| Titel: | Zur Kenntniss des Cementes. | 
| Autor: | F. | 
| Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 141 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Zur Kenntniſs des Cementes.
                        (Schluſs von S. 75 dieses Bandes.)
                        Zur Kenntniſs des Cementes.
                        
                     
                        
                           Der Einfluſs des Wassers auf den Cement. Auf der
                              									Generalversammlung wurde auch der Einfluſs der Temperatur des Wassers und der Luft
                              									auf die Erhärtung des Cementmörtels erörtert. Es wurde hervorgehoben, daſs der
                              									Cement allgemein im Sommer rascher bindet als bei niederer Temperatur, daſs er aber
                              									im letzteren Falle fester wird; Frost unmittelbar nach der Verarbeitung hindert
                              									dagegen die Erhärtung wesentlich. Schumann hat
                              									gefunden, daſs die Festigkeit der Cementproben in Amöneburg von April an allgemein
                              									abnahm, während der Junihitze am niedrigsten wurde und nun bis zum Herbst wieder
                              									stieg. Weitere Versuche zeigten, daſs die Probekörper im Sommer, wenn sie einen Tag
                              									an der Luft liegen, stark austrocknen und dadurch an Festigkeit verlieren. Wird
                              									dieses Austrocknen durch Bedecken mit einem feuchten Tuche verhütet, so erreicht man
                              									bei Sommerhitze dieselbe Festigkeit, als bei kühler Temperatur. Die Temperatur des
                              									Wassers, in welchem der Cement erhärtet, hat, zwischen 5 und 22° wenigstens, keinen
                              									Einfluſs auf die Festigkeit.
                           Hieraus erklärt sich die Nothwendigkeit frische Cementarbeiten in der ersten Zeit
                              									feucht zu halten.
                           Bezüglich der Beschaffenheit des Wassers auf die Festigkeit theilt Michaelis folgende Tabelle mit:
                           
                              
                                 Cement
                                 Sand
                                 Auf 100 Trockensubstanz
                                 Alter
                                 Zug-festigkeit
                                 
                              
                                 1
                                 3
                                 12 Brunnenwasser
                                   7 Tage28
                                   8,2511,23
                                 
                              
                                 1
                                 3
                                 12 destillirtes Wasser
                                   728
                                   7,7410,87
                                 
                              
                                 1
                                 3
                                 10 Brunnenwasser
                                   728
                                   7,4410,25
                                 
                              
                                 1
                                 3
                                 10 destillirtes Wasser
                                   728
                                   6,71  9,45
                                 
                              
                           
                           Hartes Wasser gab also eine groſsere Festigkeit; – nur Schade,
                              									daſs nicht angegeben wird, welcher Art diese Härte des Wassers war, ob kohlensaurer
                              									Kalk oder Gyps, oder ob auch Chloride und Nitrate vorhanden waren.
                           Ueber die Festigkeitssteigerung des Portlandcementes bei
                                 										steigendem Kalkgehalt. L. Erdmenger (Thonindustriezeitung, 1878 S. 176. 185. 193) zeigte bereits früher (1874
                              										211 13. 214 40. 1875 216 69), daſs mit steigendem Kalkgehalt die Festigkeit
                              									des Cementes zunimmt. Es waren die damaligen Versuche mit reinem Cement gemacht
                              									worden und mittels des alten Prufungsverfahrens, des Brechens von rechtwinklig
                              									prismatischen Probekörpern. Um aber die Ergebnisse dieser alten Methode mit der
                              									jetzt üblichen in Uebereinstimmung zu bringen, hat er statt
                              										k=\frac{2.55\,Pl}{4\,bh^2} die Formel
                              										k=\frac{6\,Pl}{4\,bh^2} angewendet. Von den mitgetheilten
                              									neuen Versuchsreihen möge hier nur folgende Tabelle Platz finden:
                           
