| Titel: | Ueber Sake, das alkoholische Getränk der Japaner; von O. Korschelt. | 
| Autor: | O. Korschelt | 
| Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 172 | 
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                        Ueber Sake, das alkoholische Getränk der Japaner;
                           								von O. Korschelt.
                        (Fortsetzung von S. 80 dieses Bandes.)
                        Korschelt, über Sake.
                        
                     
                        
                           2) Moto. Ist am Abend des 1. Tages, sagen wir der Kürze
                              									wegen des 1. Novembers, der Reis zur Koji-Bereitung
                              									gedämpft worden, so wird am 3. November Abends wieder entschälter Reis gedämpft und
                              									bis zum andern Morgen auf Matten ausgebreitet. Natürlich geht auch hier dem Dämpfen
                              									das Waschen und Einweichen des Reises vorher. Am 4. November früh 6 Uhr wird der
                              									gedämpfte Reis mit Koji und kaltem Wasser zu einem
                              									dicken Brei angerührt. Die Mengenverhältnisse werden dabei in jeder Brauerei etwas
                              									anders genommen; doch sind die Unterschiede unbedeutend. Ich gebe die folgenden
                              									Zahlen, die auf 10 Vol.-Th. Reis bezogen sind:
                           
                              
                                 Brauerei
                                 
                                    Koji
                                    
                                 Reis
                                 Wasser
                                 
                              
                                 I
                                 4
                                 10
                                 13
                                 
                              
                                 II
                                 4
                                 10
                                 12
                                 
                              
                                 III
                                 4
                                 10
                                 10
                                 
                              
                                 IV
                                    3,4
                                 10
                                     9,6
                                 
                              
                                 V
                                 3
                                 10
                                 12
                                 
                              
                                 VI
                                 3
                                 10
                                 10
                                 
                              
                                 Mittel
                                    3,6
                                 10
                                     11,1.
                                 
                              
                           Die für Koji gegebenen Zahlen
                              									sind die Volumtheile Reis, welche in Koji verwandelt
                              									wurden. Das Volum nimmt bei dieser Umwandlung natürlich zu. Das Gemenge von Koji, Reis und Wasser enthält, wenn man von dieser
                              									Volumvermehrung absieht, im Durchschnitt 55 Proc. Reis und 45 Proc. Wasser. Die
                              									Grenzfälle sind I und V mit 52 Proc. Reis und III und IV mit 58 Proc. Reis.
                           In der Sake-Brauerei in Tokio wird Moto gewöhnlich in der folgenden Weise bereitet: 12 to (216l) Reis werden
                              									gedämpft und in 24 Han-kiri zu gleichen Theilen
                              
                              									vertheilt. Man gibt darauf Koji, das aus 5 to Reis erhalten wurde, ebenfalls in gleichen Theilen
                              									zu. Zuletzt werden noch 6 sho (10l,8) Wasser in jedes Han-kiri zugesetzt. Dies geschieht am 4. November Morgens. Die Han-kiri sind niedrige cylindrische Gefäſse, im Lichten
                              										34cm hoch und mit einem Durchmesser von 78cm, halten also etwa 167l Reis, Koji und
                              									Wasser betragen zusammen 31,4 to oder 6hl, auf 1 Han-kiri
                              									entfallen also blos 25l. Man läſst die Masse bis
                              									zum Abend ruhig stehen. Das Wasser zieht sich ganz in den Reis, so daſs ein dicker
                              									Brei entsteht. Um 6 Uhr Abends beginnt man denselben zu rühren, erst mit der Hand,
                              									später arbeiten 3 Mann zugleich mit ruderartigen Rührscheiten, die auch Kai (Ruder) genannt werden, die Masse tüchtig durch.
                              									Die Myceliumfäden werden so von den Koji-Körnern
                              									abgedrückt und durch die Masse vertheilt und die Reiskörner werden zum Theil
                              									zerquetscht. Nach dem Rühren werden die Wände der Han-kiri mit der Hand reinlich abgestrichen, wie überhaupt im ganzen
                              									Processe auf Reinlichkeit streng gehalten wird. Bis zum 10. oder 11. November wird
                              									Tag und Nacht hindurch alle 2 Stunden gerührt, später immer kürzere Zeit hindurch
                              									und von einem Mann allein. Jeden Tag vertheilt man den Inhalt von 3 Han-kiri auf die übrigen Gefäſse, so daſs nach 6 Tagen,
                              									am 10. November, die ganze Masse sich in 6 Han-kiri befindet.
                              									Auf jedes kommt dann IM, wenn man die beim Versetzen des Reises mit Wasser
                              									stattfindende Volumverminderung nicht in Betracht zieht.
                           Nachdem das Rühren der Masse begonnen hat, wird sie nach und nach dünnflüssiger. Im
                              									Anfang liegt der Brei so dick in den Han-kiri, daſs er
                              									beim Neigen derselben sich kaum bewegt- nach 2 oder 3 Tagen könnte man schon einen
                              									guten Theil milchiger Flüssigkeit abgieſsen. Die entstandene Flüssigkeit hat einen
                              									stark süſsen Geschmack, die Stärke wird durch das Koji
                              									in Zucker umgebildet, womit die Verflüssigung der Masse zusammenhängt. Die
                              									Temperatur der Masse ist während der Zuckerbildung nie höher als etliche Grade über
                              									Null und richtet sich ganz nach der Lufttemperatur. In einem Falle, im Anfang
                              									Januar, trat die Verzuckerung ein, als die Masse zwischen 0 und 1° hatte. Die Sake-Brauer wuſsten auch nichts davon, daſs die
                              									Verzuckerung bei sehr niedriger Temperatur mehr Zeit erfordere; sie brauchen für
                              									diesen Proceſs niemals mehr als 6 Tage. Die gewöhnliche Temperatur der Masse während
                              									der Zuckerbildung wird im Monat November nicht viel über 10° liegen, im December ist
                              									sie jedenfalls nicht höher als 5^. Ich werde später zeigen, daſs Koji viel rascher bei höherer Temperatur (50° und mehr)
                              									Zucker-bildend wirkt. Der Sake-Brauer kann aber den
                              									Proceſs nur in der Kälte vor sich gehen lassen, weil bei nicht viel über 10° der
                              									Pilz anfangen würde, Sporen zu bilden, besonders aber, weil es dann nicht zur
                              									Bildung von Hefe kommen würde. Dies ist der Grund, warum die Sake-Saison auf 3 bis 4 Monate im Jahre beschränkt ist. Wäre höhere
                              									Temperatur nur während der Gährung schädlich, wie beim Biere, so würde der Betrieb
                              									vielleicht nur 4 Monate lang ausgesetzt werden brauchen, während er jetzt 8 Monate
                              									lang ganz ruht. Ein kleiner Eiskeller, in dem das Verzuckern des Reises vorgenommen
                              									würde, und Gährkeller sowie Lagerkeller für den fertigen Sake, die beide nicht einmal Eis brauchen würden, würden genügen, den
                              									Betrieb continuirlich zu machen.
                           Ist am 11. November die Masse in den 6 Han-kiri
                              									zusammen, so stellt dieselbe eine Lösung der Verzuckerungsproducte der Stärke dar,
                              									in welcher noch ein Theil ungelöst gebliebene Stärke, die nicht umwandlungsfähigen
                              									Substanzen des Reises und der Myceliumfäden des Koji
                              									sich befinden. Am 11. November wird der Inhalt von 3 Han-kiri in einen Gährbottich gegossen, der 80cm hoch ist, einen oberen Durchmesser von 1m hat und etwa 6hl faſst. Ein Moto füllt zwei solcher Gährbottiche, die Moto-yoshi-oke genannt werden.
                           Während sich die Maische noch in den Han-kiri befindet,
                              									tritt eine langsame Gährung in derselben ein, ohne daſs irgend ein Hefezusatz
                              									stattgefunden hätte. Die Schaumbildung ist im Anfange so ungeheuer gering, daſs man
                              									für den Eintritt der Gährung kaum einen bestimmten Tag angeben kann. Auch läſst die
                              									breiige Beschaffenheit der Maische in den ersten Tagen die Kohlensäureblasen schwer
                              									bemerken. Erst am 3. Tage des Maischens, in unserem Beispiele also am 7. November,
                              									ist der Schaum deutlich sichtbar; doch scheint mir, daſs sofort nach der
                              									Zuckerbildung die Gährung, wenn auch noch so schwach, ihren Anfang nimmt. Mit jedem
                              									Tage nimmt die Gährung zu, bleibt aber noch immer sehr schwach. Die Maische enthält
                              									am 6. oder 7. Tage, wenn sie in den Bottichen gesammelt worden ist, noch nicht 0,1
                              									Proc. Alkohol. Einen Tag lang, bis zum 12. November, bleibt die Maische in den
                              
