| Titel: | Ueber die Abnutzung der Dampfkessel; von Ferd. Fischer. | 
| Autor: | Ferd. Fischer | 
| Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 134 | 
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                        Ueber die Abnutzung der Dampfkessel; von Ferd.
                              								Fischer.
                        (Schluſs von S. 45 dieses Bandes.)
                        F. Fischer, über die Abnutzung der Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Eigenthümlich ist die Wirkung des Fettes auf die Kesselbleche.
                              									Einerseits haben Renner (1857 146 221), Bolley (1861 162 164), E.
                                 										Schmidt (1864 173 23), Weber (1866 180 254),
                              										LambertsZeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
                                    											1874 S. 440., Birnbaum (1874 213
                              									488) u.a. die ungemein rasche Zerstörung der Kesselbleche in Folge einer aus dem
                              									fetthaltigen Speisewasser abgesetzten dünnen Schicht, welche die Benetzung der
                              									Bleche hinderte, beobachtetDerartige Bildungen sind neuerdings angeblich ohne Fett beobachtet. So sind
                                    											in der Fabrik von Quack in Jüchen durch
                                    											Eindrücken eines Flammrohres zwei Arbeiter getodtet worden. Nach dem Bericht
                                    											von R. Bredo im Geschäftsbericht der Dampfkesselgesellschaft zu M. Gladbach, 1878
                                    											S. 22 setzte das Speisewasser im Kessel ein eigenthümliches weiſses Pulver
                                    											von kohlensaurer Magnesia und kohlensaurem Kalk ab, welches sich nicht zu
                                    											Boden senkt, sondern oben auf dem Wasser schwimmt. Taucht man den Finger
                                    											oder einen sonstigen Gegenstand in dieses Wasser ein, so wird er nicht
                                    											benetzt. Auch an einem anderen neuen Zweiflammrohrkessel in Bergheim wurden
                                    											die Feuerplatten eingedrückt, da ein solcher Absatz die Benetzung derselben
                                    											hinderte. Das verwendete Speisewasser soll frei von Fett sein.;
                              									ähnlich J. FarcotEngineering and Mining Journal, 1875 Bd. 20 S.
                                    											40. und Jourdain.Revue industrielle, 1875 S. 499.
                              									Dagegen hat Lermer (1868 187 441. 188 341) keine
                              									schädliche Wirkung des Fettes im Kessel gesehen, trotz Bildung eines stark
                              									fetthaltigen Kesselsteines. Auch MertensZeitschrift der Dampfkessel-Untersuchungs- und
                                       												Versicherungsgesellschaft a. G., 1878 S. 5. hat keine
                              
                              									Schädlichkeit beobachtet, obgleich sich in einem Doppelkessel auſser Kesselstein und
                              									Schlamm kleine, grau gefärbte Kugeln gebildet hatten von folgender
                              									Zusammensetzung:
                           
                           
                              
                                 Wasser
                                 12,16
                                 
                              
                                 Fettsaure
                                 77,44
                                 
                              
                                 Kalk
                                 8,12
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 0,34
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,95
                                 
                              
                                 Thon
                                 1,58
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,59
                                 
                              
                           Wartha (1876 219 252) berichtet, daſs ein Vorwärmer
                              									durch fettiges Condensationswasser zerfressen wurde, und daſs Oelsäure Eisen stark
                              									angreift. Ein anderer Kessel wurde rasch zerstört, dessen Speisewasser durch
                              									Stearinsäure verunreinigt war.Textile Manufacturer, 1877 S. 273.
                              									Daſs namentlich die mit Condensationswasser gespeisten Schiffskessel stark
                              									angegriffen werden, ist bekannt.Engineering, 1875 Bd. 20 S. 426. Iron, 1876 Bd. 7 S. 168.
                           Die schädliche Wirkung der namentlich bei Gegenwart von
                              									kohlensaurer Magnesia gebildeten, schwer benetzbaren Schicht ist unzweifelhaft.
                              									Minder allgemein anerkannt ist die zerfressende Wirkung. Sehen wir zunächst die
                              									entsprechenden Vorgänge im Dampfcylinder an.
                           In einer Retourdampfleitung, bestehend aus Blei, Kupfer und Eisenröhren, hatte sich
                              									eine Masse angesammelt, die nach KammererZeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
                                    											1875 S. 390. folgende Zusammensetzung besaſs:
                           