                              
                                 Verhältniſs der Saurebestand-theile
                                    											zum Kalk.
                                 Festigkeit der Proben aus 1 Cement zu 3
                                    											Sandnach 28 Tagen
                                 
                              
                                 Durchschnitt
                                 Maximum
                                 Minimum
                                 
                              
                                 
                                 k
                                 k
                                 k
                                 
                              
                                 1,68
                                   7,3
                                 10,0
                                   5,8
                                 
                              
                                 1,83
                                 13,5
                                 19,0
                                   8,5
                                 
                              
                                 1,95
                                 14,4
                                 21,0
                                 11,8
                                 
                              
                                 2,02
                                 19,8
                                 23,7
                                 15,5
                                 
                              
                                 2,11
                                 26,0
                                 28,3
                                 19,1
                                 
                              
                           Auch diese neuesten Versuche bestätigen, daſs, vollkommenste Fabrikation
                              									vorausgesetzt, für möglichst hohe Werthigkeit des Cementes das Verhältniſs der
                              									Saurebestandtheile zum Kalk am günstigsten nahe bei 2,0 liegt.
                           Zur Prüfung des Cementes. L. Erdmenger zeigt in der Thonindustriezeitung, 1878 S. 147, 158 und 167, daſs
                              									die Absaugproben, sobald sie zugleich noch mit dem Spatel geschlagen werden, bis sie
                              									die Dichte der Normalproben haben, fester sind als diese. Werden umgekehrt die
                              									Normalproben nur so weit eingedrückt, daſs sie gleiche Dichte mit den Absaugproben
                              									haben, so stehen sie doch fast stets, oft erheblich, noch an Festigkeit hinter den
                              									Absaugproben zurück. Erst bei weiterer Verdichtung durch Schlagen erreicht ihre
                              									Festigkeit die der weniger dichten Absaugproben allmälig, und bei noch weiterem
                              									Einschlagen und Dichten wird die Festigkeit der Absaugproben überschritten. Dies
                              									gilt für den für die Normalproben normirten geringen Wasserzusatz von 10 Wasser auf
                              									100 G.-Th. Trockensubstanz. Wird aber gar dieselbe Wassermenge, welche zum Anmachen
                              									der Absaugproben zugegeben wird, auch auf undurchlässiger Unterlage genommen und gleiche Dichte mit
                              									den Absaugproben hergestellt, so ist gleichwohl trotz dieser gleichen Dichte die
                              									Festigkeit viel geringer. Sobald also die Proben nach dem Normal verfahren erheblich
                              									über die Dichte der Absaugproben hinaus eingeschlagen werden, stehen sie in der
                              									Festigkeit meist höher, oft aber auch nur gleich, zuweilen auch sogar dann noch
                              									darunter. Die Festigkeit wird nicht allein durch gröſseres Dichten, sondern auch
                              									schon dadurch ganz erheblich gesteigert, daſs die Proben bald nach dem Anmachen nur
                              									möglichst wenig Wasser enthalten. Zur Erläuterung dieser Ausführungen möge noch
                              									nachfolgende Festigkeitstabelle beigefügt werden.
                           
                              
                                 Art
                                    											derFormung
                                 a
                                 b
                                 b1
                                 c
                                 d
                                 e
                                 f
                                 
                              
                                 Auf undurchlässigerGrundlage
                                    											eingeschla-gen wie beim Normen-verfahren
                                 Normenverfahren
                                 Wie b, nur etwas zuwenig dicht
                                    											einge-schlagen
                                 Absaugen auf gut sau-gender Gypsplatte
                                    											mitRutteln
                                 Wie a eingeschlagen,aber nur bis
                                    											zurDichtevon c
                                 Absaugen ohne Ruttelnauf gut
                                    											saugenderGypsplatte
                                 Eingeschlagen aufundurchlassiger
                                    											Grundlagebis zur Dichte derAbsaugprobe e
                                 
                              
                                 Wasser auf1000gTrocken-substanz
                                   83,3
                                 100
                                 100
                                 150
                                   83,3
                                 150
                                 150g
                                 
