspiegel auftreten, diese Erklärung daher nicht zutreffen
                              									kann. Auſserdem enthält der Rost so wenig Kupfer, daſs daraus die Gröſse der
                              									Zerstörungen wohl nicht erklärt werden kann. Eine Probe bestand z.B. aus:
                           
                              
                                 Eisenoxyd
                                 77,5 
                                 
                              
                                 Wasser
                                 19,75 
                                 
                              
                                 Fett
                                 0,85 
                                 
                              
                                 Schwefelsaures Calcium
                                 0,8 
                                 
                              
                                 Kupferoxyd
                                 0,6 
                                 
                              
                                 Thonerde, Mangan u. dgl.
                                 0,5 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           
                           Paget (*1866 179 89) und Mallet (1866 179 93) meinen,
                              									daſs die verschiedenen Kesselbleche mit den Salzlösungen galvanische Ströme
                              									erzeugen, wodurch sich Eisenoxyd bildet und Wasserstoff entweicht, und C. A. FaureEngineer, 1875 Bd. 40 S. 371.
                              									vermuthet, daſs diese Ströme schon von dem Eisenblech mit den darin enthaltenen
                              
                              
                              									Unreinigkeiten erzeugt werden. Auch bei Gegenwart von Fett sollen Ströme
                              										entstehen.Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure.
                                    											1872 S. 786. Andere wollen sogar das Zerfressen der Unterkessel
                              									durch galvanische Ströme erklären, welche durch die Reibung des Wassers an den
                              									Wandungen entstehen sollen.Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
                                    											1871 S. 296. Ehe nicht Jemand diese elektrischen Ströme wirklich
                              									nachweist (vgl. *1876 222 242), sind diese Hypothesen zurückzuweisen.
                           Bekanntlich zeigen sich die Rostbildungen im Unterkessel namentlich stark im Scheitel
                              									des kurzen Endes hinter dem Verbindungsstutzen mit dem oberen Kessel, wenn sich hier
                              									Dampf und Luftblasen sammeln. Eine derartige schwarze, ziemlich feste, 4 bis 5mm dicke Kruste aus einem hiesigen Kessel zeigte
                              									folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Eisenoxyd
                                 60,12 
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 32,28 
                                 
                              
                                 Unlöslich
                                 3,55 
                                 
                              
                                 Wasser, Kalk u. dgl.
                                 4,05 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00,
                                 
                              
                           bestand also fast nur aus Eisenoxydoxydul.
                           Hieraus erklärt sich leicht die Entstehung derartiger Rostbildungen. Wie bereits
                              									erwähnt, rostet Eisen stark bei gleichzeitiger Einwirkung von Sauerstoff und
                              									Feuchtigkeit; begünstigt wird die Rostbildung durch die Gegenwart von Kohlensäure,
                              									mehr noch durch Chlorverbindungen und Ammoniak, wesentlich verzögert durch alkalisch
                              									reagirende Stoffe, namentlich Kalkhydrat und Soda. Ist kein Sauerstoff vorhanden, so
                              									sind Chlornatrium, Chlorkalium, Chlorbarium und Chlorcalcium auf Eisen wirkungslos;
                              									dagegen greift Chlormagnesium auch in diesem Falle das Eisen sehr stark an (vgl.
                              									1875 218 78. 1876 222 244). Da nun wohl kaum jemals ein Speisewasser zur Verwendung
                              									kommt, welches frei ist von Sauerstoff und Kohlensäure, so werden die Kesselbleche
                              									überall da verrosten, wo sie von diesen Gasen getroffen werden, namentlich aber da,
                              									wo sie längere Zeit mit ihnen in Berührung bleiben, also in den kälteren Theilen des
                              
                              									Kessels und im Vorwärmer. Enthält das Wasser vorwiegend kohlensaures Calcium, oder
                              									wird es gut vorgewärmt, so daſs die genannten Gase gröſstentheils entfernt sind, so
                              									kann die Rostbildung unmerklich, ja auch durch eine dünne Kesselsteinschicht
                              									beschränkt werden. Wenn durch Hin- und Herbiegen der Wandungen durch abwechselndes
                              									Ausdehnen und Zusammenziehen die schützende Schicht, die auch aus magnetischem
                              									Eisenoxyd bestehen kann,
                              									fortwährend gelockert wird, so daſs der feuchte Sauerstoff immer wieder mit
                              									metallischem Eisen in Berührung kommt, so wird der Rost rasch tief eindringen. Daher
                              									zeigen auch namentlich die Kessel Rostbildungen, welche über Nacht sich abkühlen, um
                              									so mehr hier die Luftblasen während der Ruhe länger an einer Stelle haften. Noch
                              									mehr muſs das Zerfressen der Kessel durch die das Rosten begünstigenden Salze
                              									beschleunigt werden, namentlich durch Chlormagnesium (vgl. 1866 179 93). Da ferner nach Deville (1870 198 140. 513) Eisen schon bei
                              									150° von reinem Wasser entschieden angegriffen wird, so müssen die Bleche in der
                              									Wasserlinie stark angegriffen werden, sobald diese durch die Feuergase erhitzt wird;
                              									es müssen sich auch unter dicken Kesselsteinschichten die erwähnten Rostbildungen
                              									zeigen.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)