                              									Gährbottichen ruhig stehen. Die Temperatur derselben ist dann noch unverändert
                              									dieselbe wie die mittlere Lufttemperatur. Am 12. November wird mit dem Erwärmen der
                              									Maische begonnen. Man bedient sich hölzerner Fäſschen von conischer Form, 50cm hoch, 30cm
                              									oberer und 23cm unterer Durchmesser, von etwa 1hl Inhalt; sie heiſsen Daki. Sie werden mit kochendem Wasser gefüllt und je eins in einen
                              									Gährbottich geworfen. Sie tauchen völlig in der Maische ein und erwärmen dieselbe
                              									allmälig. In der ersten Stunde nach dem Einsetzen des Wärmfäſschens wird dreimal, in
                              									der zweiten Stunde zweimal, in der dritten einmal, dann in zwei Stunden einmal
                              									u.s.w. immer weniger häufig umgerührt. Dies geschieht mit dem Daki selbst, das dabei mit groſser Anstrengung in der
                              									dicken Maische hin und her geschoben und gerollt wird. Die Ausgleichung der
                              									Temperaturunterschiede bleibt aber trotzdem immer unvollständig. Die Fäſschen werden täglich
                              									frisch mit kochendem Wasser gefüllt, im December und Januar wird auch täglich
                              									zweimal gewechselt, weil die Temperatur der Maische sonst zu langsam steigen würde.
                              									Treten warme Tage ein, so wird mit dem Einsetzen der Fäſschen gewartet, um den
                              									Proceſs nicht zu sehr zu beschleunigen. Ist es aber sehr kalt, so sammelt man die
                              									Maische schon vor dem 10. Tage in den Gährbottichen und setzt die Wärmfäſschen ein.
                              									Die Sake-Brauer halten es für sehr wichtig, den Proceſs
                              									genau in der festbestimmten Zeit von 18 Tagen zu Ende zu führen und ihn weder zu
                              									beschleunigen, noch abzukürzen. Die kunstgerechte Führung der Moto-Gährung scheinen sie für den schwierigsten Theil
                              									der ganzen Sake-Bereitung anzusehen.
                           Hat die Erwärmung der Maische begonnen, so werden die Gährbottiche, um die
                              									Wiederabkühlung zu verhindern, mit Strohmatten umwickelt. Zuerst werden die Wände
                              									der Bottiche mit den dichten Matten umgeben, dann noch 3 oder 4 Matten oben
                              									aufgelegt und die überhängenden Enden derselben durch ein um den Bottich
                              									geschlagenes Strohseil fest angeschnürt. Man fängt ungefähr einen Tag nach dem
                              									Einsetzen der Wärmfäſschen mit dem Einpacken der Bottiche an und nimmt die Matten
                              									erst wieder ab, wenn die Maische in voller Gährung steht und keine Wiederabkühlung
                              									zu befürchten ist; es geschieht dies am 17. Tage des ganzen Processes. Die
                              									Temperatur der Maische beträgt dann etwa 200. 5 Tage lang bleiben also die
                              									Gährbottiche eingepackt. In der Zwischenzeit werden die Matten nur dann abgenommen,
                              									wenn neue Fäſschen eingesetzt oder dieselben umgerührt werden sollen.
                           Die Erwärmung der Maische ist eine ziemlich langsame. Sie wird so geführt, daſs nach
                              									4 Tagen, am 16. November also, die Temperatur der Maische etwa 130 beträgt. Bis zu
                              									diesem Zeitpunkte ist die Gährung trotz der Erwärmung der Maische nur wenig
                              									kräftiger geworden. Dann aber fängt sie an, lebhafter zu werden. Durch die Wärme,
                              									welche die Gährung selbst entwickelt, wird die Temperatur der Maische und dadurch
                              									auch wieder die Gährung erhöht und so steigt vom 16. bis 18. Tage anfangs langsamer,
                              									später immer rascher sowohl Temperatur der Maische, als die Lebhaftigkeit der
                              									Gährung. Die Temperatur, die am 16. Tage etwa 13°, am 17. Tage 200 beträgt, ist am
                              									18. Tage auf 30°, in manchen Fällen auf 35° gestiegen. Die höchste Temperatur,
                              									welche bei der Gährung unserer Branntweinmaische einzutreten pflegt, ist dieselbe,
                              									30° oder wenige Grade darüber. Dies beweist allein schon, daſs die Moto-Gährung an Intensität der Gährung unserer
                              									Branntweinmaischen nicht nachsteht, wie auch der Augenschein lehrt. Eine Decke wird
                              									im Anfang der Gährung nicht gebildet, weil der Reis vor dem Maischen enthülst wurde.
                              									Eine rein weiſse Schaumdecke liegt am 16. Tage noch ganz niedrig, der noch schwachen
                              									Gährung entsprechend, auf der Maische. Am 18. Tage steht der Schaum, wenn die
                              									Gährung am kräftigsten ist, etwa 30cm hoch. Die
                              									Gährungsform ist die spritzende, wie es bei der dicken Maische nicht anders zu
                              									erwarten ist. Groſse Kohlensäureblasen folgen sich rasch und zerplatzen mit
                              									klatschendem Geräusche. Die Maische spritzt mitunter hoch auf. Neben dem stechenden
                              									und dem geistigen Gerüche tritt noch ein feiner obstartiger Geruch auf. Am Abend des
                              									18. Tages pflegt die Hauptgährung vorüber zu sein. Der Sake-Brauer fährt nun mit einem Finger längs durch den Schaum; wird die
                              									Spur, die der Finger im Schaume hinterläſst, von den noch aufsteigenden Blasen bald
                              									wieder ausgefüllt, so wird noch gewartet. Bleibt die Spur aber eine Zeit lang
                              									stehen, so ist das Moto fertig und die noch gährende
                              									Masse wird in Han-kiri übergeschöpft, in welchen sie
                              									schneller abkühlt, weil sie flacher sind. Die Gährung geht in denselben noch etliche
                              									Tage weiter, wird aber immer schwächer. In einem Falle fand ich am 19. Tage die
                              									Temperatur der noch gährenden Maische im Han-kiri zu
                              									250. Hat das Moto schlieſslich die Temperatur der Luft
                              									angenommen, so wird es in San-shaku-oke (d.h.
                              									Drei-Fuſs-Fässer) angesammelt und zum spätem Gebrauch aufgehoben.
                           Die Temperatur der Maische vom Einsetzen der Daki bis
                              									zum Ende der Hauptgährung wurde bei 4 Operationen mit folgendem Resultat
                              									beobachtet:
                           