                              
                                 7 Tags-festigkeit
                                   18,5
                                   16,0
                                   13,8
                                   13,9
                                   13,7
                                   11,0
                                 8k,4auf 1qc
                                 
                              
                                 Gewicht derTrocken-substanzeiner
                                    											Acht
                                 155,3
                                 154,5
                                 149,4
                                 147,0
                                 146,7
                                 146,0
                                 146g
                                 
                              
                           Zur Erhärtungstheorie des Portlandcementes. Kommt nach
                              										L. Erdmenger (Thonindustriezeitung, 1878 S. 231) Cement mit Wasser in Berührung, so wird
                              									der nur in so hohen Hitzegraden leicht aufgenommene und bei gewöhnlicher Temperatur
                              									nur unter einer gewissen Spannung und viel loser in so reichlicher Menge
                              									festgehaltene Kalk von dem Wasser theilweise wahrscheinlich zu Hydrat umgewandelt,
                              									in das Innere der Masse sodann abgelagert und verfilzt, nach Michaëlis' Ausdruck, so die ganze Mörtelsubstanz. Zu je festerer
                              									chemischer Verbindung, zu je gröſserer Dichte die Cementmasse erbrannt ist und je
                              									gleichmäſsiger sie fällt, desto gleichmäſsiger, im Allgemeinen desto langsamer und
                              									so den Zusammenhang des Mörtels mehr und mehr nur festigend, weniger zugleich
                              									zerstörend bezieh. lockernd wirkend, geht die Kalkentziehung, Hydratisirung und
                              									Ablagerung vor sich. Je schneller durch Wasser zerlegbar, desto reichlicher kann die Kalkhydratabscheidung
                              									eintreten und dann oft dem noch nicht genügend erstarkten Zusammenhalt des Ganzen
                              									gefährlich werden, zuweilen bis zu dem Grade, daſs Treiben, Zerklüften auftritt.
                              									Selbst bei nur normaler und sogar geringerer Kalkhydratausscheidung, wie z.B. bei
                              									thonreichen Cementen, kann bei vollkommenster Rohmischung, aber ungenügendem
                              									Dichtbrennen – durch zu viel oder zu wenig Hitze – Treiben bezieh. Zerklüften
                              									auftreten, weil dann der Cement oft ein so schwacher ist, daſs er selbst den
                              									Gegendruck einer geringeren Kalkhydratausscheidung, im frischen Zustande wenigstens,
                              									noch nicht überwinden kann. Dieses im Anfange oft zu rasche bezieh. zu reichliche
                              									Kalkausscheiden führt indeſs oft nur eine anfängliche Schwächung herbei, die, einmal
                              									überwunden, bei sonst vorzüglichem Cemente, später oft wieder ein rasches
                              									Vorschreiten ermöglicht, zuweilen sogar bis zu dem Grade, als wenn eine Schwächung
                              									erst gar nicht stattgefunden hätte. Während Michaëlis
                              									den Kalk für die Wirkung des Treibens nur bei ungewöhnlicher Wärmeentwicklung
                              									verantwortlich macht, hat nach Erdmenger jeder Cement
                              									an sich auch unter gewöhnlichen Verhältnissen neben seiner Erhärtungsfähigkeit auch
                              									ein gewisses Bestreben zum Treiben, welches sich in den meisten Fällen beim Lagern
                              									mehr und mehr verliert; jedoch können nicht selten gewisse Umstände dieses Bestreben
                              									nachtheiliger zum Ausdruck bringen und so ein Zurückdrücken der Festigkeit
                              									herbeiführen.
                           Diese Doppelarbeit des Kalkhydrates, bezieh. der sich aufschlieſsenden
                              									Cementsubstanz, die Ausscheidung mit Dehnungsbestreben und die nachherige
                              									Festigkeitserhöhung durch Verfilzung und Schlieſsung der Poren gibt zugleich
                              									Aufschluſs über die zuweilen eintretenden Festigkeitsschwankungen des erhärtenden
                              									Portlandcementes. Ein stark erhärtender, aber noch ziemlich frischer Cement gab
                              									z.B., nach der Normenprüfung aus dem Wasser untersucht, nach einer Woche 18,5 und
