| Titel: | Neue Constructionen von Wirkmaschinen-Nadeln. | 
| Autor: | G. W. | 
| Fundstelle: | Band 230, Jahrgang 1878, S. 223 | 
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                        Neue Constructionen von
                           								Wirkmaschinen-Nadeln.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 23.
                        Neue Constructionen von Wirkmaschinen-Nadeln.
                        
                     
                        
                           Mit dem Namen „Nadeln“ werden in der Wirkerei mancherlei Drahtstäbchen von
                              									verschiedenen Formen, Gröſsen und Verwendungsweisen bezeichnet. Hauptsächlich führen
                              									diejenigen in den Wirkmaschinen vorkommenden Drahthaken diesen Namen, an welchen die
                              									Maschen des gewirkten Stoffes hängen und die zur Herstellung dieser Maschen, ähnlich
                              									wie die Stricknadeln der Handarbeit, dienen. In neuerer Zeit hat man in einzelnen
                              									Ausführungsformen derselben folgende weitere Verbesserungen angebracht, theils zum
                              									Zwecke weiter gehender Verwendung, theils in der Absicht, die Nadeln leichter
                              									handlich und arbeitsfähig zu machen.
                           Eine neue Plüsch-Nadel von Chr. Zimmermann und Sohn in Apolda (*D. R. P. Nr. 2091
                              									vom 25. November 1877) ist dazu bestimmt, die Plüschhenkel der Kettenwaare während
                              									des Wirkens der letzteren zugleich aufzuschneiden. Sie ist am Fangkettenstuhle,
                              									welcher jetzt vielfach zur Herstellung von Kettenplüsch benutzt wird, zu verwenden.
                              									Im Falle solcher Plüscharbeit enthält dieser Fangkettenstuhl nur in einer
                              									Nadelreihe, der Stuhlreihe, die gewöhnlichen Haken- oder auch Zungennadeln zur
                              									Maschenbildung des Grundgewirkes, und die andere Reihe ist nur aus Stiften gebildet,
                              									welche dazu bestimmt sind, bei jeder Legung eine Schleifenreihe der Fäden mit zu
                              									erhalten, welche später die Plüschhenkel bilden, aus denen sich aber die Stifte nach
                              									Beendigung der Reihe leicht herausziehen können. Als Ersatz dieser Stifte sind die
                              									neuen Plüschnadeln zu betrachten. Dieselben enthalten, wie Fig. 7 Taf.
                              									23 zeigt, auf ein Stück ihrer Länge einen breiten Schaft und vorn einen kürzeren
                              									oder längeren Haken b. Da, wo der Schaft plötzlich schmäler abgesetzt ist,
                              									hat man die Kante cd wie ein Messer zugeschärft und sie
                              									entweder senkrecht auf a stehend, wie cd, oder bogenförmig wie ced, oder schräg wie cf geformt. Wenn nun
                              									eine Reihe gewirkt ist, so halten die Haken b die
                              									Plüschhenkel; wird dann die ganze Nadelreihe a in der
                              									Längsrichtung der Nadeln verschoben, so gleiten die Henkel hinter oder unter cd hin (die Nadeln a
                              									stehen im Stuhle vertical), und wenn man dann die Reihe a wieder senkt, so durchschneidet jede Kante cd ihren Plüschhenkel. Auf diese Weise befreien sich die Nadeln a selbst von ihren Henkeln und brauchen nicht aus ihnen
                              									herausgezogen zu werden,
                           Die Abänderung der Röhrennadel von
                              										Eug. Durand in Paris (*D. R. P. Nr. 2100 vom 8.
                              									Januar 1878) greift wieder zurück zu einer alten Erfindung (vgl. Sächsisches Patent
                              									von Lembcke und Gottlebe in Wittgensdorf bei Chemnitz
                              									vom J. 1858), nach welcher die Stuhlnadeln nicht mehr den langen Haken enthalten,
                              									dessen Spitze bisweilen, behufs der Maschenbildung, herab in eine Nuth des
                              									Nadelschaftes gedrückt wird, sondern deren Nadelschaft selbst aus einem
                              									Blechröhrchen besteht, in welchem ein Drahtstift sich lang hin- und herschieben
