| Titel: | Zur Kenntniss des Cementes. | 
| Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 67 | 
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                        Zur Kenntniſs des Cementes.
                        Zur Kenntniſs des Cementes.
                        
                     
                        
                           Bericht des österreichischen Cement-Ausschusses. Ein vom
                              										Oesterreichischen Ingenieur- und Architectenverein
                                 									in Wien gewählter Ausschuſs hat Vorschläge über die Aufstellung einheitlicher
                              									Bestimmungen zur Lieferung und Prüfung von Portlandcement für Oesterreich gemacht und in dessen Wochenschriftdes Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines, 1878 S. 107 veröffentlicht. Zunächst
                              									wird betont, daſs die hydraulischen Kalke in drei Hauptklassen getrennt werden
                              									müssen, und zwar:
                           1) in die mageren oder auch kurzweg hydraulischen Kalke (französisch chaux hydraulique, englisch hydraulic lime), für welche Klasse als bezeichnendes Product der Prager
                              									Altstädter hydraulische Kalk angeführt werden kann, ferner
                           2) in die hydraulischen Kalke, nach der bisherigen Wiener Bezeichnung, oder
                              									Romancemente (französisch ciment romain, englisch roman-cement), wofür als kennzeichnendes Material die
                              									Kufsteiner hydraulischen Kalke genannt werden, und endlich
                           3) in die Portlandcemente (französisch ciment portland,
                              									englisch portland-cement), welche z.B. durch das
                              									Perlmooser Material gekennzeichnet werden.
                           Auf Antrag hat der Verein folgende Bestimmungen für die einheitliche Lieferung und
                              									Prüfung von Portlandcement angenommen.
                           I) Portlandcement ist nach dem Gewichte mit Preisstellung für
                              										100k Brutto zu handeln. Es sollen die Fässer
                              									mit Normalgewicht in den Handel gebracht werden, und zwar mit 250k Brutto und 238k Nettogewicht für das Faſs. Die Lieferung in Säcken ist zulässig, und
                              									sollen diese ein Normalgewicht von 50k Brutto
                              									erhalten. Streuverluste, sowie etwaige Schwankungen im Einzelgewichte können bis zu
                              									2 Proc. nicht beanstandet werden. Die Fässer und Säcke sollen die Firma der
                              									betreffenden Fabrik und die Bezeichnung des Bruttogewichtes tragen.
                           II) Je nach der Art der Verwendung kann Portlandcement als langsam
                              									oder rasch bindend verlangt werden. Langsam bindende Portlandcemente sind solche,
                              									welche, ohne Sandzusatz, nicht vor ½ Stunde abbinden.
                           III) Portlandcement soll sowohl an der Luft, als auch unter Wasser
                              									volumbeständig sein. Als entscheidende Probe soll gelten, daſs ein dünner, auf einer
                              									Glasplatte ausgegossener Kuchen von reinem Portlandcement, nach der Abbindung unter
                              									Wasser gelegt, auch nach längerer Beobachtungszeit durchaus keine Verkrümmungen oder
                              									Kantenrisse zeigen darf.
                           IV) Portlandcement soll so fein als möglich gemahlen sein.
                              									Keinenfalls darf derselbe auf einem Siebe mit 900 Maschen auf 1qc mehr als 20 Proc. Rückstand hinterlassen.
                           V) Die Bindekraft von Portlandcement soll durch Prüfung einer
                              									Mischung von Cement und Sand ermittelt werden. Die Prüfung soll auf Zugfestigkeit
                              									nach einheitlicher Methode geschehen, und zwar an Probekörpern von gleicher Gestalt
                              									und gleichem Querschnitte und mit richtig construirten Zerreiſsungsapparaten. Für
                              									die Probekörper ist die Form angenommen, welche der in Deutschland üblichen gleich