                              									nach 4 Wochen nur 15k,7 Festigkeit, nach weiterem
                              									Liegen von einer Woche an der Luft aber sogar 40k,8. Hier war also von der ersten bis zur vierten Woche so viel Cementsubstanz
                              									aufgeschlossen, bezieh. so viel Kalkhydrat ausgeschieden, daſs sie beim Liegen im
                              									Wasser nicht einmal so verarbeitet werden konnte, um die Monatsfestigkeit wenigstens
                              									auf gleicher Stufe mit der Wochenfestigkeit zu halten; sobald die Probe aber trocken
                              									gelegt wurde, trat dieser bereits aufgeschlossene, aber nur ungenügend zur
                              									Wirksamkeit gelangte Antheil in Thätigkeit und bewirkte die Nachhärtung.
                           Die Adhäsion von Cementmörtel zum Mauerwerk. Auf der
                              									mehrfach erwähnten Generalversammlung der Cementfabrikanten machte Bernoully darauf aufmerksam, daſs Cement nicht nur auf
                              									Druck in Anspruch genommen werde, sondern auch nicht selten, z.B. bei Hochbehältern,
                              										beim Verputz von
                              									Wandflächen, auf seine Adhäsion zum Mauerwerk. Nach von ihm ausgeführten Versuchen
                              									beträgt die directe Adhäsion des Cementes zur Steinfläche noch nicht 1 Proc. der
                              									Druckfestigkeit und kaum 10 Proc. der Zugfestigkeit. Uebrigens ist es
                              									bemerkenswerth, daſs die Kittfestigkeiten verschiedener Mörtel unter einander
                              									keineswegs immer in demselben Verhältnisse steht wie deren Zugfestigkeit. Nach den
                              									bisherigen Versuchen scheinen sich namentlich die an Kieselsäure und Eisen reichen
                              									Cemente durch verhältniſsmäſsig groſse Kittfestigkeit auszuzeichnen.
                           Zunahme der Bindekraft des Cementes bei guter Lagerung.
                              									Nach dem Vortrage von Schumann gewinnt der
                              									Portlandcement bei guter Lagerung an Bindekraft, weil er feiner wird,
                              									volumbeständiger und langsamer abbindend. Die Thatsache aber, daſs langsam bindende
                              									Cemente gröſsere Festigkeitszahlen liefern als rascher bindende, erklärt sich leicht
                              									durch die Vorgänge, welche bei der Erhärtung des Cementes stattfinden. Es laufen
                              									dabei zwei Processe, nämlich ein mechanischer und ein chemischer, neben einander
                              									her. Der mechanische Proceſs besteht darin, daſs sich nach dem Anmachen des Mörtels
                              									die Partikel auf einander ablagern, wodurch der Mörtel eine gewisse Dichte erlangt.
                              									Diese Dichte wird um so gröſser ausfallen, je mehr Zeit man für die Ablagerung
                              									gewährt. Mit dem Momente, wo der parallel laufende chemische Proceſs so weit
                              									vorgeschritten ist, daſs der Cement erstarrt, d.h. daſs der Mörtel als
                              										„abgebunden“ zu betrachten ist, hört die Wirkung des mechanischen
                              									Processes auf und von da an bleibt der chemische Proceſs allein in weiterer
                              									Wirksamkeit.
                           Ist nun ein Cement rasch bindend, so wird der mechanische Proceſs durch den
                              									chemischen Proceſs früher unterbrochen, und es haben die Theilchen nicht die nöthige
                              									Zeit, um sich eben so dicht auf einander zu lagern, als sie bei langsam bindendem
                              									Cement dies thun würden. Wenn daher bei dem langsam und dem rascher bindenden Cement
                              									der gleiche chemische Proceſs wirkt, so wird bei den näher an einander gelagerten
                              									Theilchen des langsamer bindenden Cementes die Verkittung eine innigere sein, als
                              									bei den weiter aus einander liegenden Theilchen des rascher bindenden Materials. –
                              									Im gleichen Sinne spricht sich L. Erdmenger in der Thonindusiriezeitung, 1878 S. 222 aus.
                           Ueber die Versendung des Cementes in Säcken macht R. Dyckerhoff die Mittheilung, daſs er voriges Jahr
                              									über 200000 Säcke verschickt habe. Der Versandt in Säcken sei für Producenten und