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 
                                 
                              
                                 11. Tag
                                 –
                                 –
                                   3°
                                   3°
                                 Lufttemperatur 5°
                                 
                              
                                 12.  „
                                   8°
                                   8°
                                 11
                                 10
                                 Daki eingesetzt
                                 
                              
                                 13.  „
                                   7
                                   8
                                   7½
                                   7½
                                 
                                 
                              
                                 14.  „
                                 10
                                   9½
                                   9
                                   8
                                 
                                 
                              
                                 15.  „16.  „
                                     12½12
                                 1313
                                 1714
                                 1613
                                 Anfang der Haupt-       gahrung
                                 
                              
                                 17.  „
                                 17
                                 18
                                 24
                                 23
                                 
                                 
                              
                                 18.  „
                                 32
                                 29
                                 29
                                 33
                                 
                                 
                              
                                 19.  „
                                 25
                                 25
                                 –
                                 –
                                 in den Han-kiri.
                                 
                              
                           Der Sake-Brauer beurtheilt die Güte des erhaltenen Moto nach dem Geschmack desselben. Es hat einen
                              									fünffach verschiedenen Geschmack, wie er sagt, nämlich amai,
                                 										korai, nigai, sibuku, suppaku, d.h. suſs, scharf (alkoholisch), bitter,
                              									zusammenziehend und sauer. Dieser fünffach verschiedene Geschmack ist in der That
                              									vorhanden. Der suſse Geschmack rührt von unvergohrenem Zucker her, der scharfe vom
                              									Alkohol, der saure von Milchsäure und Essigsäure und der bittere und
                              									zusammenziehende wahrscheinlich von der Hefe. Nach der Ansicht der Sake-Brauer soll in gutem Moto der suſse und saure Geschmack nur wenig vorhanden sein. Nur selten
                              									soll ein Moto gar nicht suſs, also vollständig
                              									vergohren sein. Bitteres und zusammenziehend schmeckendes Moto soll am besten sein und sich gut halten. Wie man sieht sind diese
                              									Ansichten ganz richtig.
                           3) Der Hauptproceſs. Während das Moto bereitet wird, wird zugleich das zum Hauptproceſs nöthige Koji dargestellt. Hat man so im Koji das Mittel, die Maische zu verzuckern, und im Moto die Hefe, um die Gährung der Maische einzuleiten, so beginnt die
                              									eigentliche Sake-Bereitung. Ich will wie früher das
                              									Verfahren in der Sake-Brauerei von Tokio beschreiben,
                              									weil ich da ganz von der Richtigkeit der Zahlen, die ich geben werde, überzeugt
                              									bin.
                           Die Bottiche, die beim Hauptprocesse gebraucht werden, haben drei verschiedene
                              									Gröſsen und werden nach ihrer Höhe San-, Shi- oder Roku-shaku-oke genannt, d.h. Bottiche, die 3, 4 oder 6
                              									Fuſs hoch sind; die Durchmesser betragen ½ bis 1 Fuſs mehr als die Höhen, und ist
                              									die obere Weite immer etwas groſser als die untere; der Inhalt beträgt 10, 20
                              									bezieh. 65hl. Diese und die schon erwähnten
                              									Gefäſse werden nur aus weichem Holze gemacht. Man nimmt dazu gewöhnlich Sugi (Crip tomerie),
                              									selten Tosa (?).
                           Ungefähr am 22. November Abends, wenn das vergohrene Moto auf die Temperatur der Luft abgekühlt ist, bringt man in ein
                              									3-Fuſs-Faſs, das mit Nr. 1 bezeichnet sei:
                           
                              
                                 1,0
                                 
                                    koku
                                    
                                 Reis
                                 
                              
                                 0,4
                                 „
                                 
                                    Koji
                                    
                                 
                              
                                 1,1
                                 „
                                 kaltes Wasser
                                 
                              
                                 1,4
                                 „
                                 
                                    Moto.
                                    