                              
                                 Wasser
                                 3,928
                                 
                              
                                 Fettsauren
                                 65,112
                                 
                              
                                 Kupferoxyd
                                 4,967
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 3,933
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 21,320
                                 
                              
                                 Kalk
                                 0,143
                                 
                              
                                 In Salzsaure unlöslicher Rückstand
                                 0,504
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,907
                                 
                              
                           Der Cylinder der Maschine wurde mit säurefreiem Talg vom Schieberkasten aus mit Fett
                              									versehen, welches im Cylinder bei hohem Druck und durch Wasserdampf zersetzt wurde.
                              									Die gebildeten Fettsäuretheilchen sind offenbar mechanisch in die Retourdampfleitung
                              									mit übergerissen worden und haben auf die Metalle Kupfer, Eisen und Blei eingewirkt,
                              									wodurch obige Masse entstand; namentlich hatte das Blei durch den Vorgang stark
                              									gelitten. Das hierbei erhaltene Condensationswasser reagirte durch die Gegenwart von
                              									Fettsäuren stark sauer.
                           Nach A. SchondorffZeitschrift für das Berg-, Hutten- und
                                       												Salinenwesen, 1875 S. 162. Vgl. Annales des
                                       												Mines, 1877 Bd. 11 S. 333. fand sich beim Oeffnen des
                              									groſsen Dampfcylinders einer Woolf sehen Balancier-Wasserhaltungsmaschine auf dem
                              									Albertsschachte der königl. Steinkohlengrube Gerhard-Prinz-Wilhelm bei Saarbrücken zu Anfang des J. 1875 in den
                              									Hohlräumen des Dampfkolbens und unmittelbar auf letzterem eine eigenthümliche
                              									braune, wachsharte Masse in der bedeutenden Menge von über 150k vor, welche folgende Zusammensetzung hatte:
                           
                           
                              
                                 Organische Substanz
                                 in„
                                 Alkohol„
                                 löslichunlöslich
                                 26,775,70
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 0,83
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 60,09
                                 