                              									Consumenten vortheilhaft; dementsprechend werde auch in England für fast alle
                              									groſsen Bauten, auch für Regierungsbauten, der Cement nur noch in Säcken
                              									bezogen.
                           Dyckerhoff und Sohne stellen den
                              									Preis, wie dies auch beim Tonnenversandt geschieht, einschlieſslich der Verpackung.
                              									Sie rechnen den gleichen Preis sowohl für 1 Tonne von 180k Brutto und 170k Netto, als auch für 3 Säcke von 180k Brutto, jedoch
                              										178k Netto; der billigere Preis von 3 neuen
                              									Säcken gegenüber einer guten Tonne gestattet dieses Mehrquantum von 8k Cement zum gleichen Preis zu liefern, so daſs
                              									hieraus schon für den Consumenten ein Vortheil von nahezu 5 Proc. erwächst. Die
                              									leeren Säcke, welche neu jetzt mit 45 bis 52 Pf. das Stück je nach Qualität bezahlt
                              									werden, nehmen sie zu 30 Pf. das Stück wieder zurück und machen die Rücksendung zur
                              									Bedingung; die niedrigen Transportkosten für die Rücksendung sind kaum anzuschlagen.
                              									Die Preisdifferenz zwischen dem bei der Calculation in Anrechnung gebrachten
                              									Neuwerth und den 30 Pf., welche sie jedesmal wieder bezahlen, deckt die Abnutzung
                              									der Säcke bis zum vollständigen Verbrauch, sowie die Reparaturkosten. Während sie
                              									also 3 Säcke zu 30 Pf. mit 90 Pf. zurücknehmen, hat eine gebrauchte Tonne
                              									durchschnittlich keinen höheren Werth als 50 Pf., weil häufig noch ansehnliche
                              									Rückfracht darauf kommt; der Consument erspart sonach hierdurch weitere 40 Pf., oder
                              									abermals 4 bis 5 Proc. Die Transportkosten für das 5mal schwerere Gewicht der Tonne
                              									sind namentlich beim Bahntransport des Cementes auf weite Entfernungen ebenfalls in
                              									Betracht zu ziehen. Gröſsere Säcke als von 60k
                              									sind nicht empfehlenswerth, weil ihre Handhabung zu schwer und die Gefahr des
                              									Zerplatzens gröſser wird.
                           In Norddeutschland will man im Allgemeinen noch nichts von der Versendung des
                              									Cementes in Säcken wissen.
                           Ueber den Einfluſs, welchen der Grad der Zerkleinerung auf
                                 										die Eigenschaften des Cementes hat (vgl. 1877 224 188) berichtet Delbrück. Derselbe bestätigt, daſs der staubfeine
                              									Cement hauptsächlich wirksam ist bei der Erhärtung mit Sandzusätzen. Es ist nun
                              									klar, daſs man die Absiebung viel vortheilhafter betreiben kann, wenn man seine
                              									Mahlgänge theilt und mit dem einen Theile verschrotet und absiebt, dasjenige, was
                              									nicht durch das Sieb geht auf anderem Wege feinmahlt und wieder hinzumischt, so daſs
                              									immer das Gröbere wieder auf die Mahlgänge kommt und das Feinere abgesiebt wird. Man
                              									erspart dadurch an Maschinenkraft, die Abnutzung der Steine wird eine geringere, die
                              									Erhitzung des Mahlgutes nicht so groſs, als wenn man von vorn herein möglichst fein
                              									mahlt. Entsprechende Versuche ergaben aber, daſs, wenn das ganze geschrotene
                              									Mahlproduct durch ein 600-Maschen-Sieb ging, und das ganze fein gemahlene
                              									Mahlproduct gleichfalls durch ein 600-Maschen-Sieb, so gab das Siebfeine, welches
                              									auf diese beiden Arten gewonnen war, ein ganz verschiedenes Resultat, wenn man nun
                              									dieses Siebfeine auf dem 900-Maschen-Siebe absiebte; d.h. das Siebfeine des
                              									600-Maschen-Siebes von dem Feingemahlenen gab einen viel geringeren Rückstand auf
                              									dem 900-Maschen-Siebe, als das Siebfeine des Grobgemahlenen, gewissermaſsen nur
                              									Geschrotenen. Wenn man beide Sorten auf dem 2500-Maschen-Sieb absiebte, war der
                              									Unterschied noch gröſser. Es beweist dies also klar, daſs, wenn man auch das Sieb
                              									von 600 Maschen einschaltete, doch die Art der Mahlung noch immer eine groſse Rolle
                              