                                 
                              
                           Der Reis ist vorher gedämpft worden, wie schon früher
                              									beschrieben wurde. Man rührt das Ganze zu einer gleichmaſsigen Mischung und läſst
                              									dieselbe bis zum 24. November Abends ruhig stehen. Dann bringt man die Hälfte der
                              									Masse in ein 3-Fuſs-Faſs Nr. 2. An demselben Abend werden in 3-Fuſs-Faſs Nr. 3:
                           
                              
                                 1,0
                                 
                                    koku
                                    
                                 Reis,
                                 
                              
                                 0,4
                                 „
                                 
                                    Koji
                                    
                                 
                              
                                 1,1
                                 „
                                 kaltes Wasser
                                 
                              
                                 1,5
                                 „
                                 
                                    Moto
                                    
                                 
                              
                           gemischt und stehen gelassen. An demselben Abend werden im
                              									3-Fuſs-Faſs Nr. 4
                           
                              
                                 2,0
                                 
                                    koku
                                    
                                 Reis
                                 
                              
                                 0,4
                                 „
                                 
                                    Koji
                                    
                                 
                              
                                 1,3
                                 „
                                 kaltes Wasser
                                 
                              
                           gut gemischt und zu gleichen Theilen auf Nr. 1 und Nr. 2
                              									vertheilt, so daſs Nr. 1, 2 und 3 gefüllt sind, Nr. 4 aber ganz leer ist. Am 25.
                              									November Abends wird Nr. 1 ganz und Nr. 2 zur Hälfte in den eigentlichen
                              									Gahrbottich, ein 6-Fuſs-Faſs entleert. An demselben Abend werden in einem
                              									4-Fuſs-Faſs:
                           
                           
                              
                                 3,0
                                 
                                    koku
                                    
                                 Reis
                                 
                              
                                 0,8
                                 „
                                 
                                    Koji
                                    
                                 
                              
                                 3,9
                                 „
                                 kaltes Wasser
                                 
                              
                           gut gemischt und sofort zu ¾ in das 6-Fuſs-Faſs und zu ¼ in
                              									Faſs Nr. 2 übergeschöpft, so daſs Faſs Nr. 1 und 4 leer, Nr. 2 und 3 aber gefüllt
                              									sind. Am 26. November Abends wird Faſs Nr. 2 ganz in den 6-Fuſs-Bottich entleert und
                              									die Hälfte des Inhaltes von Faſs Nr. 3 in eines der drei leeren 3-Fuſs-Fässer, z.B.
                              									Nr. 4, üb er geschöpft. In dem schon erwähnten 4-Fuſs-Bottich mischt man an
                              									demselben Abende:
                           
                              
                                 2,0
                                 
                                    koku
                                    
                                 Reis
                                 
                              
                                 0,4
                                 „
                                 
                                    Koji
                                    
                                 
                              
                                 2,6
                                 „
                                 kaltes Wasser
                                 
                              
                           und vertheilt die Mischung zu gleichen Theilen auf Faſs Nr. 3
                              									und Nr. 4. Diese sind nun ganz gefüllt, Nr. 1 und 2 sind ganz leer. Am 27. November
                              									wird der Inhalt von Nr. 3 und Nr. 4 zur Hälfte nach Nr. 1 und Nr. 2 gebracht, so
                              									daſs alle 4 Bottiche nun zur Hälfte gefüllt sind. An demselben Abend werden im
                              									4-Fuſs-Faſs:
                           
                              
                                 3,0
                                 
                                    koku
                                    
                                 Reis
                                 
                              
                                 0,8
                                 „
                                 
                                    Koji
                                    
                                 
                              
                                 3,9
                                 „
                                 kaltes Wasser
                                 
                              
                           gut gemischt und sogleich zu gleichen Theilen auf Nr. 1 bis 4
                              									vertheilt. Zu einem Gebräue nimmt man also:
                           
                              
                                 2,9
                                 
                                    koku
                                    
                                 
                                    Moto
                                    
                                 
                              
                                 3,2
                                 „
                                 
                                    Koji
                                    
                                 
                              
                                 12,0
                                 „
                                 Reis
                                 
                              
                                 13,9
                                 „
                                 Wasser
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 32,0
                                 
                                    koku
                                    
                                  = 57hl,7.
                                 
                              
                           Wie man sieht, werden zwei Maischen genau in derselben Weise bereitet und angestellt.
                              									Die eine ist der andern um 2 Tage voraus. Am fünften Maischtage ist die erste
                              									Maische bereits einen Tag lang im Gährbottiche und die zweite Maische fertig
                              									gemischt.
                           Sofort nach dem Einmaischen beginnt die Zuckerbildung durch die Einwirkung des Koji auf den Reis. Die anfangs dickbreiige Maische wird
                              									rasch flüssiger und so gut wie gleichzeitig mit der Zuckerbildung tritt die Gährung
                              									ein. Dieselbe ist am ersten Tage sehr schwach und nimmt am zweiten Tage etwas zu.
                              									Dabei erhöht sich auch die Temperatur um 1 oder 2°. Die Anfangstemperatur der
                              									Maische wird ungefähr 6 bis 8° betragen. Kaum ist die Gährung etwas lebhafter und
                              									die Maische etwas wärmer geworden, so kühlt der am 3. Tage geschehende Zusatz die
                              									Maische wieder ab und verlangsamt die Gährung. Durch die Zusätze erhält die Maische
                              									keine Hefe mehr. Auf dieselbe Menge Hefe kommt nach dem ersten Zusatz schon mehr als
                              									die doppelte Menge Maische, als Anfangs. Die schwache Gährung, die schon
                              									stattgefunden hat, kann nicht so viel Hefe neugebildet haben, um diese relative
                              									Verringerung der Hefe auszugleichen. Die Gährung nach dem ersten Zusatz und noch
                              									mehr natürlich nach dem zweiten wird in Folge dessen noch schwach bleiben. Die erste
                              
