| Titel: | Nitroverbindungen der Cellulose; von Dr. Guido Wolfram. | 
| Autor: | Guido Wolfram | 
| Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 148 | 
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                        Nitroverbindungen der Cellulose; von Dr. Guido Wolfram.
                        (Schluſs von S. 53 dieses Bandes.)
                        Wolfram, über Nitroverbindungen der Cellulose.
                        
                     
                        
                           Da Mischungen von Salpeter mit Schwefelsäure ebenfalls zum Nitriren der Cellulose
                              									verwendet werden können, so wurden auch damit Versuche angestellt. Natronsalpeter
                              									eignet sich nicht dazu; auch nach 24 stündiger Einwirkung der Schwefelsäure, wie Mann empfiehlt, war die Zersetzung eine sehr
                              									unvollständige. Selbst bei Verwendung des Kalisalpeters werden leicht
                              									ungleichmäſsige Resultate erhalten, wenn die Schwefelsäure nicht genügende Zeit
                              									einwirken konnte, wie aus den Versuchen 66 und 67 hervorgeht.
                           
                           
                              
                                 Art
                                    											undMengederCellulose
                                 Nr. des Versuches
                                 Schwefelsaure
                                 Kalisalpeter
                                 Temperaturbeim Eintauchen
                                 Dauer derEinwirkung
                                 Untersalpetersaure
                                 Bemerkungen.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 cc
                                 g
                                 Grd.
                                 Std.
                                 Proc.
                                 
                                 
                              
                                 2g Papier
                                 46
                                 20
                                 25
                                 40
                                   24
                                 33,62
                                 In Alkohol unloslich, schwerloslich in    Aether-Alkohol.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 47
                                 20
                                 25
                                 40
                                   48
                                 36,10
                                 Löslich in Aether-Alkohol.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 48
                                 20
                                 25
                                 40
                                 192
                                 39,46
                                 Theilweise löslich in Aether-Alkohol.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 49
                                 26
                                 25
                                 40
                                     ¼
                                 28,00
                                 Unlöslich in Aether-Alkohol.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 50
                                 26
                                 25
                                 40
                                     3
                                 34,82
                                 Schwer löslich in Aether-Alkohol.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 51
                                 26
                                 25
                                 40
                                   24
                                 38,20
                                 Theilweise löslich in Aether-Alkohol.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 52
                                 26
                                 25
                                 40
                                 192
                                 40,27
                                 Unlöslich in Aether-Alkohol.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 53
                                 33
                                 25
                                 40
                                     ¼
                                 36,24
                                 Löslich in Aether-Alkohol.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 54
                                 33
                                 25
                                 40
                                     3
                                 37,01
                                 Löslich in Aether-Alkohol.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 55
                                 33
                                 25
                                 40
                                   24
                                 41,39
                                 Unlöslich in Aether-Alkohol.
                                 
                              
                                 Desgl.Desgl.Desgl.
                                 565758
                                 393950
                                 252525
                                 404040
                                     ¼    3    ¼
                                 –––
                                 Das Papier enthielt in den Poren schwefel-saures Kali eingeschlossen,
                                    											welches selbstdurch kochendes Wasser nicht vollständig ent-lernt
                                    											werden konnte
                                 
                              
                                 2g Baum-    wolle
                                 59
                                 20
                                 25
                                 40
                                 ¼
                                 34,02
                                 Theilweise löslich in Alkohol und Aether-    Alkohol.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 60
                                 20
                                 25
                                 40
                                 3
                                 38,78
                                 Theilweise löslich in Aether-Alkohol.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 61
                                 20
                                 25
                                 40
                                 24
                                 39,33
                                 Desgleichen.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 62
                                 26
                                 25
                                 40
                                 ¼
                                 34,91
                                 Theilweise löslich in Alkohol und Aether-    Alkohol.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 63
                                 26
                                 25
                                 40
                                 24
                                 40,43
                                 Unlöslich in Aether-Alkohol.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 64
                                 33
                                 25
                                 40
                                 48
                                 42,09
                                 Desgleichen.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 65
                                 39
                                 25
                                 40
                                 48
                                 41,81
                                 Desgleichen.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 66
                                 26
                                 25
                                 68
                                 ¼
                                 40,45
                                 Desgleichen.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 67
                                 26
                                 25
                                 68
                                 ¼
                                 37,84
                                 Löslich in Aether-Alkohol.
                                 
                              
                                 2g Papier
                                 68
                                 20
                                 25
                                 70
                                 ¼
                                 37,30
                                 Leicht löslich in Aether-Alkohol.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 69
                                 33
                                 25
                                 57
                                 ¼
                                 37,61
                                 Desgleichen.
                                 
                              
                                 2g Hanf
                                 70
                                 20
                                 25
                                 40
                                 24
                                 36,71
                                 Löslich in Aether-Alkohol.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 71
                                 26
                                 25
                                 40
                                 24
                                 36,86
                                 Desgleichen.
                                 
                              
                                 2g Leinen
                                 72
                                 20
                                 25
                                 40
                                 24
                                 34,48
                                 Desgleichen.
                                 