                              									spielte. Beispielsweise gab der Cement, der grob geschrotet und durch das
                              									600-Maschen-Sieb hindurchgegangen war, nachher auf dem 900-Maschen-Siebe einen
                              									Rückstand von 18 Proc. und der feingemahlene Cement, der durch das 600-Maschen-Sieb
                              									gefallen war, gab, auf dem 900-Maschen-Sieb nachgesiebt, nur einen Rückstand von 10 Proc. Die
                              									feinere Mahlung bringt also eine viel feinere Zertrümmerung der feineren Theile
                              									hervor. Wer aber hohe Festigkeit mit Sandzusätzen haben will, muſs auf feine Mahlung
                              									sehen. Bei Verwendung von reinem Cement ist jedoch eine solch feine Mahlung nicht
                              									erforderlich.
                           Heintzel hebt hervor, daſs feiner Cement auch ohne Sand
                              									dieselbe Festigkeit zeige als grober; nur müsse dafür gesorgt werden, daſs die
                              									Proben dieselbe Dichte erhalten als jene.
                           Ueber Zerkleinerungsapparate. Schiffner hebt hervor,
                              									daſs bei der Construction und Anwendung von Zerkleinerungsmaschinen immer zu
                              									beachten ist, daſs ein Zerkleinerungsapparat nie ein Universalapparat für
                              									Zerkleinerung beliebiger Materialien sein kann, sondern daſs die physikalische
                              									Beschaffenheit der letzteren stets berücksichtigt werden muſs, und daſs wenigstens
                              									in den meisten Fällen die Construction einer Maschine, welche die Zerkleinerung
                              