                              									Hälfte der Maische, die am 5. Maischtage in dem 6-Fuſs-Gährbottich sich befindet,
                              									hat daher 10°, höchstens 120. Erst in diesem Bottiche fängt die Gährung an, sich
                              									besser zu entwickeln. Künstliche Erwärmung der Maische, wie bei der Moto-Gährung, ist wegen der gröſseren Menge Hefe, die
                              									jetzt vorhanden ist, unnöthig. Die Gährung wird nicht so intensiv wie beim Moto, wo die Hauptgährung 1 oder 2 Tage dauerte. Sie
                              									hält dafür aber viel länger an, 10 Tage oder mehr, wobei die Temperatur der Maische
                              									einige 20° beträgt. Während dieser 10 Tage wird die zweite Hälfte der Maische, die
                              									am 6. Maischtage in das 3-Fuſs-Faſs Nr. 1 bis 4 fertig gemischt war, nach und nach
                              									zugegossen. Am 7. Maischtage, dem 28. November, fängt man mit dem Ueberschöpfen der
                              									zweiten Hälfte der Maische an. Wenn die Gährung nachläſst, was man an dem Fallen der
                              									Schaumdecke erkennt, wird eine frische Menge Maische zugefügt. Die Zeit, wann der
                              									Zusatz geschieht, und die Menge desselben werden so einzurichten gesucht, daſs die
                              									Gährung ohne Unterbrechung in derselben Stärke weiter geht. In der zweiten Hälfte
                              									der Maische, so lange sich diese noch in dem 3-Fuſs-Faſs befindet, geht die Gährung
                              									in derselben schwachen Weise fort. Die Temperatur der Maische liegt dabei zwischen
                              
                              
                              									10 und 13°. Am 14. Maischtage, dem 5. December, ist das Ueberschöpfen beendigt und
                              									der Gahrbottich mit der ganzen Maische gefüllt, die immer noch etwas über 20° warm
                              									ist. Am nächsten Tage nimmt die Kraft der Gährung bereits ab. Man wartet noch einige
                              									Tage und beginnt am 17. Maisch tage, am 8. December also, mit dem Auspressen der
                              									Maische.
                           Sobald die Gährung schwächer wird, verschlieſst man den Gahrbottich lose mit einem
                              									Deckel. Ferner wird die Maische in allen Bottichen, auch im Gahrbottich, alle 6
                              									Stunden einmal mit dem schon erwähnten Scheite umgerührt. Das Rühren mag dazu
                              									dienen, die Zuckerbildung zu befördern und die durch die Gährung nach oben
                              									getriebene Hefe wieder unterzutauchen. Ich konnte nichts über etwaige Anzeichen in
                              									Erfahrung bringen, mit Hilfe deren der Verlauf der Gährung beurtheilt wird. Es
                              									scheint daher der Proceſs sehr selten fehl zu gehen. Daſs eine Maische durch
                              									Sauerwerden verdirbt, soll fast nie vorkommen, obgleich nach unseren Vorstellungen
                              									die Bedingungen dazu erfüllt wären. Trotzdem die Maische 10 Tage lang auf 20°
                              									erwärmt ist. enthält sie doch schlieſslich viel weniger freie Säure als die Moto-Maische, die nur 3 Tage eine der Säurebildung
                              									günstige Temperatur hat. Ich weiſs keinen Grund für diese Verschiedenheit
                              									anzugeben.
                           In der Sake-Brauerei in Tokio wurde mir noch ein anderes
                              									Verfahren beschrieben, welches einfacher ist und älter zu sein scheint; wenigstens
                              									kam es in diesem Winter nicht zur Anwendung. Am ersten Tage Abends 10 Uhr werden im
                              									4-Fuſs-Faſs:
                           
                              
                                 0,7
                                 
                                    koku
                                    
                                 
                                    Moto
                                    
                                 
                              
                                 0,4
                                 „
                                 
                                    Koji
                                    
                                 
                              
                                 1,0
                                 „
                                 Reis
                                 
                              
                                 1,1
                                 „
                                 kaltes Wasser
                                 
                              
                           gemischt. Zuckerbildung und Gährung beginnt gleichzeitig wie
                              									im anderen VerfahrenVerfahran und die Temperatur steigt allmälig auf etwa 120. Die Maische wird ein oder
                              									zwei Mal des Tages umgerührt und am 3. Tage Abends 10 Uhr mit:
                           
                              
                                 0,3
                                 
                                    koku
                                    
                                 
                                    Koji
                                    
                                 
                              
                                 1,2
                                 „
                                 Reis
                                 
                              
                                 1,6
                                 „
                                 kaltem Wasser
                                 
                              
                           und am 4. Tage um dieselbe Zeit mit:
                           
                              
                                 0,3
                                 
                                    koku
                                    
                                 
                                    Koji
                                    
                                 
                              
                                 1,4
                                 „
                                 Reis
                                 
                              
                                 1,8
                                 „
                                 kaltem Wasser
                                 
                              
                           versetzt. Es befinden sich dann im Bottiche im Ganzen:
                           
                              
                                 0,7
                                 
                                    koku
                                    
                                 
                                    Moto
                                    
                                 
                              
                                 1,0
                                 „
                                 
                                    Koji
                                    
                                 
                              
                                 3,6
                                 „
                                 Reis
                                 
                              
                                 4,5
                                 
                                 Wasser
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 9,8
                                 
                                    koku
                                    
                                 Maische.
                                 