                              
                                 2g Baum-    wolle
                                 73
                                 20
                                 25
                                 40
                                 24
                                 18,67
                                 Unlöslich.
                                 
                              
                                 Desgl.
                                 74
                                 26
                                 25
                                 40
                                 24
                                 32,34
                                 Unlöslich in Alkohol, sehr schwer lös-    lich in
                                    											Aether-Alkohol.
                                 
                              
                           Bei den Versuchen 73 und 74 war die Schwefelsäure mit 5cc Wasser versetzt worden.
                           Versuch 75. Schering'sche
                              									Collodiumwolle enthielt 37,65 Proc. NO2.
                           Versuch 76. Comprimirte Schieſsbaumwolle, schwach gelblich gefärbt
                              									und dem Anscheine nach aus Holzstoff dargestellt, enthielt 41,25 Proc. NO2.
                           Die Resultate, welche sich aus der Betrachtung, der in vorstehenden Tabellen
                              									enthaltenen Werthe ergeben, nebst den bei der Ausführung der Versuche beobachteten
                              									Thatsachen sind im Folgenden zusammengestellt.
                           
                              Der Gehalt der Nitroverbindung der Cellulose an
                                 
                                 										Untersalpetersäure wächst mit der Menge der Schwefelsäure oder, was
                                 										gleichbedeutend ist, mit der Concentration der Salpetersäure, ferner mit der
                                 										Dauer der Einwirkung und der Höhe der Temperatur des Säuregemisches.
                              