                              
                              									gleich bis zur Vollendung ausführen soll, als unrichtig angesehen werden muſs und
                              									immer dem Proceſs der feinsten Zerkleinerung die Arbeit der Vorzerkleinerung
                              									vorangehen soll. Zur Vorzerkleinerung des Cementes benutzt man wohl allgemein den
                              									bekannten Blake'schen Steinbrecher, dessen
                              									Leistungsfähigkeit jetzt dadurch vergröſsert ist, daſs man ihn doppeltwirkend macht
                              									(vgl. 1877 224 249). Man hat dies entweder in der Art erzielt, daſs man an dem
                              									feststehenden Zapfen zwei Schwingen neben einander aufhängt, welche je durch einen
                              									Kniehebel bewegt und abwechselnd gegen die feste Platte hin bewegt werden, so daſs,
                              									wenn die eine Schwinge drückt, die andere im Rückgange sich befindet, oder daſs man
                              									auf beiden Seiten der Schwinge feststehende Platten anbringt, so daſs die Schwinge,
                              									welche dann durch Pleuelstangen und Excenter ihre hin- und hergehende Bewegung
                              									erhält, abwechselnd das zwischen ihr und den beiden festen Platten befindliche
                              									Material zerkleinert. Nach den Erfahrungen Schiffner's
                              									hat sich letztere Construction bewährt.
                           Die bisher üblichen Walzen sind dadurch verbessert worden, daſs man die Durchmesser
                              									derselben vergröſsert hat. Die Renette'sche Mörsermühle
                              									(*1878 227 59) ist ebenfalls sehr empfehlenswerth; dagegen wird der Carr'sche Desintigrator (1874 211 102. 214 18) nicht
                              									mehr verwendet.
                           Zur Fertigstellung des Cementes ist, abgesehen von den bekannten Mahlgängen, in
                              									letzterer Zeit der Apparat von Vapart (1877 225 609)
                              									angewendet, mit welchem Erfolg ist nicht bekannt. Schiffner hat zum Ersatz der Mahlmühlen folgenden Apparat construirt. Auf
                              									einer horizontalen Welle sitzt ein Flügelrad, welches mit einem feststehenden
                              									Gehäuse umgeben ist. Die Wandung dieses Gehäuses ist im verticalen Querschnitt zu
                              									dreiviertel des Umfanges cylindrisch, wogegen der vierte Quadrant (einer der oberen)
                              									durch geradlinige, an die Cylinderfläche tangirende Wände abgeschlossen ist. Seitlich ist das
                              									Gehäuse durch Deckel dicht abgeschlossen, von welchen der eine jedoch eine centrale
                              									Oeffnung zur Einbringung des Materials hat. Dieses wird von den Flügeln erfaſst und
                              									gegen die cylindrische Peripherie des Gehäuses getrieben und dann in dem vierten
                              									Quadranten desselben gegen die verticale Wand, welche als Rost aus Guſsstahlstäben
                              									hergestellt ist, geworfen und zwar so lange, bis die Feinheit des Kornes das
                              									Passiren der freien Oeffnungen zwischen den Roststäben gestattet, welche letztere
                              									nach Belieben gestellt werden können. Statt der Roststäbe kann man auch je nach
                              									Umständen eine maſsive Guſsstahlplatte mit Schieber anwenden. Die mit einem
                              									Versuchsapparat erzielten Ergebnisse sind nach Schiffner günstig und beweisen, daſs es möglich ist, einen sehr hohen
                              									Procentsatz staubfeines Material zu gewinnen.
                           Sachsenberg's Kugelmühle (*1876 221 418) hat sich in
                              
                              									Wolgast nicht bewährt; die Temperatur in derselben stellte sich so hoch, daſs sich
                              									die Siebe verstopften.
                           Kaemp meint, daſs man den gebrannten Cement nur durch
                              									Druck zerkleinern solle, will daher nur Walzen anwenden. Wie groſs der Kraftverlust
                              									der Mahlgänge ist, erhellt aus folgender Betrachtung. Eine Fabrik liefert z.B.
                              									stündlich 40 Tonnen gemahlenen Cement mit ihren Mühlen; die Temperatur des von den
                              									Gängen kommenden Mehles ist durchschnittlich 50° höher als die des Aufschüttgutes.
                              									Rechnet man die specifische Wärme des gebrannten Cementes zu 0,2, so würden 1e,13 erforderlich sein, in einer Secunde 1k Cement um 1° zu erwärmen, oder hier für die
                              									Erwärmung von 2k in der Secunde um 50° theoretisch
                              										113e, praktisch also wohl jedenfalls 226e. Die Mahlgänge arbeiten demnach mit einer
                              									groſsen Kraftverschwendung, die bei Anwendung von Walzen jedenfalls geringer
                              									ist.
                           
                              
                                 F.