                              
                           Sofort nachdem das letzte am 4. Tage zugesetzt und vermischt worden ist, werden 3/4 der ganzen Maische in den 6-Fuſs-Gahrbottich
                              									übergeschöpft. Nach 2 bis 3 Tagen beginnt in demselben die Hauptnahrung, nach 3 bis
                              									5 Tagen fällt der Schaum. Dann gibt man das letzte Viertel der Maische dazu, setzt
                              									den Deckel auf und rührt von nun an alle 6 Stunden um. Die Gährung belebt sich dann
                              									noch einmal für 1 oder 2 Tage. Nach weiteren 8 Tagen ist die Maische vergohren und
                              									fängt an, sich abzukühlen. Sie wird dann ausgepreſst.
                           In den meisten Fällen wird nicht blos in einem 4-Fuſs-Faſs eingemaischt, sondern
                              									gleichzeitig in zwei oder drei. Man schöpft dann zu derselben Zeit ¾ der Maische von
                              									jedem 4-Fuſs-Faſs in einen und denselben 6-Fuſs-Bottich über und läſst so die
                              									einzeln bereiteten Maischen zusammen vergahren. Der Verlauf des Processes ist genau
                              									derselbe wie bei der Verarbeitung von Maische in 3-Fuſs-Fassern.
                           Es wurde mir noch von einigen anderen Verfahren berichtet. Dieselben unterschieden
                              									sich aber in nichts Wesentlichem von den zwei hier ausführlich mitgetheilten Verfahren. Die
                              									Mischungsverhältnisse und die Zeit, in welcher die Zusätze gemacht werden, waren ein
                              									wenig anders, als in einem der beiden beschriebenen Verfahren. Ich lasse deshalb
                              									diese Angaben aus.
                           Uebrigens sei noch als Sonderbarkeit erwähnt, daſs, wenigstens in der Brauerei in
                              									Tokio, die Arbeiten immer in der Nacht ausgeführt wurden. Nachmittags fing man an,
                              									den Reis zu dämpfen, Abends um 10 Uhr nahm man die Mischung vor, und wenn noch
                              									übergeschöpft werden muſste, wurden die Arbeiter erst um 2 Uhr Nachts fertig. Am
                              									Tage ist dann nichts zu thun. Irgend ein Aberglaube muſs der Grund zu dieser
                              									sonderbaren Zeiteintheilung sein.Es scheinen überhaupt viel abergläubische Gebräuche bei der Sake-Bereitung in Uebung zu sein. Als ich
                                    											einmal gährende Moto-Maische ansehen wollte,
                                    											die in einem mit Matten verschlossenen Bottich stand, wurden nach dem
                                    											Oeffnen mit Feuersteinen Funken über die Maische geschlagen.
                           Beide hier beschriebene Verfahren brauchen vom Einmaischen bis zum Beginn des
                              									Auspressens genau dieselbe Zeit, nämlich 17 Tage. Von diesen 17 Tagen entfallen beim
                              									ersten Verfahren auf die Zeit vor der Hauptgährung, in welcher die Verzuckerung
                              									hauptsächlich stattfinden wird, im Durchschnitt 4 Tage; nämlich bei der ersten
                              									Hälfte der Maische im Durchschnitt 2 Tage, bei der zweiten Hälfte 6 Tage. Die
                              									Hauptgährung dauert 11 Tage und die Nachgährung 2 Tage. Beim zweiten Verfahren
                              									vertheilen sich die 17 Tage auf die drei Abschnitte in anderer Weise. Nur 2½ Tage
                              									dauert die Verzuckerung und 8½ Tage die Hauptgährung; dagegen entfallen 6 Tage auf
                              									die Nachgährung. Die Verzuckerung wird also beim ersten Verfahren eine
                              									vollständigere sein als beim zweiten, da sie beinahe doppelt so lange dauert. Die
                              									Gährung dauert bei beiden Verfahren gleich lange, da ja schon während der
                              									Verzuckerung eine Vorgährung stattfindet. Der Umstand aber, daſs die Hauptgährung
                              									beim ersten Verfahren um die Hälfte länger, die Nachgährung dagegen beim zweiten
                              									Verfahren dreimal länger dauert, beweist, daſs auch die Vergährung der Maische im
                              									ersten Verfahren vollständiger ist. Dazu kommt noch, daſs durch den allmälig während
                              									7 Tagen geschehenden Zusatz der zweiten Hälfte der Maische die Hauptgährung beim
                              									ersten Verfahren während ihrer ganzen Dauer in immer gleicher Kraft erhalten wird.
                              									Das zweite Verfahren ist auch in dieser Beziehung mangelharter. Es verläuft bei
                              									demselben die Hauptgährung in zwei ungleichen Abschnitten. Nachdem ¾ der Maische
                              									ziemlich vergohren sind, wird das letzte Viertel zugesetzt. Die Gährung kommt aber
                              									nicht mehr zu ihrer früheren Kraft: immer schwächer werdend, zieht sie sich noch
                              									lange hin.
                           Das erste Verfahren ist also das bei weitem vollkommenere. In allen Einzelheiten fein
                              									ausgearbeitet, ist es von hoher Vollendung und zeugt dafür, daſs die Sake-Brauer ein überraschendes Verständniſs von dem
                              									Wesen der Gährung besitzen. Es ist dieses Verfahren aber auch das jüngere und
                              									beweist dadurch, daſs die Japaner sehr wohl verstehen, ihnen Ueberliefertes
                              									selbstständig weiter zu entwickeln. Auſser den beiden schon angeführten
                              									Verfahrungsweisen erhielt ich noch von einer Brauerei in Hachioji die dort üblichen
                              									Mengenverhältnisse. Die näheren Angaben über das Verfahren erscheinen mir aber zu
                              									unzuverlässig, so daſs ich von ihrer Mittheilung abstehe. Daſselbe gilt von dem
                              									Berichte, den das schon erwähnte Buch San kai mei san dzu
                                 										kai vom Hauptprocesse gibt. Ich führe deshalb auch von diesem nur die
                              									Zahlen an. In der folgenden Zusammenstellung sind die Mengenverhältnisse in Procente
                              									umgerechnet. (I und II: Erstes bezieh. zweites Verfahren der Brauerei in Tokio, III:
                              									Brauerei in Hachioji, IV: in Itami, V: in Nagareyama nach Dr. Hoffmann).
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 
                              
                                 
                                    Moto
                                    
                                   8,7
                                   9,0
                                   7,5
                                   8,5
                                   9,9
                                 
                              
                                 
                                    Koji
                                    
                                   9,6
                                   9,5
                                 10,0
                                 17,7
                                 11,7
                                 
                              
                                 Reis
                                 36,0
                                 35,7
                                 35,7
                                 44,7
                                 39,2
                                 
                              
                                 Wasser
                                 45,7
                                 45,8
                                     46,8 (?)
                                 29,1
                                 39,2.
                                 