                              									läſst. An einem Ende ist die Röhre einseitig zu einem Haken ausgefeilt und, wenn der
                              									Draht nach vorn geschoben wird, so legt er sich auf das Hakenende und schlieſst den
                              									Hakenraum. Diese Verschiebung des Drahtes ersetzt also die Arbeit des Pressens der
                              									gewöhnlichen Hakennadel, ist aber nicht eine so schwere Arbeit als wie die letztere.
                              									Zu demselben Zwecke, um also dem Arbeiter das „Pressen“ zu ersparen, ist auch
                              									die Zungennadel erfunden worden und hat den beabsichtigten Nutzen so leicht und in
                              									so hohem Maſse ergeben, daſs sie jetzt überaus vielfach verbreitet ist.
                           Wenn nun die jetzt von Durand angegebene Veränderung der
                              									Röhrennadel die letztere wiederum zum Ersätze der Zungennadel befähigen soll, so
                              									erscheint eine solche Absicht wohl schwer erreichbar; – jedenfalls ist das Resultat
                              									der Bestrebungen abzuwarten. Nach der neuen Construction besteht der Nadelschaft
                              									nicht mehr aus einer Röhre, sondern ist ein maſsiver runder oder etwas flach
                              									gepreſster Drahtstab a (Fig. 8 bis
                              										10 Taf. 23), in welchem man eine Nuth eingehobelt oder eingefräst hat,
                              									und in dieser Nuth verschiebt sich der Drahtstab cd. An
                              										a ist auf der einen Seite der kurze Haken b angebogen und cd enthält
                              									auf der entgegengesetzten Seite ein rechtwinklig aufwärts gebogenes Ende c. Sämmtliche Stäbchen cd
                              									werden von einer Schiene bei c erfaſst und hin und her
                              									geschoben zum Oeffnen oder Schlieſsen des Hakenraumes b. Man kann auch umgekehrt die Stäbchen cd
                              									festhalten und die Nadeln ab bewegen lassen; jedenfalls
                              									geschieht aber das Oeffnen und Schlieſsen des Hakenraumes nicht mehr, wie bei den
                              									Zungennadeln, durch die Waare selbst, sondern ist von der Maschine besonders zu
                              									verrichten.
                           Die Neuerung an der Zungen-Nadel von J.
                                    										Biernatzki in Hamburg (*D. R. P. Nr. 2104 vom 19. Januar 1878) besteht, wie
                              										Fig. 11 Taf. 23 zeigt, darin, daſs die Nadel a am unteren Ende, unterhalb des Schloſshakens a1, zugleich die Feder b enthält, welche man sonst gewöhnlich getrennt in die
                              									Nadelbetten einlegen muſste, wie d in Fig. 12
                              									(vgl. *1869 191 9). Während durch Hinaufschieben von d die Nadel a in ihre
                              									Arbeitslage gebracht wird, in welcher der Haken a1 von dem Schlosse der Maschine getroffen werden
                              									kann, ist nach der neueren Einrichtung ein Hinaufschieben der Nadel a erforderlich, so weit, bis b nahe an der unteren Querschiene c anstöſst.
                              									Die alten Federn d werden mit der Zeit locker, rutschen
                              
                              									zurück und halten die Nadeln a nicht sicher in der
                              									richtigen Lage; dies geschieht aber durch die neuere Einrichtung mit gröſserer
                              									Zuverlässigkeit. Soll die Nadel nicht mit arbeiten, so wird sie so weit
                              									hinabgeschoben, daſs die Feder b unter der Schiene c liegt.
                           Die Unsicherheit in der Wirkung der alten Federn d hat
                              									schon zu einer der obigen ähnlichen Verbesserung Veranlassung gegeben (vgl.
                              									Sächsisches Patent von Bach und Groſser in Markersdorf
                              									bei Burgstädt in Sachsen vom J. 1876), nach welcher auch jede Nadel ihre eigene
                              									Feder trägt, aber in anderer als der obigen Ausführungsform.
                           
                              
                                 G. W.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