                              									ist (vgl. *1877 224 487). Die Zerreiſsungsproben sind an
                              									Probekörpern von 5qc Querschnitt der Bruchfläche
                              									vorzunehmen.
                           VI) Die Proben auf Zugfestigkeit sollen an Körpern, welche aus 1
                              									G.-Th. Portlandcement und 3 G.-Th. Sand angefertigt wurden, vorgenommen werden.
                           Die Zerreiſsproben haben nach 7 Tagen und nach 28 Tagen
                              									Erhärtungsdauer stattzufinden. Die Probekörper müssen die ersten 24 Stunden an der
                              									Luft, von da ab bis unmittelbar vor der Prüfung unter Wasser aufbewahrt werden.
                           Als Minimal-Zugfestigkeit wird für die Probe nach 7 Tagen 8k, nach 28 Tagen 12k für 1qc festgesetzt.
                           Der zur Anfertigung der Probekörper zu verwendende Normalsand soll
                              									aus quarzigem, reinem Sande in der Weise gewonnen werden, daſs man den in der Natur vorkommenden
                              									entsprechenden Sand durch ein Sieb von 64 Maschen auf 1qc siebt, dadurch die gröbsten Theile ausscheidet und aus dem so
                              									erhaltenen Sande mittels eines Siebes von 144 Maschen auf 1qc noch die feinsten Theile entfernt, so daſs der
                              									Rückstand auf letzterem Siebe der Normalsand ist. In Fällen, wo sich kein geeigneter
                              									natürlicher Sand vorfindet, kann der Sand durch Pochen von Quarz (Kieseln) erzeugt
                              									werden.
                           Der Wasserzusatz wird mit 10 Proc. des Gewichtes der
                              									Trockensubstanz bestimmt, insofern nicht ein Fabrikant ein anderes Verhältniſs für
                              									sein Product empfiehlt. In diesem Falle muſs jedoch vor der Probevornahme der
                              									geeignete Wasserzusatz vom Fabrikanten angegeben werden.
                           Für jede Prüfung sind 10 Probekörper anzufertigen, und sollen
                              									überhaupt alle Festigkeitsangaben das Mittel aus zehn Proben repräsentiren.
                           Bei schnell bindenden Cementen können die obigen Zugfestigkeiten
                              									nicht beansprucht werden.
                           Diese Normen sind also fast dieselben als die in Deutschland
                              									giltigen (vgl. 1877 224 418. 225 565. 226 644). Wesentlich abweichend ist
                              									jedoch die Bestimmung, daſs die Gröſse des Wasserzusatzes von dem Fabrikanten
                              									bestimmt werden kann. Da aber die Festigkeit der Cementproben nicht unbedeutend von
                              									der Wassermenge abhängt, so ist diese Willkür nicht gerade empfehlenswerth.
                           Von Erdmenger wird dagegen in der Thonindustriezeitung, 1878 S. 213 die Vorschrift der
                              									deutschen Normen bezüglich des Wasserzusatzes getadelt, da die Menge des zum
                              									Anmachen des Cementes erforderlichen Wassers abhängig sei von der Temperatur, von
                              									der Beschaffenheit des Sandes und des Wassers. Es wird also vorgeschlagen, die 10
                              									Th. Wasser auf 100 Cement als Norm bestehen zu lassen mit dem Zusatz, daſs überall
                              									da bis 12 Th. Wasser genommen werden dürfen, wo 10 Theile nach dem gewöhnlichen
                              									Einschlageverfahren zu trockne und zu wenig dichte Probekörper geben würden.
                           Einfluſs des Gypses auf Cement. Aus den Verhandlungen
                              									der Generalversammlung des Vereines deutscher
                                 										Cementfabrikanten (vgl. 1878 228 277) ist nach dem vorliegenden Protokoll
                              										(Notizblatt des deutschen Vereines für Fabrikation von
                                 										Ziegeln, 1878 S. 99) die Erörterung der Frage, welchen Einfluſs der Zusatz von Gyps auf den Portlandcement hat,
                              									nachzutragen. F. Schott erinnert zunächst an die
                              									Beobachtung des Generals Scott in England, daſs
                              