                              
                                 Hydratwasser
                                 6,61
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Die in Alkohol lösliche Substanz bestand aus Fettsäuren und
                              									Fett. Der Dampfcylinder war etwa 1 Jahr in Betrieb gewesen, ohne gereingt zu werden;
                              									während dieser Zeit waren 192k Talg zum Schmieren
                              									der Maschine verwendet. Dieses Fett war durch den heiſsen Wasserdampf theilweise
                              									zersetzt, die freien Fettsäuren hatten das Innere des Dampfcylinders angegriffen,
                              									vielleicht zunächst eine Eisenoxydulseife gebildet, die durch den aus dem
                              									Speisewasser stammenden Sauerstoffgehalt des Dampfes wieder zerlegt wurde und so
                              									Eisenoxyd bildete.
                           O. AllaireComptes rendus, 1878 Bd. 86 S. 929.
                              									bestreitet die Zersetzung des Fettes in den Dampfcylindern; er meint, daſs diese
                              									Zerstörungen den im verwendeten Schmieröle bereits vorhandenen freien Fettsäuren
                              									zuzuschreiben seien – eine Annahme, die bei Verwendung von Olivenöl theilweise
                              									zutreffen mag.
                           In dem Cylinder einer hiesigen Dampfmaschine fanden sich eine ganze Anzahl schwarzer
                              									Kugeln von 2 bis 4cm Durchmesser. Dieselben
                              									bestanden aus 74,42 Proc. Eisenoxydul und Oxyd, Spuren von Kupferoxyd und 25,14
                              									Proc. organischen Stoffen. Mit Salzsäure-haltigem Aether ausgezogen, lösten sich
                              									18,98 Proc. eines braunen festen Fettes. Aether-Alkohol ohne Säure löste 11,39 Proc.
                              									Es war demnach ohne Frage ein Theil des Fettes als Eisenseife vorhanden. Daſs diese
                              									anders gebildet sein soll als durch Zersetzung des Fettes im Cylinder und Lösen des
                              									Eisens durch die freien Fettsäuren unter Mitwirkung des im Dampf enthaltenen
                              									Sauerstoffes (aus dem Speisewasser), ist nicht anzunehmen. Daſs ein mit diesen
                              									theilweise zersetzten Fetten geschwängertes Condensationswasser die Kesselbleche
                              									vielleicht direct angreifen, jedenfalls aber die Zerstörung durch den Sauerstoff des
                              									Speisewassers begünstigen wird, ist wohl unzweifelhaft.Hierfür spricht auch folgender Versuch von E.
                                       												Raillard (Die Eisenbahn, 1877 Bd. 7 S.
                                    											78). In den Dampfraum des Betriebskessels einer Maschinenfabrik in Mahren
                                    											wurde ein guſseisernes Gefäſs gehängt, in welches ganz reines neutrales Fett
                                    											mit etwas Wasser gebracht wurde und in dieses Stücke von Guſseisen,
                                    											Schmiedeisen, Guſsstahl und Bessemerstahl. Dieses Gefäſs mit seinem
                                    											erwähnten Inhalt war durch 9 Monate dem Dampfdrücke im Kessel ausgesetzt.
                                    											Bei Herausnahme der Probestücke zeigte sich die Einwirkung auf Guſsstahl
                                    											wenig, auf Bessemerstahl merklich, aber auf Schmiedeisen und Guſseisen so
                                    											bedeutend, daſs dadurch hinreichend ersichtlich war, daſs reines Fett unter
                                    											dem Drucke und hoher Temperatur auf Metalle zerstörend einwirke.
                              									Wo daher Condensationswasser verwendet werden soll, empfiehlt es sich, das Fett
                              									durch Zusatz von Kalkwasser abzuscheiden, oder mit Soda zu verseifen. Am besten wird
                              									das mit wenig Kalkmilch versetzte Wasser aus einem Behälter nach dem Absitzenlassen
                              									mit der Vorsicht verwendet, daſs weder die oben schwimmende Schicht Fett, noch die gefällte Kalkseife
                              									in den Kessel kommt. Auch die Entfettung mit Erdöl soll sich bewährt haben (vgl.
                              									1872 204 511. 1873 209
                              									235).
                           Es ist ferner mehrfach beobachtet, daſs Dampfkessel, welche mit
                              									Wasser aus Torfmooren (vgl. 1864 172 111) gespeist wurden, sehr stark angegriffen
                              										waren.Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
                                    											1871 S. 732. Engineering, 1875 Bd. 20 S.
                                    											427. Auch der Hannoversche Dampfkesselverein besitzt enge
                              									Flammröhren aus einem mit Torfwasser gespeisten Röhrenkessel, die völlig zerfressen
                              									sind. Eine 8 bis 10mm dicke, braune, ziemlich lose
                              									Kesselsteinschicht aus einem mit Torfwasser gespeisten Cornwall-Kessel hatte
                              									folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Eisenoxyd
                                 11,38
                                 
                              
                                 Kalk
                                 28,15
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 6,82
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 2,16
                                 