                           Die verschiedenen Arten der Cellulose werden durch sehr concentrirte Säuren in das
                              									gleiche Product verwandelt, durch verdünntere Säuren aber verschieden hoch nitrirt,
                              									und zwar nimmt Baumwolle unter gleichen Umständen am meisten, Hanf, Papier,
                              									Strohstoff und Leinen in absteigender Folge weniger Untersalpetersäure auf. (Versuch
                              									7 bis 21.)
                           Die unter 30 Proc. Untersalpetersäure haltenden faserigen Nitroverbindungen der
                              									Cellulose sind unlöslich in Alkohol und Aether-Alkohol. Die Löslichkeit im letzteren
                              									steigt mit der Zunahme an Untersalpetersäure bis gegen 37 Proc. und nimmt von da
                              									wieder ab bis zu der 42 Proc. NO2 haltenden
                              									Verbindung, welche vollständig unlöslich darin ist.
                           Nur eine der Nitrocellulosen kann ohne Beimischung einer niederen oder höheren
                              									Nitrationsstufe erhalten werden, d. i. die 41,89 Proc. NO2 enthaltende Pentanitrocellulose. Alle anderen Producte sind mehr oder
                              									weniger Gemische. Die 36 bis 37 Proc. NO2
                              									enthaltenden Verbindungen können als hauptsächlich aus Tetranitrocellulose mit 36,50
                              									Proc. NO2 und die gegen 30 Proc. NO2 enthaltenden als Trinitrocellulose mit 30,06 Proc.
                              										NO2 bestehend betrachtet werden.
                           Die Nitroverbindungen der Cellulose können nicht oder nur unvollständig durch ihre
                              									Löslichkeit in verschiedenen Flüssigkeiten getrennt werden, da eine Verbindung der
                              									anderen beigemischten ihre Eigenschaften mitheilt, indem sie dieselbe unlöslich
                              									macht, oder mit in Lösung hält. So sind die faserigen Nitroverbindungen, welche 28
                              									bis 30 Proc. NO2 enthalten, obgleich zum gröſsten
                              									Theil aus Trinitrocellulose bestehend, unlöslich in Alkohol und Aether-Alkohol,
                              									ferner die aus Baumwolle dargestellten Pyroxyline mit 33 bis 36 Proc. NO2 ganz oder theilweise löslich in Alkohol, trotzdem
                              									daſs die darin enthaltene Tetranitrocellulose in denselben nicht löslich ist.
                           Die alkoholische Lösung einer solchen Collodiumwolle, mit Wasser gefällt, gab bei der
                              									Analyse (Versuch 77) 34,22 Proc. NO2. Ebenso enthält
                              									die vollständig klar in Aether-Alkohol lösliche Tetranitrocellulose, besonders die
                              									bei hoher Temperatur mit concentrirten Säuren dargestellte, etwas
                              									Pentanitrocellulose in Lösung. Darin mag der Grund zu finden sein, daſs Champion und Pellet die
                              									Zusammensetzung der russischen Collodiumwolle als Pentanitrocellulose angeben.
                           Es gelang weder durch vermehrten Zusatz von Schwefelsäure zur Salpetersäure von 1,505
                              									sp. G., noch durch Verlängerung der Einwirkung der Säuren, noch durch Erhöhung der
                              									Temperatur, noch durch wiederholte Einwirkung eines Säuregemisches auf
                              									Nitrocellulose (Versuch 38 bis 40) eine höhere Nitrationsstufe als
                              									Pentanitrocellulose zu erhalten. Das zur Darstellung derselben verwendete schwächste
                              									Säuregemisch nitrirte so energisch, daſs bei Einwirkung desselben auf mehr als die doppelte Menge
                              									der gewöhnlich verwendeten Cellulose schon in 1,5 Minuten (Versuch 29) die höchste
                              									Nitrationsstufe erreicht wurde. Wenn also überhaupt eine andere existirte, so hätte
                              									sie bei den angestellten Versuchen entstehen müssen.
                           Durch ungenügendes Auswaschen werden manchmal Pyroxyline erhalten, welche bis 43
                              									Proc. NO2 enthalten. Solche Producte, in einer
                              									Papiereinhüllung mehrere Wochen sich selbst überlassen, färben dieselbe gelb und
                              									lassen beim Oeffnen schwachen Geruch nach salpetriger Säure wahrnehmen – ein
                              									Zeichen, daſs noch freie Salpetersäure vorhanden war. Durch lang fortgesetztes
                              									Auswaschen, besonders mit warmem Wasser, kann der Gehalt an Untersalpetersäure auf
                              									etwa 42 Proc. erniedrigt werden.
                           Die Erhöhung der Temperatur eines Säuregemisches gibt
                              									den darin dargestellten Nitroverbindungen nicht nur höheren Gehalt an
                              									Untersalpetersäure, sondern dm Pyroxylinen und deren
                                 										Lösungen auch andere physikalische Eigenschaften.
                           Bei hoher Temperatur dargestellte Pentanitrocellulose ist mürbe, stäubt etwas und
                              									löst sich leichter in Aceton und Essigäther zu einer dünnflüssigeren Lösung, als bei
                              									niederer Temperatur erhaltene, welche fast dieselbe Festigkeit wie die ursprüngliche
                              									Cellulose besitzt.
                           Bei hoher Temperatur dargestellte Tetranitrocellulose ist leicht löslich und gibt ein
                              									dünnflüssiges, horniges Collodium; solche bei niederer Temperatur erhaltene ist
                              									schwerlöslich und gibt ein schleimiges, dickflüssiges Collodium.
                           Die Collodiumhaut jener zieht sich beim Trocknen stark zusammen, ist wenig dehnbar
                              									und haftet fest an der Unterlage; die Haut dieser ist sehr dehnbar, leicht
                              									zerreiſsbar, zieht sich wenig zusammen und haftet weniger fest.
                           Erhöhung der Temperatur eines Säuregemisches erleichtert
                              									die Durchdringung der Cellulose und ändert oft zugleich
                                 										deren Structur.
                           Bei Darstellung der Pentanitrocellulose ist es nicht so auffällig, da durch
                              									concentrirte Säure jede Cellulose schnell und leicht durchdrungen wird. In weniger
                              									concentrirten Gemischen (Versuch 42 bis 45) findet das Eindringen der Säure und
                              									Austreten der Luft noch ziemlich leicht bei geringem Drucke mit dem Glasstabe statt.
                              									Wird aber Baumwolle in verdünnte Säuren (Versuch 1 bis 7) eingetragen, so bildet
                              									sich sofort ein mit zäher Hülle umgebener Ballen, aus welchen nur durch starkes
                              									Zusammendrücken die Luft entfernt werden kann. Erfolgt das Eintragen der Baumwolle
                              									bei niederer Temperatur (Versuch 1 bis 3), so zeigen nach der Herausnahme die Ballen
                              									im Innern gleiche faserige Structur, wie auſsen. Durch geringe Erhöhung der
                              									Temperatur (Versuch 4 bis 6) verliert ein Theil der Cellulose im Innern seine Textur
                              									und wird pulverig, beim Auswaschen das Wasser schwach trübend. Eine reichlichere
                              									Ausbeute an dieser pulverigen Substanz kann durch Steigerung der Temperatur und
                              									der Quantität der Cellulose erhalten werden (Versuch 22). Dieselbe gesammelt und der
                              									Analyse unterworfen (Versuch 78), ergab einen Gehalt von 33,57 Proc. NO2, bestand also aus Tri- und Tetranitrocellulose und
                              									war löslich in Alkohol und Aether-Alkohol.
                           Die Entstehung dieser pulverigen Nitrocellulose ist der Einwirkung der mäſsig
                              									concentrirten Schwefelsäure auf die Cellulose zuzuschreiben. Wird Baumwolle in ein
                              									Säuregemisch, wie Versuch 1 bis 7 angibt, eingetragen, so wird die Schwefelsäure
                              									zuerst die Cellulose aufzulösen suchen; da aber zugleich Salpetersäure von
                              									genügender Concentration zugegen ist, wird sofort die Nitration eintreten, und die
                              									Form der Faser wird nicht geändert, fühlt sich aber rauh an (ist pergamentisirt).
                              									Das weiter eindringende, schon eines Theiles der Salpetersäure beraubte, dafür aber
                              									an Wasser reichere (Folge der Reaction der Salpetersäure auf die Cellulose) und
                              									dadurch an Temperatur höhere Säuregemisch wird, im Innern des Baumwollenflockens
                              									angekommen, so reich an Schwefelsäure sein, daſs es die Cellulose löst. Erst die
                              									nachdringende Salpetersäure vermag dieselbe zu nitriren und als Pulver
                              									abzuscheiden.
                           Die Production dieses pulverigen Pyroxylins ist durch einen gewissen
                              									Schwefelsäuregehalt des Säurgemisches bedingt. Erhöhung desselben vermehrt durchaus
                              									nicht die Pergamentisirung, sondern verringert sie, weil die Concentration der
                              									Salpetersäure dadurch gesteigert wird. So erschienen in den Versuchen 7 bis 21 die
                              									mit der geringsten Schwefelsäuremenge dargestellten Pyroxyline als am härtesten,
                              									rauhesten anfühlbar (am meisten pergamentisirt), die mit dem höchsten
                              									Schwefelsäuregehalt der Mischung erhaltenen als am weichsten und der ursprünglichen
                              									Cellulose am ähnlichsten.
                           Die Versuche, käufliches Pergamentpapier zu nitriren, gelangen nur unvollständig.
                              									Nach 20 Minuten waren 2g Pergamentpapier in einem
                              									Gemische von 25g Kalisalpeter mit 26cc Schwefelsäure bei 40° nicht, nach 3 und 24 Stunden nur an wenigen Stellen nitrirt.
                           Von allen Arten der Cellulose wird Leinenpapier nach den Beobachtungen, welche man in
                              									Pergamentpapierfabriken gemacht hat, am leichtesten, Baumwollpapier am schwierigsten
                              									pergamentisirt. In enger Beziehung zu diesen Bemerkungen stehen die oben
                              									mitgetheilten Resultate, daſs mit bestimmten Säuregemischen sich Pergamentpapier nur
                              									sehr schwierig, Leinen am niedrigsten und Baumwolle am höchsten nitriren läſst.
                              									Daraus folgt, daſs je leichter eine Faser pergamentisirt
                                 										wird, desto schwerer wird sie nitrirt, und je weniger die Schwefelsäure auf sie
                                 										einwirkt, desto mehr kommt die Salpetersäure zur Wirkung.
                           Daſs die rauh anfühlbaren, pergamentisirten Pyroxyline aus einer Nitroverbindung von
                              									besonderen Eigenschaften bestehen, oder davon bedeckt sind und dieselben der
                              									Einwirkung der Schwefelsäure auf die Cellulose verdanken, zeigen folgende Versuche.
                              									Cellulose, mit Schwefelsäure und darauf mit einer Lösung von Jod in Jodkalium betupft,
                              									färbt sich sofort blau. Sobald aber durch mehr Schwefelsäure die Cellulose gelöst
                              									ist, so färbt sich diese Lösung mit Jod nur röthlichbraun, ist durch Wasser nicht
                              									fällbar und enthält nach BraconnotAnnales de Chimie et de Physique, Bd. 12 S.
                                    											272. Holzdextrin (Dextrin de
                                 									ligneux), welches nach BéchampComptes rendus, 1860 Bd. 51 S. 256.
                              									die meisten Eigenschaften des Dextrin de fécule, aber
                              									ein anderes Rotationsvermögen besitzt und ein Dextrin
                                 										nitrique ligneux verschieden von Binitrodextrin bildet.
                           Wird die Lösung der Cellulose in Schwefelsäure mit Aether-Alkohol gefällt und der
                              									Niederschlag nitrirt, oder zweckmäſsiger in diese sehr stark abgekühlte Lösung
                              									Salpeter in kleinen Portionen eingetragen, mit der Vorsicht, daſs weder
                              									Temperaturerhöhung, noch Entwicklung von salpetriger Säure stattfindet, so werden
                              									Nitroverbindungen erhalten, welche beim Eingiessen in viel Wasser sich als gelblich
                              									weiſses Pulver abscheiden. Diese sind theilweise löslich in Aether-Alkohol und
                              									zeigen auch die Eigenschaft, einer auf andere Art zu erhaltenden Mischung von Bi-
                              									und Trinitrocellulose, sich in Wasser von 50 bis 100° zum gelblichen Gummi
                              