                              
                              
                              									gemahlener gebrannter Kalk durch Zusatz von etwa 5 Proc. Gyps die Eigenschaft zu
                              									löschen verliere, dagegen, mit Wasser und Sand zu Mörtel verarbeitet, Cement-ähnlich
                              									abbinde und später in der Luft weit vorzüglicher erhärte, als die nach früherer
                              									Methode mit gelöschtem Kalk bereiteten Mörtel (vgl. 1873 209 31). Später verwendete
                              									man den Gypszusatz auch zur Verbesserung von schlechtem, zu schwach gebranntem
                              									Portlandcement. Wie nun beim Lagern des Cementpulvers unter der Einwirkung der
                              									Atmosphäre auf demselben eine dünne Lage von kohlensauren und Hydrat-Verbindungen
                              									gebildet wird, die demselben eine weit gröſsere Netzbarkeit gegen Wasser ertheilt,
                              									das Eindringen desselben in das Innere der Körnchen erschwert, somit auch das
                              									Abbinden verlangsamt, so soll nach F. Schott auch ein in weit kürzerer Zeit
                              									zu erzielender Ueberzug von Gyps den Erhärtungsproceſs verlangsamen und
                              									vervollkommnen. Hieraus erklärt es sich auch, daſs es gleichgültig ist, ob der Gyps
                              									gebrannt ist oder nicht: nur darf er nicht todtgebrannt sein. Selbstverständlich
                              									muſs die Wirkung des Gypses auf die verschiedenen Cemente auch durchaus ungleich
                              									sein. Schwach gebrannter Portlandcement gab frisch gemahlen folgende
                              									Festigkeiten:
                           
                              
                                 
                                 Durch-schnitts-gewichteiner
                                    											Probe
                                 Absolute Festig-keit nach
                                    											7tägigerErhärtung in
                                 
                              
                                 Luft
                                 Wasser
                                 
                              
                                 
                                 
                                    g
                                    
                                 k auf 1qc
                                 
                              
                                 Reiner Cement
                                 100
                                 10,5
                                 8
                                 
                              
                                 Reiner Cement mit 1 Proc. Rohgyps
                                 115
                                 14,0
                                 –
                                 
                              
                                 Reiner Cement mit 3 Proc. Rohgyps
                                 120
                                 18,0
                                 10
                                 
                              
                                 Reiner Cement mit 1 Proc. todtgebranntem Gyps
                                 112
                                 11,0
                                 –
                                 
                              
                                 Reiner Cement mit 3 Proc. todtgebranntem Gyps
                                 113
                                 12,5
                                 –
                                 
                              
                                 Reiner Cement mit 3 Th. Normalsand
                                 –
                                   8,0
                                 6
                                 
                              
                                 Reiner Cement mit 3 Proc. Rohgyps und 3
                                    
                                    											Th.    Normalsand
                                 –
                                 13,0
                                 7
                                 
                              
                           Die Proben mit reinem Cement waren mit 40 Proc. Wasser auf
                              									absaugender Unterlage bereitet, die Proben mit Normalsand nach Vorschrift der
                              									Normen. Der reine Cement band hierbei in 2 Minuten, der mit Gyps versetzte in 3 bis
                              									5 Minuten ab.
                           Scharf gebrannter Portlandcement mit 30 Proc. Wasser auf absaugender Unterlage gab
                              									nach 7 Tagen Erhärtung unter Wasser:
                           
                              
                                 
                                 AbsoluteFestigkeitk auf 1qc
                                 Durchschnitts-gewicht
                                    											einesProbekörpers
                                 
                              
                                 Reiner Cement
                                 24
                                 139g
                                 
                              
                                 Reiner Cement mit 1 Proc. Rohgyps
                                 28
                                 142  
                                 
                              
                                 Reiner Cement mit 3 Proc. Rohgyps
                                 36
                                 150.
                                 
                              
                           Geradezu schädlich erwies sich aber die Wirkung des Gypses auf bereits abgelagerten
                              									Cement. Ein Cement, welcher mit 30 Proc. Wasser auf absaugender Unterlage angemacht
                              									nach 7 Tage Erhärtung eine absolute Festigkeit von 28k zeigte, gab nach 5monatlicher Lagerung bei 7tägiger Erhärtung unter
                              									Wasser folgende Festigkeiten:
                           
                              
                                 Frischer Portlandcement
                                 28k
                                 
                              
                                 Derselbe nach 5 Monaten
                                 34
                                 
                              
                                 Derselbe mit 1 Proc. Rohgyps
                                 19
                                 
                              
                                 Derselbe mit 3 Proc. Rohgyps
                                 10
                                 
                              
                                 Derselbe mit 3 Proc. todtgebranntem Gyps
                                 13.
                                 