                              
                                 Unlöslich (Kieselsäure)
                                 14,42
                                 
                              
                                 Organische Stoffe
                                 24,18
                                 
                              
                                 Wasser
                                 3,09
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 9,80
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Ein Theil des Kalkes war daher mit den Torfsäuren verbunden.
                              									Ob derartige Wässer aber wirklich die Kesselbleche angreifen oder nicht vielleicht
                              									nur die Oxydation beschleunigen, bedarf noch weiterer Untersuchungen, wie auch die
                              										AngabeZeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure,
                                    											1871 S. 732., daſs Kieselsäure-haltiges Wasser die Kessel stark
                              									angreift.
                           HeräusArchiv der Pharmacie, 1874 Bd. 202 S.
                                    										317. hat beobachtet, daſs Wasser, welches Stickstoff-haltige, in
                              									Zersetzung begriffene Stoffe aus Kloaken enthält, die Kessel stark angreift.
                              									Vielleicht ist diese Erscheinung auf das bei der Fäulniſs gebildete Ammoniak
                              									zurückzuführen.
                           Es ist mehrfachZeitschrift der Dampfkessel-Untersuchungs- und
                                       												Versicherungsgesellschaft a. G., 1878 S. 11.
                              									vorgeschlagen, zur Vermeidung dieser Zerfressungen die Kesselbleche mit Theer oder
                              									mit Petroleumrückständen zu bestreichen (vgl. 1850 115 463). Gyſsling fordert, daſs der Anstrich erst vollkommen trocken sein muſs,
                              									bevor der Kessel wieder in Betrieb gesetzt wird, da sonst, namentlich bei Verwendung
                              									von Theer, Wasserstandszeiger, Sicherheitsventile, Dampfmaschine u.s.w. stark
                              									verunreinigt werden und das Wasser. leicht aufschäumt und überkocht. Da ein
                              									derartiger Anstrich jedenfalls den Uebergang der Wärme erschwert, so ist er nur mit
                              									groſser Vorsicht anzuwenden.
                           Zur Verhütung dieser Zerstörungen ist zunächst bei der Kesselconstruction darauf zu
                              									sehen, daſs sich nirgend Luftblasen ansammeln können, sowie daſs die Bleche nirgend
                              									überhitzt werden. Es ist ferner empfehlenswerth, das Wasser in offenen Vorwärmern zu
                              									erwärmen, um den
                              									Sauerstoffgehalt zu verringern, sowie durch Anwendung von Soda oder Kalk das Wasser
                              									schwach alkalisch zu machen und für möglichste Entfernung der Magnesia zu
                              									sorgen.
                           Bezüglich der Verhütung der Kesselsteinbildungen (vgl. 1876 220 172) will ich mich
                              									hier darauf beschränken, einige falsche Angaben über das sogen. Magnesiapräparat
                              									(vgl. 1877 226 94 und 531) richtig zu stellen.
                           Der Arbeitgeber, Juni 1878 S. 15 u. 366 bringt ein
                              									angebliches Gutachten des Hannoverschen Dampfkesselvereines über Bohlig's Magnesiapräparat.„Verfahren zum Reinigen von Wasser unter Anwendung von Magnesiumoxyd oder
                                       												basisch kohlensaurer Magnesia“ ist für E.
                                       												Bohlig in Eisenach unter Nr. 3187 vom 4. Juli 1877 ab im Deutschen
                                    											Reich patentirt worden. Nach einem mir vorliegenden Schreiben
                              									dieses Vereines hat derselbe, überhaupt kein Gutachten darüber abgegeben; übrigens
                              									war der in Rede stehende Kessel bei der Revision nicht metallisch blank, wie
                              									behauptet wurde, sondern stark verrostet.
                           E. BohligZeitschrift für analytische Chemie, 1878 S.
                                    											301. führt aus, daſs bei Temperaturen bis zu 100° die abgesetzte
                              									Steinkruste bei genügendem. Gypsgehalte des Speisewassers stets vollkommen frei von
                              									Magnesia sei, in Dampfkesseln jedoch sämmtliches im Wasser enthaltene
                              									Magnesiumbicarbonat und Sulfat als kohlensaure Magnesia, über 3at aber als Magnesia vorkommen (vgl. 1874 212
                              									215).
                           "Bei gewöhnlicher Temperatur und bis wenig über 100° hinauf setzt
                              									sich die einfach kohlensaure Magnesia mit Gyps in gelöst bleibendes Magnesiumsulfat
                              									und niederfallenden kohlensauren Kalk um, während bei Temperaturen über 120°, wie
                              