                              									zusammenzuballen. Erhitzt man diese Nitroverbindungen mit 25 proc. Schwefelsäure und
                              									einem Krystalle von Eisenvitriol in einem Porzellanschälchen zum Kochen, setzt
                              									einige Tropfen Jodlösung hinzu und verjagt das überschüssige Jod, so färbt sich die
                              									durch diese Behandlung theilweise reducirte Nitrocellulose röthlichbraun, gerade so
                              									wie das Holzdextrin von Braconnot und Béchamp.
                           Mit Hilfe dieser Reaction lassen sich mehr oder weniger
                                 										pergamentisirte Pyroxyline leicht von einander unterscheiden. Bei lange
                              									Zeit fortgesetztem Kochen mit dieser reducirenden Lösung färben sich alle
                              									Nitrocellulosen röthlichbraun, aber verschieden dunkel. So trat z.B. beim Kochen von
                              										Schering'scher Collodiumwolle und pergamentisirtem
                              									Nitropapier oder Nitrobaumwolle die charakteristische Färbung bei letzteren viel
                              									eher ein als bei ersterer – ein Zeichen, daſs dieselbe nicht pergamentisirt und
                              									somit wahrscheinlich frei war von Nitroverbindungen der durch Schwefelsäure
                              									veränderten Cellulose. Da es denkbar war, daſs auſser Tri-, Tetra- und
                              