                              
                           
                           Die unter III für Wasser gegebene Zahl fehlte in den Notizen und ist unter der
                              									Voraussetzung berechnet, daſs das Koji 10 Proc. des
                              									Ganzen betrage. Man sieht, daſs die unter I bis III gegebenen Zahlen, die ich selbst
                              									gesammelt habe, unter sich vollständig übereinstimmen, – der beste Beweis, daſs sie
                              									richtig sind. Die unter IV gegebenen Zahlen sind von vornherein höchst
                              									unwahrscheinlich. Würde alle Stärke in einer diesen Zahlen entsprechend
                              									zusammengesetzten Maische in Lösung gebracht, so würde eine 50proc. Extractlösung
                              									und durch deren Vergährung ein Sake von über 25 Proc.
                              									Alkohol entstehen. Atkinson besuchte in diesem Jahre
                              									die Brauereien in Itami und hatte die Freundlichkeit, mir mitzutheilen, daſs dort
                              									folgende Verhältnisse üblich sind: Moto 7,1, Koji 10,8, Reis 35,9 und Wasser 46,2. Die Zahlen
                              									stimmen mit denen unter I bis III ganz überein. Die Angaben des Buches San kai mei san dzu kai sind also falsch. Auch von den
                              									nur wenig von den anderen abweichenden Angaben Dr. Hoffmann's glaube ich, daſs sie durch nochmalige Erkundigung in Nagareyama
                              									mit den anderen Angaben in Uebereinstimmung gebracht werden würden.
                           4) Pressen und Klären. Am 8. December oder am 38. Tage
                              									des ganzen Processes beginnt das Auspressen. Die Maische im 6-Fuſs-Faſs ist immer
                              									noch in langsamer Gährung begriffen. Man füllt die vergohrene Maische in feste,
                              									baumwollene Beutel von cylindrischer Form, die 60cm lang sind und einen Durchmesser von 15cm haben. Nach der Füllung der Beutel werden dieselben, um sie zu
                              									verschlieſsen, am offenen Ende umgeschlagen. Darauf werden die Beutel in einen
                              									Kasten (Fune) eingetragen, in dem sie ausgepreist
                              									werden sollen. Dieser Kasten ist 1m,36 lang, 0m,77 breit und ebenso hoch. Seine Wände sind 4cm stark und sorgfältig in einander verzapft, um
                              									bei dem starken Drucke nicht nachzugeben. Die Beutel werden der kürzeren Seite
                              									parallel so eingelegt, daſs der folgende Beutel immer an der anderen Längsseite
                              									anliegt. Da die an der offenen Seite umgeschlagenen Beutel kürzer sind als die
                              									lichte Breite des Kastens, so bleibt neben jedem Beutel eine freie Stelle, in
                              									welcher die ausgepreiste Flüssigkeit sich sammeln kann. Jede folgende Schicht wird
                              									genau wie die erste gelegt. Ist der Kasten endlich gefüllt, so ist neben jeder
                              									senkrechten Reihe von Beuteln ein schachtartiger Raum frei geblieben. Dann wird eine
                              									dicke, ziemlich genau in die Oeffnung des Kastens passende Bohle aufgelegt, auf
                              									diese folgen noch mehrere immer kleinere. Dicht am Kasten, an der Mitte der einen
                              									Längsseite, ist ein starker Stamm in den Boden gelassen. Durch eine Oeffnung
                              									desselben ist der Druckbaum geschoben und durch einen Riegel am Ausrutschen
                              									verhindert. Am Ende des Druckbaumes, der 4m lang
                              									ist, werden schwere Steine angehängt. Im Anfang genügt schon das Gewicht des
                              									ungeheuren Balkens, um den Sake zum Ausflieſsen zu
                              									bringen; dann hängt man nach und nach die Steine an, bis zu 20 Stück, von denen
                              									jeder etwa 65k wiegt, so daſs, wenn man die
                              									Wirkung des Hebels berücksichtigt, schlieſslich ein Druck von etwa 7t auf die Beutel ausgeübt wird. Der Sake sammelt sich in den schachtartigen Zwischenräumen
                              									und in einem doppelten Lattenboden an und flieſst in ziemlich gleichmässigem Strahle
                              									durch ein Sieb in ein fast ganz in den Boden eingegrabenes groſses Thongefäſs. Von
                              									den festen Bestandtheilen der Maische gelangt beim Auspressen fast nichts in den Sake, welcher nur eine ganz schwache Trübung
                              									besitzt.
                           Die Preiskasten sind eine verhältniſsmäſsig neue Erfindung. Sie werden erst seit d.
                              									J. 1670 in den Sake-Brauereien angewendet. Vor dieser
                              									Zeit brachte man die Maische oder Moromi in Körbe und
                              									lieſs sie durch dieselben filtriren. Die Preiskasten sind nach der Gröſse der
                              									Brauerei verschieden groſs. Sie enthalten zwischen 150 und 500 Beutel. Die Beutel
                              									werden, wenn sie das erste Mal in Gebrauch genommen werden sollen, vorher mit einer
                              									Gerbstoff-haltigen Flüssigkeit getränkt und damit getrocknet, um sie dauerhafter und
                              									weniger durchlässig zu machen.
                           Die Maische, welche durch die Mischung von im Ganzen 32 koku Reis, Wasser, Koji und Moto entstanden war und am Ende der Hauptgährung
                              									ungefähr 25 koku beträgt, wird in 850 Beutel gefüllt.
                              									Ein Beutel faſst mithin 3 sho oder beinahe 6l. Der Preſskasten von den oben gegebenen
                              									Dimensionen kann 240 Beutel in 20 Schichten aufnehmen, so daſs also 12 in einer
                              									Reihe liegen. Ein
                              									Gebräue von 32 koku reicht zu 3½ Füllungen des
                              									Preiskastens hin, die in 2 Tagen ausgepreist sind. Jede Füllung braucht ungefähr ½
                              									Tag.
                           Der ausgepreſste Sake, jetzt Sei-shi (klarer Wein) genannt, wird aus dem Sammelgefaſse in die
                              									Klärbottiche übergeschöpft. Dieselben sind 1m,5
                              									hoch und haben am Boden einen Durchmesser von 1m,125. Der obere Durchmesser ist wie bei den Gährbottichen ein wenig gröſser.
                              									Die Klärbottiche fassen also etwa 16hl. In den
                              									Brauereien von Hachioji fand ich sie gröſser. Sie enthielten da 26hl. Jeder Klärbottich hat 2 Spundlöcher, das eine
                              									ist direct über dem Boden, das andere etwa 20cm
                              									höher. In diesen Bottichen macht der Sake eine
                              									Nachgährung durch: es bildet sich neue Hefe, die sich zu Boden setzt und in dem
                              									Räume zwischen den beiden Spundlöchern ansammelt. Soll der Sake sofort verkauft werden, so wird er zwar auch auf die Klärbottiche
                              									gefüllt, aber blos um die beim Auspressen mitgerissenen Reistheilchen absetzen zu
                              									lassen. Man zieht dann aus dem oberen Spundloche täglich einmal 2 sho Sake ab, was das Absetzen befördern soll. Am 5.
                              									Tage, ehe die Nachgährung eingetreten sein kann, füllt man dann den Sake in die Versandtfässer (Taru); zwei derselben bilden 1 Dan oder eine
                              									Pferdelast, welche man zu 8 to (144l) rechnet. Ein Taru
                              									enthält also 4 to. Am 15. December oder am 45. Tage vom
                              									Anfange des Processes an, kann also, wenn keine Pausen zwischen den einzelnen
                              									Processen stattfinden, der fertige Sake verkauft
                              									werden.
                           Soll der Sake nicht sofort verkauft und dann ohne Verzug
                              									getrunken werden, so läſst man ihn in den Klärbottichen die Nachgährung durchmachen.
                              									Man legt dann einen Deckel auf und verklebt alle noch bleibenden Ritzen aufs
                              									sorgfältigste mit Papier. Wenn ein besonders reines Product hergestellt werden soll,
                              									so zieht man nach etlichen Wochen den geklärten Sake
                              									aus dem oberen Spundloche ab und wiederholt dieselbe Operation noch zweimal. In
                              									beiden Fällen bringt man aber zuletzt den geklärten Sake auf den Lagerbottich, der 2m hoch
                              									ist und einen Durchmesser von 2m,2 hat, also 75hl faſst. Dr. Hoffmann hat in Nagareyama sogar Lagerbottiche von 300hl gesehen. Der Lagerbottich wird mit einem Deckel
                              									verschlossen- die Ritzen werden noch viel sorgfältiger mit Papier verklebt, als dies
                              									bei den Klärbottichen der Fall war. Im Lagerbottich bewahrt man den Sake bis zu 1 Jahr lang und noch länger auf. Die
                              									Nachgährung ist wahrscheinlich, schon lange vor Ablauf dieser Zeit zu Ende;
                              									wenigstens fand ich, daſs käuflicher Sake in Fehling'scher Lösung gar kein Kupferoxyd reducirt.
                              