                              
                              									sie in Dampfkesseln herrschen, gerade der umgekehrte Proceſs stattfindet. Beide
                              									Processe verlaufen vollkommen glatt, so zwar, daſs gewöhnliche Wässer nach kurzer
                              									Digestion mit Magnesiumoxyd bei einer Wärme von 30 bis 400 völlig frei von Kalk
                              									sind, vorausgesetzt, daſs der Gypsgehalt natürlich eine gewisse Grenze nicht
                              									überschreitet: CaO,2CO2
                              									+ MgO,2CO2 + 3(CaO, SO3) nach Zusatz von 2MgO
                              									gibt: 4(CaO, CO2) + 3(MgO, SO3).
                           Ebenso glatt verläuft der umgekehrte Proceſs in den höheren
                              									Temperaturen der Dampfkessel. Gelöstes Magnesiumsulfat neben kohlensaurem Kalk
                              									verschwindet sofort unter Rückbildung von Gyps und kohlensaurer Magnesia....
                              									Bezüglich der Einwirkung der kohlensauren Magnesia auf Kalksalze muſs bemerkt
                              									werden, daſs dieser Umsetzung schon 1790 im Chemischen
                                 										Wörterbuch von Leonhardi Erwähnung geschieht.
                              									Daſs dagegen die Einwirkung des Magnesits auf Gyps schon E.
                                 										Mitscherlich bekannt gewesen sei, gehört zu den leeren Vermuthungen, da
                              									eine solche nicht stattfindet. Selbst kochendes Kalkwasser entzieht dem natürlichen
                              									Magnesit keine Kohlensäure.... Jedenfalls bleibt es in hohem Grade auffallend, daſs
                              									man auf der einen Seite die Entstehung der natürlichen Bitterwasser durch
                              									Wechselzersetzung von Magnesit und Gyps, welche nicht
                              									stattfinden kann, ohne Bedenken erklärt, während man auf der andern Seite die
                              									wirklich stattfindende und sich mit gröſster Leichtigkeit vollziehende Umsetzung der
                              
                              										gefällten kohlensauren Magnesia mit Gyps in der Mineralwasseranalyse allgemein ignorirt hat."
                           Dagegen muſs bemerkt werden, daſs zunächst die letzte Angabe nicht richtig ist; so
                              									hebt schon BineauAnnales de Chimie et de Physique, November
                                    											1857. hervor, daſs Wässer, welche gleichzeitig kohlensauren Kalk
                              									und kohlensaure Magnesia enthalten, beim Verdunsten nur kohlensauren Kalk abscheiden, und daſs
                              									es unstatthaft sei, neben MgCO3 in Lösung CaCL2 oder CaSO4,
                              									anzunehmen. Die von Bohlig als leere Vermuthung
                              									bestrittene Umsetzung des Magnesits mit Gyps wird auſser Mitscherlich von G. SuckowZenker: Taschenbuch von Jena, 1836 S.
                                    										182. und H. LudwigH. Ludwig: Die natürlichen Gewässer, 1862 S. 70.
                                    											96. 98. angeführt. Ich kann allerdings bestätigen, daſs Magnesit
                              									(aus Frankenstein) und krystallisirter Gyps, mit ausgekochtem destillirtem Wasser
                              									übergössen, selbst nach 8 Tagen nicht auf einander einzuwirken scheint; 1l der Lösung enthielt 1265mg CaSO4, aber
                              									keine Magnesia. Da aber das in den Boden eindringende Meteorwasser stets Kohlensäure enthält, so wurde nun durch das
                              									Gemisch etwa 1 Stunde lang ein schwacher Kohlensäurestrom geleitet und dann
                              									verstopft über Nacht stehen gelassen, 1l Lösung
                              									enthielt nun (nach dem Absetzen und Filtriren):
                           
                              
                                     Schwefelsäure
                                    257mg
                                 
                              
                                     Kalk
                                 191
                                 
                              
                                     Magnesia
                                   71
                                 
                              
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                                     Kalk
                                    101mg
                                 
                              
                                     Magnesia
                                     3.
                                 