                              									Pentanitrocellulose auch noch eine Mono- und Binitrocellulose existire, so wurden
                              
                              									Versuche zu deren Darstellung unternommen.
                           Es ist schon oben bemerkt worden, daſs mit Schwefelsäure behandelte Cellulose mit
                              									Jodlösung eine blaue Farbe annimmt; dieselbe Reaction tritt auch ein durch
                              									Behandlung mit Salpetersäure von 1,38 sp. G. Liebig
                              									zeigte, daſs diese Erscheinung kein Beweis für eine Stärkebildung sei, wie behauptet
                              									worden war. Die gebläute Cellulose wird durch Waschen mit Wasser bald entfärbt, die
                              									Jodstärke aber nicht.
                           
                           Da die Nitrocellulosen sich mit Jodlösung nicht blau färben, so kann diese Reaction
                              									sehr gut zur Auffindung nicht nitrirter Cellulose in einem Pyroxylin verwendet
                              									werden. Das nach Versuch 49 dargestellte Nitropapier enthielt nur 28 Proc. NO2, färbte sich aber mit Jod nicht blau, enthielt
                              									also keine unveränderte Cellulose und muſs deshalb als aus Bi- und Trinitrocellulose
                              									bestehend betrachtet werden. Die Nitrobaumwolle (Versuch 73), welche nur 18,67 Proc.
                              										NO2 enthielt, färbte sich mit Jod blau, enthielt
                              
                              									somit nicht nitrirte Cellulose und muſs als aus dieser und aus Binitrocellulose
                              									bestehend angesehen werden.
                           Wie bereits angegeben, ist es möglich, durch Anwendung von Säuren bestimmter
                              									Concentration direct aus Baumwolle pulverige Nitrocellulose darzustellen (Versuch
                              									22). Gröſsere Ausbeute an dieser Substanz, welche BéchampAnnales de Chimie et de Physique, Bd. 37 S. 207.
                                    											Bd. 46 S. 338. Comptes rendus, Bd. 37 S. 134.
                                    												Journal für praktische Chemie, Bd. 58 S.
                                    											15. Bd. 60 S. 187. Bd. 68 S. 51. als Trinitrocellulose
                              									betrachtete, kann aus der Lösung des faserigen Pyroxylins nach dessen Angaben
                              									folgendermaſsen erhalten werden.
                           Wird die äther-weingeistige Lösung der Schieſsbaumwolle mit so viel weingeistigem
                              									Kali versetzt, als zur Neutralisation aller Salpetersäure nöthig ist, so erstarrt
                              									sie zur Gallerte und scheidet auf Zusatz von wenig Wasser eine pechartige Masse aus,
                              									während im überstehenden Aether-Weingeist kaum organische Substanz gelöst bleibt.
                              									Dieselbe Zersetzung und Fällung des Pyroxylins wird durch Zusatz von concentrirter
                              									wässeriger Natronlauge bewirkt. Die Kali- oder Natronhaltige Masse, in so viel
                              									Wasser gelöst, als der Aether-Alkohol betrug, gibt eine gelbliche Lösung, aus
                              									welcher durch Essigsäure ein sehr feinkörniger Niederschlag ausfällt, der bei 45 bis
                              										50g sich zusammenballt und unter 100°
                              									schmilzt. Das Product zeigt je nach der Darstellung verschiedene Löslichkeit in
                              									Aether-Alkohol. Der Gehalt an Untersalpetersäure schwankte nach der Menge der
                              									angewendeten Kalilauge und der Dauer der Einwirkung. Zu lange Einwirkung bewirkt
                              									vollständige Zersetzung der Nitrocellulose, so daſs nach dem Ansäuren kein
                              									Niederschlag mehr entsteht. Durch verdünnte Alkalilösung wurden Substanzen mit:
                           33,84 Proc. NO2 (Versuch 79) und
                              									33,97 Proc. NO2 (Versuch 80)
                           durch concentrirte Laugen Producte mit:
                           23,27 Proc. NO2 (Versuch 81),
                              									23,90 Proc. NO2 (Versuch 82)und 25,81 Proc.
                              										NO2 (Versuch 83)
                           erhalten, von denen die mit dem geringsten Gehalt an
                              									Untersalpetersäure nur wenig in Aether-Alkohol löslich waren.
                           Aus diesen Versuchen ist ersichtlich, daſs nach dieser Darstellungsmethode nicht, wie
                              										Béchamp angibt, Trinitrocellulose, sondern
                              									Mischungen von dieser mit Tetranitrocellulose und von Bi- und Trinitrocellulose erhalten werden. Verbindungen, welche weniger als 22,22 Proc. NO2, wie es der
                                 										Binitrocellulose zukommt, enthielten, konnten nicht dargestellt werden.
                           Nach Béchamp wird die zähe Lösung der Schieſsbaumwolle
                              									in 40 Th. Aether und 15 Th. Weingeist von 86 Proc. beim halbstündigen Einleiten von
                              									Ammoniakgas dünnflüssig und scheidet beim Eingieſsen in viel Wasser
                              									Tetranitrocellulose als weiſses Pulver aus. Durch Wiederholung dieses Versuches
                              									wurde folgendes gefunden.
                           Ammoniakgas, 1 Stunde lang durch eine Lösung von Collodiumwolle in käuflichem
                              									absoluten Aether-Alkohol geleitet, verändert die Consistenz der Lösung nicht; sobald
                              									man aber durch Zusatz von Wasser die Aufnahme des Ammoniaks erleichtert, wird die
                              									Lösung sehr bald dünnflüssig und scheidet, in Wasser gegossen, ein feinkörniges,
                              									weiſses Pulver ab. Daſselbe enthielt durch Einwirkung von Ammoniak nach:
                           