                              									Durch das Lagern soll der Sake schwächer werden, wie
                              									die Brauer behaupten. Ich glaube nicht, daſs dies einer Verringerung des
                              									Alkoholgehaltes zuzuschreiben ist. Frischer Sake hat
                              									einen etwas rauhen, kratzigen Geschmack, der sich beim Lagern nach und nach
                              									verliert. Sake von 150 Tagen Lager soll den besten
                              									Geschmack haben.
                           Droht der Sake in den Sommermonaten umzuschlagen, so
                              									wird er pasteurisirt (vgl. 1878 229 436). Man füllt ihn
                              									dann in eiserne Kessel und erhitzt ihn so weit, daſs man die Hand nicht lange
                              									eintauchen kann, ohne daſs sie schmerzt. Nachdem der Sake wieder abgekühlt ist, bringt man ihn auf einen Lagerbottich zurück,
                              									den man in der bekannten Weise mit Papier verklebt. Wenn es nöthig werden sollte,
                              									wird während des Sommers der Sake noch ein-, mitunter
                              									noch zweimal erhitzt. 4 Monate lang (Juni bis September) ist die. mittlere
                              									Temperatur zwischen 20 und 25°; einige Wochen lang pflegt sie sogar auf nahe 30° zu
                              									steigen. Bei diesen hohen Temperaturen und dem Fehlen der Keller würde ohne das
                              									Hilfsmittel des Pasteurisirens das Aufbewahren des Sake
                              									bis zum nächsten Winter sehr schwierig sein. Das zwingende Bedürfniſs ist die
                              									Veranlassung gewesen, daſs die Japaner Jahrhunderte vorher, ehe Pasteur daran dachte, das Verfahren erfanden,
                              									alkoholische Flüssigkeiten durch Erhitzen zu conserviren. Das Verfahren muſs den
                              									Japanern wenigstens seit 300 Jahren bekannt sein; denn so lange ist es her, wie ich
                              									oben erwähnte, daſs der Sake im ganzen Lande im Groſsen
                              									dargestellt wird, und ohne die Möglichkeit, den Sake
                              									bis zum Frühjahr des nächsten Jahres aufzubewahren, zu welcher Zeit das neue Product
                              									fertig ist, wäre ein Fabrikbetrieb gar nicht denkbar. Für das hohe Alter des
                              									Verfahrens in Japan spricht auch der Umstand, daſs das im J. 1797 geschriebene Buch
                              										San kai mei san dzu kai das Pasteurisiren als allgemein
                              									üblich erwähnt und über die Zeit der ersten Anwendung desselben nichts angibt.
                           Die Preſsrückstände, Kasu genannt, werden auf Alkohol
                              									verarbeitet. Auf einen guſseisernen Kessel, dem oben ein Rand angegossen ist, wird
                              									ein hölzerner, cylindrischer Bottich mit durchlöchertem Boden fest aufgesetzt. Der
                              									Bottich erhält einen zuckerhutförmigen Verschluſs mit einem breiten Rande, der aus
                              									Eisen gegossen ist. Derselbe ragt mit der Spitze nach unten in den Bottich hinein,
                              									seine Höhlung wird mit Wasser gefüllt. Im Kessel läſst man Wasser kochen, die Dämpfe
                              									steigen durch den durchlöcherten Boden und durchdringen die Alkohol-haltigen
                              									Preſsrückstände, die auf demselben liegen. Sie nehmen da den Alkohol auf und
                              									verdichten sich an dem zuckerhutförmigen Kühler. Unter der Spitze desselben ist ein
                              									hölzernes Schälchen angebracht, in welches das am Kühler herabflieſsende Destillat
                              									tropft. Das Schälchen ist auf einem etwas geneigt durch den Bottich gehenden
                              									Bambusrohr angebracht. Vom Boden des Schälchens aus ist ein Loch durch dasselbe und
                              									das Bambusrohr gebohrt. Durch dasselbe flieſst das Destillat ins Rohr und durch
                              									dessen knieförmig gebogenes Ende ins Sammelgefäſs ab. Der zuerst übergehende Antheil
                              									ist ziemlich stark. So unvollkommen der Apparat ist, so kann man doch mit demselben
                              									durch oft wiederholtes Destilliren, allerdings unter groſsen Verlusten, einen 60 bis
                              									70proc. Spiritus darstellen.
                           Die Preſsrückstände werden nach dem Destilliren als Dünger verkauft.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)