                              
                           Demnach war schon nach dieser kurzen Zeit fast die Hälfte des
                              									gelösten Gypses in Bittersalz übergeführt; das gleiche Verhältniſs ergab sich bei
                              									einem zweiten Versuch. Die Umsetzung von Gyps mit Magnesit findet demnach allerdings
                              									statt, und muſs die Angabe Bohlig's als nicht richtig
                              									zurückgewiesen werden.
                           Bohlig bemängelt fernerArchiv der Pharmacie, 1878 Bd. 10 S.
                                    										14. die AngabeF. Fischer: Chemische Technologie des Wassers
                                    											(Braunschweig 1878), S. 132., bei der Untersuchung der
                              									Kesselspeisewasser diejenige Menge von Kalk und Magnesia zu bestimmen, welche als
                              									Bicarbonat vorhanden ist und durch längeres Kochen als einfach kohlensaure
                              									Verbindungen ausgeschieden wird. Da die kohlensaure Magnesia hierbei in
                              									schwefelsaure, salzsaure und salpetersaure Magnesia übergeführt und die
                              									entsprechenden Kalkverbindungen als kohlensaurer Kalk gefällt würden, sei diese
                              									Untersuchungsmethode falsch. Fresenius bemerkt hierzu
                              									bereits, daſs diese Angabe jedenfalls nicht in allen Fällen zutreffend sei, da nach
                              									seinen Untersuchungen aus dem Hunyadi-János-Bitterwasser, welches neben etwas
                              									Chlornatrium groſse Mengen von Natron und Magnesia und eine kleinere Quantität Kalk,
                              									gebunden an sehr viel Schwefelsäure und wenig Kohlensäure, enthält, beim Kochen
                              									keineswegs kohlensaurer Kalk, sondern blos kohlensaure Magnesia niederfällt.
                              									Aehnliche Erfahrungen habe ich bei Untersuchung von Wasser gemacht (vgl. 1874 212
                              									213 und 218). Aber davon ganz abgesehen, ist es bei der Untersuchung von Dampfkessel
                              									– Speisewasser völlig gleichgiltig, in welcher Form Kalk und Magnesium gelöst sind;
                              									es kann nur in Frage kommen, wie sich das Wasser beim Erhitzen oder bei der Reinigung mit Chemikalien
                              									verhält, und dies erfährt man am besten durch Kochen des Wassers und getrennte
                              									Untersuchung des Absatzes und der gebliebenen Lösung.
                           Ingenieur RochowGewerbeblatt für das Groſsherzogthum Hessen,
                                    											1878 S. 261. gibt in nachstehender Tabelle die Betriebsergebnisse
                              									der Speisewasserreinigung nach de Haën und Bohlig von 10 Fabriken im Groſsherzogthum Hessen:
                           
                              
                                 Fabrik
                                 StundlicherWasser-verbrauch
                                 Gyps in 1l
                                 Chlorbarium-Reinigungauf 1cbm
                                 Magnesia-Reinigungauf 1cbm
                                 Bemerkungen
                                 
                              
                                 Zusatz
                                 Kosten
                                 Zusatz
                                 Kosten
                                 
                              
                                 
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                                   1
                                   525
                                 0,200
                                 0,410
                                   7,38
                                 0,18
                                   9,0
                                   1
                                 
                              
                                   2
                                   120
                                 0,400
                                 0,820
                                 14,76
                                 0,23
                                 11,5
                                   2
                                 
                              
                                   3
                                   500
                                 0,187
                                 0,385
                                   6,90
                                 0,10
                                   5,0
                                   3
                                 
                              
                                   4
                                 1100
                                 0,365
                                 0,671
                                 11,74
                                 –
                                 –
                                   4
                                 
                              
                                   5
                                   900
                                 0,129
                                 0,200
                                   3,60
                                 –
                                 –
                                   5
                                 
                              
                                   6
                                 1800
                                 0,105
                                 0,133
                                   2,39
                                 –
                                 –
                                   6
                                 