                              
                           Bezüglich des in den Rohstoffen zur Cementbereitung enthaltenen Gypses theilt Schott nicht die Ansicht ven Michaëlis, der im Gyps eine der 3 Hauptursachen des Treibens sieht. Eine
                              									Masse, die 78 Proc. kohlensauren Kalk enthielt, also etwas zu kalkreich war, gab mit
                              										gepulvertem
                              									Marienglas versetzt nach dem Brennen folgende Festigkeiten nach 7 Tagen unter
                              									Wasser:
                           
                              
                                 Reine
                                 Rohmasse,
                                 trieb sehr stark
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 15k
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 mit
                                 Zusatz
                                 von
                                 0,5
                                 Proc.
                                 Rohgyps,
                                 trieb
                                 nicht
                                 22
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1,0
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 22
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 1,5
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 47
                                 
                              
                           Ein Zusatz von 0,5 Proc. Rohgyps zur Rohmasse genügte, das Treiben zu verhindern. Die
                              									Gyps haltenden Cemente banden langsamer ab. Diese Wirkung des Gypses ist erklärlich,
                              									da er mit Kalk bei hoher Temperatur eine basische Verbindung bildet, somit ähnlich
                              									wie Thonsubstanz wirken muſs. Bei unvollkommener Mischung kann jedoch ein Gypsgehalt
                              									der Rohmasse die Gefahr, treibende Cemente zu erhalten, erhöhen. Während Schott erst bei einem Gypsgehalt von über 3 Proc. hat
                              										Lieven schon bei 1,5 Proc. ungebrannten Gyps
                              									Treiben beobachtet, Schiffner bei 1 Proc. gebrannten
                              									Gyps.
                           R. Dyckerhoff hat durch zahlreiche Versuche
                              									festgestellt, daſs schon ein geringer Gypszusatz die Ausdehnung des Cementes beim
                              									Erhärten vergröſsert, daſs man somit Cemente mit Gypszusatz nicht für solche
                              									Arbeiten verwenden solle, bei denen eine stärkere Ausdehnung des Cementes während
                              									des Erhärtens nachtheilig wirken könne.
                           Nach L. Erdmenger (Thonindustriezeitung, 1878 S. 55. 94. 112), der schon bei seiner Arbeit
                              									über die Veränderungen, welche Portlandcement beim Lagern erleidet (1875 215 538),
                              									Versuche über den Einfluſs des Gypses gemacht hat, kann die Wirkung des Zusatzes von
                              									ungebranntem Gyps zu Portlandcement in Mengen von 1 bis 2 Proc. darin bestehen, daſs
                              									die Bindezeit mehr oder weniger verlangsamt wird, die Temperatur beim Anmachen sich
                              									erniedrigt und im Zusammenhang mit diesen Erscheinungen meist die Festigkeit sich
                              									erhöht. Zu den Versuchen wurden zum Theil stark thonhaltige Cemente verwendet, die
                              									durch ein Sieb von 800 Maschen auf 1qc geschlagen
                              									waren. Der Gyps war durch ein Sieb von 900 Maschen gefeint. Von den vom Verfasser
                              									mitgetheilten Versuchen mit 1,5 Proc. Gyps mögen hier nur folgende angeführt werden,
                              									deren Werthe nach dem Normalprüfungsverfahren, also mit 3 Th. Sand, ermittelt
                              									wurden.
                           Erdmenger unterscheidet hierbei:
                           1) Verlangsamung des Abbindens, verbunden mit geringerer Erwärmung
                              									beim Anmachen und steigender Festigkeit (k auf 1qc), wie folgende Tabelle zeigt:
                           
                              
                                 Dauer derErhärtung
                                 ohne
                                 mit
                                 ohne
                                 mit
                                 ohne
                                 mit
                                 ohne
                                 mit
                                 ohne
                                 mit
                                 ohne
                                 mit
                                 ohne
                                 mit
                                 
                              
                                 Gyps
                                 Gyps
                                 Gyps
                                 Gyps
                                 Gyps
                                 Gyps
                                 Gyps
                                 
                              
                                     7 Tage
                                   2,0
                                   7,7
                                   2,0
                                   3,6
                                   1,5
                                   6,8
                                 2,0
                                   2,8
                                   3,7
                                   7,0
                                 3,5
                                   9,0
                                   6,6
                                 10,1
                                 
                              
                                   28
                                   3,5
                                 11,0
                                   4,5
                                 10,8
                                   4,5
                                   8,5
                                 3,5
                                   5,0
                                   9,1
                                 10,1
                                 8,6
                                 11,3
                                 10,3
                                 12,5
                                 