                              
                                 1,5
                                 Stunden
                                 Versuch
                                 84
                                 33,11
                                 Proc.
                                 NO2
                                 
                              
                                 2
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                                 85
                                 33,27
                                 „
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                                 9
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                                 86
                                 33,07
                                 „
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                                 15
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                                 87
                                 30,04
                                 „
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                                 24
                                 „
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                                 88
                                 32,17
                                 „
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                                 48
                                 „
                                 „
                                 89
                                 29,75
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 48
                                 „
                                 „
                                 90
                                 28,39
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 4
                                 Tagen
                                 „
                                 91
                                 27,07
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 7
                                 „
                                 „
                                 92
                                 25,54
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 14
                                 „
                                 „
                                 93
                                 23,38
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Aus diesen Versuchen geht hervor, daſs je nach der Dauer der Einwirkung des Ammoniaks
                              									verschiedene Substanzen erhalten werden, welche nicht, wie Béchamp angibt, Tetranitrocellulose, sondern Mischungen derselben mit
                              									Trinitrocellulose, oder von Tri- und Binitrocellulose sind; erstere sind leicht und
                              									vollständig in Alkohol und Aether-Alkohol, 1 ei ziere nur in Aether-Alkohol
                              									löslich.
                           Pentanitrocellulose, in Essigäther gelöst, gab nach 1 stündigem Einleiten von
                              									Ammoniakgas keine dünnflüssige Lösung, wohl aber als durch Zusatz von Aether-Alkohol
                              									und Wasser die Aufnahme desselben erleichtert wurde. Nach 5 stündiger Einwirkung die
                              									Hälfte der Flüssigkeit in Wasser gegossen, schied sich ein weiſses Pulver ab,
                              									welches 35,88 Proc. NO2 (Versuch 95) enthielt. Die
                              									andere Hälfte der Lösung, nach 20 Stunden ebenfalls durch Wasser gefällt, gab ein
                              									Product mit 30,93 Proc. NO2 (Versuch 96). Erstere
                              									Verbindung, aus Tetra- und Trinitrocellulose bestehend, war unlöslich in Alkohol,
                              									löslich in Aether-Alkohol; letztere, hauptsächlich Tri- mit wenig
                              									Tetranitrocellulose, war löslich in Alkohol und Aether-Alkohol.
                           Durch kürzere Einwirkung von Ammoniak auf gelöste Pentanitrocellulose, als in Versuch
                              									95 angegeben, erscheint es sehr wohl möglich, dieselbe, wenn auch neben
                              									Tetranitrocellulose, pulverförmig zu erhalten.
                           Béchamp gibt an, daſs durch Einwirkung von Ammoniak auf
                              									gelöste Schieſsbaumwolle Tetranitrocellulose und salpetersaures Ammoniak entstehe, da er annahm, daſs in
                              									der Nitrocellulose Wasserstoff durch Salpetersäure vertreten sei. Die Unhaltbarkeit
                              									dieser Annahme läſst sich leicht nachweisen; denn durch Zusatz eines löslichen
                              									Jodsalzes zu einer der oben erhaltenen alkalischen Flüssigkeiten, welche
                              									Nitrocellulose gelöst enthielten, und Ansäuren mit Essigsäure wird durch Freiwerden
                              									von Jod die Anwesenheit von salpetriger Säure constatirt. Dies entspricht der
                              									Zersetzung der Untersalpetersäure durch Alkalien, welche durch deren Aufnahme
                              									salpetrigsaure und Salpetersäure Salze bildet.
                           
                              Die Löslichkeit der Nitroverbindungen der Cellulose ist je
                                 										nach der Zusammensetzung und der Structur derselben verschieden.
                              