                              
                                   7
                                 1761
                                 0,141
                                 0,260
                                     68
                                 0,26
                                 10,4
                                   7
                                 
                              
                                   8
                                   930
                                 0,129
                                 0,238
                                   4,04
                                   0,086
                                   3,4
                                   8
                                 
                              
                                   9
                                   150
                                 0,340
                                 0,690
                                 12,42
                                   0,441
                                   17,64
                                   9
                                 
                              
                                 10
                                 4170
                                 0,106
                                 0,289
                                   4,90
                                   0,285
                                 11,4
                                 10
                                 
                              
                           
                              1 Nach mehrmonatlicher Reinigung mit Magnesia zeigte sich hier
                                 											2mm,5 starker Kesselstein, und ist der
                                 										Besitzer wieder zur Reinigung mit Chlorbarium zurückgekehrt.
                              2 Die Reinigung mit Chlorbarium hatte sich seither zur
                                 										Zufriedenheit bewahrt, die mit Magnesia ist noch nicht genügend
                                 										ermittelt.
                              3 Nach mehrmonatlichem Betriebe und Reinigung mit Magnesia war
                                 											3mm starker Kesselstein vorhanden, weshalb
                                 										die Reinigung mit Magnesia aufgegeben ist.
                              4 Bei Untersuchung des Kessels nach 6monatlichem Betriebe war
                                 										derselbe ohne Kesselstein und wird das Wasser weiter mit Chlorbarium
                                 										gereinigt.
                              5 Wie vorher, der Kessel war bei der Untersuchung absolut
                                 										rein.
                              6 Wegen zu geringen Gypsgehaltes ist die Reinigung jetzt ganz
                                 										aufgegeben.
                              7 Der Magnesia-Verkäufer hatte 0k,16 auf 1cbm angegeben, worauf sich
                                 										das Ergebniſs wie bei 3 zeigte. Man setzte nun 0k,26, also 60 Proc. mehr zu wodurch allerdings der Kesselstein
                                 										beseitigt wurde, aber im Reinigungsbehälter Klumpen ungelöster Magnesia, von
                                 										Schlamm eingehüllt, trotz starken Rührens mit einem Gebläse sich vorfanden. Da
                                 										somit die Magnesia-Reinigung zu theuer war, kehrte man zur Chlorbarium-Reinigung
                                 										zurück.
                              8 Nach 18wöchentlichem Betriebe hatte sich (trotz eifrigen und
                                 										langen Rührens mit einem Gebläse) 2mm starker
                                 										Kesselstein gebildet, weshalb der Besitzer die Magnesia-Reinigung wieder
                                 										aufgegeben hat.
                              9 Der Magnesia-Verkäufer hatte 0k,21 auf 1cbm angegeben, wobei sich
                                 										trotz sorgsamer Bedienung und tüchtigen Umrührens des Wassers im Mischbehälter
                                 										Kesselstein im Kessel fand. Der Besitzer nimmt jetzt 0k,441 auf 1cbm, wodurch sich die Reinigung stark vertheuert. Ergebniſs hiervon
                                 										ist noch nicht ermittelt.
                              10 Ergebniſs wie in der Fabrik 1.
                              
                           Auch in einer hiesigen chemischen Fabrik hat man die Reinigung mit Magnesia bald
                              									aufgegeben, da sie zu theuer war. Es kamen noch nicht 40 Proc. des Präparates zur
                              									Wirkung. Da ferner bei der Behandlung mit Magnesia Chlorcalcium-haltige Wässer (vgl. 1877 226 95
                              									und 99) Chlormagnesium bilden, welches, wie hervorgehoben, den Kesselblechen
                              									gefährlich werden kann, so bestätigt sieh immer mehr, daſs die Reinigung mit
                              									Magnesia weder die billigste (vgl. 1878 228 471), noch die beste ist. In vielen
                              
                              
                              									Fällen ist die Reinigung mit Chlorbarium, wohl immer die mit Soda und Kalk
                              									vorzuziehen, welche zugleich den Kessel vor Corrosionen schützt.