                              
                                   50
                                   4,8
                                 12,4
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 11,0
                                 15,6
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 100
                                   8,0
                                 14,0
                                 10,7
                                 14,8
                                   9,8
                                 11,0
                                 7,6
                                 10,5
                                 14,0
                                 17,4
                                 9,3
                                 16,5
                                 15,5
                                 17,1
                                 
                              
                                 200
                                 11,5
                                 21,0
                                 15,5
                                 17,3
                                 12,8
                                 13,4
                                 8,3
                                 11,4
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                           Da diese Proben unter Wasser aufbewahrt wurden, so erscheint die
                              									von H. Kämmerer gemachte Angabe (vgl. 1878 228 189), daſs schon ein geringer Gypsgehalt des Cementes
                              									bei Verwendung desselben zu Wasserbauten höchst nachtheilig sei, weil er auflockernd
                              									wirke, nicht gerechtfertigt.
                           2) Abbindezeit und Temperaturerhöhung bleiben im Allgemeinen
                              									unverändert; trotz dessen zeigt sich eine Festigkeitszunahme, z.B.
                           
                              
                                 Dauer derErhärtung
                                 ohne
                                 mit
                                 mit
                                 ohne
                                 ohne
                                 mit
                                 
                              
                                 Gyps
                                 Gyps
                                 Gyps
                                 
                              
                                     7 Tage
                                   0,8
                                   1,0
                                   8,0
                                 11,8
                                 11,3
                                 17,0
                                 
                              
                                   28
                                   1,0
                                   2,0
                                 11,0
                                 14,6
                                 18,4
                                 22,3
                                 
                              
                                 100
                                   5,0
                                   7,5
                                 15,9
                                 18,1
                                 20,4
                                 30,8
                                 
                              
                                 200
                                 10,2
                                 10,9
                                 17,0
                                 21,0
                                 21,8
                                 35,4
                                 
                              
                           3) Die Festigkeit bleibt unverändert, wie auch die Abbindezeit und
                              									Erwärmung, oder ist sogar etwas geringer, z.B.
                           
                              
                                 Dauer derErhärtung
                                 ohne
                                 mit
                                 ohne
                                 mit
                                 ohne
                                 mit
                                 ohne
                                 mit
                                 ohne
                                 mit
                                 
                              
                                 Gyps
                                 Gyps
                                 Gyps
                                 Gyps
                                 Gyps
                                 
                              
                                     7 Tage
                                   5,0
                                   4,3
                                   5,0
                                   8,6
                                   7,5
                                   5,0
                                 11,3
                                 10,9
                                 21,4
                                 21,8
                                 
                              
                                   28
                                   8,5
                                   8,0
                                 13,0
                                 11,5
                                 14,1
                                 13,7
                                 15,1
                                 12,7
                                 27,5
                                 25,5
                                 
                              
                                 100
                                   9,0
                                   9,4
                                 
                                 
                                 18,5
                                 19,2
                                 
                                 
                                 32,1
                                 31,7
                                 
                              
                                 200
                                 15,7
                                 15,0
                                 19,5
                                 19,5
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Bei zu viel Gyps nimmt die Festigkeit wieder ab und führt bei
                              									immer reichlicherer Steigerung immer mehr ein Zerklüften der Cementproben herbei.
                              									Treibt ein Cement schon bei 0,5 bis 2 Proc. Gyps, so wird in den meisten Fällen
                              									überhaupt ein treibender Cement vorliegen. Im Allgemeinen kann man 2 Procent als
                              									Grenze ansehen. 1 Th. Cement mit 2 Th. Sand zeigte folgende Festigkeiten:
                           
                              
                                 Dauer derErhartung
                                 ohne Gyps
                                 0,6 Proc.Gyps
                                 1,4 Proc.Gyps
                                 3 Proc. Gyps
                                 
                              
                                 30 Tage
                                 22,0
                                 24,6
                                 25,2
                                 getrieben
                                 
                              
                                 20
                                 16,0
                                 24,0
                                 24,5
                                 getrieben
                                 
                              
                                 20
                                 32,0
                                 31,0
                                 21,0
                                 getrieben
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Anfang vonTreiben
                                 
                                 
                              
                           Der folgende reine Cement war schon an sich treibend, äuſserte das
                              									Treiben ohne Gypszusatz, aber erst nach einigen Monaten. Hier war also bereits 0,5
                              									Proc. Gyps schädlich.
                           