                           Pentanitrocellulose ist unlöslich in kaltem und kochendem Alkohol, Aether, Eisessig,
                              									Amylalkohol, Holzgeist, Chloroform und in Mischungen derselben; löslich in Aceton
                              									und Essigäther, leichter noch in Mischlingen derselben mit Aethyläther. Die Lösungen
                              									geben verdunstet matte Schichten.
                           Tetranitrocellulose (die Versuche wurden mit Schering'scher Collodiumwolle angestellt) ist unlöslich in kaltem und
                              									kochendem Alkohol, Aether, Amylalkohol, Chloroform und in kaltem Eisessig;
                              									schwerlöslich in kochendem Eisessig; löslich in Aether-Alkohol, Essigäther, Aceton
                              									und Holzgeist. Lösungen derselben in Aether-Alkohol, Essigäther-Alkohol,
                              									Aceton-Alkohol und Holzgeist-Alkohol geben glänzende, glasartige Schichten; die
                              									Lösungen in Essigäther, Aceton, Holzgeist, Holzgeist-Aether, Essigäther-Aether und
                              									Aceton-Aether geben matte, undurchsichtige Schichten – ein Zeichen, daſs die Erhaltung einer glasartigen Schicht nicht sowohl
                                 										von der Substanz, als auch von der Art des Lösungsmittels abhängig ist.
                           Alle Mischungen von Tetra-, Tri- und Binitrocellulose sind löslich in Aceton,
                              									Essigäther und kochendem Eisessig, sehr wenig löslich in kochendem Amylalkohol, beim
                              									Erkalten ausfallend; verschieden löslich in Alkohol, Aether-Alkohol und Holzgeist,
                              									und zwar richtet sich die gröſsere oder geringere Löslichkeit nach der
                              									Zusammensetzung, der Structur der Nitrocellulosen und der Art der Cellulose, aus
                              									welcher sie dargestellt sind. So sind von den Mischungen von faseriger mit wenig
                              									pulveriger Nitrocellulose, welche etwa 35 Proc. NO2
                              									enthalten, nur die aus Baumwolle dargestellten in Alkohol löslich, alle anderen
                              									darin unlöslich.
                           Die pulverigen Nitrocellulosen, aus der äther-alkoholischen Lösung durch Einwirkung
                              									von Alkali dargestellt, verhalten sich gegen Lösungsmittel ganz gleich,
                              									gleichgültig, ob das Pyroxylin aus Baumwolle, Hanf, Leinen, Papier oder Strohstoff
                              									dargestellt wurde, und geben matte undurchsichtige Schichten. Ist Cellulose mit
                              									faseriger Binitrocellulose gemischt erhalten worden, so kann die letztere durch kein
                              									Lösungsmittel von ersterer getrennt werden.
                           
                           In neuerer Zeit waren in den photographischen Zeitschriften AngabenPhotographische Mittheilungen, 1875 Bd. 12 S.
                                    											285. 302. zur Darstellung einer für Bromsilber-Emulsionsplatten
                              									besonders geeigneten Collodiumwolle enthalten, welche empfahlen, die Baumwolle mit
                              									Gelatinelösung zu tränken, zu trocknen und dann zu nitriren, oder dem Säuregemisch
                              									Gelatine zuzusetzen. Wenn, wie angenommen wurde, dadurch Körper entstünden, welche
                              									der Collodiumwolle beigemischt blieben und dem daraus dargestellten Collodium
                              									besonders günstige Eigenschaften ertheilten, so muſste es möglich erscheinen, diese
                              									Substanzen für sich allein aus Gelatine zu erhalten. Bei der Nitration derselben
                              									konnten jedoch keine in Wasser unlöslichen Producte erhalten werden. Die Gelatine
                              									zerfällt durch Einwirkung von Salpetersäure unter Entwicklung von salpetriger Säure
                              									in Kohlensäure, Oxalsäure und Aepfelsäure, und auch diese werden wahrscheinlich
                              									weiter oxydirt werden.
                           Nach H. VogelPhotographische Mittheilungen, 1875 Bd. 12 S.
                                    											178. erscheinen pulverige Collodiumwollen besonders für den
                              									Emulsionsproceſs geeignet und geben nach L.
                                 										WarneckePhotographische Mittheilungen, 1875 Bd. 12 S.
                                    											301. gröſsere Porosität der Schichten. Wenn diese Eigenschaften
                              									ein gutes Emulsionscollodium bedingen, so läſst es sich nach den oben angeführten
                              									Beobachtungen auch erklären, warum Gelatinezusatz die Collodiumwolle verbessern
                              									konnte. Durch die Oxydation der Gelatine wurde die Menge der Salpetersäure
                              									verringert, Wasser gebildet, dadurch die Säuremischung verdünnt, zugleich die
                              									Temperatur erhöht und so alle Bedingungen zur Erhaltung einer pulverigen
                              									Nitrocellulose herbeigeführt.
                           Nach einigen Beobachtungen kann ein Emulsionscollodium seine guten Eigenschaften
                              									verlieren durch Niederschlagen mit wenig Wasser oder – nach H. VogelPhotographische Mittheilungen, 1875 Bd. 12 S.
                                    											179. – durch Uebergieſsen einer collodionirten Platte mit
                              									Alkohol. Dies läſst sich erklären durch die Löslichkeit des pulverigen Pyroxylins in
                              									Alkohol oder in mit Wasser verdünntem Aether-Alkohol. Vorausgesetzt ist dabei, daſs
                              									das verwendete Pyroxylin aus Baumwolle dargestellt wurde, da dem aus Papier u.s.w.
                              