                              
                                 Dauer derErhärtung
                                 ohne Gyps
                                 mit0,5 Proc. Gyps
                                 Bemerkungen
                                 
                              
                                 20 Tage
                                 33,5
                                 25,0
                                 Zeigte schwaches Treiben
                                 
                              
                                 30
                                 41,5
                                 45,5
                                 Treiben noch nicht stärker
                                 
                              
                                 2030
                                 13,153,1
                                 33,626,6
                                 AbgesaugtGeringes Treiben wie oben
                                 
                              
                           
                           Der folgende Cement vertrug aber selbst noch 3,5 Proc. Gyps recht
                              									gut:
                           
                              
                                 
                                 ohneGyps
                                 0,5 Proc.gebr.Gyps
                                 0,5
                                    											Proc.ungebr.Stein-gyps
                                 1 Proc.ungebr.Stein-gyps
                                 3,5
                                    											Proc.ungebr.Stein-gyps
                                 Dauerder Er-hartung
                                 
                              
                                 Reiner Cement
                                 36,0
                                 57,6
                                 51,6
                                 60,0
                                 55,0
                                   7 Tag
                                 
                              
                                 1 Cement : 2 Sand
                                 25,0
                                 25,0
                                 24,8
                                 27,0
                                 24,8
                                 30 Tag
                                 
                              
                                 1 Cement : 2 Sand
                                 27,0
                                 29,6
                                 33,0
                                 35,0
                                 28,7
                                 20 Tag
                                 
                              
                                 1 Cement : 3 Sand
                                 15,0
                                 17,0
                                 20,7
                                 21,6
                                 17,5
                                 20 Tag
                                 
                              
                                 1 Cement : 3 Sand
                                 19,6
                                 21,0
                                 22,5
                                 23,5
                                 18,5
                                 20 Tag
                                 
                              
                           Wie der Gyps hier wirkt, ist noch keineswegs aufgeklärt.
                           F. Schott (Industriezeitung, 1878 S. 104) hat dagegen ein schnelleres Abbinden in
                              									Folge eines Zusatzes von ungebranntem Gyps niemals
                              									beobachtet, bestreitet auch, daſs auf gewöhnliche Weise gebrannter, also ungeglühter
                              									Gyps in seiner Wirkung auf Cement gleichwerthig sei mit ungebranntem Gyps. Folgende
                              									Tabelle zeigt die Festigkeiten einiger Cementproben mit und ohne Gyps.
                           
                              
                                 
                                 Erhärtungin Luft
                                 Erhärtungin Wasser
                                 
                              
                                 Tage
                                 Tage
                                 
                              
                                   8
                                 56
                                   7
                                 28
                                 56
                                 
                              
                                 Reiner schwach gebrannter Cement 1
                                   10,5
                                  172
                                   8
                                 trieb
                                 
                                 
                              
                                 Derselbe mit 3 Proc. Rohgyps
                                   18,0
                                 26
                                 10
                                 trieb
                                 
                                 
                              
                                 Cement mit 3 Th. Normalsand 3
                                   8
                                   8
                                   6
                                 trieb
                                 
                                 
                              
                                 Cement mit 3 Proc. Rohgyps und 3 Th. Normalsand
                                 13
                                 13
                                   7
                                 15
                                  214
                                 
                              
                                 Reiner scharf gebrannter Cement
                                 –
                                 –
                                 24
                                 34
                                 37
                                 
                              
                                 Derselbe mit 3 Proc. Rohgyps
                                 –
                                 –
                                 36
                                 45
                                 62
                                 
                              
                                 Reiner vollständig abgelagerter Cement
                                 –
                                 –
                                 34
                                 43
                                 57
                                 
                              
                                 Derselbe mit 3 Proc. Rohgyps
                                 –
                                 –
                                 10
                                 38
                                 61
                                 
                              
                                 Proben mit Gypszusatz zur Rohmasse
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Rohmasse
                                 –
                                 –
                                 15
                                 –
                                 35
                                 
                              
                                        „        mit Zusatz von 0,5 Proc. Rohgyps
                                 –
                                 –
                                 22
                                 –
                                 40
                                 
                              
                                        „          „      „         „  
                                    											1,0    „          „
                                 –
                                 –
                                 22
                                 –
                                 39
                                 
                              
                                        „          „      „         „  
                                    											1,5    „          „
                                 –
                                 –
                                 47
                                 –
                                 64
                                 
                              
                           1 Mit 30 Proc. Wasser auf
                              									Backstein abgesaugt. 2 Spuren von Treiben. 3 Nach Vorschrift der Normen. 4 Die letzten 28 Tage in Luft erhärtet.
                           Hoffentlich regen diese Mittheilungen zu weiteren Versuchen an.
                           Einfluſs des Sandes auf die Festigkeit des Cementes.
                              									Schon R. Dyckerhoff (1877 226 645) macht auf den
                              									Einfluſs des Sandes auf die Festigkeit des Cementes aufmerksam. W. Michaelis (Baugewerkzeitung 1878, Nr. 27) hat eine Reihe Versuche mit Sand
                              									verschiedener Korngröſse und mit scharfkantigem, durch Zerschlagen von Kies
                              									erhaltenem Sande ausgeführt, aus denen er folgert:
                           
                           1) Daſs der Unterschied in der Festigkeit bei Anwendung eines Sandes zwischen 60 und
                              									120 Maschen im Vergleich zur Verwendung eines Sandes zwischen 60 und 240 Maschen ein
                              									beachtenswerther nicht genannt werden kann. Es wäre auch ganz gleichgiltig, welchen
                              									dieser Sande man anwenden wollte; für den zweiten (60 bis 240) spricht nur, daſs er
                              									im Allgemeinen nur halb so kostspielig sein dürfte.
                           2) Daſs ein Gewicht nicht darauf zu legen ist, daſs der Sand scharfkantig sei; es ist
                              									nur erforderlich, daſs derselbe rein sei.
                           3) Daſs bei Mischungen von Cement und Sand die Zugfestigkeit (so wie die
                              									Druckfestigkeit) von trocknen Probekörpern um die Hälfte höher ausfällt, als bei
                              									nassen Proben. Bei reinem Cement tritt, beiläufig bemerkt, meist das gerade
                              									Gegentheil ein, in Folge Zerstörung (Zersetzung des Kalkhydrosilicats) durch
                              									Austrocknen.
                           J. Aron (Thonindustriezeitung, 1878 S. 121) bemerkt hierzu, daſs, um diesen
                              									Versuchen Beweiskraft einzuräumen, zunächst hätte festgestellt werden müssen, in wie
                              									weit der zweite Sand wirklich von dem ersten verschieden war. Die Angabe, daſs
                              									scharfkantiger Sand nicht besser als gewöhnlicher sei, bedarf noch der
                              									Bestätigung.
                           L. Erdmenger (Thonindustriezeitung, 1878 S. 140. 147. 250) hat gefunden, daſs, wenn man
                              									die obere Grenze von 60 Maschen als feststehend angenommen hat, man noch unten bei
                              									der Auswahl der Sandsiebe nicht gar zu ängstlich zu sein braucht. Hauptsache bleibt
                              									immer, daſs das Feine ganz herausgesiebt ist, und daſs ferner das übrige Korn alle
                              									Gröſsen bis zur oberen Grenze hinauf enthält. Zieht man aber das Gröbste heraus, so
                              									wird die Festigkeit entschieden geringer wie folgende Beispiele zeigen:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Maschenzahl
                                 Maschenzahl
                                 Normalsand
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 700 bis 180
                                 400 bis 60
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
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                                 k
                                 
                              
                                 nach
                                 10
                                 Tagen
                                   8,5
                                 11,5
                                 12,0
                                 
                              
                                 
                                 20
                                 
                                 10,5
                                 15,2
                                 15,8
                                 
                              
                                 
                                 40
                                 
                                 13,8
                                 19,0
                                 19,6.
                                 