                              									erhaltenen durch Alkohol nichts entzogen werden kann.
                           Um die Ueberzeugung zu gewinnen, daſs wirklich die Beimischung pulveriger
                              									Nitrocellulose eine Collodiumhaut poröser mache, wurden verschiedene unter dem
                              									Mikroskope betrachtet. Eine Lösung Schering'scher
                              									Collodiumwolle gab eine glasartige Schicht, in welcher mit Hilfe der stärksten
                              									Vergröſserung keine Spur einer Netzbildung oder Structur beobachtet werden konnte.
                              									Pergamentisirtes Papier (Versuch 44) gab eine schwach opalisirende Schicht, in
                              									welcher sehr geringe Structur nachgewiesen wurde. 2 Th. Schering'sche Collodiumwolle mit 1 Th. pulverigem Pyroxylin nach Béchamp gab eine schwach opalisirende Schicht, in
                              									welcher gleich starke Structur als im vorhergehenden Versuche bemerkt wurde. Durch
                              									Erhöhung der Beimischung von pulveriger Nitrocellulose wurde die Structur immer
                              									deutliche, die Schicht weiſslicher und weniger durchsichtig, ohne daſs die
                              									Festigkeit der Schicht merklich abnahm.
                           Aus der vorstehenden Arbeit lassen sich folgende Resultate ableiten.
                           1) Durch Einwirkung von Salpeter-Schwefelsäure auf Cellulose werden Nitroverbindungen
                              									derselben erhalten, deren Zusammensetzung und Eigenschaften variiren, nach der Menge
                              
                              									der Salpetersäure und der Schwefelsäure, der Art der Cellulose, der Dauer der
                              									Einwirkung und der Höhe der Temperatur des Säuregemisches.
                           2) Es gibt 4 Nitroverbindungen der Cellulose:
                           Pentanitrocellulose C12H5 (NO2)5 O10,
                           Tetranitrocellulose C12H6 (NO2)4 O10,
                           Trinitrocellulose C12H7 (NO2)3 O10,
                           Binitrocellulose C12H8 (NO2)2 O10.
                           3) Diese Verbindungen können in faserigem und pulverigem Zustand erhalten werden.
                           4) Der Gehalt der Nitroverbindungen der Cellulose an Untersalpetersäure wächst mit
                              									der Menge der Schwefelsäure, der Concentration der Salpetersäure, der Dauer der
                              									Einwirkung und der Höhe der Temperatur des Säuregemisches.
                           5) Erhöhung der Temperatur eines Säuregemisches steigert nicht nur den Gehalt des
                              									Productes an Untersalpetersäure, sondern erleichtert auch das Durchdringen der
                              									Cellulose, verändert deren Structur und gibt den Pyroxylinen und deren Lösungen
                              									andere physikalische Eigenschaften.
                           6) Die durch Nitriren der Cellulose entstehenden Producte sind meistens Mischungen
                              									verschiedener Nitrationsstufen, welche auſser der Pentanitrocellulose nur schwierig
                              									allein darstellbar sind und nicht oder nur
                              									unvollständig durch Lösungsmittel getrennt werden können.
                           7) Nitroverbindungen der Cellulose mit mehr als 41,89 Proc. NO2 enthalten in den Poren Salpetersäure, welche nicht
                              									durch Auswaschen entfernt wurde; solche, die weniger als 22,22 Proc. NO2 enthalten, sind mit nicht nitrirter Cellulose
                              									gemischt.
                           8) Durch sehr concentrirte Salpeter-Schwefelsäure werden die verschiedenen Arten der
                              									Cellulose in die gleiche Verbindung verwandelt, durch schwächere Säuren dagegen
                              									verschieden hoch nitrirt.
                           9) Je leichter eine Faser durch Einwirkung der Schwefelsäure pergamentisirt wird,
                              									desto schwieriger wird sie nitrirt, und jeweiliger die Schwefelsäure auf sie
                              									einwirkt, desto mehr kommt die Salpetersäure zur Wirkung.
                           
                           10) Durch theilweise Reduction mit kochender schwefelsaurer Eisenvitriollösung und
                              									Färbung mit Jodlösung lassen sich stark pergamentisirte Pyroxyline von weniger und
                              									nicht pergamentisirten unterscheiden.
                           11) Die Löslichkeit der Nitrocellulosen ist je nach der Zusammensetzung und der
                              									Structur derselben verschieden.
                           12) Die Erhaltung einer glasartigen Schicht beim Verdunsten einer Pyroxylinlösung ist
                              									nicht sowohl von der Substanz, als auch von der Art des Lösungsmittels abhängig.
                           13) Durch Imprägniren von Baumwolle mit Gelatine, oder durch Zusatz von Gelatine zu
                              									dem Säuregemische vor dem Nitriren, können die zur Erhaltung eines theilweise
                              									pulverigen Pyroxylins nöthigen Bedingungen herbeigeführt werden.
                           Die vorstehende Arbeit wurde mit Erlaubniſs des Vorstandes der „Kgl. Chemischen
                                    										Centralstelle für öffentliche Gesundheitspflege“ in Dresden, Hrn. Hofrath
                              									Dr. H. Fleck, in dem Laboratorium derselben
                              									ausgeführt.