                              
                           Jedenfalls empfiehlt es sich die Maschenzahl 120 beizubehalten, da bei Anwendung
                              									eines sehr feinen Sandes auch erheblich mehr, selbst bis 15 Proc. Wasser, zum
                              									Anmachen erforderlich sein würde, als die in den Normen vorgeschriebenen 10
                              										Proc.Wegen der schwierigen Beschaffung eines gleichmäſsigen Normalsandes, kann Erdmenger nach neuester Mittheilung, wie in
                                    											manchen anderen Punkten des Prüfungsverfahrens, so auch in der Sandfrage die
                                    											Möglichkeit der Erzielung einer thatsächlichen Einheitlichkeit nur darin
                                    											erblicken, daſs jede Cementfabrik von local vorhandenen Verhältnissen
                                    											absieht und ihre Festigkeitswerthe nur als solche betrachtet und aufgefaſst
                                    											wissen will, wie sie auf den officiell zu errichtenden und anerkannten
                                    											Prüfungsstationen nach der gesammten dort zur Anwendung kommenden Prüflings
                                    											weise erzielt werden. Diese Prüfungsstation sollte stets genau ein und
                                    											denselben und zwar genau mit verschiedenen Sieben normirten Sand verwenden,
                                    											und auf diesen bestimmten Sand wären dann auch alle Fabriksresultate zu
                                    											beziehen. Garantirt eine Fabrik also nachdem Normenverfahren
                                    											eine bestimmte Festigkeit, so würde damit stillschweigend vorausgesetzt
                                    											sein, daſs diese Festigkeit auf den obigen bestimmten, von der
                                    											Prüfungsstation geführten Sand sich bezieht, dessen Relation zu dem in
                                    											eigenem Besitz befindlichen und für gewöhnlich zur Verfügung stehendem Sande
                                    											sich jederzeit unschwer feststellen läſst. Jeder Consument weiſs dann, noch
                                    											bestimmter und mit präciserer Begrenzung als gegenwärtig, was die
                                    											Festigkeitsangaben zu bedeuten haben; es soll also eben bedeuten, daſs der
                                    											Cement an der Prüfungsstation sich von der garantirten Festigkeit ausweist.
                                    											Die verschiedenen Prüflings Stationen können sich nun unter sich, zur
                                    											Erzielung möglichst allgemeiner Gleichheit, in Verbindung setzen und ihre
                                    											Resultate in Uebereinstimmung zu bringen suchen. Glaubt man, daſs doch
                                    											gewisse Abweichungen zwischen den verschiedenen Stationen bestehen, so kann
                                    
                                    
                                    											jede Fabrik ja durch eine kurze Nebenbemerkung angeben, für die
                                    											Prüfungsweise welcher Station man die stipulirte Festigkeit zu leisten sich
                                    											verpflichtet, und kann dies in Klammer durch die kurze Ortsbezeichnung (wie
                                    											z.B. durch die Angabe „Berlin“ oder „München“ etc.) neben der
                                    											Garantiezahl für die Festigkeit markiren. Es ist jedoch – und dies ist wohl
                                    											zu beachten – deshalb noch keine Fabrik genöthigt, ihr Fabrikat an der
                                    											Station untersuchen zu lassen. Sie kann vielmehr, wie schon angedeutet, für
                                    											sich zu Hause durch Parallelversuche selbst feststellen, welche Festigkeit
                                    											sie nach dem Stationsverfahren bezieh. nach dem Normenverfahren mit dem
                                    											Stationssande garantiren kann oder will. Jedoch hat der Consument das Recht,
                                    											und bleibt es ihm überlassen, ob er auf seine Kosten an der Station diese
                                    											Garantie auch wirklich auf ihre Stichhaltigkeit prüfen will.
                           
                           Einen wesentlichen Unterschied zwischen natürlichem und durch Zerschlagen von Kies
                              									hergestellten scharfkantigen Sand hat Erdmenger auch
                              									nicht gefunden. Domcke hat dagegen, wie er auf der
                              									Generalversammlung der Cementfabrikanten mittheilte, gefunden, daſs Normalsand aus
                              									Seesand und aus scharfkantigem Grubensand ganz erheblich verschiedene Resultate
                              									gaben. Es wurde daher auch, auf Vorschlag von R.
                                 										Dyckerhoff, allseitig anerkannt, daſs es in den Normen statt Sand
                              										„möglichst scharfkantiger Quarzsand“ heiſsen müsse.
                           Wie verschieden die Art des Sandes auf die Festigkeit der Normalproben einwirkt,
                              									zeigen auch folgende Versuche von Tomei (Thonindustriezeitung, 1878 S. 234). Die nachstehenden
                              									Festigkeiten sind Durchschnittsresultate.
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 1. Versuch
                                 2. Versuch
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
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                                 Normalsand
                                 aus
                                 Rheinsand, glimmerhaltig
                                 17,4
                                 18,5
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 einem Sande von Schledebusch
                                 20,4
                                 21,5
                                 
                              
                                 Der letztere Sand mit 120 bis 400 Maschen
                                 16,3
                                 –
                                 
                              
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)